• Da gibt es verschiedene "Typen", denke ich. Für "klassische" Asperger, "Verbalisierer" mit früher Sprachentwicklung und motorischer Unbeholfenheit (so wie mich), ist praktische Arbeit nichts. Die visuellen Denker mit später Sprachentwicklung sind aber oft motorisch geschickt und haben auch Lust zu praktischen Tätigkeiten. Allerdings sind gerade diese Menschen meinem Eindruck nach oft besonders reiz- und lärmempfindlich.


    Huch, da erkenne ich mich aber ziemlich gut wieder. (auch wenn ich den Begriff "visuelles Denken" nicht so ganz verstehe was damit gemeint sein soll, aber ich bin künstlerisch begabt und hatte auch beruflich einen Weg in dieser Richtung eingeschlagen.)

    Und die Monotonie der Tätigkeiten in einer WfbM in Kombination mit "schwierigen" Kollegen und ohne Rückzugsmöglichkeiten dürfte in beiden Fällen völlig unpassend sein.


    Monotonie mag ich. "sehr belastbar für monotone Tätigkeiten" steht in dem einen Arztbrief. Stimmt.
    Die "schwierigen" Kollegen sind ein Problem und Hinderungsgrund, ja. Und das mit dem Rückzug auch. Wobei ich mich auch in monotone Tätigkeiten quasi zurückziehen kann. Solange die Kollegen nicht mit mir reden wollen gehts.


    Ja, das weiß ich von einem Tag der offenen Tür in einer Werkstatt. Die Gruppen werden voneinander getrennt, ansonsten ist das jedoch ähnlich aufgebaut.


    Ist hier nicht so. Die Werkstatt in dem einen Nachbarlandkreis trennt quasi nach Intelligenzminderung = praktische Arbeit, normale Intelligenz = irgendwas am Computer (Verwaltung, Bürokram, sowas halt, nichts wirklich Anspruchsvolles aber)

  • Huch, da erkenne ich mich aber ziemlich gut wieder. (auch wenn ich den Begriff "visuelles Denken" nicht so ganz verstehe was damit gemeint sein soll, aber ich bin künstlerisch begabt und hatte auch beruflich einen Weg in dieser Richtung eingeschlagen.)

    Naja, das meint halt Menschen, die ihre "Innenwelt" primär in Bildern erleben, die vor allem in Bildern denken. Temple Grandin hat einen interessanten Artikel zum autistischen Denken geschrieben.

    Monotonie mag ich. "sehr belastbar für monotone Tätigkeiten" steht in dem einen Arztbrief. Stimmt.
    Die "schwierigen" Kollegen sind ein Problem und Hinderungsgrund, ja. Und das mit dem Rückzug auch. Wobei ich mich auch in monotone Tätigkeiten quasi zurückziehen kann. Solange die Kollegen nicht mit mir reden wollen gehts.

    :d Ja, arbeiten und zugleich reden .... wie soll das gehen? ;) Ich denke, viele Autisten mögen durchaus selbstgewählte Routinen - und die Arbeit darf monotone Anteile haben. Aber bei rein monotonen Tätigkeiten ohne geistige Anregung werden meiner Vermutung nach viele Autisten depressiv. Gerade für die mit AD(H)S-Anteilen kann es zudem auch schwierig sein, sich darauf längerfristig zu konzentrieren.

    Ist hier nicht so. Die Werkstatt in dem einen Nachbarlandkreis trennt quasi nach Intelligenzminderung = praktische Arbeit, normale Intelligenz = irgendwas am Computer (Verwaltung, Bürokram, sowas halt, nichts wirklich Anspruchsvolles aber)

    Ja, das ist wohl an verschiedenen Orten sehr unterschiedlich organisiert. Oft wohl auch in verschiedenen Werkstätten innerhalb eines Bundeslandes.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Naja, das meint halt Menschen, die ihre "Innenwelt" primär in Bildern erleben, die vor allem in Bildern denken.


    Ich kann halt schlecht sagen wie ich denke. Ich denke halt ;) Naja oft.

    Zitat

    Temple Grandin hat einen interessanten Artikel zum autistischen Denken geschrieben.


    Danke, ich schau es mir mal an. Ist zwar Englisch, aber nicht so lang, also ok.

    Zitat

    Gerade für die mit AD(H)S-Anteilen kann es zudem auch schwierig sein, sich darauf längerfristig zu konzentrieren.


    Das denke ich auch.

  • finde ich interessant,
    ich lebe teilweise in einem Berliner Wagendorf, wir sind am Wiederneuanfang, und richten diesmal eine Werkstatt für Alle ein.
    Gerade Jüngere mit ADHS haben sowohl Potential als auch Bedarf sich nach besten Möglichkeiten zu verwirklichen, ohne von üblichen Vorgesezten behindert zu werden

    Tomi B , AS, ADS

  • Wie findet ihr das?

    Dazu müsste man es sich vor Ort anschauen.
    Die Werkstatt ist ja für Menschen, die es auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht schaffen. Wer also gerne eine Beschäftigung hat, aber eben in einer normalen Firma nicht klarkommt, für den kann das gut sein. Hängt aber auch davon ab, wie es konkret umgesetzt wird, also ob die Rahmenbedingungen stimmen und das Arbeitsangebot zum Intellekt und den Vorlieben passt.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich denke, das Angebot wird sich inhaltlich nicht wesentlich von dem anderer Werkstätten unterscheiden. Andernfalls würde damit sicher Werbung gemacht.

    Dennoch halte ich das für ein gutes Zeichen. Die Verantwortlichen haben immerhin erkannt, dass Beschäftigung in einer Gruppe von Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung für viele Autisten ungeeignet ist.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    2 Mal editiert, zuletzt von Leonora (10. Juni 2019 um 19:48)

  • Das sehe ich genauso - in vieler Hinsicht halte ich Werkstätten sogar für besonders ungeeignet für Autisten. Zur Lärmbelästigung kommen meist noch Gruppenbeschäftigung und fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Dazu, was die Gruppendynamik betrifft, noch "verschärfte" Bedingungen mit anstrengenden, "schwierigen" Menschen. Oft monotone Arbeit - was entgegen der Klischees für viele Autisten überhaupt nicht passt. Nur "praktische" Arbeit, während Autisten oft eher Theoretiker sind. Ich halte WfbMs für intelligente, eloquente Autisten für völllig "daneben" - im Grunde für einen Ausdruck gesellschaftlichen Versagens. Fast jedem, der dort "gelandet" ist, würde ich raten, zu versuchen, dort wegzukommen, eventuell über einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben.

    ich war in einer "Arbeitsgelegenheit", das ist sogar noch niederschwelliger als eine Werkstätte.

    Gleichzeitig unterfordert ( meine Aufgabe war es, den Kaloriengehalt der angebotenen Essen in der Kantine zu berechnen)
    und überfordert.
    Ab und zu war ich dran mit Kaffee machen. Diese Industriekaffeemaschine hatte die Eigenart, dass manchmal der Filter sich verdrehte, so dass der Kaffeesatz in die Kanne lief und den Kaffee ungenießbar machte. Eigentlich musste man daneben stehen, um das zu vermeiden.
    Und vermeiden wollte ich es, denn wenn zur Pause kein Kaffee da war,
    hackten alle auf dem/der Betreffenden mit Kaffeedienst herum und beschwerten sich.

    Daneben stehen DURFTE ich aber nicht. Nicht von den Anleiterinnen aus, die waren total lieb und es war egal, sondern von den Kollegen aus: "Du brauchst nicht herumstehen, die Kaffeemaschine macht das von alleine. Hast wohl nix zu tun!"


    Ich geriet irgendwann von einem Shutdown in den anderen und musste aufhören.

    Hier in Kiel gibt es ein interessantes projekt, eine antiquarische Buchhandlung, in der praktische, aber auch theoretische Aufgaben wie Klassifizierung und Beratung anfallen. Das würde mich eher interessieren, ist aber auf Jahre ausgebucht.
    Dito die Werkstätte, die unter dem Mikroskop Proben aus Ozeanuntersuchungen klassifiziert. Das könnte ich ziemlich gut. Ist aber sehr weit zu fahren.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

    Einmal editiert, zuletzt von Rhianonn (10. Juni 2019 um 19:49)

  • Ich kann das bei intelligenten, eloquenten Menschen ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen. In vielen Fällen zieht es sie langfristig sicher auch noch weiter runter.

    weil sie einem das nahelegen. Und weil gerade psychisch Kranke sehr verunsichert sind. Ich kenne einen schizophrenen jungen Mann, der war Softwareentwickler und soll nun in eine Werkstätte als Gartenarbeiter. Das würde ihm gut tun, ihn "erden" und überhaupt, mit seiner Krankheit kann er nicht mehr.....Er hat keine Lust dazu , aber ich bin die einzige in seinem Umfeld, die ihm sagt, wenn er ein Nerd sein will, dann soll er es auch bleiben. Psychiater, Sozialarbeiterin und Arge sehen das anders und dem Druck ist nicht jeder gewachsen.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Es würde mich interessieren, welche Aufgaben bei "Pfennigparade" in München speziell für Autisten angeboten werden.
    Vor allem frage ich mich, warum nicht endlich in der "normalen" Arbeitswelt auf andersartige Menschen Rücksicht genommen wird. Ich finde es ein Unding, dass man als Hochqualifizierter (dazu zählen in Deutschland schon Leute mit Fachausbildung und sehr viele Autisten haben eine solche Ausbildung oder sogar Studium, Promotion etc.) dann in so einer Werkstatt sitzt und als Arbeitslohn 200 EUR im Monat (wenns rumkommt) bekommt. :frown: Ich würde dabei jegliche Selbstachtung vor mir verlieren. Egal wie stabilisierend so ein Job wäre. Ich habe nichts gegen Menschen, die dort (gerne) arbeiten, aber ich kann das einfach nicht, wenn ich weiß, dass ich dabei ausgebeutet werde, denn im Prinzip ist eine Werkstatt auch nichts anderes als ein kapitalistischer Betrieb. Dazu laufen dann so krumme Geschäfte wie, dass die Stadt Aufträge an solche Werkstätten vergibt und nichts dafür bezahlen muss etc.

  • weil sie einem das nahelegen. Und weil gerade psychisch Kranke sehr verunsichert sind. Ich kenne einen schizophrenen jungen Mann, der war Softwareentwickler und soll nun in eine Werkstätte als Gartenarbeiter. Das würde ihm gut tun, ihn "erden" und überhaupt, mit seiner Krankheit kann er nicht mehr.....Er hat keine Lust dazu , aber ich bin die einzige in seinem Umfeld, die ihm sagt, wenn er ein Nerd sein will, dann soll er es auch bleiben. Psychiater, Sozialarbeiterin und Arge sehen das anders und dem Druck ist nicht jeder gewachsen.

    Aus der Erfahrung, dass die Fachleute dir sagen "Das kriegen Sie eh nicht mehr hin" kann auch die Kraft erwachsen, es denen zu zeigen. Zu zeigen, dass es doch geht und man unterschätzt wurde. So zumindest war das bei mir. Aber ich bin auch damit aufgewachsen unterschätzt zu werden und Eltern zu haben, die an mich glaubten und mich ermutigten.

    Es würde mich interessieren, welche Aufgaben bei "Pfennigparade" in München speziell für Autisten angeboten werden.

    Mich auch. Falls das zufällig jemand mitkriegt kann er das gerne mal posten.

    Vor allem frage ich mich, warum nicht endlich in der "normalen" Arbeitswelt auf andersartige Menschen Rücksicht genommen wird. Ich finde es ein Unding, dass man als Hochqualifizierter (dazu zählen in Deutschland schon Leute mit Fachausbildung und sehr viele Autisten haben eine solche Ausbildung oder sogar Studium, Promotion etc.) dann in so einer Werkstatt sitzt und als Arbeitslohn 200 EUR im Monat (wenns rumkommt) bekommt.

    Deshalb bin ich froh, dass es auticon und Co. gibt. Weiß eigentlich wer, ob die fair bezahlen? Schade, dass die nur IT-Jobs vermitteln.

    Surprised by the joy of life.

  • Zitat von Surprised

    Deshalb bin ich froh, dass es auticon und Co. gibt. Weiß eigentlich wer, ob die fair bezahlen? Schade, dass die nur IT-Jobs vermitteln.

    Ich las mal hier im Forum von jemandem, der dort (in Heidelberg, glaube ich) bei SAP über auticon oder ein ähnliches Programm arbeitet. Der meinte (wenn ich mich recht erinnere), dass er nur Mindestlohn bekäme. Das finde ich in der Branche schon arg krass bei den Stundenlöhnen, die da überlicherweise gezahlt werden, ist Mindestlohn ein Sechstel bis ein Zwanzigstel davon. 8o Aber immerhin hat man dort vermutlich eine recht anspruchsvolle Aufgabe und wenn man Teilzeit arbeiten darf, fände ich Mindestlohn trotz allem nicht soooo schlecht (besser als das "Schmerzensgeld" in einer WfbM, bei dem käme ich mir wirklich veralbert vor).

    Ich finde es auch schade, dass es diese Programme bisher nur im IT-Sektor gibt, weil leider immer noch oft das Gerücht kursiert, dass Autisten nur für den Bereich Informatik geeignet seien. Wahrscheinlich liegt es aber auch dran, dass die Leute in dem Bereich toleranter und offener sind als in anderen Bereichen, da sie sehr oft selbst etwas 'anders' sind.

  • Werden da auch solche Jobs angeboten? Icih hatte schonmal bei auticon glaube ich in die Jobbörse geschaut, da standen ausschließlich IT-Jobs drin. Wo sind denn die konkreten Stellenangebote von Diversicon? Bei "Angebot" kann man nur irgendwelche Kurse buchen und andere Dinge. Nur der englische Text (https://diversicon.de/english/#infor…stic-jobseekers) geht da näher drauf ein. Auf Deutsch hab ich nichts gefunden. Ich bräuchte keine Maßnahme, die über mehrere Monate geht, sondern einen konkreten Job. Aber ich vermute, ich habe das Konzept verstanden. Tarnt man es als "Maßnahme" kann man gut Geld vom Amt einstreichen. :lol:
    Vielleicht sollte ich auch so eine Firma eröffnen und Autisten vermitteln? :roll:
    Ich will damit sagen, dass ich kein Coaching brauche, wie ich mich so optimieren kann oder soll, dass ich in der Arbeitswelt funktioniere (so kommt mir das Diversicon vor), sondern dass ich mir konkrete Stellenangebote wünschen würde, die auf Autisten zugeschnitten sind, z. B. dass es eine reizarme Umgebung gibt, keine Gruppengespräche und stark strukturierte Aufgaben, die aber trotzdem anspruchsvoll sind. Dass es also im Unternehmen eine Person gibt, die ein Interesse daran hat, einem Autisten so einen Arbeitsplatz anzubieten. Nun gut, vielleicht kann man die Unternehmen mit Geldern vom Amt ködern. Ich glaube aber nicht dran, dass die nach diesen Monaten der Maßnahme sich dann auch wirklich auf den Mitarbeiter einstellen werden. Mir wäre das auch viel zu aufsehen-erregend und kompliziert mit dieser Maßnahme, die wieder bei irgendeinem Amt beantragt werden muss.

    4 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (10. Juni 2019 um 21:31)

  • Ich will damit sagen, dass ich kein Coaching brauche, wie ich mich so optimieren kann oder soll, dass ich in der Arbeitswelt funktioniere (so kommt mir das Diversicon vor), sondern dass ich mir konkrete Stellenangebote wünschen würde, die auf Autisten zugeschnitten sind, z. B. dass es eine reizarme Umgebung gibt, keine Gruppengespräche und stark strukturierte Aufgaben, die aber trotzdem anspruchsvoll sind. Dass es also im Unternehmen eine Person gibt, die ein Interesse daran hat, einem Autisten so einen Arbeitsplatz anzubieten. Nun gut, vielleicht kann man die Unternehmen mit Geldern vom Amt ködern. Ich glaube aber nicht dran, dass die nach diesen Monaten der Maßnahme sich dann auch wirklich auf den Mitarbeiter einstellen werden. Mir wäre das auch viel zu aufsehen-erregend und kompliziert mit dieser Maßnahme, die wieder bei irgendeinem Amt beantragt werden muss.

    Ich sehe das auch so. Und ich glaube daran scheitert Inklusion. Da gibt es die Einrichtungen, die sich mit tollen Konzepten loben, aber schlussendlich hat kaum ein Arbeitsgeber Lust wirklich das schwierige Prozedere auf sich zu nehmen und einen Schwerbehinderten, dessen Behinderung sich bemerkbar macht, einzustellen. Oder wenn dann nur solange es Fördergelder gibt oder so. Soweit mal meine pessimistische Einschätzung.

    Surprised by the joy of life.

  • @Surprised
    Ja, das kommt noch dazu, dass so ein Antragsverfahren auch für die jeweiligen Firmen abschreckend ist. Ich kann mir vorstellen, dass das schonmal negativ auf mich zurückfallen würde, wenn die Firma, nur um mich einzustellen, duzende Schreiben und Telefonate mit mir und irgendwelchen Ämtern führen müsste und man dann zig Wochen auf irgendwelche Zusagen vom Amt warten muss.

    Da stellen die Firmen doch lieber jemanden ein, der ohne zu murren auf Mindestlohn arbeitet und den sie innerhalb der Probezeit wieder rauswerfen können, wenn er nicht gut arbeitet. Leider sind Firmen kapitalistische Betriebe und ich sehe es auch so, dass sie vermutlich vorwiegende aus dem Grund an solchen "Maßnahmen" teilnehmen, wenn sie Geld dafür kriegen und weil man sich dann auf die Fahnen schreiben kann, ein inklusiver Betrieb zu sein. Aus Menschenliebe werden das nur wenige Betriebe tun und vermutlich vorwiegend dei, bei denen selbst jemand mit Behinderung in der Chefetage sitzt.

    Ich las im Internet schon von mehreren solcher Maßnahmen mit toll ausgearbeiteten "Katalogen", wo die Maßnahme beschrieben wurde. Das wurde dann einmal in so einem Aktionszeitraum durchgeführt. Wenn man dann anfragt, ob es das Projekt noch gibt, heißt es, dass es eingestellt wurde, weil das nur ein einmaliges Förderprojekt gewesen sei. Die Firma wirbt dann trotzdem auf der Homepage weiterhin damit, wie inklusiv sie sei, aber im Grunde gibt es überhaupt kein Konzept dafür. :frown: So etwas macht mich wütend.

  • Aus Menschenliebe werden das nur wenige Betriebe tun und vermutlich vorwiegend dei, bei denen selbst jemand mit Behinderung in der Chefetage sitzt.

    Bei der bruderhaus Diakonie in Reutlingen habe ich mal jemanden getroffen, wo Chefetage und Behinderung zutraf und das war echt ein toller Mensch. Und ich glaube seine Offenheit und Wahrhaftigkeit hat auch auf seine Mitarbeitenden abgefärbt. Aber das muss man erstmal können, also Chef mit/trotz Behinderung und dann noch offen damit umgehen.

    Surprised by the joy of life.

  • dass ich mir konkrete Stellenangebote wünschen würde, die auf Autisten zugeschnitten sind, z. B. dass es eine reizarme Umgebung gibt, keine Gruppengespräche und stark strukturierte Aufgaben, die aber trotzdem anspruchsvoll sind.

    Wär wirklich schön, wenn es sowas gäbe :|

  • Ich arbeite seit 03.06 in Berlin in einer Wfbm... was soll ich sagen. Das Amt hat mich für Vollzeit eingetragen, also 38.5 Stunden in der Woche. Es überfordert mich sehr. So lange täglich durchzuhalten ist echt anstrengend. Zwar gibt es jede 1.5 Stunde eine 15 Minuten Pause aber meehhh. Zurück ziehen kann ich mich nicht wirklich, da es keinen Ruheraum o.ä gibt. Kopfhörer darf ich auch nicht dauerhaft tragen um die Geräusche auszublenden.

    Die Kollegen sind nett. Es sind ca. 10 Leute mit mir in dem Büro.
    Verdienen tut man aber so gut wie nichts, wenn man im BBB (Berufsbildungsbereich) ist.
    Es soll angeblich einen Lohn von 172€ geben im Monat, dieser wurde einmal erwähnt und dann nie wieder.
    Das Jobcenter zahlt mir noch Ausbildungsgeld von 67€ im Monat, nur habe ich noch nicht ganz verstanden, ob ich das behalten darf oder nicht. Die Bescheide sind immer sehr kompliziert geschrieben, finde ich.

    Make it so - Jean Luc Picard

  • Hallo allerseits,

    ich habe hier mal mitgelesen und kann dem meisten von oben nur zustimmen. Ich habe vor zwei Wochen in einer WfbM angefangen und bin gerade auf diesen Thread aufmerksam geworden. In der Eingewöhnungsphase arbeite ich 4 Std. tgl., nach vier Wochen dann in Vollzeit. Ich merke jetzt schon, wie sehr mich dieser ununterbrochene Aktion-Reaktion-Kreislauf anstrengt. Pausen sind keine richtigen Pausen, weil man keinen richtigen Rückzugsort hat, morgens total überdreht und im Funktionsmodus - abends völlig Reizüberflutet und erschöpft auf der Couch mit der Nachverarbeitung des Tages beschäftigt. Der Input ist bislang eher niederschwellig und strengt nicht im geringsten an. Auf Dauer könnte das ein Problem werden. Ich arbeite gern theoretisch, genauso wie praktisch, mache viel handwerkliches, male, zeichne usw., arbeite aber auch gerne am PC, betriebliches Rechnungswesen, Bildbearbeitung liegen mir ganz gut. Wenn ich Glück habe, kann ich in die Digital/Media Abteilung und dort habe ich schon einen Programmierer kennengelernt, der sehr geduldig erklären kann und dabei sehr ausdauernd ist. (Da kann ich was lernen, das mich interessiert :d ) Die Auftragslage ist schlecht und momentan sitzen die meisten nur rum oder versinken im Selbststudium (könnt ich mir auch gut vorstellen, warum nicht).
    Der Lärm ist sehr belastend, auch der Durchlauf aller (5) Abteilungen innerhalb von 3 Wochen ist nicht wirklich mit mir kompatibel. Ich hatte leider schon 3 Zusammenbrüche in den zwei Wochen (ich wage es nicht, es Meltdown zu nennen, weil ich ohne Diagnose nicht sicher sein kann, dass es zutrifft), meist Zuhause, ich schlepp mich dann nur Heim, wie ein Verdurstender zum Brunnen um zu heulen und zu verzweifeln, weil alles zu viel ist und brauche lange um mich davon zu erholen. Ich bin nicht sicher, ob man das nicht einfach aushalten muss.
    Ich habe mich entschieden, dass ich mit den Arbeitstherapeuten mal drüber spreche. Man hat mir versichert, dass man da individuell auf mich eingehen kann und wird und ich hoffe, dass man mich ernst nimmt. Ich kann sowas nur nicht so gut erklären, ich werde oft nicht ernst genommen, weil ich nicht den Eindruck mache, dass es mir schlecht geht.

    Ich kann mich zwar Zuhause gut selbst beschäftigen und auch sinnvolle Dinge tun und mach das auch gerne, es macht mich sogar krank, wenn ich es nicht mache, aber ganz ohne Arbeit möchte ich irgendwie auch nicht sein auch, mir fehlt sonst schon auch das Gespräch mit anderen und Input durch andere. Ich möchte aber auch etwas machen das mich fordert und/oder interessiert. Es könnte auch gerne mal nen Tag was Monotones dazwischen sein, das kann auch mal total entspannend sein, aber es dürfte nich ausschließlich daraus bestehen. Das ist aber auch schon der Kompromiss, den ich eingegangen bin, weil ich auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht länger als zwei Jahre durchhalte.

    Ich kann noch kein Fazit schreiben, da ich dafür noch nicht lange genug dort bin, aber das ist der Stand der Dinge.

    Ich berichte gerne nochmal, wenn ich mir ein richtiges Bild gemacht habe und lese in der Zwischenzeit weiter hier mit. :)

    An Unmögliches verschwendet Hamish keine Gedanken. Vielleicht ist das auch ganz gut, denn wer nur wenige hat, darf keine verschwenden.
    Alice im Wunderland (2010), Hörspiel

    Einmal editiert, zuletzt von OtherSide (14. Juni 2019 um 19:43)

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