Autismustherapie als Zeichen für Autismus

  • Aber direkten emotionalen Kontakt zu anderen Menschen fühle ich nur sehr, sehr selten.

    Witzig, ich fühle das im Gegenteil sehr stark. Ist ein richtig rauschhafter Zustand. Die meisten Diagnostiker würden mir vermutlich heutzutage eher eine ADHS-Diagnose geben als eine Autismus-Diagnose, obwohl ich autistisch wirke. Aber als Kleinkind hab ich den ICD-10 hervorragend erfüllt, so rückblickend. Kein Wunder, dass der Autismusverdacht öfters aufkam als Kind und man sich wunderte, dass eine so autistisch wirkende Person spricht.

  • Witzig, ich fühle das im Gegenteil sehr stark. Ist ein richtig rauschhafter Zustand. Die meisten Diagnostiker würden mir vermutlich heutzutage eher eine ADHS-Diagnose geben als eine Autismus-Diagnose, obwohl ich autistisch wirke. Aber als Kleinkind hab ich den ICD-10 hervorragend erfüllt, so rückblickend. Kein Wunder, dass der Autismusverdacht öfters aufkam als Kind und man sich wunderte, dass eine so autistisch wirkende Person spricht.

    Bei mir hat das interessanterweise niemand bemerkt. Aber vielleicht hat es auch einfach niemanden interessiert :) Meine Mutter ist auch komisch, es könnte also mit daran liegen. Ich mag zum Beispiel auch Berührungen einfach so nicht, habe aber keinerlei Angst oder sowas, sondern da ist Befremden. Ich dachte immer, das liegt daran, dass meine Mutter mit Umarmungen sehr zurückhaltend war. Aber mir fehlt das auch nicht. Ebenso fand ich die Vorstellung seltsam, schwanger zu sein, weil das doch mein Körper ist.
    Aber genug von mir :) Bei mir ist neulich nur die Selbsterkenntnis "angesprungen".

    Ich glaube, ich sollte auch eine autismusspezifische Therapie wahrnehmen, zumindest für Verhaltenkorrekturen gegenüber anderen.

    Einmal editiert, zuletzt von Abendrot (11. August 2022 um 12:16)

  • In der Kindheit habe ich andere Menschen nicht wahrgenommen.

    Solche Sätze sind es die mich verwirren. Wenn ich das lese denke ich an ein Zimmer wo es Menschen gibt und viele Gegenstände und ein Kind das die Menschen nicht sieht sondern nur die Gegenstände und ich frage mich wie es wäre so etwas zu erleben (dass man die Menschen nicht wahrnimmt obwohl sie da sind aber die Gegenstände schon obwohl auch sie nur da sind wie die Menschen und nichts "extra" haben das sie wahrnehmbarer macht als die Menschen) und frage mich wie das bei jemandem passieren könnte und wie es sich anfühlen würde bei mir wenn es passieren sollte. Ich habe sowohl Gegenstände wie auch Menschen wahrgenommen, denke ich.


    Heute ist das bei mir nicht mehr so, aber nur, weil ich einmal ganz ohne zwischenmenschliche Kontakte dastand, mich unfassbar einsam gefühlt habe, nicht wusste, wie ich da raus komme

    Das ist leider meine jetzige Situation.

    Ich sehe von deinem Beitrag dass du mit "andere Menschen nicht wahrnehmen" etwas anders meinte als was ich damit verstanden habe. Wenn Peter Schmidt sagt dass er Menschen wie "wandernde Säulen" wahrnimmt dann denke ich dass er sie tatsächlich wie wandernde Säulen wahrnimmt und sehe wandernde Säulen.


    Vielleicht kommt Dir etwas davon bekannt vor?

    Ja, das was du in deinem Beitrag geschrieben hast stimmt auch für mich. Am Wichtigsten war die Verbindung zu Dingen, auch abstrakten Dingen wie Büchern oder Texten, und ich war glücklich wenn das Zwischenmenschliche nicht vollkommen fehlte sondern jemand "da" war, auch wenn sie nicht physisch da waren, wenn es (das Zwischenmenschliche) irgendwie auf unauffälliger Art im Hintergrund lief oder eher ereignislos stand (noch besser). Wenn ich jemanden "hatte" der zumindest theoretisch "da" war konnte ich mich ruhig meinen Interessen widmen ohne das Gefühl zu haben dass niemand da wäre. Ein großes Problem dabei war dass die jeweilige Person die "da" war diese Konstellation als etwas dürftig empfand oder zumindest komisch und hat sich entweder darüber beschwert oder ist abgehauen und dann waren sie nicht mehr "da" (im abstrakten Sinne von "da"). Ich habe nie richtig verstanden wozu andere Menschen da seien aber wenn niemand da ist und ich ganz allein auf der Welt bin, wie zur Zeit, fühle ich mich einsam und irgendwie "bedroht" (wie es bei den Urmenschen gewesen sein muss wenn sie ganz allein waren). Auch wenn ich Spaß hatte mit Freunden und Verwandten musste ich viel früher als die anderen weggehen um nicht überlastet zu werden und meine Tätigkeiten waren immer Sachen die ich allein machte, nicht weil niemand mich dabei haben wollte sondern weil die Sachen interessanter waren wenn niemand da war, und weil ich mich anders darauf konzentrieren konnte wenn niemand da war (außer mir, um sie wahrzunehmen).

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    5 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (11. August 2022 um 13:10)

  • Also, wenn ich ehrlich bin, dachte ich lange Zeit, die meisten Menschen könnten auch Robotor sein, aber ich dachte mir, ich behandele sie mal, als wären sie genauso Menschen wie ich (Das ist kein Witz). Punktuell, sehr selten, war das anders. Inzwischen werte ich es so, dass sich die Menschen, die ich anders (in Kindheit und Jugend) erlebt habe, einfach sehr auch mich eingestellt haben.
    Ich habe einfach NICHTS von ihren Gefühlen mitbekommen. Hingegen dachte ich, wenn ich zwei bestimmte Dinge zum Beispiel im Regal nicht nebeneinander stelle, dass sie sich dann nicht wohlfühlen. Noch immer ist es so, dass gewisse Anordnungen auf mich stimmig wirken (das aber weit seltener, was aber daran liegt, dass ich nicht mehr so häufig in mich hineinfühlen kann, sondern ständig schauen muss, was da eigentlich grad um mich herum passiert)
    So war das :)
    Also, ich habe die Menschen gesehen, aber ich hatte keinen Bezug. Inzwischen weiss ich, dass ich einfach blind für manches bin (oder es sind wirklich Robotor ;) ) Und ihr Verhalten erschließe ich mir rational.

    Ich war einfach vollkommen mit mir selbst beschäftigt und glücklich. Dinge haben sich schön angefühlt oder intensiv ausgesehen. Ist heute leider nicht mehr ganz so.

    Zu den sozialen Kontakten: Ich hab eine Therapie angefangen, und mir dann eine WG gesucht. Außerdem habe ich mein Studium fortgesetzt.

  • @Unbewohnte Insel

    Entschuldige, ich habe den letzten Teil Deines Beitrags jetzt erst gesehen. Genau so, wie Du es beschreibst, ist es bei mir auch.
    Nachtrag:
    Wobei es mich nicht stört, wenn jemand dabei ist. Aber derjenige sollte dann die Tätigkeit nicht stören. Weil er selbst das gleiche macht oder etwas anderes, mich aber einfach meins machen lässt.

    Mir hat eine WG wirklich geholfen. Es war immer jemand da, aber ich musste nicht selbst Kontakt initiieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Abendrot (11. August 2022 um 18:15)

  • Solche Sätze sind es die mich verwirren. Wenn ich das lese denke ich an ein Zimmer wo es Menschen gibt und viele Gegenstände und ein Kind das die Menschen nicht sieht sondern nur die Gegenstände und ich frage mich wie es wäre so etwas zu erleben (dass man die Menschen nicht wahrnimmt obwohl sie da sind aber die Gegenstände schon obwohl auch sie nur da sind wie die Menschen und nichts "extra" haben das sie wahrnehmbarer macht als die Menschen) und frage mich wie das bei jemandem passieren könnte und wie es sich anfühlen würde bei mir wenn es passieren sollte. Ich habe sowohl Gegenstände wie auch Menschen wahrgenommen, denke ich.

    Natürlich nimmt man Menschen wahr, sonst müsste man sie ja aktiv ausblenden!

    Aber man kann ja z.B. bei Babys schauen, wie oft sie zur Mutter hinsehen und wie oft zum Heizlüfter. Da ergibt sich dann ggf. bei Autisten ein anderes Verhältnis als bei NTs. Solche Aussagen sind ja nicht absolut zu verstehen. Es geht darum, wie stark man die Aufmerksamkeit auf x richtet und wie stark auf y. Wie oft und wie lange mit zu x sieht und wie lange zu y.

    Und wenn man Menschen wie Gegenstände oder Säulen oder was weiß ich wahrnimmt, dann ist das natürlich auch unnormal. Normal wäre, Menschen stärker wahrzunehmen als Gegenstände (natürlich je nach Situation!) und ihnen tendenziell mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Normal wäre es auch denke ich, emotional sich stärker zu Menschen hingezogen zu fühlen als zu Dingen. Aber auch da gilt nur tendenziell, denn eine starke emotionale Verbundenheit zu einem Stofftier ist z.B. normal.

    Einmal editiert, zuletzt von seven_of_nine (12. August 2022 um 12:07)

  • Natürlich nimmt man Menschen wahr, sonst müsste man sie ja aktiv ausblenden!
    Aber man kann ja z.B. bei Babys schauen, wie oft sie zur Mutter hinsehen und wie oft zum Heizlüfter. Da ergibt sich dann ggf. bei Autisten ein anderes Verhältnis als bei NTs. Solche Aussagen sind ja nicht absolut zu verstehen. Es geht darum, wie stark man die Aufmerksamkeit auf x richtet und wie stark auf y. Wie oft und wie lange mit zu x sieht und wie lange zu y.

    Und wenn man Menschen wie Gegenstände oder Säulen oder was weiß ich wahrnimmt, dann ist das natürlich auch unnormal. Normal wäre, Menschen stärker wahrzunehmen als Gegenstände (natürlich je nach Situation!) und ihnen tendenziell mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Normal wäre es auch denke ich, emotional sich stärker zu Menschen hingezogen zu fühlen als zu Dingen. Aber auch da gilt nur tendenziell, denn eine starke emotionale Verbundenheit zu einem Stofftier ist z.B. normal.

    Aus meinen Kindheitserfahrungen weiss ich: Ja klar, man sieht Menschen. Man rennt nicht gegen sie. Aber Menschen wahrnehmen umfasst ja auch, sie als Menschen wahrnehmen (also, als fühlende, einen Willen habende Wesen). Das war bei mir nur bedingt der Fall (und ich weiss nicht, wie weit bedingt geht). Erst später hat sich mir das umfassender erschlossen.
    Gegenstände hingegen sind, denke ich, besser in Einklang zu bringen mit dem eigenen "Rhythmus". Man kann sie anordnen, Beweise lesen, wie auch immer,... Und dann ist die emotionale Bindung mehr ein kongruent dazu sein und sich selbst darin widerklingen fühlen. Mitschwingen (das, was andere wahrscheinlich, wie ich gehört habe, bei Menschen haben).
    Es gibt bei Gegenständen keine "Störgeräusche".

    Ich würde mir das wir Farbenblindheit vorstellen (bei mir ist das so). Ich nehme manches nicht wahr und früher wurde der gesamte Mensch dann mehr oder weniger irrelevant für mich (das schöne sind ja Gefühle), und was irrelevant ist, wurde auch zumeist nicht bewußt wahrgenommen.

    Heute nehme ich Menschen als fühlende Wesen war, aber ohne Verstand wäre mir das so nicht gelungen.

    Das hört sich seltsam an, ist aber bei mir eigentlich wie Farbenblindheit.

  • Aus meinen Kindheitserfahrungen weiss ich: Ja klar, man sieht Menschen. Man rennt nicht gegen sie. Aber Menschen wahrnehmen umfasst ja auch, sie als Menschen wahrnehmen (also, als fühlende, einen Willen habende Wesen). Das war bei mir nur bedingt der Fall (und ich weiss nicht, wie weit bedingt geht). Erst später hat sich mir das umfassender erschlossen.

    Ich erinnere mich, dass ich als Kind Menschen vor allem als Bedrohung wahrnahm. Nicht allgemein und abstrakt sondern konkret hinsichtlich der Gefahr (oder auch nur Belästigung) die von jedem Individuum für mich ausgehen könnte. Also etwa in der Form:

    Unbekannter älterer Mann -
    Vermutlich ungefährlich. Unauffällig vorbeigehen.

    Nachbarin Frau Schmidt -
    Eigentlich nett. Freundlich grüßen nicht vergessen, sonst petzt sie bei meinen Eltern dass ich unhöflich bin. Trotzdem schnell vorbeigehen, denn Gefahr von ihr in ein Gespräch verwickelt zu werden oder gar für sie eine Besorgung erledigen zu müssen.

    Älterer Raufbold, polizeibekannt -
    schnell abhauen, sonst Taschengeld weg und Fresse blau

    jüngerer Nachbarsjunge -
    harmlos aber lästig, weil immer mitspielen wollend aber noch zu klein für sinnvolles Spiel. So tun als ob keine Zeit habend.

    usw.

  • Heute nehme ich Menschen als fühlende Wesen war, aber ohne Verstand wäre mir das so nicht gelungen.

    Das hört sich seltsam an, ist aber bei mir eigentlich wie Farbenblindheit.

    Also ich denke dass ich mich als Kind hauptsächlich bei mir auf meinem Zimmer zuhause fühlte und dort war ich mit Gegenständen beschäftigt und zwar auf einer "autistischen Art" die von stereotypischen Bewegungen vor den Augen begleitet war und mit der Kontemplation von Gegenständen, Mustern und Details auf Bildern (auch in meinem Kopf) zu tun hatte. Als ich aber zwischendurch "nach unten" zu meiner Familie (Eltern, Schwester) ging hatte ich mit Menschen zu tun an einem Ort (Wohnzimmer) wo es zwar Gegenstände gab aber eben auch Menschen, wobei zu viel Zeit mit Menschen zu verbringen schwierig war und ich mich immer wieder zurückziehen musste um mich mit stereotypen Bewegungen vor den Augen aufzutanken (wie ein Auto). Die "beste" oder "eigenste" Zeit war die Zeit allein mit meinen Bewegungen auf meinem Zimmer. Jetzt im Alter sitze ich in meiner Wohnung und beschäftige mich fast den ganzen Tag mit meinem SI. Es fehlt mir an Kontakt zu den Menschen die alle außerhalb von meiner Wohnung sind obwohl ich (außerhalb von meiner Wohnung) mehr Kontakt zu anderen Menschen gern hätte als Supplement zu meiner Beschäftigung mit meinen SIs. Meinst du so etwas wenn du schreibst dass man Gegenstände wahrnimmt und nicht Menschen aber trotzdem Menschen braucht?

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Ich erinnere mich, dass ich als Kind Menschen vor allem als Bedrohung wahrnahm. Nicht allgemein und abstrakt sondern konkret hinsichtlich der Gefahr (oder auch nur Belästigung) die von jedem Individuum für mich ausgehen könnte. Also etwa in der Form:
    Unbekannter älterer Mann -
    Vermutlich ungefährlich. Unauffällig vorbeigehen.

    Nachbarin Frau Schmidt -
    Eigentlich nett. Freundlich grüßen nicht vergessen, sonst petzt sie bei meinen Eltern dass ich unhöflich bin. Trotzdem schnell vorbeigehen, denn Gefahr von ihr in ein Gespräch verwickelt zu werden oder gar für sie eine Besorgung erledigen zu müssen.

    Älterer Raufbold, polizeibekannt -
    schnell abhauen, sonst Taschengeld weg und Fresse blau

    jüngerer Nachbarsjunge -
    harmlos aber lästig, weil immer mitspielen wollend aber noch zu klein für sinnvolles Spiel. So tun als ob keine Zeit habend.

    usw.

    Kann sein, dass ich das auch so gehandhabt habe, aber ich glaub, soviel nachgedacht habe ich nicht :)


    Also ich denke dass ich mich als Kind hauptsächlich bei mir auf meinem Zimmer zuhause fühlte und dort war ich mit Gegenständen beschäftigt und zwar auf einer "autistischen Art" die von stereotypischen Bewegungen vor den Augen begleitet war und mit der Kontemplation von Gegenständen, Mustern und Details auf Bildern (auch in meinem Kopf) zu tun hatte. Als ich aber zwischendurch "nach unten" zu meiner Familie (Eltern, Schwester) ging hatte ich mit Menschen zu tun an einem Ort (Wohnzimmer) wo es zwar Gegenstände gab aber eben auch Menschen, wobei zu viel Zeit mit Menschen zu verbringen schwierig war und ich mich immer wieder zurückziehen musste um mich mit stereotypen Bewegungen vor den Augen aufzutanken (wie ein Auto). Die "beste" oder "eigenste" Zeit war die Zeit allein mit meinen Bewegungen auf meinem Zimmer. Jetzt im Alter sitze ich in meiner Wohnung und beschäftige mich fast den ganzen Tag mit meinem SI. Es fehlt mir an Kontakt zu den Menschen die alle außerhalb von meiner Wohnung sind obwohl ich (außerhalb von meiner Wohnung) mehr Kontakt zu anderen Menschen gern hätte als Supplement zu meiner Beschäftigung mit meinen SIs. Meinst du so etwas wenn du schreibst dass man Gegenstände wahrnimmt und nicht Menschen aber trotzdem Menschen braucht?

    Ich versuch das kurz zu beschreiben.
    Ich hab ihre Gefühle und Bedürfnisse nicht wahrgenommen und nicht realisiert, dass Menschen nicht austauschbar sind. Ich habe nicht gewusst, dass es mir etwas ausmachen würde, alleine zu sein.
    Ich habe mich mit meinen Gefühlen und Gedanken gesehen, und dann Menschen, die nach so ganz anderen, oberflächlichen Mustern agieren und ich wusste nicht, ob sie ein Innenleben haben. Dieses Innenleben hab ich nicht mitbekommen.

    Dieses seltsame Verhältnis zu anderen Menschen hielt sich lange, noch über die Pubertät hinaus, insofern war es kein bloßes Fremdeln, wie kleine Kinder es manchmal haben.

  • Und ich erinnere mich, dass ich auch gern bei meinen Eltern oder Großeltern war. Aber ich erinnere mich insbesondere an die Grundstimmung jener Zeit, aber die Situationen, die mir im Allgemeinen im Gedächtnis geblieben sind, sind insbesondere Erinnerungen an Gegenstände/Landschaften/Umgebungen.

  • Ich hab ihre Gefühle und Bedürfnisse nicht wahrgenommen und nicht realisiert, dass Menschen nicht austauschbar sind. Ich habe nicht gewusst, dass es mir etwas ausmachen würde, alleine zu sein.

    Ich weiß nicht ob ich andere Menschen so erlebt habe oder nicht. Als ich 11 war wurde ich von meinen Eltern jahrelang getrennt (sie waren buchstäblich auf der anderen Seite der Welt) und es hat mich sehr unglücklich gemacht, auch weil ich kein eigenes Zimmer mehr hatte. Was mich damals gefühlsmassig gefehlt hat weiß ich nicht mehr genau aber ich war sehr unglücklich und hatte das Gefühl dass mein Leben eine sehr unglückliche Wende genommen hatte. Vielleicht wenn du damals von zuhause weggenommen worden wärst hättest du es gemerkt und Schmerz empfunden? (Ich meine das als ernste Frage und nicht ironisch). Besonders ohne eigenes Zimmer leben zu müssen war sehr schwer und ich denke dass das langfristig eine größere Katastrophe war als von meinen Eltern getrennt zu werden aber kurzfristig haben meine Eltern (oder mein Zuhause) mir sehr gefehlt glaube ich.


    Ich habe mich mit meinen Gefühlen und Gedanken gesehen, und dann Menschen, die nach so ganz anderen, oberflächlichen Mustern agieren und ich wusste nicht, ob sie ein Innenleben haben. Dieses Innenleben hab ich nicht mitbekommen.

    Ist das nicht der normale Zustand? Man weiß theoretisch dass andere Menschen ein Innenleben haben weil man weiß dass man selber eins hat aber direkt erfahren kann man es nicht, es sei denn man nimmt die Stellung des "logischen Behaviourismus" ein wo die mentalen Begriffen ihre Bedeutung durch Kriterien des Verhaltens bekommen und dann ist das "Innenleben" direkt beobachtbar weil nicht mehr "innen" sondern "außen", zum Beispiel wenn jemand sich wütend verhält und der Körper die entsprechenden Veränderungen wie erhöhten Blutdruck durchgeht dann ist das (definitionsgemäß) Wut anstatt dass Wut irgendein "inneres Gefühl" wäre das man bei anderen Menschen nicht direkt erfahren kann.

    Jemand sagte mir vor Jahren dass Kinder denken die Welt drehe sich um sie und dass sie (Kinder) wenig Gespür dafür haben dass andere Menschen auch ein Leben mit eigenen Zielen haben.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    2 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (12. August 2022 um 14:55)

  • Ich weiß nicht ob ich andere Menschen so erlebt habe oder nicht. Als ich 11 war wurde ich von meinen Eltern jahrelang getrennt (sie waren buchstäblich auf der anderen Seite der Welt) und es hat mich sehr unglücklich gemacht, auch weil ich kein eigenes Zimmer mehr hatte. Was mich damals gefühlsmassig gefehlt hat weiß ich nicht mehr genau aber ich war sehr unglücklich und hatte das Gefühl dass mein Leben eine sehr unglückliche Wende genommen hatte. Vielleicht wenn du damals von zuhause weggenommen worden wärst hättest du es gemerkt und Schmerz empfunden? (Ich meine das als ernste Frage und nicht ironisch). Besonders ohne eigenes Zimmer leben zu müssen war sehr schwer und ich denke dass das langfristig eine größere Katastrophe war als von meinen Eltern getrennt zu werden aber kurzfristig haben meine Eltern (oder mein Zuhause) mir sehr gefehlt glaube ich.

    Ist das nicht der normale Zustand? Man weiß theoretisch dass andere Menschen ein Innenleben haben weil man weiß dass man selber eins hat aber direkt erfahren kann man es nicht, es sei denn man nimmt die Stellung des "logischen Behaviourismus" ein wo die mentalen Begriffen ihre Bedeutung durch Kriterien des Verhaltens bekommen und dann ist das "Innenleben" direkt beobachtbar weil nicht mehr "innen" sondern "außen", zum Beispiel wenn jemand sich wütend verhält und der Körper die entsprechenden Veränderungen wie erhöhten Blutdruck durchgeht dann ist das (definitionsgemäß) Wut anstatt dass Wut irgendein "inneres Gefühl" wäre das man bei anderen Menschen nicht direkt erfahren kann.

    Jemand sagte mir vor Jahren dass Kinder denken die Welt drehe sich um sie und dass sie wenig Gespür dafür haben dass andere Menschen auch ein Leben mit eigenen Zielen haben.

    Das mit Deinen Eltern tut mir leid! Ja, ich bin mir sehr sicher, dass es mir etwas ausgemacht hätte.

    Zu dem anderen: Ich glaube, dass ist der Unterschied dazwischen, ob einem andere unmittelbar emotional empathisch zugänglich sind, oder erst übers reflektieren. Ich reflektiere. Ob das immer so ist? Keine Ahnung :) Da müsste man nochmal einen NT fragen :)

    Ich klinke mich mal aus der Diskussion hier aus (RW). Diese Situationen sind bei mir schon alle lange her und so sehr möchte ich mich gar nicht mehr damit befassen.

  • Gegenstände/Landschaften/Umgebungen.

    Wenn ich an meine erste Grundschule denke erinnere ich mich an einige Gegenstände und an einige Gedanken die ich hatte aber nicht an die Menschen außer dass ich mir denken kann dass es Menschen gegeben haben muss wenn es eine Schüle war weil es keine Schule ohne Menschen gibt. Die anderen Schüler und die Lehrer sind gar nicht da (in meinem Gedächtnis) aber ich erinnere mich an das Buch mit dem wir Lesen gelernt haben und an gewisse eigene Sinneseindrücke und Gedanken und an die kleinen Stühle und an das Klassenzimmer und den Korridor und das Klo und an einen Löffel mit einem hartgekochtem Ei am Sportstag.


    Ich klinke mich mal aus der Diskussion hier aus (RW). Diese Situationen sind bei mir schon alle lange her und so sehr möchte ich mich gar nicht mehr damit befassen.

    Ok.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    2 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (12. August 2022 um 15:11)

  • Kann sein, dass ich das auch so gehandhabt habe, aber ich glaub, soviel nachgedacht habe ich nicht

    Bewusst ist mir das auch erst sehr viel später geworden als ich schon erwachsen war. Da ist mir eingefallen, dass ich als Kind oft Umwege gegangen bin, weil ich sie danach auswählte zu welcher Zeit auf welchem Weg ich wem begegnen könnte und wie dies zu vermeiden wäre.

  • Warum zweifelt eigentlich kaum jemand an seiner ADHS-Diagnose und viele an der Autismus-Diagnose? Weil die Diagnosekriterien so "hart" formuliert sind, dass man sich schwer wiederfindet?

    Zu Beginn konnte ich mich auch sehr viel besser mit meiner ADHS-Diagnose abfinden, auch weil ich mit Medikinet gute Erfahrungen mache. Endlich etwas mehr Ruhe im Kopf. Mein Autismus beginne ich über meinen Sohn zu akzeptieren, da ich viele Parallelen zwischen uns sehe, vor allem bezüglich Autismus. Er hat die gleiche Diagnose wie ich (F84.5). Er ist noch ein Kind im Grundschulalter, aber in vielen Punkten, welche den Umgang mit NT betrifft, viel weiter ist. Zudem ist i.m.A. ADHS eher eine Entwicklungsstörung, welche weniger mit Phobien einhergeht, und en Umgang auf eine andere Weise mit NT beeinträchtigt als Autismus. Aus meiner Sicht offensiver, soll heißen, das man mit ADHS besser in der Lage ist, sich gegen NT-Arschlöcher zu wehren, als bei Autismus. Ist oftmals/meist nicht adäquat, aber hilfreicher. Ist, so meine Vermutung, zumindest bei mir so. Bin dadurch aber auch oftmals drüber. War jetzt mal so aus dem Handgelenk (RW). Werde mir nochmal Gedanken machen. Danke für den Input.

  • Ich kenne mich mit ADHS nicht aus aber ist es nicht irgendwie "antrainiert" oder eine Art "Zivilisationskrankheit" die immer mehr bekommen weil wir überreizt werden?

    ADHS ist genetisch und teilt sich viele Gene, die auch für Autismus relevant bzw. bekannt sind. Ansonsten würden beide nicht gehäuft zusammen auftreten.


    ADHS eher eine Entwicklungsstörung, welche weniger mit Phobien einhergeht, und en Umgang auf eine andere Weise mit NT beeinträchtigt als Autismus

    Bei ADHS'lern sind häufig auch Depressionen, Angststörungen anzutreffen.
    Die sozialen Schwierigkeiten entstehen bei nur ADHS, durch Unaufmerksamkeit (z.B. zuhören), leichte Ablenkbarkeit, Impulsivität (dazwischen reden, etc) und die Hyperaktivität (zappeln, Bewegungsdrang, aufspringen weil man nicht mehr sitzen kann).

    Bei Autismus sieht es anders aus. Da geht es bei nonverbal los, Empathie, nichts mit durch die Blume usw. Das hast du bei nur ADHS nicht.
    Reine ADHS' ler sind empathisch und nonverbal bereitet ihnen i.d.R. auch keine Probleme.

    Einmal editiert, zuletzt von Tux (13. August 2022 um 15:59)

  • Da du speziell an dem Bereich Soziales/Sozialverhalten Zweifel hast, könntest du vielleicht die Therapeutin nochmal ganz explizit fragen, was sie in diesem Bereich an dir als autistisch wahrnimmt.

    Das war ein guter Tipp :) . Danke.

    Die Frage hat die Therapeutin etwas genervt, denke ich (zumindest schien es mir so), als ich schon wieder eine Frage (nämlich diese) zur Diagnose gestellt habe. Ich habe die Frage zehn Minuten vor dem Schluss gestellt während sie die zehn Minuten schon für andere Aktivitäten auf der Tafel zum baldigen (in den nächsten Wochen) Abschluss der Therapie bestimmt hatte. Vielleicht deswegen war sie genervt. Sie hat gesagt dass man die Diagnose nicht in zehn Minuten bestätigen kann aber dass sie die Basis geformt hat für die Therapie und dass wir davon ausgehen dass sie stimmt und nicht jetzt die Diagnose in Frage stellen sollen.

    Zur konkreten Frage zu Sozialverhalten hat sie gesagt dass man den Begriff "Sozialverhalten" breiter auffassen sollte als ich es tue und dass das der Grund für meine Zweifel sei (dass ich einen sehr engen Begriff von Sozialverhalten habe). Sie hat gesagt dass meine vergangenen und gegenwärtigen Probleme im Leben doch das Hauptthema der Therapie gewesen seien und "Soziale Schwierigkeiten" seien im Sinne der Diagnose, sowie die kommunikativen Missverständnisse die ich immer wieder habe und meine Probleme den Alltag hinzukriegen, besonders wenn es sich um andere Menschen handelt.

    Das wusste ich nicht sondern dachte dass soziale Schwierigkeiten etwas Konkreter und Bestimmter seien das man direkt sehen kann an der Person und wie sie sich verhält (ungefähr wie man es merken würde wenn jemand eine Banane im Ohr hätte). Sie hat darauf hingewiesen dass ich monologisiere und ständig Probleme beim Telefonieren habe. Dann haben wir über Gegenseitigkeit in der Interaktion gesprochen und was ich darunter verstehe. Ich habe gesagt dass ich verstehe wie Gegenseitigkeit funktioniert, nämlich dass die eine Person etwas sagt und dann die zweite und so weiter und dass ich sie außerhalb der therapeutischen Situation hinkriege aber dass weil es in der Therapie um mich geht ich weniger auf Gegenseitigkeit achte als sonst sondern rede viel über mich.

    Dann war die Zeit um.

    Es ist nützlich zu wissen dass "Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion" soziale Schwierigkeiten bedeutet und dass zum Beispiel das völlige Fehlen von Freunden wie bei mir auch eine "Soziale Schwierigkeit" mit "völligem Fehlen" von etwas darstellt, auch wenn man sich selber als freundlich und sozial kompetent erlebt aber leider unfreiwillig allein. Sie hat gesagt dass zum Beispiel Depressive oft nicht wissen dass sie depressiv sind sondern denken sie seien normal. Bei mir sei der Verlauf meines Lebens bei guter Intelligenz ein Zeichen für "Soziale Schwierigkeiten".

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    4 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (17. August 2022 um 12:16)

  • @Shenya

    Nachtrag: Mein letzter Beitrag oben liest sich als ob ich über etwas Historisches berichten würde, weil ich einen Satz mit "Heute habe ich meine Therapeutin gefragt" weggelassen habe, beziehungsweise beim Schreiben wieder entfernt. Was ich in dem Beitrag beschreibe passierte heute als Folge deines Vorschlags und nicht irgendwann in der Vergangenheit. Dein Vorschlag war genau richtig und hat sehr geholfen. :)

    Ich denke dass ich jetzt einen viel angemesseneren Begriff der Diagnosekriterien habe. Bis heute hatte ich den Begriff "Probleme in der sozialen Interaktion" als etwas quasi Esoterisches und Nur-Durch-Experten-Wahrnehmbares aufgefasst wo man selber nichts wissen kann über die eigenen "Probleme in der sozialen Interaktion" (durch Reflexion über die eigene Lebensgeschichte) sondern einen Experten aufsuchen muss um sie festzustellen. Die Therapeutin hat erklärt dass Probleme in der sozialen Interaktion mit dem Verhalten zu tut hat das man (auch auf der Makroebene) in seinem Leben gezeigt hat und dass man von der Lebensgeschichte feststellen kann dass man Probleme im Sozialbereich hat. Besonders wenn man diese Probleme immer noch hat dann sind die Probleme therapie-relevante und "diagnostizierbare" (mein Wort) Probleme in der sozialen Interaktion.


    Zum Beispiel, dass man (wie ich) keine Familie oder Freunde hat wird durch dieses Kriterium gedeckt:

    "Defizite, soziale Beziehungen in einer Weise zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, die dem Entwicklungsstand entspricht".

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    4 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (17. August 2022 um 21:06)

  • Dein Vorschlag war genau richtig und hat sehr geholfen.

    Das freut mich. :)

    Ich hatte auch immer das Gefühl, dass meine Therapeuten etwas genervt habe, wenn ich Diagnosezweifel angesprochen habe. Aber es ist ja doch sinnvoll, nachzufragen, solange es noch Unklarheiten gibt.

    Zum Beispiel, dass man (wie ich) keine Familie oder Freunde hat wird durch dieses Kriterium gedeckt:

    "Defizite, soziale Beziehungen in einer Weise zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, die dem Entwicklungsstand entspricht".

    Das war bei mir vor vielen Jahren der Punkt, der mich ermutigt hat, zu einer Diagnostik zu gehen. Ich dachte, niemals einen Partner zu haben und kaum richtige Freunde muss eine relevante Einschränkung sein, die zu Autismus passen würde, obwohl es natürlich auch andere Gründe hätte haben können.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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