Reha-Abteilung des Jobcenters - wer hat damit Erfahrungen?

  • Bei Grundsicherung können im Extremfall sogar die Eltern herangezogen werden, nämlich in dem Fall, dass Du volle EU-Rente nur basierend auf Gesundheit bekommst, diese aber zeitlich begrenzt ist... dann wäre das nämlich innerhalb des SGB XII nicht die Grundsicherung, sondern die Hilfe zur Lebenssicherung.

    Diese "Hilfe zur Lebenssicherung" ist dann die Sozialhilfe. (Die 2005 abgeschafft wurde, und durch "ALG II für alle" ersetzt wurde. - Nur, da durch dieses Verschieben / Umbenennen allen kein erwerbsunfähiger plötzlich erwerbsfähig wurde, werden diese dann seit den Folgejahren wieder zur Sozialhilfe verschoben.)

    Warum auch immer steht Grundsicherung nämlich nur denjenigen zur, die unbegrenzt Rente bekommen, d.h. volle Eu-Rente auf Dauer bzw. Altersrente. Von daher sollte man eine befristete EU-Rente basierend nur auf Gesundheit vermeiden bzw. Einspruch einlegen...

    Auf Anhieb eine unbefristete EU-Rente zu bekommen ist recht unwahrscheinlich. Gewöhnlich wird in den ersten (mehreren) Jahren nur befristete vergeben, es könnte ja doch plötzlich wieder gehen ... (so scheinen die jedenfalls zu denken). Erst nach einigen Jahren wird - je nach ärztlicher Prognose und Gutachter-Einschätzung - die EU-Rente dann auch unbefristet vergeben.

    Du kannst ja Dir da idealerweise einen Minjob bis 450€ suchen, etwas was super mit Deinen Einschränkungen möglich ist. Und im Gegensatz zum ALG2/GruSi Bezug kannst Du ja auch jeden Cent behalten... und bist generell ein freier Mensch.

    Das ist auf jeden Fall eine überlegenswerte Option, wenn man für Wohnen nichts zahlen muss UND noch eine gewisse "Rest-Arbeitsfähigkeit" hat (und einen passenden / machbaren Minijob findet). Ganz besonders dann, wenn die EU-Rente nicht allzuweit unter dem Eckregelsatz liegt.
    Je nach Stadt, Bezirk, Amt kann die Belastung durch GruSi auch erheblich sein; Unabhängigkeit vom GruSi-Amt (und von Sozialhilfe) - wenn möglich - ist durchaus ein Vorteil.

    Wenn man allerdings auch noch die Mietkosten hat, und die Rente so niedrig liegt, dass man auf den Minijob zum Überleben angewiesen wäre und selbst dann noch nicht in die Nähe der 400,- nach Abzug der Mietkosten kommt (oder auch Arbeiten gar nicht mehr geht), bleibt nichts anderes übrig als "aufzustocken".

    trotz Behinderung und daraus resultierender Einschränkung irgendwas in einer Höhe zu erhalten, die es mir ermöglicht, gleichberechtigt die laufenden Kosten in der Partnerschaft mitzutragen. Wenn das nur geht, wenn mein Partner vorher verarmt, dann ist Auszug vielleicht wirklich eine Option, über die ich nachdenken sollte. Ab dann wird es aber vermutlich ein gutes Stück teurer, denn alleine komme ich im Alltag schlecht zurecht und bräuchte dann Hilfe von außen. Das trägt er bisher ja auch alles mit und hilft mir, wo ich nicht zurecht komme.

    Beziehung oder gar Ehe / Partnerschaft ist als Behinderte/r deutlich schwieriger in dieser Hinsicht, und zu dem auf Hilfe angewiesen sein kommt das "auf der Tasche liegen" noch dazu - das ist schon echt bitter.
    Und gleichzeitig wird vorausgesetzt, dass der/die Partner/in sich (natürlich unentgeltlich) möglichst so kümmert, dass keine Hilfe von aussen nötig ist. Ich finde es nicht nur diskriminierend, sondern auch ziemlich kurz gedacht, Hilfebedürftige so quasi in die "Hilfe von aussen" zu zwingen, die ja oft deutlich teurer ist ("Sachleistung"...Verträge mit "Leistungserbringern"...) - aber es ist tatsächlich so: Unterstützung vom Staat gibt es nur dann, wenn es gar keine andere Unterstützung gibt, nichts anderes da ist, und dann wird es oft gleich richtig teuer (durch zusätzliche Hilfeleistungen).

    Ich denke, dass es nicht nur kostengünstiger, sondern auch für die Betroffenen besser/günstiger ("lebensgünstiger" oder keine Ahnung wie ich das nennen soll) wäre, wenn es (zumindest kleine) Unterstützungsmöglichkeiten / Zuschüsse gäbe für "Alternative Modelle" wo man es auch mit Hilfe von Nahestehenden schaffen kann, nicht das volle "staatliche Unterstützungsprogramm" zu brauchen. Aber so ist das leider halt nicht.

  • Ich hab bei Erstantrag sofort den Anspruch auf halbe EM-Rente auf Dauer erworben. Plus aufgrund des verschlossenen Arbeitsmarkt halt Aufstockung zu einer befristeten vollen Arbeitsmarktrente. Das hielt ich für fair, denn zum einen entspricht die unbefristete halbe Rente der Behinderung (die ja nun auch nie weggeht, immer da war, immer da sein wird). Und zum andere habe ich wohl tatsächlich eine halbe Erwerbsfähigkeit, was aber nach vielen Jahren des Probierens nie umgesetzt werden konnte, von daher fand ich auch die befristete Arbeitsmarktrente angemessen.

    Einmal wurde die Arbeitsmarktrente schon verlängert. Nächstes Jahr läuft sie aus, ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass die DRV mich jetzt voll auf Dauer verrentet und ich von ALG2 zur GruSi wandere. Schade um die 30€ Versicherungspauschale, aber es geht auch so. Die Reha-Abteilung des JC geht jedenfalls davon aus (ob Wunschdenken oder ob die das mit der DRV so geregelt haben: wer weiß) und dementsprechend bin ich da schon lange in der Schublade.

    Einmal editiert, zuletzt von Nickelig (23. März 2017 um 10:23)

  • Beziehung oder gar Ehe / Partnerschaft ist als Behinderte/r deutlich schwieriger in dieser Hinsicht, und zu dem auf Hilfe angewiesen sein kommt das "auf der Tasche liegen" noch dazu - das ist schon echt bitter.
    Und gleichzeitig wird vorausgesetzt, dass der/die Partner/in sich (natürlich unentgeltlich) möglichst so kümmert, dass keine Hilfe von aussen nötig ist. Ich finde es nicht nur diskriminierend, sondern auch ziemlich kurz gedacht, Hilfebedürftige so quasi in die "Hilfe von aussen" zu zwingen, die ja oft deutlich teurer ist ("Sachleistung"...Verträge mit "Leistungserbringern"...) - aber es ist tatsächlich so: Unterstützung vom Staat gibt es nur dann, wenn es gar keine andere Unterstützung gibt, nichts anderes da ist, und dann wird es oft gleich richtig teuer (durch zusätzliche Hilfeleistungen).

    Diese Praxis wurde ja auch in der Debatte um das Bundesteilhabegesetz kritisiert, wobei sich für diejenigen mit "diskreteren" Schwierigkeiten da nichts verbessert.

    Ich denke, dass es nicht nur kostengünstiger, sondern auch für die Betroffenen besser/günstiger ("lebensgünstiger" oder keine Ahnung wie ich das nennen soll) wäre, wenn es (zumindest kleine) Unterstützungsmöglichkeiten / Zuschüsse gäbe für "Alternative Modelle" wo man es auch mit Hilfe von Nahestehenden schaffen kann, nicht das volle "staatliche Unterstützungsprogramm" zu brauchen.

    Denke ich auch. Und gleichzeitig wäre dann der Hilfebedarf als solcher schon "etabliert", wenn die private Hilfe irgendwann einmal ausfällt oder nicht mehr im gleichen Umfang zur Verfügung steht. So stehen viele Autisten, die privat unterstützt wurden, dann "ohne alles" da.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • So, ich habe jetzt den ersten Termin bei der Reha-Abteilung hinter mir. Ich soll erst mal zu einem Gutachter. Ich habe den Gesundheitsfragebogen samt Schweigepflichtsentbindung mitbekommen und soll das so schnell wie möglich ausgefüllt zurückschicken. Ich könnte kotzen.

  • So, ich habe jetzt den ersten Termin bei der Reha-Abteilung hinter mir. Ich soll erst mal zu einem Gutachter. Ich habe den Gesundheitsfragebogen samt Schweigepflichtsentbindung mitbekommen und soll das so schnell wie möglich ausgefüllt zurückschicken. Ich könnte kotzen.

    Deshalb wäre es sinnvoll gewesen, selbst ein Gutachten anzustreben bei der Asperger Ambulanz der eigenen Wahl. Und im Anschluss selbst den Weg Richtung EM-Rente zu gehen. Ich hatte das Glück, dass ich diesen ganzen Prozess machen konnte, als ich 18 Monate im Krankengeld war. Davor und danach war ich im ALG2, da hätte ich nicht den Freiraum gehabt, alles so zu bestimmen, wie ich es wollte.

    Zum Gutachter schicken macht das JC nur aus einem Grund... Dich über kurz oder lang loszuwerden... Variante eins ist, dass Du einfach mal für ein Jahr arbeitsunfähig erklärt wirst und Du zum Sozialamt für das Jahr geschoben werden sollst... dagegen solltest Du Dich um jeden Preis wehren, vor allem weil diese Praktik unrechtens ist, dann Arbeitsunfähigkeit ist ungleich Erwerbsunfähigkeit... die andere Variante ist, dass man Dich in eine EM Rente bekommt, was kurzfristig die Kosten des JC senkt und langfristig auch in der GruSi endet.

    Das Ganze läuft jetzt über das JC, was wahrscheinlich nicht erfreulich sein wird, vor allem halt mit viel Kontrollverlust verbunden. Ich würde schauen, ob Du die Kontrolle zurückgewinnen kannst durch das Anstreben eines eigenen Gutachten bei einer Asperger Ambulanz Deiner Wahl bzw. wo Du so schnell wie möglich einen Termin bekommen könntest.

    2 Mal editiert, zuletzt von Nickelig (23. März 2017 um 15:15)

  • Warum nicht einfach laufen lassen? Man ist doch sowieso immer irgendwie abgesichert. Alg II, Rente, Grundsicherung, ist doch egal, was man an Geld bekommt.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Warum nicht einfach laufen lassen? Man ist doch sowieso immer irgendwie abgesichert. Alg II, Rente, Grundsicherung, ist doch egal, was man an Geld bekommt.

    Klar kann man, aber die psychische Belastung ist hoch bzw. höher als wenn man selbst in Kontrolle ist. Wobei Kontrolle halt relativ ist.

    Aber so oder so muss man da durch, da hast Du Recht.

  • Warum nicht einfach laufen lassen? Man ist doch sowieso immer irgendwie abgesichert. Alg II, Rente, Grundsicherung, ist doch egal, was man an Geld bekommt.

    Leider auch nicht unbedingt. Gerade Menschen mit psychischer Erkrankung fallen gar nicht so selten "durch alle Raster" und geraten in die Obdachlosigkeit, auch, wenn sie ursprünglich nicht unbedingt alkohol-, drogen- oder medikamentenabhängig sind. :(

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Und wer bezahlt mir bitte ein eigenes Gutachten? Gutachten bekommt man doch nicht umsonst. Außerdem wäre das mit wahnsinnig viel Fahrerei mit ÖPNV verbunden, was auch wieder jede Menge Geld kostet. Geld, das ich als HartzIV-Empfängerin nicht habe. Von der psychischen Belastung will ich da lieber gar nicht erst reden.

    Als arbeitsunfähig gelte ich bei meinem Jobcenter schon seit über einem Jahr, aber die haben bisher nicht versucht, mich abzuschieben. Ich denke aber mal, das werden die spätestens dann machen wollen, wenn die das Gutachten vorliegen haben. Soll mir mittlerweile aber auch recht sein, denn auf dem ersten Arbeitsmarkt werde ich wohl eh keinen Arbeitsplatz finden und der zweite Arbeitsmarkt bedeutet hier WfbM (kommt für mich nicht infrage). Und einen Kontrollverlust sehe ich da auch nicht. Es ist doch egal, ob ich das nun von mir aus mache oder das Jobcenter mich dazu auffordert und ich es ja eh machen würde. Ich muss im letzteren Fall lediglich nachweisen, dass ich die EM-Rente auch beantragt habe. Wenn ich natürlich meiner Mitwirkungspflicht nicht nachkomme, kann ich mich auch nicht beschweren, wenn das Jobcenter mich sanktioniert. Aber hier sind die vom Jobcenter eigentlich echt in Ordnung und die versuchen zumindest, einem zu helfen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die sich auch an Gesetze und Vorgaben halten müssen. Jedenfalls sind das hier keine Unmenschen, die kein anderes Hobby haben, als HartzIV-Empfänger zu quälen und zu sanktionieren. Das geht hier relativ relaxt zu. Hier wird man sogar gefragt, ob Maßnahme XYZ was für einen wäre und wenn nicht, ist das kein Problem.

    Einmal editiert, zuletzt von Windtänzerin (23. März 2017 um 19:16)

  • Leider auch nicht unbedingt. Gerade Menschen mit psychischer Erkrankung fallen gar nicht so selten "durch alle Raster" und geraten in die Obdachlosigkeit, auch, wenn sie ursprünglich nicht unbedingt alkohol-, drogen- oder medikamentenabhängig sind. :(

    Das hängt aber dann nicht mit den Leistungen zusammen, sondern hat andere Gründe.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Und wer bezahlt mir bitte ein eigenes Gutachten? Gutachten bekommt man doch nicht umsonst. Außerdem wäre das mit wahnsinnig viel Fahrerei mit ÖPNV verbunden, was auch wieder jede Menge Geld kostet. Geld, das ich als HartzIV-Empfängerin nicht habe. Von der psychischen Belastung will ich da lieber gar nicht erst reden.

    Als arbeitsunfähig gelte ich bei meinem Jobcenter schon seit über einem Jahr, aber die haben bisher nicht versucht, mich abzuschieben. Ich denke aber mal, das werden die spätestens dann machen wollen, wenn die das Gutachten vorliegen haben. Soll mir mittlerweile aber auch recht sein, denn auf dem ersten Arbeitsmarkt werde ich wohl eh keinen Arbeitsplatz finden und der zweite Arbeitsmarkt bedeutet hier WfbM (kommt für mich nicht infrage). Und einen Kontrollverlust sehe ich da auch nicht. Es ist doch egal, ob ich das nun von mir aus mache oder das Jobcenter mich dazu auffordert und ich es ja eh machen würde. Ich muss im letzteren Fall lediglich nachweisen, dass ich die EM-Rente auch beantragt habe. Wenn ich natürlich meiner Mitwirkungspflicht nicht nachkomme, kann ich mich auch nicht beschweren, wenn das Jobcenter mich sanktioniert. Aber hier sind die vom Jobcenter eigentlich echt in Ordnung und die versuchen zumindest, einem zu helfen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die sich auch an Gesetze und Vorgaben halten müssen. Jedenfalls sind das hier keine Unmenschen, die kein anderes Hobby haben, als HartzIV-Empfänger zu quälen und zu sanktionieren. Das geht hier relativ relaxt zu. Hier wird man sogar gefragt, ob Maßnahme XYZ was für einen wäre und wenn nicht, ist das kein Problem.

    Also das Gutachten ist ja nichts anderes als jede andere medizinische Untersuchung, das trägt die Krankenkasse. Problem ist eher die Wartezeit, bei manchen Ambulanzen bis zu einem Jahr. Üblicherweise über eine Überweisung von Deinem Psychotherapeuten /Psychiater. Wenn Du noch bei keinem bist, dann wäre es sinnvoll, erstmal da anzufangen.

    Du musst halt abwägen, was besser ist auf Dauer. Diesen Weg zu gehen oder den des JC. Kann am Ende im gleichen Resultat enden, muss aber nicht.

  • Und gleichzeitig wäre dann der Hilfebedarf als solcher schon "etabliert", wenn die private Hilfe irgendwann einmal ausfällt oder nicht mehr im gleichen Umfang zur Verfügung steht. So stehen viele Autisten, die privat unterstützt wurden, dann "ohne alles" da.

    Stimmt, das ist ein weiterer wichtiger Punkt dabei.
    Und ich sehe inzwischen, dass es gar nicht mal so selten ist, dass Menschen dann durch dieses Plötzlich-ohne-alles dastehen und "im Hilfesystem aufschlagen" erst so richtig viel / intensiv Hilfe brauchen. Was mit "stufenweiser" Unterstützung leichter wäre. Und wenn es angepasster wäre an was konkret tatsächlich an Unterstützung nötig und hilfreich wäre.


    Ich soll erst mal zu einem Gutachter. Ich habe den Gesundheitsfragebogen samt Schweigepflichtsentbindung mitbekommen und soll das so schnell wie möglich ausgefüllt zurückschicken. Ich könnte kotzen.

    Ich denke, dass es in diesem damit begonnenen Prozess für dich gut und hilfreich wäre, wenn du Unterstützung von einem (kompetenten) Psychiater, Psychologen / Therapeuten hast - jemand der sich mit sowas auskennt und dich und deine Schwierigkeiten kennt. Das macht es auch ein Stückchen einfacher, auf die Dinge hinzuweisen, die bei deinen Schwierigkeiten relevant sind. Mein Eindruck war, bei all solchen Begutachtungen, dass es bestimmte "Schemata" gibt, bestimmte Krankheiten z. B. wo denen klar ist, dass Einschränkungen bestehen, und welche, und anderes (was nicht in diesem Schema drin ist) wo es dann schwierig sein kann, denen klarzumachen, dass das wirklich so ist (und dass es das gibt...) und es einschränkend ist. Ein Schrieb vom Arzt/Therapeuten (oder auch schon der Hinweis auf bestimmte "Stichworte" was da relevant ist für die begutachtenden Stellen) kann da manchmal "Wunder bewirken" sozusagen. (Also es jedenfalls ein Stück einfacher und klarer machen.)

    Zum Gutachter schicken macht das JC nur aus einem Grund... Dich über kurz oder lang loszuwerden... Variante eins ist, dass Du einfach mal für ein Jahr arbeitsunfähig erklärt wirst und Du zum Sozialamt für das Jahr geschoben werden sollst... dagegen solltest Du Dich um jeden Preis wehren, vor allem weil diese Praktik unrechtens ist, dann Arbeitsunfähigkeit ist ungleich Erwerbsunfähigkeit...

    Ja. - Das "Töpfchenspiel". - Und das Sozialamt verlangt dann möglicherweise auch erstmal einen Rentenantrag, bevor sie etwas auch nur bearbeiten (die möchten natürlich auch lieber, dass etwas von einem anderen "Topf" getragen wird). Und manchmal glaubt jedes Amt / jede Stelle auch nur ihrem eigenen beauftragten Gutachter.

    die andere Variante ist, dass man Dich in eine EM Rente bekommt, was kurzfristig die Kosten des JC senkt und langfristig auch in der GruSi endet.

    Das kann (mehr oder weniger) direkt sein, das "zur Rente geschickt werden", kann aber auch über den Umweg "Sozialhilfe" verlaufen. Insofern sind es nicht zwangsläufig zwei verschiedene Varianten, sondern können auch ineinander übergehen / kombiniert werden.

    Das Ganze läuft jetzt über das JC,

    Wobei es sein kann, dass das JC das ganze nur "anstößt". Und es eventuell dann über Sozialamt/Sozialhilfe, Rentenstelle, und Sozialamt/GruSi dann weiterläuft. Unter Umständen auch jede einzelne Stelle, an die man "weitergereicht" wird (leider nicht unbedingt "gereicht", sondern u. U. auch einfach "fallengelassen" und man 'darf' dann suchen, an wen man sich weiters noch wenden kann), dann ihr eigenes Gutachten anfertigen lässt, um prüfen zu lassen, ob sie nun das bearbeiten muss oder die Möglichkeit hat, an andere "Töpfe" weiterzuverweisen (oder schlicht einfach selber "nicht zuständig" zu sein).

    Warum nicht einfach laufen lassen? Man ist doch sowieso immer irgendwie abgesichert. Alg II, Rente, Grundsicherung, ist doch egal, was man an Geld bekommt.

    Klar, ist es im Grunde egal, aus welchem Topf nun das Geld kommt. - Wenn es denn kommt.
    "Sowieso immer irgendwie abgesichert" ist halt das Problem dabei, denn das ist man leider nicht unbedingt, da kann so einiges schiefgehen.
    Mit jedem "Topfverschieben" gibt es auch das Risiko, dass man irgendwie "durch die Maschen fällt" (oder zumindest erstmal), und eventuell dann halt auch mal 2-3 Monate gar nichts bekommt, von nirgendwo. (Und das wird dann auch nicht nachgezahlt, denn wenn man noch lebt hat man ja auch ohne die Zahlung überleben können. - Für eventuell gemachte Schulden ist das Amt nicht zuständig.) Spätestens wenn man deswegen aus der Wohnung geflogen ist, oder auch 'nur' aus der Krankenkasse geflogen ist, wird das schon sehr schwierig.
    Und die psychische Belastung durch die ganze Unsicherheit, die "Verschieberei", Nicht-Zuständigkeit, und eventuell viele Gutachten, eines nach dem anderen, von den diversen Stellen, ist auch nicht zu unterschätzen.

    Ich will da keine Angst machen, und es läuft sicher auch bei vielen glatt und unkompliziert. Aber es kann halt auch blöd laufen, und je mehr Stellen und Rumschieberei desto blöder.
    Je "gradliniger" und je klarer und direkter die Zuständigkeiten, desto besser, würde ich sagen. Und da kann es eben helfen, wenn man vorher etwas darüber weiss, wie es laufen soll (oder sollte) und auch ein bischen "steuern" kann.

    Und wer bezahlt mir bitte ein eigenes Gutachten? Gutachten bekommt man doch nicht umsonst. Außerdem wäre das mit wahnsinnig viel Fahrerei mit ÖPNV verbunden, was auch wieder jede Menge Geld kostet. Geld, das ich als HartzIV-Empfängerin nicht habe. Von der psychischen Belastung will ich da lieber gar nicht erst reden.

    Ein eigenes Gutachten halte ich auch nicht für realistisch. Die sind tatsächlich nicht umsonst (hab mal so am Rande ne Zahl dazu gehört, das war eine Summe um die 700-800 Euro für ein Begutachtungsvorgang vom Amt iirc, war allerdings vor bald 10 Jahren, billiger wird das wohl kaum geworden sein.)

    Aber einen "Fachmenschen" mit entsprechender Qualifikation/Anerkennung (Psychiater, Psychologe) "im Hintergrund" zu haben, der bei Bedarf unterstützen kann, und eventuell (für Kosten im Rahmen wie ein "Attest"/schriftliche Stellungnahme) etwas schreiben kann was deine Probleme fachlich benennt, kann viel wert sein, falls es in dem Prozess schwierig werden sollte.

    Jedenfalls sind das hier keine Unmenschen, die kein anderes Hobby haben, als HartzIV-Empfänger zu quälen und zu sanktionieren. Das geht hier relativ relaxt zu. Hier wird man sogar gefragt, ob Maßnahme XYZ was für einen wäre und wenn nicht, ist das kein Problem.

    Das ist auf jeden Fall eine gute Voraussetzung dafür, dass es gut läuft. Ich hoffe, dass sie dann auch während des "Abschiebeprozesses" gut mit dir umgehen, und dich richtig (und auch lückenlos!) weiterleiten an woher du als nächstes dein Geld bekommst. Ich drücke dir die Daumen! Und auch, dass Gesundheitsprüfung und Begutachtungen möglichst stress-arm verlaufen für dich.

    Also das Gutachten ist ja nichts anderes als jede andere medizinische Untersuchung, das trägt die Krankenkasse.

    Nein, normalerweise nicht. (Ausser die Krankenkasse fordert es an.)

    Psychotherapeuten /Psychiater. Wenn Du noch bei keinem bist, dann wäre es sinnvoll, erstmal da anzufangen.

    Das würde ich allerdings auch raten. Damit du bei Bedarf von dort Unterstützung bekommen kannst.

  • Also bei lief das Gutachten über eine Überweisung meiner Psychotherapeutin und außer 10€ (Praxisgebühr damals) habe ich nichts bezahlt. War bei der LWL Klinik in Dortmund.

    Kann aber sein, dass es deshalb nichts gekostet hat, weil ich damals im Krankengeld war und die Krankenkasse einen da ja schnell raushaben will. Aber die Initiative ging eigentlich von mir bzw. meiner Therapeutin aus.

  • @Nickelig, ich vermute, dass das Gutachten in deinem Fall dann von der Krankenkasse angefordert war - die hatte ja ein Interesse daran. "Einfach so" und für umsonst wird einem kaum ein Arzt oder Psychologe ein schriftliches Gutachten erstellen. (Und in der Regel kostet ja schon ein einfaches "Attest" beim Arzt - also was schriftliches dazu, nicht nur ein "gelber Zettel" - irgendwo zwischen 20,- und 50,- Euro.)


    Bei einer "Nachprüfung" (oder wie auch immer das hieß) von der Rente habe ich mal einen Fragebogen zum Gesundheitszustand (von mir auszufüllen) und ein Formular für Anforderung einer Stellungnahme/Einschätzung vom behandelnden Arzt bekommen (zum dort abgeben), wenn ich mich recht erinnere war da auch im Vordruck etwas zu den "Abrechnungsparagraphen"; und als ich beim nächsten Arzttermin fragte, ob er etwas für die Rentenfortführung schreiben könnte, fragte der Arzt gleich, ob ich dazu einen Anforderungsbogen hätte, nur dann könnte er (weil nur dann abrechenbar ... sonst ginge das höchstens auf eigene Kosten).
    Ich vermute, dass es für die Rentenstelle aussagekräftig genug war, und vermutlich günstiger, als mich zur Wieder-und-Wiederbegutachtung zu schicken, ich bin jedenfalls in dem Jahr um erneute Begutachtung herumgekommen. (Vielleicht war die Rentenstelle es auch leid, jedes Jahr für viel Geld für die offizielle Begutachtung immer nur wieder das gleiche zu lesen; mir war dieser einfachere Weg auf jedenfall auch lieber.)

  • So, es gibt Neuigkeiten: Mittlerweile hat die Gutachterin des ÄD sowohl bei meiner Psychiaterin, als auch bei meinem neuen Hausarzt (der jetzt auch über alles Bescheid weiß) Unterlagen angefordert. Am Montag war ich dann mit meiner APP-Fachkraft unterwegs und welch Zufall, da ruft die Gutachterin ihn an. Sie wollte wissen, wieso ich noch keine Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben erhalten hätte. Er hat ihr dann erklärt, dass ja bisher noch gar nicht feststeht, ob ich überhaupt erwerbsfähig bin und dass da auch ein EM-Rentenantrag im Raum stehen würde. Sie faselte dann was davon, dass Asperger-Autisten ja ganz tolle Menschen mit ganz tollen Talenten wären (Wieso bin ich dann schon seit so vielen Jahren arbeitslos und ecke dauernd überall an?) und man das doch unbedingt nutzen müsste. Jedenfalls meinte sie dann, ich solle doch dringend LTA beantragen. Hier vor Ort gibt es aber nichts, womit mir geholfen wäre, was ich auch sagte. Da meinte sie nur, dass ich dann halt ins Internat beim BFW gehen müsste. Ich hab jetzt voll Panik. Können die mich zwingen, ins Internat zu gehen???

  • Das wichtigste ist, das Ganze mit Gutachten und im Anschluss EM-Rente voranzutreiben. Bis dahin Zeit kaufen durch Einsprüche gegen was auch immer kommt. Dein Arzt oder Psychater können Dich auch krankschreiben, wenn garnichts mehr hilft. Was wichtig ist, ist weiter zu kämpfen! Und das bedeutet aktuell Zeit kaufen bis die ganze EM Rentengeschichte zuende ist...

    Warum ist ein Gutachten plus anschließendem DRV-Gutachten und dann hoffentlich bewilligter EM-Rente dafür so wichtig? Weil sich das JC gesetzlich daran halten muss, was die DRV sagt (§ 44a Absatz 2 im SGB II) und EM-Rente bedeutet Erwerbsfähigkeit 3 bis maximal 6 Stunden plus wahrscheinlich andere Einschränkungen und damit sind alle Zwangsmaßnahmen vom Tisch.

    Solange Du das nicht hast, bestimmt genannte Gutachterin Dein Leben und wie ich heraushöre, schmeckt Dir das garnicht... die Aussicht hat mir damals auch nicht gefallen, wem würde es?

    2 Mal editiert, zuletzt von Nickelig (10. Mai 2017 um 13:47)

  • Das Thema Reha-Abteilung der AfA hat sich grad erledigt. Ich hatte heute den Termin, in dem die Dame der Reha-Abteilung das Ergebnis des Gutachtens mit mir besprechen wollte. Fazit: laut Gutachterin gelte ich zwar als vollschichtig erwerbsfähig, aber mit so vielen Einschränkungen, dass die Reha-Abteilung mir in keiner Weise helfen kann. Ich bin ab sofort wieder bei meinem normalen SB und soll mir noch eine WfbM ansehen. Wenn das nichts wird, werde ich wohl früher oder später doch noch die Aufforderung bekommen, EM-Rente zu beantragen. Die Zeit bis dahin werde ich nutzen, um den SBA (mit Merkzeichen H und B) zu beantragen. Ich denke, bis das abgeschlossen ist, wird mein SB mich wohl auch in Ruhe lassen.

  • Fazit: laut Gutachterin gelte ich zwar als vollschichtig erwerbsfähig, aber mit so vielen Einschränkungen, dass die Reha-Abteilung mir in keiner Weise helfen kann.

    So ähnlich lief das bei mir auch vor ein paar Jahren (Jobcenter, Medizinischer Dienst). Scheint eine Art Verlegenheitsdiagnose zu sein. Immerhin wurde ich dadurch (noch) nicht in die Grundsicherung abgeschoben und habe noch die Möglichkeit, mir in Arbeitsgelegenheiten etwas dazu zu verdienen. Und auch meinen kleinen Nebenverdienst kann ich noch offiziell weitermachen, was in der Grundsicherung nicht so einfach wäre. Dafür allerdings kann mich das Jobcenter noch mit Terminen nerven.

    Diese Signatur wurde autistomatisch erstellt und ist ohne Unterschrift gültig :m(:

  • Naja, mit hin und wieder mal einem Termin kann ich leben. Die Dame der Reha-Abteilung meinte, ich solle doch mal die Augen nach Heimarbeit offenhalten, da das ja vielleicht was für mich wäre. Aber wo findet man heutzutage noch seriöse Heimarbeit? Ist doch überwiegend nur unseriöser Kram.

  • Oft leider ja. Gerade kürzlich hörte ich von jemandem, der sich auf eine Stelle beworben hatte, bei der er vom heimischen PC aus die Preise konkurrierender Produkte recherchieren sollte. Der Sitz der Firma war im osteuropäischen Ausland, aber ansonsten hörte sich das alles seriös an. Dann kam die Nachricht, man wolle ihn einstellen, und bat ihn, zuzustimmen, dass gelegentlich aus organisatorischen Gründen Geld für andere auf sein Konto und dann von ihm selbst weiter überwiesen werden sollte ....

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