UK Köln, Dr. L. - Hat jemand ähnliche Erfahrungen gesammelt?

  • Hallo zusammen,

    bei mir besteht der Verdacht auf eine Störung im Autismus-Spektrum. Inzwischen habe ich binnen eines Jahres drei diagnostische Gespräche in der UK Köln führen dürfen. Das erste Gespräch fand bei Dr. F. statt, dass zweite bei Dr. V. und das letzte und erlebnisreichste am Mittwoch bei Dr. L. Zum Werdegang der Diagnostik muss ich erwähnen, dass ich beim zweiten Gespräch bei Dr. V. komplett versagt habe und aufgrund dessen eine autistische Störung zunächst ausgeschlossen wurde. Doch durch den engagierten Einsatz meines Therapeuten, der die Diagnose schriftlich widerlegt und begründet hat, habe ich die Chance auf ein weiteres Abschlussgespräch erhalten.
    Das Gespräch mit Dr. L. hat bei mir mehr Fragen hinterlassen, als durch den Arzt beantwortet wurden. Zunächst begann es damit, dass meine Akte unauffindbar blieb. Nach einer etwa 30-minütigen, ergebnislosen Suche durch Keller und Arztzimmer trat Dr. L. mit dem Diagnose-Schreiben plötzlich wieder in Erscheinung und ging damit in sein Büro. Wenige Minuten später durfte ich ihm dann folgen. Ich gehe davon aus, dass er sich in das Schreiben eingelesen hat, denn er kannte nun Anamnese und Vorgeschichte und stieg direkt ins Thema ein.
    Etwa zwanzig Minuten später, resümierte er, dass er bei mir autistische Züge sehe, aber eine Autismus-Störung ausschließen kann. Grund: intuitive Perspektivübernahme, das war das Thema, das er die ganze Zeit im Gespräch mit mir bearbeitet hat. Ich habe das dann erst einmal hingenommen, weil ich nicht in der Lage war, sofort zu reagieren, und zuhause dann die Richtigkeit seiner Aussage überprüft. Was ich im Internet fand, war erschütternd. Denn dort las ich, dass Autisten durchaus zur Perspektivübernahme fähig sind. Also schlussfolgerte ich, dass es an dem Adjektiv "intuitiv" liegen müsse. Er hat nicht gefragt, wie ich es denn schaffe, die Reaktionen meiner Mitmenschen auf meine Aktionen zu verstehen. Das Wie spielte also keine Rolle, sodass ich auch nicht erklären konnte, dass ich Alltagssituationen grundsätzlich analysiere, um auf diese Weise zumindest halbwegs die wenigen Menschen zu verstehen, mit denen ich Umgang pflege. Dr. L. beklagte auch, dass ich beim Sprechen Metaphern verwende (die ich im Laufe der Jahre auswendig gelernt habe). Er hat sich weitere zwanzig Minuten damit aufgehalten zu erklären, dass diese beiden Kriterien in der Summe eine Autismus-Störung ausschließen und fügte hinzu, dass es ja ohnehin besser sei, Autismus im Kindesalter diagnostizieren zu lassen. Er riet mir, es in einer anderen Klinik mit einer Diagnose zu probieren, zum Beispiel in Freiburg fügte er hinzu, da sich die Kollegen der Region Köln einig darüber seien, dass Autismus bei mir ausgeschlossen werden kann. Danach durfte ich gehen.
    Nachdem ich das Gespräch Stunden später dann inhaltlich aufgearbeitet und analysiert hatte, stellte sich mir die Frage, ob die Diagnose vielleicht schon vorher feststand. Ich habe auch noch nie einen Arztbesuch erlebt, in dem der Arzt ohne Patientenakte gearbeitet hat. Der Widerspruch meines Therapeuten und der andere Schriftverkehr lagen somit auch nicht vor. Ich habe auch noch nie erlebt, dass ein Arzt mich zu einem anderen Arzt weiterschicken wollte, von der Verallgemeinerung - auch die Kollegen als Meinungsverstärkung heranzuziehen - ganz zu schweigen. Für mich war das ein rundum unprofessionelles Gespräch. Deshalb habe ich noch am selben Tag eine E-Mail an Dr. V. geschrieben und die Punkte kritisiert, die ich auch hier geschildet habe. Da ich in dieser E-Mail nicht um eine Rückantwort gebeten habe, bleibt zunächst offen, ob seitens der UK überhaupt eine Stellungnahme stattfinden wird. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass Dr. V. dieses Gespräch unbesprochen lassen wird und rechne deshalb mit einer Reaktion.
    Eine solche Reaktion kann vielfältig ausfallen, und das ist genau die Gedankenschleife, die mich im Augenblick um den Schlaf bringt. Denn meine Analyse der Analyse hat hervorgebracht, dass ich meine Probleme mündlich wahrscheinlich falsch kommuniziere. Schriftlich kann ich mich wunderbar ausdrücken und erklären, aber mündlich versage ich total. Erschwerend kommt auch hinzu, dass es mir sehr schwerfällt, mich jedes Mal auf einen neuen Arzt einzustellen. Ich habe ja schon Probleme, mit meiner Freundin zu reden, wenn wir mal 24 Stunden getrennt waren, weil sich eine Entfremdung bei mir aufgrund von Gesichtsblindheit rapide vollzieht. Und wenn ich dann nach zwei Stunden Fahrt zur UK völlig angespannt und gestresst dort ankomme, weil ich von der Analyse der Menschen und Gefahren und den daraus resultierenden Angstattacken während der Bahnfahrt im Kopf eigentlich schon k.o. bin, läuft im Gespräch eben alles daneben. Und das bedeutet, dass ein weiteres Gespräch vermutlich auch zu keinem Ergebnis führen würde, egal ob ich dafür nun nach Köln fahre oder eine Diagnose in einer anderen UK anstrebe. Diese Situation macht mich irgendwie ratlos, denn an eine Diagnose nach Aktenlage in der UK Köln glaube ich nicht. Habt Ihr vielleicht Vorschläge, wie ich meine Probleme lösen könnte?

  • Zum Werdegang der Diagnostik muss ich erwähnen, dass ich beim zweiten Gespräch bei Dr. V. komplett versagt habe und aufgrund dessen eine autistische Störung zunächst ausgeschlossen wurde.

    Man kann als Autist nicht so versagen, dass man wie ein NT wirkt. Ein Autist, der in irgendwas versagt, wirkt durch die Überforderung noch autistischer als normal.

    Habt Ihr vielleicht Vorschläge, wie ich meine Probleme lösen könnte?

    Ich habe den Eindruck, dir fällt es sehr schwer, zu akzeptieren, dass du kein Autist bist. Am besten, du redest mit dem Therapeuten darüber, wie du besser damit klarkommen kannst. Die Kölner sind gut, wenn die eine Negativdiagnose stellen, kann man der schon trauen.

  • Zum Werdegang der Diagnostik muss ich erwähnen, dass ich beim zweiten Gespräch bei Dr. V. komplett versagt habe und aufgrund dessen eine autistische Störung zunächst ausgeschlossen wurde. Doch durch den engagierten Einsatz meines Therapeuten, der die Diagnose schriftlich widerlegt und begründet hat, habe ich die Chance auf ein weiteres Abschlussgespräch erhalten.

    Das klingt, wie wenn Du durch eine Prüfung gefallen wärst und Dir die Wiederholung der Prüfung erkämpft hast und Dir jetzt überlegst, die Prüfung an einem anderen Ort mit einem anderen Prüfer zu wiederholen, um das Zertifikat "Autismus" endlich zu erhalten. Oder wie ein gescheitertes Bewerbungsgespräch mit anschließender Klage wegen ungerechter Behandlung im Bewerbungsverfahren, um den ersehnten Job doch noch zu bekommen.
    Ich meine das nicht böse, ich bin nur inzwischen wirklich verwundert, dass der Weg zur Diagnose inzwischen mit ähnlichem Vokabular beschrieben wird wie wenn es um eine schwierige Prüfung geht. Das ist anbetrachts der Tatsache, dass es hier um eine unheilbare Störung bzw. eine psychiatrie Diagnose geht, irgendwie absurd.

  • Ich würde dir auch erstmal raten, das ganze sacken zu lassen und mit deinem Therapeuten darüber zu reden.

    Woher bist du dir so zweifelsfrei sicher, dass du eine Autismus-Spektrum Störung haben *musst*?

    Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei.

  • Er riet mir, es in einer anderen Klinik mit einer Diagnose zu probieren, zum Beispiel in Freiburg fügte er hinzu, da sich die Kollegen der Region Köln einig darüber seien, dass Autismus bei mir ausgeschlossen werden kann.

    Ich sehe keinen Grund warum die Freiburger das anders sehen sollten. ;)
    Davon aber abgesehen ist die Uniklinik Freiburg so voll, dass sie ohnehin nur Patienten aus Südbaden annehmen. Das kannst Du also gleich vergessen.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ich sehe keinen Grund warum die Freiburger das anders sehen sollten.

    Ich habe den Eindruck, dir fällt es sehr schwer, zu akzeptieren, dass du kein Autist bist.

    Woher bist du dir so zweifelsfrei sicher, dass du eine Autismus-Spektrum Störung haben *musst*?


    Wegen dem hier:

    Doch durch den engagierten Einsatz meines Therapeuten, der die Diagnose schriftlich widerlegt und begründet hat, ...

    「人上人不造」 All Men Are Created Equal

    It's simple. There are no guarantees. I have to trust in luck. That is all.

  • Inzwischen habe ich binnen eines Jahres drei diagnostische Gespräche in der UK Köln führen dürfen. Das erste Gespräch fand bei Dr. F. statt, dass zweite bei Dr. V. und das letzte und erlebnisreichste am Mittwoch bei Dr. L.

    Wenn jemand Ahnung von Autismus hat, dann die Uniklinik Köln, also die Mitarbeiter der Autismus-Sprechstunde. Diese Sprechstunde ist eine der am längsten bestehenden in Deutschland mit der mit Abstand meisten Erfahrung in der Diagnostik. Herr Prof. Vogeley ist führend auf diesem Gebiet.

    Ich kann nur vermuten, um wen es sich bei "Dr. V." handelt, aber da ich auf der Website der Autismus-Sprechstunde sonst niemanden finde, dessen Nachname mit V beginnt, vermute ich, dass es sich hier um Prof. Vogeley handelt. Falls das so ist, dann hat Dich einer derjenigen gesehen, der in Deutschland am meisten Erfahrung in der Diagnostik von Autismus hat. Dessen Urteil und das seiner Kollegen, die sich ja alle einig zu sein scheinen, anzuzweifeln - kann man machen. Aber wer sollte es denn besser wissen als die erfahrenen Mitarbeiter dieser Sprechstunde?

  • Wegen dem hier:

    Ist einer Spezialambulanz für Autismus, die hunderte erwachsene Autisten gesehen hat, nicht kompetenter als ein beliebiger Therapeut?


    Das klingt, wie wenn Du durch eine Prüfung gefallen wärst und Dir die Wiederholung der Prüfung erkämpft hast und Dir jetzt überlegst, die Prüfung an einem anderen Ort mit einem anderen Prüfer zu wiederholen, um das Zertifikat "Autismus" endlich zu erhalten. Oder wie ein gescheitertes Bewerbungsgespräch mit anschließender Klage wegen ungerechter Behandlung im Bewerbungsverfahren, um den ersehnten Job doch noch zu bekommen.

    Mir ist ein Fall bekannt, in dem jemand eine 3. oder sogar 4. Autismusdiagnostik gemacht hat, um endlich die Wunschdiagnose Autismus zu bekommen. Kein Scherz!

  • Mir ist ein Fall bekannt, in dem jemand eine 3. oder sogar 4. Autismusdiagnostik gemacht hat, um endlich die Wunschdiagnose Autismus zu bekommen. Von daher erstaunt es mich nicht.

    Ja, ich kenne auch Leute, die sehr lange geübt haben, die Fragebögen "richtig" auszufüllen und die "richtigen" Antworten auf Fragen zu geben bzw. monatelang an ihrem Lebenslauf gefeilt haben, damit alles zur gewünschten Diagnose passte...
    Ich glaube, ich biete demnächst mal einen Kurs dafür an. Sieht so aus, als wäre das eine Marktlücke. :roll:

  • Ich glaube, ich biete demnächst mal einen Kurs dafür an. Sieht so aus, als wäre das eine Marktlücke.

    Ich wunde schon mal gefragt, ob ich nicht autistisches Verhalten bei jemandem trainieren könnte. Derjenige dachte, dass man mit Autismusdiagnose sofort automatisch eine Frührente bekommt und strebte auch deshalb eine Diagnose an.

  • Ich kann den Wunsch schon nachvollziehen, dass man gerne erfahren möchte, was bei einem falsch läuft und der ganzen Sache einen Namen geben möchte, damit man eine Lösungsstrategie oder wenigstens eine Kompensationsstrategie entwickeln kann.

    Aber spätestens nach dem zweiten Versuch sollte man zumindestens in Erwägung ziehen, dass die Negativdiagnose vielleicht doch richtig ist und man sich in die falsche Richtung auf der Suche nach dem Warum verzettelt hat.

    //edit:

    Ich würde trotz allem nie dem OP auch nur vermutend gegenüber stehen, dass er/sie eine falsche Diagnose anstrebt, aus welchen Gründen auch immer. Die zur Verfügung stehenden Informationen genügen von dieser Seite aus nicht, um auch nur einigermaßen fundierte Thesen zu formulieren.

    Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei.

    Einmal editiert, zuletzt von Sourcedog (6. Mai 2016 um 20:23)

  • Ich würde trotz allem nie dem OP auch nur vermutend gegenüber stehen, dass er/sie eine falsche Diagnose anstrebt, aus welchen Gründen auch immer.

    Wer hat denn dass behauptet, dass der TE eine falsche Diagnose anstreben würde? Ich sehe keinen Kommentar, wo sowas behauptet wird.

  • Und ich nicht, dass ich das von jemandem behauptet hätte :)

    Das war nur zur Erklärung meiner eigenen Ausführungen gedacht, ich denke manchmal in sehr weit verzweigten Möglichkeitsentwicklungen.

    Verzeihung, falls das missverständlich war. Keine Sorge; falls ich jemandem auf die Füße treten möchte, mache ich das mit direkter Ansprache :)

    Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei.

  • Diamant:
    Wenn man in der UK Köln drei Termine hat, finden beim zweiten Termin normalerweise die Testungen statt. War das bei dir nicht der Fall? Ich musste diese Testungen machen. Das Erstgespräch und das Abschlussgespräch hatte ich wie bei dir bei denselben Personen gehabt.

    Ich kann leider nicht beurteilen, ob die UK Köln in deinem Fall mit ihrer Einschätzung richtig oder falsch liegt. Am besten wartest du erstmal auf eine Rückmeldung auf deine E-Mail. Vielleicht hast du ja die Chance auf einen weiteren Termin, um deinen Autismus-Verdacht erneut überprüfen zu lassen und mögliche Missverständnisse zu klären. Allerdings finde ich es seltsam, dass bei dir nicht die Testungen durchgeführt wurden, obwohl du dort drei Termine hattest.

  • Ich merke gerade wieder, dass meine Worte anscheinend komplett falsch verstanden wurden.
    Also zunächst mal: Autismus entspricht nicht meinem Wunsch. Wenn ich es nicht habe, kann ich damit sehr gut leben. Ich denke, dass ein Leben ohne diesen Stempel sehr viel leichter ist.
    Und noch einmal zum Werdegang: Im ersten Gespräch mit Dr. F. hat sich der Verdacht zunächst bestätigt, denn ohne eine Bestätigung findet in Köln kein zweites Gespräch.
    Im zweiten Gespräch mit Dr. V. wankte die Diagnose aufgrund meines Versagens zwischen SPS und Autismus. Dr. V. hat daraufhin selbst das Gespräch zu meinem Therapeuten gesucht, ihn angerufen. Mein Therapeut hat im Zuge des Gespräches zugesichert, eine E-Mail mit weiteren Erkenntnissen an die UK zu senden. Er hat sich damit Zeit gelassen und als die E-Mail bei der Uni-KLinik ankam, lag die Ausschlussdiagnose bereits bei mir Briefkasten. Wahrscheinlich dachte die Uk, dass da nichts mehr kommt (nach 7 Wochen).
    Zwei Wochen nach der E-Mail vom Therapeuten hat die UK den Kontakt von selbst wieder gesucht und um ein Telefongespräch gebeten. Daraus hat sich dann der dritte Termin ergeben.

  • Inwiefern hast du denn "versagt", was lief nicht gut?

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Mir ist ein Fall bekannt, in dem jemand eine 3. oder sogar 4. Autismusdiagnostik gemacht hat, um endlich die Wunschdiagnose Autismus zu bekommen. Kein Scherz!

    Ich finde das unmöglich!
    Spätestens nach zwei Ausschlussdiagnosen sollte Schluss sein! Und vorbereiten muss man sich überhaupt nicht, wenn man zum diagnostischen Gespräch geht.

  • Ist einer Spezialambulanz für Autismus, die hunderte erwachsene Autisten gesehen hat, nicht kompetenter als ein beliebiger Therapeut?

    Das kann, und werde, ich nicht beurteilen.

    「人上人不造」 All Men Are Created Equal

    It's simple. There are no guarantees. I have to trust in luck. That is all.

  • Doch durch den engagierten Einsatz meines Therapeuten, der die Diagnose schriftlich widerlegt und begründet hat, ...

    Ist dein "Therapeut" qualifiziert, eine Diagnose zu stellen?
    Wenn ja: dann lass dir doch die Autismus-Diagnose von ihm schriftlich geben. Wieso gehst du dann überhaupt nach Köln?
    Wenn nein: dann hat er sie auch nicht widerlegt, sondern nur Argumente vorgetragen, warum die Negativdiagnose seiner Meinung nach den Verdacht auf Autismus nicht ausräumt.

    ... habe ich die Chance auf ein weiteres Abschlussgespräch erhalten.

    Nachdem ich das Gespräch Stunden später dann inhaltlich aufgearbeitet und analysiert hatte, stellte sich mir die Frage, ob die Diagnose vielleicht schon vorher feststand.

    Das ist doch der Sinn eines Abschlussgespräches, dass da nur noch die Diagnose mitgeteilt und erläutert wird und nicht mehr weiter diagnostiziert wird.
    Die Diagnosen in Köln sind Konsensdiagnosen, die von einem Team von Fachleuten gemeinsam gemacht werden. Die kann doch ein einzelner Diagnostiker gar nicht im Abschlussgespräch noch einmal ohne Rücksprache mit den Kollegen alles revidieren.

    ich bin nur inzwischen wirklich verwundert, dass der Weg zur Diagnose inzwischen mit ähnlichem Vokabular beschrieben wird wie wenn es um eine schwierige Prüfung geht. Das ist anbetrachts der Tatsache, dass es hier um eine unheilbare Störung bzw. eine psychiatrie Diagnose geht, irgendwie absurd.

    Ja, die Ausdrucksweise klingt wirklich wie bei einer Prüfung.
    Man kann man doch nicht von "Versagen" deinerseits sprechen, wenn die Diagnostiker zu dem Ergebnis kommen, dass bei dir keine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt. Du gehst doch da nicht hin, um zu beweisen, dass du eine ASS hast, sondern um die Meinung der Fachleute einzuholen, ob du eine ASS hast.

    Mir ist ein Fall bekannt, in dem jemand eine 3. oder sogar 4. Autismusdiagnostik gemacht hat, um endlich die Wunschdiagnose Autismus zu bekommen.

    Ja, ich kenne auch Leute, die sehr lange geübt haben, die Fragebögen "richtig" auszufüllen und die "richtigen" Antworten auf Fragen zu geben bzw. monatelang an ihrem Lebenslauf gefeilt haben, damit alles zur gewünschten Diagnose passte...

    Ich glaube trotzdem, dass das nur relativ wenige Einzelfälle sind. Ich gebe aber zu, dass ich das nicht einschätzen kann, wie viele oder wie wenige es tatsächlich sind. Dass so viele Leute mit einer Negativdiagnose Probleme haben, nachdem sie monatelang auf einen Termin zur Diagnostik gewartet haben und in dem Verdacht auf ASS meinten, eine Erklärung für ihre Probleme gefunden zu haben, hat wahrscheinlich oft auch andere Gründe, als dass man eine "coole Modediagnose" anstrebt.
    Aber in diesem Fall deutet schon das Vokabular sehr deutlich darauf hin, dass es einen ausgeprägten Wunsch nach einer Positivdiagnose gibt.

    trat Dr. L. mit dem Diagnose-Schreiben plötzlich wieder in Erscheinung

    Kennst du denn das Diagnose-Schreiben?
    Wenn nein, solltest du erst mal abwarten. Sie schicken dir bestimmt noch einen ausführlichen Befundbericht, den du dann erst mal gründlich lesen solltest. Vielleicht steht da ja noch etwas drin, was dich auch überzeugt.

    meine Analyse der Analyse hat hervorgebracht, dass ich meine Probleme mündlich wahrscheinlich falsch kommuniziere. Schriftlich kann ich mich wunderbar ausdrücken und erklären, aber mündlich versage ich total.

    Meinst du damit, dass du die Diagnose nur deshalb nicht bekommen hast, weil du deine Probleme mündlich nicht gut genug geschildert hast?
    Das kann ich mir nicht vorstellen. Jeder ist bei einem diagnostischen Gespräch aufgeregt. Ich habe schon von Leuten gehört, die da kaum etwas über ihre Probleme sagen konnten. Das ist für die Diagnostiker normal, vielleicht sogar günstig, weil man in einer solchen Situation autistische Verhaltensweisen kaum unterdrücken kann, wenn man sie tatsächlich hat.

    Und wenn ich dann nach zwei Stunden Fahrt zur UK völlig angespannt und gestresst dort ankomme, weil ich von der Analyse der Menschen und Gefahren und den daraus resultierenden Angstattacken während der Bahnfahrt im Kopf eigentlich schon k.o. bin, läuft im Gespräch eben alles daneben.

    Lange Anfahrt mit Anspannung und Stress dürften die meisten Patienten in Köln haben.
    Ich habe ein paar Leute aus dem Kölner Team neulich auf der WTAS in Freiburg kennengelernt. Als "gefärlich" würde ich sie nach meiner Analyse eher nicht einstufen.
    Vielleicht doch eher eine Angststörung? Die einzige "Gefahr", die ich hier tatsächlich realistisch sehe, ist die einer Negativdiagnose. Und da würde ich mich dann schon fragen, warum die solche Angst auslöst und was daran -objektiv betrachtet- so gefährlich ist.

    Und das bedeutet, dass ein weiteres Gespräch vermutlich auch zu keinem Ergebnis führen würde

    Die Gespräche haben ja zu einem Ergebnis geführt: nämlich dazu, dass die Diagnostiker in Köln ASS bei dir ausgeschlossen haben.


    Diese Situation macht mich irgendwie ratlos, denn an eine Diagnose nach Aktenlage in der UK Köln glaube ich nicht.

    Den Satz verstehe ich nicht.
    Soll das heißen, dass du die Diagnose aus Köln nicht glaubst?
    Oder dass du nicht glaubst, dass die Aktenlage zur Diagnose passt?
    Oder dass du nicht glaubst, dass sie nach Aktenlage die Diagnose ändern werden?

    Wenn du nach Vorliegen des schriftlichen Befundberichtes noch Zweifel oder Fragen hast, könntest du natürlich um Akteneinsicht bitten. Vielleicht hilft dir das ja bei der Akzeptanz der Negativdiagnose.

    Auf jeden Fall solltest du dich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, dass die Kölner Diagnostiker Recht haben könnten und du tatsächlich "nur" autistische Züge hast.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Ist dein "Therapeut" qualifiziert, eine Diagnose zu stellen?

    Eine gesicherte Diagnose kann er nicht, das darf grundsätzlich nur ein Psychiater.

    Das ist doch der Sinn eines Abschlussgespräches, dass da nur noch die Diagnose mitgeteilt und erläutert wird und nicht mehr weiter diagnostiziert wird.

    Dr. L. hat es so beschrieben, dass ein Abschlussgespräch immer auch ein Diagnosegespräch ist.

    Ja, die Ausdrucksweise klingt wirklich wie bei einer Prüfung.
    Man kann man doch nicht von "Versagen" deinerseits sprechen, wenn die Diagnostiker zu dem Ergebnis kommen, dass bei dir keine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt. Du gehst doch da nicht hin, um zu beweisen, dass du eine ASS hast, sondern um die Meinung der Fachleute einzuholen, ob du eine ASS hast.

    Ich merke gerade wieder, dass meine Worte anscheinend komplett falsch verstanden wurden.
    Also zunächst mal: Autismus entspricht nicht meinem Wunsch. Wenn ich es nicht habe, kann ich damit sehr gut leben. Ich denke, dass ein Leben ohne diesen Stempel sehr viel leichter ist.
    Und noch einmal zum Werdegang: Im ersten Gespräch mit Dr. F. hat sich der Verdacht zunächst bestätigt, denn ohne eine Bestätigung findet in Köln kein zweites Gespräch.
    Im zweiten Gespräch mit Dr. V. wankte die Diagnose aufgrund meines Versagens zwischen SPS und Autismus. Dr. V. hat daraufhin selbst das Gespräch zu meinem Therapeuten gesucht, ihn angerufen. Mein Therapeut hat im Zuge des Gespräches zugesichert, eine E-Mail mit weiteren Erkenntnissen an die UK zu senden. Er hat sich damit Zeit gelassen und als die E-Mail bei der Uni-KLinik ankam, lag die Ausschlussdiagnose bereits bei mir Briefkasten. Wahrscheinlich dachte die Uk, dass da nichts mehr kommt (nach 7 Wochen).
    Zwei Wochen nach der E-Mail vom Therapeuten hat die UK den Kontakt von selbst wieder gesucht und um ein Telefongespräch gebeten. Daraus hat sich dann der dritte Termin ergeben.

    Im Gespräch am Mittwoch wurde seitens des Arztes wiederum der Wunsch geäußert noch einmal mit dem Therapeuten zu telefonieren.

    Kennst du denn das Diagnose-Schreiben?

    Ja, es lag ja in meinem Briefkasten.

    Meinst du damit, dass du die Diagnose nur deshalb nicht bekommen hast, weil du deine Probleme mündlich nicht gut genug geschildert hast?

    Ich bin im zweiten Gespräch davon ausgegangen, dass der Arzt alle Fakten kennt, und habe mir deshalb die Mühe erspart, alles noch einmal zu erzählen. Das war der Fehler.


    Die einzige "Gefahr", die ich hier tatsächlich realistisch sehe, ist die einer Negativdiagnose.

    Davor habe ich keine Angst. Ich fand nur den Ablauf des letzten Gespräches insgesamt etwas ungewöhnlich, und dazu gehört auch die Tatsache, dass dazu nur das Diagnose Schreiben der Uniklinik vorlag und die Akte nicht herangezogen wurde, weil sie nicht aufzufinden war. Und ich denke auch, dass es nur menschlich ist, ein Ausschlusskriterium in den Mund gelegt zu bekommen, von dem ich wenig später im Internet nachlesen kann, dass es eigentlich keins ist. Und alle Faktoren zusammengezählt, hinterlassen dann eben diesen komischen Nachgeschmack. Vielleicht ist das für jemanden, der so etwas in dieser Form noch nicht erlebt hat, schwer nachzuvollziehen. Zumal den Weg zu diesem letzten Gespräch die UK selbst den Weg geebnet hat. Nach der Ausschlussdiagnose hätten sie genauso gut schweigen können. (sie Zitat oben)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!