Gespräch mit Niah Finnik

  • sehr empfehlenswert!

    Sie beschreibt Apserger sehr gut (besonders die Funktionen von Personen) - vieles kann ich 1zu1 auf mich übertragen.

    Freundliche Grüße

    infla

  • Für mich klingt die Frau vollkommen normal. Ich habe zwar nur die ersten 19 Minuten des Interviews gehört aber auf mich macht sie einfach den Eindruck einer Person die über sich und ihr Leben erzählt. Sie macht nicht (auf mich) den Eindruck einer Person mit einer nennenswerten Störung. Vielleicht bin ich zu kritisch aber sie hat keine tiefgreifende Entwicklungsstörung, denke ich. Ich weiss nicht mehr genau was ich denken soll über Aspergersyndrom. Es scheint etwas immer milder und milder und milder zu bezeichnen. Bald haben alle es. Ihre Probleme mit dem Verständnis von sozialen Regeln und Hierarchien konnte ich trotzdem nachvollziehen. Ist bei mir auch so. Das sie so locker und froh ist kurz nach dem Ende einer Beziehung und ohne Probleme einfach umziehen kann fand ich aber schwer mit Asperger zu vereinbaren. Auch dass sie so locker und unbeschwert über die Zukunft reden kann (Kinderwünsche ja/nein). Ich will nicht böse sein. Es ist einfach mein Eindruck. Was soll ich sagen? Vielleicht sollte ich den Rest der Sendung hören.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    2 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (21. April 2017 um 17:56)

  • Also ich hab die komplette Sendung gehört- und was sie berichtet, ist meiner Meinung nach schon stimmig und mit (ultra)hochfunktionalem Autismus vereinbar. Das Buch klingt auch interessant, vielleicht werde ich es mal lesen.


    Mich haben allerdings zwei Dinge gestört, diese sind aber womöglich redaktionell bedingt:


    Zum einen wurde nicht darauf eingegangen, wie bei ihr der Verdacht auf Asperger aufgekommen ist und warum sie dem nachgegangen ist, und in welchem Alter sie diagnostiziert wurde (oder habe ich das überhört?). Eine Diagnose gibt es ja nur mit Leidensdruck, dafür klang dann aber in dem Gespräch viel zu wenig durch, die kurze Passage aus der Kindheit reichte dafür nicht. So wird der gewöhnliche Radiohörer vermutlich nicht in Gänze verstehen, was nun eigentlich das tiefgreifende Problem ist abgesehen von "die tickt eben etwas anders". Für eine Diagnose braucht es aber ja tiefgreifende Einschränkungen.


    Des Weiteren wurden die Begriffe "Asperger-Syndrom" und "autistische Züge" so verwendet, als wären es Synonyme. Nicht jeder mit autistischen Zügen ist aber auf dem Spektrum, dafür gibt es ja zur Ergänzung den "Broader Autistic Phenotype". Auch hier wieder also fehlte die Klärung, dass für eine Diagnose des Asperger-Syndroms wirklich tiefgreifende Einschränkungen bestehen müssen. Wer nur "mild" betroffen ist, ist streng genommen überhaupt nicht auf dem Spektrum- im Gespräch wird aber die milde Ausprägung bei der Niah immer wieder hervorgehoben. Das finde ich dann schon etwas missverständlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Willowtree (21. April 2017 um 19:15)

  • Ich habs jetzt durchgehört. Geschildert hat sie ja ihr Bedürfnis nach Pausen, aber anscheinend noch nicht richtig verstanden, warum das so gravierend ist.
    Sie ist also in Bezug auf die Schwere ihrer Symptomatik selbst noch etwas "blauäugig". Naja, aber auch erst 29.
    Mir ist noch aufgefallen, dass der Moderator mit der merkwürdigen Reihenfolge beim Trauern (nach der Trennung) überfordert war.
    Auf der Website wird über ihren ersten Jobverlust und die Tagesklinik geschrieben. Ich gehe davon aus, dass die Diagnose aus dem Zeitraum ist.

    Einmal editiert, zuletzt von shnoing (21. April 2017 um 20:12)

  • Jetzt habe ich die ganze Sendung gehört. Ich finde die Frau sympathisch und nett aber ich sehe keine Störung. Vielleicht liegt es an der Tatsache dass ich selbst eine AS Diagnose habe aber auf mich macht sie den Eindruck einer vollkommen normalen Person. Viele ihrer Züge habe ich auch aber sie scheint noch weniger gestört zu sein als ich es bin. Das Interview verwirrt mich.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • ...auf mich macht sie den Eindruck einer vollkommen normalen Person. Viele ihrer Züge habe ich auch aber sie scheint noch weniger gestört zu sein als ich es bin. Das Interview verwirrt mich.

    Bin kein Arzt und ich kenne dich auch nicht persönlich, aber du repräsentierst ja mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht das aller unterste Ende des Autismus Spektrum.

    Welche Merkmale findet du denn selbst an dir welche dir an ihr aber fehlen?

    Ich auch nicht. Ich höre auch keine.

    Meinst du das witzig oder ernsthaft?

  • Jetzt habe ich die ganze Sendung gehört. Ich finde die Frau sympathisch und nett aber ich sehe keine Störung. Vielleicht liegt es an der Tatsache dass ich selbst eine AS Diagnose habe aber auf mich macht sie den Eindruck einer vollkommen normalen Person. Viele ihrer Züge habe ich auch aber sie scheint noch weniger gestört zu sein als ich es bin. Das Interview verwirrt mich.

    Sie scheint eine ganz grundlegend andere Form von Autismus zu haben als ich. Ich konnte im Interview keine Gemeinsamkeiten mit mir oder meinem Leben finden.

  • Dann hat Finnik vielleicht eine falsche Positivdiagnose erhalten

    Spekulativ.


    Wie schon ausgeführt- der Beitrag hat die wirklich schwierigen Seiten ihres Autismus nur sehr knapp gestreift. Und damit lässt sich eben meiner Meinung nach in diesem Gespräch nicht nachvollziehen, was bei ihr so leidenshervorrufend ist, dass sie die Diagnose bekommen hat. Vielleicht war das aber genauso beabsichtigt, ob von der Redaktion oder von Frau Finnik selbst. Das muss man wohl einfach so akzeptieren. Tiefschürfende, den Hörer aufwühlende Leidgeschichten passen eben nicht so recht in ein Nachmittagsformat, in dem als musikalische Untermalung u.a. Michael Jackson eingespielt wird.

  • Tiefschürfende, den Hörer aufwühlende Leidgeschichten passen eben nicht so recht in ein Nachmittagsformat, in dem als musikalische Untermalung u.a. Michael Jackson eingespielt wird.

    This!
    Wer aufmerksam ist erkennt diverse Momente an denen geschnitten wurde.
    Ich empfinde sie als authentisch und erkenne in ihren biografischen Äußerungen Parallelen zu meinem Leben.

    Vermute, dass Pelle sich an Niahs Eloquenz reibt?
    Immerhin zeichnet diese auch Denise Linke und Marlies Hübner aus.

    Bunt statt Grau.

  • Ich konnte im Interview keine Gemeinsamkeiten mit mir oder meinem Leben finden.

    Weil sie ein Mensch ist und ich auch einer bin fand ich mehrere Gemeinsamkeiten zwischen uns aber was ich nicht fand war Zeichen eines Asperger Syndroms bei ihr.

    Was ich nicht weiss ist ob diese Problematik die sie erwähnt dass sie sich sehr überlastet fühlt in sozialen Situationen und sich zurückziehen muss unbedingt ein Zeichen von AS sein muss. Wenn es so wäre dass "normale" Menschen eine solche Problematik nicht haben dann könnte so was ein Symptom von AS sein bei ihr und solche Überlastung habe ich auch, aber ich denke persönlich dass auch normale Menschen soziale Anforderungen erschöpfend finden können. Oder ist das schon AS? Ich habe meine Zweifel. Auf jeden Fall kenne ich das auch (sowie alle AS Diagnostizierte?)

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Dem Forum würde es vielleicht ganz gut tun, wenn man nicht jedesmal direkt die Diagnosen anzweifeln würde.

    Meistens sind "öffentliche Autisten" eher im leichteren Bereich des Spektrums. Woran das genau liegt, darüber kann man sich streiten.

    Eigentlich lustig, andauernd wird darum gekämpft, dass man sich weniger auf das Klischeebild versteift, aber sobald mal ein Autist auftaucht, der nicht in allen Bereichen dem Klischee entspricht, wird gemeckert.
    Würde Niah Finnik hingegen dem Klischee entsprechen, würde auch gemeckert. Weil "Vielfalt des Spektrums" und so.
    Irgendwer ist immer unzufrieden.

    Das einzig konstruktive zum eigentlichen Thema, was ich beitragen kann: mir fiel auf, dass sie sehr negativ von der Familie sprach.
    Mal ehrlich: ein Kind, welches jeden Tag zu hören bekommt, dass es ein böses Kind ist, da ist zu erwarten, dass es zu Problemen kommt im späteren Leben.
    Aber die Frage nach dem Huhn und dem Ei wird man im Forum sicherlich nicht beantworten können (= waren erst die autistischen Züge und die kaltherzigen Reaktionen der Eltern einschl. resultierender Bindungsstörung darauf beruhend oder war erst die Bindungsstörung und dann die autistischen Züge als psychische Schutzreaktion?).
    Dafür ist der Diagnostiker da und der wird sie wohl auch "live" gesehen und diese Themen der Kindheit angesprochen haben.

    Und vielleicht ist es eine falsch-positiv Diagnose, aber auch das ist nicht im Ermessen der Forenuser, dies zu beurteilen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Hypatia (22. April 2017 um 23:10)

  • Und vielleicht ist es eine falsch-positiv Diagnose, aber auch das ist nicht im Ermessen der Forenuser, dies zu beurteilen.

    Warum nicht? Wenn jemand sagt er hat ein gebrochenes Bein während man sieht dass er herumläuft ganz normal und Fussball spielt dann darf man Zweifel und Verwirrung äussern, denke ich, auch wenn er tatsächlich ein gebrochenes Bein hat (aber wie gerade in dem Fall?)

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Warum nicht?

    Wenn Autismus so leicht zu diagnostizieren wäre, dass ein Laie ohne die Person zu sehen anhand eines kurzen Radiointerviews (das sicherlich nicht mit dem Interview im Rahmen der Diagnostik vergleichbar ist, kritische Situationen umgeht der Moderator ja geschickt und wechselt schnell das Thema), dann könnten wir uns doch jegliche Diskussion sparen.

    Ein gebrochenes Bein ist recht zuverlässig diagnostizierbar. In der Regel reicht dazu ein Röntgenbild.

    Das Beispiel auf den hiesigen Fall übertragen hieße ja: Niah ist in jeglicher Hinsicht unauffällig.
    Findest du ihre Mimik unauffällig?
    Wie schaut es mit Blickkontakt aus?
    Stimming?
    Wie gut kann sie ein Gespräch aufrecht halten, dass nicht von einem Profi geleitet wird?
    Dazu kann man doch nach dem Interview nichts sagen.

    Dazu: wenn wir wieder bei Beinbruch sind: du vergleichst es ja mit jemandem, der normal herumläuft und Fußball spielt.
    Glaubst du wirklich, dass jemand, der normal rumläuft und Fußball spielt in die Klinik eingewiesen wird mit Verdacht auf Knochenbruch?
    Wohl eher nicht. Vielleicht dachtest du, der läuft normal herum, hast aber nicht mitbekommen, dass er sich auf einer Krücke abgestützt hat ;)

    Zweifel können geäußert werden, aber die Beurteilung obliegt dem Fachmann.
    Sonst können wir alle unsere Diagnose verbrennen, wenn ausführliche Diagnostiken durchgeführt von Fachleuten derart irrelevant sind.

  • danke, hypatia. Und weiter oben ein ganz wichtiger Punkt: wenn man etwas von sich preisgibt in den Medien und tut das unter dem echten Namen, und hat vielleicht Job oder vor, nochmal wo zu arbeiten, tut man gut daran, die ganzen schlimmen Sachen nicht so auszubreiten. Mal davon abgesehen, dass sie keiner hören will. Siehe auch damals die 37 Grad doku.

  • Mal davon abgesehen, dass sie keiner hören will.

    Aber gerade das wär doch interessant. Normale Leute ohne Probleme sind doch langweilig, oder?

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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