Hochsensibel, wer kennt das auch?

  • Hallo, mich interessiert, wer von euch auch Hochsensibel ist auf Emotionen, egal ob positive oder negative.
    Ich merke bei meinen Mitmenschen sehr schnell, zu sehr, wie es ihnen wirklich geht, bzw, das etwas nicht stimmt. Dies merke ich nicht über das Gesicht, sondern einfach so, es ist bestimmt eine Kombination von Fühlen, kombinieren, von Details , -Stimmlage, Körperhaltung, was sie alles schon erzählt haben....
    Habe dies wohl auch mir antrainiert, weil mein Vater ein Choleriker ist und ich erkennen wollte, wann er explodiert. Um wenigstens etwas darauf vorbereitet zu sein. Dies hat immer besser geklappt.
    Auch, weil ich schon als Kind gezwungen wurde "normal" zu sein und mich "gut" zu benehmen, habe ich die anderen beobachtet, wie sie sich wann, verhalten und warum. Ich habe die Menschen studiert und konnte dann immer besser erkennen, wenn was nicht stimmt.
    Komme dann aber damit nicht klar, das sie oft so tun, als wäre nix, wenn ich sie ehrlich darauf anspreche. Auch nicht damit, das sie mir versuchen, alles auszureden. Das sie mir sagen, das ich mich irren müsste, das ich das garnicht wissen könnte, das das nicht stimmt.....
    Nun habe ich ja verstanden, das ich anscheinend nicht sehr sensibel damit bin, den Leuten die Wahrheit um die Ohren zu hauen, die sie anscheinend nicht hören wollen. Sie bemühen sich ja, das keiner ihr wahres ich erkennt, sondern alle glauben, es wäre alles in Ordnung.
    Ich denke, das ich gelernt habe, Zusammenhänge zu deuten und dadurch, das ich nie die "Spielregeln" der normales Verstand, halt anders damit umgehe.
    Ich bin sehr direkt und ehrlich und komme damit nicht gut klar, das soviele Menschen Schauspielern mit regeln die ich nicht verstehe, aber auch nicht mitspielen will. Das führt natürlich dazu, das ich so manche anbahnende Freundschaft vergrault habe.
    Es tut mir weh und leid, wenn ich merke, das ich besser in der Gesellschaft klar komme, wenn ich mich auch verstelle und sie weiter nachmache, mich anpasse..., als ehrlich zu sein.
    Leider hat mein Körper immer mehr auf dieses verstellen, verleugnen und nicht auffallen mit Krankheit reagiert. Es kostet einfach Zuviel Kraft, die dann woanders fehlt.
    Ich bin dabei nun zu lernen, so zu sein wie ich bin, aber auf andere irgendwie Rücksicht zu nehmen. Mein Mann ist mir dabei eine große Hilfe. Er ist offen und ehrlich und wir können uns immer die Wahrheit sagen. Aber er ist ein normalo, der mir erklärt, wie er oder andere die Welt wahrnehmen, was sie meist nicht so gut finden.... . Er ist der Vermittler für mich, auf den ich mich auch immer verlassen kann, wenn wir unter Menschen sind. An ihm kann ich mich orientieren, er gibt mir halt und Sicherheit. Er sagt mir, wenn ich was falsch verstanden habe, wenn ich besser nichts mehr sagen soll dazu oder merkt, wenn ich überfordert bin und sagt dann, das wir besser gehen .....
    Deshalb gehe ich nicht gerne alleine unter Menschen die ich nicht gut kenne.
    Seit ich vermute, das ich ein Aspi bin und viel darüber gelesen und dadurch über mich erfahren habe, lerne ich, warum ich so oder so bin, dies oder das nicht kann, anders warnehme, verarbeite.... . Theoretisch habe ich schon vieles verstanden, kann es aber noch nicht so in der Praxis umsetzen, das braucht halt Zeit, Geduld, die ich nicht so sehr habe und üben...
    Wie ist das bei euch?
    Wie geht ihr damit um?

    Mama4

  • Hallo Mama4,

    vielen Dank für deine Offenheit.
    Ja, ich kenne das, was du schilderst.
    Da finde ich die Metapher ganz schön: Höre ich denn schon die Flöhe husten?


    An sich finde ich es paradox: Einerseits viel merken, aber andererseits dann auch hören zu müssen: gefühlsblind zu sein.
    Oder was es eben auch gibt: Aufgrund der des Überwältigt-Werdens von Eindrücken, ist man innerlich blockiert und nimmt dann eine Abwehrhaltung ein, um sich zu schützen, was dann aber beim anderen als unsensibel ankommt.

    Ich habe diese Bücher ganz oder in Auszügen gelesen:

    • Dinkel, Sabine (2016): Hochsensibel durch den Tag. Raus aus der Reiz-Überflutung. Gelassen durch alle Alltagssituationen. In Zusammenarbeit mit www. hochsensibel.org. 1. Aufl. s.l.: Schlütersche.
    • Hensel, Ulrike (2013): Mit viel Feingefühl. Hochsensibilität verstehen und wertschätzen. 1. Aufl. Paderborn: Junfermann (Reihe aktive Lebensgestaltung Hochsensibilität).
    • Parlow, Georg (2014): Zart besaitet. Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen. 3. Aufl. Wien: Festland-Verl.
    • Sellin, Rolf (2014): Wenn die Haut zu dünn ist. Hochsensibilität - vom Manko zum Plus ; [mit Test: sind Sie hochsensibel?]. 10. Aufl. München: Kösel.

    Viele Grüße
    klingonenschiff


  • Komme dann aber damit nicht klar, das sie oft so tun, als wäre nix, wenn ich sie ehrlich darauf anspreche. Auch nicht damit, das sie mir versuchen, alles auszureden. Das sie mir sagen, das ich mich irren müsste, das ich das garnicht wissen könnte, das das nicht stimmt.....

    Je mehr ich mich mit NT befasse, umso ablehnender wird meine Haltung gegenüber solchen haltlosen Behauptungen. Was du beschreibst, sind Aussagen ohne Begründung, die ich so nicht mehr akzeptieren kann. Das führt dazu, dass ich mich sofort zurückziehe, wenn mir nicht die Gelegenheit gegeben wird, mein Gegenüber zu widerlegen, wenn die Widerlegung ohnehin nur dazu führt, dass es sich mir gegenüber distanziert. Ich rechtfertige sie dann damit, indem ich mir sage, sie sind eben noch nicht so weit, oder hängen in Machtstrukturen, die man mit Argumenten nicht aushebeln kann.

    Zitat

    Nun habe ich ja verstanden, das ich anscheinend nicht sehr sensibel damit bin, den Leuten die Wahrheit um die Ohren zu hauen, die sie anscheinend nicht hören wollen. Sie bemühen sich ja, das keiner ihr wahres ich erkennt, sondern alle glauben, es wäre alles in Ordnung.
    Ich denke, das ich gelernt habe, Zusammenhänge zu deuten und dadurch, das ich nie die "Spielregeln" der normales Verstand, halt anders damit umgehe.
    Ich bin sehr direkt und ehrlich und komme damit nicht gut klar, das soviele Menschen Schauspielern mit regeln die ich nicht verstehe, aber auch nicht mitspielen will. Das führt natürlich dazu, das ich so manche anbahnende Freundschaft vergrault habe.
    Es tut mir weh und leid, wenn ich merke, das ich besser in der Gesellschaft klar komme, wenn ich mich auch verstelle und sie weiter nachmache, mich anpasse..., als ehrlich zu sein.

    Mir geht es genauso. Ich konnte es auch lange Zeit nicht verstehen, wie an sich sehr intelligente Menschen ihre Art der Wahrheit verbiegen können, nur um woanders gut anzukommen. Gerade bei Weltanschauungen, wo es wichtig es, sich dem Zeitgeist zu unterwerfen, um nicht negativ aufzufallen. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sie zu bemitleiden, so arrogant das auch klingt. Aber wer sich Denkverboten unterwirft, nur um nicht anzuecken, der legt sich eben auch selber Ketten an. "Wer ein perfektes Mitglied einer Schafherde sein will, muss eben ein gutes Schaf sein".

    Zitat

    Leider hat mein Körper immer mehr auf dieses verstellen, verleugnen und nicht auffallen mit Krankheit reagiert. Es kostet einfach Zuviel Kraft, die dann woanders fehlt.
    Ich bin dabei nun zu lernen, so zu sein wie ich bin, aber auf andere irgendwie Rücksicht zu nehmen. Mein Mann ist mir dabei eine große Hilfe. Er ist offen und ehrlich und wir können uns immer die Wahrheit sagen. Aber er ist ein normalo, der mir erklärt, wie er oder andere die Welt wahrnehmen, was sie meist nicht so gut finden.... . Er ist der Vermittler für mich, auf den ich mich auch immer verlassen kann, wenn wir unter Menschen sind. An ihm kann ich mich orientieren, er gibt mir halt und Sicherheit. Er sagt mir, wenn ich was falsch verstanden habe, wenn ich besser nichts mehr sagen soll dazu oder merkt, wenn ich überfordert bin und sagt dann, das wir besser gehen .....
    Deshalb gehe ich nicht gerne alleine unter Menschen die ich nicht gut kenne.
    Seit ich vermute, das ich ein Aspi bin und viel darüber gelesen und dadurch über mich erfahren habe, lerne ich, warum ich so oder so bin, dies oder das nicht kann, anders warnehme, verarbeite.... . Theoretisch habe ich schon vieles verstanden, kann es aber noch nicht so in der Praxis umsetzen, das braucht halt Zeit, Geduld, die ich nicht so sehr habe und üben...
    Wie ist das bei euch?
    Wie geht ihr damit um?

    Bei mir und meiner Familie ist es anders. Meine Frau findet nach jahrelangen Streitereien bis mehrere Male kurz vor der Trennung immer mehr Zugang zu Asperger-Eigenschaften. Besonders fällt ihr auf, wenn Menschen von Anfang an lügen. Denn was anderes ist es nicht, wenn Menschen Interesse an etwas bekunden, was sie eigentlich gar nicht wollen, nur um gemocht zu werden. Wenn sie irgendwelchen Unternehmungen zusagen, nur um nicht von Anfang an abzusagen. Oder von Absichten erzählen, die sie nie umsetzen wollen, aber einen nicht vor den Kopf stoßen wollen. Das alles führte dazu, dass sie sich selbst von vielen angeblichen Freunden getrennt hat, und wir jetzt nur noch für unsere Familie da sind. Ich habe bei ihr für viel Klarheit bei der Wahrnehmung gesorgt, und dass, obwohl sie früher immer total beliebt war. Aber wer im Irrenhaus beliebt sein will, muss selber erstmal verrückt sein. Rein verstandesmäßig wird man in einer NT-Welt niemals akzeptiert. Und wir sehen es nicht ein, uns deren Unterwerfungsritualen zu unterziehen.

    Ich bin mir sicher, dass unsere Tochter (6) viel dazu beigetragen hat, dass meine Frau erkannt hat, dass Asperger nicht krank, sondern besonders sind. Sie ist nicht besonders tief im Spektrum, aber es hat gereicht, um der Mama zu verdeutlichen, dass ich keine schlimme Kindheit hatte, sondern meine Eigenschaften genetisch bedingt sind, und vor allem einen tieferen Sinn haben. Es mag sich jetzt anmaßen anhören, aber meine Frau hat sich viele Eigenschaften davon angeeignet. Wie gesagt, "nagelt sie jetzt viele Mitmenschen auf ihre Aussagen fest", wo sie früher einfach drüber hinweggesehen hätte. Und wenn sie falsch sind und gelogen haben, spricht sie es offen aus, auch wenn sie sich damit unbeliebt macht. Sie kann es sich ja leisten, denn wenn sie will, kann sie immer noch voll den NT "raushängen lassen".

  • Ich habe die Menschen studiert und konnte dann immer besser erkennen, wenn was nicht stimmt.
    Komme dann aber damit nicht klar, das sie oft so tun, als wäre nix, wenn ich sie ehrlich darauf anspreche. Auch nicht damit, das sie mir versuchen, alles auszureden. Das sie mir sagen, das ich mich irren müsste, das ich das garnicht wissen könnte, das das nicht stimmt.....

    Ich kann teilweise bei anderen Menschen erkennen, dass sie nicht die Wahrheit sagen - weiß aber nicht zwingend, was die Wahrheit ist. Allerdings ist das auch nicht meine Angelegenheit.
    Ich selber antworte auch nicht immer offen und ehrlich auf Befindlichkeitsfragen, weil ich nicht mit jedem darüber sprechen möchte und muss. Es geht andere nichts an, wie es mir geht oder wie ich mich fühle.
    Lange Zeit habe ich versucht zu sagen, dass ich nicht darüber reden möchte, aber dann wurde immer nachgefragt, gebohrt und um dem aus dem Weg zu gehen, lüge ich halt.

    Nun habe ich ja verstanden, das ich anscheinend nicht sehr sensibel damit bin, den Leuten die Wahrheit um die Ohren zu hauen, die sie anscheinend nicht hören wollen. Sie bemühen sich ja, das keiner ihr wahres ich erkennt, sondern alle glauben, es wäre alles in Ordnung.

    Ich empfinde so ein Verhalten nicht nur als unsensibel, sondern auch als übergriffig und kann dann sehr abwehrend oder sogar aggressiv werden. Es geht nicht so sehr darum, mein wahres Ich zu verbergen - nur in dem Moment und mit der Person möchte ich halt nicht darüber reden. Und ich muss dann auch nicht erklären, warum ich grad nicht drüber reden will.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Hallo, mich interessiert, wer von euch auch Hochsensibel ist auf Emotionen, egal ob positive oder negative.

    Nein ich kenne das nicht.

    Ich merke bei meinen Mitmenschen sehr schnell, zu sehr, wie es ihnen wirklich geht, bzw, das etwas nicht stimmt.

    Ich muss mich auf das verlassen, was sie mir sagen. Wenn ich Gefühle und Empfindungen von Mitmenschen gut verstehen könnte, dann wäre ich wahrscheinlich kein Autist.

  • Ich habe gerade eine Sendung auf KiKa gesehen, wo es um Pferde ging. Da war eine Herde eingezäunter Wildpferde, wovon ein Fohlen ein Kaltbrandzeichen bekommen sollte, und dazu eine Injektion mittels Blasrohr aus der Ferne bekam. Die Betäubung wirkt zwar erst nach zehn Minuten, aber die anderen Tiere spüren die Schwäche bereits nach wenigen Minuten und verstießen das Tier sofort mit Tritten und wahrscheinlich auch eindeutigen Blicken und Gesten.

    Mir gab es sehr zu denken. Wie deutlich spüren wohl meine Mitmenschen, dass ich anders bin, und verstoßen mich mit unsichtbaren Tritten, so dass ich nur überleben kann, indem ich mir alle paar Monate ein neues Projekt suchen muss? Länger als ein Jahr in derselben Gruppe (Herde) könnte weder ich noch sie ertragen. Aber wer verhält sich hier eigentlich falsch? Spricht es für sehr soziales Verhalten, wenn man Gruppenmitglieder verstößt, die sich auch nur vorübergehend anders verhalten?

    In der Tierherde wurde das wieder erwachte Tier sofort wieder aufgenommen. Bei Menschen wäre die Schwächeerscheinung nicht so schnell wieder vergessen worden.

  • die anderen Tiere spüren die Schwäche bereits nach wenigen Minuten und verstießen das Tier sofort mit Tritten und wahrscheinlich auch eindeutigen Blicken und Gesten.

    Mein Hund wurde mal wegen seiner Halskrause (damit er sich nicht an der OP Wunde am Kopf kratzen konnte) von seinen Hunde–Kumpe
    ls verjagt und fast gebissen — zwei Tage später ohne den Plastik–Trichter was wieder alles i.O. …

    Mir gab es sehr zu denken. Wie deutlich spüren wohl meine Mitmenschen, dass ich anders bin, und verstoßen mich mit unsichtbaren Tritten, so dass ich nur überleben kann, indem ich mir alle paar Monate ein neues Projekt suchen muss? Länger als ein Jahr in derselben Gruppe (Herde) könnte weder ich noch sie ertragen. Aber wer verhält sich hier eigentlich falsch?

    Unter der Prämisse, dass Menschen vernunftbegabt sind natürlich die Gruppe. Ich "ecke" ja auch immer wieder an … Nun, wo alle in meinem Arbeitsumfeld von meinem AS wissen, habe ich den deutlichen Eindruck, dass das Miteinander besser funktioniert. Jeder weiß, warum ich mich nicht so ganz normal verhalte. Ich bin sehr (zuversichtlich) gespannt, wie gut das auf Dauer geht.

    Dada

    ## E–Mail: Die beste Erfindung, seit man Computer mit elektrischem Strom betreiben kann. ##

  • Danke für eure Antworten.
    Es ist bei mir so, das ich mit einem Vater groß geworden bin, der großen Wert darauf gelegt hat, das alle nach außen "gut und normal" wirken. So würde ich und meine Geschwister darauf treaniert, das wir zB die Leute ansehen, wenn sie mit uns reden. Ich habe dies wiederwillig getan, wie viele andere Dinge auch. Da ich aber vom Charakter her eben kein Choleriker bin, aber mein Vater schon, und eine Frau, die oft eher den Weg einschlagen, es zu verbergen und lieber zu Schauspielern, habe ich mich schon früh, für diesen Weg entschieden.
    Also, wenn mein natürlicher drang ist, die Menschen nicht ins Gesicht zu gucken, weil ich dort nichts erkennen kann und es mich eher verwirrt, lasse ich es. Wenn ich aber viel Ärger, stundenlange Diskussionen, die immer wieder kommen, über mich ergehen lassen muss, bemühe ich mich, einen Weg zu finden, wie ich da am besten durch komme. Also entschied ich mich, das ich den Leuten ins Gesicht schaue. Habe erst später erfahren, das die sich in die Augen sehen, ich sehe auf den Mund und kann die Menschen an ihren gebissen erkennen.
    Diese Art, habe ich dann auf vieles andere auch so angewandt. Ich habe gelernt, das ich einfacher, wenn auch nicht leicht, durchs Leben komme, wenn ich möglichst vieles versuche so zu machen, wie "die anderen".
    So habe ich vieles erlernt, viel oft nicht so auf..., aber immer, wenn man länger mit Menschen zusammen ist, fällt man halt doch auf, weil die sich genauso wie ich wundern, das man ...so macht oder eben nicht. Das man so manches nicht mitmachen will oder gar Probleme bekommt, wenn man es doch macht.
    Ich habe schon als Kind gewußt, das ich irgendwie anders bin, aber, ich glaubte, das das an mir liegen muss, weil ich nirgends jemanden erlebt habe, der mir ähnlich ist, bzw der mir oder meinen Eltern mal sagte, das ich das wirklich nicht kann, das mich ...stresst, krank macht oder ich eben nicht zu faul bin....
    Das leid wurde dadurch im Laufe der Jahre auch immer größer, weil wenn ich mir meine Kraft so einmal eingeteilt habe, das ich mit auf einer Party war, alle meinten, das ich doch immer gehen kann. Sie wußten ja nicht, wie ich im Vorfeld mich dafür ausgeruht habe und danach meist auch 2 Tage erschöpft im Bett lag. Ich habe ja alles getan, damit es eben keiner merkt.
    So klappte mein Leben solange ich genügend Freiraum hatte zum erholen, denn mein Mann hat mir den schon immer gegeben.
    Aber als unsere Kinder älter wurden und wir dadurch so manchen Termin in der Schule, oder von ihren Vereinen, mit Freunden....hatten, viel es schonmal auf, bzw. wurde für mich stressig.
    Bis dahin wußte ich ja auch immer noch nichts von Aspergern, sondern glaubte, das ich bzw 2 unserer 4 Kinder einfach anders sind.
    Ein Bericht vor 3 Jahren öffnete uns die Augen und ich fing an mich damit zu beschäftigen. Seitdem hat sich viel verändert, aber so manches muss ich jetzt noch lernen.
    Es ist einfach eine so andere Ausrichtung aufs leben, nun weiß ich, das ich krank bin und wirklich nie konnte, aber die Ausrichtung, das ich mich anpassen muss, das ich das doch kann, wenn ich mich anstrenge...., steckt noch sehr in mir.
    Ich weiß, das es besser und richtig ist, nun auf mein Wohl zu achten und das es langfristig auch alles vereinfacht.
    Aber in der Praxis bekomme ich das oft eben noch nicht so hin. Man kann mich auch schnell verunsichern oder ich rede ja eh nicht so leicht unter Menschen....
    Aber ich lerne dazu, auch mehr Geduld mit mir zu haben und mich als kranke aber nicht als "schlecht" anzunehmen.

  • Wenn man sich mal diesen Link anschaut...

    http://karrierenews.diepresse.com/home/karrieret…s-Gehirn-glueht


    Wenn man es bis hierhin liest, klingt es echt nach Autisten. Erstrecht wenn man die Interpretation, also den Grund für das viele Arbeiten anders deutet und den Babyquatsch als Interpretation etwas abmildert, indem man sagt es geht halt um ein Sicherheitsgefühl, das erfüllt werden muss, bevor man die Bedürfnispyramide weiter hochklettern kann. Also wenn man die Interpretationen ausblendet und nur nach den Symptomen geht, dann klingt es - zumindest in dieser Darstellung - schon sehr nach Autisten. Und ich denke, das lässt sich dadurch erklären, dass unter den Hochsensiblen einige unentdeckte, undiagnostizierte Autisten sind, so dass entsprechend einige ihrer sonstigen Symptome mit aufgegriffen und als typisch für Hochsensible gewertet wurden. Insofern macht es auch Sinn, das Vorhandensein einer Hochsensibilität bei Diagnosegesprächen zu erwähnen, da man damit keine Krankheit bezeichnet, wohl aber einige Symptome, die in Kombination mit anderen Symptomen auf Autismus deuten können. Natürlich macht es hierbei Sinn, genauer zu erläutern, wie sich die Hochsensibilität äußert, da es wie gesagt sehr vielfältig ist, was es alles enthalten kann, je nachdem an welchen Texten man sich orientiert oder wie man selbst den Begriff verwendet.

    Übrigens: Wie soll man einen Reiz nach dem anderen verarbeiten, wenn sie alle gleichzeitig kommen? Das ist es ja gerade, was letztlich den Kurzschluss verursacht!

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Ich merke bei meinen Mitmenschen sehr schnell, zu sehr, wie es ihnen wirklich geht, bzw, das etwas nicht stimmt.

    Was bei meinen Mitmenschen los ist merke ich mal mehr mal weniger. Offensichtliche Gefühle (Trauer, Wut, Freude) erkenne ich sehr gut, bei komplexen Gefühlen tu ich mir deutlich schwerer. So oder so tu ich mir schwer darauf adäquat zu reagieren und mich einzufühlen. Gerade trösten müssen ist für mich schwer zu fassen und bin damit schon in plamable Fettnäpfchen getreten.

    Habe dies wohl auch mir antrainiert, weil mein Vater ein Choleriker ist und ich erkennen wollte, wann er explodiert. Um wenigstens etwas darauf vorbereitet zu sein. Dies hat immer besser geklappt.

    Das war und ist bei mir 1 zu 1 genau dasselbe.

    Hochsensibilität ist ein Thema das ich gespalten sehe. Da wurde mal wieder ein "Fachwort" in die Menge geworfen und vermarktet. Hochsensibilität ist keine Diagnose sondern ein Zustand der nur emotionale Instabilität umschreibt aber nachtürlich klingt Hochsensibilität deutlich besser.

  • Nein..für mich umschreibt er mehr...emotionale Reizüberfrachtung kann nicht gut kompensiert werden..in dem Bereich sind Berichte von einigen Hs und einigen AS sehr ähnlich.
    Die Wahrnehmungsverarbeitung läuft auch da anders.
    Lautstärke, zuviel Reize, Gerüche, Farben..alles kann betroffen sein.
    Overload der Sinne.
    usw...

  • Hochsensibilität ist keine Diagnose sondern ein Zustand der nur emotionale Instabilität umschreibt aber nachtürlich klingt Hochsensibilität deutlich besser.

    Ich würde eine erhöhte Reizempfindlichkeit nicht mit emotionaler Instabilität gleichsetzen. Ein solcher Zustand kann durch die dauerhafte Überreizung zu emotionaler Instabilität führen, aber das ist etwas anderes.

    In der Gesellschaft, in der Umwelt in der wir heutzutage leben, wo immer mehr Reize auf alle Sinne gleichzeitig einwirken, sind solche Diagnosen bzw. der stetige Anstieg der Zahlen derer die diagnostiziert werden, auch ein Zeichen dafür dass die Umgebung immer menschenfeindlicher wird, immer weniger artgerecht, und es wäre sinnvoll das auch als Thema für die gesamte Gesellschaft zu betrachten und nicht nur als das Problem einzelner die darunter leiden.
    Vor allem da es ja nicht mehr "Einzelne" sind sondern sehr viele.

  • Ich würde eine erhöhte Reizempfindlichkeit nicht mit emotionaler Instabilität gleichsetzen. Ein solcher Zustand kann durch die dauerhafte Überreizung zu emotionaler Instabilität führen, aber das ist etwas anderes.
    In der Gesellschaft, in der Umwelt in der wir heutzutage leben, wo immer mehr Reize auf alle Sinne gleichzeitig einwirken, sind solche Diagnosen bzw. der stetige Anstieg der Zahlen derer die diagnostiziert werden, auch ein Zeichen dafür dass die Umgebung immer menschenfeindlicher wird, immer weniger artgerecht, und es wäre sinnvoll das auch als Thema für die gesamte Gesellschaft zu betrachten und nicht nur als das Problem einzelner die darunter leiden.
    Vor allem da es ja nicht mehr "Einzelne" sind sondern sehr viele.


    Bei Hochsensibilität ist eben noch sehr im Unklaren, woher es kommt. Kann sein, dass es bei manchen Personen so ist, dass sie -fernab von Autismus, ADHS u.ä.- neurologisch bedingt Reize intensiver verarbeiten. Echte Hinweise fehlen meines Wissens nach dafür aber. In einer Studie z.B. schnitten Personen, die sich als hochsensibel identifizierten,in der eigenen Körperwahrnehmung (z.B. Herzschlag) nicht besser ab als die Kontrollgruppe.


    Es ist gut möglich, dass Personen, die sich selbst als "hochsensibel" bezeichnen, sich in der "Grundausstattung" wenig von ihren Mitmenschen unterscheiden, sie sich aber aufgrund ihrer Persönlichkeit bzw. einer Vorliebe eine größere Verarbeitungstiefe "angeeignet" haben. Sie müssten also demnach gar nicht so viel wahrnehmen, wollen es aber gerne, weil sie sich damit identifizieren können. Gibt ja auch ne Menge Blogs zu Hochsensibilität, in denen beispielhaft in Landschaftsbeschreibungen geradezu geschwelgt wird. Es geht da oft auch um Genuss am Wahrnehmen, nicht nur um Überlastung. Da aber unser Alltag nun mal voll mit Reizen ist gerät man dann zwangsläufig in einen Konflikt, weil man vom "Ich-Ideal", möglichst vieles um sich herum bewusst wahrzunehmen, abweichen muss um sein Leben bewältigen zu können.


    Solange man über die Sache nicht mehr weiß, bleibt Hochsensibilität ein Exotenthema und immer auch ein bisschen esotherisch angehaucht.

  • Sie müssten also demnach gar nicht so viel wahrnehmen, wollen es aber gerne, weil sie sich damit identifizieren können. Gibt ja auch ne Menge Blogs zu Hochsensibilität, in denen beispielhaft in Landschaftsbeschreibungen geradezu geschwelgt wird. Es geht da oft auch um Genuss am Wahrnehmen, nicht nur um Überlastung.

    Es gibt ja auch fake Autisten, hab ich hier im Forum gelesen. Und sicherlich gibt es Leute die das "chic" finden so empfindlich zu sein, es gibt in jedem Bereich Menschen die meinen sie wollen etwas Besonderes sein, zu irgendeiner Gruppe gehören oder einfach nur irgendetwas kompensieren.
    Es gibt aber auch Menschen die unter den Reizen leiden weil ihre Sinneswahrnehmungen intensiver sind bzw. die Verarbeitung der Reize anders funktioniert. Das gibt es auch bei Tieren, ein gewisser Prozentsatz der Mitglieder einer Art hat solche Eigenschaften und diese dienen in der Natur dem Erhalt der Rasse, denn durch die erhöhte Reizempfindlichkeit ist die Wahrnehmungsfähigkeit (insbesondere für Gefahren) aber auch für Tätigkeiten wie z.B. Nahrung finden besser ausgebildet.

  • Es gibt drei Kategorien, unter denen man die "Symptome" von Hochsensibilität zusammenfassen kann, also die "Symptome", die in Büchern und SHGs benannt werden.

    1. Sensorische Überempfindlichkeit jeglicher Art (wie bei Autisten)

    2. Ein hoher Grad an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen, mitunter auch "Weltschmerz" (also bekümmert sein über all das Leid auf der Welt), sensibel sein gegenüber z. B. blutigen Anblicken usw.

    3. Das dritte ist so eine Art "esoterischer" Zweig, könnte man sagen. Dazu zählt sowas wie Empathie (also im Sinne von spirituelle Gefühlsübertragung bzw. Gefühlswahrnehmung anderer, ähnlich wie Telepathie aber ohne die Wahrnehmung konkreter Gedanken) und eventuell auch sowas wie Telepathie oder Hellsichtigkeit (Dinge voraussagen können), Aursasichtigkeit etc.

    Man muss dazu sagen, dass Hochsensibilität nicht wie eine Krankheit klar definiert ist. Man muss also nicht aus allen Kategorien Eigenschaften aufweisen und auch nicht alle "Symptome", die in den jeweiligen Kategorien benannt werden, aufweisen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Mich irritiert mal wieder, wie unterschiedlich ich auf ein- und denselben Grundreiz reagiere. Das habe ich gestern und vorgestern wieder verstärkt bemerkt - auf akustische Reize bezogen.

    In mag grundsätzlich keine Hintergrundmusik. Wenn ich mit Menschen rede, stört mich Musik im Hintergrund. Bei vielen Menschen laufen ja Radio oder Fernseher nebenbei, das halte ich kaum aus. Auch wenn ich z.B. am PC surfe, stört mich Musik extrem. Ebenso in PC Spielen muss ich die Musik immer aus- oder zumindest sehr leise stellen, weil sie mich stört. Ich werde dann schnell gereizt.

    Am schlimmsten ist es in Kneipen oder Restaurants. Auch leise Hintergrundmusik nervt mich so sehr, dass ich mich schnell überreizt fühle. Es hängt vermutlich gar nicht von der Lautstärke primär ab, sondern es verschmilzt alles zu einem Rauschen, welches mich überfordert.

    Selbst beim handarbeiten, malen oder werkeln stört mich Musik im Hintergrund. Ein Hörbuch kann ich dabei aber durchaus genießen. Auch zum Einschlafen lasse ich mir oft vorlesen. Das empfinde ich als beruhigend.
    Musik kann ich nur genießen, wenn ich sie bewusst höre und nicht anderes nebenbei mache. Im Takt der Musik sporteln? Unmöglich. Auch beim spazieren gehen, ist ein Hörbuch okay, Musik aber nicht.

    In meinem Wohnzimmer ist eine Wanduhr, die relativ laut tickt. Die stört mich überhaupt nicht, obwohl ich das ticken kaum ausblenden kann. Das gleichmäßige ticken empfinde ich auch als beruhigend.

    Als die letzten 2 Tage draußen der Rasen gemäht wurde, hat mich das auch überhaupt nicht gestört. Klar, es war teilweise sehr laut - aber genervt hat es mich nicht. Auch die normalen Nebengeräusche im Haus stören mich nicht - wenn ich sie überhaupt wahrnehme.

    Ebenso der Tinnitus im linken Ohr. Er ist da - mal mehr, mal weniger laut - aber als wirklich störend oder nervig empfinde ich ihn nicht.

    Ohrstöpsel mag ich überhaupt nicht. Wenn alle Geräusche ausgeblendet (oder stark abgeschwächt) werden, fühle ich mich irgendwie unsicher. Ich würde lieber bei größtem Lärm versuchen zu schlafen, als Ohrstöpsel zu verwenden.

    Ich finde das sehr spannend, weil ja alles akustische Reize sind. Ich aber auf einige sehr empfindlich reagiere, während andere mich nicht stören.

    ~ Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein. ~

  • Hallo, mich interessiert, wer von euch auch Hochsensibel ist auf Emotionen, egal ob positive oder negative.

    Ich ganz und gar nicht.^^

    Sind nicht praktisch alle Autisten höchst unsensibel beim Erkennen von Emotionen? Mitfühlen geht ja sehr gut, wenn jemand schildert, wie er sich fühlt, tief im Innern. Aber das selbst von Anfang an sofort spüren? Noch nie erlebt.^^

    Wieder hier

  • Wenn du es "von Anfang an spüren" nennst, wären wir wieder bei der esoterischen/spirituellen Empathie. Das können NTs auch nicht. Sie lesen lediglich die Mimik und Körpersprache. Allerdings das oft so schnell und unbewusst, das sie es wie ein Spüren empfinden und nicht wie ein sehen.

    Aber man kann auch aus einer Situation heraus erahnen, wie es jemandem geht. Das können Autisten auch. Sie brauchen nur etwas mehr Übung dafür und haben ne niedrigere Trefferquote, weil ihnen die Mimik nicht so viel sagt als zusätzlicher Hinweis.

    Mit entscheidend für Hochsensibilität ist aber in der Tat wie sehr man sich in den anderen emotional hineinversetzen kann, wenn man die Situation erfasst hat, und auvh wie sehr einen dies emotional bewegt.

    Dieses nicht Differenzieren zwischen einem "Gefühl" für die Emotionen anderer und bloßer (unbewusster) Beobachtung von Mimik ist mit Hauptgrund wieso Autisten so oft ein Mangel an Empathie unterstellt wurde. Ich sage immer dann hätten blinde Menschen ja auch einen Mangel an Empathie!

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Es gibt ja auch fake Autisten, hab ich hier im Forum gelesen. Und sicherlich gibt es Leute die das "chic" finden so empfindlich zu sein, es gibt in jedem Bereich Menschen die meinen sie wollen etwas Besonderes sein, zu irgendeiner Gruppe gehören oder einfach nur irgendetwas kompensieren.

    Es gibt auch viele, die es nicht besonders "chic" finden, hochabgestumpft zu sein. Da ziehe ich es lieber vor, hochsensibel zu sein.

  • Es gibt aber auch Menschen die unter den Reizen leiden weil ihre Sinneswahrnehmungen intensiver sind bzw. die Verarbeitung der Reize anders funktioniert.

    Ja, absolut.
    Das hat neben Nachteilen auch schöne Seiten, aber chic ist weit entfernt von dem, was ich dazu fühle und erleben durfte, aber auch musste.
    Wenn das immer wieder in overloads führt und ..z.B im Beruflichen..in mobbing, in Unerträglichkeietn..ist das nicht chic.

    Einmal editiert, zuletzt von Linnea (20. September 2017 um 09:01)

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