Kostet es euch Überwindung, aus dem Haus zu gehen, z.B. zum Einkaufen?

  • @Lefty zu deiner Frage. Ich kann seit Wochen kaum noch raus, nur zu wichtigen Terminen. Ich stehe oft angezogen und fertig zum Einkaufen vor der Türe und kann dann nicht über die Schwelle treten. Unser nächster Laden hat komplett umgebaut. Horror pur auch weil laufend ein Teil des Sortiments anders umgeräumt wird. Dann haben einige Firmen ihre Verpackungen verändert. Nächster Stress sind die vielen Preiserhöhungen, so verliere ich den Überblick und kann mich nicht kontinuierlich an teilweise tägliche Preisänderungen anpassen.
    Nächstes Dilemma für das ich noch keine Lösung habe ist wenn ich draußen war, schnell den Einkauf verräumen muss oder aus irgendwelchem Grund nochmal in die Wohnung muss, komme ich nicht noch einmal raus. Das zwingt mich dazu vieles auf einem Weg zu erledigen was wiederum auch enorm belastend ist, denn ich schaffe es derzeit nur noch Max. 2 Std. weg zu sein.

    Außerhalb zu übernachten ist ein Unding, nicht denkbar. Ich schaffe es nicht zu Planen, zu organisieren oder zu Packen was ich benötige. Ich habe mit Unterstützung eine Ferienwohnung gefunden, auch jemanden gefunden der täglich vorbeikommen würde. Nach zwei Tagen ging der Beat. Mein Rhythmus war weg, meine Routinen durcheinander, null Struktur mehr, ich bin Stundenlang in der Wohnung hin und her gelaufen bis mich meine Freunde nach Hause gebracht haben. Was ich mir aber vorstellen könnte wäre mit einem kleinen Wohnmobil unterwegs zu sein. Finanziell ist das aber nicht machbar.

    Generell ist es ein Problem mit dem Rausgehen. Vor Terminen muss ich jeden Schritt und Minute planen, auch den Weg den ich nehmen muss, da sollte auch nichts dazwischen kommen.

    Es ist egal wer vor dir steht solange du weißt wer hinter dir steht.

  • Ich stehe oft angezogen und fertig zum Einkaufen vor der Türe und kann dann nicht über die Schwelle treten.

    Das ist mir schon passiert, als ich einen Ausflug allein machen wollte - ich hab mich fertig gemacht und meinen Rucksack gepackt und dann hab ich alles wieder ausgepackt und mich wieder umgezogen. Mich hatte irgendwie die Angst gepackt, wahrscheinlich davor, dass mich unterwegs etwas überfordert oder ich mich verlaufe und ich dann allein bin. Dass dir das wegen des Supermarkts passiert und dann wohl auch regelmäßig, ist echt hart, es tut mir leid, das zu lesen. Vielleicht könntest du es so versuchen, dass du erstmal nur zwei oder drei Sachen kaufst. Dann die Belastung durch die vielen Veränderung nicht ganz so groß. Und das dann wiederholen. So kannst du dich vielleicht auch allmählich an den Umbau gewöhnen.

    Nächstes Dilemma für das ich noch keine Lösung habe ist wenn ich draußen war, schnell den Einkauf verräumen muss oder aus irgendwelchem Grund nochmal in die Wohnung muss, komme ich nicht noch einmal raus.

    Mir fällt es auch extrem schwer, wenn ich zurück zu Hause bin, dann nochmal rauszugehen, ich mache das nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Deshalb muss ich auch alles miteinander verbinden, so gut es geht.

    Mein Rhythmus war weg, meine Routinen durcheinander, null Struktur mehr, ich bin Stundenlang in der Wohnung hin und her gelaufen bis mich meine Freunde nach Hause gebracht haben.

    Verstehe ich das richtig, dass du ohne deine gewohnten Routinen gar nicht mehr handlungsfähig warst? Hattest du vorher ein paar Unternehmungen geplant, oder wolltest du dein Zuhause-Leben einfach auf die Ferienwohnung übertragen?

    Generell ist es ein Problem mit dem Rausgehen. Vor Terminen muss ich jeden Schritt und Minute planen, auch den Weg den ich nehmen muss, da sollte auch nichts dazwischen kommen.

    Das mache ich auch, aber das muss man doch auch, damit man den Weg weiß, den man nehmen wird, und pünktlich ist.

    Ich möchte noch sagen, so ein kompletter Umbau eines Supermarkts ist wirklich schlimm. Früher kaufte ich fast immer in einem bestimmten Supermarkt ein, aber manchmal nahm ich einen anderen, der auch auf dem Heimweg lag - dieser wurde geschlossen, dann war da ewig Baustelle, es sollte ein neuer Supermarkt dort entstehen. Schon der Anblick dieser Baustelle war für mich schlimm, als der neue dann fertig und eröffnet war, war ich einmal drin - es war traumatisierend - es war halt einfach alles neu und anders. Ich bin da nie wieder reingegangen. Ich kann mir vorstellen, wie schlimm es sein muss, wenn so etwas den Supermarkt betrifft, zu dem man immer oder jedenfalls meistens geht.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (15. August 2022 um 20:27)

  • @Lefty es ist der einzige Laden den ich zu Fuß erreichen kann. Ich bin ein sog. Landei und möchte auch nie mehr zurück in eine Stadt. Das mit der Ferienwohnung war eine Idee um mal für eine Woche weg zu kommen, etwas Neues zu sehen und zu Erwandern. Mir war bisher gar nicht bewusst wie wichtig diese Routinen usw. sind. Ich dachte ich schaffe das allein, doch wurde ich eines Besseren belehrt.
    Also werde ich weiter nachdenken wie ich mich selbst austricksen oder mit mir selbst arrangieren und welche Kompromisse ich eingehen kann.

    Es ist egal wer vor dir steht solange du weißt wer hinter dir steht.

  • Ich möchte ein Erfolgserlebnis vermelden. Letzten Samstag war ich so früh wach, dass ich morgens einkaufen gegangen bin. Ich habe meine Routine durchgeführt aber nicht vollständig, dann bin in zum Supermarkt gegangen, als ich diesen verließ, war es eine Minute vor 8 Uhr, 8 Uhr öffnete der Rossmann, sodass ich diesen auch gleich aufsuchen konnte - hatte mir vorher die Öffnungszeiten beider Geschäfte rausgesucht, was bisher nicht nötig war, weil ich nie an den Randöffnungszeiten einkaufen ging. Zurück zu Hause konnte ich dann nach dem Verräumen der Einkäufe meine Vormittags-/Mittagsroutine fortsetzen, also ich konnte da wieder einrasten. Ich fühlte mich nach dem Einkauf nur wenig erschöpft.
    Auch heute war ich wieder schön früh wach, vor sechs Uhr, und da war klar, dass ich es heute wieder so machen würde.
    Ich hoffe, dass ich das so etablieren kann. Ich weiß nicht, wie es im Herbst, Winter ist, wenn ich wegen der Dunkelheit wahrscheinlich später wach werde.
    Es waren immerhin auch um diese Zeit schon einige Leute unterwegs. Der Supermarkt war wunderbar leer, der Rossmann auch - heute war ich schon fünf Minuten vor 8 Uhr vor dem Rossmann, aber ich durfte schon rein. Hab gefragt, ob ich warten soll, sie stellten gerade die Aufsteller und Körbe raus, aber sie hat mich reingewinkt.

    Also die Geschäfte sind um diese Uhrzeit super, aber draußen war es mir trotzdem teilweise zuviel (eine Gruppe herumlungernder Jugendlicher mit lauter Musik, eine Gassigeherin mit einem Hund, der irgendetwas klapperndes umhatte, die liefen hinter mir und dieser Hund klapperte die ganze Zeit. Hatte meine Kopfhörer nicht auf, weil ich dachte, es ist schön, auch mal ohne rausgehen zu können, ich hatte sie dabei, aber wollte sie nicht aufsetzen, weil ich mich auch mal frei fühlen will!)

    Das Beste war der Hinweg (bis der Klaperhund auftauchte): es hatte viel geregnet und es hing ganz viel Feuchtigkeit in der Luft, überall das satte Grün von Büschen und Bäumen und dazwischen dieser wunderschöne Nebel.

  • Das ist mir schon passiert, als ich einen Ausflug allein machen wollte - ich hab mich fertig gemacht und meinen Rucksack gepackt und dann hab ich alles wieder ausgepackt und mich wieder umgezogen. Mich hatte irgendwie die Angst gepackt, wahrscheinlich davor, dass mich unterwegs etwas überfordert oder ich mich verlaufe und ich dann allein bin.

    Ich mache tatsächlich nie Ausflüge alleine. Wenn ich nicht mit meinem Freund oder meiner Mutter oder ggf. Freunden wo hin kann, dann gehe ich nur so einfach so spazieren, meist ziemlich planlos. Das kann dann auch ein paar Stunden gehen, weil ich halt irgendwo hin laufe, dann vielleicht einen Kaffee trinke und dann irgendwie mit der U-Bahn oder Tram oder so heimkomme. Aber jetzt so richtig einen Ausflug, das würde ich mich auch nicht trauen, allein schon wegen des grottigen Orientierungssinns. Ich traue mich auch nicht alleine im See zu baden oder in wilden Gewässern, da ist die Sorge doch zu groß, dass etwas passiert und es keiner mitbekommt.

    Ich finde das also schon sehr mutig :)

  • Ich möchte ein Erfolgserlebnis vermelden. Letzten Samstag war ich so früh wach, dass ich morgens einkaufen gegangen bin. Ich habe meine Routine durchgeführt aber nicht vollständig, dann bin in zum Supermarkt gegangen, als ich diesen verließ, war es eine Minute vor 8 Uhr, 8 Uhr öffnete der Rossmann, sodass ich diesen auch gleich aufsuchen konnte - hatte mir vorher die Öffnungszeiten beider Geschäfte rausgesucht, was bisher nicht nötig war, weil ich nie an den Randöffnungszeiten einkaufen ging. Zurück zu Hause konnte ich dann nach dem Verräumen der Einkäufe meine Vormittags-/Mittagsroutine fortsetzen, also ich konnte da wieder einrasten. Ich fühlte mich nach dem Einkauf nur wenig erschöpft.

    Ich wünschte, ich könnte auch ohne diverse Medikamente und Zwang gegen mich selbst vor 9 Uhr aufstehen, aber es ist wirklich immer eine Zumutung. Es war auch die ganze Zeit zur Schulzeit eine Zumutung. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es bei mir daran liegt, dass es irgendwo zu voll ist....Weil ich mir darüber nie Gedanken mache. Das müsste schon arg unbewusst ablaufen.

    Hast du das jetzt als Hauptgrund bei dir herausgefunden?

  • Ich finde das also schon sehr mutig

    Danke :)

    Hast du das jetzt als Hauptgrund bei dir herausgefunden?

    Ich nehme an, dass das schon ein Hauptgrund ist, dass ich nicht raus will, die vielen Geräusche und Verkehrsteilnehmer (zu Fuß, zu Rad oder im Auto - so viele sind das bei mir hier auch nicht, aber trotzdem kann es mir schnell zu viel werden, zumal wenn dann auch noch blendende Sonne und Hitze hinzukommt). Morgens ist es von alldem weniger.
    Hinzu kommt aber sicher, dass ich morgens einfach noch die meiste Energie habe.

  • Ich nehme an, dass das schon ein Hauptgrund ist, dass ich nicht raus will, die vielen Geräusche und Verkehrsteilnehmer (zu Fuß, zu Rad oder im Auto - so viele sind das bei mir hier auch nicht, aber trotzdem kann es mir schnell zu viel werden, zumal wenn dann auch noch blendende Sonne und Hitze hinzukommt). Morgens ist es von alldem weniger.
    Hinzu kommt aber sicher, dass ich morgens einfach noch die meiste Energie habe.

    Ah, ok. Dann bin ich mit meinem Problem wirklich alleine....Dachte tatsächlich, dass mal jemand meine Erfahrung teilt.

  • @seven_of_nine Warum denkst du denn, dass du allein damit bist? Bei dir liegt es doch hauptsächlich an der Ekekutiven Dysfunktion, hattest du geschrieben, und die haben doch viele Autisten, oder?
    Lies mal nochmal, was z.B. @Tenuki und @Shenya geschrieben haben.
    So oder so bist du ganz sicher nicht allein auf der Welt mit deiner Art Problem :)

  • Mir fällt immer wieder auf, dass ich es nicht mag, wenn Leute hinter mir laufen. Ich fühl mich nicht von denen verfolgt, oder so, es stört mich einfach. Beispiel: nachdem der Nebel endlich weg war, bin ich vorhin raus, wollte einfach mal ein Stück laufen. Vor mir in einiger Entfernung 2 Leute mit Hund. Habe mich schon deren Geschwindigkeit angepasst, damit ich sie nicht überholen muss, und die Entfernung ziemlich gleich bleibt zwischen uns. Dann sind die aber dauernd stehen geblieben, und irgendwann hätte ich sie wohl überholen müssen. Ich wollte aber nicht dass sie hinter mir laufen und bin umgedreht und wieder heim. Hat mich einerseits geärgert, weil ich ja raus wollte, andererseits dachte ich: es ist Sonntag, es sind Herbstferien, es sind wieder zu viele Touris hier, was habe ich erwartet? Aber so Situationen habe ich oft, sehr oft. Ich habe schon versucht, all diese Menschen zu ignorieren, sie auszublenden, indem ich Sonnenbrille trage und über Kopfhörer Musik höre. Aber ich packe es einfach nicht.

  • Mir fällt immer wieder auf, dass ich es nicht mag, wenn Leute hinter mir laufen. Ich fühl mich nicht von denen verfolgt, oder so, es stört mich einfach.

    Geht mir genauso, ich hasse das wie die Pest. Lösung: schneller gehen, überholen, schnelleres Tempo beibehalten, bis man weit genug voraus ist, dass man nicht mehr damit rechnen muss, gleich wieder die Tritte hinter einem zu hören. In deinem Fall, wo die ständig stehen blieben, hättest du damit gute Chancen gehabt. Allerdings hat man gerade bei einem Spaziergang ja keine Lust, so rumzuhetzen.

    Heute auch wieder gemerkt, wie sehr mich die anderen Fußgänger stressen. Ich bin ständig am Berechnen. Einmal kam eine Person aus einem Hauseingang. Ich habe einen kleinen Schlenker gemacht, damit die Person nicht warten muss, bis ich vorbei bin, dann sah ich aus dem Augenwinkel, dass sie erst etwas vom Boden aufgehoben hat, eine Schubkarre oder so lag da. Der Schlenker war durch diese Verzögerung unnötig geworden und das hat mich dann gewurmt, weil ich Energie vergeudet habe - also in dieser Situation fiel es mir auf, wie ich permanent berechne, damit ich niemandem und niemand mir in die Quere kommt auf eine Art, die den Weg verzögert. Wie machen das die anderen Leute???

    Und heute hieß es von der Apotheke: ab 16 Uhr kann ich das Medikament abholen. Habe vom Feierabend an nur an 16 Uhr gedacht, und der Unwille wurde immer stärker. Als es fast 16 Uhr war, dachte ich, ich muss ja nicht direkt um 16 Uhr da sein! (Ich wollte schon, weil ich dann umso früher wieder zu Hause gewesen wäre, ich mag es nicht, wenn ich am Abend noch in irgendetwas involviert bin.) Dann war der Unwille aber so groß, dass ich dachte, ich geh einfach gar nicht. Einkaufen wollte ich zwar auch, aber kann ich auch morgen machen. Dann dachte ich: dann muss ich aber in der Apotheke nochmal anrufen und Bescheid sagen, dass ich es erst morgen abhole. Also doch lieber gehen. Vor Frust hab ich mich hingelegt und gebetet um Kraft und Unterstützung. Bin eingeschlafen. Nach 17 Uhr aufgewacht, dann fühlte ich mich besser und bin los. Der Blick aus dem Fenster vorher hatte mich auch ermutigt, weil kein Sonnenschein mehr, also eine Reizquelle weniger.

    Draußen war ich dann zwar auch tatsächlich wieder gestresst von den Reizen und den anderen Verkehrsteilnehmern, also unterbewusst ist es vielleicht einerseits das, was mich nicht rausgehen lassen will, weil auch wenn ich mir zu Hause nicht vorstellen kann, dass es draußen so sein wird, ist es ja doch abgespeichert irgendwo in meinem Gehirn, aber andererseits liegt es definitiv auch an der Umstellung - ich bin drinnen, ich will drinnen bleiben.
    Es macht mich fertig: ich kann das analysieren, soviel ich will, es ändert sich nichts. Es kommt ja bei der Analyse nichts heraus, wo ich denke: ah, okay, das kann ich ändern, umgehen usw.

  • Manchmal glaube ich, andere Leute berechnen sowas gar nicht, die latschen einfach los und denken sich, sollen ihnen die anderen doch Platz machen, oder aus dem Weg gehen. Ganz krass finde ich, sieht man das beim Einkaufen, wenn irgendwer seinen Wagen mitten im Weg einfach stehen lässt. Egal ob jemand anderes noch dran vorbei kommt. Einmal hatte ich das mit so einer Oma, die liess auch ihren Wagen einfach mitten im Gang stehen. Hab den dann ein Stück zur Seite geschoben, damit ich vorbei komme. Keift sie mich an, ich soll meine Finger von ihrem Wagen lassen. Ich hab nicht drauf reagiert und bin weiter, habe aber hinterher gedacht, ich hätte ihr sagen sollen, wenn sie nicht möchte, dass irgendwer ihren Wagen zur Seite schiebt, dass sie ihn dann gleich so hinstellen soll, dass man vorbei kommt.

    Meine Eltern schütteln regelmässig den Kopf über mich, weil ich nicht rausgehe, wenn hier viel los ist. Mein Vater trifft sich gern mal in nem Biergarten mit mir hier im Ort. Wenn er noch nicht da ist, warte ich draussen, bis er kommt. Er meint immer, ich soll mich dann schon an einen freien Tisch setzen. Aber ich mach das nicht. Ich mag es auch nicht, wenn sich Leute zu uns an den Tisch setzen, weil sonst nichts mehr frei ist. Mein Vater unterhält sich dann mit denen, ich mag dann gar nicht mehr reden, weil die mich stören. Ich würde mich auch nie zu wem an den Tisch setzen, lieber würde ich woanders hingehen, oder heim.

  • Erledigungen wie Einkäufe oder Termine sind für mich nicht schwer.

    Beim Einkaufen bin ich allein und muss einfach nur bezahlen. Termine sind eine förmliche Sache und ich muss nur irgendein sachliches Thema besprechen. Deshalb habe ich damit keine Probleme.

    Die Probleme beginnen bei mir, wenn es freizeitmäßig / informell wird, z.B. Treffen mit Kollegen/Bekannten, Feiern, in einer Gruppe zusammen reden, lachen etc. Das ist für mich unerträglich.

  • Bei mir ist das oft Phasenweise, mal fällt es mir einfacher, mal schwerer raus zu gehen.
    Einfacher fällt es mir, wenn ich nicht in die Innenstadt oder einkaufen muss, sondern wenn ich einen kleinen Spaziergang im Grünen mache.

    Beim Einkaufen kann es passieren, dass ich dann oft die falschen Produkte kaufe oder etwas vergesse, weil ich so abgelenkt bin. Deswegen habe ich es mir angewöhnt immer das gleiche zu essen, damit ich beim Einkaufen keine neuen Wege gehen oder suchen muss. Schwierig wird es, wenn es das dann nicht gibt und ich spontan vor Ort einen neuen Einkaufsplan machen muss. Oft kaufe ich dann wieder irgendwas und ärgere mich dann Zuhause, weil ich nicht das Richtige habe.
    In neue Geschäfte gehe ich auch nicht gerne. Kleidung kaufen ist super anstrengend, weil ich dann wirklich suchen muss und nicht direkt weiß, wo ich das passende finde.

    Die meisten Termine sind da einfacher (Arzt, Amt,..). Da gehe ich einfach hin und beantworte die Fragen. Das bleibt dann meist sachlich und ich muss mich nicht viel unterhalten.

    In schlechten Phasen nehme ich meine Kopfhörer mit und höre dann Musik. Das schirmt ab und ist auch gut, um nicht angesprochen zu werden. Und für den Notfall, wenn ich absolute Ruhe brauche, habe ich einen Gehörschutz dabei.

  • also in dieser Situation fiel es mir auf, wie ich permanent berechne, damit ich niemandem und niemand mir in die Quere kommt auf eine Art, die den Weg verzögert.

    Ich habe einen kleinen Schlenker gemacht, damit die Person nicht warten muss, bis ich vorbei bin, dann sah ich aus dem Augenwinkel, dass sie erst etwas vom Boden aufgehoben hat, eine Schubkarre oder so lag da. Der Schlenker war durch diese Verzögerung unnötig geworden und das hat mich dann gewurmt,

    Das kenne ich auch.
    Bei Hundebesitzern, die vor mir laufen, gehe ich meist schon direkt auf die andere Straßenseite, weil die Hunde so oft anhalten, dass sich der Weg dennoch kreuzt, und die Hunde sich oft auch vor einen stellen aus ihrem Instinktverhalten. Und dann beginnen die Hundebesitzer oft eine Kommunikation.

    Am meisten nervt mich, wenn Leute vor mir anhalten, ohne sich umzudrehen, und genau dann weiterlaufen, wenn ich gerade neben ihnen angelangt bin. Oder kurz nach oder vor mir weiterlaufen. Wenn sie direkt vor mir oder neben mir weiterlaufen, laufe ich kleinere, langsamere Schritte. So fällt es nicht auf, dass ich Abstand suche, wenn sie sich zu mir umdrehen. Und wenn sie aber zu langsam sind, oder ich schon vorne bin, beschleunige ich, ebenfalls unaufällig mit größer-schnelleren Schritten.
    Wenn ich irgendwo stehen bleibe, drehe ich mich vorher um, wie im Auto, oder mit dem Pferd in der Reitbahn. Bahnreiten ist ein Vorteil (man achtet stark darauf, keinem anderem 500 Kilo-Pferd im Galopp in den Weg zu kommen). Aber fast jeder fährt auch Auto. Ich verstehe nicht, wieso das so schlecht übertragbar ist für einige.

    Vermutlich ist eine menschliche Schritttempo-Kollision für einige nicht vergleichbar unangenehm.^^ Vielleicht für manche sogar noch unbewusst angenehm oder auch normal. In Gruppen laufen viele so nah beieinander, dass die sich ständig berühren. Oder sitzen auch eng aneinander. Das mag ich auch nicht. Und in der Großstadt schlendern auch viele eng an eng. Während ich derealisiere.

    Normale Leute ohne Smalltalk-Bedarf laufen in Staumomenten vermutlich einfacher dran vorbei oder bleiben kurz stehen. Ich selbst versuche so wenig wie möglich in Aufmerksamkeit zu geraten.

    Ich beneide die Leute aber auch etwas für ihre Entspanntheit. Muss aber nicht immer nur Vorteile oder völlige Entspanntheit haben. Kann auch Zerstreutheit sein. Oder die ecken vielleicht auch in anderen Dingen öfters an. Wie z. B. mein Mann. Der lässt den Einkaufswagen meist quer irgendwo stehen. Über so Leute reg ich mich immer auf. In so etwas hat er keinen Stress. Aber eckt anderweitig oft an.
    Viele merken auch nicht, wenn man an die heranläuft, und hinter den steht, erschrecken sich bei Ansprache dann und sagen "Oh Entschuldigung". Als wäre das so überraschend, dass da jemand anderes durch den Gang wollen würde. Dieses Bewusstsein sitzt mir permanent im Nacken. Und dementsprechend manöveriere ich mich durch den Laden.

    Die meisten Leute kaufen ein, als täten sie das zum ersten Mal. Man kennt doch in etwa die Preise, und was man Essen, will, und wo das steht. Kann im Vorfeld kalkulieren, oder auf seinen Zettel schauen. Ich gehe immer Shoppen, als wäre ich in einem Zeitwettbewerb, der aber mehr ein Ausweichwettbewerb gepaart mit meiner Schnelligkeit ist. Da Tür auf, rein in den Wagen, weiter. Und wenn ich mal was alternatives überlege, achte ich zuerst dadrauf, ob gerade möglichst keiner, oder nur wenige ans Regal wollen oder stehen. Auch weil mich das stresst das Warten und die Nähe.

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