Hallo zusammen,
bei mir besteht der Verdacht auf eine Störung im Autismus-Spektrum. Inzwischen habe ich binnen eines Jahres drei diagnostische Gespräche in der UK Köln führen dürfen. Das erste Gespräch fand bei Dr. F. statt, dass zweite bei Dr. V. und das letzte und erlebnisreichste am Mittwoch bei Dr. L. Zum Werdegang der Diagnostik muss ich erwähnen, dass ich beim zweiten Gespräch bei Dr. V. komplett versagt habe und aufgrund dessen eine autistische Störung zunächst ausgeschlossen wurde. Doch durch den engagierten Einsatz meines Therapeuten, der die Diagnose schriftlich widerlegt und begründet hat, habe ich die Chance auf ein weiteres Abschlussgespräch erhalten.
Das Gespräch mit Dr. L. hat bei mir mehr Fragen hinterlassen, als durch den Arzt beantwortet wurden. Zunächst begann es damit, dass meine Akte unauffindbar blieb. Nach einer etwa 30-minütigen, ergebnislosen Suche durch Keller und Arztzimmer trat Dr. L. mit dem Diagnose-Schreiben plötzlich wieder in Erscheinung und ging damit in sein Büro. Wenige Minuten später durfte ich ihm dann folgen. Ich gehe davon aus, dass er sich in das Schreiben eingelesen hat, denn er kannte nun Anamnese und Vorgeschichte und stieg direkt ins Thema ein.
Etwa zwanzig Minuten später, resümierte er, dass er bei mir autistische Züge sehe, aber eine Autismus-Störung ausschließen kann. Grund: intuitive Perspektivübernahme, das war das Thema, das er die ganze Zeit im Gespräch mit mir bearbeitet hat. Ich habe das dann erst einmal hingenommen, weil ich nicht in der Lage war, sofort zu reagieren, und zuhause dann die Richtigkeit seiner Aussage überprüft. Was ich im Internet fand, war erschütternd. Denn dort las ich, dass Autisten durchaus zur Perspektivübernahme fähig sind. Also schlussfolgerte ich, dass es an dem Adjektiv "intuitiv" liegen müsse. Er hat nicht gefragt, wie ich es denn schaffe, die Reaktionen meiner Mitmenschen auf meine Aktionen zu verstehen. Das Wie spielte also keine Rolle, sodass ich auch nicht erklären konnte, dass ich Alltagssituationen grundsätzlich analysiere, um auf diese Weise zumindest halbwegs die wenigen Menschen zu verstehen, mit denen ich Umgang pflege. Dr. L. beklagte auch, dass ich beim Sprechen Metaphern verwende (die ich im Laufe der Jahre auswendig gelernt habe). Er hat sich weitere zwanzig Minuten damit aufgehalten zu erklären, dass diese beiden Kriterien in der Summe eine Autismus-Störung ausschließen und fügte hinzu, dass es ja ohnehin besser sei, Autismus im Kindesalter diagnostizieren zu lassen. Er riet mir, es in einer anderen Klinik mit einer Diagnose zu probieren, zum Beispiel in Freiburg fügte er hinzu, da sich die Kollegen der Region Köln einig darüber seien, dass Autismus bei mir ausgeschlossen werden kann. Danach durfte ich gehen.
Nachdem ich das Gespräch Stunden später dann inhaltlich aufgearbeitet und analysiert hatte, stellte sich mir die Frage, ob die Diagnose vielleicht schon vorher feststand. Ich habe auch noch nie einen Arztbesuch erlebt, in dem der Arzt ohne Patientenakte gearbeitet hat. Der Widerspruch meines Therapeuten und der andere Schriftverkehr lagen somit auch nicht vor. Ich habe auch noch nie erlebt, dass ein Arzt mich zu einem anderen Arzt weiterschicken wollte, von der Verallgemeinerung - auch die Kollegen als Meinungsverstärkung heranzuziehen - ganz zu schweigen. Für mich war das ein rundum unprofessionelles Gespräch. Deshalb habe ich noch am selben Tag eine E-Mail an Dr. V. geschrieben und die Punkte kritisiert, die ich auch hier geschildet habe. Da ich in dieser E-Mail nicht um eine Rückantwort gebeten habe, bleibt zunächst offen, ob seitens der UK überhaupt eine Stellungnahme stattfinden wird. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass Dr. V. dieses Gespräch unbesprochen lassen wird und rechne deshalb mit einer Reaktion.
Eine solche Reaktion kann vielfältig ausfallen, und das ist genau die Gedankenschleife, die mich im Augenblick um den Schlaf bringt. Denn meine Analyse der Analyse hat hervorgebracht, dass ich meine Probleme mündlich wahrscheinlich falsch kommuniziere. Schriftlich kann ich mich wunderbar ausdrücken und erklären, aber mündlich versage ich total. Erschwerend kommt auch hinzu, dass es mir sehr schwerfällt, mich jedes Mal auf einen neuen Arzt einzustellen. Ich habe ja schon Probleme, mit meiner Freundin zu reden, wenn wir mal 24 Stunden getrennt waren, weil sich eine Entfremdung bei mir aufgrund von Gesichtsblindheit rapide vollzieht. Und wenn ich dann nach zwei Stunden Fahrt zur UK völlig angespannt und gestresst dort ankomme, weil ich von der Analyse der Menschen und Gefahren und den daraus resultierenden Angstattacken während der Bahnfahrt im Kopf eigentlich schon k.o. bin, läuft im Gespräch eben alles daneben. Und das bedeutet, dass ein weiteres Gespräch vermutlich auch zu keinem Ergebnis führen würde, egal ob ich dafür nun nach Köln fahre oder eine Diagnose in einer anderen UK anstrebe. Diese Situation macht mich irgendwie ratlos, denn an eine Diagnose nach Aktenlage in der UK Köln glaube ich nicht. Habt Ihr vielleicht Vorschläge, wie ich meine Probleme lösen könnte?