Gefühle spüren

  • Ich frage mich immer wieder, wie das ist mit mir und den Gefühlen. Ich habe mir eine Wortliste angesehen, auf der Gefühlsbegriffe stehen (http://www.lichtkreis.at).
    Ich kenne viele dieser Gefühle. Gefühle machen mich aber hilflos. Sowohl wenn ich sie selbst spüre, als auch wenn ich sie bei anderen sehe.
    Es lässt mich nicht kalt, wenn jemand weint. Es überfordert mich einfach total. Ich weiß nicht, wie ich trösten soll. Manchmal macht es mich sogar aggressiv, wenn jemand weint. Vermutlich geht diese Aggression gegen mich, weil ich so versage in diesem Moment. Es überfordert mich auch bei mir selbst. Ich bin z.B. auch total paralysiert, wenn jemand vor mir vom Rad fällt oder im Winter stürzt. Ich stehe daneben wie gelähmt.
    Wenn ich mit einer Gruppe NT in einem Raum bin und viele Gefühle von diesen Menschen ausgehen, komme ich schnell in den Overload.
    Ich kann auch schlecht meine eigenen Gefühle ausdrücken. Ich kann sie benennen, analysieren, beschreiben, was in mir vorgeht, aber ich kann sie anderen nicht spiegeln. Ich kann sie auch nicht durch geschriebene Worte vermitteln. Meine Reaktion auf Gefühle ist immer rational.
    Wie ist das bei Euch?

  • Also ich hab die Wortliste jetzt nicht direkt gefunden, aber die Seite scheint mir auf die ersten Blicke interessant zu sein.

    Was ich sehr gut nachempfinden kann ist die Überlastung in Gesellschaft, da ich die Schwingungen der Mitmenschen voll aufnehme.
    Ich bin dann eigentlich immer Spielball oder Spiegel der Anwesenden, aber ich selbst existiere nicht mehr als eigenständige Person.
    Das ist insofern interessant, dass ich die Gefühle der anderen durchaus adäquat spiegeln kann, aber eben nur das. das heißt, ich kann bei einem aggressiven Gegenüber kaum deeskalierend wirken, speziell wenn die Aggression auf Banalitäten beruht und er den Spiegel nicht erkennen kann.

  • Mir gehts da auch sehr ähnlich. Ich bin auch ein übermäßig rationaler Mensch, wobei ich auch sagen muss, dass ich das gut finde, weil ich den Gedanken beängstigend finde, mich bei der Entscheidungsfindung nur auf Gefühle zu verlassen. Ich denke dass dürfte dann auch ein Grund sein, wieso ich mit anderen Menschen nur extrem schwer in Kontakt komme. (Einer von vielen)

    Wirklich "mit Herz und Seele" (achtung Wortspiel ;) ) bin ich eigentlich nur bei meinen Interessen und SIs dabei. Und das auch nur, wenn ich alleine bin. Ansonsten halte ich sie (meist unabsichtlich) zurück.

    Das führt dann auch ganz schnell zu Problemen, weil andere Menschen dann glauben man währe ihnen gleichgültig, was aber nicht stimmt. Zum Beispiel hat meine Mutter momentan große Probleme mit Depressionen, weshalb sie den ganzen Tag im Bett liegt. Nun ist sie am Ende aller Kräfte und schafft es oft nicht einmal mehr durch die Wohnung zu gehen, ohne zu stürzen. Wenn sie dann auf dem Boden liegt, verusche ich ihr immer auf zu helfen und sie ins Bett zu tragen, oder ihr etwas zu bringen, damit es ihr besser geht. Aber eben auf eine sehr sachliche Weise, so dass es so ankommt ,als wäre es mir egal, obwohl ich mit der Situation meist total überfordert bin. (nein, dass liegt nicht nur an ihren Depressionen. Zusätzlich hat sie noch andere Krankheiten, die ich nicht erwähnen will/darf)

    Bei dem Test habe ich übrigens 146 Punkte erreicht. Musste allerdings zwei Fragen auslassen, weil ich sie nicht verstanden habe ^^

    Mit freundlichen Grüßen
    Chris

    Sollte es Misstände geben, die sie verzweifeln lassen; beseitigen Sie nicht die Misstände, sondern ihre Zweifel! :prof:

  • Da hatte ich 170 Punkte. Aber ich finde es immer schwer mich selber einzuschätzen, ich lasse das lieber andere machen.


    Es lässt mich nicht kalt, wenn jemand weint.

    Das ist bei mir sehr unterschiedlich. Wenn ich es verstehe, lässt es mich nicht kalt. Wenn aber jemand z.B. wegen einem toten Haustier weint (für mich rational verständlich, aber nicht emotional), bin ich davon eher genervt. Natürlich versuche ich es so gut wie möglich denjenigen, der weint, nicht spüren zu lassen. Ich finde mich durchaus oft in Situationen wieder, in denen eine Reaktion von mir erwartet wird und ich aus lauter Panik, was ich sagen soll, einfach gar nichts sage.

  • Den Test gibt es übrigens auch auf deutsch: http://www.alexithymie.com/test-alex.html

    Ich bin auf 138 Punkte gekommen.

    Mit Gefühlen habe ich auch so meine Probleme. Ich kann sie nur schlecht erkennen und beschreiben. Wenn ich bei anderen Menschen Gefühle erkenne (was auch nur dann der Fall ist, wenn sie ihre Gefühle klar und deutlich zeigen, bzw. äußern), überfordert mich das. Es ist nicht so, dass mich die Gefühle anderer Menschen kalt lassen. Ich weiß nur einfach nicht, wie ich richtig reagiere und wie ich der betreffenden Person helfen könnte. Ich reagiere dann leider auch schon mal etwas aggressiv und unpassend, weil ich dadurch in einen Overload gerate. Das tut mir hinterher dann immer sehr leid, aber es passiert in dem Moment halt einfach. :oops:

  • Ich habe bei dem Test, der auf Englisch ja war nicht alle Fragen wirklich gut verstanden, ich hatte 95 Punkte. :roll:

    Meine Gefühle ausdrücken konnte ich immer recht gut, weil ich da auch oft sehr direkt bin. :d Wenn ich etwas nicht mag, dann sieht man mir das auch schon am Gesichtsausdruck extrem an und ich habe eher oft gesagt bekommen, dass ich nicht so böse schauen soll..

    ~Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden.~

  • Hier ist noch einmal der direkte Link zu den Gefühlslisten: http://www.lichtkreis.at/wissenswelten/…rt%C3%BCbungen/

    Dass ich nicht so böse schauen soll, höre ich auch oft. Ich kann auch kein Pokerface. Ich gehe nicht davon aus, dass ich gefühlsblind bin. Die Gefühle sind irgendwo in mir eingeschlossen. Sie kommen in manchen Situationen wie ein Zunami über mich und ich kann sie nicht zuordnen oder damit umgehen. Wenn sie sich dann noch mit den Gefühlen anderer vermischen, geht gar nichts mehr.
    Ein Grundgefühl in mir ist Angst. Angst im Sinne von Sorgen machen über alles. Angst, dass ich etwas nicht schaffe. Meistens sind es die Kleinigkeiten, die ich nicht schaffe. Aktionen, die NT offensichtlich ganz leicht von der Hand gehen. Termine ausmachen, einen Handwerker bestellen, etwas kaufen gehen...Die komplizierten Sachen kriege ich dann wiederum besser hin als mancher NT. Aber komplizierte Dinge betreffen weniger den Alltag. Am Alltag oft zu scheitern und hilflos zu sein, macht mir Angst. Angst und Überforderung und Überlastung.

  • Den Test gibt es übrigens auch auf deutsch: http://alexithymie.com/test-alex.html

    Ich habe nur 94 Punkte und damit keine Anzeichen für Alexithymie.

    Ein Grundgefühl in mir ist Angst. Angst im Sinne von Sorgen machen über alles.

    Das trifft bei mir auch zu.

    Was das Wahrnehmen eigener Gefühle angeht: ich kann mich erinnern, dass ich schon in der Schulzeit immer viel Zeit damit verbracht habe, über meine Gefühle nachzudenken und herauszufinden, warum ich etwas so empfinde. Ich fand das interessant und wichtig, um mich selbst besser zu erkennen.

    Mit Gefühlen anderer kann ich aber auch sehr schlecht umgehen, da ist mir Sachlichkeit lieber.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich komme bei diesem Test auf 150 Punkte.
    Dass es für dieses Phänomen das Wort Alexithymie gibt, habe ich schon vor ca. 15 Jahren mal im Spiegel gelesen.
    Ich habe mich immer so verhalten wie ein Analphabet, der sein Defizit permanent verschleiert. Ich bin, auch heute noch, meistens in einer ausgleichenden, dolmetschenden Gesellschaft.

    Heute in mich gegangen - auch nichts los (Karl Valentin)

  • Den Test gibt es übrigens auch auf deutsch: http://alexithymie.com/test-alex.html

    Danke für den Test auf deutsch
    (155)

    Es ist so ein Nebel, ich werde sogar berichtigt, ob es sich in mir um ein Gefühl oder um einen Gedanken handelt (Unterscheidung fällt mir schwer) oder gar um etwas Körperliches (meist nehme ich das zuerst an). Das Innenleben anderer Leute ist dementsprechend ein noch viel größeres Rätsel (wenn ich schon mein eigenes nicht richtig sehen kann).
    Dennoch sind aber Gefühle da, und haben auch einen großen Einfluss, bloß dass ich irgendwie unfähig bin sie zu erkennen, benennen, nach außen kommunizieren. Es ist ja auch schwer mit ihnen umzugehen, wenn man sie nicht zu greifen kriegt. Und diese Ungewissheit was mit einem los ist, kann ja auch Angst machen.

    Ich habe mich immer so verhalten wie ein Analphabet, der sein Defizit permanent verschleiert.

    Verschleiert habe ich da nichts, das Defizit war (ist) mir oft gar nicht bewusst (es sei denn jmd fragt nach meinen Gefühlen oder sagt mir, ich würde mich nicht genug um seine Gefühle kümmern, oder ihn nicht/missverstehen). Aber das Wort "Analphabet" finde ich trotzdem gut dafür, es passt ganz gut. (nur dass ein Analphabet vielleicht doch noch lesen lernen kann, bei Gefühlsblindheit bin ich mir da nicht so sicher... man kann es im Grunde nur über Umwege kompensieren, zb via körperliche Anzeichen deuten).

  • Ich habe den Test nochmal auf deutsch gemacht und da nur 90 Punkte rausbekommen :d .

    ~Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden.~

  • Ich hab 92.

    Bei einer Puktzahl von 112 zeige ich (laut Test) einige Anzeichen einer Alexithymie. Vermutlich liegt die festgesetzte Grenze bei 100.

    Laut der Grafik ist "Keine Alexithymie" von 37 bis 94 Punkten, 95 - 112 einige Anzeichen und bei 112 - 185 hat man Alexithymie.

    Aber das Wort "Analphabet" finde ich trotzdem gut dafür, es passt ganz gut. (nur dass ein Analphabet vielleicht doch noch lesen lernen kann, bei Gefühlsblindheit bin ich mir da nicht so sicher... man kann es im Grunde nur über Umwege kompensieren, zb via körperliche Anzeichen deuten).

    Auf Wikipedia wird als Synonym für Alexithymie auch Gefühlslegasthenie genannt. Das passt auch sehr gut :nod:

    Ich bin, also denke ich.

  • Gefühlslegasthenie

    das wort gefällt mir gut. das könnt ich für mich auch annehmen. gefühlsblind fühle ich mich nicht, denn ich "sehe" ja was (wenn auch offensichtlich nicht alles)

    Der Test ergab 128 Punkte. Am Ausgeprägtesten war "Schwierigkeit Gefühle zu Identifizieren" (27 Punkte <15 - 18>). Das Problem kann ich auf jeden Fall bestätigen. Mir fällt es sehr schwer auf die Frage, wie ich mich fühle zu antworten und muss erst lange drüber nachdenken (dabei stelle ich innerlich meistens vergleiche an um es irgendwie zu "entziffern").
    Früher war es noch ausgeprägter, da konnte ich nichtmal die einfachtsten emotionen benennen (ich wusste nicht welches wort wozu gehört)

    bei anderen menschen kommt es auch sehr drauf an, ob ich sie kenne. je besser ich jemanden kenne, desto besser kann ich ihn/ sie auch einschätzen. ich glaube aber fast, dass es häufig auch so eine art "wenn-dann-sonst-regelwerk" ist. bei vertrauten menschen frage ich dann auch mal nach, wenn mir etwas anders vorkommt oder ich unsicher bin. ich hoffe dann, dass sie auch die wahrheit sagen (manchmal wollen die menschen ja auch etwas "verheimlichen" oder "verdrängen" oder so ähnlich). meine re-aktionen fallen manchmal auch etwas mechanisch aus, wobei mein gegenüber das nicht unbedingt bemerkt (ich weiß z.b. wie ich bestimmte menschen trösten kann, da ich weiß, auf welche aussagen sie positiv reagieren. das ist aber eigentlich rein kognitiv gesteuert)

    (irgendwie habe ich gerade technisch schwierigkeiten mit dem formatieren, absätze einfügen und zitieren hier, ich schreibe in einer zweiten antwort weiter und hoffe, dass dort wieder alles geht, entschuldigt bitte)

    Einmal editiert, zuletzt von kastenfrosch (6. August 2016 um 21:49)

  • Ein Grundgefühl in mir ist Angst. Angst im Sinne von Sorgen machen über alles.

    das grundgefühl kenne ich auch gut. ich bin deswegen ständig nervös und mein stresspegel liegt hoch.
    ich würde dies allerdings eher als unsicherheit deuten (fehlende selbstsicherheit)
    nur weil etwas einmal klappt, bin ich mir auch noch lange nicht sicher, dass es beim nächsten mal wieder klappt (immerhin kostet es meistens dann auch sehr viel energie, die dinge hinzubekommen)

  • Laut der Grafik ist "Keine Alexithymie" von 37 bis 94 Punkten, 95 - 112 einige Anzeichen und bei 112 - 185 hat man Alexithymie.

    Ah, ok, ich konnte dem Balken keine Zahlen zuordnen ,
    aber stimmt, so macht es Sinn.
    Meine Kennzeichung ist am Ende eines orangenen Bereichs.
    Aber solche Tests betrachte ich mit Vorsicht, denn sie werden aus einer bestimmten Sicht ausgewertet und auch die Beantwortung ist ja sehr subjektiv.

  • Ich glaube auch, dass man manchmal beim Ausfüllen eine gewisse Erwartungshaltung hat und die Antworten dann so gibt, dass das erwartete Ergebnis herauskommt (ohne dass man das selber merkt, es sei denn, man achtet darauf und überlegt genau, was man antwortet).

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich glaube auch, dass man manchmal beim Ausfüllen eine gewisse Erwartungshaltung hat und die Antworten dann so gibt, dass das erwartete Ergebnis herauskommt (ohne dass man das selber merkt, es sei denn, man achtet darauf und überlegt genau, was man antwortet).

    Damit haust Du den Kopf auf den Nagel :d Das ist auch oft so- ich bin kein Psychologe, aber dafür gibt es bestimmt einen Fachbegriff, oder sogar viele Studien, die das mit Doppelblindstudien und sowas, belegen können.

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