Asperger und AD(H)S

  • interessante Diskussion....

    wir hatten zunächst die Diagnose ADHS- diese wurde von uns als Eltern angezweifelt, da die Symptome nicht vollständig den Kriterien entsprachen sondern nur in Teilen. 2 Jahre später "ach er hat ja AS" (wussten wir als Eltern schon ...:)" Allerdings hat unser Sohn auch noch NF1 dazu. Und auch hier sind parallelen zu AS/ADHS . Was aus welchem Bereich die diversen Schwierigkeiten verursacht ist uns bis heute nicht klar. Aber sicher ist, dass AS Hilfen auch bei den durch NF1 und / oder ADHS bekannten helfen können.

    Macht es Sinn eine genetische Untersuchung anzustreben um zu wissen welche Gene tatsächlich betroffen sind ?

    Uns als Eltern eigentlich egal. Gegen ADHS spricht bei uns z.B. - nie Probleme mit dem Einschlafen. Keine dauerende körperliche Unruhe wie ich sie bei anderen Kindern beobachtet habe mit ADHS (wackelten ununterbrochen mit den Beinen im Sitzen z.B.) Sohneman hat typische und weniger typische Tics- schlussendlich Tics die jetzt auch noch zur Diagnose Tourette geführt haben.Sohnemann ist den Kriterien nach auch kein 100% AS- er hatte als Kleinkind ca. bis 4 Jahre seine eigene Sprache( z.B. Appia für Eisenbahn, Appe für Ketschup,Mü für Milch, Hoku für Joghurt usw..- das passt weder zu Kanner noch zu AS. Sein Gehör funktioniert aber tadellos.

    vielleicht müssen wir für unseren Sohn und für alle anderen die nicht in die Schablonen passen neue Begriffe finden oder uns einfach damit abfinden, dass Menschen vielfältig sind und in keine Sortierkästen passen. Sie sind nicht entweder eckig oder rund, sie sind beides.

  • Die Begriffe ADS und ADHS sind in diesem Thread austauschbar. ADS ist lediglich ein anderer Begriff, bei dem die Hyperaktivität als Symptom in der Bezeichnung weggelassen wird, um es allgemeiner zu halten oder um sich auf Leute zu beziehen, bei denen keine Hyperaktivität vorliegt.

    Eine genetische Untersuchung wäre übrigens wenig erfolgversprechend (und wohl auch kaum bezahlbar), da die Forschung noch nicht weit genug ist. Man kann also nicht einfach mal eben per Gentest feststellen, ob jemand ADS oder ASS oder beides hat. Schön wärs. Aber sie arbeiten dran...

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

    Einmal editiert, zuletzt von Lex (10. Juni 2015 um 10:38)

  • Naja, ich beziehe mich auf das Symptom der Unruhe oder Hyperaktivität.
    Die stillen, ruhigen Träumer werden oft vergessen, da sie nicht auffallen bzw. nicht stören (etwa im Unterricht).

    Was Genetik betrifft, gibt es zumindest ein paar Gene, die bei Autismus häufiger gefunden werden:

    Allerdings tritt etwa bei 47XXY in rund 60-80 % der Fälle auch ADHS auf, ein weiterer Hinweis darauf, dass es Überschneidungen in den Gehirnregionen gibt.

  • Mich würde mal interessieren, jemand der wirklich sicher die Kombination ADHS+Asperger hat, gleichzeitig die typischen Merkmale von beiden Störungen hat - oder ob sich das dann miteinander "verrechnet".
    Hier mal ein Beispiel von wem, der angeblich diese Kombination haben soll: http://www.youtube.com/watch?v=NCwu2CUwRag (ab Minute 7)
    Für mich sieht das bei diesem Betroffenen aber rein nach Asperger aus und für mich fehlt die für ADHS so typische Desorganisation, Unstrukturiertheit (ist aber nur meine subjektive Einschätzung).

    Ich selber habe nur eine ADHS-Diagnose und einen Aspergerverdacht vom Arzt, finde mich aber eigentlich im Autismusspektrum nur wenig wieder. Ich habe aber vermutlich eine eher ungewöhnliche Form von ADHS (Sluggish cognitve tempo), die oberflächlich gesehen etwas ähnlich wie Autismus wirkt und daher leicht damit verwechselt werden könte.

    Zum Thema Ursachen: Ich habe es so verstanden, dass die Gemeinsamkeit von Autismus und ADHS vor allem darin besteht, dass beides neurobiologische Entwicklungsstörungen sind, für die schon in der Embryonalentwicklung die Grundlagen gelegt werden. Das aber alle psychischen Erkrankungen eine neuronale Grundlage haben, würde glaube ich kein ernstzunehmender Mediziner mehr anzweifeln.

  • Trifft besonders stark auf mich zu:
    [*]ausgeprägte Verträumtheit und geistige „Benebelung“
    [*]starren häufig geistesabwesend vor sich hin
    [*]sind mitunter leicht irritierbar und durcheinander zu bringen
    [*]haben in vielen Situationen Mühe, sich rasch zu orientieren und geschwind einen Überblick zu verschaffen

    Trifft sehr häufig aber nicht immer auf mich zu:
    [*]wirken oft sehr lethargisch, träge und schläfrig
    [*]haben Schwierigkeiten, wachsam und aufgeweckt zu registrieren, was in ihrer Umgebung um sie herum passiert
    [*]Hypoaktivität und langsame Bewegungen, Energielosigkeit

    Also scheinbar habe ich dieses... - was auch immer. Da es aber offenbar keine offizielle Diagnose ist, bringt mich das nicht unbedingt weiter. Ist vielleicht doch nur eine wenig beachtete Facette des großen AutismusADHS-Spektrums.

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  • Heute wertete mein Psychiater den Konzentrationstest aus und sagte, ich habe weder ADS noch ADHS sondern lediglich meine autistische Störung. Ich war überzeugt davon ADS zu haben.
    Nun bekomme ich eine Minidosis Neuroleptika.

    Ich fühl mich wie ein Alien.
    Doch vielleicht bin ich der letzte Mensch.

  • Nun bekomme ich eine Minidosis Neuroleptika.

    Warum das denn? Neuroleptika verschlechtern die Konzentration doch eher. Die Wirkung ist auch ziemlich das Gegenteil von dem, was Mittel wie Ritalin tun - sie reduzieren den Effekt von Dopamin, während letzteres ihn verstärkt.
    Mir wollte man auch immer Neuroleptika als Beruhigungsmittel "aufdrängen", aber da sie mich spürbar im Denken einschränken, habe ich das immer abgelehnt. Abends nehme ich ein unretardiertes als Schlafmittel, wofür es auch gut geeignet ist, aber darüber hinaus wollte ich das ganz bestimmt nicht.

  • Warum das denn? Neuroleptika verschlechtern die Konzentration doch eher. Die Wirkung ist auch ziemlich das Gegenteil von dem, was Mittel wie Ritalin tun - sie reduzieren den Effekt von Dopamin, während letzteres ihn verstärkt.Mir wollte man auch immer Neuroleptika als Beruhigungsmittel "aufdrängen", aber da sie mich spürbar im Denken einschränken, habe ich das immer abgelehnt. Abends nehme ich ein unretardiertes als Schlafmittel, wofür es auch gut geeignet ist, aber darüber hinaus wollte ich das ganz bestimmt nicht.

    Sehe ich auch so. Neuroleptika dienen eher der Beruhigung.

  • Neuroleptika dienen eher der Beruhigung.

    Ersten das, aber darüber hinaus ist das m.E. eine ganz eigene Art von Beruhigung (im Gegensatz etwa zu Benzos). Eben, wie gesagt, eine deutliche Dämpfung des Denkens. So sollen diese Medikamente ja auch wirken und wenn jemand Wahnideen hat, dann wird es wohl auch sinnvoll sein, die Gedanken einzuschränken, aber ansonsten schadet es meiner Ansicht nach deutlich mehr als dass es vielleicht hilft. Und in dem Fall hier halte ich ein solches Mittel für völlig unpassend, denn wenn man ohnehin schon Probleme mit der Konzentration hat, dann sollte man doch nicht auch noch zusätzlich das Denkvermögen beschränken.

  • Und in dem Fall hier halte ich ein solches Mittel für völlig unpassend, denn wenn man ohnehin schon Probleme mit der Konzentration hat, dann sollte man doch nicht auch noch zusätzlich das Denkvermögen beschränken.

    Ich habe auch gehört, dass Neuroleptika einfach insgesamt dämpfend wirken. Warum das bei Autismus angezeigt sein soll, erschließt sich mir nicht. Mit einer "Minidosis" grübelt man weniger über sich und seine Situation und "funktioniert" dadurch insgesamt besser, so vielleicht der Gedanke. Als nachhaltige Hilfe würde ich das aber nicht betrachten. Wie lange soll das Zeug denn eingenommen werden? Dauerhaft? Davor hätte ich - trotz "Minidosis" - schon wegen der Langzeitfolgen Angst.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Davon abgesehen halte ich für möglich, dass gerade der "Mischtyp" zwischen hyper- und hypoaktiver ADHS unter den Ausnahmebedingungen eines solchen Tests auch sehr unauffällig wirken kann. Einen Blick in die Grundschulzeugnisse sowie die Biographie insgesamt halte ich da zur Differenzierung für aussagekräftiger.

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  • Ich habe auch gehört, dass Neuroleptika einfach insgesamt dämpfend wirken. Warum das bei Autismus angezeigt sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Ich habe mal gelesen, Neuroleptika werden autistischen Kindern verschrieben, die zu aggressivem Verhalten neigen. Da man davon insgesamt "mental gelähmt" wird, sollte das diese Probleme schon einschränken, aber das ist erstens keine wirkliche Lösung und zweitens geht es da ja um eine ganz bestimmte Situation. Wie gesagt, als allgemeines Beruhigungsmittel halte ich Neurolpetika für ziemlich unpassend.
    Und selbst in Bezug auf das eigentliche Anwendungsgebiet Psychose gibt es immer wieder Kritik an den Mitteln. Irgendwer hat mal gesagt, die Anwendung eines Neuroleptikums sei vergleichbar damit, die Reifen kaputt zu schießen, um ein Auto zu stoppen... D.h. sehr unspezifisch, oberflächlich und mit einigem "Kollateralschaden" verbunden.

  • Ich habe mal gelesen, Neuroleptika werden autistischen Kindern verschrieben, die zu aggressivem Verhalten neigen. Da man davon insgesamt "mental gelähmt" wird, sollte das diese Probleme schon einschränken, aber das ist erstens keine wirkliche Lösung und zweitens geht es da ja um eine ganz bestimmte Situation.

    Genau. Auch das kann meines Erachtens bestenfalls eine "Notlösung" in einer Akutsituation sein, bei der es längerfristig auch wieder eine Exit-Strategie geben muss. Schließlich bedeutet das nichts anderes, als einen Menschen "lahmzulegen", damit er keine Probleme macht. Das lässt sich moralisch höchstens übergangsweise rechtfertigen, um dadurch für ihn selbst und andere größeren Schaden abzuwenden.

    Wie gesagt, als allgemeines Beruhigungsmittel halte ich Neurolpetika für ziemlich unpassend.
    Und selbst in Bezug auf das eigentliche Anwendungsgebiet Psychose gibt es immer wieder Kritik an den Mitteln. Irgendwer hat mal gesagt, die Anwendung eines Neuroleptikums sei vergleichbar damit, die Reifen kaputt zu schießen, um ein Auto zu stoppen... D.h. sehr unspezifisch, oberflächlich und mit einigem "Kollateralschaden" verbunden.

    Eben. Irgendwo las ich mal, die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen, die langfristig Neuroleptika nehmen (wobei da sicher nicht von einer "Minidosis" ausgegangen wurde) sei um 25 Jahre (!) niedriger als die einer gleichaltrigen Vergleichsgruppe. Dazu kann auf Dauer etwa auch eine "Versandung" und Verlangsamung des Gesichtsausdrucks und der Motorik kommen. Gerade bei Menschen, die damit nicht selten ohnehin Probleme haben, wäre das fatal und in der Auswirkung möglicherweise noch stärker als bei anderen. Die häufige Gewichtszunahme durch die "globale" Verlangsamung des Stoffwechsels wird zwar oft mit durchschnittlich 5 Kilo veranschlagt, was erst einmal noch nicht sooooo schlimm klingt. Bei einer Diskussion über Medikamente bei Autismus erwähnte eine Ärztin aber, dass Untergewichtige, bei denen man sich eine Gewichtszunahme durchaus wünschen würde, oft gar nicht zunehmen. Übergewichtige hingegen (was bei Autismus ebenso häufig als Komorbidität auftritt, "typisch" ist eher das "Untypische", das eben abhängig von der sonstigen Konstitution in beide Richtungen ausschlagen kann) legen damit häufig 20 oder sogar 30 Kilo zu. Unterschätzen sollte man auch nicht, wie schwierig es sein kann, derartige Mittel wieder abzusetzen, weil sich der Körper daran gewöhnt.

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  • Irgendwo las ich mal, die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen, die langfristig Neuroleptika nehmen (wobei da sicher nicht von einer "Minidosis" ausgegangen wurde) sei um 25 Jahre (!) niedriger als die einer gleichaltrigen Vergleichsgruppe.

    Wenn du "irgendwo" schreibst, hast du dazu bestimmt keine Quelle, nehme ich an? Das würde mich nämlich wirklich mal sehr interessieren.
    Und ja, die Nebenwirkungen können sehr heftig sein. Vor allem bei den typischen Neuroleptika besteht das, nicht gerade kleine, Risiko dauerhafter Schäden des Bewegungsapparates. Das würde mich am meisten ängstigen.
    Ich selbst habe von dem Quetiapin, das ich als Schlafmittel nehme, tagsüber keine Nebenwirkungen und mein letztes Blutbild war insgesamt gut, nur das Cholesterin etwas erhöht. Aber langfristig will ich das Mittel schon wieder absetzen. Ich bin gerade dabei, mich zumindest runterzudosieren. Ein paar Tage habe ich es mal gar nicht genommen und konnte weniger gut schlafen, aber sonstige Absetzerscheinungen hatte ich zum Glück nicht. Das heißt, es sollte gar nicht so schwer für mich werden. Aber da habe ich von anderen auch ganz andere Geschichten gelesen.

  • Wenn du "irgendwo" schreibst, hast du dazu bestimmt keine Quelle, nehme ich an? Das würde mich nämlich wirklich mal sehr interessieren.

    Nein, leider nicht, sonst hätte ich das hier verlinkt.

    Und ja, die Nebenwirkungen können sehr heftig sein. Vor allem bei den typischen Neuroleptika besteht das, nicht gerade kleine, Risiko dauerhafter Schäden des Bewegungsapparates. Das würde mich am meisten ängstigen.

    Wäre auch für mich eine "Horrorvorstellung".

    Ich selbst habe von dem Quetiapin, das ich als Schlafmittel nehme, tagsüber keine Nebenwirkungen und mein letztes Blutbild war insgesamt gut, nur das Cholesterin etwas erhöht. Aber langfristig will ich das Mittel schon wieder absetzen. Ich bin gerade dabei, mich zumindest runterzudosieren. Ein paar Tage habe ich es mal gar nicht genommen und konnte weniger gut schlafen, aber sonstige Absetzerscheinungen hatte ich zum Glück nicht. Das heißt, es sollte gar nicht so schwer für mich werden. Aber da habe ich von anderen auch ganz andere Geschichten gelesen.

    Ich drücke die Daumen. :)

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  • Ich habe auch gehört, dass Neuroleptika einfach insgesamt dämpfend wirken. Warum das bei Autismus angezeigt sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Wegen der Reizüberflutungsproblematik, die manche haben.
    Die Uniklinik Freiburg verschreibt das häufig bei Überlastungszuständen (Risperidon).
    Manche haben dann ja auch schon berichtet, dass es geholfen hat. Selber habe ich keine Erfahrung (habe es zwar mal angeboten bekommen, aber es war mir auch zu unheimlich, ich brauchte es wohl nicht dringend genug).

    Irgendwo las ich mal, die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen, die langfristig Neuroleptika nehmen (wobei da sicher nicht von einer "Minidosis" ausgegangen wurde) sei um 25 Jahre (!) niedriger als die einer gleichaltrigen Vergleichsgruppe.

    Es ist sicher schwer zu unterscheiden, ob die verkürzte Lebenserwartung von den Medikamenten kommt oder von der Krankheit, wegen der man sie einnimmt. Hauptsächlich werden Neuroleptika ja bei Schizophrenie verschrieben und sind dort auch sehr gut und notwendig. Aber Schizophrene begehen häufiger Suizid und haben oft begleitende Probleme wie Alkoholabhängigkeit, die die Gesundheit auch beeinträchtigen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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