Was fühlt ihr bei einem Meltdown?

  • Hallo
    Ich hoffe ich bin hier richtig.
    Ich würde gerne wissen was ihr bei einem Meltdown fühlt der nicht durch zu starke Gefühle ausgelöst wurde? (zb. Wut oder Trauer)

    Habt ihr da bestimmte Gefühle/Emotionen oder ist es bei euch eher nur eine Körperliche Reaktion ohne irgendwelche emotionalen regungen?

    Lg

  • @Yeiru

    Bei mir ist das erste Symptom dass ich nicht mehr sprechen kann.
    Danach folgen gedankliche Aussetzer (Mein Kopf ist für ein paar Sekunden komplett leer), zum Schluss erstarre ich für eine bestimmte Zeit.
    In dieser Zeit bin ich dann emotional "leer". Ich fühle dann kaum etwas.

    Faulheit verplichtet

  • @Yeiru

    Mit geht es ähnlich wie Photep67 durch die Leere in diesem Moment.

    Der Meltdown selbst endet meist in einem extremen Wutanfall, z. B. schmeiße ich mit Gegenständen (Stuhl oder Fernbedienung zuletzt), wenn ich zu Hause bin, ohne meine Partnerin verletzen zu wollen, die natürlich der Auslöser des Ganzen ist, z. B. wenn meine Ordnung durcheinander gerät. Nach 20 - 30 Sekunden bin ich wieder völlig normal ansprechbar.

    Passiert das Ganze außerhalb meiner Wohnung, bleibe ich für eine kurze Zeit völlig apathisch sitzen und verlasse eine geschlossene Veranstaltung umgehend ohne jegliche Verabschiedung (z. B. bei Lärm oder Menschenmassen, die mich ab einem bestimmten Zeitpunkt wirklich stören), um nach Hause zu fahren oder gehen.

    An den Meltdown selbst habe ich keinerlei Erinnerung anschließend, kann meine gefühlte Emotion nicht beschreiben, und wundere mich über mein seltsames Verhalten mit etwas zeitlichem Abstand.

    "Ist nicht alles was wir sehen oder uns erscheint, nur ein Traum in einem weiteren Traum" (Edgar Allen Poe)

  • Kann ein Meltdown sich auch innerlich äußern, also dass man eine extreme (aus der Sicht anderer unangemessene) Wut verspürt, die einen nicht mehr klar denken lässt.
    Ich kann mich in Wutgedanken richtig reinsteigern, doch ich schmeiße nicht mit Gegenständen und schreie auch eigentlich nicht richtig (mal lauter werden oder sehr unfreundlich natürlich schon).

  • Bei einem Meltdown geht in meinen Kopf nichts mehr rein und nichts mehr raus. Alle noch verfügbaren Ressourcen sind für den Notfallbetrieb (Rückzug nach Hause) notwendig.
    In der IT nennt man es auch DoS (Denial of Service).

    Es ist ein schneller sofortiger Rückzug notwendig. Versucht jemand diesen Rückzug zu unterbinden, dann folgt ein Wutanfall. Der Wutanfall ist die Entladung noch vorhandener Energie, um den Rückzug zu ermöglichen und hat nicht wirklich was mit einer Emotion zu tun.
    Da wird es verbal hässlich und u.U. auch sehr laut.
    Ich werfe nichts durch die Gegend, um mich abzureagieren. Zu Hause spiele ich am PC, um in ruhiges Fahrwasser zu gelangen.
    Es kam auch schon vor, dass ich den PC nur eingeschaltet hatte, weil das Zocken zu anstrengend war. Das gleichförmige Geräusch der Lüfter ist entspannend. Hinlegen, Augen zu, schnell einschlafen und dabei erholen.

    Danach wird der Notfallplan geprüft und ggf. angepasst.

  • Bei mir ist es so, wenn ich nicht die Möglichkeit habe mich zu separieren, ich Wutanfälle bekomme. Danach schlafe ich gerne und brauche auch den Schlaf, nachdem ich etwas runter gekommen bin (RW).

  • Ich hab das Gefühl sehr starker innerer Anspannung, als ob es mich zerreißen würde. Häufig begleitet von Hyperventilieren, was dann langsam in einen Heulkrampf übergeht. Dabei ich habe ich den starken Impuls, meine Hand an einer Wand zu zertrümmern, was ich bisher jedoch immer verhindern konnte. Meist schließt sich ein manchmal tagelanger Shutdown an, bei dem ich einfach komplett leer bin und mir sprechen schwer fällt.
    In den letzten Monaten hatte ich nur 2 kleinere Meltdowns, die nicht ganz so heftig waren. Darauf bin ich stolz :)

  • Plötzlich und unerwartet aufwallende Wut. 0 => 250 in 3 sec. Manchmal mit Gewalttätigkeit - aber die nur gegen Sachen, niemals Personen.

    Es gibt ein Frühstadium, das ich, wenn ich's dann denn noch bemerke, noch kontrollieren kann.

    ...schon unterwegs!

  • Bei mir sind es vorwiegend körperliche Reaktionen die immer im selben Schema ablaufen: Überforderung - Gereiztheit/Wut - weinen - Übelkeit bis zum erbrechen, Kreislaufprobleme oder ich bin wie erstarrt, kann mich schlecht bewegen und reagiere sprachlich gar nicht mehr oder verzögert. Ich hatte aufgrund lang anhaltender Überforderungen auch schon halbseitige Lähmungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Petra1982 (24. September 2022 um 11:35)

  • Das was ich als "Meltdown" für mich bezeichne äußert sich durch:
    -schweigen/erstarren/Unmöglichkeit erstmal irgendwelche neuen Reize zu verarbeiten (System Shutdown)
    -entweder kein Blickkontakt möglich oder anstarren wie hypnotisiert*
    -Kälte, Schwäche, Kreislaufstörungen
    -Weinen (wirklich stark)
    -in extremen Fällen-zittern wie beim Schüttelfrost.

    *Mir wurde gesagt, ich starre einfach meinen Gegenüber an als ob ich ihn mit meinem Blick killen wollte. Najaaa..

    -over is not over till it's over-

  • @Yeiru

    Bei mir ist das erste Symptom dass ich nicht mehr sprechen kann.
    Danach folgen gedankliche Aussetzer (Mein Kopf ist für ein paar Sekunden komplett leer), zum Schluss erstarre ich für eine bestimmte Zeit.
    In dieser Zeit bin ich dann emotional "leer". Ich fühle dann kaum etwas.

    Diese Leere verspüre ich direkt nach "akuter Phase" des Meltdowns. Wie Schweben ist das dann

    -over is not over till it's over-

  • Ich fühle extremen Stress und Gereiztheit.
    Wenn es passiert, habe ich totale Kontrolllosigkeit.
    Ich schreie und schlage unkontrolliert um mich und mich selber.
    Manchmal weine ich.

    Man sollte mich auf keinen Fall festhalten oder weiter reizen.
    Abstand halten ist das Beste und abwarten.

    Danach habe ich meistens Schmerzen und kann mich je nach Ausmaß nicht mehr dran erinnern.
    Eine leere verspüre ich dann ebenfalls.

    Ich brauche anschließend sehr viel Ruhe.
    Wenn ich Zeit habe zum nachdenken, ist mir das peinlich, was ich getan habe.
    Vor allem wenn ich andere Leute damit erschreckt habe. :(

  • @Yeiru
    Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich meine Zustände nennen soll.
    Ich kann das aber in drei Phasen einteilen.

    Zuerst kommt "System Overload": erste Anzeichen sind mein Geruchssinn, der von "fast nicht vorhanden" auf "Hundenase" wechselt. Mein Hörsinn wird mega empfindlich und ich werde dumm wie eine alte Scheibe Brot.

    Wenn ich gezwungen werde weiter zu funktionieren, dann explodiere ich. Dabei entlädt sich in wenigen Sekunden eine riesige Menge Energie, ich schreie und werfe weg was ich gerade in der Hand habe, oder schlage auf etwas ein.
    Eine Zimmertüre hatte mal eine faustgroße eingeschlagene Stelle.
    Diesen Zustand kann ich einigermaßen sicher überspringen, vielleicht waren die Prügel in der Kindheit da eine "Lehre".

    Als als letzte und heftigste Stufe kommt der Systemabsturz.
    Da geht nichts mehr. Selbst um die Worte "später! Reden" auf einen Zettel zu schreiben, brauche ich eine Ewigkeit. Reden kann ich dann nicht mehr.
    Ich bin in einer zeitlosen Leere gefangen, ich schwitze heftig und will dass es aufhört.
    Entweder ich schaffe es noch ins Bett, oder sitze dann zusammengekauert am Boden, wo ich gerade bin.

  • Bei mir ist mein Meltdown-Verhalten für Autismus-Verhältnisse halbwegs moderat.

    Bei mir entlässt sich meine Restenergie des Tages auf einem Schlag in einem Explosionsartigen Wutausbruch. Ich schaffe es meinst zu bremsen, aber es kommt in diesen Fällen zum wiederholten "aufflammen" der Wut.

    Anschließend bin ich für den Rest des Tages nicht mehr Arbeits- und Alltagsfähig (Shutdown). Mein Zustand ist erfahrungsgemäß meisten nach einer komplett durchgeschlafenen Nacht wieder normal und ich bin wieder fit. Bei einem Shutdown fühle ich mich erschöpft und je nach Situation auch traurig.

    Meltdown können bei mir durch folgende Dinge ausgelöst werden:
    - Überbeanspruchung von meinen sozialen Anpassungsstrategien, insbesondere wenn dies durch offensichtlich vorsätzlichem handeln (z.B. Streit) von seitens eines (NT-)Gegenübers passiert.
    - Allgemeine Überbeanspruchung durch Stress aller Art. Insbesondere Zeitstress und Verantwortungsstress. Bei Verantwortungsstress besonders dann, wenn andere (meistens NTs) mich durch Unzuverlässigkeit oder nachlässiges Handeln mich in Schwierigkeiten bringen.

    - Bei Stress-Situation bei mehr als einer Stress quelle. Am schlimmsten dann, wenn die Quellen gegensätzliche oder unvereinbaren Interessen verfolgen. Ich fühle mich dann "in die Zange genommen". Hier ist es besonders gefährlich, die Entladung erfolgt umgehend und ungebremst in Richtig der Stressquellen. Es kommt dann aus Sicht der beiden der beiden Quellen zum Totalausfall.
    - Wenn meine allgemeinen Anpassungsstrategien (z.B. Rückzug, Bitte um Anpassungen, etc.) blockiert werden.

    - Starke reizte (insbesondere Geräusche) über Stunden hinweg. Oder auch bei sehr lautem plötzlich auftretenden Krach. Drang zum Rückzug und auch Möglichkeit dazu tritt meistens früh genug ein, so dass dies eher selten vor kommt.
    - Frustrierende Ereignisse und kleine "Unfälle", vor allem wenn sich diese an dem Tag häufen.
    - Hunger oder schlechter Schlaf erhöht das Risiko.
    - Und all das, was einem NT auch zur "Weißglut" bringen würde.

    Ich empfinde je nach Auslöser einen überwältigende Gefühle von Stress, Wut und Verzweiflung. Ich empfinde dann auch das Bedürfnis das Problem oder Ursache sofern zutreffend sofort mit der "Holzhammer"-Methode zu beseitigen. Gewalt kann zum Einsatz kommen, aber nie gegen andere Personen. Ich schreie herum und schlage gegen meist stabile oder leicht ersetzbare Gegenstände, die vorzugsweise mir gehören. Dabei kann es auch zu leichten Verletzungen an meiner Hand kommen. In einer Meltdown-situation erzwinge ich grundsätzlich die Flucht. Wird die Flucht aktiv durch andere verhindert, kann es theoretisch zu einer notwehrähnlichen Situation mit unabsehbaren Folgen (ich bin sehr groß und kräftig) kommen, was zum Glück bis lang noch nie eingetreten ist.


    Mich sollte man in dieser situation Grundsätzlich in Ruhe lassen, mich auch nicht berühren und mich gehen lassen. Führ als Kind waren Meltdowns an der Tagesordnung und unkontrollierbar. Jetzt als Erwachsener kommt es im Schnitt alle 3 bis 6 Monate zu einem Meltdown, der meinst folgenlos bleibt. Ich kann mich immer an alles während eines Meltdown und danach erinnern. Nach jedem Meltdowns erfolgen von meiner Seite Strategieanpassungen um in Zukunft bei ähnlichen Ursachen das Risiko zu minimieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Grocel (2. Oktober 2022 um 23:43)

  • Ich weiß es tatsächlich nicht, was ein großes Problem ist, das eben auch zur Intensivierung eines Meltdowns beiträgt. Könnte ich meine Gefühle dabei besser identifizieren, könnte ich eventuell damit arbeiten und die Intensität abmildern.

    Ich kann den Overload ein bisschen beschreiben, bevor es zum kompletten Meltdown kommt. Meine Ohren fangen an innerlich zu schmerzen und der Tinnitus darin wird so laut, beklemmend, dass ich die anderen überfordernden Reize garnicht mehr verarbeiten kann. Dadurch fühlt sich alles so undifferenzierbar und intensiv an, als wäre meine gesamte Sensorik in einem Schraubstock, der immer enger gedreht wird. Ich höre so viel, dass ich nichts mehr hören kann. Visuell wird es verschwommen und gleißend. Meinen Körper spüre ich nicht. Angst. Ich zittere scheinbar (werde darauf angesprochen).

    Dann folgt der Meltdown mit Wüten, Weinen, Weglaufen. Bei emotionaler Interaktion mit anderen war auch schon Schreien und körperliche Abgrenzung dabei. Schlimmer ist es, wenn der Shutdown kommt. Dann fall ich in mich zusammen, kann nicht mehr gut verbal reagieren, Bluescreen und im schlimmsten Falle Hyperventilation.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Bei mir wirkt sich das sehr unterschiedlich aus und ist total abhängig vom Auslöser und der Situation. Es kann ein Wutausbruch sein, aber auch Apathie und innere Leere, verbunden mit einem stark beklemmenden Gefühl (in der Brust). Hin und wieder kommt es vor, dass ich aufgrund von bestimmten "Triggern" wie Musikstücken, Szenen in Filmen oder auch dem ansehen bestimmter Fotografien die ich gemacht habe, einen “mental breakdown” bekomme und in Tränen ausbreche - meist unter dem Einfluss von zu viel Alkohol...

    "Ich bin der Geist, der stets verneint!
    //Und das mit Recht; den alles, was entsteht,
    //Ist wert, daß es zugrunde geht,
    //Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
    //So ist denn alles, was ihr Sünde,
    //Zerstörung, kurz das Böse nennt,
    //Mein eigentliches Element."

    Einmal editiert, zuletzt von Desoria Saltans (6. Februar 2023 um 14:54)

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