Autismus vs Soziale Phobie

  • Aber auch Du hast keine Angst, dass die Verkäuferin Dich nicht mögen würde. Oder, dass sie Dich für minderwertig hält und das quer durch den Laden schreien würde.

    Stimmt. Das ist mir egal. Von mir aus kann die den Chef ausrufen, weil "TalkativeP schon wieder mit einer Reklamation da ist."

    Anders ist das bei diesen Glocken, die man läuten kann, wenn die Schlange an der Kasse zu lang ist. Die habe ich noch nie geläutet, sondern immer brav gewartet, bis die von selbst noch eine Kasse aufmachen. Da bin ich nicht sicher, warum ich die nicht läute. Vielleicht, weil das nie einer macht? Sozusagen ein Tabu? Keine Ahnung.

  • Bei einer sozialen Phobie und einer sozialen Angstsituation bei einem Menschen im autistischen Spektrum kann das Ergebnis (Vermeidung eines sozialen Kontakts) vollkommen identisch sein, der wichtige Unterschied dabei ist das Innere der betroffenen Person. Angst aus dem Gefühl der Ablehnung/Minderwertigkeit bei sozialer Phobie, Angst vor einer unkontrollierbaren / eskalierenden Situation bei Autismus.
    Habe ich das so richtig verstanden?

    korrekt!

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ich habe vor knapp einem Jahr mal bei einem Therapieprogramm für soziale Phobie mitgemacht, es war an eine Studie gekoppelt und kognitiv-behavioral ausgerichtet, mit Hilfe eine Smartphone-App. Ich dachte mir, dass das nicht ganz verkehrt sein kann, da bei Autisten, wenn sie denn eine Therapie machen, der kognitiv-behaviorale Ansatz ja einer der erfolgversprechenderen ist.

    Dass ich Autist bin (deren erster), wussten sie. In meiner Kindheit habe ich durchaus Phobien entwickelt, einfach, weil ich soziale Situationen aller Art überhaupt nicht einschätzen konnte, sehr oft keine Ahnung hatte, was ich tun sollte und dementsprechend oft elendig angeeckt bin und mit den Konsequenzen zu leben hatte. Einer Art ungelernten und selbstgebastelten Expositionstherapie habe ich mich selbst ca. ab dem 14. Lebensjahr unterzogen, freilich ohne den Begriff und seinen Inhalt zu kennen. Allerdings nehme ich an, dass das einer der stärksten Gründe für meine Alexithymie ist.

    Also dachte ich mir- wer weiß, ob manchem nicht eine soziale Phobie zugrundeliegt, die einfach so tief in meine Persönlichkeit eingegraben ist, dass ich sie (in meiner Eigenschaft als alexithymer Autist) einfach überhaupt nicht mehr direkt wahrnehme.

    Mir ging es dabei darum, dass ich manche meiner Verhaltensweisen einfach nicht richtig "erklären" kann. Das sind Verhaltens- und unbewusste Denkmuster, die sehr tief sitzen und ganz automatisch geschehen. Es ging mir dabei nicht um Autismus oder soziale Phobie, sondern um den Gedanken, ob sich die Phobie nicht eben gerade durch die autismusbedingten Erfahrungen entwickelt haben könnte.

    Mit einigen Anteilen dieser Behandlungsform konnte ich überhaupt nichts anfangen, andere wiederum fand ich interessant, wie z.B. das genaue Führen von Listen über bestimmte soziale Situationen und mein Verhalten und meine Denkweisen darin oder die Möglichkeit, bestimmte Situationen für einzelne Tage vorauszuplanen, durchzuführen und das ganze dann auszuwerten.

    Geändert hat das ganze allerdings überhaupt nichts und wirklich schlauer geworden bin ich dadurch auch nicht. Wenn ich die Wahl habe, unternehme ich Dinge einfach am liebsten allein und frage niemanden nach irgendwas, wenn ich das Problem auch selbst lösen kann, Sachen wie Grillparties oder Weihnachtsfeiern mit vielen Leuten werde ich einfach nie lieben sondern meiden, wo es geht. Daran hat auch die hundertfache Exposition überhaupt nichts geändert.

    Nichts ist, wie es scheint...

    3 Mal editiert, zuletzt von Aldaris-Adun (5. Mai 2016 um 22:46)

  • Zitat

    Und der Autor hat selbst eine Autismus-Diagnose - das nur zu einer Frage von oben.

    Nein, er hat keine Autismusdiagnose, er hat nur eine Autismus-Selbstdiagnose (und behauptet seitdem, Autist zu sein), aber er hat sich nie offiziell testen lassen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Der Soziophobiker hat auch große Angst zB einen Fehlkauf umzutauschen. Er denkt, dass er es nicht wert sei dass der Verkäufer überhaupt mit ihm spricht, und dass der Verkäufer nein sagen wird nur weil er ja so minderwertig ist.
    Der Autist geht hin und tauscht das Ding um. Evtl. ist er ein bißchen arg unhöflich und muss den Geschäftsführer kommen lassen, weil der Verkäufer "dicht macht". Aber Angst hat er nicht. Warum auch, es ist ja kein wichtiger Kontakt. Es ist nur ein Verkäufer.

    So ist es. Ich mache mir oft Gedanken darüber was andere über mich denken, einfach aus der Erfahrung heraus. Nach ein paar jahren Mobbing stellte sich das bei mir einfach ein. "Die behandeln mich ja nicht so weil sie mich mögen", also was denken die wohl über mich? Wie denken sie wenn ich *dies oder *das tue? Mach ich das richtig so? Ecke ich *so und so wieder an? Leute zu denen man selbst einen, wenn auch nur losen Bezug hat. Da ist es mir auch recht wichtig was man von mir denkt. Aber ich fühle mich nicht minderwertig. Wenn das Produkt kaputt ist wird es ausgetauscht und fertig. Ich hab schliesslich für ein funktionales Produkt bezahlt. Was der Verkäufer dann von mir denkt interessiert mich in etwa so viel wie die Wetterlage in Südostasien. Garnicht. :sarcasm: Generell interessiert es mich nicht was "die Leute" von mir halten, mich interessiert nur was die Leute mit denen ich in persöhnlich Kontakt treten/den Kontakt halten möchte oder längerfristig mit klar kommen muss von mir denken und bin dementsprechend oft ängstlich in diesem zusammenhang. Diese Angst beruht aber auf schlechten Erfahrungen, nicht auf Minderwertigkeitsgefühlen...

    Allerdings würde ich beim Umtausch für mich abwägen ob es mir den Stress wert ist. Einen 5€ Artikel schmeisse ich einfach weg. Dafür wieder in den Laden zu gehen, auf mich aufmerksam zu machen, den Verkäufer an der laufenden Kasse zu unterbrechen und damit die Aufmerksamkeit der wartenden Kunden auf mich zu ziehen, mich mit dem Verkäufer auseinanderzusetzen, womöglich hin und her geschickt zu werden, eventuell an einen störrischen Verkäufer zu gelangen, mich durchsetzen zu müssen, den Chef ran kommen lassen zu müssen. Das ist es mir einfach nicht Wert. Wenn aber meine neue 250€ Grafikkarte nach 5 Minuten Artefakte produziert (Und ich sie nicht online gekauft habe) dann steh ich am nächsten Tag im Laden und verlange Ersatz. Und da können der Verkäufer und alle anwesenden Kunden im Laden mich dann gerne für das größte Arschloch unter der Sonne halten. Ich kriege meinen Ersatz auch!

    Oder es passierte mir, dass ich mich aus Versehen "vordrängelte", weil ich nicht verstanden hatte, auf welcher Seite die Schlange anfängt bzw. dass es mehrere Schlangen nebeneinander gibt und man nicht einfach bis nach vorn gehen kann.

    Das passiert mir heute noch...

    Peace
    TK

    Excuse me but I was wrong... :(

    2 Mal editiert, zuletzt von Emkay (6. Mai 2016 um 03:00)

  • Ich glaube nicht dass man das so haarscharf trennen kann... Mnesis hätte auch ruhig einen weiteren Satz von Dr. Schilbachs Aussage zitieren können, der direkt nachdem kam was sie schon zitierte.
    So mag man einen "reinrassigen" Sozialphobiker vielleicht ganz gut trennen können von einem "reinrassigen" Autisten... aber Autisten sind immer noch Menschen (und keine Aliens) und können sicherlich Symptome von Sozialphobie haben die sich dann bei ihnen ebenso äußern wie bei NA...

    Zitat

    Schilbach: Die Differenzialdiagnose ist tatsächlich mitunter schwierig, denn auch Menschen mit Angst- oder Persönlichkeitsstörungen haben oft massive Probleme im Zusammenleben. Anders als etwa Menschen mit sozialer Phobie fürchtet sich der Autist aber nicht vor der Beurteilung anderer, sondern ist im Gegenteil gar nicht interessiert daran. Erschwerend zur Grunderkrankung kommt bei vielen Autisten eine psychiatrische Komorbidität dazu. - http://derstandard.at/2000013807293/…igene-Nische-zu - http://derstandard.at/2000013807293/…igene-Nische-zu

  • Bei mir wurden im Rahmen der Autismusdiagnostik auch Fragebögen für soziale Phobie einbezogen. Ich hatte dort einen sehr hohen Score, mir fehlte aber ein Kernkriterium (Angst davor, rot zu werden oder sonstige sichtbare körperliche Symptome zu zeigen), weswegen ich die Diagnose nicht bekommen habe.
    Grundsätzlich meinte der Arzt aber, dass man Autismus und Sozialphobie gleichzeitig haben kann. Wäre dann eben, wie Neonie schon erwähnte, eine komorbide Störung.

  • Zitat

    Schilbach: Die Differenzialdiagnose ist tatsächlich mitunter schwierig, denn auch Menschen mit Angst- oder Persönlichkeitsstörungen haben oft massive Probleme im Zusammenleben. Anders als etwa Menschen mit sozialer Phobie fürchtet sich der Autist aber nicht vor der Beurteilung anderer, sondern ist im Gegenteil gar nicht interessiert daran.

    Wenn man es oft genug erlebt hat, dass Leute, die schlecht über einen denken, sich zusammenrotten, einen mobben, ihre schlechte Meinung über einen in die Welt hinauskrakelen und so letztlich dafür sorgen, dass man aus Ausbildungen, Freizeitprojekten und sonstigen Veranstaltungen rausfliegt und so etliche ungeplante Abbrüche hat, ständig wieder umplanen muss und eine Biografie wie ein Flickwerk hat, dann ist es einem verdammt nochmal nicht egal, was andere über einen denken! Dann ist es ein verdammtes Alarmsignal, sobald Leute etwas Negatives über einen äußern, egal ob berechtigt oder unberechtigt. Dann muss man jedes Mal bei negativen Äußerungen über einen fürchten, dass sich die ganze Chose wiederholt, man wieder rausgedrängt wird durch irgendwelche verfälschten und überdramatisierten Darstellungen über einen und letztlich mit nichts dasteht. Von daher meine ich doch, dass durchaus einige Aspies sich darum scheren, was andere über sie denken, selbst wenn ihnen an diesen anderen Menschen nichts liegen sollte!

    Hinzu kommt noch, dass es blöd genug ist einen schlechten Ruf zu haben wegen der Dinge, die wirklich auf einen zutreffen. Wenn dann aber auch noch Lügen über einen verbreitet werden, durch die selbst die positiven Eigenschaften, die man hat, in Abrede gestellt werden (z. B. wenn man als Lügner verschrien wird, obwohl man immer ehrlich ist), bleibt vom "guten Ruf" ja gar nichts mehr übrig. Da könnte man sich irgendwann nur noch ein neues Land oder am besten einen neuen Planeten suchen, um überhaupt etwas im Leben aufbauen zu können, denn das geht nunmal nicht in völliger Unabhängigkeit von anderen Menschen und entsprechend von ihrem Vertrauen oder ihrem Wohlwollen. Selbst selbständig Arbeitende brauchen einen Kundenstamm, etc. Das heißt also wer schon oft genug auf die Schnauze gefallen ist durch die schlechte Meinung anderer, dem wird sie schon wichtig. Eine soziale Phobie ist das aber dennoch noch lange nicht, denn zu dieser gehören u. a. auch noch gewisse körperliche Symptome, wie in den Diagnosekriterien nachzulesen ist. Es reicht auch nicht nur Angst zu haben, dass man solche körperlichen Symptome zeigen könnte, sondern sie müssen auch tatsächlich auftreten.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Wenn man es oft genug erlebt hat, dass Leute, die schlecht über einen denken, sich zusammenrotten, einen mobben, ihre schlechte Meinung über einen in die Welt hinauskrakelen und so letztlich dafür sorgen, dass man aus Ausbildungen, Freizeitprojekten und sonstigen Veranstaltungen rausfliegt und so etliche ungeplante Abbrüche hat, ständig wieder umplanen muss und eine Biografie wie ein Flickwerk hat, dann ist es einem verdammt nochmal nicht egal, was andere über einen denken! Dann ist es ein verdammtes Alarmsignal, sobald Leute etwas Negatives über einen äußern, egal ob berechtigt oder unberechtigt. Dann muss man jedes Mal bei negativen Äußerungen über einen fürchten, dass sich die ganze Chose wiederholt, man wieder rausgedrängt wird durch irgendwelche verfälschten und überdramatisierten Darstellungen über einen und letztlich mit nichts dasteht. Von daher meine ich doch, dass durchaus einige Aspies sich darum scheren, was andere über sie denken, selbst wenn ihnen an diesen anderen Menschen nichts liegen sollte!

    Du verwechselst Ursache und Wirkung.
    Es kann einem durchaus nicht egal sein, welche Auswirkungen dieses Verhalten für einen hat, es kann einem aber trotzdem herzlich egal sein, was andere von einem denken.

  • Wenn man es oft genug erlebt hat, dass Leute, die schlecht über einen denken, sich zusammenrotten, einen mobben, ihre schlechte Meinung über einen in die Welt hinauskrakelen und so letztlich dafür sorgen, dass man aus Ausbildungen, Freizeitprojekten und sonstigen Veranstaltungen rausfliegt und so etliche ungeplante Abbrüche hat, ständig wieder umplanen muss und eine Biografie wie ein Flickwerk hat, dann ist es einem verdammt nochmal nicht egal, was andere über einen denken! Dann ist es ein verdammtes Alarmsignal, sobald Leute etwas Negatives über einen äußern, egal ob berechtigt oder unberechtigt. Dann muss man jedes Mal bei negativen Äußerungen über einen fürchten, dass sich die ganze Chose wiederholt, man wieder rausgedrängt wird durch irgendwelche verfälschten und überdramatisierten Darstellungen über einen und letztlich mit nichts dasteht. Von daher meine ich doch, dass durchaus einige Aspies sich darum scheren, was andere über sie denken, selbst wenn ihnen an diesen anderen Menschen nichts liegen sollte!

    Absolut! Ich glaube, dass ganz besonders viele Mobbingerfahrene da einfach ein Päkchen mit sich rumtragen (RW) und verinnerlichen, dass solche Warnsignale wichtig sind. Dann will man eben doch wissen, was die anderen über einen denken, um drohendes Unglück eventuell noch abwenden zu können.

    Natürlich geht das nicht allen so. Es freut mich, wenn früher Gemobbte da einfach drüberstehen können und das nicht an sich heranlassen. Für mich wird das aber nie möglich sein. Vor dem Mobbing war es mir tatsächlich egal, was andere über mich dachten. Aber jetzt versuche ich nur, eine Wiederholung dessen zu vermeiden. Dazu gehört eben auch frühe Signale zu erkennen und gegenzusteuern, wenn es irgendwie geht.

    Das schließt für mich auch nicht Autismus aus, denn durch etwaige Auffälligkeiten und die fehlende soziale Anbindung gerät man oft ins Visier von Mobbern. Und wer einmal in der Hölle war, möchte nicht dorthin zurück.

  • Es kann einem durchaus nicht egal sein, welche Auswirkungen dieses Verhalten für einen hat, es kann einem aber trotzdem herzlich egal sein, was andere von einem denken.

    Der Wirkung (sprich dem Handeln) der anderen Personen, geht aber das Denken voraus. Man will also vielleicht schon gerne wissen, ob Person xyz z.B. nach dem ersten Gespräch schlecht über einen denkt, in der Furcht, dass daraus wieder üble Nachrede oder eben Mobbing entstehen könnte. Natürlich fürchtet man nicht den Gedanken an sich. Aber eben die Konsequenz daraus.

  • Natürlich fürchtet man nicht den Gedanken an sich.

    So natürlich ist das gar nicht ^^
    Bei der Soziophobie wird noch nicht mal die mögliche Konsequenz gefürchtet. Man geht zu 100% davon aus, dass andere immer schlecht über einen denken. Oder zumindest geht man davon aus, dass wenn man zB Person A anspricht mindestens Person A schlecht über einen denken wird. Person B, C und D, die per Zufall drumherum stehen natürlich auch.
    Die Realität ist aber, dass es den Leuten ziemlich egal ist ob man nach dem Weg fragt. Da denkt keiner schlecht über einen - warum auch. Und ja sie fürchten tatsächlich den Gedanken und keine Konsequenzen.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ich glaube, der Satz von Schilbach ist falsch. Möglicherweise ist das noch ein genau so altes Vorurteil wie das, dass Autisten keine Empathie hätten, weil sie es nicht so zeigen.
    Egal ist einem das, was andere denken, doch nur solange, wie man kein Bewusstsein dafür hat, dass andere etwas über einen denken. Und das lernt man schon recht früh, dass andere sich ein Urteil machen. Die Konsequenzen merkt man auch schnell, es muss nicht einmal gleich zu schlimmem Mobbing kommen, es reicht ja auch schon, dass andere einen auslachen oder man merkt, dass man ausgeschlossen wird. Auch Autisten sind verletzlich.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich glaube, der Satz von Schilbach ist falsch. Möglicherweise ist das noch ein genau so altes Vorurteil wie das, dass Autisten keine Empathie hätten, weil sie es nicht so zeigen.
    Egal ist einem das, was andere denken, doch nur solange, wie man kein Bewusstsein dafür hat, dass andere etwas über einen denken. Und das lernt man schon recht früh, dass andere sich ein Urteil machen. Die Konsequenzen merkt man auch schnell, es muss nicht einmal gleich zu schlimmem Mobbing kommen, es reicht ja auch schon, dass andere einen auslachen oder man merkt, dass man ausgeschlossen wird. Auch Autisten sind verletzlich.

    Ich denke, dass vor allem Autisten besonders empfänglich sind, dafür ein Bewusstsein zu entwickeln, denn wenn das Gedankenkarussell erst mal Fahrt aufgenommen hat... Aber ganz grundsätzlich ist mir eigentlich auch egal, was andere über mich denken. Die Gedanken sind frei.

  • Ich denke an diesen Beispielen wird mal wieder deutlich, dass diese standardisierten Fragebögen, mit denen Dinge abgefragt werden, leicht in die Irre führen können, weil sie Dinge abfragen und rein rechnerisch ermitteln, ohne die Komplexität der Ursachen und Erfahrungen hinreichend zu berücksichtigen. Die Fragebögen gehen dabei auch immer von einem isolierten Phänomen aus, so dass es sich leicht verfälscht, wenn man noch etwas anderes hat, was sich auf die Handlung auswirkt, vom Fragebogen jedoch nicht erfasst wird.
    Wir nehmen uns hier die Zeit, Dinge genau zu analysieren und zu ermitteln, aber Ärzte tun das leider selten. Die haben mehr Schwarzweißsicht.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Ich denke an diesen Beispielen wird mal wieder deutlich, dass diese standardisierten Fragebögen, mit denen Dinge abgefragt werden, leicht in die Irre führen können, weil sie Dinge abfragen und rein rechnerisch ermitteln, ohne die Komplexität der Ursachen und Erfahrungen hinreichend zu berücksichtigen. Die Fragebögen gehen dabei auch immer von einem isolierten Phänomen aus, so dass es sich leicht verfälscht, wenn man noch etwas anderes hat, was sich auf die Handlung auswirkt, vom Fragebogen jedoch nicht erfasst wird.
    Wir nehmen uns hier die Zeit, Dinge genau zu analysieren und zu ermitteln, aber Ärzte tun das leider selten. Die haben mehr Schwarzweißsicht.

    Manchmal fehlen halt Grauzone oder sind noch nicht richtig erforscht.

  • Das "lustige" an der rechnerischen Ermittlung ist auch, dass sobald sich etwas im Leben einer Person ändert (z. B. sie Freunde findet oder lernt in die Augen zu schauen oder etwas ruhiger wird, etc.) es sein kann, dass sie rechnerisch nicht mehr die Diagnosekritrien (ausreichende Punktzahl) erfüllt für eine Störung, die ihr zuvor bereits diagnostiziert wurde und die als angeboren und unheilbar gilt. So kann man sich Wunderheilungen basteln.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Es geht ja mehr um das, was anfänglich da war:
    ist jemand eher "holprig" im Umgang mit Menschen? Dann könnte es ja gut Autismus sein
    Dann können entsprechende Erfahrungen mit Menschen dazu führen, dass man eben doch Angst vor dem Urteil von Menschen hat.

    Aber ich vermute, dass eine soziale Phobie immer "erlernt" und nicht angeboren ist.
    Die Ursachen können dann sehr unterschiedlich sein.

    Deswegen ist ja bei Autismus die frühkindliche Anamnese so wichtig.

    Ich schätze mal 90% der Menschen sind mir egal. Dann gibt es Freunde, die mir eben nicht egal sind.
    Da habe ich eher die Angst, dass ich "denen" zu oberflächlich bin.

    Beim Zurückbringen von mangelhaften Waren habe ich eigentlich kein Problem.
    Allerdings habe ich hier ein Gerät, wo der Akku nicht funktioniert, das ich deswegen immer am Strom anschließen muss.
    Leider finde ich die Rechung nicht, daher kann ich es auch nicht umtauschen.

    Menschenansammlungen (wie Weihnachtsfeiern, Parties etc.) stören mich grundsätzlich nicht. Ich bin nur nicht derjenige
    der dann rege am verbalen Austausch teilnimmt. Da ist es ganz praktisch wenn ich in einer Gruppe bin, da kann ich auch zuhören und muss nicht selber reden.
    Das sieht sicherlich zuweilen merkwürdig aus.
    Da ist die Tanzfläche sowas wie ein Rettungsanker, da muss man nicht reden.

    Früher bin ich auch allein z.b. in die Disco gegangen. Das habe ich jetzt gelassen, weil ich eingesehen habe, dass ich da sowieso niemand kennen lernen werde.
    Wenn dieses Gefühl mitschwingt, dann kompensiert das die gute Musik auch nicht.

    Bei der letzten Versammlung in der Arbeit wusste ich nicht, über was ich mich dann mit den anderen unterhalten sollte.
    Wie ich es dann doch gemacht habe, habe ich zielsicher ein Fettnäpfchen angesteuert. :|

    Alexithymie

    Das Problem mit Alexithymie habe ich auch. Hast du das diagnostiziert bekommen? (Ich nicht)

    Ich merke es dann immer wieder, wenn mir meine Therapeutin sagt, was ich empfinde. Dann kann ich es bestätigen.
    Zuweilen zeigt mein Körper Reaktionen (z.B. zittern) und ich weiß nicht was mit mir los ist.

    Das Glas ist halb voll und es hat noch jede Menge Platz zum nachschenken :d

  • Hallo :) Bei mir ist es eine Mischung aus Autismus und Angststörung. (Angststörung = Die Angst ist generalisiert und anhaltend. Sie ist nicht auf bestimmte Umgebungsbedingungen beschränkt, Quelle: IDC)

    Meine autismusbedingtes Problem, einige ungeschriebene Kommunikationsregeln nicht zu kennen, nicht zu verstehen, und folglich auch falsch oder nicht anzuwenden, führt bei mir zu Ängstlichkeit.

    Zusätzlich macht mir die Wahrscheinlichkeit auf einen entstehenden Konflikt (wenn ich etwas umtauschen wollte) ebenso Angst, weil mich Konflikte überfordern und ich nicht damit umgehen kann.

    Eine Sozialphobie habe ich laut Definition nicht. Aber ich bin der Ansicht, dass Autismus und Sozialphobie auch zusammen bestehen kann. Adhs und Autismus kann meines Wissens auch zusammen bestehen.

    (Ich habe bisher die zentrale Frage des Themas nicht herausfinden können. Entschuldigt falls mein Beitrag nichts damit zu tun hätte, was eigentlich in dem Thema besprochen werden sollte.)

    Lg Jedy.

  • Es ist mir unangenehm, wenn Menschen, die bei einem Gruppengespräch dabei sind, fast nie etwas sagen. Ich weiß dann nie, ob ihnen der Gesprächsverlauf behagt oder ob sie das Thema interessiert, weil ich es ihnen nicht ansehen kann. Daher sind mir Leute lieber, die etwas kommunikativer sind. Hinzu kommt noch, dass ich bei solchen Leuten oft das unangenehme Gefühl habe, sie nicht zu Wort kommen zu lassen oder nicht genug einzubinden, selbst wenn sie mir zuvor bereits sagten, dass sie von sich aus schweigsam sind und lieber nur zuhören.

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