OT: Diskussion um ADOS

  • Kann gerade nicht zitieren, aber wollte mal anmerken, dass der ADOS keine Kurzdiagnostik ist, @Shenya. Der ist eher aufwendig.

    Oft werden ja Auffälligkeiten, die schon in der Kindheit bestanden, als notwendiges Ktiterium gesehen. Und das zu erheben ist eher aufwendig, wenn es ernsthaft betrieben wird.

    Surprised by the joy of life.

  • Manche Unikliniken machen bei Studien auch einfach noch mal eine kleine Kurzdiagnostik vor der eigentlichen Studie, z.B. einen Ados.

    Nur als Kuriosum oder Fun-Fact: Mein Ados war mehr oder weniger normal (wenig auffällig) aber ab und zu werde ich trotzdem eingeladen an Studien teilzunehmen dort in der Uniklinik.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Kann gerade nicht zitieren, aber wollte mal anmerken, dass der ADOS keine Kurzdiagnostik ist, Shenya. Der ist eher aufwendig.

    Er dauert jedenfalls nicht so lange wie eine komplette Diagnostik. Ich habe den ADOS mal vor einer Studie in Freiburg gemacht. Den mussten dort alle Teilnehmer machen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • natürlich nicht, denn er ist ja ein Teil einer kompletten Diagnostik


    ja, zumindest bei manchen Stellen (nicht alle machen den ADOS).

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • das ist ein gangbarer Weg. die sind ja frei, auszuwählen, wen sie einladen für Forschungen

    Ja, und dann landen da Leute wie ich in der Kontrollgruppe (nicht autistisch) :lol:
    Heute kann ich drüber lachen, aber damals was der mit mir gemacht hat :|
    Ich nehme nie wieder an einer Studie teil. Danke Herr Begemann.

  • natürlich nicht, denn er ist ja ein Teil einer kompletten Diagnostik

    Da gibt es aber sehr unterschiedliche Meinung zu.

    Die S3-Leitlinen [1] empfehlen den ADIR (Seite 149) und ADOS (Seite 163) nur für Kinder und Jugendliche, aber selbst dann sehen die Leitlinien diese Tests nicht als obligatorisch an. Für Erwachsene steht in beiden Fällen "aktuell kein Instrument zu empfehlen."

    In Dortmund (LWL Klinik) wurden damals bei mir die DSM 5 Diagnosekritieren[2] angewendet.

    [1] https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-018.html
    [2] https://autismus-kultur.de/dsm-5-diagnosekriterien/

  • Bitte was?! Wie ist das denn zustande gekommen, wenn ich fragen darf? Hattest Du da denn schon Deine Autismus-Diagnose?

    Über diese Studie und Dr. Begemann aus Göttingen haben wir schon paar Threads, da habe ich auch geschrieben. Ich will das nicht wieder aufrollen hier, ist besser für mich. Vorbei ist vorbei. Ist jetzt bald 10 Jahre her oO

    Ja, ich hatte da bereits die Autismus-Diagnose und auch den SBA. Der hat aber nicht richtig zugehört oder er hat eben gesehen was er sehen wollte.

    Es wird allgemein viel Schrott produziert bei wissenschaftlichen Studien. Die müssen halt an ihre Gelder kommen.

    Die Studie wurde mir von der AS-Community empfohlen, fand (unter anderem) in Taufkirchen statt. Es gab eine Zeit da hat man sich mächtig was drauf eingebildet, wenn man hohe ADOS-Zahlen hatte, und auch woher man seine Diagnose hat bzw von wem. Aber der ADOS-Test ist sehr schwierig in der Anwendung und bei Erwachsenen mit hoher Intelligenz können die Anzeichen von Autismus sehr subtil sein, daher wird der Test auch nicht empfohlen in der S3-Leitlinie (die ist echt interessant).

  • Da gibt es aber sehr unterschiedliche Meinung zu.


    Es gab eine Zeit da hat man sich mächtig was drauf eingebildet, wenn man hohe ADOS-Zahlen hatte, und auch woher man seine Diagnose hat bzw von wem. Aber der ADOS-Test ist sehr schwierig in der Anwendung und bei Erwachsenen mit hoher Intelligenz können die Anzeichen von Autismus sehr subtil sein, daher wird der Test auch nicht empfohlen in der S3-Leitlinie (die ist echt interessant).


    eben diese Unterschiede in der Handhabung der Diagnostik durch verschiedene Diagnostikstellen bzw Diagnostizierende ärgern und enttäuschen mich zutiefst. von einem ADOS hängt ja, falls durchgeführt, in einem hohen Maße die Diagnosestellung positiv oder negativ ab

  • Über diese Studie und Dr. Begemann aus Göttingen haben wir schon paar Threads

    Habe gerade mal hier im Forum nach dem Begemann gesucht. Jetzt fällt mir wieder ein, daß ich dazu auch schon ein paar Threads gelesen hatte. Der Typ scheint sehr ... "interessant" zu sein... ;)

  • von einem ADOS hängt ja, falls durchgeführt, in einem hohen Maße die Diagnosestellung positiv oder negativ ab

    Beim ADOS bekam ich sehr wenig Punkte aber man hat mir trotzdem eine positive Diagnose gegeben, was mir schon damals zu denken gab (in Richtung "Habe ich tatsächlich AS?"). Entweder war (1) das ADOS (am Ende) irrelevant oder (2) ich bin falsch diagnostiziert worden, wobei sich die Frage stellt warum sie mir überhaupt eine positive Diagnose gegeben haben wenn sie ein ADOS durchgeführt haben und es mehr oder weniger negativ ausgefallen war? Trotzdem werde ich, wie ich schon früher in diesem Thread geschrieben habe, ab und zu zur Teilnahme an Autismus-Studien eingeladen und nicht wie bei @Neoni ausgeladen.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (24. Juli 2022 um 11:30)

  • Zitat von Unbewohnte Insel

    wobei sich die Frage stellt warum sie mir überhaupt eine positive Diagnose gegeben haben wenn sie ein ADOS durchgeführt haben und es mehr oder weniger negativ ausgefallen war?

    Weil die Ergebnisse des ADOS weder ohne Zweifel zu einer Diagnose führen noch diese ausschließen.
    Der ADOS ist ein Baustein der Gesamtdiagnostik. Wenn der ADOS negativ ist (weist du noch wie weit du unter dem Cut-Off warst, bzw. wie viele Punkte du erzielt hattest?) und die anderen diagnostischen Tools und Hinweise dennoch für eine ASS sprechen, gibt es keinen Grund, die Diagnose zu verweigern. Andersherum bedeutet ein positiver ADOS nicht zwangsläufig eine ASS-Diagnose. Die Werte können auch aus anderen Gründen erhöht sein. Es ist die Aufgabe des Diagnostikers die Resultate des ADOS im Gesamtkontext zu werten.

    Ich fand es gut den ADOS gemacht zu haben, da er mir in der Retrospektive doch einiges autistisches Verhalten offenbart hat, von dem ich nicht vermutet hätte, dass ich es derart "zeige". Viele finden die Aufgaben kindisch und/oder lächerlich. Ich finde das Design schon clever.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Ich habe auch mal im Rahmen einer Studie den ADOS machen müssen. Obwohl ich dort den Cutoff nicht erreichte, hab ich dennoch an der Studie teilgenommen. Zusätzlich fanden vorab noch zwei Gespräche statt. In der Auswertung stand auch irgendwas davon, dass der ADOS alleine nichts aussagt. Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Ganz davon abgesehen, dass hier im Forum schon so viel über ADOS berichtet wurde, dass ich eh nicht unbefangen daran teilnehmen konnte, sondern bei einigen Bereichen schon wusste, was mich erwartet.


  • von einem ADOS hängt ja, falls durchgeführt, in einem hohen Maße die Diagnosestellung positiv oder negativ ab

    Aber gerade dies sollte eigentlich (für Erwachsene) nicht der Fall sein.

    Aus der Leitlinie für Modul 4 (Erwachsene):

    Zitat von Leitlinie

    Für Modul 4 wurde nur eine einzige Studie gefunden, in die Erwachsene im Alter von 18 – 66
    Jahr eingeschlossen wurden (Bastiaansen et al. 2011). Die Fragestellung war Autismus und
    Autismus-Spektrum versus eine gemischte Gruppe aus einer klinischen Population (Schizo-
    phrenie, Psychopathie) und gesunden Personen.

    Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Cut-Off-Werte verwendet.


    Für den Original-Algorithmus zeigte sich eine Sensitivität von
    61% (95%-CI 43%-75%) und eine Spezifität von 71% (95%-CI 69%-91%), für den alternativen Cut-off lag die Sensitivität etwas höher (bei 71%, 95%-CI 54%-85%)

    [Im Corona Thread wurde sehr viel über Sensitivität und Spezifität gesprochen, ich hoffe, ich interpretiere die Werte richtig]

    Gehen wir mal von 10.000 Erwachsenen aus und 1% (=100) sind tatsächlich Autisten.

    Aber bei einer Sensitivität von 61% bw. 71% werden von den 100 Erwachsenen-Autisten nur 61 bzw. 71 durch den Ados als Autisten eingestuft. Der Rest ist erstmal laut ADOS nicht auffällig.

    Von den 9.900 Nicht-Autisten erkennt der ADOS 7.029 (71% Spezifität) korrekterweise als Nicht-Autisten. Aber aus 2.871 der Nicht-Autisten werden fälschlicherweise Autisten.


    ADOS kann ein Baustein für die Diagnose sein, aber er darf nicht das Hauptargument sein. Am Ende zählen die Diagnoserichtlinien und nicht irgendein Test.

  • Ich fand es gut den ADOS gemacht zu haben, da er mir in der Retrospektive doch einiges autistisches Verhalten offenbart hat, von dem ich nicht vermutet hätte, dass ich es derart "zeige". Viele finden die Aufgaben kindisch und/oder lächerlich. Ich finde das Design schon clever.

    Ich war sehr überrascht von meinen ADOS-Ergebnissen. Andere, die deutlich ausgeprägte soziale Schwierigkeiten im Alltag haben, hatten beim ADOS eher unauffällige Ergebnisse erzielt. Normalerweise müsste es ja umgekehrt sein. Aber beim ADOS geht es ja hauptsächlich um die nonverbale Kommunikation (Körperhaltung, Mimik, Gestik, Prosodie), weniger um das Sozialverhalten an sich.

  • Mimik,

    Meine Mimik war "ungewöhnlich aber gut koordiniert" was auch immer das bedeuten mag. Wie kann Mimik ungewöhnlich sein und wie sähe eine unkoordinierte Mimik aus bei einem zumindest halbwegs gesellschaftsfähigen Erwachsenen? 8o

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Für mich ist es wichtig, dass zwischen Körpersprache und Sozialverhalten unterschieden wird. Menschen, die beispielsweise halbseitig gelähmt sind oder Parkinson haben, haben auch oft eine eingeschränkte Körpersprache. Aber das hat für mich nichts mit dem Sozialverhalten einer Person zu tun.

  • Es geht im ADOS sowohl um die nonverbale Kommunikation als auch die soziale Interaktion.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Es geht im ADOS sowohl um die nonverbale Kommunikation als auch die soziale Interaktion.

    Ja, gut, aber das sagt doch nichts über die Validität des Tests.

    Das sagt mir @swante80s Kommentar mehr über Stärken und Schwächen dieses Tests, nicht zu vergessen, dass die "Auswertung" einem speziell geschulten Menschen obliegt, der schon berufsbedingt die unterschwellige Meinung vertreten wird, dass er/sie objektiv "wie'd Sau" sein dürfte. Ob das stimmt, weiß man nicht, kann man nur hoffen.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ja, gut, aber das sagt doch nichts über die Validität des Tests.

    Das ist richtig, aber ich wollte ja mit meiner Aussage auch gar nichts über die Validität aussagen.

    Ich nahm hierauf Bezug:

    Aber beim ADOS geht es ja hauptsächlich um die nonverbale Kommunikation (Körperhaltung, Mimik, Gestik, Prosodie), weniger um das Sozialverhalten an sich.

    Für mich ist es wichtig, dass zwischen Körpersprache und Sozialverhalten unterschieden wird.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

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