Unauffälliges Vermeiden von Überlastung (overload)

  • Mir ist gerade eingefallen dass wenn man, als Mensch mit einer ASS, lebenslange Strategien entwickelt hat Überlastungen zu vermeiden dann lebt man zwar eingeschränkt im Vergleich zu Menschen ohne eine ASS aber wird nicht durch Überlastungen oder "Overloads" auffallen. Zum Beispiel, wenn man jeden Abend nach dem Tag auf Arbeit allein zuhause sitzt und jedes Wochenende auch alleine verbringt und keine Freunde hat, weil man seine ganze Freizeit zum Ausgleich und Erholung nach den eventuell sogar minimalen Interaktionen auf Arbeit braucht und sich keine zusätzlichen Kontakte "leisten" kann, dann fällt man nicht als überlastet auf, eben weil außerhalb der Arbeit niemand einen sieht dem man einen Eindruck der Überlastung machen könnte und die Arbeit kriegt man trotz (oder gerade wegen) der Abwesenheit eines Privatlebens hin, eben weil man nur die Arbeit hinzukriegen hat und sonst nichts. Nur hat man keine Freunde und keine "Freundin" weil man, auch wenn man sich Freunde wünscht, die nötige Belastbarkeit nicht hat in der Freizeit mit anderen Menschen zu interagieren wenn man schon auf Arbeit so viele Stunden mit Menschen zusammen war. Es kommt mir so vor dass jemand der so gebaut ist jahrelang so leben könnte bis er sich irgendwann aus Verzweiflung über sein einsames Leben umbringt, was bei einer ASS ziemlich oft passieren soll. Seine Überlastung wäre für die Außenwelt vollkommen unauffällig gewesen und sein Selbstmord unerklärlich. Als Rentner bin ich nicht in dieser Situation und habe nicht vor mich umzubringen aber ich habe gehört dass Menschen mit einer ASS sich öfter umbringen als Menschen ohne eine ASS (nicht individuell sondern statistisch gesehen), weil sie keine Hoffnung mehr sehen. In den ziemlich kurzen Perioden wo ich in Vollzeit gearbeitet habe sah mein Leben wie oben beschrieben aus und ich dachte oft an Selbstmord, aus den oben genannten Gründen. Falls ich mich umgebracht hätte wären die Grunde für meinen Tod ein "Rätsel" gewesen (nicht für mich aber für andere) obwohl sie (die Gründe) eigentlich klar und nachvollziehbar gewesen wären.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    3 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (13. August 2022 um 20:37)

  • Mein Leben sieht ziemlich ähnlich aus. Ich habe glücklicherweise Arbeit, aber vermutlich schaffe ich sie nur, weil es sonst fast nichts in meinem Leben gibt. Ich wüsste nicht, wie ich den Bedürfnissen einer Partnerin oder eventueller Kinder gerecht werden sollte. Ich kriege ja gerade mal so mein eigenes Leben hin.

  • Mein Leben sieht ziemlich ähnlich aus. Ich habe glücklicherweise Arbeit, aber vermutlich schaffe ich sie nur, weil es sonst fast nichts in meinem Leben gibt. Ich wüsste nicht, wie ich den Bedürfnissen einer Partnerin oder eventueller Kinder gerecht werden sollte. Ich kriege ja gerade mal so mein eigenes Leben hin.

    So war es bei mir auch als ich gearbeitet habe. Was nicht gerade gut ist ist eben die "Unauffälligkeit" die man dabei erreichen kann. Dann entwickelt man die berühmten "Komorbiditäten", weil man trotz Wünsch danach ein "normales Leben" nicht hinkriegt und falls man doch nach Hilfe ruft (was ich damals ab und zu getan habe) als "gestört" oder "beschädigt" gilt weil niemand versteht um was es sich handelt. Damals habe ich darunter gelitten dass es anders nicht ging als entweder seine Arbeitszeit drastisch zu reduzieren (mit den Konsequenzen die ich jetzt als "Rentner" habe) oder kein Privatleben zu haben.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Ich gehe auch davon aus, dass ich irgendwann meine Arbeitszeit reduzieren muss, weil es mir zuviel wird. Corona kommt mir gerade recht, weil ich nun fast vollständig von zuhause arbeite. Das ist für mich sehr angenehm.
    Trägt aber auch massiv zur Unaufälligkeit bei. :(

  • Corona kommt mir gerade recht, weil ich nun fast vollständig von zuhause arbeite.

    Bei mir war es zufällig anders rum weil ich bis 2020 als fast "Rentner" das umgekehrte Problem hatte dass Kontakte zur Gesellschaft nur durch meinen Minijob bestanden. Mit "Home office" fielen auch diese Kontakte weg und ich befand mich sozusagen in "Einzelhaft", was schwierig war und zu einer "rezidivierenden Depression" führte, wie meine Therapeutin meinen Zustand bezeichnete.

    Wenn man durch Sozialkontakte überfordert ist dann bleibt oder landet man in der Einsamkeit, was paradox ist weil das geeignete Mittel gegen Einsamkeit wären Sozialkontakte aber die kriegt man wegen der Überforderung nicht hin oder nur eingeschränkt. Früher hat (in meinem Fall) niemand diese Problematik verstanden weil für einen etwas normaler funktionierenden Menschen sie schwer nachvollziehbar ist, denke ich, und die Leute nehmen an dass wenn man "isoliert" ist irgendwelche psychischen oder emotionalen Probleme im Spiel sein müssen, was nicht ursächlich der Fall ist sondern höchstens als Ergebnis der Einsamkeit (nämlich weil man deprimiert wird wenn man immer allein ist).

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Mir ist gerade eingefallen dass wenn man, als Mensch mit einer ASS, lebenslange Strategien entwickelt hat Überlastungen zu vermeiden dann lebt man zwar eingeschränkt im Vergleich zu Menschen ohne eine ASS aber wird nicht durch Überlastungen oder "Overloads" auffallen. Zum Beispiel, wenn man jeden Abend nach dem Tag auf Arbeit allein zuhause sitzt und jedes Wochenende auch alleine verbringt und keine Freunde hat, weil man seine ganze Freizeit zum Ausgleich und Erholung nach den eventuell sogar minimalen Interaktionen auf Arbeit braucht und sich keine zusätzlichen Kontakte "leisten" kann, dann fällt man nicht als überlastet auf, eben weil außerhalb der Arbeit niemand einen sieht dem man einen Eindruck der Überlastung machen könnte und die Arbeit kriegt man trotz (oder gerade wegen) der Abwesenheit eines Privatlebens hin, eben weil man nur die Arbeit hinzukriegen hat und sonst nichts. Nur hat man keine Freunde und keine "Freundin" weil man, auch wenn man sich Freunde wünscht, die nötige Belastbarkeit nicht hat in der Freizeit mit anderen Menschen zu interagieren wenn man schon auf Arbeit so viele Stunden mit Menschen zusammen war. Es kommt mir so vor dass jemand der so gebaut ist jahrelang so leben könnte bis er sich irgendwann aus Verzweiflung über sein einsames Leben umbringt, was bei einer ASS ziemlich oft passieren soll. Seine Überlastung wäre für die Außenwelt vollkommen unauffällig gewesen und sein Selbstmord unerklärlich. Als Rentner bin ich nicht in dieser Situation und habe nicht vor mich umzubringen aber ich habe gehört dass Menschen mit einer ASS sich öfter umbringen als Menschen ohne eine ASS (nicht individuell sondern statistisch gesehen), weil sie keine Hoffnung mehr sehen. In den ziemlich kurzen Perioden wo ich in Vollzeit gearbeitet habe sah mein Leben wie oben beschrieben aus und ich dachte oft an Selbstmord, aus den oben genannten Gründen. Falls ich mich umgebracht hätte wären die Grunde für meinen Tod ein "Rätsel" gewesen (nicht für mich aber für andere) obwohl sie (die Gründe) eigentlich klar und nachvollziehbar gewesen wären.

    Auf mich trifft das Beschriebene nahezu 100%ig zu. Wobei ich temporäre, suizidale Episoden nicht aus der für mich normalen Einsamkeit entwickelte, sondern erst bei zusätzlichen Überlastungen. Ich frage mich, wie sich das nach dem absehbaren Ende meiner Berufstätigkeit entwickeln wird. Leider ist es so, dass ich das geringe Selbstwertgefühl welches ich besitze, fast ausschließlich aus dem Umstand ziehe dass ich immer für mich selbst sorgen konnte. Sozialleistungen werde ich wohl nicht mehr in Anspruch nehmen müssen, da ich wahrscheinlich ausreichend hohe Versorgungsansprüche erworben habe, selbst wenn ich nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeite. Wie ich allerdings die Leere fülle wenn ich nicht mehr arbeite und die Illusion wegfällt, doch irgendwie Teil der Gesellschaft zu sein... das könnte zum Problem werden.

  • Wie ich allerdings die Leere fülle wenn ich nicht mehr arbeite und die Illusion wegfällt, doch irgendwie Teil der Gesellschaft zu sein... das könnte zum Problem werden.

    Ich habe ein sehr starkes Gefühl dass ich nicht Teil der Gesellschaft bin sondern dass ich irgendwo "auf dem Mond" gestrandet bin. Nicht weil ich von meiner Einstellung her "andersdenkend" wäre (bin ich nicht, glaube ich) sondern weil ich niemanden mehr kenne. Allerdings habe ich starke Interessen, was meine Therapeutin sagt ein Glücksfall sei weil viele das nicht haben. Ich habe den Eindruck dass sie mich aufmuntern will Akzeptanz für meine Lage zu entwickeln und zufrieden zu sein mit einem "autistischen" Leben, was ich aber (der eigenen Einschätzung nach) eigentlich nicht mehr brauche (ein "autistisches" Leben) eben weil ich keine externen sozialen Belastungen mehr habe (außer der Belastung überhaupt kein soziales Leben zu haben).

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Das Berufsleben erzwingt bzw. ermöglicht mir in geringem Umfang soziale Kontakte, die ohne das Berufsleben vermutlich sofort wegfallen würden. Aber das ist noch eine ganze Weile hin. Derzeit kann man eh nicht weit planen, also muss ich abwarten.

  • Genau so war das während meiner Arbeitszeit. WENN ich da mal zu meinem Hobby gegangen bin/eine Freundin getroffen habe, ging danach erstmal nichts mehr.

    Ich habe dann u.a. deswegen (nicht nur deswegen) aufgehört zu arbeiten und stattdessen studiert. Ich muss mich einfach mit meinen Hobbys befassen (das braucht ja denke ich jeder einbisschen, auch "normale" Leute ohne extreme Spezialinteressen), und das ging/geht für mich neben dem Studium zum Glück viiiiiel besser.
    (Mir ging es immer v.a. um die Hobbys. Wenn ich nicht viele Leute/Freunde treffen kann, stört mich das nicht ganz so sehr. Bei meinen Hobbys treffe ich zwar auf die anderen "Hobby-Ausübenden", was ich manchmal ganz nett finde, aber ich mache die Hobbys auch allein daheim genauso gern).
    Auch das Studium war mir viiiiel lieber als die Arbeit, es war zwar natürlich inhaltlich anspruchsvoll, aber bzgl. Überlastung für mich viel besser als eine praktische Arbeit mit vielen sozialen Kontakten.

    Ich bin schon ziemlich unglücklich darüber, dass mein Studium bald endet, da ich davon ausgehe, dass es dann wieder so wird wie früher. In einem Vollzeitpraktikum während des Studiums war es nämlich auch wieder so.

    Ich versuche es positiv zu sehen, so konnte ich wenigstens ein paar Jahre mit Hobbys und ohne Überlastung leben, es ist ja nicht jedem vergönnt, wenn er schon arbeitet, Vollzeit studieren zu können. Ich hatte auch Gott sei Dank noch nie Probleme mit Depression oder gar Suizid.

    Wobei ja Therapeuten meine hier geschilderten Befürchtungen vielleicht als despressive Stimmung einsortieren würden? Keine Ahnung, wenn dann jedenfalls sehr atypisch, da ich oft gute Laune habe, gern was unternehme und eben intensive Hobbys habe, was ja sehr "un-depressiv" ist.

  • Ich gehe auch davon aus, dass ich irgendwann meine Arbeitszeit reduzieren muss, weil es mir zuviel wird. Corona kommt mir gerade recht, weil ich nun fast vollständig von zuhause arbeite. Das ist für mich sehr angenehm.
    Trägt aber auch massiv zur Unaufälligkeit bei. :(

    Wieso reduzierst du sie nicht? Ich hab noch nie Vollzeit gearbeitet.

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