Asperger und AD(H)S

  • Ich würde eigentlich auch gern zu dem Freunde-Thema etwas schreiben, aber ich hab heute schon so viel nachgedacht, gelesen und geschrieben, dass jetzt dicht ist in meinem Schädel. Ich kann nur sagen, ich kenne einiges gut, was hier dazu geschrieben wurde. Diese Lückenfüller-Position z.B. oder dass man gar nicht an mich herantritt und wenn ich es tue, stoße ich auf Ablehnung - weswegen ich es auch gar nicht mehr versuche. Es macht mich traurig, das von anderen zu lesen, weil ich es halt selbst erlebt habe und daher gut nachfühlen kann.

  • Also mir geht es nicht um Zurückweisung, ich fühle mich selten zurückgewiesen ehrlich gesagt, ich weiß halt, dass ich Leuten wichtig bin und sie mich mögen :nod: Ich weiß auch, dass meine Eltern mich lieben und mein Freund und mein Bruder und meine Freunde. Bin auch ein Mensch, der relativ schnell Nähe zu anderen empfindet. Bin auch sehr wenig eifersüchtig und hatte z.B. nie Angst davor, dass mein Freund mich nicht lieben könnte. Nö. Da bin ich absolut überzeugt von :nod:

    Dann kannst du dich wohl glücklich schätzen, dass du menschlich verknüpft bist...

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • es könnte also sowohl angeboren sein oder im Mutterleib entstehen oder eben ganz früh durch belastende Ereignisse..

    AD(H)S hat eine starke genetische Komponente (76% Varianz der Symptome in der Population werden durch Gene erklärt, mehr als bei Intelligenz).
    Da sind z.B. Polymorphismen des Dopamin-Transporter-Gens oder des Dopamin-Rezeptors schon gut erforschte Kandidaten.
    Gene und Umwelt interagieren wiederum miteinander, Umwelteinflüsse können die Expression von Genen verändern. Siehe hier: https://www.adxs.org/adhs-neurologische-ursache/

    Obwohl du das Ritalin nimmst?

    Nach allem, was ich bisher gegoogelt habe, nicht :/ Aber es steht auch so wenig dazu. Immer endlos viel über Medikamente und dann nur, dass Therapie nicht hilft. Finde ich extrem merkwürdig, selbst bei Schizophrenie gibt es wohl therapeutische Ansätze, die helfen können. Aber bei RSD dann nicht?

    Zu 1) ich weiß nicht genau, ob ich in den Situationen noch innerhalb der Wirkungszeit war (eine Kapsel wirkt ja nur 8 Stunden und am Wochenende lasse ich es meist weg). Ansonsten ist Methylphenidat (das, was ich nehme, heißt nicht Ritalin, sondern Medikinet, aber der Wirkstoff ist derselbe) kein Wundermittel. Insbesondere meine Eigenheiten im Zwischenmenschlichen sind damit auch nicht wirklich weg.

    Zu 2) das Internet ist bei so speziellen Störungsbildern manchmal nicht so gut mit Infos ausgestattet, zumindest meiner Erfahrung nach (habe zu meinen speziellen Sachen oft nix gefunden). Selbst bei Krankheiten, die eine organische Ursache haben, gibt es therapeutische Ansätze - eigentlich bei allem, was emotionale Probleme verursacht - ist zumindest mein Verständnis von kognitiver Verhaltenstherapie :)

    Ein Psychiater meinte mal zu mir, wenn es nicht hilft, wie es sollte, dann liegt kein ADHS vor.

    Das wurde schon kommentiert, aber äh, ich finde das auch Blödsinn. Mir fallen auf Anhieb vier verschiedene Medikamente ein, die man durchprobieren sollte, bevor man zu dem Schluss gelangt, dass evtl. keine AD(H)S-typische Medikation hilft (was ja manchmal vorkommt) - und selbst dann, es gibt doch Symptomlisten und Diagnosekriterien?! Naja, solche Aussagen sind unlogisch.

    Es gibt im Übrigen viele, die Methylphenidat aka Medikinet nicht gut vertragen oder sich damit unwohl fühlen. Viele vertragen Amfetaminpräparate bzw. Dexamfetaminsulfat viel besser (klingt nach Droge, aber als ich das genommen habe bin ich weder high noch süchtig geworden). Ich hatte es ca. 1 Jahr genommen, zurzeit ist es nicht lieferbar. Mir hilft es auch echt gut wegen der Exekutiven Dysfunktion und der Affektregulation, ich vertrage auch Wärme ein bisschen besser (das ist manchmal meine unangenehmste Reizfilterstörung x( ). Soll in Kürze als von der Krankenkasse bezahltes Präparat zugelassen werden.

    Ich nehme eine sehr geringe Dosis, morgens 10 und mittags bzw. nachmittags 5 mg. Der AS-Diagnostiker meinte, das wäre zu niedrig. Daher probierte ich es einmal mit 20 mg und da fühlte ich mich so, wie sich wohl jemand fühlt, der auf Koks oder Speed ist. Es war schrecklich.

    Mir sind 20mg auch zu viel, ich nehme nur 10. Da zählt dein Gefühl mehr, als was der Arzt so gewohnt ist zu verschreiben, es gibt nämlich sehr sensible Menschen, bei denen geringste Dosierungen schon einen großen Unterschied machen. Da bist du nicht die Einzige.

    "autistische traits" und seit der Diagnostikvorlesung glaube ich nicht mehr ans Klassifikationssystem :D

    ~all brains are beautiful~

  • Gene und Umwelt interagieren wiederum miteinander, Umwelteinflüsse können die Expression von Genen verändern. Siehe hier: http://adxs.org/adhs-neurologische-ursache/

    Genau, danke dafür.
    Da steht ja auch das von den pränatalen Stressoren. Unglaublich viele möglich Einflüsse und Stressoren.
    Uvm,.was verändern kann, was vorher noch in Ordnung war.
    Ich finde das faszinierend wie erschreckend.

    Kaum eine werdende Mutter kann sich gänzlich von innerem Stress oder Konflikten freisprechen.
    Und doch wünscht sie meist ja das Allerbeste für ihr Kind.

    Einmal editiert, zuletzt von Linnea (8. April 2019 um 07:20)

  • Noch mal zum Thema Konzentration:
    Gibt es hier Personen mit ADHS, die mit Vorliebe Dinge tun, die eine Konzentration über einen langen Zeitraum (mehrere Stunden) erfordern, also z.B. schwere Rätsel, und NICHT das Gefühl haben, dass das energieraubend ist? Könnt ihr das auch über mehrere Wochen hinweg tun ohne Anzeichen von Erschöpfung? (während andere Dinge durchaus schnell zu Erschöpfung führen) Könnt ihr euch auch problemlos auf uninteressante Dinge fokussieren, wenn es erforderlich ist?

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (8. April 2019 um 12:59)

  • Ich hab zwar Dinge, die Konzentration erfordern und die ich gern mach, aber über mehrere Stunden halt ich das nicht durch. Irgendwann ist die Konzentration einfach im Eimer und ich muss was anderes machen.

  • Ich hab zwar Dinge, die Konzentration erfordern und die ich gern mach, aber über mehrere Stunden halt ich das nicht durch. Irgendwann ist die Konzentration einfach im Eimer und ich muss was anderes machen.

    Bei mir ist es genau umgekehrt, ich finde es immer sehr unangenehm, dann etwas anderes zu tun. Muss mich eher stoppen, dass ich zwischendrin mal etwas esse oder so. Fand es auch immer sehr cool, anstatt regelmäßig etwas für die Uni zu tun, mir den ganzen Stoff ein paar Tage vor der Klausur reinzuschaufeln. Morgens aufstehen, Aufgaben rechnen, vielleicht kurz was zu Mittag essen, wieder Aufgaben rechnen, bis man ins Bett geht, und das über mehrere Tage (jeden Tag so 10 h oder so). Hat immer super funktioniert bei mir.

    Das Gefühl von Überforderung kam immer erst auf, wenn ich mehrere verschiedene Dinge an einem Tag tun sollte. Schon zu Unizeiten habe ich für mich die Regel aufgestellt: Möglichst nicht mehr als 2 verschiedene Dinge an einem Tag.

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (8. April 2019 um 13:11)

  • Das Gefühl von Überforderung kam immer erst auf, wenn ich mehrere verschiedene Dinge an einem Tag tun sollte. Schon zu Unizeiten habe ich für mich die Regel aufgestellt: Möglichst nicht mehr als 2 verschiedene Dinge an einem Tag.

    Wenn eins davon funktioniert ist doch super, mich schlaucht oft beides. Zu viele verschiedene Dinge und andererseits zu lange das selbe. Irgendwie eine blöde Kombi :lol: Mal das eine mehr und mal das andere, wovon das Abhängig ist habe ich noch nicht herausgefunden.
    Allerdings gerate ich selten mal bei uninteressanten Dingen in einen Hyperfokus, dann merke ich die Zeit auch nicht. Das hatte ich glücklicherweise früher öfter auf der Arbeit. Meine Arbeitskollegen haben sich darüber lustig gemacht, weil ich dann nichts mitbekam und nicht ansprechbar war, aber dafür eine Mammutaufgabe in 7 Stunden fertig hatte, für die andere 2 Tage bräuchten. Mittlerweile passiert das aber so gut wie gar nicht mehr und ich bin nach einer Stunde anhaltender, langweiliger Tätigkeit ziemlich nervös und muss etwas anderes machen. Meistens prokrastidingens :d

    Einmal editiert, zuletzt von Ginkgo (8. April 2019 um 14:41)

  • Wenn eins davon funktioniert ist doch super, mich schlaucht oft beides. Zu viele verschiedene Dinge und andererseits zu lange das selbe. Irgendwie eine blöde Kombi Mal das eine mehr und mal das andere, wovon das Abhängig ist habe ich noch nicht herausgefunden.
    Allerdings gerate ich aber auch manchmal bei uninteressanten Dingen in einen Hyperfokus, dann merke ich die Zeit auch nicht. Das hatte ich glücklicherweise früher oft auf der Arbeit. Meine Arbeitskollegen haben sich darüber oft lustig gemacht, weil ich dann nichts mitbekam und nicht ansprechbar war, aber dafür eine Mammutaufgabe in 7 Stuunden fertig hatte, für die andere 2 Tage brauchen. Mittlerweile ist das sehr selten geworden und ich werde nach einer Stunde anhaltender Tätigkeit nervös.

    Ich bin auch so ein Mischtyp.

  • Könnt ihr euch auch problemlos auf uninteressante Dinge fokussieren, wenn es erforderlich ist?

    Ich verstehe nicht, was mit fokussieren gemeint ist, aber nein, uninteressante Themen lösen in mir eine innere Abneigung aus und das äußert sich dann wahrscheinlich eben in motorischer Unruhe, ich höre zwar zu, laufe dann aber hin und her oder fummle irgendwas mit den Händen.
    Sich problemlos auf uninteressante Dinge zu konzentrieren, habe ich im Kontext Autismus auch noch nie gehört.


    Fand es auch immer sehr cool, anstatt regelmäßig etwas für die Uni zu tun, mir den ganzen Stoff ein paar Tage vor der Klausur reinzuschaufeln. Morgens aufstehen, Aufgaben rechnen, vielleicht kurz was zu Mittag essen, wieder Aufgaben rechnen, bis man ins Bett geht, und das über mehrere Tage (jeden Tag so 10 h oder so). Hat immer super funktioniert bei mir.

    Das ist ADHS-typisch.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Wer weiss etwas darüber?

    Ich kann nur davor warnen, wenn man noch keinen Kontakt zu Cannabis hatte, dass man von Cannabis auch negative Wirkungen erleben kann.
    Aus Erfahrung.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Sich problemlos auf uninteressante Dinge zu konzentrieren, habe ich im Kontext Autismus auch noch nie gehört.

    Doch, klar, wenn ich muss, also z.B. für die Schule oder für die Uni...

    Gibt ja genug Autisten mit guten Schulnoten. Und meist findet man ja nicht alle Fächer interessant.

    Das ist ADHS-typisch.

    Ok, also im Sinne von Hyperfokus? Aber in dem Fall nicht durch Interesse ausgelöst, sondern durch die Tatsache, dass ich das für eine Klausur lernen muss...

  • Wenn eins davon funktioniert ist doch super, mich schlaucht oft beides. Zu viele verschiedene Dinge und andererseits zu lange das selbe. Irgendwie eine blöde Kombi Mal das eine mehr und mal das andere, wovon das Abhängig ist habe ich noch nicht herausgefunden.

    Also mich schlaucht nur der schnelle Wechsel, bei fokussiertem Arbeiten dauert es lange, bis mich das schlaucht.

  • Sich auf uninteressante Dinge nicht konzentrieren können/wollen wäre bei ASS oft so, so die Aussagen des Therapeuten meines Sohnes als auch meines Diagnostikers.

  • Wow, ich schaffe es gerade nicht hier im thread alles nachzulesen, hatte ihn bisher nicht so verfolgt.
    Doch beim Reinschauen bin ich über diese Aussage "gestolpert" :

    Ich beneide dann immer die "Nur-Aspies" mit ihren schönen aufgeräumten Schubladen und ihren durchschaubaren Strukturen.

    Dann bin ich aber sicher auch kein " Nur-Aspie",
    zwar mag ich es, wenn ich alles strukturiert habe - allein es gelingt mir selten.
    Kürzlich habe ich mal etwas mehr Grundstruktur geschaffen, seither schaffe iuch etwas smehr Klarheit zu halten aber dennoch liegt immer wieder hier,da,dort Zeugs rum.

    Ich vergleiche es mit Hund und Katze.
    Der Hund brauch Bewegung und springt hin und her.
    Die Katze will für sich sein und bewegt sich vorsichtig.

    Ja, das passt.
    Der Hund räumt halt einfach nicht auf und die Katze denkt :m(: .
    Und die Katze denkt, oh wie schön, Ruhe, allein, am besten immer, dauerhaft herrlich und der Hund denkt 8o :nerved: :twisted: :shake: .
    :lol:
    Tja, aber was was ist das dann?
    ADHS bei mir eher nicht,
    bleibt eben ADS, das habe ich schon manchmal gedacht könnte zutreffen in Aspekten.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!