• das Phänomen, dass einem Bekanntes fremd erscheint

    Jetzt wo Du es sagst: Ich habe das immer, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme. Nicht, wenn ich nur einen oder zwei Tage weg war, aber nach einem zweiwöchigen Urlaub erscheint mir die nähere Umgebung meines Hauses und manchmal sogar das Haus selbst seltsam fremd, obwohl ich natürlich alles kenne und auch wiedererkenne. Aber es ist trotzdem etwas fremd geworden in den zwei Wochen.
    Am Tag nach der Rückkehr aus dem Urlaub gibt sich das aber allmählich, und noch einen Tag später ist wieder alles normal.
    Das war bei mir schon immer so, schon als Kind. Da gab es allerdings noch einen anderen seltsamen Effekt: Meine Großeltern lebten in Spanien, und ich war damals immer in den Sommerferien dort, die ganzen 6 Wochen. Und wenn ich da wieder hinkam, nach fast einem Jahr (!), hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen und es gab dieses "Fremdheitsgefühl" nicht. Es war immer gleich so, als wäre ich nie weg gewesen.
    Zurück zu Hause hat die Eingewöhnung bis zu einer Woche gedauert, obwohl ich nur 6 Wochen weg war. :roll:

    Diese Signatur wurde autistomatisch erstellt und ist ohne Unterschrift gültig :m(:

  • Realisation gibt es nicht, aber die englische Version "Realization", und das englische "Derealization" (a feeling that one's surroundings are not real, especially as a symptom of mental disturbance).
    Das wurde dann wohl eingedeutscht, ohne aus dem "ation" ein "ierung" zu machen.
    ...

    Wenn man sich nicht zu schön dafür ist, kann man das ja als "Wahrnehmung" übersetzen; dann wäre "De-" wohl die Wahrnehmungsstörung. Die gibts natürlich schon, also wäre nun die Frage, ob etwas graduell anderes gemeint ist, so dass man DIESES Wort nicht benutzen kann, ohne zu verwirren.
    Da bin ich nun nicht der (medizinische) Fachmann.
    Nur Wörter, die interessieren mich halt.

  • ...
    Der ICD-Schlüssel bedeutet übrigens nicht, dass es sich um eine Diagnose handelt, bei der eine Selbstdiagnose gefährlich wäre.
    ...

    Nicht automatisch. Ich hatte das auf den Zusammenhang des ganzen Threads bezogen, und Kleines Licht (der TE) hat ja meine Intention auch verstanden.

  • Angenommen, du hast tatsächlich eine PTBS, dann hättest du ein unwillentliches Erinnern an die belastende(n) Situation(en). Zum Beispiel könntest du dann zu deinen Eltern gehen und mit ihnen vereinbaren, dass sie dir bei einem flashback etwas erzählen um dich abzulenken. Oder du bereitest schon eine Ablenkung vor.

    Guten Morgen,

    durch die Suchfunktion bin ich wieder auf diesen Thread gestoßen und hoffe, die Anfrage passt zum Thema.

    Bei mir liegt faktisch eine PTBS vor. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ich in objektiv harmlosen Situationen starke Ängste bekomme. Beispiel: Ich fahre U-Bahn und meine, jemand, der vorbeikommt, stellt mir ein Bein. Oder: Ich trinke aus einer Flasche und jemand wird mir gleich die Flasche wegschlagen. Ich mache mir dann unter großer Anstrengung bewusst "Das ist Erinnerung. Das sind erinnerte Gefühle."

    Die Therapeutin hat vorgeschlagen, die Erlebnisse noch einmal hochkommen zu lassen und dann wegzusperren. Also man kann zum Beispiel sagen: Ich lege sie ein einen Tresor oder ich zeichne sie auf Band auf und lege das Band weg.

    Hat da jemand schon Erfahrung gemacht?
    Meine größte Angst ist es, retraumatisiert zu werden, wenn ich die Erlebnisse geballt wiedererlebe. 8o :(
    Andererseits denke ich mir, wenn es einmal heftig hochkommt, und dann aber wegbleibt, ist es besser, als immer wieder im Alltag irritiert zu werden.

    Viele Grüße
    klingonenschiff

  • Hallo Klingonenschiff,

    die Übung, die deine Therapeutin da vorschlägt nennt sich Tresorübung. Ich selbst habe zu solchen Übungen einen ganz schlechten Zugang, aber es gibt durchaus viele Menschen, denen so eine Übung hilft mit etwas vergangenem auszuschließen.
    Ich denke, es kommt auch auf deinen momentanen Zustand an, ob du wirklich in Bezug auf Trauma stabil genug bist. Sprich doch einfach mal deine Bedenken bei der nächsten Sitzung an.

    LG Vulkan

  • Hallo Klingonenschiff, ja ich kenne es.
    Traumatherapie nach Reddemann ist Arbeit mit sicheren Orten, Visualisierungsübungen und Ressourcen finden..falls...etwas hochkommt
    oder triggert.
    Als Hilfsanker, wenn...
    Es geht da nicht darum, etwas hochzuholen.

    Eine Hochhol- oder Konfrontations-Therapie kann in der Tat kontraproduktiv und retraumatisierend sein.*

    Alleine, als ich im KH einmal lebhaft mit Beispielen vorgestellt bekam, was es alles an Traumata gibt und wie es sich auswirkt, bin ich retraumatisiert worden und habe abgebrochen.

    Ich finde gut, dass du da fein auf dich acht gibst.


    Du kannst ja mal googeln nach Lousie Reddemann. Ich habe zwei Bücher von ihr.
    In Bielefeld gibt es auch eine Klinik, die danach arbeitet.

  • Du kannst ja mal googeln nach Lousie Reddemann

    Danke. Da werde ich demnächst mal in die Bibliothek gehen und mir entsprechende Bücher ausleihen.

    Hilfsanker, wenn...
    Es geht da nicht darum, etwas hochzuholen.


    Der Unterschied war mir noch nicht bewusst.
    Also bei Konfrontation denke ich auch mehr an Phobien, dass es helfen kann.

    Sprich doch einfach mal deine Bedenken bei der nächsten Sitzung an.

    Ja, das werde ich tun, danke.
    Ich denke ohne Überzeugung, dass mir die Anwendung hilft, kann sie auch nicht gut helfen. Und daher ist es sinnvoll, Zweifel aus dem Weg zu räumen.

  • Ja. Und wenn du Bedenken hast, nimm sie ernst.


    Noch ein Beispiel..ich hatte mal Körpertherapie in einer Gruppe..da ging es darum, mich zu puschen, gegen Jemanden wütend zu werden..ich wollte partout nicht..sie drängten und drängten..ich tat es..und dissozierte. für Monate. Ich höre lieber auf mich seit dem.

  • Bei mir ist es etwas anders, mir kommt die Realität oft ir-real vor.

    D.h. ich nehme sie zwar korrekt wahr, während meine "Phantasie-/Gedankenwelt" nur hinter meinen Augen existiert, aber ich fühle mich oft so, als sei die reale Welt nicht so ernst zu nehmen und die Phantasiewelt sei die eigentlich bedeutungsvolle. Oder etwas, das man im Alltag wichtig nimmt, erscheint mir bei genauer Betrachtung lächerlich, irrwitzig, absurd. Das gilt auch für Orte und Menschen. Einzelne Gegenstände aus der Realität können hingegen ein starker Bezugspunkt sein, dessen Verlust mich geradezu erschüttert.

    Die genannte Glaswand ist für mich nichts bewußt Errichtetes (auch wenn sie in manchen Bereichen Schutzfunktion haben kann), im Gegenteil, ich verbringe mein Leben damit, sie zu durchdringen, aber sie ist ja unsichtbar und nicht räumlich, daher unzerstörbar, zumindest hat sie ein paar Lücken und dünnere Stellen, die man ausnutzen kann.

  • Noch ein Beispiel..ich hatte mal Körpertherapie in einer Gruppe..da ging es darum, mich zu puschen, gegen Jemanden wütend zu werden..ich wollte partout nicht..sie drängten und drängten..ich tat es..und dissozierte. für Monate. Ich höre lieber auf mich seit dem.

    Das tut mir leid :cry: .
    Das klingt für mich als wäre es sehr belastend gewesen.

    Bei mir ist es etwas anders, mir kommt die Realität oft ir-real vor.

    Kann man das sagen: Du fühlst dich wie in einem Traum und manchmal wird dir aber bewusst, dass du träumst, und du kannst in das Diesseits des Traumes blicken?

  • (vielleicht sind wir in der Tat auch nur Hologramme und Einige dem näher auf der Spur?)

    Das ist ein interessanter Gedanke. Und so alt wie die Philosophie -- siehe Platons Höhlengleichnis bis zu Gehirne im Tank in der analytischen Philosophie.
    Die Frage ist: Selbst wenn es stimmt, würde es etwas daran ändern, dass wir Hunger, Freude oder Angst usw. wahrnehmen?

    "Müssen Sie mir in den Nacken atmen?"
    "Mein Atem ist nur simuliert."
    "Mein Nacken auch -- könnten Sie trotzdem damit aufhören?"

    (Sinngemäßes Zitat aus Star Trek Voyager 4.14 Flaschenpost -- Gespräch zwischen zwei Hologrammen).

    Einmal editiert, zuletzt von klingonenschiff (24. Mai 2017 um 05:05) aus folgendem Grund: Satzzeichen ergänzt, Tippfehler beseitigt

  • Das ist ein interessanter Gedanke. Und so alt wie die Philosophie -- siehe Platons Höhlengleichnis bis zu Gehirne im Tank in der analytischen Philosophie.
    Die Frage ist: Selbst wenn es stimmt, würde es etwas daran ändern, dass wir Hunger, Freude oder Angst usw. wahrnehmen?

    Hm..ich denke, nicht unbedingt, aber evtl tritt mehr Hineinentspannen ein, wenn man sich dessen bewusst ist.
    Es gibt einige Menschen, die da entspannter wurden.


    "Müssen Sie mir in den Nacken atmen?"
    "Mein Atem ist nur simuliert."
    "Mein Nacken auch -- könnten Sie trotzdem damit aufhören?"

    :d

    :nod: Ja....und bei einigen Gerüchen kann ich die auch nicht einfach wegdenken. Schade eigentlich.

  • mir kommt die Realität oft ir-real vor.

    D.h. ich nehme sie zwar korrekt wahr, während meine "Phantasie-/Gedankenwelt" nur hinter meinen Augen existiert, aber ich fühle mich oft so, als sei die reale Welt nicht so ernst zu nehmen

    So ähnlich geht es mir auch. Es scheint manchmal alles zu sein wie ein Traum, oder eine Art Computerspiel. Besonders stark wird dieser Effekt bei emotionaler Überlastung, oder aber früh morgens wenn es noch dunkel ist. Auch um Weihnachten herum ist das verstärkt so, deshalb nenne ich die Zeit zwischen Anfang Dezember und Mitte Januar auch meinen "Winterschlaf". Mir erscheint diese Welt dann so widersinnig, so als könne das alles gar nicht sein, daher wohl der "Traum- oder Computerspiel-Eindruck". Allerdings ist mir dabei bewußt, daß die Phantasiewelt auch nicht echt ist, weniger echt und bedeutungsvoll als die reale.
    Scheint so eine Art spontan auftretende teilweise Dissoziation zu sein. Oder wir befinden uns tatsächlich auf dem Holodeck eines Raumschiffes namens Enterprise... :roll:

    Diese Signatur wurde autistomatisch erstellt und ist ohne Unterschrift gültig :m(:

  • Letzteres.
    und ich sage nur: Matrix. :nod:

    Du hast es auch erkannt? :d

    Ich kenne das Gefühl wie hinter einer Art Glaswand zu stehen, abgetrennt von der Welt.
    Mittlerweile ist mir bewusst, es tritt dann auf, wenn emotional in mir ganz viel zu mir arbeitet.
    Mal wird das durch einfach zu viele Außenreize bei Müdigkeit ausgelöst, mals spielenn belastede Gedanken (mit) eine Rolle.

    Wikipedia beschreibt das mit "Derealisation: Dabei wird durch ein Gefühl der Unwirklichkeit die Umwelt als fremd oder verändert wahrgenommen. Sowohl Depersonalisation als auch Derealisation sind selten isoliert. Meist treten sie als ein Symptom anderer Störungen auf, z. B. im Zusammenhang von Panikattacken.

    Vielleicht vermeidet man ja damit unbewusst die Panikattacke, bis man an einem gefühlt sicheren Ort ist, zumindest könnte ich mir das bei mir so erklären. Panikattacken sind einfach übel. Dann lieber Glaswand oder nicht ganz da sein :d


    Je sicherer und gelassener ich emotional bin, je klarer in meiner Gedankenwelt desto mehr bin ich "in der Welt". Machmal ist es dann sogar "meine Welt".

    Dissoziation kenne ich als komplettes Ausblenden von Erlebtem bis hin zu komplettem "Vergessen". Nicht nett, wenn das dann wieder hochkommt, aber hilfreich um das, was dazu geführt hat, endlich zu verarbeiten und die emotionale Auswirkung dann endgültig aus dem Seelenleben zu entfernen, damit sie nicht mehr "dazwischen funken" kann in den Handlungen.

  • Mittlerweile ist mir bewusst, es tritt dann auf, wenn emotional in mir ganz viel zu mir arbeitet.
    Mal wird das durch einfach zu viele Außenreize bei Müdigkeit ausgelöst, mals spielenn belastede Gedanken (mit) eine Rolle.

    Wikipedia beschreibt das mit "Derealisation: Dabei wird durch ein Gefühl der Unwirklichkeit die Umwelt als fremd oder verändert wahrgenommen. Sowohl Depersonalisation als auch Derealisation sind selten isoliert. Meist treten sie als ein Symptom anderer Störungen auf, z. B. im Zusammenhang von Panikattacken.

    Vielleicht vermeidet man ja damit unbewusst die Panikattacke, bis man an einem gefühlt sicheren Ort ist, zumindest könnte ich mir das bei mir so erklären. Panikattacken sind einfach übel. Dann lieber Glaswand oder nicht ganz da sein

    hmhm..das wäre eine ganz gute plausible Erklärung, die gefällt mir.

  • Ich glaube, bei mir tritt das vor allem auf, wenn ich stark das Gefühl habe, daß ich nur funktoniere und/oder von der Außenwelt irgendwie abgetrennt bin, wie ein Beobachter. Dann sehe ich entweder nur die Umwelt oder mich selbst in dieser Umwelt und habe das Gefühl, daß "ich selbst" da ausgeschlossen bin bzw. mir selbst "im falschen Film" zuschaue. Vermutlich ist diese Wahrnehmung von mir etwas, das auch die meisten Nicht-Autisten kennen dürften.

  • Also....., um mal einen Anfang zu finden.

    Seitdem ich denken kann, erscheint mir meine visuell wahrgenommene Umwelt als eine Art Traum oder eben wie "künstlich gemacht".
    Ich kenne das quasi gar nicht anders, obwohl ich mich schon in meiner Kindheit öfters gefragt habe, ob andere Leute die Umgebung ebenso wahrnehmen wie ich.
    Möglicherweise hängt es auch mit meiner (visuellen) Wahrnehmungsstörung zusammen.

    Diese Mischung aus Derealisation, häufigen Deja-vues (auch das kommt bei mir ziemlich oft vor) und Tagtraum begleitet mich also schon mein ganzes Leben lang.


    Und ich kann jetzt auch nicht behaupten, dass ich es grundsätzlich als etwas Negatives betrachte.
    Es tritt bei mir nicht nur in Angstsituationen, bei psychischem oder körperlichem Unwohlsein bzw. unter Medikamenteneinfluss auf, sondern in quasi jeder möglichen Stimmungslage, oft auch mit positiven Assoziationen und Erinnerungen verbunden.
    Natürlich wirkt es in einer Depression oder Angstsituation eher traurig und düster auf mich, umgekehrt kann es aber auch wahre Glücksgefühle in mir auslösen.

    Wenn ich beispielsweise gewisse Sachen betrachte oder visuelle Eindrücke verarbeite, dann tauchen dabei plötzlich bestimmte Gefühle und Gedanken auf, oft nicht einmal mit dem Gesehenen zusammenhängen, die ich entweder aus Träumen kenne oder noch gar nie gefühlt bzw. erlebt habe.
    Wenn ich mir jetzt ein bestimmtes Haus ansehe, komme ich mir z.B vor wie ins Mittelalter versetzt und es kommt dann zu so einer Art unrealem Gefühl.

    Vor allem wenn ich Dinge zum ersten Mal sehe, wecken sie bestimmte Assoziationen und Gefühle in mir.
    Manchmal entstehen dabei aber auch ganz unsinnige Wörter und nicht zu beschreibende Gefühlszustände in meinem Kopf.


    Es ist nicht einfach, anderen Menschen genau zu beschreiben, wie sich das anfühlt und was ich dabei fühle und denke.

    Ich würde es nicht nur als Entfremdungserlebnis gegenüber meiner Umwelt empfinden, sondern auch als eine Art Verbundenheitsgefühl mit der ganzen Welt und dem Universum.
    Wenn ich die Landschaft so betrachte, überkommt mich oft das Gefühl, ich könnte mich genausogut gerade ganz wo anders auf dieser Welt oder in einem früheren Zeitalter befinden.
    Gerade in Zeiten wo mich bestimmte Länder und Kulturen faszinieren, genieße ich diesen Zustand sogar richtig.

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