Wie denkt ihr über Therapien für autistische Menschen (insbesondere Erwachsene)?

  • viele Leute hier ein Problem damit haben, einzugestehen, dass sie eine Behinderung haben

    Das fiel mir auch auf. AS ist zumindest in Bezug auf soziale Wahrnehmungsfähigkeiten eine Behinderung wie Farbenblindheit oder irreparabler Analphabetismus.

    Daraus folgt aber keine Therapiebedürftgkeit. Die Themen "Therapie" und "Diagnose" werden in diesem Forum sowieso etwas skurril diskutiert. Es ist wie in den skurrileren Varianten der Populärwissenschaft ("Quantenmeditation" und "Quantentherapie", natürlich mit transzendentaler Telepathonose und den Weisheiten der alten Ägypter usw. ;) ), in denen zwar Worte übernommen werden, aber kein inhaltliches Nachdenken stattfindet. (Ihr dürft euch natürlich gerne bei mir anmelden! Hier gehts ungefähr so zu:

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    Ist euch eigentlich auch aufgefallen, daß solche Diagnosen offenbar gerne als Zugangsdiagnose für leistungssteigernde Mittel wärend der Ausbildungsphasen genutzt werden? AS als noch halbwegs statusneutrale Diagnose mit beigelegten Wettbewerbsvorteilen? Ich würd wetten, daß in ein paar Jahren - nach Ende des Statuserwerbs - eine Welle von Wunderheilungen aufkommt, so wie die Wunderheilung von von Guttenbergs Fehlsichtigkeit ;)

    Einmal editiert, zuletzt von thothrde (23. März 2016 um 14:27)

  • Shenya deine Aussage ist für mich nicht nachvollziehbar. Das klingt ja fast so als wenn die Therapie die Behinderung wegmachen könnte.

    Ich meinte hingegen man kann nur die Folgeerscheinungen bekämpfen (Beispielsweise depressive Verstimmungen), welche oftmals nicht unwesentlich mit den Reaktionen der Umwelt auf Autisten / Aspies (auch lange Unerkannte) zusammenhängen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Therapie die Behinderung wegmachen könnte... man kann nur die Folgeerscheinungen bekämpfen

    Therapien können Trisomie 21-Menschen sehr gut helfen, so daß ein Berufsleben und die soziale Integration super funktionieren, obwohl natürlich die Behinderung ausserhalb des fest definierten Kontextes sofort unignorierbar ist. Dies gelingt, da die vorstrukturierten Lern-, (Hoch-)Schul- und Arbeitsmillieus zunehmend vorstrukturiert und komplexittsreduziert sind. Sozusagen als Triangulationspunkt zur Absteckung des Themas: https://de.wikipedia.org/wiki/Pablo_Pineda

  • Daraus folgt aber keine Therapiebedürftgkeit. Die Themen "Therapie" und "Diagnose" werden in diesem Forum sowieso etwas skurril diskutiert. Es ist wie in den skurrileren Varianten der Populärwissenschaft ("Quantenmeditation" und "Quantentherapie", natürlich mit transzendentaler Telepathonose und den Weisheiten der alten Ägypter usw. ), in denen zwar Worte übernommen werden, aber kein inhaltliches Nachdenken stattfindet.

    Was meinst du mit skurril? Erklär doch mal.

    (Und ob ich therapiebedürftig bin oder nicht, würde ich doch gerne selbst bestimmen. Ich bin es. Und ich habe momentan keine nennenswerte andere Diagnose, die meine Psychotherapiebedürftigkeit erklären könnte.)

  • Shenya deine Aussage ist für mich nicht nachvollziehbar. Das klingt ja fast so als wenn die Therapie die Behinderung wegmachen könnte.

    Wo liest du das denn raus? Ich sehe nirgendwo, dass shenya behauptet, Behinderungen wie Autismus ließen sich wegtherapieren.
    Ich habe es so verstanden, dass sie es genauso meint, wie du es beschreibst: dass man mit Therapien die Folgeerscheinungen behandelt und eben Hilfestellungen gibt, um seine Probleme besser händeln zu können.

    Aus welcher Aussage liest du heraus, dass anderen die Schuld für die eigene Andersartigkeit gegeben wird?

    Aus welcher Aussage liest du heraus, dass Shenya "euch" (du, Lex) vorwirft, die Schuld für die eigene Anderartigkeit anderen zu geben?

    Probleme != eigene Andersartigkeiten.

    Was Shenya glaube ich eher meint, ist folgendes: wenn ich z.B. Probleme habe, mir Gesichter zu merken, dann ist das NICHT die Schuld der NTs.
    Sondern es ist mein persönliches Defizit, dass auch da wäre, wenn alle anderen Menschen um mich herum Autisten wären.
    Gleiches gilt für Reizüberflutungen, Defizite in der Interpretation von Mimik und impliziten Aussagen, Probleme mit spontanen Änderungen etc.

    Sie bezieht sich damit vor allem auf Folgende Aussage:

    Therapien für Menschen mit AS dienen dazu, den Schaden auszubügeln, den NTs und andere Freaks in ihrer Psyche angerichtet haben.

    Das sagt doch aus, dass "Schäden" einzig und allein die Verantwortung von NTs und anderen Freaks sind.
    Was ich übrigens auch eine ziemlich krasse Aussagen gegenüber NTs halte.

    Würde hier jemand so über Autisten reden, dann wäre die Hölle los.
    Manchmal frage ich mich, wo hier der oft gepriesene "Gerechtigkeitssinn" bleibt. Bei vielen geht der Gerechtigkeitssinn auch nur bis zum eigenen Tellerrand und nicht darüber hinaus.
    Eine Person abzuwerten, nur weil sie anders ist als ich oder etwas kann, was ich nicht kann (und vllt. auch Dinge nicht kann, die ich gut kann...) - wo kommen wir denn dahin?
    DAS ist doch genau das, was man den "bösen NTs" immer unterstellt. Dass sie mit unserer "Andersartigkeit" nicht umgehen können und uns deswegen mobben, ausgrenzen, whatever. Den Spieß umzudrehen (RW) ist keine Lösung, sondern idiotisch.

    Wer übrigens behauptet, dass Autisten per se keinerlei Therapiebedarf haben, der sollte sich vielleicht einfach mal vornehm zurückhalten.
    Das sollte nämlich jeder Mensch für sich selber entscheiden und wenn ich der Meinung bin, dass meine Probleme eine Therapie erfordern, dann ist das so.
    Man sollte halt nicht vergessen, dass die Ausprägungen des AS der unterschiedlich sein können und manche Menschen eben mehr "therapiebedürftige" Probleme haben als andere.
    Und nein, meine Probleme sind nicht die Schuld irgendwelcher ominösen NTs.

    Sorry wegen des Rants, aber manche Aussagen regen mich einfach auf. Und ich habe gerade Kopfschmerzen...

  • Was Shenya glaube ich eher meint, ist folgendes: wenn ich z.B. Probleme habe, mir Gesichter zu merken, dann ist das NICHT die Schuld der NTs.
    Sondern es ist mein persönliches Defizit, dass auch da wäre, wenn alle anderen Menschen um mich herum Autisten wären.
    Gleiches gilt für Reizüberflutungen, Defizite in der Interpretation von Mimik und impliziten Aussagen, Probleme mit spontanen Änderungen etc.

    genau so ist es.
    Es gäbe noch mehr Beispiele, was alles bei AS Probleme machen kann, was überhaupt nichts mit anderen Menschen zu tun hat.
    Therapie ist ja ein ganz weiter Begriff, wo unendlich vieles drunter fallen kann, eben nicht nur, dass Symptome wegtherapiert werden sollen, sondern auch z.B. dass man einfach gestützt wird und Hilfen für die Bewältigung der Schwierigkeiten im Alltag bekommt, oder dass einfach jemand da ist, der zuhört und einem hilft, Gedanken zu ordnen, Entscheidungen zu treffen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Dafür ist nur wichtig, dass man mit dem Arzt oder Therapeuten menschlich gut kann, und um so jemanden zu finden, braucht es Glück oder viel Zeit.

    Was genau rätst du zum selbstbewussten Auftreten angesichts der unzähligen von mir durchschrittenen Täler?

    Dafür wäre z.B. eine Therapie super.
    Grundsätzlich finde ich, dass der eigene Selbstwert nicht davon abhängt, was man leistet oder erreicht hat. Man muss mit sich selbst im Reinen sein, Dinge einigermaßen objektiv betrachten können (um z.B. zu erkennen, warum Dinge falsch gelaufen sind), und wenn einem dabei im Lauf des Lebens die Perspektive verrutscht ist (übersetzt: wenn man meint, es sei alles die eigene Schuld oder alternativ die Schuld der anderen), kann eine Therapie helfen, dass das wieder besser ins Lot kommt. Ein guter Therapeut kann einem menschlich viel geben, aber man muss ihn (oder sie) halt finden.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Was ich meinte ist: Wenn Shenya meint dass man meint man brauche keine Therapie hieße man halte sich nicht für behindert, würde dies implizieren die Therapie könnte etwas an dem Zustand der Behinderung ändern. Mir scheint es logischer zu sagen gerade weil es eine Behinderung ist und keine psychische Krankheit bzw. gerade wenn ich es als Behinderung und nicht als psychisches Problem einstufe, brauche ich in logischer Konsequenz auch keine (Psycho-)Therapie. Wenn ich mir Gesichter nicht merken kann, kann eine Psychotherapie oder sonstige Therapieform auch nichts daran ändern. Die Psychotherapie könnte höchstens dafür sorgen, dass ich mir diesen Umstand (oder die daraus resultierende Ablehnung durch meine Mitmenschen bzw. Schwierigkeiten im Beruf oder Sonstiges) nicht so sehr zu Herzen nehme. Um damit das Beispiel von oben aufzugreifen.

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  • Man kann darüber streiten, wie man den Zustand nun nennt (Behinderung, Krankheit, genetische Andersartigkeit - jeder wähle, was dem Ego am besten bekommt), aber Fakt ist, dass der Zustand Probleme macht im täglichen Leben, und daran sind auch nicht nur die anderen schuld.

    Das trifft so ziemlich den Nagel auf den Kopf. Ich denke, es ist für niemanden einfach sich einzugestehen, dass die aktuellen Probleme oft an seiner eigene Andersartigkeit liegen und nicht nur an den anderen.

    「人上人不造」 All Men Are Created Equal

    It's simple. There are no guarantees. I have to trust in luck. That is all.

  • Wenn ich mir Gesichter nicht merken kann, kann eine Psychotherapie oder sonstige Therapieform auch nichts daran ändern. Die Psychotherapie könnte höchstens dafür sorgen, dass ich mir diesen Umstand (oder die daraus resultierende Ablehnung durch meine Mitmenschen bzw. Schwierigkeiten im Beruf oder Sonstiges) nicht so sehr zu Herzen nehme.

    Beispiele sind immer ziemlich konstruiert, aber ich greife es trotzdem mal auf: Eine Psychotherapie könnte auch noch mehr als nur das. In einer Psychotherapie könnte man z.B. Strategien entwickeln, wie man mit dem Problem umgeht, entweder ganz praktisch: Wie kann ich Personen wiedererkennen, auch ohne mir ihre Gesichter merken zu können (kann ich z.B. die Stimme gut erkennen? Kann ich irgendwelche anderen Techniken anwenden?), oder eher auf der Ebene des "wie gehe ich damit um?", z.B.: Wie kann ich Menschen freundlich klarmachen, dass es keine feindselige Absicht ist, wenn ich sie mal nicht grüße? Oder auch noch einen Schritt vorher - manchmal braucht man, gerade mit ASS, zuerst mal die Erklärung, warum Frau Müller so komisch unfreundlich zu mir ist, seitdem wir uns mal auf der Straße begegnet sind, aber ich sie nicht erkannt habe.
    Wie gesagt, konstruiert. Aber das Grundprinzip passt schon.

  • Ich weiß nicht, ob das dann noch unter "Psychotherapie" fällt oder nicht doch etwas anderes ist. Dass ich Leute teils an ihren Stimmen erkennen kann, weiß ich jedenfalls auch so, dafür brauche ich keine Therapie. Das hängt eher davon ab, wie viel Umgang ich mit der Person habe und wie besonders die Stimme ist oder eben nicht ist und auch, ob die Person überhaupt etwas sagt bei der (Wieder-)begegnung. Und wir hätten in der Therapie auch keine Tonbandaufzeichnungen anhand derer ich die Stimmen meiner Mitmenschen üben könnte oder dergleichen. Und im Prinzip habe ich immer die Wahl, ob ich anderen Leuten einzelne Symptome von mir oder doch gleich die ganze Diagnose verrate oder ob ich es vorziehe, mich als NT auszugeben (bzw. nicht rumzuposaunen, dass ich eine "Behinderung" habe, wie ihr es nennt, oder auch einen ganzen Stall voll, wenn man die Symptome als jeweils einzelne Behinderungen einstuft), auch auf die Gefahr hin, als unhöflich eingestuft zu werden, da sowohl das Erklären als auch das Nichterklären letztlich Gefahren für mich birgt, derer ich mir voll bewusst bin. Aber eine Therapie wird mir wohl auch nicht beantworten können, was da die bessere Strategie ist, da man das offenbar ganz individuell entscheiden muss je nach Person, Situation und Gesamtkontext.

    Übrigens nochmal fürs Protokoll: Ich habe nie gesagt, dass NTs und Sonstige Schuld sind an unseren Problemen, ich sage lediglich, dass sie sie oftmals verschlimmern durch die Art, wie sie auf sie reagieren. Und ja, teils werden dadurch auch neue, zusätzliche Probleme geschaffen, für die in manchen Fällen auch eine qualifizierte Psychotherapie sinnvoll wäre, um ihnen zu begegnen. Und ob sie qualifiziert ist lässt sich nicht alleine daran bemessen, wie viele Doktortitel der Gegenüber hat.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lex (23. März 2016 um 22:57)

  • Ich weiß nicht, ob das dann noch unter "Psychotherapie" fällt oder nicht doch etwas anderes ist.

    Auch das kann Psychotherapie sein, ja.

    Dass ich Leute teils an ihren Stimmen erkennen kann, weiß ich jedenfalls auch so, dafür brauche ich keine Therapie.

    Ja, das sind dann die Grenzen des konstruierten Beispiels; da wird es individuell. Auf jeden Fall wäre theoretisch denkbar, dass es auch für dich Erleichterungen gibt, die du noch nicht kennst, die man aber in einer Therapie herausarbeiten könnte.
    Und natürlich lässt sich das Menschen-Erkennen-Beispiel auf alle möglichen anderen Schwierigkeiten übertragen; manchmal ist es leichter, manchmal schwerer, Lösungen zu finden. Nicht dass jemand jetzt glaubt, Psychotherapie ist für mich nur "da lernt man halt, dass man Leute auch an anderen Merkmalen erkennen kann". ;)

    Aber eine Therapie wird mir wohl auch nicht beantworten können, was da die bessere Strategie ist, da man das offenbar ganz individuell entscheiden muss je nach Person, Situation und Gesamtkontext.

    Final beantworten nicht - das würde ich auch gar nicht wollen. Aber man könnte verschiedene Optionen durchsprechen, den Verlauf reflektieren, weitere Schritte überlegen und solche Dinge.

    Wer nicht will, muss ja nicht in Therapie (zumindest denke ich, dass das auf (nahezu?) alle hier im Forum zutrifft; bei Kindern oder Niedrigerfunktionalen ist die Freiwilligkeit wahrscheinlich nicht immer gegeben). Hier wird nur von einigen (nicht speziell Lex) Therapie als Gesamtkonzept kritisiert, wo ich keine sachliche Kritik erkennen kann, sondern nur ein "ich will das aber nicht". Wer darauf verzichten kann, soll das tun. Es gibt sowieso schon viel zu wenige Therapieplätze.

  • Fakt ist natürlich dass dieser Begriff relativ schwammig ist

    Ist es therapie wenn ich ein Schmerzmittel nehme, gegen Kopfschmerzen zB.
    der eine meint ja und der andere nein.

    Es geht halt darum was man erreichen will und das ist bei jedem anders.
    In dem Sinne, je nach Interpretation und/oder Ziel, ist es absolut nachvollziehbar wieso der eine ablehnt und der andere nicht.

    Für mich ist Symptombekämpfung, ob Schmerzmittel oder irgendwelche Tricks für den Alltag (was ich nicht negativ meine), halt keine Therapie.

  • Für mich ist Symptombekämpfung, ob Schmerzmittel oder irgendwelche Tricks für den Alltag (was ich nicht negativ meine), halt keine Therapie.

    das sit so nicht ganz richtig, eine Behandlung mit Schmerzmedikamenten bezeichnet man auch als Schmerztherapie, also ist das auch eine Form von Therapie.

    Als Therapie bezeichnet man die Behandlung einer Krankheit/Störung/Behinderung im weitesten Sinne. Dabei können verschiedene Konzepte zur Anwendung kommen, die entweder auf die Beseitigung der Krankheitsursache (kausale Therapie) oder die Beseitigung der Symptome (symptomatische Therapie) abzielen.

    Da liegt meiner Meinung nach das Problem, da hier in der Diskusion von vielen verschiedenen Definitionen des Begriffes Therapie ausgegangen wird und dadurch jeder für sich recht hat aber man aneinander vorbei diskutiert. Vielleicht sollte eine genauere Beschreibung bzw Deffinition des Begriffes Therapie als Grundlage dieser Diskusion gefunden werden.

    mfg
    der diskordianer

    Wenn du Zweifel hast, scheiß drauf.

    Wenn du keine Zweifel hast ..... zweifle!

  • Hier (Artikel von Frau Wilczek) wird für meine Begriffe treffend beschrieben, wie Therapieangebote, -methoden und Ziele für Autisten aussehen können.

    Da hier im Thread meines Erachtens diesbezüglich unterschiedliche Auffassungen herrschten: Therapien gegen den Autismus sind selbstredend sinnlos, Therapien für Autisten hingegen können durchaus förderlich für die Lebensqualität sein. Wichtig - und da stimme ich mit Frau Wilczek überein - erscheint mir, dass alle Veränderungen ich-synton empfunden werden. Der Versuch, durch therapeutische Maßnahmen ein anderer (besserer?) Mensch zu werden, muss zumindest auf lange Sicht scheitern. Ich kann demjenigen, der Therapie im Sinne des letzen Satzes versteht, seine Abneigung schwer übel nehmen, empfehle jedoch, diese Ansicht, soweit möglich, zu überdenken.

    Wichtig ist aus meiner Sicht (in dieser Reihenfolge):

    1. Vertrauensverhältnis zum Therapeuten
    2. Therapeut kennt sich mit Autismus aus oder ist offen dafür
    3. realistische Ziele

    It takes a man to suffer ignorance and smile,
    be yourself, no matter what they say.

  • Wichtig ist aus meiner Sicht (in dieser Reihenfolge):

    1. Vertrauensverhältnis zum Therapeuten
    2. Therapeut kennt sich mit Autismus aus oder ist offen dafür
    3. realistische Ziele

    Dem kann ich mich anschliessen.
    Allerdings mit dem Hinweis, dass die Punkte 1 sowie 3 zwingend erfordern, dass die menschlichen Qualitaeten sehr ausgepraegt sind.
    Also erstens zuhoeren, zweitens mit dem Herzen zuhoeren, drittens verstehen, und viertens auch mit dem Herzen verstehen.

    So selbstverstaendlich ich das fuer Therapeuten vorausgesetzt haette, so habe ich doch mittlerweile gelernt, dass man danach wirklich suchen muss.


    Man liest sich ... Sascha

  • Ich arbeite auch selbst an mir. Pillen machen dumm und manipulieren. Therapien, die nur das verhalten ändern, sind nichts wie dummer Schulunterricht. Ich möchte ernstgenommen und verstanden werden, und konkrete Hilfe haben.

  • Pillen machen dumm und manipulieren. Therapien, die nur das verhalten ändern, sind nichts wie dummer Schulunterricht.

    Das nenne ich mal eine differenzierte Meinung. (Ironie)
    :roll:
    Mal im Ernst. Es gibt Störungsbilder, da sind gute Medikation und Therapie lebenswichtig.

  • Pillen machen dumm und manipulieren.

    Vorurteil.

    Therapien, die nur das verhalten ändern, sind nichts wie dummer Schulunterricht.


    Wenn ich selber mein Verhalten ändern will und es alleine nicht schaffe, dann ist eine Therapie eine Hilfe. Aber Eigenmotivation braucht es schon dafür. In der Therapie kann man Dinge lernen, auf die man alleine nie gekommen wäre.
    Wer das nicht will, muss halt mit den Konsequenzen leben, ist ja jedem seine eigene Entscheidung.

    Ich möchte ernstgenommen und verstanden werden, und konkrete Hilfe haben.


    Ein guter Therapeut nimmt einen ernst, versteht einen oder bemüht sich darum, und gibt konkrete Hilfe.


    Es gibt Störungsbilder, da sind gute Medikation und Therapie lebenswichtig.

    Sehe ich auch so.
    Und selbst wenn es nicht lebensnotwendig ist, dann kann es doch eine Erleichterung sein. Bei den Medikamenten muss man halt abwägen zwischen Wirkung und Nebenwirkung, aber wenn man das Glück hat, ein Medikament gefunden zu haben, das gut wirkt und das man gut verträgt, dann ist das eine hilfreiche Sache.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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