Allgemeine Arztbesuche

  • Ich bin ein seltsamer Mensch, das schon mal vorab zur Erklärung. :d

    Mich würde interessieren, wie Ihr mit Arztbesuchen jenseits von Autismus oder psych. Problemen umgeht.

    Ich habe nicht grad die besten Erfahrungen mit Ärzten gemacht, dahingehend, dass auch mein mittlerweile dritter Hausarzt mir immer das Gefühl vermittelt, ich sei ein Simulant (ebenso wie diverse Fachärzte). Man sieht mir Krankheiten oder Schmerzen anscheinend nicht oder zu wenig an. Dadurch hat sich bei mir das ungute Gefühl entwickelt, Ärzte mit meinem Erscheinen nur zu belästigen und ihnen die Zeit zu stehlen, auch dann noch, wenn später medizinisch nachweisbar eine Erkrankung erkennbar war durch z.B. Bluttest, Röntgen usw.

    Das Ganze hat bei mir dazu geführt, dass ich Erkrankungen viel zu lange vor mir herschiebe, bis ich mich dann doch endlich zu einem Arztbesuch durchringen kann. Einige Erkrankungen hätten bei mir deutlich früher diagnostiziert werden können und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können, die zum Teil durch dieses lange Hinausschieben nun möglicherweise gar nicht mehr wirksam sind (z.B. Borreliose). Aktuell bei mir wieder so ein Fall... ein höchst auffällig aussehendes Muttermal - und nicht erst seit gestern auffällig, sondern seit vielen Jahren. Heute habe ich mich durchgerungen, einen Termin auszumachen, möglicherweise viel zu spät. Trotzdem habe ich das Gefühl, dem Arzt damit dann bestimmt nur auf die Nerven zu gehen.

    Wie sieht das bei Euch aus? Wie geht Ihr mit solchen Dingen um? Seht Ihr das bei Euch auch nur als Wehwehchen an, mit denen man niemanden belästigen möchte oder seid Ihr womöglich sogar eher übervorsichtig?
    Ich versuche herauszufinden, ob das allein auf meine Soziale Phobie zurückzuführen ist oder dieses Verhalten einer möglicherweise (noch nicht diagnostizierten!) ASS geschuldet ist.

    - Allein unter Menschen -

  • Ich kenne das sehr gut. :(

    Mein Hausarzt weiß um AS und dass ich mitunter auch lächle, auch wenn es mir absolut beschissen geht. Lächeln liegt nicht nur an AS, überfordert zu sein, weil einen alle anstarren in der Praxis- bzw. viele, weil man eben wippt, summt oder sich anders bewegt (auffälliger Gang durch motorische Störungen). Wie auch immer- ich lächle oft auch bei Erkrankungen- bzw. starre nicht so elend wie viele in der Praxis, weil ich nicht so weiß, wie man da gucken muss und auch, weil ich einige Erkrankungen auch nicht so spüre, dass ich elend aussehen könnte von der Mimik her- denn blass bin ich schon manchmal. Als ich wegen starker Migräne 6mal zum Klo rannte um mich zu übergeben, zeitgleich einen grippalen Infekt hatte und die Auswertung der Blutwerte der Vorwoche einen akuten Folsäuremangel, Vitamin B12-Mangel und einen leeren Eisenspeicher anzeigten, muss ich elend ausgesehen haben- ich landete auf der Liege und am Tropf. Danach ging es mir wieder besser und ich musste wieder grinsen.

    Wo ich mehr Probleme habe ist beim Durchgangsarzt. Den mann habe ich (Redewendung) "gefressen"! Es war schon so schlimm, dass mein Freund (Anwalt) den bei der Ärztekammer melden wollte. Als ich damals die Schädelprellung hatte und er mich untersuchte musste ich lächeln- aber eher unkontrolliert, weil er sich über mich beugte und in den Augen herumleuchtete und mich so bedränge in dem Moment- da passiert mir das- es ist ein Reflex-Lächeln, so wie Babys fremde anlächeln, wenn sie ihre Gesichter in die Wägen schieben. Ich habe einmal irgendwo gelesen, dieses Lächeln soll andere Personen milde stimmen... mein Schädel brummte, mir war schlecht und wenn ich etwas gegessen hätte, hätte ich mich wohl auch übergeben (hatte Nachtschicht, es passierte damals kurz nach Feierabend auf Arbeit, dadurch hatte ich noch nichts gegessen).

    Es war der selbe Arzt, der meinen gebrochenen Fuß behandelte und als der Gips ab war, hatte ich massive Probleme wieder zu laufen. Der Fuß war doppelt so dick angelaufen (Wassereinlagerungen) und ich durfte nicht mehr mit den Krücken laufen- was auch für den Physiotherapeuten unverständlich war. Einmal sagte der Arzt, wann ich denn wieder normal gehen wollte (als ob ich absichtlich humpelte) und rechnete mir vor, wie lange sowas normalerweise dauern darf. Der Fuß war bläulich und sichtbar geschwollen... Bei einer Folgebehandlung (obwohl er nie etwas behandelte, den Fuß nur betrachtete) packte er mich, drehte den Fuß, zerrte daran, dass mir fast die Luft weg bleib vor Schmerzen und meinte dann, ich sei wohl ein Schmerzpatient... dabei bin ich wirklich nicht empfindlich, was das angeht.
    Als dieser mich ambulant operiert hat an der Hand und am kleinen Finger (Innenhand war ein gutartiger Tumor, im kleinen Finger war ein Einschluss, der auf den Knochen drückte- und das war grausam), spritzte er mich mit diesem Betäubungsmittel ein und stocherte kurz danach mit einer Nadel an der Hand rum und fragte, ob ich das spüre- ich sagte ja, da ich es spürte. Da verdrehte er die Augen... Es schmerzte nicht- aber danach fragte er auch nicht. Ich habe dem das dann auch gesagt- dennoch spritzte er nach und dann spürte ich auch nichts mehr. Wenn das Mittel dem ähnelt, was meine Zahnärztin verwendet, hat er eindeutig nicht lange genug gewartet- denn da wartet die mindestens 5min nach der spritze. Der hat keine 3min gewartet.

    Ich habe für mich festgelegt, dass ich diesen Arzt nie mehr aufsuchen werde! Alles, was der Hausarzt behandeln kann, soll der auch behandeln und wenn ich doch zu "so" einem Arzt muss, fahre ich in eine andere Stadt. Mich zieht das auch immer runter und ich fühle mich schlecht. Ich zweifle dann auch oft, ob ich wirklich was habe oder ob der Arzt recht hat- aber dann lenke ich mich ab und vertreibe diese Gedanken. Ich weiß ja, dass es u.a. an AS liegt, dass ich "anders" wirke und vieles anders wahrnehme und- dass auch Ärzte Arschlöcher sein können!

    Was meine Wehwehchen angeht- ich wurde da sehr radikal erzogen und oft auch krank zur Schule geschickt- um zu gucken, ob es geht. Da ich aber in der Regel Dinge durchziehe, blieb ich und wurde nur selten heim geschickt und auch das oft gegen meinen Willen. Meiner Mutter war und ist nichts wichtiger als der Job- die Gesundheit ist egal. Mein Freund sensibilisiert mich aber zunehmend und ich lasse mich auch krank schreiben, auch wenn ich vom Gefühl her weiß, ich würde die Woche überstehen. Jetzt auf Arbeit ist das auch weniger ein Problem, da ich Schonplätze bekomme- so wie letzte Woche ab Dienstag nachmittags, wo ich mir auf Arbeit die Daumensehne links überdehnte und erst nach der Schicht und den Überstunden ins Krankenhaus ging und dann bis Freitag mit Gipsschiene einhändig weiterarbeitete. Ich sollte mehr auf meine Gesundheit achten, aber ich lerne ja noch... mein Problem ist, dass ich meine Grenzen nicht einschätzen kann und sie ständig überschreite und es dann erst bemerke.

    Dir rate ich, lass diese Aussagen und Andeutungen und bösen Blicke oder was auch immer Ärzte tun nicht an Dich ran. Die bekommen ihr Geld dafür, Dich zu behandeln. Wechsle notfalls auch Ärzte und trau Dich auch mal, einem Hausarzt vom AS-Verdacht zu erzählen und sage offen, dass Du in bestimmten Situationen anders guckst und über- oder unterempfindlich für bestimmte körperlichen Signale bist. Zu verlieren hast Du nichts. Bei mir weiß es der Hausarzt und meine Frauenärztin. Die Zahnärztin weiß es nicht, da komme ich klar. Diesem oben erwähnten Arzt habe ich die Diagnose auf diese Zettel gegeben, die man immer ausfüllen muss, aber er hat den wohl nie gelesen. Zum Glück lebe ich in einer Kleinstadt und habe andere Kleinstädte in der Nähe. Ärzte wie den haben die dort sicher auch. Vielleicht findest Du anderswo auch bessere Ärzte. Du kannst ja mal im Forum fragen, wer aus Deiner Nähe kommt und wo die sich behandeln lassen.

    Ich bin verantwortlich für das, was ich schreibe und nicht für das, was Du verstehst und darin zu lesen meinst.

  • ärzte die meine meinung über die akute Verletzung und die Erkrankung respektieren, zu den gehe ich wieder hin, bei den anderen die unmöglich sind gehe meist nicht mehr hin, obwohl ich eigentlich dringend zum Arzt müsse, so passiert es das alte Verletzungen und Erkrankungen immer noch Jahrelang vorhanden sind, die werden mir mittlerweile zuviel, hoffentlich bekomme ich bald ändlich eine begeitung zu ärzten die dann meine rechte vertritt.

    Für mich ist ganz klar, wenn ich nicht weis wo ich krank bin dann werde ich überhaupt nicht von Ärzten behandelt.

  • Seht Ihr das bei Euch auch nur als Wehwehchen an, mit denen man niemanden belästigen möchte oder seid Ihr womöglich sogar eher übervorsichtig?

    Ich konnte nie formuilieren, was mir genau fehlt. In mich hineinhorchen und ergründen, warum es mir schlecht ging. Also dachte ich immer: "Stell Dich nicht so an! Die lachen Dich doch aus beim Arzt."

    Ich war früher bei einem Arzt, der mich fast auf dem Gewissen hatte. Er schob meinen Blutdruck auf psychische Probleme und eines Tages taumelte ich in seine Vertretungspraxis, weil er zum Glück Urlaub hatte und sein Kollege schlug die Hände überm Kopf zusammen. Er packte mich erst einmal auf eine Liege, wollte den EKG messen > Herzstillstand. Eine ätzende Nahtotderfahrung. Ich bin aber dann bei diesem Arzt geblieben, der mir das Leben gerettet hat und habe es nie bereuht. Er war auch derjenige, der das Wort "Asperger" aussprach, noch bevor ich überhaupt daran dachte, einen Psychologen aufzusuchen.

    Jetzt schreibe ich immer genau auf, was mir fehlt und zeige es dem Arzt. Trotzdem gehe ich immer noch viel zu selten und zu spät zum Arzt. Hat mich 2007 ein Stück meines Darms gekostet, weil ich dachte: "Sind ja nur Hämorriden." Von wegen, war die Vorstufe zum Darmkrebs. Vorsorgeuntersuchungen lasse ich auch nicht machen. Keine Ahnung, warum ich das immer von mir weise? Vielleicht weil sich mein Körper generell fremd anfühlt und nicht wie meiner?


    Was meine Wehwehchen angeht- ich wurde da sehr radikal erzogen und oft auch krank zur Schule geschickt- um zu gucken, ob es geht.

    Oh ja, das kenne ich. Meine Großmutter wohnte bei uns und zog mich mit groß. Die sagte immer, wenn ich mit einer Wunde ankam: "Ostpreußenblut ist keine Buttermilch" :m(: Und dann wurde ich belohnt, wenn ich nicht weinte. Schon alleine deswegen bin ich heute so fahrlässig mit mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wort-Spinner (5. August 2016 um 11:52)

  • Ich kann das auch alles bestätigen. Ist schon seit Jahren ein Thema und wird nicht besser.
    Ich bekomme dann auch immer Zweifel und frage mich, ob andere Leute mit den gleichen Schmerzen nicht zum Arzt gehen würden. Eigentlich denke ich aber, dass andere Leute sogar früher zum Arzt gehen würden, und dennoch ernst genommen werden, im Gegensatz zu mir.
    Außerdem scheint es so zu sein, dass ich es eh nie recht machen kann: in den meisten Fällen vermitteln mir Ärzte das Gefühl, ich wäre wegen nichts oder zu früh zum Arzt gegangen, und wenn ich dann mal zu spät gehe, bekomme ich Vorwürfe, dass ich hätte früher kommen sollen. Eine Ärztin hat es sogar geschafft, beides gleichzeitig zu sagen (Beschwerden offenbar geringfügig aus ihrer Sicht und gleichzeitig hätte ich ein paar Monate früher kommen sollen). :m(:
    Eine Quelle ewigen Frusts... und ich denke schon manchmal selbst, dass ich ein Hypochonder bin.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich habe bei Ärzten auch immer wieder das Problem, dass ich nicht ernst genommen werde. Das war schon früher so. Ich erinnere mich an einen Arztbesuch, da muss ich so 12, 13 gewesen sein. Meine Mutter brachte mich zum Vertretungs-Arzt (eigentlicher Arzt war im Urlaub), der mich mit den Worten "Na, keine Lust auf Schule?" begrüßte. Als er aber dann Fieber gemessen hat, ist ihm klar geworden, dass ich wirklich krank war.

    Ich bin scheinbar nicht in der Lage meinen Zustand so zu vermitteln, dass ich ernst genommen werde oder mir nicht richtig zugehört wird.

    Ich sage z.B. ich hätte Bauchschmerzen und Erbrechen und selbst kleine Schlücke Tee führen sofort wieder zu Erbrechen und bekomme dann als Antwort: "Gehen sie nach Hause, ruhen sich aus und trinken viel Tee." Ehm, ja, ich sagte doch, dass der Tee direkt wieder hoch kommt?!

    Oder ich sage, dass die Schmerzen so schlimm sind, dass ich nicht schlafen kann oder in einem anderen Fall, dass ich zeitweise nicht mehr aufstehen konnte und muss trotzdem darum betteln, dass ich wenigstens etwas gegen die Schmerzen bekomme?!

    Im letzten Jahr war ich 2 mal wegen Problemen, die mich letztendlich ins Krankenhaus brachten beim Arzt. Da waren für mich die Symptome schon so unerträglich, dass ich es nicht mehr aushielt. Ich wurde beide mal ohne Untersuchung nach Hause geschickt. Beim dritten mal geriet ich an eine Ärztin, die mir zumindest zuhörte, dann abtastete und mir letztendlich die Entscheidung überließ, ob ich mit Schmerzmitteln nach Hause gehen wollte oder lieber in die Ambulanz vom Krankenhaus. Da ich diese Probleme da schon ne ganze Weile mit mir rum trug und sie immer schlimmer wurden, habe ich dann darauf bestanden ins Krankenhaus zu gehen. Ich war dann 12 Tage dort. Auch im Krankenhaus hieß es immer "Sie sehen gar nicht krank aus", etc., die Reaktionen auf Blutwerte und dergleichen sprach dann aber für sich.

    Dadurch gehe ich eigentlich nur noch zum Arzt, wenn es absolut nicht mehr ohne geht. Ich hätte auch gerne einen Arzt, der mich ernst nimmt und nicht direkt durch seine Vorurteile abgelenkt wird. Aber so einen Arzt gibt es wohl nicht.

  • Die Ärzte sind total überfordert. Die Arbeitsbedingungen sind schrecklich und es werden immer weniger. Das ist ein riesen Problem was die Politik sehr vernachlässigt.
    Sowas bekommt man halt nicht richtig mit, weil sich die Medien lieber mit Adolf Trump und Flüchtlings Erdogan beschäftigen.

    Bei all den Patienten ist eine genauere Begutachtung der Probleme unmöglich. Das fühlt sich dann nicht nur wie Massenabfertigung an, das ist Massenabfertigung. Aber dafür können weder Patienten noch Ärzte was.
    Ist halt auch nicht so geil wenn man denn mal ein wirklich dringendes Problem hat und erstmal 1h im Wartezimmer sitzen muss, weil Frau Müller wissen will wieso ihr Furz schief sitzt.
    In den meisten Fällen ist es nämlich wirklich nichts (und nicht wie Google meinte Krebs).

  • Ich für meinen Teil kann sehr sehr gut mit Arztbesuchen um. Einfach weil die Konversation auf einen bestimmten und abgegrenzten fachlichen Inhalt beschränkt ist. Der Arzt hat je nach Fachrichtung eine Funktion, ich schildere mein PRoblem und werde untersucht/beraten/behandelt und gehe davon aus, dass dies zu einer Verbesserung meiner Situation führt. Ich finde das untersucht werden nicht schlimm, habe keine Berüfhungsängste und der Arzt sieht tagtäglich Menschen, die nackt oder nur teilweise bekleidet sind. zb Frauenarzt..

    Schade ist nur, dass oft so wenig Zeit bei den ärzten vorhanden ist.

  • Ich versuche mir schon vorher die relevanten Informationen innerlich zu notieren, damit ich kurz und präzise erklären kann, was mir fehlt.
    Meistens führt das zu einer sinnvollen Diagnose und die Ärzte sind wohl auch froh, dass ich mit ihnen keinen Smalltalk machen will, wie die meisten Renter, die sich sonst im Wartezimmer stapeln.

    Bisher war ich nur mit wenigen Ärzten unzufrieden. Meistens waren das auch solche, die nebenbei noch einen Haufen Sachen verkaufen wollten, die die Kassen nicht zahlen.
    Ein Zahnarzt wollte eine Krone schon mal vorsorglich auf einen Zahn packen, weil der ja vielleicht bald brechen könnte.
    Als ich eine einfache Reiseimpfung wollte, hat mir die Ärztin (leider erfolgreich) eine Reiseimpfberatung aufgeschwatzt und auch eine kostenpflichtige Untersuchung, ob ich impftauglich bin. Das Impfpräparat musste ich noch selber kaufen (bei 30°C Hitze, das Zeug muss eigentlich im Kühlschrank bleiben!) und den Impfvorgang selbst musste ich ebenfalls bezahlen. Da ich es nicht besser wußte, habe ich mich überrumpeln lassen. Zur fälligen Nachimpfung hatte dann die Praxis den Besitzer gewechselt und die neue Ärztin wollte mir den ganzen Scheiß noch mal verkaufen. Das was das einzige Mal, wo ich den Tränen nah und nur noch stammelnd aus einer Praxis geflüchtet bin.
    Zum Glück hat mein jetziger Allgemeinmediziner das alles viel entspannter gehandhabt. Die nötige Untersuchung hat er eben als Gesundheitscheckup abgerechnet und da im Impfpass schon die erste Impfung drin stand, sah er es als selbstverständlich an, dass ich keine neue Beratung brauche. Den Impfstoff musste ich zahlen, die Impfung selbst nicht (dauert ja auch nur eine Minute)
    Meine Zahnärztin ist auch noch eine vom alten Schlag, die eher zu einfachen als zu teuren Lösungen neigt. Leider ist sie schon längst in Rente und behandelt nur noch 1/2 Tag in der Woche oder bei Urlaub der neuen Zahnärztin.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Wie sieht das bei Euch aus? Wie geht Ihr mit solchen Dingen um? Seht Ihr das bei Euch auch nur als Wehwehchen an, mit denen man niemanden belästigen möchte oder seid Ihr womöglich sogar eher übervorsichtig?

    Das reicht schon so weit, dass ich mich freue, wenn ich eine Krankheit bescheinigt bekomme.
    Dann fühle ich mich weniger verrückt.

    Ich versuche trotzdem abklären zu lassen, auch wenn ich scheinbar immer die falschen Fragen und Antworten stelle und gebe...

    Was mich noch nervt, ist, dass es oft heißt "das könnte darauf hindeuten, dass...", und man dann einfach nach Hause geschickt wird, anstatt, dass gleich vorgeschlagen wird, diesen Test zu machen.
    Man muss um alles kämpfen und wird dann schief angeguckt, weil man aufdringlich und hartnäckig sei.

    Mir kommt mein Körper auch fremd vor; Wenn ich mich stark konzentriere, merke ich manchmal gar nicht, dass ich dabei bin, ein Körperteil zu zerquetschen. x(

    Ich versuche mir schon vorher die relevanten Informationen innerlich zu notieren, damit ich kurz und präzise erklären kann, was mir fehlt.

    Das kommt bei vielen leider gar nicht gut an, weil sie sich durch Dr.Google diskreditiert fühlen.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

    Einmal editiert, zuletzt von Cloudactive (5. August 2016 um 23:01)

  • Mein Arzt ist eigentlich immer ganz froh, wenn ich ihm ganz sachlich schildere, was los ist und er hat sich auch noch nie beschwert, wenn ich ihm auch gleich noch meinen Verdacht, was es denn sein könnte, mitgeteilt habe (bisher lag ich auch fast immer richtig). Ich hatte auch noch nicht das Gefühl, dass er mich nicht ernst nehmen würde. Ich gehe aber auch nur dann zum Arzt, wenn es unbedingt nötig ist.

  • Ich habe auch viele schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht. Ich bin ziemlich hart im Nehmen was Schmerzen angeht. Meine Schmerz Toleranz ist sehr hoch.
    Ich habe eine schwere Migräne und wurde von diversen Neurologen und sog. Schmerz Spezialisten nicht ernst genommen.
    Ein Arzt erklärte mir, er erwarte zwingend von mir, dass ich arbeiten gehe. Ich hatte eine böse, mehrtägige Attacke und konnte kaum aus den Augen sehen. Wenn ich wegen Migräne zu Hause bleiben muss, ist es wirklich schlimm. Normalerweise nehme ich mein Triptan und weiter geht es.
    Ein anderer meinte, ich könne meine Symptome ja mal googeln. Was das heißen sollte, habe ich bis heute nicht verstanden. Er sei keine Krankschreibe Praxis. Ich wollte keine AU von ihm.
    Als Jugendliche hatte ich beinahe einen Blinddarm Durchbruch, weil ich aufrecht und lächelnd ins KH gelatscht bin, anstatt gekrümmt.
    Mein jetziger Hausarzt ist Allgemeinarzt und Facharzt für Psychosomatische Medizin etc. und gleichzeitig mein Therapeut. Was für ein Glück!

  • Ich habe auch so meine Erfahrungen mit schweren Erkrankungen, die nicht ernst genommen, nicht (richtig) behandelt wurden, weil man mir meinen "Zustand" von außen nicht ansieht, selbst wenn ich kurz davor bin, vom Stuhl zu fallen.

    Früher hatte das mehrmals sehr gefährliche Folgen. Heute habe ich zum Glück Ärzte gefunden, die eine eher kooperative Herangehensweise haben und mir ihre Therapie oder Nichttherapie der Wahl nicht aufzwingen, wenn ich eine andere Herangehensweise bevorzuge. So ist so etwas zum Glück seit Jahren nicht mehr passiert.

    Nichts ist, wie es scheint...

  • Bei mir ist es so, dass ich immer sehr schnell Kreislaufprobleme bekomme, wenn ich stärkere Schmerzen habe oder es mir wirklich nicht gut geht. Ich bin dann sprichwörtlich "weiß wie eine Wand" und kipp dann auch schon mal um. So etwas nehmen Ärzte zum Glück sehr ernst.

    Ansonsten bin ich aber auch eher hart im Nehmen. Als die Arzthelferin meines Arztes mir vor etlichen Jahren mal Blut abnehmen sollte und sie die Vene nicht traf (dabei hab ich doch schon so gute Venen, da kann eigentlich jeder Idiot Blut abnehmen), hab ich das kurzerhand selber gemacht. Als mein Arzt darauf zu kam, lachte er nur und meinte: "Wieso wundere ich mich darüber nicht im Geringsten? Sie hätten Ärztin werden sollen, Frau Windtänzerin!" (das meinte er nicht ironisch, denn er hat mich dann sogar mehrfach gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei ihm eine Ausbildung als Arzthelferin zu machen). Oder vor ein paar Jahren, da habe ich mir mal einen langen Kupfernagel in den Fuß getreten, als ich die Hecke geschoren habe. Ich konnte die Spitze vom Nagel oben auf dem Fuß unter der Haut sehen (ich hatte Flip-Flops an) und meine Mutter wollte schon meinen Onkel anrufen, damit der mit mir ins Krankenhaus fährt. Ich habe aber nur den Nagel aus dem Fuß gezogen, die Wunde gründlich gereinigt und verbunden, dabei lauthals geflucht - und dann bei der Hecke weitergemacht. Oder ein anderes mal, als ich mir den Daumen an einem Konservendosendeckel aufgeschnitten habe. Da hatte ich knapp über dem Gelenk einen üblen Schnitt, der bis auf den Knochen ging. Da hab ich die Wunde auch nur gründlich gereinigt und dann einen Verband rumgemacht. War nach einer Woche verheilt. Allerdings ist davon ein leichtes Taubheitsgefühl oberhalb des Schnittes zurück geblieben. Damit hätte ich vielleicht doch besser zum Arzt gehen sollen. :roll:

    Meine Mutter sagt übrigens immer, ich hätte ein gutes "Heilfleisch". Das heißt, das Wunden bei mir sehr schnell und problemlos verheilen. Ich werde auch nur sehr selten krank. Die schlimmsten Krankheiten waren Windpocken und Keuchhusten als Kind und eine schwere Bronchitis und eine (echte) Grippe als Erwachsene. Ansonsten erwischt mich nur alle paar Jahre mal eine Erkältung oder ein Magen-Darm-Infekt. Dafür neige ich zu Verletzungen aller Art. Stauchungen, Prellungen, Zerrungen, Ausrenkungen, Gehirnerschütterungen, Tennisarm, Sehnenscheidenentzündungen, eingeklemmte Nerven - alles schon mehrfach gehabt (aktuell ärgere ich mich mal wieder mit einem eingeklemmten Nerv rum). Zum Glück habe ich mir aber noch nie irgendwas gebrochen. Wobei, bei meinem kleinen Zeh bin ich mir nicht sicher. :roll: :d

  • Zum Thema Arztbesuche/med. Versorgung kann man seine Erfahrungen an Dr. Christine Preissmann schreiben für ihr nächstes Buch. Man findet Informationen dazu auf ihrer Facebook-Seite.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das kommt bei vielen leider gar nicht gut an, weil sie sich durch Dr.Google diskreditiert fühlen.

    Dann hast Du mich falsch verstanden.
    Anstatt "ich habe Bauchweh, das liegt bestimmt an der Trennung von meinem Ex, der übrigens gestern...und überhaupt" sage ich eben konkret, in welcher Ecke des Bauches, bei welchen Bewegungen ich was für Schmerzen spüre, wie lange schon etc.
    Dr. Google hat damit rein gar nichts zu tun. Den bemühe ich erst, wenn mir die Diagnose vom Arzt nicht geheuer ist.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Zum Thema Arztbesuche/med. Versorgung kann man seine Erfahrungen an Dr. Christine Preissmann schreiben für ihr nächstes Buch. Man findet Informationen dazu auf ihrer Facebook-Seite.

    Von dem Projekt hörte ich bei einem Vortrag von ihr - gute Idee und wichtiges Thema. Ich kenne das "leidige Thema" Ärzte auch sehr gut .... Habe ebenfalls große Schwierigkeiten, mit Ärzten zu kommunizieren, zumal man mir meist an der Körpersprache nicht anmerkt, wenn es mir schlecht geht. Ich wirke dann wohl eher "neutral", während ich andererseits früher schon mehrfach für "traurig" oder sogar "böse" gehalten wurde (privat, nicht von Ärzten), wenn ich einfach nur "in Gedanken" oder müde war.

    Eigentlich denke ich aber, dass andere Leute sogar früher zum Arzt gehen würden, und dennoch ernst genommen werden, im Gegensatz zu mir.

    Dito. Ich weiß noch, wie sich, als ich einmal einen gebrochenen Zeh hatte, die Ärztin schlichtweg weigerte, den Fuß zu röntgen. Da sei nix gebrochen, viele würden das gleich denken und sich "anstellen". Zunächst glaubte ich ihr, aber der Fuß wurde nicht besser - und später stellte sich heraus, dass der Zeh doch gebrochen war.

    Schwierig gerade für Autisten ist es meinem Eindruck nach auch, mit diffusen, chronischen Beschwerden ernst genommen zu werden, etwa mit Stoffwechselstörungen, Gliederschmerzen, Verdauungsproblemen usw. usf. Einerseits, weil man Untersuchungen auf diesen Gebieten oft ohnehin nur schwer "durchsetzen" kann (etwa, was Schilddrüsenerkrankungen angeht). Autistische Kommunikationsprobleme machen es da nur noch schwerer. Andererseits habe ich aber auch den Verdacht, dass Autisten besonders häufig an derartigen Problemen, etwa Autoimmunerkrankungen leiden, und ihre Symptome dann auch noch oft "atypisch" sind. "Nicht krank, aber auch nicht richtig gesund" .... Da braucht es dringend eine Sensibilisierung von Ärzten und allen, die im medizinischen Bereich mit Autisten zu tun haben, damit sie nicht auch hier immer wieder "durch alle Raster fallen".

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • "Nicht krank, aber auch nicht richtig gesund"

    Genau so geht es mir auch oft, wobei meine Gedanken eher sind "krank, aber nicht richtig". ;) Etwa wie "von Krankheit verarscht", weil man die unangenehmen Schmerzen ja hat, aber nur gerade so, dass es einen beeinträchtigt, aber nicht so, dass Ärzte eindeutige Diagnosen stellen können.

    Spoiler anzeigen

    (ist irgendwie ähnlich wie bei Asperger: Autismus, aber nur die Lightversion, und so schwer zu vermitteln, was es im Alltag bedeutet, während andere doch auf den ersten Blick gar nichts sehen)

    Deshalb habe ich auch schon überlegt, ob manche körperlichen Beschwerden vielleicht psychosomatisch sein könnten. Aber dass es psychosomatisch sei, hat mir noch kein Arzt direkt gesagt... bei mir sind es Rückenbeschwerden und sehr oft Sehnenprobleme (Sehnenentzündungen aus dem Nichts heraus), manchmal auch schmerzende Gelenke. Wenn eine klare Aussage käme, dass es psychosomatisch ist, und dann noch die passende Therapie dazu (wichtig! denn ohne Therapie kann man sich die Aussage auch schenken), hätte ich überhaupt kein Problem damit. Aber es wird einem über Jahre nur gesagt, dass man nichts Eindeutiges feststellen könne, und entweder wird man behandelt, als ob man nichts hätte, oder es werden halblebige Therapien ausprobiert, die nicht helfen. Dabei verliert man wichtige Lebenszeit, die man mit freudigeren Dingen verbringen könnte als mit Schmerzen und Zweifeln.

    Und dann halt die Kommunikationsschwierigkeiten, mit denen man sich nicht richtig verständlich machen kann. Die Sprechstunden-Situation ist mir so unangenehm, dass ich da, egal was ich mir vorher vorgenommen habe, alles nur möglichst schnell hinter mich bringen will. Meine Sprechwerkzeuge machen sich dann auch selbstständig und ich vergesse alle Schmerzen und alle Formulierungen die ich mir überlegt hatte. Ich werde unsicher, ob ich nicht vielleicht wirklich übertreibe mit den Schmerzen und alles gar nicht so schlimm ist. Wenn ich mich dann zusammennehme und mich bemühe, trotzdem die Beschwerden zu schildern, dann fehlen mir die Nerven und Ressourcen, um auch noch darauf zu achten, dass ich Emotionen richtig rüberbringe. Es kommt dann meistens eine relativ schlichte Symptombeschreibung, und Frust oder Leidensdruck kommt überhaupt nicht zum Ausdruck.
    Ich müsste dann immer alles schriftlich machen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Es scheint ja wirklich vielen hier so gehen, das hätte ich gar nicht gedacht. Bis jetzt war das immer nur eine Vermutung von mir, dass das alles in einem Zusammenhang stehen könnte, aber nachdem ich Eure Erfahrungsberichte gelesen habe, scheint sich das zu bestätigen. Danke für Eure Antworten!

    Shenya: Wurde Dein Rücken mal geröntgt?
    Ich habe Rückenschmerzen seit ich ca. 13-14 Jahre alt bin. Mein Vater hat dazu immer nur eine Meinung gehabt: "In Deinem Alter hat man noch keine Rückenschmerzen. Du musst Dich halt mehr bewegen." Seitdem habe ich da kaum noch mit jemandem darüber gesprochen, weil ich mich immer geschämt habe, da ich mich ja anscheinend nur nicht genug bewege. Mit 41 Jahren habe ich mir den Fußknöchel gebrochen (was von meinem Arzt damals natürlich erstmal nur mit einem Verband "behandelt" wurde; erst 1 Woche später lag ich dann unterm Messer) und musste deshalb einige Male zum Röntgen. Da habe ich endlich den Mut gefasst zu fragen, ob man nicht auch mal meinen Rücken röntgen könnte, wenn ich eh schon hier bin. Dabei kam dann raus, dass ich einen angeborenen Gleitwirbel habe, der satte 1,5 cm nach innen kippt und somit mit der Kante auf den anschließenden Wirbeln liegt. Einbildung oder psychosomatisch war das also nicht, auch wenn man sich irgendwann wirklich selbst für einen Hypochonder oder zumindest eine Mimose hält.

    - Allein unter Menschen -

  • Wurde Dein Rücken mal geröntgt?

    Naja, Röntgen ist ja immer das erste was gemacht wird. Vor ca. 10 Jahren war ich ein bisschen intensiver beim Arzt, da wurde mir dann gesagt, ich hätte eine leichte Skoliose, Hohlkreuz und ein sog. Facettensyndrom. Die Therapien haben aber nicht geholfen. Dann war ich nicht mehr beim Orthopäden bis dieses Jahr. Der Orthopäde, wo ich diesmal war, meinte, er sieht von alledem nichts, und es sei alles in Ordnung. Noch viel früher, als ich noch zur Schule ging, sagte mir mal ein Arzt, ein Bein sei kürzer als das andere, und ein Jahr später meinte ein anderer, das würde nicht stimmen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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