• Meine Mutter sagte mir: "Das Leben ist da um gelebt zu werden und nicht nur um Bücher zu lesen".

    Meine Mutter nannte mich öfters "Stubenhocker" und ich müsste mehr rausgehen.
    Aber ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Das, was die anderen damals gemacht haben, hätte ich nicht tun wollen.
    Eher ist es heute manchmal so, dass ich gerne mehr unternehmen würde (z.B. irgendwo hinfahren), aber andererseits geht auch nichts über einen ruhigen Tag zu Hause.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Hattet ihr in der Pubertät auch das Gefühl das ihr nicht Erwachsen werden wolltet oder noch nicht bereit dazu wart?

    Wollen oder nicht war kein Thema für mich.
    Ich beobachtete, dass eine neue Zeit anbrach und rutschte immer tiefer in das Gefühl hinein, dass mit mir zutiefst was nicht stimmt
    und dass es wohl auch keine sinnvolle weltliche Hilfe gibt für mich und ich da wohl alleine durch muss.

  • Eher ist es heute manchmal so, dass ich gerne mehr unternehmen würde (z.B. irgendwo hinfahren), aber andererseits geht auch nichts über einen ruhigen Tag zu Hause.

    Ich sitze jeden Tag ruhig zu Hause aber fahre auch jeden Tag mit dem Zug zum Einkaufen oder um etwas Konkretes auszurichten (zum Beispiel zum Zahnarzt), nur um nicht buchstäblich die ganze Zeit allein zu Hause zu sitzen. Was mir Angst macht ist dass ich das Sprechen verlernen könnte, falls das nicht schon jetzt teilweise passiert ist.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Das liest sich sehr interessant für mich.
    Meine Tochter ist jetzt 15 hat eine ASS Diagnose, ihre Pubertät läuft anders als wie bei anderen. Mir tut es manchmal leid, ich habe das Gefühl sie verpasst viel...während andere Mädels in ihrem Alter unterwegs sind das Leben langsam für sich entdecken, sitzt sie die meiste Zeit in ihrem Zimmer in ihren Interessen versunken.

    Ja ..... Diese Sorgen machte sich mein Umfeld ebenfalls, insbesondere meine Mutter und Großmutter, aber auch mein Vater und sogar andere Menschen aus meiner Umgebung (wie ein paar Lehrer, die mir "gewogen" waren). Zugleich wurde diese Art aber auch sehr positiv bewertet, stand sie doch auch dafür, dass ich als schlau galt, eine gute Schülerin war und man sich um mich im gewissen Sinne "keine Sorgen machen musste".

    Auf das Wort Pubertät reagiert sie sehr aggressiv und sagt von sich aus das sie diese nie durchmachen wird. Ich habe das Gefühl das sie einfach nicht erwachsen werden will, sie sagt von sich aus das sie Kind bleiben möchte und noch ein Kind wäre.

    Absolut - das ging mir ebenso. Meine Menstruation zu bekommen und körperlich erwachsen zu werden, war ein richtig schwieriges Thema für mich. Ich fühlte mich noch längst nicht soweit. Ich hatte sehr deutlich das Gefühl, von meinen Mitschülerinnen "abgehängt" zu werden. Kaum hatte ich sie einigermaßen verstanden (in der Vorpubertät hatte ich gewissermaßen sozial einen "Entwicklungssprung" gemacht, den ich direkt bemerkte, und fand leichter Zugang zu Gleichaltrigen, hatte auch mehr Interesse daran), schon war alles wieder ganz anders. Zugleich erschienen sie mir aber auch unreif und ihre Interessen banal. Darin ermutigten mich meine Eltern auch, gerade, wenn es in der Schule mit den anderen mal wieder schwierig lief. "Du bist doch viel schlauer" etc. Das in Kombination mit Ermutigungen, mich doch besser anzupassen, mehr für deren Themen zu interessieren .... So richtig funktionierte das nicht, die Anpassung, da, wo ich sie versuchte, blieb oberflächlich. Teilweise war sie auch ungeschickt, so hatte ich mit ca. 14 Jahren eine Phase, wo ich ein bei uns sehr beliebtes Mädchen in Benehmen und Kleidungsstil bewusst nachahmte, das fiel aber auf und wirkte eher merkwürdig.

    Auf der anderen Seite wirkt sie sehr reif für ihr alter, sie interessiert sich für Politik und Gesellschaftliche Probleme, liest komplexe Bücher über Psychologie und wirkt bei Sachlichen Gesprächen sehr reif. Mit den Albernheiten und den Themen den ihre Gleichaltrigen interessieren kann sie nichts anfangen und lehnt diese für sich als uninteressant ab.

    Auch das war bei mir exakt so. Ich unterhielt mich immer lieber mit Erwachsenen, auch mit den Lehrern, die ich mochte. Deswegen und wegen meiner guten Noten wurde meine grundsätzlichen Schwierigkeiten lange übersehen.

    Hattet ihr in der Pubertät auch das Gefühl das ihr nicht Erwachsen werden wolltet oder noch nicht bereit dazu wart? Ich finde es als Mutter nur schade wenn sie zu viel in ihrer Pubertät verpassen würde. Ich hab manchmal das Gefühl das leben läuft an ihr vorbei. Ermunterungen dieses und jenes zu tun sind vergebens. Sie macht in Moment einen glücklichen zufriedenen Eindruck auf mich, ich will nur nicht das ihr irgendwann bewusst wird das sie ihre besten jahre in ihrem Zimmer verbracht hat.

    Das ist in der Tat eine Gefahr. Gleichzeitig kann man den Anschluss an Gleichaltrige auch nicht erzwingen, oft wird er auch oberflächlich bleiben. Meiner Einschätzung nach wäre es vielleicht eine gute Idee, Kontakt mit gleichaltrigen autistischen Jugendlichen zu fördern.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ich sitze jeden Tag ruhig zu Hause aber fahre auch jeden Tag mit dem Zug zum Einkaufen oder um etwas Konkretes auszurichten (zum Beispiel zum Zahnarzt), nur um nicht buchstäblich die ganze Zeit allein zu Hause zu sitzen.

    Auf solche Aktivitäten würde ich gerne verzichten. Das nehme ich als Pflichttermine wahr, die Zeit und Energie kosten. Mit Wegfahren meinte ich eher, mal irgendwohin fahren, wo es schön ist, wo man was neues sieht, eine schöne Landschaft, eine Sehenswürdigkeit oder so etwas. Ich kann mich nur oft nicht aufraffen dazu, und die exekutiven Funktionen behindern die Planung. Manchmal hätte ich auch gerne jemanden dabei, habe aber niemanden.

    Was mir Angst macht ist dass ich das Sprechen verlernen könnte, falls das nicht schon jetzt teilweise passiert ist.

    Du hast ja noch Kontakt mit Menschen hier und da (z.B. Ehrenamt, Therapie oder andere Gespräche, vielleicht noch Hobby, oder wenn du doch mal einen VHS-Kurs gibst... oder etwas anderes).

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Meiner Einschätzung nach wäre es vielleicht eine gute Idee, Kontakt mit gleichaltrigen autistischen Jugendlichen zu fördern.

    Würde sie damit nicht in einer Art (sozusagen) "autistischem Ghetto" landen, sich stigmatisiert fühlen und den gesellschaftlichen Anschluss noch mehr verlieren?

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Würde sie damit nicht in einer Art (sozusagen) "autistischem Ghetto" landen, sich stigmatisiert fühlen und den gesellschaftlichen Anschluss noch mehr verlieren?

    Ich empfehle ja nicht Kontakt ausschließlich zu autistischen Jugendlichen. Sondern eher, diesen Kontakt als Ergänzung zu suchen. Gut wäre vielleicht auch eine Art soziales Training mit anderen jungen autistischen Menschen. Das könnte ihr helfen, sich der neuen Lebensphase in einem für sie passenden Tempo und Umfeld zu nähern. Gut daran wäre auch, wenn dort Raum wäre für explizite Fragen und Erklärungen, denn viele autistische Menschen erarbeiten sich die Aufgaben des sozialen Erwachsenwerdens im Vergleich zu anderen Menschen nicht intuitiv.

    Außerdem könnte es gut sein, Kontakte im Bereich ihrer Interessen zu suchen. Auch da können vielleicht eher echte Verbindungen entstehen, die mehr sind als äußere Anpassung. Wofür interessiert sie sich denn? Könnte das vielleicht auch in ein passendes Studium führen? Meine Eltern waren damals über meine "brotlose" geisteswissenschaftliche Studienwahl gar nicht glücklich und wollten mir das gerne ausreden, obwohl sie meine Interessen zu Schulzeiten so toll gefunden hatten. Das war für mich auch ein schwieriges Thema, was mich weiter verunsicherte, als das Studium dann in vieler Hinsicht unerwartet "holprig" lief. Ich denke, mit dem Wissen um die Diagnose kann man in dieser Hinsicht viele Fehler vermeiden.

    Was mir Angst macht ist dass ich das Sprechen verlernen könnte, falls das nicht schon jetzt teilweise passiert ist.

    Als Kind sah ich einen Zeichentrickfilm nach der Kurzgeschichte "Ein Tisch ist ein Tisch" von Peter Bichsel. Das fand ich damals sehr erschreckend, und es "hing" mir lange nach. Noch heute ist das für mich eine der traurigsten Geschichten überhaupt.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • In ein paar Bereichen des Lebens bin ich wohl etwas "zurückgeblieben". Diesen Rückstand werde ich auch so nie wieder aufholen. Vergleiche mit anderen frustrieren auf Dauer auch nur eher und gehen an meiner eigenen Lebenswirklichkeit vorbei. Ich hatte ja auch schon so eine Art Persönlichkeitscoaching nur hat das nichts gebracht wenn der Coach das Training auf neurotypische Menschen ausrichtet und ich es auf dem Weg gar nicht erreichen kann. Irgendwo habe ich da einen eigenen Weg, wie ich für mich weiterkommen soll.

  • Würde sie damit nicht in einer Art (sozusagen) "autistischem Ghetto" landen, sich stigmatisiert fühlen und den gesellschaftlichen Anschluss noch mehr verlieren?

    Ja, sich nur unter Autisten aufhalten ist auch keine Lösung - man muss ja auch mit den knapp 99 % im Alltag klarkommen, die nicht autistisch sind. In der Bubble zu leben fördert eher die Ansicht nicht mehr offen für andere Ansichten außerhalb davon zu sein.

  • Eine Userin hat mir geschrieben dass ich doch einen Beruf hatte, was eigentlich stimmt, aber wenn ich die Art betrachte wie ich diesen Beruf ausgeübt habe und wie wenig Stunden ich gearbeitet habe ist er nicht (wieder im Vergleich mit den meisten Menschen) eine ordentliche Karriere gewesen.

    Das wollte ich auch grad fragen, das dachte ich eigentlich nämlich auch. Grundsicherung brauchen ja viele, auch Leute, die sehr viel und hart gearbeitet haben.

  • Ja, sich nur unter Autisten aufhalten ist auch keine Lösung - man muss ja auch mit den knapp 99 % im Alltag klarkommen, die nicht autistisch sind. In der Bubble zu leben fördert eher die Ansicht nicht mehr offen für andere Ansichten außerhalb davon zu sein.

    Es gibt - wie ich in anderen Threads schon geschrieben hab - ja auch genug ADHSler und "Nerds" und Menschen mit autistischen Zügen und/oder zumindest großer Sympathie für solche Menschen. Und auch einige Menschen, die sich krass für die gleichen Themen interessieren. Sind dann glaub ich schon mehr als 1%.

    Den Alltag hab ich nur, wenn ich z.B. in einen Laden gehe oder sowas. Ich hab auch gar keine große Lust auf viel soziale Interaktionen außerhalb dieser "Bubble", die ich durch Arbeit, Freundeskreis, Forum, Partner und Eltern habe. Das ist mir schlichtweg zu anstrengend, so viel Energie hab ich nicht zu verteilen ;) Klar, an der Arbeit sind nicht nur IT-ler, aber die müssen halt mit "uns" auch umgehen, die haben da keine andere Wahl.

    Klar gibt's Ausnahmen wie z.B. bei VHS-Kursen, wo dann eine (themenbezogene) Interaktion stattfindet. Habe da die Leute aber tendenziell auch eher als offen, tolerant und wie ich eher öko-mäßig drauf (;)) erlebt, sodass es selten unangenehm war.

    Ich hab überhaupt nicht das Gefühl, außerhalb der Gesellschaft zu stehen. Schickimicki-Leute, die sich nur mit anderen Schickimicki-Leuten abgeben, haben sicher auch nicht das Gefühl, "außerhalb" zu stehen, weil sie keine Punks oder Nerds in ihren Freundeskreisen haben.

    Ich weiß, dass nicht jeder das riesige Glück und Privileg hat, sich die Sozialkontakte derartig aussuchen zu können. Aber wenn ich es habe, dann mache ich davon Gebrauch.

    Edit: Konkret auf die Diskussion bezogen muss man passende Menschen natürlich erst mal finden. Das geht z.B. über ein Hobby, wo erwartbar viele "komische" Leute zu finden sind ;)

    4 Mal editiert, zuletzt von seven_of_nine (9. August 2022 um 13:03)

  • Als Kind sah ich einen Zeichentrickfilm nach der Kurzgeschichte "Ein Tisch ist ein Tisch" von Peter Bichsel. Das fand ich damals sehr erschreckend, und es "hing" mir lange nach. Noch heute ist das für mich eine der traurigsten Geschichten überhaupt.

    Ich habe, auf Anreiz deines Beitrags, einen Film mit dem Titel gerade angeschaut (keinen Trickfilm sondern mit einem Schauspieler). Er (der Mann) ist noch schlimmer dran als ich von seinem geistigen Zustand und der Inneneinrichtung seines Zimmers her aber bei mir geht es auch irgendwie in die Richtung. Heute zum Beispiel lag ich zuerst im Bett und habe einen lateinischen Text auf meinem Handy gelesen und dann allmählich Essen gemacht, wobei ich ein langes (zweistündiges) Interview auf Russisch gehört habe. Zwischendurch habe ich aber an diesem Thread geschrieben was ein bisschen Kontakt zur Landessprache darstellt und das komplette Abdriften ins nirgendwo eventuell teilweise hindern könnte.

    Du hast ja noch Kontakt mit Menschen hier und da (z.B. Ehrenamt, Therapie oder andere Gespräche, vielleicht noch Hobby, oder wenn du doch mal einen VHS-Kurs gibst... oder etwas anderes

    Zur Zeit sind diese Dinge ausgelaufen beziehungsweise dabei auszulaufen (zum Beispiel die Psychotherapie). Eigentlich sitze ich nur rum wie der Mann im Film, obwohl ich mich mit "intelligenten" Sachen beschäftige, nicht nur auf die Uhr höre wie er und nichts direkt Blödes mache wie er (die Namen der Sachen umtauschen) obwohl meine Tätigkeiten auch ein subjektives Gefühl der Gefahr einer lexikalischen Verwirrung hervorbringen (was eigentlich nicht besteht, aus gehirntechnischen Gründen). Meine Exekutivfunktionen funktionieren nicht so gut zur Zeit und ich kriege nichts hin außer Texte hören oder lesen aber zumindest ist das eine "geistig anspruchsvolle Tätigkeit" .

    Der Grund für meine Therapie war dass ich mich vom subjektiven Erleben her wie der Mann im Film fühlte. Nach einer Periode mit verschiedenen externen Aktivitäten bin ich aber wieder in meiner ehemaligen therapiebedürftigen Isolation gelandet, obwohl die Therapie gerade zu Ende geht und ich als erfolgreich "geheilt" gelten möchte um der Therapeutin ein Erfolgserlebnis zu geben. Wenn man bedenkt dass jetzt Sommer ist und dass man normalerweise mehr unternimmt im Sommer als im Winter ist das ein bisschen beunruhigend weil wenn ich noch weniger machen würde wie jetzt wäre ich tatsächlich wie der Mann im Film und anstatt mit mir selber auf Deutsch oder Englisch zu reden würde ich vielleicht das auf Latein tun.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    6 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (9. August 2022 um 13:12)

  • @Kunterbunt84 et al.:
    Bei mir war bis 18 vieles nicht erlaubt oder klar geregelt:
    Viel Soziales unternehmen, mit anderen sehr oft und lag was machen, einen Aushilfsjob machen, sich mdodisch stylen oä. war bei meinen Eltern nicht gern gesehen. Also Freunde dosiert treffen war OK, aber ihnen war wichtig, dass ich viel für die Schule mache und mich allein und daheim beschäftigte.
    Ich dachte ursprünglich, das sei normal/bei allen so.

    Eine Freundin erzählte mir dann mit 15 mal: "Meine Mutter sagt immer, unternimm doch mal mehr, hock nicht immer daheim!" Ich war wirklich zunächst sehr verwundert und sagte ca.: "Waas, ist ja krass, kann ich mir gar nicht vorstellen."

    Ich habe sogar während Schul-/Ausbildungszeit mal bewusst gedacht, dass nur junge Leute so was wie oft Freunde treffen/viele Kontakte wollen (meine Eltern habe ich wohl mit Erwachenen allgemein gleichgesetzt). Ich selbst wollte das früher tatsächlich etwas mehr als heute, aber nie extrem. Ich hatte schon immer Hobbys, die man für sich in aller Ruhe ausüben kann, also mussten mich meine Eltern zu vielem gar nicht zwingen (außer das abends nicht lang wegdürfen/nicht auf Partys dürfen, das hätte ich teilweise schon gewollt, also zumindest mal probieren. Schätzungsweise wäre ich da aber eher hilflos rumgesessen.)

    Also, zusammengefasst fand ich die Haltung meiner Eltern zwar nicht in allen Punkten gut, aber wenn sie sich jetzt gegenteilig verhalten hätten und all die og. "nicht-gern-gesehenen" Dinge von mir gefordert/mich dazu ermutigt hätten, hätte ich das glaube ich richtig schlimm gefunden, da es einfach nicht meiner Natur entsprach und ich mich dafür total hätte verbiegen müssen.
    Mitschüler und Lehrer geben einem doch eh schon immer zu verstehen, man sei nicht normal, und solle sich so-und-so ändern. Wenn jetzt Eltern auch noch einen nicht so annehmen wie man ist/etwas ändern wollen, hätte man ja niemanden mehr, wo man unverbogen einfach sein kann!

  • Das wollte ich auch grad fragen, das dachte ich eigentlich nämlich auch.

    Ob man einen "ordentlichen Beruf" gehabt hat hängt letzten Endes von der eigenen Bewertung ab. In meiner Bewertung habe ich überhaupt keinen "ordentlichen Beruf" gehabt, das heißt, in meinem eigenen persönlichen Verständnis davon was einen "ordentlichen Beruf" ausmacht, war mein Beruf nicht "ordentlich" sondern bestenfalls ein irgendwie hingekriegtes Durcheinander. Was zu begrifflicher Verwirrung im Austausch mit anderen Usern führen könnte weil eventuell nach ihren Begriffen eines "ordentlichen Berufes" ich einen "ordentlichen Beruf" gehabt habe (was nach meinem Begriff desselben nicht der Fall ist).

    Vielleicht hätte ich eher "Karriere" schreiben sollen, weil ich keine ordentliche Karriere hatte, auch wenn jemand den Beruf den ich in meiner nicht-existenten Karriere ausgeübt habe als "ordentlichen Beruf" bewerten sollte. Für viele meiner ehemaligen Kollegen die denselben Beruf hatten wie ich war den Beruf den sie und ich hatten "ordentlich" und sie hatten auch teilweise eine "richtige Karriere", im Gegensatz zu mir.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    2 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (9. August 2022 um 14:52)

  • Absolut - das ging mir ebenso. Meine Menstruation zu bekommen und körperlich erwachsen zu werden, war ein richtig schwieriges Thema für mich. Ich fühlte mich noch längst nicht soweit. Ich hatte sehr deutlich das Gefühl, von meinen Mitschülerinnen "abgehängt" zu werden. Kaum hatte ich sie einigermaßen verstanden (in der Vorpubertät hatte ich gewissermaßen sozial einen "Entwicklungssprung" gemacht, den ich direkt bemerkte, und fand leichter Zugang zu Gleichaltrigen, hatte auch mehr Interesse daran), schon war alles wieder ganz anders. Zugleich erschienen sie mir aber auch unreif und ihre Interessen banal. Darin ermutigten mich meine Eltern auch, gerade, wenn es in der Schule mit den anderen mal wieder schwierig lief. "Du bist doch viel schlauer" etc. Das in Kombination mit Ermutigungen, mich doch besser anzupassen, mehr für deren Themen zu interessieren .... So richtig funktionierte das nicht, die Anpassung, da, wo ich sie versuchte, blieb oberflächlich. Teilweise war sie auch ungeschickt, so hatte ich mit ca. 14 Jahren eine Phase, wo ich ein bei uns sehr beliebtes Mädchen in Benehmen und Kleidungsstil bewusst nachahmte, das fiel aber auf und wirkte eher merkwürdig.

    Es gab eine Phase, zwischen ihre 12/13 Lebensjahr wo sie versuchte dazu zu gehören. Es war eine schwierige Zeit voller Rückschläge und Enttäuschung für sie. Sie glaubte das sie es schaffen könnte wenn sie sich mehr trauen würde und hatte sich im Internet eine Liste zusammen gestellt wie sie selbstbewusster auftreten kann und andere Ratschläge wie man besser in der Öffentlichkeit auftritt.

    Ich weiß nicht mehr warum es nicht klappte aber letztendlich war sie irgendwann zum Entschluss gekommen das sie zu dumm wäre und es nie schaffen würde wie die anderen zu werden, es folgte eine Depressive Phase, ihr Selbstwertgefühl war gleich null. Mittlerweile hat sie für sich den Weg gewählt das sie keine Kontakte braucht. Es scheint so als hätte sie ihren Frieden damit gemacht das es einfach nie passt, und Kontakte bedeuten für sie viel Stress und anstrengung. Ich dränge sie auch nicht mehr dieses oder jenes zu tun. Wenn ich sehe das sie einen glücklichen Eindruck macht dann lasse ich sie in ruhe. Es ist meine Persönliche Meinung das sie viel verpasst, ich werde auch von Freunden immer wieder darauf angesprochen warum sie so zurückgezogen ist und ob es gesund wäre etc...

    Sie liebt Bücher, ich werde ihr vorschlagen sie in der Örtlichen Bibliothek im Bücherclub anzumelden. Habe da letzten gesehen das die einen Bücherclub haben wo viel über gelesene Bücher diskutiert wird, sowas würde ihr sicher spaß machen.

    Beim ATZ ist sie auch angemeldet, da sind zum späteren Verlauf der Therapie auch Gruppensitzungen im Plan, vielleicht ergeben sich dort auch ein paar Kontakte.

  • Ich meine, dass Zurückgebliebensein für Autisten nichts Ungewöhnliches ist, da es sich ja um eine Entwicklungsstörung handelt.

    Einen "ordentlichen Beruf" habe ich nie gehabt obwohl ich oft gearbeitet habe und gewissenhaft bin

    Das finde ich ziemlich negativ, denn du hattest ja einen Beruf und hast dadurch - wie ich einem anderen Thread entnommen habe - sogar viel Geld sparen können, was ich bisher nicht konnte und viele andere User wahrscheinlich ebenfalls nicht. Außerdem sind halt die Anforderungen in der Erachsenenbildung unrealistisch. Eine volle Stelle bedeutet, 40 Stunden zu unrerrichten. Sag mal den Lehrern an Schulen, dass sie ab jetzt 40 Stunden unterrichten sollen! Das ist total schwachsinnig.

    Jetzt als Rentner habe ich keine Rente,

    Wenn man als Dozent in die RV einzahlt, wozu man verpflichtet ist, erhält man auch Rente. Dass diese oft nicht so hoch ist, liegt am maroden Rentensystem.

    Warst du eigentlich mal bei Veranstaltungen von mensa eV (Hochbegabtenverein)? Dort wäre es kein Problem, dass du so viele Sprachen kannst. Vielleicht könntest du dort ein paar Kontakte knüpfen.

  • Das finde ich ziemlich negativ, denn du hattest ja einen Beruf und hast dadurch - wie ich einem anderen Thread entnommen habe - sogar viel Geld sparen können, was ich bisher nicht konnte und viele andere User wahrscheinlich ebenfalls nicht.

    Ob man einen "ordentlichen Beruf" gehabt hat hängt letzten Endes von der eigenen Bewertung ab. In meiner Bewertung habe ich überhaupt keinen "ordentlichen Beruf" gehabt, das heißt, in meinem eigenen persönlichen Verständnis davon was einen "ordentlichen Beruf" ausmacht, war mein Beruf nicht "ordentlich" sondern bestenfalls ein irgendwie hingekriegtes Durcheinander. Was zu begrifflicher Verwirrung im Austausch mit anderen Usern führen könnte weil eventuell nach ihren Begriffen eines "ordentlichen Berufes" ich einen "ordentlichen Beruf" gehabt habe (was nach meinem Begriff desselben nicht der Fall ist).

    Durch @ifi bin ich aufmerksam gemacht worden dass ich sehr viel über mich im öffentlichen Bereich preisgegeben habe und dass das hier "googlebar" ist. Deswegen habe ich mich entschieden zurückhaltender zu sein in dem was ich über mich schreibe und weniger Details preiszugeben. Sonst würde ich das Missverständnis besser aufklären können.

    Ich denke aber, wie ich in diesem Thread schon erwähnt habe, dass meine Aussage im Eingangspost dass ich "keinen ordentlichen Beruf" gehabt hätte irreführend war auch aus folgendem Grund:

    Vielleicht hätte ich eher "Karriere" schreiben sollen, weil ich keine ordentliche Karriere hatte, auch wenn jemand den Beruf den ich in meiner nicht-existenten Karriere ausgeübt habe als "ordentlichen Beruf" bewerten sollte. Für viele meiner ehemaligen Kollegen die denselben Beruf hatten wie ich war den Beruf den sie und ich hatten "ordentlich" und sie hatten auch teilweise eine "richtige Karriere", im Gegensatz zu mir.

    Wenn ich mein Schul- Universitäts- und Berufsleben mit dem Leben eines "vernünftigen" Menschen vergleiche sieht es ganz merkwürdig aus. Nicht weil ich "unvernünftig" gewesen bin sondern weil das was an die Welt anzupassen war (ich) anders aufgebaut war als es hätte sein müssen um "anpassbar" zu sein. Die Aufgabe war anders als sie hätte sein müssen wenn man das was ich als einen "ordentlichen Beruf" oder "eine richtige Karriere" verstehe hätte hinkriegen sollen. Gleichzeitig weiß ich dass es Leute gibt hier die wesentlich eingeschränkter sind als ich es war.


    Wenn man als Dozent in die RV einzahlt, wozu man verpflichtet ist, erhält man auch Rente

    Ich weiß nicht ob ich als Dozent galt (ich war unterbezahlter Freiberufler und nicht an der VHS tätig) aber ich habe nicht in die deutsche RV eingezahlt weil ich die Anzahl Stunden nicht geschafft hätte um das Geld zu verdienen um das zu tun (ich hätte sowohl Arbeitgeber als Arbeitnehmer Beiträge bezahlen müssen für sowohl die KV als die RV, was mich belastungsmäßig kaputtgemacht hätte). Um irgendwie psychisch gesund zu bleiben musste ich meine Stunden niedrig halten. In meiner Heimat war ich entweder arbeitslos oder im Niedriglohnsektor tätig, wie ich von meinem Rentenbescheid von dort entnommen habe. Ich schreibe das nicht um mich zu beklagen sondern um zu zeigen dass die Dinge nicht "ordentlich" gelaufen sind. Bei jemand der nicht Schwierigkeiten gehabt hätte "mitzuhalten" hätte die Möglichkeit bestanden genug Stunden zu machen um Rentenbeiträge einzahlen zu können. Wenn man keine Rente verdient hat trotz einer offiziell guten Intelligenz und eines an sich fleißigen Temperaments stimmt etwas (eventuell eine ASS) mit der betreffenden Person nicht.

    AS hin oder her, was ich merke, hinsichtlich "Zurückgebliebenheit" ist dass wenn man in Phase X des Lebens in Schwierigkeiten gerät dann kommt man in weitere Schwierigkeiten in Phase X+1, was Schwierigkeiten in Phase X+2 verursacht und so weiter, wie bei Dominosteinen die sich der Reihe nach umkippen. Ungefähr so habe ich mein Leben erlebt.

    Aber es kann sein dass du recht hast dass ich alles ziemlich negativ bewerte. Das hängt wahrscheinlich mit der jetzigen Situation zusammen (bei mir und auf der Welt). Früher war ich viel positiver weil das Leben mehr aussah als ob es zu einem "Happy End" führen würde.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Ist normal, dass Aspies oft einen hohen IQ haben aber in bestimmten anderen Dingen eher anderen hinterher und / oder anders gestrickt sind. Das kann auch soziale Dinge betreffen, also niedriger EQ quasi. Aber falls es dich tröstet: Andere werden deine Wünsche / Bestrebungen / Dennkweisen genau so wenig nachchvollziehen können wie du mitunter die ihren trotz deiner hohen Intelligenz. Nur bist du halt leider kein Teil der Mehrheit. Und wenn jemand jemand aderen nicht versteht, weil dieser von der Norm abweicht, gibt man halt dem "Abweichler" die Schuld und nicht sich selber.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Es gibt - wie ich in anderen Threads schon geschrieben hab - ja auch genug ADHSler und "Nerds" und Menschen mit autistischen Zügen und/oder zumindest großer Sympathie für solche Menschen. Und auch einige Menschen, die sich krass für die gleichen Themen interessieren. Sind dann glaub ich schon mehr als 1%.

    Ja, über gleiche Interessen entsteht zumindest teilweise wieder eine gewisse Sympathie füreinander. Neurodiverse Menschen an sich gibt es sicherlich mehr als 1 % und irgendwo gibt es da auch vom Verhalten her Überschneidungen.

  • Hattet ihr in der Pubertät auch das Gefühl das ihr nicht Erwachsen werden wolltet oder noch nicht bereit dazu wart? Ich finde es als Mutter nur schade wenn sie zu viel in ihrer Pubertät verpassen würde. Ich hab manchmal das Gefühl das leben läuft an ihr vorbei. Ermunterungen dieses und jenes zu tun sind vergebens. Sie macht in Moment einen glücklichen zufriedenen Eindruck auf mich, ich will nur nicht das ihr irgendwann bewusst wird das sie ihre besten jahre in ihrem Zimmer verbracht hat.

    Die Frage ist doch wie jeder Einzelne für sich beurteilt was er "verpasst" und womit er glücklich ist und seinen Lebenssinn findet. Das ist doch sehr individuell unabhänig davon, dass die Gesellschaft uns vorgaukelt wie man sein muss um der "Norm" zu entsprechen.. Ich kann nichts verpassen was mich überhaupt nicht interessiert. Die Pubertät ging an mir damals auch spurlos vorbei, ich lebte in meinen Büchern und Hobbies, Gleichaltrige haben mich gelangweilt, ich wusste schlicht nicht was ich mit ihnen anfangen sollte. Damals war ASS noch kein Thema und daher schoben Eltern und Lehrer mein "Anderssein" auf meine Diagnose Hochbegabung. Erst sehr viel später mit der ASS-Diagnose ging mir sozusagen ein Licht auf. Aber ich habe nicht das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben. Eine Beziehung und Kinder kamen in meinen kindheits-und Jugend - Träumen nie vor wohl aber eine berufliche Karriere und die Erfüllung meines großen Lebenstraumes, beides habe ich erreicht. Und das ich ein Leben lang ein Aussenseiter sein würde war mir schon in frühester Kindheit klar, so what, schmälert das meine Zufriedenheit, nein in keinster Weise

    Ja, aber sie sagte das als ich 23, 25, 27, 30, 43 war (dann ist sie gestorben). Eigentlich ab 14 wollte ich eine Freundin (wie in den alten Hollywood-Filmen) aber wusste nicht wie das zu bewerkstelligen wäre. Jetzt sitze ich hier und habe viele Bücher und viele Online-Materialien aber keine Kontakte und habe dasselbe Gefühl wie damals, nämlich dass man etwas verpasst und nicht so leben sollte, allein mit seinen Büchern. Ein ehemaliger Bekannter von mir ist nie aus dem Elternhaus gezogen und hatte (als ich ihn zum letzten Mal sah) Jahrzehnte verbracht in seinem Zimmer im Elternhaus und Bücher gelesen (alle zum Thema Buddhismus). Auch er hatte eine Art autistische Störung, meiner Einschätzung nach. (Ich habe in vielen Ländern gelebt und bin nicht im Elternhaus geblieben aber habe sehr wenige Freundinnen gehabt im Leben und alle waren irgendwie komisch aber vielleicht sind das alle).

    Das hört sich vertraut an, auch meine beiden engen platonischen Freunde über viele Jahrzehnte sind selbst im Spektrum und völlige Außenseiter, da fällt die eigene "Verschrobenheit" nicht mehr auf

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