Hirn wie Sieb - ich erinnere so gut wie nichts

  • Hallo zusammen,

    Ich habe noch niemanden getroffen, dem es so ähnlich geht, deswegen frage ich hier.

    Meine Erinnerung reicht ungefähr 48h. Danach weiß ich vielleicht noch wo oder mit wem ich etwas gemacht/gehört habe (Radio zb), aber meist ist es einfach weg.

    Das bezieht sich aber nicht auf erlernbare Sachen (ich bringe mir zb momentan japanisch bei - das kann ich mir super gut merken).

    Scheinbar habe ich das schon immer, heisst, ich weiß aus meinem Leben eigentlich nur, was mir erzählt wird bzw schriftlich festgehalten wird (Zeugnisse aus der Grundschule und so).

    Geht es noch jemanden so? Oder hat da vielleicht jemand eine Ahnung, woran das liegen könnte?
    Oder habe ich wirklich nur einfach ein Hirn wie Sieb?

    Grüße :)

  • Das klingt ziemlich krass. Hast du das mal untersuchen lassen? Vielleicht hast du eine Form von früheinsetzendem Alzheimer, oder so. Erinnerst du dich denn an deine Mitmenschen?

  • Wenn ich jemanden nur einmal sehe, dann weiß ich nicht mal mehr, dass wir uns überhaupt gesehen haben (es sei denn, er/sie hat ein ganz auffälliges Merkmal, was ich mir merken kann).

    Wenn ich Menschen innerhalb kurzer Zeit häufiger sehe, erinnere ich sie irgendwann und erkenne sie auch von selbst.

    Ich habe das bislang bei jedem Facharzt angesprochen, darauf wurde aber nie eingegangen.
    Ist ein bisschen schade, ich wüsste gerne woran das liegt.

    Das mit der Demenz sage ich auch immer scherzhaft.
    Es gibt m.W. sogar eine Recht früh einsetzende Form, die aber soziale Sachen betrifft (also zum Beispiel das Verschwinden der Grenzen: man umarmt fröhlich drauf los wenn man eine Person mag oder spricht andere auf ihren dicken Bauch an etc. Da hatten wir mal einen Fall auf meiner ehemaligen Arbeitsstelle).

    Ich empfinde das gar nicht so krass.
    Also, ich kenne es ja auch nicht anders und es macht mir auch keine Angst.
    (Hat den Vorteil: ein Geheimnis ist auf ewig bei mir sicher :D)
    Aber ich würde halt gerne wissen, woran das liegt.

    Bin mal gespannt, ob ich da in den nächsten Monaten weiterkomme.

    Mir war lange übrigens gar nicht bewusst, dass das anders ist als bei anderen.
    Kam da mal mit meinem Lebensgefährten im Gespräch drauf vor ein paar Monaten.

  • Ich kann mir auch nicht viel merken bzw. bin sehr vergesslich @Koralle

    Aktiv erlerntes kann ich mir merken, aber so passive Dinge irgendwie nicht. Ist ähnlich wie bei dir.

    Meine Erklärung dafür ist, dass mein Gehirn die, scheinbar, unwichtigen Dinge einfach raus-filtert und direkt löscht. Stört mich aber auch nicht so wirklich. Man muss sich ja nicht jeden Scheiß merken :d

    Edit: Kann aber halt mal peinlich werden - ich habe mich schon öfters mehrmals bei einer Person vorgestellt, die mich aber kannte :d :d

    「人上人不造」 All Men Are Created Equal

    It's simple. There are no guarantees. I have to trust in luck. That is all.

    Einmal editiert, zuletzt von Joker (19. August 2017 um 17:13)

  • Wenn ich jemanden nur einmal sehe, dann weiß ich nicht mal mehr, dass wir uns überhaupt gesehen haben (es sei denn, er/sie hat ein ganz auffälliges Merkmal, was ich mir merken kann).

    Wenn ich Menschen innerhalb kurzer Zeit häufiger sehe, erinnere ich sie irgendwann und erkenne sie auch von selbst.

    Ich habe das bislang bei jedem Facharzt angesprochen, darauf wurde aber nie eingegangen.
    Ist ein bisschen schade, ich wüsste gerne woran das liegt.

    Das nennt man Prosopagnosie (Gesichtsblindheit). Das ist unter Autisten eine recht häufige Komorbidität und kein Grund zur Besorgnis :)

    Ich bin, also denke ich.

  • Hallo

    Meine Erinnerung reicht ungefähr 48h. Danach weiß ich vielleicht noch wo oder mit wem ich etwas gemacht/gehört habe (Radio zb), aber meist ist es einfach weg.

    Wenn ich jemanden nur einmal sehe, dann weiß ich nicht mal mehr, dass wir uns überhaupt gesehen haben (es sei denn, er/sie hat ein ganz auffälliges Merkmal, was ich mir merken kann).

    Das sind meiner Meinung nach zwei Dinge.
    Zweiteres ist Prosopagnosia mit ziemlicher Sicherheit.
    Im ersten Post sprichst du ja von anderen Punkten als nur Gesichtern.
    Es kann zusammenhängen oder es sind zwei Punkte.

    Meine Gesichtsblindheit ist einer der Gründe warum ich auf Asperger kam da es eine Komorbidität ist. Da bin ich echt unfähig.
    Ansonsten habe ich habe ein normales/gutes Gedächtnis.

  • Meine Erinnerung reicht ungefähr 48h. Danach weiß ich vielleicht noch wo oder mit wem ich etwas gemacht/gehört habe (Radio zb), aber meist ist es einfach weg.

    Es gibt zwar ein ähnliches Phänomen bei der Dissoziation, die Dissoziative Amnesie, aber im Allgemeinen sind Dissoziationen mit traumatischen früheren oder aktuellen Zuständen verbunden oder auch bei schweren Depressionen kann es dazu führen. Das scheint mir bei Dir aber nicht der Fall zu sein, zumal es ja auch schon so lange bei Dir besteht.
    Ich würde sowas auch mal bei einem Facharzt ansprechen, am ehesten vielleicht bei einem Neurologen. Alles andere ist nur wildes Raten.

    - Allein unter Menschen -

  • Wenn ich jemanden nur einmal sehe, dann weiß ich nicht mal mehr, dass wir uns überhaupt gesehen haben (es sei denn, er/sie hat ein ganz auffälliges Merkmal, was ich mir merken kann).

    Wenn ich Menschen innerhalb kurzer Zeit häufiger sehe, erinnere ich sie irgendwann und erkenne sie auch von selbst.

    Das kenne ich auch, dass mir Menschen erinnern und wiedererkennen öfters schwierig ist. (Vor allem, wenn andere Kleidung, Frisur, oder Kontext.)

    Ansonsten erinnere ich eher viel. (Nur oft nicht das, was mir gerade nützlich wäre, sondern irgendwelche "random facts" und unnützes.)

    Ich halte es auch für verschiedenes, das mit dem Menschen wiedererkennen, und das andere, was du zum nicht-erinnern schreibst, das generell nichts erinnern, und würde da auch eher zum Facharzt drauf ansprechen raten.

  • Meine Erklärung dafür ist, dass mein Gehirn die, scheinbar, unwichtigen Dinge einfach raus-filtert und direkt löscht. Stört mich aber auch nicht so wirklich. Man muss sich ja nicht jeden Scheiß merken

    Richtig. Außerdem habe ich soviel damit zu tun, mit dem Geschehen klar zu kommen, dass da einfach keine Kapazitäten für sowas mehr frei sind.

    Es gibt zwar ein ähnliches Phänomen bei der Dissoziation, die Dissoziative Amnesie, aber im Allgemeinen sind Dissoziationen mit traumatischen früheren oder aktuellen Zuständen verbunden oder auch bei schweren Depressionen kann es dazu führen.

    Den Verdacht hatte ich tatsächlich eine lange Zeit und habe mir echte Sorgen deswegen gemacht. Mittlerweile bin ich, gemeinsam mit meiner Therapeutin, zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich an dem liegt, was Joker schreibt und was ich oben dazu geschrieben habe.

    Dinge, die ich mir merken möchte, die wichtig für mich sind, kann ich ohne Probleme behalten. Auch lernen fällt mir leicht, trotz meines Alters.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Nein, früh einsetzender Alzheimer betrifft alle Bereiche und ist genetisch. Geh doch mal zu einem Facharzt dafür.

    Frontotemporale Demenz :)

    Hallo

    Das sind meiner Meinung nach zwei Dinge.Zweiteres ist Prosopagnosia mit ziemlicher Sicherheit.
    Im ersten Post sprichst du ja von anderen Punkten als nur Gesichtern.
    Es kann zusammenhängen oder es sind zwei Punkte.

    Meine Gesichtsblindheit ist einer der Gründe warum ich auf Asperger kam da es eine Komorbidität ist. Da bin ich echt unfähig.
    Ansonsten habe ich habe ein normales/gutes Gedächtnis.

    es wurde ja explizit nach Gesichtern gefragt, deswegen hatte ich das erwähnt.

    Da klingt vieles sehr schlüssig von euch & ich denke Mal drüber nach, ob das auch bei mir zu treffen könnte.

    Das mit dem Trauma hab ich auch Mal bedacht, denke aber eher nicht, da passt viel andres nicht. Deutet alles nicht auf PTBS und so Späße hin.

    Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich mit der Gesichtsunerkennung nicht alleine bin :D da gab es bei mir auch schon herrlich tolle Situationen.

  • also ich weiß nicht, Menschen mit Gesichtsblindheit sagen doch nicht, dass ihr Gedächtnis nur 48 Stunden reicht und sie keinerlei Erinnerung mehr an ihre Kindheit haben, oder? Manchmal habe ich das Gefühl, hier werden manche Fragen gestellt und die einzige Antwort darf sein: "Ja, genau, das ist typisch für Autismus. " Alles andere wird ausgeblendet oder ironisch abgewertet. Warum stellt man diese Fragen, wenn man sowieso schon für sich die einzig zu akzeptierende Antwort gefunden hat?

  • Orr.... Bitte, ich hab's grade beantwortet.
    Ich wurde explizit nach Gesichtern gefragt, im ich glaube ersten oder zweiten Beitrag nach meinem.
    Deswegen ist das überhaupt hier Thema geworden.

    Nochmal werde ich nicht beantworten, warum es hier überhaupt über die Gesichtsblindheit ging.
    Es steht alles da.

    Eigentlich war das nicht mal Thema.
    Ebenfalls habe ich mich für die Anregungen bedankt, die ich bekommen habe, somit sollte ich alle Regeln der Kommunikation eingehalten haben, also wo ist dein Problem?
    Das ich mir einen Scherz über meine Einschränkungen erlaube mit dem "Geheimnis bewahren"?

  • wenn du meinst, dass dein Problem mit der Gesichtsblindheit gelöst ist, ist ja alles gut. Ich halte es damit nicht für ausreichend beantwortet, ich würde zu einem Facharzt gehen.

  • Wahrscheinlich ist das auch richtig, das zu tun.
    Da zwecks Abklärung neurologischer Sachen ein MRT oder ähnliches (überhaupt ein Arzttermin) notwendig wäre, werde aber nicht weiter nachgehen auf neurologischer Ebene.

    Dazu empfinde ich das ja nicht als schlimm. Nur kurios.
    Das ganze war nur als Erfahrungsaustausch gedacht.

    Ich bin froh, wenn ich irgendwann mit dem Diagnostikgedöns durch bin, endlich irgendeine Diagnose (mittlerweile ist mir egal welche, hauptsache der Stress hört auf) habe & dann wieder in Ruhe in meinem Mikrokosmos gelassen werde.

  • ist auch verständlich, dann bist Du auf jeden Fall auch ziemlich cool mit Dir selbst, davor habe ich Respekt. Wenn mein Gedächtnis nicht funktionieren würde, würde mich das fertigmachen. Ich habe vor 2 Jahren 12 mal "Still Alice " im Kino angesehen (und dann noch die DVD gekauft), so sehr hat mich die Gefahr von Gedächtnisverlust beschäftigt.

  • Vielen Dank. Ich denke, wenn man das (gefühlt?) nicht anders kennt, ist es einfacher.

    Kann ich nachvollziehen, was du sagst.
    Ich denke, bei einer Demenz würde mich das Wissen, dass da eigentlich Erinnerungen sind, fertig machen. Oder eben der Verlust von Fähigkeiten.

    (Das macht mich ja jetzt schon wahnsinnig, wenn ich auf Grund von Überforderung wieder nicht meine Dampfe zusammen gesetzt bekomme oder 15x die maggifixtüte lesen muss, weil ich mir drei Sätze nicht merken kann. Passiert in letzter Zeit häufiger, aber da weiß ich, woran es liegt.)

  • Mehrere Male eine einfache Gebrauchsanweisung lesen... ich weiß nicht, wie viele Fertigsuppen ich mir schon versaut hab, weil ich zu wenig (nicht wirklich tragisch) oder zu viel Wasser genommen habe. Ebenso unbekannte Rezepte - da muss ich x-mal gucken, damit ich auch nix falsch mache. Wenn es mir geschmeckt hat, brauch ich es aber nur einmal nachkochen, dann bleibt das Rezept für Jahre im Kopf.

    Preise vom Einkaufszettel in das elektr. Haushaltsbuch übertragen - mindestens einmal extra nachgucken, damit sich nicht wieder ein Fehler einschleicht - bei EINEM Preis von EINEM Artikel.

    Meine eigene PIN für die EC Karte... mittlerweile weiß ich sie. Aber die ersten sechs Monaten waren schwierig.

    Seit es Telefone mit Speicher gibt, kann ich mir keine Telefonnummern mehr merken. Aber meine ehemaligen Telefonnummern, die von Verwandten oder ehemaligen Freunden weiß ich noch alle - aus den letzten 40 Jahren oder so.

    Strickmuster sind kein Problem - einmal machen, schon im Hirn gespeichert. Häkelmuster muss ich zwei- oder dreimal machen, weil ich nicht so gut häkeln kann.

    Meine Kindheit oder was ich letzte Woche gemacht habe? Keine Ahnung. Ab und zu kommen während der Therapie Bruchstücke aus meiner Kindheit hoch - meistens Kritik oder Zurechtweisungen meiner Mutter. Oder Streitigkeiten und Zurückweisungen/Ausgrenzungen mit Schulkameraden usw. Kein Wunder, dass ich mich daran nicht erinnern will.

    Und letzte Woche habe ich vermutlich nichts außergewöhnliches gemacht. Aber vor 2 Wochen sind wir auf dem verregnet Flohmarkt patschnass geworden, weil es in Strömen geregnet hat. Hatte was lustiges, weil kein einziger Händler da war - was ich meiner Freundin vorher gesagt hatte, sie aber trotzdem gucken wollte.

    Ich habe noch nie verstanden, wie Menschen ein Alibi für Mittwoch vor 3 Monaten haben können. Ich bin echt froh, wenn ich weiß, was ich vor 3 Tagen gemacht habe.

    Irgendwie scheint es mir wie eine selektive Demenz. Alles, was nicht wichtig ist - oder in der Vergangenheit negativ war - wird nicht erinnert. Aber irgendwo muss ja auch Platz für die Sachen sein, die ich wichtig finde: Handarbeits- und Bastelmuster, Sprachen, Mathe usw.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Ja genau, irgendwie funktioniert das Hirn dann ja doch, siehe deine Beispiele.
    Bei mir sind es Sprachen, Serien/Filme (zu doctor who bin ich ein wandelndes Trivialexikon zum Beispiel), Geo&Astrowissenschaften und Computer/Games-gedöns.
    [Sind aber, glaube ich, keine Spezialinteressen, so wie ich das einschätze. Einfach nur Hobbies.]

    Da finde ich mich auch in vielem wieder, was du schreibst.

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