Wenn man nur allein in seinem Zimmer sitzt hat man zumindest den Eindruck dass man selber beurteilen kann ob man sich einsam fühle oder ängstlich sei oder nicht. Ob es eine Einschränkung darstellt allein in seinem Zimmer zu sitzen ist schwerer zu beantworten falls das alles ist was man hinkriegt und wenn man kaputtgehen würde wenn man nicht allein in seinem Zimmer sitzen würde. Wenn (was bei mir überhaupt nicht der Fall ist) man sich gar nicht vorstellen kann wie man außerhalb seines Zimmers zurechtkommen würde und die ganze Idee das tun zu müssen eine Horrorvorstellung ist dann ist man aus der eigenen Perspektive nicht wirklich eingeschränkt wenn man das nicht tun muss sondern ungestört und allein in seinem Zimmer sitzen darf.
Ich denke, es ist dennoch sehr individuell, ob man das als Einschränkung wahrnimmt oder nicht. Meinem Eindruck nach kann man durchaus wissen, dass beispielsweise eine eigene Familie oder eine spannende, inhaltlich interessante Berufstätigkeit etwas wäre, womit man nicht zurecht käme. Man kann Situationen, in denen sich Kontakt mit anderen oder Stress ergäbe, deswegen auch vermeiden und durchaus froh sein, wenn das gelingt. Und dennoch kann man gleichzeitig das eigene Leben auch als ungenügend empfinden und darunter leiden, trotz Bewusstsein, dass es gar nicht anders geht. Für viele autistische Menschen ist es beispielsweise ein großes Problem, ihre Intelligenz und ihre Interessen beruflich nicht einsetzen zu können, weil die entsprechenden Berufsfelder zu stressig wären bzw. sie dem Konkurrenzdruck nicht gewachsen sind. Das kann man wissen und sich entsprechend verhalten, und dennoch ein großes Problem damit haben.
Andere wiederum können Dinge, die für sie nicht funktionieren, abhaken und dann in einer nach außen unbefriedigenden Lebenssituation selbst doch sehr zufrieden sein. Und wieder andere empfinden ihre Unfähigkeit in der Hinsicht von vornherein gar nicht als Problem, weil sie überhaupt kein Bedürfnis nach Austausch, einer Rolle in der Außenwelt etc. haben, sondern sich nur mit sich selbst und ihren Interessen befassen wollen. In allen drei Fällen kann die Lebenssituation dann nach außen gleich wirken, wie es dem Menschen damit geht, ist aber sehr unterschiedlich.