Zitat von LexDie ganzen sogenannten "Rituale" dienen dazu, zumindest ein bischen Kontrolle in einer unkontrollierbaren Welt zu erlangen, denn man muss an irgendetwas Halt finden können. Man braucht einen Ausgangspunkt für die Orientierung. Und man muss auch Pläne machen können, selbst wenn andere da all zu oft einen Strich durch machen.
Hm, das ist auch ein nachdenkenswerter Ansatz.
Das Beispiel mit den Ritualen, dass man sich dadurch das Gefühl von Kontrollierbarkeit schafft, kann ich nachvollziehen. In der Regel nimmt einem auch niemand solche Rituale weg. Aber in der letzten Zeit lösen sich auch viele hergebrachte Rituale (z. B. aus dem religiösen Bereich auf) und ich würde sagen, dass die Menschen neuerdings durchaus 'verrückt' (im Sinne von orientierungslos) werden.
Was ich damit sagen will: Diese Rituale helfen zwar über das Leben hinweg, aber sind sie nicht doch eine Art von Verdrängung gegenüber der letztendlichen Kontrolllosigkeit? Spätestens wenn ich den letzten Atemzug tue, merke ich, dass ich keine Kontrolle habe. Ob es nun gut oder schlecht ist, das vorher sein ganzes Leben verdrängt zu haben, weiß ich nicht.
Vielleicht ist bei den meisten Menschen auch dieses Gefühl der Kontrolllosigkeit nicht so stark wie bei mir und es kann von den meisten Menschen so gut mittels Ritualen und andere Dinge, durch die man Kontrolle ausübt, in Schach gehalten werden.
Bei mir bricht das immer wieder voll durch. Ich fühle mich sozusagen sehr oft so, als würde ich gerade meinen letzten Atemzug tun und erkennen, dass ich keine Kontrolle über mein Leben habe. Das erzeugt Panik bei mir.
Kann es sein, dass Autisten diese herkömmlichen (sozialen) Rituale nicht ausreichen, um das Gefühl zu bekommen, Kontrolle zu haben? Falls ja, woran liegt das? Haben Autisten einfach ein höheres Kontrollbedürfnis oder greifen die Kontrollmaßnahmen, die andere anwenden, bei ihnen nicht?