Autistischer nach Burnout?

  • hallo zusammen,
    vielleicht weiß jemand eine Antwort auf meine Frage....
    Kann es sein dass man nach einem Burnout autistischer ist als davor?.
    Meiner liegt nun zwei Jahre zurück. Ich habe das Gefühl ich bin viel empfindlicher als vorher. Gerate schneller in einen Meltdown usw.
    Als wenn seitdem irgendwas bei mir kaputt gegangen ist. Nach zuviel sozialer Interaktion habe ich am nächsten Tag immer Schwierigkeiten mit Depressionen.

  • Kurzantwort: Ja.

    Eigentliche Antwort: Jein.
    Meiner eigenen Erfahrung nach (Burnout 2016-2018) würde ich sagen, dass die Schwierigkeiten im Kontext Autismus ausgeprägter werden. Also nicht „ich bin autistischer“ sondern eher: Meine Reizempfindlichkeit ist extremer als sonst. Ich kann nicht mehr so gut maskieren, da ich keine Energie habe, daher fällt es anderen eher auf, dass ich Autist bin (bzw. dass „irgendwas mit mir nicht stimmt“ oder ich „schlecht gelaunt“ bin, je nach Interpretation).
    Es ging bei mit einer chronische Erschöpfung einher (wurde so diagnostiziert) und ich hab sehr viel geschlafen, alles war mir zu anstrengend und ich konnte mich nur sehr langsam wieder erholen. Monatelang dachte ich, dass das für immer so bleibt aber es wurde besser. Mit viel Ruhe und Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von Xnor (12. August 2022 um 20:38) aus folgendem Grund: „Eigentliche Antwort“ ergänzt

  • Ich bin mir nicht sicher ob meine autistischen Symptome einfach altersbedingt schlimmer werden oder ob es an meinen beiden bisherigen Burnouts liegt. Streng genommen befinde ich mich an der Schwelle zum Dritten, aber wenn ich ehrlich bin, ist meine (Über-)Belastung dieses Mal längst nicht so stark gewesen wie bei den beiden Gelegenheiten zuvor. Es ist einfach nicht zu leugnen, dass meine Belastungsfähigkeit deutlich nachgelassen hat und ich nach jedem der beiden vorangehenden Burnouts nie mehr die Leistungsfähigkeit von "davor" erreicht habe.

    Daher denke ich, dass so eine geschehene Überlastung auf irgendeine Weise tatsächlich die autistischen Symptome verschlimmern kann - und sei es nur durch Reduktion der Möglichkeiten zu Maskieren und Kompensieren.

  • Meine Reizempfindlichkeit ist extremer als sonst. Ich kann nicht mehr so gut maskieren, da ich keine Energie habe

    Ich hatte schon ein paar Zusammenbrüche in meinem Leben, zwar wurde es bisher noch nicht als Burnout diagnostiziert, doch ich schließe mich Xnor an.
    Bei mir ist auch seit gewisser Zeit eine höhere Empfindlichkeit als eh schon bei Reizen vorhanden und das maskieren leidet. Alles verschlimmert seit meiner letzten größeren Kriese.
    Ich bin auch der Meinung das starke Überlastungen Symptome nur verschlimmern. Möglicherweise pendelt es sich ja nach einiger Zeit wieder etwas ein.

  • Ist mMn nur ein subjektives Empfinden wie schon von anderen angedeutet. Es liegt einfach nur daran, dass du in der Rekonvaleszensphase nach dem Burnout (die lange dauern kann, evtl. auch lebenslang) weniger psychische Energie hast und sowohl das "Aushalten" der Belastung durch die autismusbedingt andere Reizverarbeitung als auch das Anwenden der diversen Kompensationtechniken kostet psychische Energie. Hast du andauernd insgesamt weniger davon, ist die eben schneller aufgebraucht und weil sie schneller aufgebraucht ist, kommst du dir empfindlicher vor. Du bist aber an sich nicht empfindlicher als vorher.

  • Kann es sein dass man nach einem Burnout autistischer ist als davor?.
    Meiner liegt nun zwei Jahre zurück. Ich habe das Gefühl ich bin viel empfindlicher als vorher. Gerate schneller in einen Meltdown usw.
    Als wenn seitdem irgendwas bei mir kaputt gegangen ist. Nach zuviel sozialer Interaktion habe ich am nächsten Tag immer Schwierigkeiten mit Depressionen.

    Meine Antwort dazu ist Ja.

    Was ich brauch' ist ein Pinguin mit Übergewicht, der für mich das Eis bricht, denn ich kann das nicht! ~Jennifer Rostock

  • Stressige Lebensereignisse hinterlassen ihre Spuren im
    Nervensystem.
    Also ist es ganz normal dass du nach einem richtigen Burnout empfindlicher bist.
    Da wieder rauszukommen ist schwer. Mir hat das Buch „the body keeps the score“ sehr geholfen um die physiologischen Hintergründe zu verstehen und auch um herauszufinden welche Therapieansätze gut sind.
    Es geht in dem Buch zwar um Trauma, aber die ganzen Kapitel zu stressbedingten Überaktivität sind denke ich auch bei depressionsbedingten stressreaktionen nützlich.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Mir hat das Buch „the body keeps the score“ sehr geholfen um die physiologischen Hintergründe zu verstehen und auch um herauszufinden welche Therapieansätze gut sind.
    Es geht in dem Buch zwar um Trauma, aber die ganzen Kapitel zu stressbedingten Überaktivität sind denke ich auch bei depressionsbedingten stressreaktionen nützlich.

    https://www.amazon.de/Das-Trauma-dir…sc=1&th=1&psc=1
    Ist es dieses Buch oder hast du es auf Englisch gelesen?
    Es scheint zwei deutsche Übersetzungen zu geben... :?

    Was ich brauch' ist ein Pinguin mit Übergewicht, der für mich das Eis bricht, denn ich kann das nicht! ~Jennifer Rostock

  • @_lisa_ ja das ist der Autor. Bessel van der Kolk.
    Ich habe es auf englisch gelesen. Bin in England zur Schule gegangen und habe auch Anglistik studiert (wenn auch noch nicht fertig), ich lese keine Übersetzungen. Also kann ich dir nicht weiterhelfen welche Übersetzung jetzt besser ist.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Habt ihr auch manchmal Angst dass ihr verrückt sein könntet und nicht autistisch? So geht es mir gerade mal wieder und das ist beängstigend. Dieser Gedanke kommt immer wieder.
    Mein Therapeut hat mir erklärt und auch der Neurologe, dass wenn man sich fragt ob man verrückt ist, es sicher nicht ist weil die die es sind das meist selbst gar nicht merken bzw keine Krankheitseinsicht haben.
    Das Angst haben verrückt zu sein resultiere aus Stress, sagte man mir.

  • Habt ihr auch manchmal Angst dass ihr verrückt sein könntet und nicht autistisch? So geht es mir gerade mal wieder und das ist beängstigend. Dieser Gedanke kommt immer wieder.
    Mein Therapeut hat mir erklärt und auch der Neurologe, dass wenn man sich fragt ob man verrückt ist, es sicher nicht ist weil die die es sind das meist selbst gar nicht merken bzw keine Krankheitseinsicht haben.
    Das Angst haben verrückt zu sein resultiere aus Stress, sagte man mir.

    Ich habe eher keine Angst "verrückt" zu sein, bin aber manchmal besorgt von der Umwelt als verrückt (im Sinne von gemeingefährlich) wahrgenommen zu werden.

    Ab und zu gibt es Amokläufer und/oder Sexualstraftäter die von ihren Lebensumständen Ähnlichkeiten mit harmlosen Außenseiter-Aspies aufweisen. Ich habe schon in Internetforen im Anschluss an solche Vorkommnisse die Forderung gelesen, dass man Menschen die in entsprechender Weise auffallen prophylaktisch unter Aufsicht stellen sollte. Das wird sich rechtlich zwar nicht durchsetzen lassen, so lange wir in einem Rechtsstaat leben, aber das schützt einen nicht vor den Übergriffen eines wütenden Mob, wenn man in seinem Umfeld als "verrückt" wahrgenommen wird und irgendwas passiert, das man einem Verrückten zutrauen würde.

  • Habt ihr auch manchmal Angst dass ihr verrückt sein könntet und nicht autistisch?

    Ja, ist bei mir auch schon vorgekommen.

    , dass wenn man sich fragt ob man verrückt ist, es sicher nicht ist weil die die es sind das meist selbst gar nicht merken bzw keine Krankheitseinsicht haben.

    Das ist auch der Hinweis, denn ich dazu bekommen habe.

    Für mich selbst 'zerflücke' gerne Wörterr. Und dann heiß ver-rückt ja eigentlich nur ein bischen anders hingestellt. Und das paßt ja irgendwie auch.

    ____________________________________________________________________________________________

    -> Don't Panic <-

  • Habt ihr auch manchmal Angst dass ihr verrückt sein könntet und nicht autistisch? So geht es mir gerade mal wieder und das ist beängstigend. Dieser Gedanke kommt immer wieder.
    Mein Therapeut hat mir erklärt und auch der Neurologe, dass wenn man sich fragt ob man verrückt ist, es sicher nicht ist weil die die es sind das meist selbst gar nicht merken bzw keine Krankheitseinsicht haben.
    Das Angst haben verrückt zu sein resultiere aus Stress, sagte man mir.

    Ich glaube bei mir war eher lange Zeit das verdrängen und verdrehen meiner eigentlichen Symptome das Problem. Dieses "es nicht wahr haben wollen " hat letztendlich zu einem ziemlichen Chaos und Kraftaufwand geführt.
    Für verrückt gehalten habe ich mich auch immer wieder mal, wenn ich gemerkt habe, dass ich einfach anders bin und nichts daran so richtig ändern kann.
    Die Akzeptanz hat mir letztendlich weitergeholfen. Den Stress hat es mir auch ein wenig genommen. Dennoch ist es nicht einfach und die Frage nach dem: bin ich verrückt? Kann trotzdem schonmal aufkommen.

  • Ok danke! Ich nerve mich selbst mit diesen Gedanken. Immer wieder die Zweifel an der Diagnose obwohl sie so eindeutig ist. Ich könnte eine sehr lange Liste an Symptomen und Eigenschaften aufzählen und dennoch. Ich denke, die Leute die mich diagnostiziert haben könnten sich ja irren und ich bin total schizophren oder psychotisch und das seit Jahren. Nun, komische Sachen mache ich nicht, ausser hier seltsame Themen anzusprechen. Ich halluziniere nicht und habe einen gesunden Schlaf. Stimmen höre ich auch nicht .....
    Vielleicht gehört das immer wieder Nachfragen und "über das eine Thema reden wollen " sogar auch dazu.

  • @Emma04, hast du lust das mit den Symptomen näher zu erläutern?
    Es würde mich interessieren

    Ich glaube übrigens auch das Nachfragen helfen kann!

    Also Symptome die ich sonst habe und durch sehr belastende Phasen verstärkt werden, sind unter anderem folgende:

    - hohe Reizempfindlichkeit
    - Isolation (sozialer Rückzug)
    - geringe Belastbarkeit
    - Müdigkeit
    - herabgesetzte Frustrationstoleranz
    - verstärkter Rückzug in eigene Welten
    - vermehrtes Stimming
    (Um mal einige zu benennen)

    Es ist in gute Zeiten mehr auszuhalten, doch wie NTs kann ich mich nie fühlen, egal wie sehr ich mich anstrenge.

    Hast du jemanden, mit dem du reden kannst?

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