Trauma, PTBS und AS

  • Politik ist "weit weg", also eher Smalltalk-geeignet. Rücken "hat jeder".
    Spannend wäre eine Frage nach dem Jahreseinkommen. Da wird man gleich schief angeguckt, weil "zu intim".

  • Ab wann spricht man eigentlich genau von einem Trauma?

    Ein Trauma ist ein Erlebnis, dass die Seele nicht so verarbeiten kann, dass es als normale Erinnerung, bei der auch die Gefühle erinnert werden - aber eben nicht mehr "wie damals" gefühlt werden - abgespeichert wird.

    Beispiel: Wenn du dir das Bein brichst, dann ist da der Schreck, das tut das weh, du kannst erst mal nicht klar denken, fühlst dich hilflos, später ist da der Gips, und die Bewegungseinschränkung.

    So, das Bein heilt aus, aber erst schonst du noch, vermeidest Situationen, in denen das Bein weh tun könnte, und du hast erst mal Angst, dass sowas wieder passiert, kriegst vllt in ähnlichen Situationen wieder einen Schreck, was passieren könnte, und obwohl das Bein schon ausgeheilt ist, tut es immer noch schneller weh, wenn was drankommt, manchmal spürt man auch noch einen Anflug von Schmerz, wenn jemand das nur an der Stelle berührt.
    Irgendwann in der Seele klar, das Bein ist wieder heil, es passiert nichts in ähnlichen Stuationen und es tut dann auch nicht mehr weh, wen man was an diese Stelle dranstößt.
    Und noch später kannst du vllt sogar darüber lachen, wie das passiert ist. Du erinnerst alles, auch wie weh das getann hat, aber du fühlst es nnicht mehr genauso wie damals.

    Bei einem Trauma kann die Seele so ein Erlebnis nicht auf diese Weise verarbeiten.
    Im heftigsten Fall sorgt dann eine Situation, in der etwas das (onjektiv) ausgeheilte Bein antippt, dafür, dass du die Situation des Beinbruchs GENAU wie damals erlebst - also so, als würde das Bei gerade brechen, der Schmerz ist real fühlbar, die Angst, die Hilflosigkeit.
    Dein Gehirn wirft die alle erlebten Daten aus der damaligen Situation als "das passiert hier und jetzt" aus und genau das siehst und fühlst du auch gaz real.

    Dieses Phänomen findet sich manchmal bei Kriegstrumatisierten . Da reicht eein Kall irgendwo und sie befinden sich wieder im Krieg. Manchmal kann man das auch bei an Demenz erkrankten erleben, sie SIND dann real in einer früheren Situation (hier können das auch schöne Erinnerungen sein - der Pfleger wird zu Ehemann, man muss ide Kinder von der Schule abholen usw..)

    Und jetzt stell dir mal vor, du erlebst gerade was, das du siehst und spürst in allem, und dann kommt jemand an und behauptet, das sei nicht so.
    Teste es an, wenn du dir den kleinen Zeh irgendwo anestoßen hast und versuch dir einzureden, dass würde gar nicht passieren und der Schmerz sei Einbildung.

    Flashbacks, wenn man kleine Bild/Filmschnipsel sieht, sind ähnlich. Teile des Unberarbeteten werden als kurze Sequenzen ins Hier und Jetzt "hineingeworfen", Wie pop up - Fenster, die kurz einen großen Teil oder sgar den ganazen Bildschirm einnehmen, um dann wieder zuzugehen.

    Was ganz oft passiert ist, dass zwar die Situation an sich als Erinnerung abgesoeichert wird, ABER die Gefühle von damals nicht.
    Das führt dazu, dass ähnliche Situationen einen die Gefühle von damals alsdas passiert "hier und jetzt" erleben lassen.
    Da man aber nicht weiß, dass diese Gefühle von "damals" sind, werden sie der neu erlebten Situation zugeordnet.
    Du hast das jetzt "schon wieder" erlebt, und ds wird als "zweimal" erinnert - und du wirst noch mehr in Han Acht stellung gehen, damit das NCHT wieder pssiert, aber du wirst schneller etwas unbewusst an Änlichkeiten "entdecken", "empfindlicher" werden und schneller als "das passiert wieder" ERLEBEN. Und sowas addiert sich dann auf.

    Dabei ist es realtiv unerheblich, ob das wirklich so ist - und genau das passiert ja oft (z.B. bei Mobbing oder immer wieder ausgeübter Gewalt durch andere) - oder ob du das nur erinnerst.
    Die Seele hat kein "Zeitgefühl".

    Igenwann reicht eine Bemerkungm eine bestimmte Formulierung, ein Gerüch, irgendeine Ähnlichkeit, und alle Befürchtungen, Ängste, die damals empfundene Hilflosigeit sind ganz real wieder da. Und du reagierst reflexhaft mit Abwehr, die anderen dann "unangemessen" erscheint, oder versnkst n der Hilflosigkeit, die andere as "du stellst dich an" bezeichnen - und versuchst dich da heraus zu kämpfen, was dann auch als "unangemesssen" erscheint, oder du flüchtest. Und wirst versuchen, das zu vermeiden. Und dann entdeckst du immer mehr Ähnlichkeiten in immer mehr Situationen und vermeidest oder kämpfst, wenn sich das nicht vermeiden lässt. Bis immer in "Alarmbereitschaft", ob ncht irgendwo eine Ähnlichkeit zu sehen ist. Die du natürlich findest, in kleinsten Details, weil du dich darauf focussierst.

    Selbst wenn dann nichts passiert, dein Gehirn sieht das als Ausnahme, das einzige Gefühl ist kurze Erleichterung, dass die Katastrophe an dir vorbeigegangen ist. Aber was hätte alles passieren können...
    Selbst wenn tausendmal nichts passiert, das sind alles gefühlte Ausahmen, eine einzige in der dann etwas passiert, bestätigt die Regel, dass jegliche Ähnlichkeit bestätgt, dass diese ein Gefahrensignal ist und es wieder passieren wird - und wenn, s.o.

    Das kann sich im Laufe der Zeit etwas abschwächen, aber wenn genug Ähnlichkeiten zusammenkommen, zurück auf Anfang. Und das meist, ohne diesen Anfang und die reale Situation damals zu erinnern.
    Gehandelt wird dann "aus dem Bauch heraus", aus einem Schutz- und Abwehrreflex heraus. Und wenn der nicht funktioniert, ist es wieder mal passiert.

    Wenn man entdeckt hat, da ist irgendwo ein Trauma, daa ist es ein elendiger Weg, der eigenen Seele gegen die ja gerade real gefühlten Gefühle klar zu machen, dass dieses "Damals" NICHT das "Hier und Jetzt" ist. Und das bei jedem beschissenen klenen Detail oder bei jeder Detailkombination, die im Realen auftaucht.
    Und dann zu lernen, zu erkennen und angemessen auf Dinge zu reagieren, die tatsächlich im Hier und Jetzt Verletzungsgefahr beinhalten.

    Es gibt Details und Detailkombinatonen, die "erwischen" mich noch heute. Das nennt man dann "getriggert" sein.
    Mit der Zeit lernt man jedoch, diese Trigger zu identifizieren (die eigenen gefühlten Gefühle und Reaktionen helfen dabei, Trigger zu erkennen), die mit der aktuellen Situation abzugleichen, um sich dann bewusst sagen zu können "das eine war damals, heute st das etwas anderes" - bis man gelernt hat, dass dem so ist, und nur noch die aktuellen Gefühle in einem wirken. Das dauert aber und braucht Übung MIT ähnlichen Situationen - nur wenn die zu viele Trigger beinhalten oder das zu oft passiert, dann überfordert das die Seele, und wups, hast du ein neues Problem.

    Haben Traumata in der Zeit stattgefunden, in der man schon Sprache hatte und Erlebnisse in Worte kleiden kann, kann an sich bis zur Ursprungssituation vorarbeiten. Ist diese bewältiigt, lsen sich alle nachfolgenden darauf aufbauenden Erlebnisse "wie von selbst" auf.
    Schwieriger wird es bei Traumata aus der vorsprachlichen Zeit, bzw der, in der man ja völlig unbewusst gelebt hat.
    Hier kann man nur über die Gefühle von damals (die ja jetzt erlebt werden) arbeiten und dann anhand der gefundenen Ähnlichkeiten logisch herleiten, was wohl passiert sein müsste. Manchmal erfährt man irgendwann, dass da was war oder was, manchmal nicht. Hier kann man dann nur sich selbst vertrauen, dass es ungefähr so gewesen sein müsste, weil man ja sonstt nicht diese Gefühle (und die daraus resullierenden Probleme) hätte.

    So haben z.B. Menschen, die man oft oder über eine längeren Zeitraum als Babs bis zur Erschöpfung schreien ließ, oft ein Trauma, das dazu führt, dass sie Angst bekommen, sobald sie allein sind - Babys sind ja hilflos, haben in den ersten Monaten keine Zeitstruktur im Hirn, und dieses "Ich war allein, bin allein, werde immer allein und hilflos sein und kann nichts machen und mir nicht helfen" wird dann aktuell erlebt.
    Bei Menschen z.B., die bis in 90er, als es kein rooming in in Krakenhäusern gab, im Krnakenhaus geboren wurden, zeigt sich das öfter as bei denen, die die ersten Tage und Wochen immer in der Nähe eines Menschen waren, der sie versorgt und auf sie reagiert.

  • Ab wann spricht man eigentlich genau von einem Trauma?

    Es gibt verschiedene Definitionen des Begriff Trauma. Zwei davon sind z.B. im Wikipedia-Artikel zu Trauma (Psychologie) aufgeführt:

    Definitionen

    • Fischer und Riedesser definieren Trauma in ihrem Lehrbuch der Psychotraumatologie (München, 1998, S. 79.) als:

    „[…] ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“

    • Das medizinische Klassifikationssystem ICD-10[7] und die zugehörigen diagnostischen Anleitungen beschreiben das Traumakriterium als:

    „[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde (ICD-10) (z. B. Naturkatastrophe oder menschlich verursachtes schweres Unheil – man-made disaster – Kampfeinsatz, schwerer Unfall, Beobachtung des gewaltsamen Todes Anderer oder Opfersein von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen).“

    Ein Trauma ist ein Erlebnis, dass die Seele nicht so verarbeiten kann, dass es als normale Erinnerung, bei der auch die Gefühle erinnert werden - aber eben nicht mehr "wie damals" gefühlt werden - abgespeichert wird.

    Diese Art des Abspeicherns ist zwar charakteristisch für traumatische Erlebnisse, jedoch halte ich es als Definitionsgrundlage für Traumata für unzureichend. 1. Wird nicht der Tatsache Rechnung getragen, dass das autobiographische Gedächtnis individuell unterschiedlich ausgeprägt ist (von kaum und "blass" bis sehr viel, detailliert und lebhaft), und 2. sich Gefühle schlecht quantifizieren lassen (insbesondere von Personen im Autismusspektrum). Was ist der Maßstab dafür, was eine "normale" Erinnerung ist? Ein Gegenbeispiel zur Verdeutlichung: Jemand mit ausgesprochen lebhaften und detaillierten Erinnerungen erinnert sich an einen ausgesprochenen Glücksmoment in seinem Leben, "in 3D und Farbe", also quasi "wie damals". Es liegt auf der Hand, dass dieses glückliche Erlebnis dennoch kein Trauma darstellt.

    Diese Anmerkung mache ich nicht aus Spitzfindigkeit, sondern weil ich es bereits erlebt habe, dass Therapeuten aus der Art der Erinnerung solche Fehlschlüsse ziehen (es muss ein Trauma vorliegen, da die Erinnerung so und so abgespeichert ist, oder weil so und so davon berichtet wird), ohne auf die Grundstruktur des Klienten zu achten, also ohne zu beachten, wie von ihm normalerweise Erinnerungen abgespeichert werden und von Erlebnissen berichtet wird.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

    Einmal editiert, zuletzt von Turtle (19. Januar 2018 um 11:00)

  • Wenn sie sowas vorschlägt, muss sie aber schon eine gewisse Affinität zur Anthroposophie haben. Für mich wäre dieser Vorschlag (und dieser Blödsinn "Sie MÜSSEN Smalltalk lernen...) Grund genug, mich nach einem anderen Therapeuten umzusehen. Aber das musst du selber wissen.

    Sehe ich auch so.

  • Es gibt verschiedene Definitionen des Begriff Trauma. Zwei davon sind z.B. im Wikipedia-Artikel zu Trauma (Psychologie) aufgeführt:

    Diese Art des Abspeicherns ist zwar charakteristisch für traumatische Erlebnisse, jedoch halte ich es als Definitionsgrundlage für Traumata für unzureichend. 1. Wird nicht der Tatsache Rechnung getragen, dass das autobiographische Gedächtnis individuell unterschiedlich ausgeprägt ist (von kaum und "blass" bis sehr viel, detailliert und lebhaft), und 2. sich Gefühle schlecht quantifizieren lassen (insbesondere von Personen im Autismusspektrum). Was ist der Maßstab dafür, was eine "normale" Erinnerung ist? Ein Gegenbeispiel zur Verdeutlichung: Jemand mit ausgesprochen lebhaften und detaillierten Erinnerungen erinnert sich an einen ausgesprochenen Glücksmoment in seinem Leben, "in 3D und Farbe", also quasi "wie damals". Es liegt auf der Hand, dass dieses glückliche Erlebnis dennoch kein Trauma darstellt.
    Diese Anmerkung mache ich nicht aus Spitzfindigkeit, sondern weil ich es bereits erlebt habe, dass Therapeuten aus der Art der Erinnerung solche Fehlschlüsse ziehen (es muss ein Trauma vorliegen, da die Erinnerung so und so abgespeichert ist, oder weil so und so davon berichtet wird), ohne auf die Grundstruktur des Klienten zu achten, also ohne zu beachten, wie von ihm normalerweise Erinnerungen abgespeichert werden und von Erlebnissen berichtet wird.

    Okay danke. :)

    Grüße aus der Pegasus Galaxie. :)

  • @Turtle

    ja klar ist das individuell unterschiedlich.
    Dazu komm noch die genetische Grunddisposition, was an Hormonen iim Mutterleib abgekriegt wird aufgrund der genetischen Disposition und der Stimmungslage der Mutter bei der Schwangerschaft, dazu ob das Erlebnis zu Zeiten des Gehirnwachstums (das wächst in Phasen) oder der in Wachstusruhezeiten stattfand.
    Und im späteren Leben können sogar schöne Erlebnisse retraumatisierend wirken, weil plötzlich bewusst wird "was bisher immer fehlte" bzw 2immer faksch war".
    Ebenfalls spielt mit hinein, welche Form von "Diskrepanzen" jemand schon zu bewältgen gelernt hat oder nicht.

    und aufgrund all dieser Faktoren lässt sich ein Trauma nicht anhand objektiver Krterien (das eine ist schlmmer, muss deshalb auch schlimmer wirken) quantifizieren.
    Wie sehr jemand durch was traumatisiert wurde, lässt sich nur anhand der Folgen ablesen.

  • Und dann sollte man noch unterscheiden zwischen Trauma und PTBS, Posttraumatischer Belastungsstörung. Das, was Happy to be beschreibt mit Kriegstraumatisierten, Flashbacks und Triggern, ist eigentlich PTBS, also die pathologische Folge eines Traumas (oder mehrerer). Aber nicht jedes Trauma, nicht jede schlimme Erfahrung mündet in etwas langfristig Belastendes oder Behandlungsbedürftiges. Ein Beinbruch ist immer ein Trauma im medizinischen Sinne, kann aber je nachdem völlig folgenlos ausheilen oder aber unter sehr ungünstigen Bedingungen in eine PTBS münden.

  • Flashbacks, wenn man kleine Bild/Filmschnipsel sieht, sind ähnlich. Teile des Unberarbeteten werden als kurze Sequenzen ins Hier und Jetzt "hineingeworfen", Wie pop up - Fenster, die kurz einen großen Teil oder sgar den ganazen Bildschirm einnehmen, um dann wieder zuzugehen.

    Meine Psychologin sieht bei mir auch sowas in der art glaube ich.
    Konkret hat sie es nicht ausgesprochen, aber sie sagte, nachdem die Krankenkasse die zweite Terapieantrag abgelehnt hatte, das sie es dem Gutachter der KV nochmal anders schildern wollte vonwegen es sind Traumatische Erlebnisse die mich immernoch so weitgehend beschäftigen, das weitere Sitzungen nötig sind, und das würde mir ja auch ganz gut tun, was ich dann bejate, denn ich sehe es schon als Hilfe mit einer Fachkraft über meine Probleme zu sprechen.

    Die Beschreibung die du dort anführst tritt bei mir sehr häufig auf, und auch habe ich da sogar unterschiedliche Flashbacks.
    Ich habe aber kein problem damit mit anderen darüber zu sprechen.
    Mir scheint es sogar so, das es richtig ist, das diese Dinge die mir "angetan" wurden nicht in vergessenheit gerade weil die "Täter" diese leugnen und sagen ich lüge und wäre kank, weshalb man mir allein schon deswegen nicht glauben sollte...

    Es gibt bis heute Dinge die ich nicht machen will wie duschen, wasser über den Kopf oder so.
    Dabei weiß ich nur von Erzählungen meiner Mutter, das ich damals am Strand an der Cotè Azure mit meinem vater unter eine Dusche gehen sollte und geschriehen habe weil das Wasser wohl kalt war oder nur von oben kam und mir über den Kopf und ins Gesicht lief, denn das war für mich schon ein Grund.
    Ich war damals 3 oder so aber erinner mich nicht dran. Ich erinner mich nue dran das ich mal bei meiner Oma gebadet hab und sie dann so einen Becher nahm in dem man normalerweise Sahne steif schlägt und Badewasser mir über den ganzen Kopf goss und da war ich vielleicht 5 oder so, aber das reichte auch um mich erstmal zum heulen zu bringen und meine Oma durfte dann nicht mehr zur badewanne hin wenn ich da drin war XD
    Ich hab sowas heute immernoch nicht gern auch wenn es mich heute nicht mehr panisch werden lässt.
    Dieses Trauma hab ich wohl überwunden aber ich habe auch mit dem älter werden gelernt das Wasser über den Kopf lediglich unangenehm aber nicht gefährlich ist.
    Andere sachen wie Mordversuche, körperliche Misshandlungen und Nötigung im sexuellen sinne ist sicher schwerer zu nehmen und auch irgendwie nicht möglich darüber irgendwann mal zu lachen.

    Go bad or go home!

  • Es gibt bis heute Dinge die ich nicht machen will wie duschen, wasser über den Kopf oder so.

    Das ist imho so ein Fall, wo vom beobachteten Verhalten (Abneigung dagegen, dass Wasser über den Kopf läuft) darauf geschlossen wurde, dass ein Trauma vorliegen muss, selbst wenn es eigentlich keine weiteren Anhaltspunkte dafür gibt. Wenn ich dich richtig verstehe, gehst du jetzt davon aus, dass du von der kalten Dusche an der Côte d'Azur traumatisiert bist, ohne dass es bei dir oder deiner Mutter wirklich Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis gibt.

    Ich sehe es so: Es besteht zum einen die Möglichkeit, dass dein Vater, der sich nach deinen Beschreibungen oft nicht gerade einfühlsam dir gegenüber verhielt, deine Abneigung gegen Duschen zumindest verstärkt hat, indem er beim Duschen grob über deine Befindlichkeiten hinweg gegangen ist. Es besteht allerdings zum anderen auch die Möglichkeit, dass du einfach von kleinauf empfindlich auf Wasser auf dem Kopf und im Gesicht reagiert hast, und dass das weder durch ein Trauma ausgelöst noch verstärkt wurde, sondern einfach an deiner Sensibilität liegt. Im gewissen Rahmen haben ja fast alle Kinder eine Abneigung gegen Wasser im Gesicht (ist ja eigentlich auch sinnvoll, um nicht zu ertrinken), bei autistischen oder hochsensiblen Kindern kann diese Abneigung sehr stark ausgeprägt sein. Haarewaschen war für mich als Kind auch lange ein Graus, für meinen Sohn ebenso. Lange wollte er deshalb nicht duschen, sondern nur baden (ich auch). Das liegt aber bei uns zumindest nicht an einem Trauma, sondern an unseren Empfindlichkeiten.

    Die Beschreibung der Szene mit deiner Oma klingt für mich übrigens eigentlich so, als versuchte sie dir das Haareauswaschen so angenehm wie möglich zu machen, da die Methode, die Haare mit einem Becher auszuspülen, sanfter ist als mit der Duschbrause. Aber auch für deine Reaktion dort kann man andere Erklärungen als ein nicht erinnerliches Trauma in der Vergangenheit in Erwägung ziehen. Meine Oma hatte es z.B. bei mir auch immer schwer, etwas richtig zu machen. Es war einfach nie "richtig", weil sie die Sachen anders gemacht hat als meine Eltern (Routine). Anekdote: Einmal und nie wieder haben mich meine Eltern über mittag bei ihr gelassen. Ich habe das Essen verweigert und einen Heulanfall bekommen, weil sie Platzdeckchen unter die Teller gedeckt hatte (sowas hatten wir zu Hause nicht). Wenn man anders herangehen würde, könnte man jetzt konstruieren, dass ich wohl in der Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis mit Platzdeckchen gehabt haben muss, das durch den Anblick der Platzdeckchen wieder getriggert wurde. Das halte ich für Unsinn (auch wenn ich Platzdeckchen heute noch nicht mag ;) ). Wahrscheinlicher ist hier, dass es eine Reaktion auf die zu gravierende Abweichung vom gewohnten Ablauf war.

    Ich will aber natürlich dir deine Wahrnehmung nicht absprechen, wenn du denkst, dass bei dir in puncto Duschen ein Trauma vorliegt. Vieles, was du an anderer Stelle über deine Vergangenheit (Verhalten von Vater und Stiefmutter, Kinderheim) geschrieben hast, klang wirklich übel, und ich halte es für plausibel, dass deine Psychologin damit richtig liegt, dass du tramatisiert bist. Das Beispiel mit dem Duschen wäre allerdings eins, für das es auch andere (einfachere) Erklärungen als ein Trauma gibt, das wollte ich hier aufzeigen.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

    Einmal editiert, zuletzt von Turtle (24. Februar 2018 um 08:43)

  • Das Beispiel mit dem Duschen wäre allerdings eins, für das es auch andere (einfachere) Erklärungen als ein Trauma gibt, das wollte ich hier aufzeigen.

    Das ist durchaus möglich.
    Von der Sicht habe ich das noch nicht betrachtet aber das klingt durchaus logisch.
    Meine Mutter hat mir immer die Haare gewaschen, und zwar habe ich mich auf den Rücken gelegt mit dem Hinterkopf halb im Wasser und sie hat dann (ähnlich wie in einem Frisörwaschbecken) die haare mit der Hand abgespült und darauf geachtet, das mir kein Wasser dabei ins gesicht läuft. Wenn ich bade und mir dabei auch die Haare wasche, mache ich das heute selber allein noch so, aber meist beuge ich mich über die Badewanne und mache das mit der Brause, kopfüber, da läuft mir auch nichts in die Augen.
    Mein problem war Wasser in die Augen, weshalb ich lange auch nicht schwimmen gelernt hab.
    Schwimmunterricht mit 7-8 oder so wo andere Kinder 4-6 waren und mich auch wegen meinem Alter gehänselt haben, aber solange wir im flachen Wasser lernten ging es.
    Erster Tag im tiefen Wasser sollten wir gleich da rein springen von diesem kastenförmigen Tripot was ich mich als einzigster nicht traute. Die haben versucht mich zu überreden aber ich hat einen Heulkrampf bekommen und bin nachhause und nie wieder hin. Erst als ich 12 war hab ich mich das erste mal auch ins tiefe Wasser getraut.
    Tauchen ging nur mit Taucherbrille die auch die Nase überdeckt denn bei den Schwimmbrillen lief immer Wasser auch in den Augenbereich.
    Ich habe schon öfter gelesen das viele Autisten Überempfindlichkeiten gegenüber bestimmten Dingen ausweisen.
    ich habe mich selber auch immer schon für zu empfindlich gehalten in manchen Dingen weil ich oft Dinge nicht machen wollte oder für so schlimm hielt, das sie mir unglaubliche Angst machen, Dinge womit andere Kinder nie so große Probleme hatten, wenn überhaupt.
    Mir war auch nie bewusst das ich damit so extrem auffalle, dennoch war ich für andere dann halt "nur" die Heulsuse oder Mimose, Angsthase und so weiter...
    Man sah mir das vermutlich nicht an, aber diese Sorglosigkeit hatte ich eigentlich nie weil ich immer irgendwo gefahren sah, sei es der Junge auf dem Pausenhof der andere verprügelt, beim rausgehen erstmal sehen wo der ist um sich dann irgendwie unbemerkt (unter 100 anderen Kindern die mittendrinn waren) in ein anderes Schulhofsgebiet zu schleichen...oder eben das mit dem Wasser. Dabei liebte ich Wasser, ich spielte immer gern im und am Wasser, nur mit dem Kopf unterwasser ging nicht.
    Das mit der Dusche am Strand, daran erinner ich mich nicht. An das mit dem Wasser über den Kopf bei der Oma, daran erinner ich mich sehr gut.

    "Wahrscheinlicher ist hier, dass es eine Reaktion auf die zu gravierende Abweichung vom gewohnten Ablauf war." (zitat einfügen geht grad nicht O.o)

    Solche ähnlichen Reaktionen kenne ich von mir auch, jedoch auf andere Sachen bezogen.
    Meine Oma wollte mir immer Küsschen geben was ich bei ihr so garnicht mochte, weil sie so nass geküsst hat was meine Eltern nicht taten.
    Die Küsse meiner Eltern waren okay, ich nahm sie halt so hin, hielt das für normal, bis ich älter wurde ich nicht mehr sowas wollte bzw den Sinn darin sah ich nie aber man kennt das ja das man als älterwerdendes Kind nicht mehr "niedlich" sein will und das mit dem Küsschen geben war so ein Niedlichkeitsding für mich.
    Ich HASSTE es wenn leute auf der straße uns ansprachen und meine Eltern als mama oder papa bezeichneten weil für mich das Mami und Papi waren, denn so haben sie es mir beigebracht und die Leute waren wohl etwas genervt, verwirrt wenn ich denen dann grantig sagte das das nicht mama oder Papa ist XD
    Essen war auch immer so ein Ding. Das meiste was meine Oma kochte mochte ich oft allein schon wegen der Konsistenz nicht. Ich weiß das sehr viele Autisten oft bestimmte Lebensmittel wegen der Konsistent nicht mögen, und da gab es bei mir ettliches. Da nunmal schon viele Lebensmittel gallertartig sind oder durch kochen/zubereitung so werden, gab es vieles was man nunmal so kennenlernt und als "gängiges" Gericht zählt schonmal was ich strickt zu essen verweigerte und das sorgte dann auch wieder für Stress und herumheulen am Essplatz egal ob bei der Oma oder im Kindergarten...
    Ich habe als Baby schon babybrei verweigert, außer er war aus Fruchtmuß... Recht einseitig XD
    Als Kindergarten-Grundschulkind hab ich bis auf Erpsen und Möhren fast jedes Gemüse verweigert und alles was irgendwie schwabbelig war, also von Rührei, Spiegelei, gekochtes Eiweiß, Puddin reglicher art, Sülzen, Fett und Schwabbel am Fleisch, Götterspeise.
    Wenn ich Gemüse aß, dann lieber als Rohkost wie Paprika, Gurke, Möhre, Kohlrabi.
    Gekocht mochte ich das meistens nicht mehr wegen der Konsistenz.

    Aus dem woran ich mich erinnern kann, würde ich auch sagen, das meine Kindheit selbst (bevor das mit meinem Vater, seiner jetzigen Frau, den Heim und so war) eigentlich normal war, also auch wenn ich immer anders war, meine Probleme hatte aber da waren keine richtig traumatischen Erlebnisse. ich war einfach nur schon immer sehr empfindlich bei beistimmten Sachen, ziemlich vielen Sachen aber ich glaube auch nicht das da in babyalter mal was gewesen sein kann...
    Auch wenn es möglich ist aber die Warscheinlichkeit ist gering.
    Man kann eher damit rechnen das das autistische Verhalten dadurch endstanden ist weil meine Eltern und meine Oma bereits einzelne autistische Verhaltensmuster zeigen/zeigten und das an mich weiter gegeben haben und das die geburt lange gedauert hat (24 Stunden). Ich weiß nicht wie lange eine Geburt im durchschnitt dauert von Beginn der Wehen bis das baby da ist. Ich war kein großes baby und ich war auch nicht das erste baby was meine Mutter bekommen hat.

    Go bad or go home!

  • Ja, und die Kälte und Dubkelheit sind da auch nicht gerade hilfreich.
    Mir hat es geholfen, mich an solchen Tagen uunter eine Sonnenbank zu legen, nicht diese Turbobräuner, sondern die ganz sanften, unter denen man auch mal 20 Minuten liegen kann.
    Und ansonsten viel schlafen, lesen, sich erst gar nicht zu irgendwas fordern.
    Alles Liebe und viel Kraft
    Happy

  • Man kommt da wieder raus, auch wenn es sich in solchen Momenten so gar nicht danach anfühlt, alles in einem übernimmt und man sogar die Tage vergisst, in denen die einen nicht mehr bzw nicht mehr so umfassennd im Griff hatte.
    Vor einiger Zeit hatte ich bei einer anderen Frau gelesen, was sie sich dann sagt und übte mich, mich daran zu erinnern - auch mit Zetteln an der Wand.
    "Ich hatte ein paar bessere Tage, das war mit viel Anstrengung erreicht, jetzt min ich müde und gönne mir so einen Tag. Das jetzt ist nur das Anzeichen, dass ich viel getan habe und vllt sogar ein bissschen zu viel. Mein Anzeiger, mich jetzt wirklich mal auszuruhen und das mache ich jetzt für mich".
    Die PTBS macht unendlich müde. Als sie entstand, musste man ja ununterbrochen wach und leistungsfähig sein, um noch schlimmere Katastrophen zu verhindern und um den eigenen Verstand beisammen zu halten. Das Doofe ist, selbst wenn es heute eine ganz normale Müdigkeit ist aus viel Geleistetem, macht jetzt diese Müdigkeit allein schon enorme Angst, und holt dann Symptome der PTBS hervor. Beides ist noch miteinander verknüpft und wirkt in beide Richtungen.
    Müde oder gar erschöpft sein bedeutet dann im inneren Gefühl "maximal bedroht sein". Und das spült die alten Bedrohungsgefühle aus den Erinnerungen mit hoch.
    man kann sich hier jetzt nur bewusst machen "Ich bin jetzt hier, jetzt ist alles sicher" - oft hab ich dann symbolisch die Tür abgeschlossen - und sich immer wieder sagen "Das ist vorbei".
    Gefühle kennen ja keine Zeit und brauchen hier ein bisschen Hilfe vom Verstand, um sich zzu sortieren - auch wenn sie dem eine ganze Weile noch nicht glauben. das dauert halt etwas und braucht Geduld. Mal wieder.....

  • Ich habe hier noch nicht alles nachgelesen. Werde ich aber noch machen. Finde das Thema sehr interessant.
    Das ist genau die Frage, die sich bei mir stellt:
    Ist mein autistisches Verhalten eine Traumafolgestörung oder beruht das Verhalten auf Grundlage einer Entwicklungsstörung.

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