meisterkleister wrote:
Das ist schlicht Unsinn. Man kann sehr wohl Neurodiversität mit der Unterstützung von Individuen verbinden. Nur wäre dann die Unterstützung nicht notwendigerweise an irgendeine spezifische Diagnose gebunden, sondern schlicht an die (amtliche oder wie auch immer geregelte) Feststellung einer Hilfsbedürftigkeit - was mir auch völlig ausreichend scheint.
Spektrumsgrenzen und Neurotypikalität
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Ich habe gelesen, dass durch demokratischere Erziehungsmethoden und mehr Entfaltungsmöglichkeiten für Kinder auch die Diagnosekriterien nicht mehr so zuträfen, bzw. Schwierigkeiten erst später auftreten und dadurch die Diagnose schwerer wird. Es ist also auch für die Betroffenen und Eltern schwerer zu erkennen, ob das Kind autistisch ist. Daraus folgt eigentlich dass die Diagnose besser und genauer werden müsste.
Im Moment ist immer das Problem, dass man nicht "in den Menschen hineinschauen kann" (RW). Vielleicht spielt die Zeit auch eine Rolle. Also wie man mit der Diagnose zurecht kommt und lebt. Nach einigen Jahren kann man sicher besser sagen, ob einem die Diagnose geholfen hat oder nicht. Aber sicher gibt es auch Leute, die bei einer falschen Diagnose "hängenbleiben", aber sicher auch viele, die autistisch sind, aber nicht die Diagnose haben, sondern Depression, bipolar, oder irgendwas. -
Illi wrote:
Ich habe gelesen, dass durch demokratischere Erziehungsmethoden und mehr Entfaltungsmöglichkeiten für Kinder auch die Diagnosekriterien nicht mehr so zuträfen, bzw. Schwierigkeiten erst später auftreten und dadurch die Diagnose schwerer wird.
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Bei mir ist es denke ich in der Kindheit nicht so aufgefallen, weil meine Eltern mich immer als gleichberechtigt behandelt haben und selbst was das sensorische angeht auch recht empfindlich sind (bei meinem Vater bin ich mir sehr sicher, dass er auch auf dem Spektrum ist). Ich hatte auch immer 1-2 beste Freunde von denen ich den Freundeskreis quasi übernommen habe. Außerdem gab es wegen meiner Noten nie Anlass zur Sorge und von dem Mobbing in der Schule hat zu Hause keiner was mitbekommen, weil ich das gut versteckt habe und den Lehrern das anscheinend egal war (bis auf eine leicht erhöhte Anzahl an Fehltagen). Hausaufgaben hat bei uns in der Klasse zwischen der 7. und 9. Klasse keiner regelmäßig gemacht. Da bin ich also auch nicht besonders aufgefallen. Der einzige Unterschied ist, dass ich die Hausaufgaben im Gegensatz zu den anderen wirklich vergessen und nicht absichtlich weggelassen habe. Innerlichj habe ich in der Zeit schon ganz schön gelitten aber ich konnte das zu Hause immer schön maskieren. Auch weil ich mich zu Hause immer sicher gefühlt habe.
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Surprised wrote:
Ich überlege mir, ob es nicht auch im Sinne des Patienten wäre, wenn grundsätzlich immer eine deutlich umfangreichere Diagnostik erfolgen müsste und - da es bisher keine eindeutigen biologischen Marker für Autismus gibt - Autismus erst diagnostiziert werden sollte, wenn sonst keine andere Krankheit zutrifft?
Autismus ist keine Krankheit (tiefgreifende Entwicklungsstörung) und es ist keine Krankheit bekannt, die es verursacht. Es ist genetisch, also wird vererbt und ist bereits bei der Geburt vorhanden.
Surprised wrote:
Wenn ich diesen Gedanken weiterverfolge, überlege ich, ob nicht z.B. jemandem mit einer Impulskontrollstörung, Schwierigkeiten im Sozialverhalten und einer Reizfilterstörung nicht eher geholfen ist, wenn ihm DBT wegen der Impulskontrollstörung, Soziales Kompetenztraining wegen der Schwierigkeiten im Sozialverhalten
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Tux wrote:
Autismus ist keine Krankheit (tiefgreifende Entwicklungsstörung) und es ist keine Krankheit bekannt, die es verursacht. Es ist genetisch, also wird vererbt und ist bereits bei der Geburt vorhanden.
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Illi wrote:
"Research domain Criteria" (RdoC), die es ermöglichen, eher Symptome zu sehen, als den Oberbegriff. journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1362361318782586
Illi wrote:
Vielleicht gibt es Menschen, die in ihrem Leben Phasen von "Autismus" erleben, die wieder weggehen?
Illi wrote:
Was mich sehr aufregt, ist
Illi wrote:
Menschen, die sich als Autisten bezeichnen, obwohl sie kaum Schwierigkeiten haben.
Illi wrote:
Vielleicht kann man sich als neurodivers bezeichnen und sich nicht "krank" fühlen.
meisterkleister wrote:
Nur wäre dann die Unterstützung nicht notwendigerweise an irgendeine spezifische Diagnose gebunden, sondern schlicht an die (amtliche oder wie auch immer geregelte) Feststellung einer Hilfsbedürftigkeit - was mir auch völlig ausreichend scheint.
Tux wrote:
Bei der einer ASS- Diagnose werden Persönlichkeitsstörungen differential Diagnostisch ausgeschlossen (IPDE- Screening, heisst mittlerweile glaube ich anders). Ansonsten wird keine ASS diagnostiziert.
Tux wrote:
Es ist genetisch, also wird vererbt und ist bereits bei der Geburt vorhanden.
Surprised by the joy of life.The post was edited 1 time, last by Surprised ().
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Surprised wrote:
Nein, nicht immer ist Autismus genetisch bedingt.
Unterscheiden wir hier ggf. nach primärem und sekundärem Autismus?
Die Ursachen des primären Autismus sind meines Wissens noch nicht abschließend geklärt. -
Illi wrote:
Er ist aber nicht monogenetisch, sonst könnte ja niemand Autist sein, dessen Eltern beide keine Diagnose haben.
"in truth, only atoms and the void" Sean Carroll (paraphrased Demokritos) -
MangoMambo wrote:
Kannst du hier vielleicht zur Erläuterung noch einmal die anderen möglichen Ursachen aufzählen?
Unterscheiden wir hier ggf. nach primärem und sekundärem Autismus?
Eine spannende Frage - vielleicht erstelle ich hierzu mal eine Umfrage - ist m.E. bei wie vielen Autisten (hier im Forum) die Autismusdiagnose über eine genetische Untersuchung gesichert wurde. Ich vermute nur bei wenigen. - Ich überlege gerade - mit meinem etwas feierabendmauen Hirn - wie es eigentlich dazu kommt, dass einerseits gesagt wird, dass Autismus meistens genetisch bedingt ist andererseits kaum bekannt ist welche Gene betroffen sind bzw. wie das überhaupt nachgewiesen werden kann?Surprised by the joy of life. -
Surprised wrote:
ist m.E. bei wie vielen Autisten (hier im Forum) die Autismusdiagnose über eine genetische Untersuchung gesichert wurde. Ich vermute nur bei wenigen
Das wäre dann ja sekundärer Autismus z.B. im Rahmen eines Fragilen-X-Syndroms oder anderer genetischer Syndrome den man so nachgewiesen hätte? -
@MangoMambo: Ich kenne mich da nicht so gut aus mit dem was jetzt schon nachweisbar ist oder auch nicht. Also demnach geht da ja schon so ein bißchen was: Autismus: Labor & Diagnostik | Gen-Panel (medizinische-genetik.de)
Ansonsten meine ich mit primären Autismus den idiopathischen und mit sekundärem den symptomatischen, also dieses Verständnis: Autismus Institut Lübeck: Auf der Suche nach den Ursachen (autismus-institut-luebeck.de)
[Und als letzter Gedanke vorm Schlafengehen: Wenn Autismus (noch) nicht genetisch nachweisbar ist/wäre, wäre dass dann nicht ein bißchen so wie mit dem Nessie im Loch Ness: So manch einer geht davon aus, dass es Nessie gibt, aber nachweisen kann man es nicht?! Und es ist auch nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass es Nessie doch nicht gibt?!]Surprised by the joy of life. -
Aufgrund von Zwillingsstudien ist man relativ sicher, dass es genetisch ist, und es wurden auch schon viele verdächtige Gene gefunden, aber ich habe den Eindruck, das ist bisher ein unklares Sammelsurium, und die Forschung hat noch einen weiten Weg.Alles wird galaktisch gut.
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Surprised wrote:
Ansonsten meine ich mit primären Autismus den idiopathischen und mit sekundärem den symptomatischen, also dieses Verständnis
Surprised wrote:
Wenn Autismus (noch) nicht genetisch nachweisbar ist/wäre, wäre dass dann nicht ein bißchen so wie mit dem Nessie im Loch Ness: So manch einer geht davon aus, dass es Nessie gibt, aber nachweisen kann man es nicht?!
Ich zitiere mal aus dem 1. Link:
https://www.medizinische-genetik.de/diagnostik/humangenetik/erkrankungen/syndrome/entwicklungs-/-wachstumsstoerungen/autismus wrote:
Man nimmt heutzutage an, dass eine Vielzahl von Genen, wahrscheinlich über 1000, an der Entstehung von ASS beteiligt sein können, wobei noch nicht geklärt ist, in welchem Ausmaß einzelne Varianten die Ausprägung im Einzelfall beeinflussen. Trotzdem kann die erweiterte Diagnostik auch mittels NGS (Gen-Panel Diagnostik) im Einzelfall zur Diagnose und damit zu genaueren Aussagen zur Prognose und zum Wiederholungsrisiko führen.
https://www.medizinische-genetik.de/diagnostik/humangenetik/erkrankungen/syndrome/entwicklungs-/-wachstumsstoerungen/autismus wrote:
Man geht heute davon aus, dass mit modernen genetischen Untersuchungsmethoden für etwa 20 bis 25% der Autismus-Spektrum-Störungen eine genetische Ursache gefunden werden kann (Baker et al, 2015). Etwa 20% tragen de novo entstandene CNV (Copy Number Variation), die mittels Chromosomaler Micro-Arrays (CMA) gefunden werden. Bei 3-5% finden sich monogen bedingte Ursachen, meist durch pathogene Varianten in Einzelgenen bedingte Syndrome, die als Teilsymptom eine ASS zeigen.
The post was edited 1 time, last by MangoMambo ().
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Mir wurde Mal von einem Therapeuten gesagt, dass Autismus insoweit vererbbar ist, wenn es in der Verwandtschaft einen Autisten gibt.
Mein Onkel ist mit ziemlicher Sicherheit auch Auist, somit lag der Defekt in der Familie vor. Ähnlich ist es auch bei anderen Krankheiten.
Das Risiko ist dann größer das Autismus weitergegeben wird. -
emjay2812 wrote:
Mein Onkel ist mit ziemlicher Sicherheit auch Autist, somit lag der Defekt in der Familie vor. Ähnlich ist es auch bei anderen Krankheiten.
Autismus ist erstens kein Defekt und per Definition keine Krankheit! -
Haarspalterei!Alles wird galaktisch gut.
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Shenya wrote:
Haarspalterei!
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emjay2812 wrote:
Mir wurde Mal von einem Therapeuten gesagt, dass Autismus insoweit vererbbar ist, wenn es in der Verwandtschaft einen Autisten gibt.
Mein Onkel ist mit ziemlicher Sicherheit auch Autist, somit lag der Defekt in der Familie vor. Ähnlich ist es auch bei anderen Krankheiten.
Surprised wrote:
Und darüber hinaus eben dass - wie ja auch hier im Forum immer wieder open end diskutiert wird - man den Eindruck nicht los wird, dass manche Ärzte annähernd immer ASS-Diagnosen stellen und so eben auch Autismus "zustande" kommt, aber das Thema möchte ich jetzt eigentlich hier draußen halten, damit sich nicht auch dieser Thread um diese neverending Diskussion dreht.
Surprised wrote:
Ist das nicht widersprüchlich? Also Autismus = neurodivers --> Je nach Person und Situation erlebt man sich eventuell nicht als krank und hat keine Schwierigkeiten, trotz Autismus/Neurodiversität.
maksa wrote:
Autismus ist erstens kein Defekt und per Definition keine Krankheit!
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Illi wrote:
Ich bin Germanistin und die Endung -Ismus deutet für mich schon auf eine Pathologie hin
Although it can be a problem, I wouldn't swap my autism for anything. It makes me, who I am. I just wouldn't be the same without it.
Obwohl er Probleme machen kann, würde ich meinen Autismus gegen nichts in der Welt tauschen. Er macht mich zu der, die ich bin. Ich wäre einfach nicht dieselbe ohne ihn. (Rosie King)