Doofe Fragen in Autismus-Fragebögen

  • Ich gehe weder gern ins Theater, noch ins Museum. Für die Frage habe ich halt das geringere Übel gewählt. Eine einzelne Frage entscheidet auch nicht über das Ergebnis, also selbst wenn man sie falsch beantwortet, ist es nicht schlimm.

    Und ja, Asperger neigen tendenziell häufiger zu Anmerkungen, machen sich viel nen Kopf.

    Vielleicht ist es auch eine andere Eigenschaft, die dazu führt, ich weiß nur nicht, welche.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Genauigkeit, die sich in standardisierten Fragen und Antwortoptionen nicht ausleben lässt, verleitet zu Anmerkungen. Soll halt keiner die Antworten (Kreuze) falsch interpretieren.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Mich würde mal interessieren, wie NTs diese Fragebögen behandeln. Ob sie nur einfach ankreuzen? Ohne diese ganzen Fragen und Anmerkungen?

    Ich hatte die Fragebögen einfach nur angekreuzt, ohne irgendwelche Anmerkungen hinzuzufügen. Trotzdem hatte ich beim Ankreuzen oft Schwierigkeiten/Unsicherheiten, da viele Dinge für mich unpräzise oder verallgemeinernd formuliert waren. Deine Frage, wie sogenannte "NT" die Fragebögen ausfüllen würden, lässt sich meiner Meinung nach nicht pauschal beantworten. Es gibt viele pedantische "NT", die die Fragebögen "aspie-like" ausfüllen würden. Umgekehrt habe ich diese Fragebögen vermeintlich "NT-like" ausgefüllt. Dennoch denke ich, dass bei beiden Gruppen (also "NT" und Autisten) Tendenzen vorhanden sind, was das Ausfüllen der Fragebögen betrifft.

  • Ich gehe weder gern ins Theater, noch ins Museum. Für die Frage habe ich halt das geringere Übel gewählt. ...

    Die Frage fand ich immer einfach: Museum. Dabei kann es sein, dass ich tatsächlich auch schon ganz schön oft in der Oper (!) war, im (Sprech-)Theater eher selten.
    Da zählen natürlich auch Museumsschiffe dazu, die nehme ich mit wo geht (HMS Victory - vor dem Brand, HMS Triconmalee, Rickmer Rickmers, Cap San Diego; Batavia, Halve Maen - zwei Nachbauten) Technikmuseen, aber auch Kunst-Landschaften wie beim Kröller-Müller-Museum.

  • Es ging darum dass eine derartige Frage mir nur zwei Antwortoptionen generell ungünstig ist, wenn er für alle Leute anwendbar sein soll.

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  • Ich fand Fragen doof an meine Eltern: "... ihr Sohn..." Meine Mutter "Welcher Sohn?" Ja, ich bin nicht männlich...
    Ansonsten kann ich eig sagen, dass Fragen in Fragebögen zu oberflächlich sind.
    Manchmal denke ich mir schon tatsächlich, dass man etwas anderes damit erfragen möchte, dies bei mir so aber nicht zutrifft, aber wahrheitsgetreu kreuze ich das immer an....
    Hat mich schön geschockt, als ich hier las, dass Nebenbemerkungen gar nicht gelesen werden.
    Das erklärt sehr vieles...

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Es ging darum dass eine derartige Frage mir nur zwei Antwortoptionen generell ungünstig ist, wenn er für alle Leute anwendbar sein soll.

    aber es gibt doch vier Varianten: positiv, bisschen positiv, bisschen negativ und negativ.
    Man muss sich nur für eine Präferenz entscheiden ("lieber als"), nicht ob man das ganz ausschließt.
    Ich fand die Fragebogen immer ganz ansprechend, schon 2003, als ich das erste Mal drüber gestolpert bin.

  • Das sehe ich in diesem Fall nicht so, wie du es schreibst. Da sie nicht wirklich Oderfragen machen können in einem Skalatest, sieht die Frage eher beispielsweise so aus:

    "Ich gehe lieber ins Theater als in ein Museum"

    Antwortmöglichkeiten:

    Trifft nicht zu, trifft eher nicht zu, trifft eher zu, trifft voll und ganz zu

    Oder so ähnlich...

    Das heißt man muss in der Tat eine Präferenz wählen. "Trifft nicht zu" würde man interpretieren als: "Ich gehe auf jeden Fall lieber ins Museum". Die zweite Antwortoption präferiert noch immer das Museum und die anderen beiden Optionen präferieren das Theater. Das heißt also bei solch einer Frage: Je stärker man sich vom Museum distasnziert desto stärker nähert man sich dem Theater an. Und je stärker man sich vom Theater distanziert desto mehr nähert man sich dem Museum an. Es ist also nicht wie bei anderen Fragen, wo man alles einfach so weit wie möglich von sich schieben kann.

    Von daher muss man sich nicht "nur" für eine Präferenz entscheiden sondern dies entscheiden müssen ist das eigentliche Problem, da es unberücksichtigt lässt, dass es auch Menschen gibt, die beidem nichts abgewinnen können oder mit beidem keine Erfahrungswerte haben, so dass sie nicht wissen, was ihnen besser gefallen würde. Wenn du z. B. sowohl Theater als auch Museum hasst, wo willst du dann dein Kreuz machen? Du würdest es gezwungenermaßen in einem der vier Felder machen, aber es hätte keine Aussagekraft. Der Tester stellt sich eine Person vor, die entweder begeistert ins Theater oder begeistert ins Museum stürzt oder zunächst etwas unentschlossen zwischen beiden Gebäuden hin und herblickt (z. B. weil er sie am liebsten beide besuchen würde) und sich dann für eines der beiden entscheidet. Aber was ist mit dem Typ Mensch, der eher sagen würde: "Scheiße, links ist ein Theater und rechts ein Museum, ich geh lieber ne andere Straße und schau ob ich da was finde, was mich interessiert, denn in ein museum oder Theater kriegen mich keine zehn Pferde!" ?

    Unberücksichtigt bleibt zudem auch, dass jemand ja spezifische Gründe haben kann für die Abneigung, die nicht in der Kategorie selbst liegen müssen. Vielleicht ist er mal von einem Museumswärter so übelst angemotzt worden, dass er seitdem keinen Fuß mehr in ein Museum setzt? Oder vielleicht gefällt ihm die QUalität der Theaterstücke in seiner Region nicht?

    Nur Punkte zählen und keine Anmerkungen lesen ist einfach nur dämlich! Was soll das für ne Diagnostik sein, wenn man es nicht in seiner Gesamtheit betrachtet, wer der Patient ist und was (außer dem möglichen Autismus) seine Entscheidungen prägt?

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    Einmal editiert, zuletzt von Lex (24. Juli 2019 um 00:17)

  • Zitat von Lex

    Wenn du z. B. sowohl Theater als auch Museum hasst, wo willst du dann dein Kreuz machen?

    dann trifft "ich gehe lieber ..." nicht zu. Ich finde sowas einfach zu beantworten.

    In den Fragebögen sind übrigens auch Dummy-Fragen (die also nicht zählen), das waren die, wo ich Schwierigkeiten hatte, aber die waren ja dann egal.

  • Die Fragebögen, Teil 2. Heutige Folge: Cambridge Behaviour Scale

    "Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten, noch Frangfragen."


    Das sehe ich zumindest bei drei Aussagen anders. Eine dieser 3 lautet: "Ich würde nie gegen ein Gesetz verstoßen, egal wie geringfügig."

    Das "nie" erfordert eine definitive Aussage, also "Ich stimme zu" oder "Ich stimme nicht zu"

    Die Antwortmöglichkeiten "stimme eher zu" und "stimme eher nicht zu" sind bei einer solchen Aussage unbrauchbar, denn es war darum geht, dass ich NIE absichtlich gegen ein Gesetz verstoßen würde, kann die Antwort nur "Ja" oder "Nein" sein. Und ich behaupte darüber hinaus, realistischerweise kann sie nur "Nein" lauten.

    Nobody expects the spanish inquisition!

  • Die Fragebögen, Teil 2. Heutige Folge: Cambridge Behaviour Scale

    ja, mit diesem Fragebogen kämpfe ich auch gerade... Frage 42: Es regt mich auf, wenn ich in Nachrichtensendungen Leute leiden sehe:

    ich hab keine Ahnung, was ich da einkreisen soll, schließlich regt es mich einfach nur auf, wenn ich es sehen "muss" sprich, es nervt mich..
    das gleiche mit der Frage 38: Es regt mich auf zu sehen, wenn ein Tier Schmerzen hat...

    beziehen sich die Fragen auf die Empathie? Warum kann man dann nicht fragen, ob es mich traurig stimmt, sondern ob es mich aufregt, oder ich hab da was nicht verstanden.

  • Die Antwortmöglichkeiten "stimme eher zu" und "stimme eher nicht zu" sind bei einer solchen Aussage unbrauchbar, denn es war darum geht, dass ich NIE absichtlich gegen ein Gesetz verstoßen würde, kann die Antwort nur "Ja" oder "Nein" sein. Und ich behaupte darüber hinaus, realistischerweise kann sie nur "Nein" lauten.

    Es gibt hier einen Aspekt, den du unberücksichtigt lässt, nämlich den, dass Menschen keine Roboter sind sondern unperfekte, emotions- und triebgesteuerte Wesen und sich dessen auch bewusst sind. Sie kennen ihre eigenen Schwächen bzw. ihre Fähigkeit, schwach zu werden, können diese aber nicht mit absoluter Bestimmtheit voraussagen. Das heißt Menschen können in der Regel weder sich selbst völlig vertrauen, noch völlig darauf vertrauen, dass sie sich nicht vertrauen können, zum Beispiel was das Einhalten ihrer eigenen Prinzipientreue betrifft. Kurz gesagt: Menschen sind schwach und wissen das auch. Zudem sehen sie sich oftmals unfähig jede nur erdenkliche Situation, die in der Zukunft eintreten wird, und ihre Reaktion darauf, falls sie tatsächlich eintritt, vorherzusagen.

    Mit anderen Worten: Das mit dem Zutreffen ist ja eine allgemeine Formulierung, die sich auf jede Frage anwenden lassen soll. Im hier vorliegenden Fall kann man die Antwortmöglichkeiten somit auf folgende Arten umdeuten / umformulieren / interpretieren: Stimme vollkommen zu = Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich nie gegen ein Gesetz verstoßen werde, egal was passiert. Stimme eher zu = ich bin mir relativ sicher, dass ich nie gegen ein Gesetz verstoßen werde bzw. dass ich es unter keinen Umständen tun würde, kann es aber nicht mit völliger Sicherheit sagen. Stimme eher nicht zu = Ich bin mir relativ sicher, dass es auch passieren könnte, dass ich gegen ein Gesetz verstoße, kann es aber nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen, da es da schon eine gewisse Hemmschwelle für mich gibt. Stimme überhaupt nicht zu = Ich weiß mit völliger Sicherheit, dass ich auch gegen ein Gesetz verstoßen würde. Die Antwortmöglichkeit bietet sich auch für Leute an, die bereits gegen Gesetze verstoßen haben (vielleicht sogar mehrfach) oder die es bereits fest planen und sich sicher sind, dass sie keinen Rückzieher mehr machen werden. Allerdings kann es natürlich auch sein, dass Leute, die nur äußerst selten gegen das Gesetz verstoßen und / oder nur in sehr kleinen Dingen (oder es nur einmal getan haben und nun bereuen und nicht wieder tun wollen), dies auch schon zum Anlass nehmen, eine der abgeschwächteren Antwortmöglichkeiten zu wählen. Das ist letztlich jedem selbst überlassen.

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  • Es gibt hier einen Aspekt, den du unberücksichtigt lässt, nämlich den, dass Menschen keine Roboter sind sondern unperfekte, emotions- und triebgesteuerte Wesen und sich dessen auch bewusst sind. Sie kennen ihre eigenen Schwächen bzw. ihre Fähigkeit, schwach zu werden, können diese aber nicht mit absoluter Bestimmtheit voraussagen. Das heißt Menschen können in der Regel weder sich selbst völlig vertrauen, noch völlig darauf vertrauen, dass sie sich nicht vertrauen können, zum Beispiel was das Einhalten ihrer eigenen Prinzipientreue betrifft. Kurz gesagt: Menschen sind schwach und wissen das auch. Zudem sehen sie sich oftmals unfähig jede nur erdenkliche Situation, die in der Zukunft eintreten wird, und ihre Reaktion darauf, falls sie tatsächlich eintritt, vorherzusagen.
    Mit anderen Worten: Das mit dem Zutreffen ist ja eine allgemeine Formulierung, die sich auf jede Frage anwenden lassen soll. Im hier vorliegenden Fall kann man die Antwortmöglichkeiten somit auf folgende Arten umdeuten / umformulieren / interpretieren: Stimme vollkommen zu = Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich nie gegen ein Gesetz verstoßen werde, egal was passiert. Stimme eher zu = ich bin mir relativ sicher, dass ich nie gegen ein Gesetz verstoßen werde bzw. dass ich es unter keinen Umständen tun würde, kann es aber nicht mit völliger Sicherheit sagen. Stimme eher nicht zu = Ich bin mir relativ sicher, dass es auch passieren könnte, dass ich gegen ein Gesetz verstoße, kann es aber nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen, da es da schon eine gewisse Hemmschwelle für mich gibt. Stimme überhaupt nicht zu = Ich weiß mit völliger Sicherheit, dass ich auch gegen ein Gesetz verstoßen würde. Die Antwortmöglichkeit bietet sich auch für Leute an, die bereits gegen Gesetze verstoßen haben (vielleicht sogar mehrfach) oder die es bereits fest planen und sich sicher sind, dass sie keinen Rückzieher mehr machen werden. Allerdings kann es natürlich auch sein, dass Leute, die nur äußerst selten gegen das Gesetz verstoßen und / oder nur in sehr kleinen Dingen (oder es nur einmal getan haben und nun bereuen und nicht wieder tun wollen), dies auch schon zum Anlass nehmen, eine der abgeschwächteren Antwortmöglichkeiten zu wählen. Das ist letztlich jedem selbst überlassen.

    Nö, mir ist vollkommen bewusst, dass Menschen einfach Menschen sind, weshalb ich auch davon ausgehe, dass wohl wirklich fast jeder schon mal bewusst einen Gesetzesverstoß begangen hat. Ob nun zu schnell gefahren, am Lagerfeuer gekifft oder als Fußgänger nachts um drei trotz roter Ampel die Straße überquert. Oder halt (wie ich) eine schwerwiegende Allergie, weshalb ich keine Parkscheinautomaten bedienen kann. ;)

    Nobody expects the spanish inquisition!

  • Ich empfehle Handschuhe...

    Die helfen übrigens auch bei der Annahme von Giftblättern (=Zeugnisse).

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  • Ich behaupte: Nicht *fast* jeder, sondern *jeder* hat schon einmal bewußt Gesetze übertreten.*

    *vorausgesetzt, es liegen keine so gravierenden Einschränkungen vor, daß von "bewußter Übertretung" gar nicht mehr gesprochen werden kann; aber das versteht sich ja von selbst

    Einmal editiert, zuletzt von sempron (6. August 2019 um 18:41)


  • "Ich würde nie gegen ein Gesetz verstoßen, egal wie geringfügig."

    Das "nie" erfordert eine definitive Aussage, also "Ich stimme zu" oder "Ich stimme nicht zu"

    Die Antwortmöglichkeiten "stimme eher zu" und "stimme eher nicht zu" sind bei einer solchen Aussage unbrauchbar, denn es war darum geht, dass ich NIE absichtlich gegen ein Gesetz verstoßen würde, kann die Antwort nur "Ja" oder "Nein" sein. Und ich behaupte darüber hinaus, realistischerweise kann sie nur "Nein" lauten.

    Das sehe ich dann wohl weniger problematisch als Du.

    Ein "stimme eher zu" deute ich dann ganz einfach als "fast nie"; ein "stimme eher nicht zu" als "keineswegs nie" usw.

    Ich gehe davon aus, daß die Antwortmöglichkeiten auch so gemeint sind.

  • Ich hatte heute nochmal über das Posting von @Lex nachgedacht, und mit diesem zeitlichen Abstand denke ich, dass ich wohl in der Tat zu eng gesehen habe.

    Nobody expects the spanish inquisition!

  • Und nun bin ich beim AQ und hänge mich an dieser Frage auf (RW):

    "Ich erinnere mich schlecht an Geburtstage"


    Ist da gemeint,

    a) dass ich mich schlecht an eigene frühere Geburtstage (z. B. in der Kindheit) erinnere

    oder

    b) dass ich schlecht an die Geburtstage anderer Menschen denke, sie also vergesse.

    :question:

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