Asperger und AD(H)S

  • Wegen der Reizüberflutungsproblematik, die manche haben.

    Der Begriff "Reizüberflutung" wird ja oft pauschal verwendet. Aber in den Folgen gibt es ja schon den Unterschied, ob man da gewissermaßen primär leidet, die Überflutung selbst als quälend erlebt, oder die Probleme eher sekundärer Natur sind. Etwa, weil man sich aufgrund der Reizüberflutung schlechter konzentrieren kann bzw. etwa bei vielen Nebengeräuschen einfach nichts mehr versteht. Bei mir war ersteres nur in der Kindheit stark ausgeprägt, im Erwachsenenalter ist eher letzteres der Fall. Bei sekundären Problemen aufgrund von Reizüberflutung stelle ich mir eine allgemeine Dämpfung eher kontraproduktiv vor. Bei primären Problemen halte ich es auch für eine "Notlösung" - zumindest langfristig wäre es meiner Ansicht nach besser, einen anderen Weg zu finden.

    Es ist sicher schwer zu unterscheiden, ob die verkürzte Lebenserwartung von den Medikamenten kommt oder von der Krankheit, wegen der man sie einnimmt. Hauptsächlich werden Neuroleptika ja bei Schizophrenie verschrieben und sind dort auch sehr gut und notwendig. Aber Schizophrene begehen häufiger Suizid und haben oft begleitende Probleme wie Alkoholabhängigkeit, die die Gesundheit auch beeinträchtigen.

    Das stimmt natürlich. Der betreffende Artikel erwähnte die radikal kürzere Lebenserwartung auch nur ganz allgemein, ohne Differenzierung der Gründe. Mag sein, dass es in manchen Fällen ohne Neuroleptika "noch schlimmer" wäre. Eine wirkliche Vergleichsgruppe müsste aus Menschen mit ähnlicher Problematik bestehen, die keine Neuroleptika eingenommen haben. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die Verlangsamung des gesamten Stoffwechsels auf Dauer negative Folgen hat. Von der "Versandung" von Mimik und Motorik und der Gewichtszunahme gerade bei Menschen, die ohnehin zu Übergewicht neigen, ganz abgesehen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (7. Dezember 2017 um 13:35)

  • Wegen der Reizüberflutungsproblematik, die manche haben.
    Die Uniklinik Freiburg verschreibt das häufig bei Überlastungszuständen (Risperidon).

    Mir hilft das da nicht, jedenfalls nicht so, wie ich es mir wünschen würde. Ich bin müde und nicht mehr so aufnahmefähig, also fühle ich mich natürlich auch weniger reizüberflutet. Aber in dem Zustand bin ich dann auch zu kaum etwas zu gebrauchen und das kann ja wohl nicht die Lösung sein. Benzos wirken da schon besser, aber die absolute Krönung sind Opioide. Die scheinen bei mir wirklich unmittelbar die äußere Wahrnehmung deutlich zu reduzieren, womit ich ohne Müdigkeit und sonstige Einschränkungen einfach weniger überlastet bin. Schade, dass ich wohl keinen Arzt finden werde, der mir solche Mittel "off label" zu dem Zweck verschreiben würde...

  • Hallo,

    Zu Thema risperidon, wollte ich nur anmerken das es auch deutlich die Umwelt Reize dämpft, man nimmt nicht mehr alles so überzogen wahr und kann dadurch normaler am Leben teilnehmen... Ohne risperidon müsste ich in einer deutlich reizärmeren Umgebung leben und könnte arbeiten komplett vergessen...

    Mit freundlichen Grüßen
    Lea

    P. S. Langzeit Nebenwirkungen habe ich keine von denen ich weiß, obwohl ich jetzt 11 Jahre dauerhaft auf dem Medikament bin...

  • Umständliches Denken (mittel), eingeengtes Denken oder Gedankenarmut (stark), Perseveration (stark), Grübeln (stark), Gedankendrängen (stark), vorbeireden (stark), Gedankenabreißen und gesperrtes Denken (mittel bis stark) belasteten mich so sehr, dass ich nicht mehr leben konnte.

    Im einen Moment sitzt man auf dem Stuhl um an seiner Zeichnung weiterzuarbeiten und im nächsten, steht man auf und läuft im Kreis, sowie vor und zurück. Stellt oder setzt sich plötzlich an eine andere Stelle. Zieht sich die Jacke an, um für Stunden im Wald zu spazieren (auch im Kreis – eine große Runde natürlich), in der Hoffnung man könne seine Gedanken zu Ende denken und Ruhe bekommen.
    Während eines Gesprächs und auch im Alleinsein, spricht man plötzlich mit sich selbst oder den Gedanken im Kopf.

    Denkschleifen der Zwangsgedanken, die dazu auch noch formal gestört sind – Das ist kein Leben mehr.

    Mein Konzentrationstest war sehr gut. Ich schlief nur eine Stunde und litt unter Fieber. Meine Ergebnisse waren aber sehr gut. Beim nächsten Termin (der in zwei Wochen stattfinden wird) werde ich dies vertiefen und nachfragen, ob ich es denn richtig verstanden habe.
    Was mir aber gesagt wurde ist: „Sie haben kein ADHS (und demnach auch kein ADS), sie haben ein autistisches Störungsbild und können Reize nicht filtern.“

    So der Wortlaut, bis auf den Inhalt der Klammern.

    Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch, der in seinen Routinen aufgeht. Nicht zu letzte zeigt das mein durchtrainierter Körper. Während der Angststörungsphase habe ich besonders Gas gegeben und noch bessere sportliche und physische Ergebnisse erzielt, als zuvor. Dadurch vernahm ich eine stark gedämpfte. Bis verschwundene, Angststörungssymptomatik.

    Unter Depressionen leide ich nicht wirklich. Auch keine Stimmungsschwankungen und co.
    So etwas wie eine PTBS kann ich beschreiben. Aber es ist nicht weiter schlimm und unter den Richtigen Umständen „nicht da“.

    25mg des Medikaments sollen mich beruhigen und meine Gedanken sortieren.
    Gestern nahm ich die erste Dosis ein.
    Nach zehn Stunden Schlaf wurde ich geweckt und man teilte mir mit, ich solle aufstehen. (Beim aufwachen war ich sexuell erreget, ganz üblich und nicht eingeschränkt). Anschließend habe ich meine Routinen begonnen und sie so abgeschlossen, wie gewohnt.

    Ich fühle mich als hätte man mir ein Stück Gehirn raugeschnitten. Um dieses leicht benebelte und behinderte Gefühl zu bekommen, kann man doch auch Hanf kiffen oder essen – sogar ohne Nebenwirkungen.

    Es sieht so aus, als ob ich das Medikament nach zwei Wochen absetzen werde. Da ich keine Nebenwirkungen wie ein verkürztes Leben, schlechteres Aussehen und Gewichtszunahme (ohne vermehrte Lebensmitteleinnahme) dulden kann.

    Schade, gegen die Zwangsgedanken hilft es nämlich wirklich.

    Ich fühl mich wie ein Alien.
    Doch vielleicht bin ich der letzte Mensch.

    Einmal editiert, zuletzt von Falter (7. Dezember 2017 um 14:05)

  • Zu Thema risperidon, wollte ich nur anmerken das es auch deutlich die Umwelt Reize dämpft, man nimmt nicht mehr alles so überzogen wahr und kann dadurch normaler am Leben teilnehmen... Ohne risperidon müsste ich in einer deutlich reizärmeren Umgebung leben und könnte arbeiten komplett vergessen...

    <...>

    P. S. Langzeit Nebenwirkungen habe ich keine von denen ich weiß, obwohl ich jetzt 11 Jahre dauerhaft auf dem Medikament bin...

    Ich hatte leider unter Risperidon (jedoch in der absolut niedristen Dosierung) nichts davon gemerkt, daß mich Geräusche von Nachbarn usw. weniger aufgeregt hätten. Überhaupt hatte ich weder den Eindruck einer Wirkung noch von Nebenwirkungen.

    Aber vielleicht lag es ja an der äußerst niedrigen Dosis...?

    Da bei einer Blutkontrolle sich zeigte, daß mein Prolaktin-Wert außerhalb der Norm war, wurde es umgehend wieder abgesetzt.

    Aripiprazol (Abilify) half mir auch nicht - damit war ich unglaublich müde und schlapp, körperlich einfach vollkommen erschöpft.


    @Lea
    Welche Dosis Risperidon nimmst Du denn?

  • Hallo,

    @sempron ich nehme nicht mehr risperidon direkt sondern Xeplion was ein aktiver Stoffwechsel metabolit von risperidon ist der in einer Spritze für 28 Tage gegeben wird... Davon bekomme ich die absolute höchst dosis die in Deutschland erlaubt ist also 150mg/28 Tage... Auf risperidon umgerechnet wären das 6mg/tag, ohne zusätzliche Psychotische Symptomatik darf allerdings maximal 2mg/tag verschrieben werden...

    Mit freundlichen Grüßen
    Lea

  • Übrigens: gerade, was die Reizüberflutung betrifft, kann ich als Laie mir vorstellen, dass da auch eine Art "Gewöhnungseffekt" eintritt. Am Anfang ist die Erleichterung durch die Medikamente am stärksten, danach pendelt es sich auf einem Niveau ein, das zwar niedriger ist als ohne Tabletten, aber nicht mehr wie zu Beginn. Was jedoch schlimmer ist: ich halte für möglich, dass man es dann später ohne Medikamente gar nicht mehr aushalten kann. Schon allein deshalb sollte man meiner Ansicht nach Neuroleptika wegen Reizüberflutung nur mit äußerster Vorsicht anwenden, und wenn, dann mit Exit-Strategie.

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    Einmal editiert, zuletzt von Leonora (11. Dezember 2017 um 12:03)

  • Ich hab mal als junge Erwachsene eine Zeitlang Neuroleptika bekommen. Das hat mir während einer Krise sehr geholfen und mich vor dem Sturz aus dem Fenster bewahrt. Dann hab ich es irgendwann abgesetzt - weil mir vor allem die Dämpfung auf die Nerven ging. Das ergab aber nur mit begleitender Therapie einen Sinn.

    Viele Jahre später versuchte ich es nochmal - mit verheerenden Nebenwirkungen. Ich reagiere allgemein auf Medikamente seltsam. Ich nahm schlagartig zu und kam eigentlich überhaupt nicht mehr aus dem Bett. Also gleich wieder abgesetzt.

    Momentan nehme ich ein Antidepressivum (Citalopram). Das steigert bei mir den Antrieb und lässt das Gewicht in Ruhe. Außerdem hilft es bei mir gegen Reizüberflutung und Angst und Zwänge.
    Die sind zwar immer noch da, aber ich kann besser damit umgehen. Ein Kompromiss den ich gerne schließe.

  • Außerdem hilft es bei mir gegen Reizüberflutung und Angst und Zwänge.

    Es hilft dir tatsächlich gegen Reizüberflutung? Das ist ja großartig. Ich nehme derzeit Venlafaxin und es hilft mir auch sehr gegen Ängste und Nervosität, aber die Reizüberflutung ist leider immer noch sehr ausgeprägt. Da ich von dem Venlafaxin müde werde, nehme ich es abends, wobei es bei den meisten Menschen wohl auch antriebssteigernd wirken soll. Mir kommt die gegenteilige Wirkung aber sehr gelegen.
    Darf ich fragen, wie genau du besser mit der Reizüberflutung umgehen kannst? Machst du noch irgendetwas anders?

  • Es hilft dir tatsächlich gegen Reizüberflutung? Das ist ja großartig. Ich nehme derzeit Venlafaxin und es hilft mir auch sehr gegen Ängste und Nervosität, aber die Reizüberflutung ist leider immer noch sehr ausgeprägt. Da ich von dem Venlafaxin müde werde, nehme ich es abends, wobei es bei den meisten Menschen wohl auch antriebssteigernd wirken soll. Mir kommt die gegenteilige Wirkung aber sehr gelegen.Darf ich fragen, wie genau du besser mit der Reizüberflutung umgehen kannst? Machst du noch irgendetwas anders?

    Ja, es hilft. Eigentlich habe ich das eher durch Zufall vom Rheumatologen verschrieben bekommen. Zum Unterstützen der Schmerztherapie. Das die "üblichen " Probleme besser wurden, habe ich Dann nach ein paar Wochen gemerkt.

    Man darf das jetzt nicht falsch verstehen. Die Ängste und Zwänge sind besser und die Reizüberflutung ist natürlich noch da. Ich kann nur besser damit umgehen und raste nicht mehr so schnell aus.

    Ansonsten versuche ich mir gezielt Aus Zeiten zu nehmen wenn es zu viel wird. Einen wirklichen Tipp habe ich also leider nicht. :(

  • Quetiapin nehme ich in einer Dosis von 25 mg Abends ein. Seit fünf Tagen. Es macht mich dann etwas schläftig, aber nach wenigen Stunden bin ich schon total ausgeschlafen und am folgendem Tag, kein bisschen "benebelt" oder müde.
    Es hilft wirklich gegen die Zwangsgedanken, dennoch merke ich, dass ich eine Therapie brauche.

    Ich habe außerdem den Eindruck, meine Muskelmasse schwindet, einfach so. Kann das sein?


    Außerdem fühle ich die Gedanken heute wieder, es kann doch nicht sein... ich habe mich doch nicht daran gewöhnt?

    Ich fühl mich wie ein Alien.
    Doch vielleicht bin ich der letzte Mensch.

    Einmal editiert, zuletzt von Falter (11. Dezember 2017 um 15:25)

  • Ansonsten versuche ich mir gezielt Aus Zeiten zu nehmen wenn es zu viel wird. Einen wirklichen Tipp habe ich also leider nicht.

    Ja da hast du recht, Auszeiten sind sehr wichtig und helfen mir auch etwas. Jedenfalls sind solche positiven Nebenwirkungen doch mal angenehm :)

  • "Sowohl Aspies als auch ADS'ler zeigen Probleme in der sozialen Interaktion.
    Der eine, weil er die nonverbalen Kommunikationssignale nicht versteht,
    der andere weil er sie zwar versteht, aber nicht wahrnimmt.
    Es macht also keinen Sinn, den einen darin zu schulen, diese Signale
    wahrzunehmen, denn er kann sie sehen, weiß aber um deren Bedeutung
    nichts, sie sind für ihn eine Femdsprache, die er nicht versteht.
    Genausowenig wird es helfen, dem anderen die Regeln der nonverbalen
    Kommunikation beizubringen, denn die kennt er (intuitiv), er sieht nur
    nicht richtig hin, weil seine Aufmerksamkeit nicht dort liegt."

    Ich weiß nicht woher das Zitat ist, aber diese beiden beschriebenen Personen lesen sich wie beide vereint in mir selbst.
    Einerseits verstehe ich das handeln von menschen untereinander meistens nicht, bis man es mir erklärt (dann verstehe ich es manchmal), und andererseits schaue ich auch nicht so genau hin als das ich diese ganzen Feinheiten von denen alle immer sagen das sie da sind, garnicht sehe.

    Go bad or go home!

  • Ich hab ja beides, und es klingt annähernd richtig.

    Weder nehme ich es wahr, noch kann ich es einordnen.
    Wobei ein Problem ist, dass ich meist schlicht falsch einordne.
    So habe ich die Strategie entwickelt einfach nachzufragen, da kann der Andere zwar lügen, aber solange man vorsichtig ist...

    Ich meine aber auch mal gehört zu haben, dass Autisten ohne ADHS das auch zugeschrieben wird - sie schauen weniger ins Gesicht, besonders in die Augen und demzufolge sollte das Problem gleichwohl bei Autisten ohne ADHS vorhanden sein.
    Soll nach manchen Zungen sogar die Kernproblematik bei Autisten ausmachen - dass sie sich nicht auf das Gesicht konzentrieren können

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Ich hab ja beides, und es klingt annähernd richtig.
    Weder nehme ich es wahr, noch kann ich es einordnen.
    Wobei ein Problem ist, dass ich meist schlicht falsch einordne.
    So habe ich die Strategie entwickelt einfach nachzufragen, da kann der Andere zwar lügen, aber solange man vorsichtig ist...

    Ich meine aber auch mal gehört zu haben, dass Autisten ohne ADHS das auch zugeschrieben wird - sie schauen weniger ins Gesicht, besonders in die Augen und demzufolge sollte das Problem gleichwohl bei Autisten ohne ADHS vorhanden sein.
    Soll nach manchen Zungen sogar die Kernproblematik bei Autisten ausmachen - dass sie sich nicht auf das Gesicht konzentrieren können

    Zumindest ist es schwer sich dauerhaft auf ein Gesicht zu konzentrieren.
    Ich sehe überwiegend Details wie Nase oder Mund aber nicht alles zusammen und ja, in die Augen schaue ich nicht. Ich sehe es schwammig wenn jemand diese in einem Gespräch plötzlich aufreißt, aber auch nur wenn ich auf Nase oder Mund sehe und bei Leuten die ich kenne schaue ich oft garnicht ins Gesicht, weil ich weis das sie mich kennen und es respektieren.
    Leute die ich nicht kenne schaue ich an, weil ich denke das sie es merken könnten wenn ich sie nicht oft genug anschaue und dann sauer werden könnten was ich wenn es geht vermeiden will.
    Ich kann schlecht beurteilen ob ich auch ADHS habe, wenn dann vielleicht eher in einer leichten Form ohne die Agressivität was wohl einige auch haben.
    Das ich als Kind nicht still sitzen konnte hat meine Mutter sehr oft genervt, das ich nicht zuhören würde bekam ich total oft zu hören, egal ob vom Lehrer oder von den Eltern, und das ich immer spielen wollte und mich bewegen musste, am besten durch die gegend rennen oder springen und klettern, dabei Tiere imitieren, das war bei mir so bis ich 16 wurde und quasi durch meinen einzigen damaligen Freund dazu gezwungen wurde damit aufzuhören weil er sowas nicht gern machte, sonst würde ich das heute vielleicht immernoch tun.
    Ich kaue immer auf den Innenwangen herum, oder an dem Lippen seit ich 8 bin, aber ob das nun stereotypie, stimming oder zwangsstörung oder durch AS oder ADHS kommt weiß ich nicht. Oder das ich nicht still sitzen kann. Mittlerweile kann ich sitzen aber ich bewege immer irgendwas dabei, egal ob die Beine, die Hände oder Finge oder das Lippenbeißen.
    Das kann meine Psychologin auch nicht sagen, obwohl sie neben Transgender auch Ahnung mit ADHS haben soll aber sie hat bisher sich noch nicht dazu ausgesprochen ob ich sowas habe. Wenn ich sowas habe bin ich wohl kein schwerer Fall.

    Wie zeigt sich das ADHS denn bei dir?

    Go bad or go home!

  • Wie zeigt sich das ADHS denn bei dir?

    Hmmm, sehr vielseitig. Ich habe mich auch einige Zeit gegen die Diagnose gewehrt, vor allem, bevor ich mich damit auseinandergesetzt habe. Meine Worte immer: "Ich bin nicht verrückt." :evil:

    Hyperaktivität ist nicht mehr ganz so vorhanden, liegt wahrscheinlich an der Depression.
    Als Kind hatte ich zumindest so viel Energie, dass ich zu Hause z.B. immer wieder im Kreis rumfahren/laufen konnte.
    Ich habe sehr viel Mist gebaut, aus heutiger Sicht, um Grenzen zu testen, z.B. Tischdecke runterziehen - Was passiert? o.Ä.

    Ich weiß nicht, ob es am ADHS lag oder an ADS, aber man konnte mich draußen nicht alleine lassen, weil mir einfach "der Instinkt für Gefahren" fehlte.

    - Ich bin chaotisch

    - Ich war/bin überdurchschnittlich begabt in Sachen Hausaufgaben vergessen und generell irgendwelche Dinge zu vergessen.. :lol:

    - Mein Zeitgefühl lässt zu wünschen übrig (btw gibt einen ganz interessanten Artikel über den Zusammenhang zwischen der eigenen Körperwahrnehmung und der "inneren Uhr", also dem Zeitempfinden)
    also, ich komme meist zu spät (war in der Grundschule ein "Running Gag der Lehrer", da aber, weil ich nicht hin wollte) und heute weil ich denke ich habe noch Zeit, beschäftige mich dann mit etwas und die Zeit vergeht viel zu schnell, im Schätzen bin ich auch schlecht

    - Ich breche ständig Sachen ab, weil mir die Ausdauer fehlt

    - Tagträumen

    - Eine Aussage löst gleich mehrere Assoziationen bei mir aus, d.h. wenn ich eine Sache lerne, denkt mein Gehirn gleich weiter, von wegen "Was bedeutet das dann für den anderen Fachbereich..." oder "Was kann man da verbessern.." etc.
    So dass ich dann manchmal die weiteren Aussagen gar nicht mehr mitbekomme, weil ich in Gedanken bin.

    - Ich bin etwas impulsiv, man könnte auch meinen mutig. Wenn ich vor etwas sinnbildlich stehe, dann kann ich mir einen Ruck geben, während andere sich einfach nicht trauen oder auch wollen, keine Ahnung.
    Bin eben durchsetzungsfähig, auch wenn ich oberflächlich gesehen sehr schüchtern bin.

    - In einem Moment bin ich sehr zurückhaltend, im anderen Moment sprudeln Sätze mit Begeisterung aus mir heraus. Das hat schon viele Leute scheinbar irritiert und sie dachten wohl ich würde mich verstellen wurde mir gesagt.

    - Bin sehr ungeschickt, und wirklich mit sehr, meine ich sehr. Wenn es eine Stufe gibt, dann bin genau ich die, die sie übersieht und runterfällt und stolpert. Wenn irgendwas in der Nähe hängt/steht seitlich, ich schaffe es immer, mich damit zu verletzen z.B. Türklinken... Auf der anderen Seite habe ich sehr viel Feingefühl und bin hochsensibel.

    - Ich werde schnell wütend. In der Grundschule fanden die anderen das sehr interessant, wie ich in solchen Momenten komplett die Kontrolle verlieren konnte.

    - Ständige Flüchtigkeitsfehler: z.B. einfach mal die Rückseite des Testbogens fast übersehen und einzelne Aufgaben tatsächlich übersehen und eben nicht gemacht.. etc.

    - Ich bewege mich ständig, ob im Bett oder auf dem Stuhl, immer wird eine Position nach kurzer Zeit "unbequem".

    - Ich wechsle von Sportart zu Sportart und von Interesse zu Interesse (wobei ich früher 8 Jahre Leistungssport getrieben habe und das Interesse Psychologie und ein paar andere bleiben)
    Weiß also momentan nicht, ob es daran liegt, dass ich mich doch nicht wirklich interessiere oder ob es an meiner Gehirnkonstitution liegt (Letzteres schließt Erstens nicht aus lol).

    - In der Grundschule habe ich mich erst nie gemeldet, sondern reingerufen. Weiß nicht, ob es mir zu blöd war, weil ich warten musste oder ich nicht verstand wieso, oder beides.


    Hab das jetzt mal versucht rauszufiltern, kann sein, dass einiges immer noch mit AS zu tun hat, aber das war nicht beabsichtigt.


    Wenn ich es in Verhältnis zu meinem AS-Anteil bewerten soll, dann macht das ADHS das meiste schlimmer, manches macht es aber auch erst möglich.

    Ich fühle in mir stets einen Kampf zwischen zwei Großmächten.
    Die eine ist chaotisch, faul und unberechenbar, aber auch leidenschaftlich, die andere geordnet, vorhersehbar, Für-Sich, aber langweilig-sozial-inkompetent.
    Kurz: Chaos gegen Ordnung

    Wenn Chaos bei mir herrscht, wird meine Batterie schnell leer.
    Wenn aber Ordnung herrscht, plagt mich ein Gefühl von Unruhe.

    Nicht falsch verstehen, Ordnung beruhigt mich gleichzeitig auch und Chaos entspannt mich auch irgendwie.
    Meine Aussagen kann man nicht so absolut nehmen, wie sie hier stehen, andere Vorgehensarten wären meinerseits aber zu langwierig und dadurch auch unlesbar.

    Und ich bin definitiv ein Mensch, der alles heil lassen möchte, weil es mir wehtut, wenn Sachen etwas angetan wird.
    In der Grundschule z.B. haben die anderen Kinder Blätter vom Baum gerissen und ich hab sie angemacht, das sollen sie nicht tun, weil Pflanzen auch Lebewesen sind und es ihnen wehtut.

    Mein Beziehungsstatus zu meinem Gehirn: Es ist kompliziert.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • @Cloudactive

    Ich erkenne mich da in den meisten genannten Dingen selbst wieder.
    Das mit dem Kampf zwischen Chaos und ordnung fand ich interesannt. Ich habe darüber noch nie so genau nachgedacht aber konnte das bei mir auch schon des öfteren beobachten und fragte mich manchmal warum ich Ordnung liebe aber es nicht schaffe welche zu halten.
    Mein Zimmer sieht chaotisch aus aber dennoch hat alles seinen angestammten Platz und ich würde wütend werden wenn einer hingeht und alles umräumt.

    Das mit den Sachen geht mehr zum AS glaube ich. Ich hab das auch, mir tut es weh wenn ich sehe das Leute irgendwelche alten Geräte wegwerfen oder so, oder auch kaputt machen.
    Sowas ist mir früher näher gegangen als der Tod eines Tieres oder Menschen.

    Aber das mit der Zeit, egal ob abschätzen oder nicht mitbekommen wie die Zeit vergeht war früher bei mir eines der Themen überhaupt. Mit 10 oder so bekam ich einen Pieper der um sechs uhr anfing zu piepen und mir somit signalisierte das ich nachhause kommen musste. Anders ging das nicht.
    Das mit dem Sachen abbrechen kenne ich auch.
    Ich mache deswegen selten Sachen die mehrere Tage beanspruchen oder noch länger.

    Das mit dem mal schüchtern mal hervorpreschend wirklich ist denke ich nicht AS oder ADHS gebunden, das kommt einfach daher das man sich traut wenn man sich sicher mit einer Sache ist und sonst eher ängstlich ist. Ich bin auch so, ich bin eigentlich sehr mitteilungsbedürftig aber nur wenn ich weiß das ich was wozu auch sagen kann, sonst ist das bei mir garnicht vorhanden und ich denke "Was soll ich eigentlich hier?"
    Das würde ich aber als Charaktereigenschaft bezeichnen und das kann sicher auch ein Nichtautist haben.

    Die meisten Sachen hier die hier beschrieben wurden können auch Nichtautisten haben, aber was einem dann zum Autisten wohl macht, sind all diese Dinge zusammen die man hat, was wohl sehr ungewöhnlich ist. Das gleiche gilt auch für andere Persönlichkeitsstörungen und so. Es scheint so zu sein, das es die Summe der Verhaltensmuster macht um dann als Störung zu gelten. Hat ein Mensch nur ein oder zwei wieder Dinge, ist das wohl akzeptabel für andere.

    Go bad or go home!

  • Eine Mischform von ADHS / ADS kann bei mir wegen der hohen Symptomüberschneidung mit der PTBS bislang nicht ausgeschlossen werden. Ich denke, dass ich da mit der AS-Diagnostik auch Klarheit bekomme.

    Ich könnte deinen Text, @Cloudactive , bis auf die Wutanfälle, fast 1 zu 1 übernehmen, so - sortiert - konnte ich es bislang nie ausdrücken. Ich nenne es immer 'Tauziehen zwischen Struktur und Chaos' .

    Gegen diese Unruhe - ständiges Bedürfnis nach Positionswechsel, weil unbequem - habe ich zu Hause einen Schaukelstuhl sowie ein knapp reguliertes Wasserbett und im Büro einen Stuhl für flexibles Sitzen (Sitzfläche auf Federn) nur mit einem Rückenkreuz statt Rückenlehne und große Beinfreiheit.
    (nur ein paar der Maßnahmen)

    Mein Zeitgefühl ist faktisch nicht vorhanden. Ich brauche mindestens 5 Uhren in meiner Nähe, die alle aus psychologischen Gründen verschieden vor gehen um mindestens 25 Minuten - ich stelle sie selber vor, kann mir aber nie lange merken, wie viel sie vorgehen.
    So komme ich wenigsten halbwegs pünktlich morgens aus dem Haus. :oops:

    Jedes isolierte Bewusstsein macht sich auf den Weg - wie die Kraft des Wassers V_V

  • Die stillen, ruhigen Träumer werden oft vergessen, da sie nicht auffallen bzw. nicht stören (etwa im Unterricht).

    oh doch, die stören, wenn sie vor lauter Träumen nicht im Unterricht mitmachen, keine Hausaufgaben machen und sogar über den Schularbeiten zu träumen anfangen. Ich könnte dir viele, viele Geschichten darüber erzählen, besonders als ich mitten im Unterricht große Buntstiftbilder gemalt hatte. Die Lehrer (und Schüler) sind förmlich ausgerastet! Nicht zu vergessen das sprichwörtliche "Hirn wie ein Sieb" :oops: (RW) es hieß dann schon (scherzhaft) über mich, ich würde wohl schon im Kindesalter dement sein. :m(:


    Was mich persönlich an meinem ADS nervt ist, dass es mir erschwert wird, schöne, detailliert-aufwändige Bilder zu malen. Das nervt mich so richtig. Alles andere bin ich bereits gewohnt und kenne es nicht anders :d

    3 Mal editiert, zuletzt von Kleines Licht (30. Dezember 2017 um 12:09)

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