Verständnisfrage


  • Mein Gedanke zur "Undercover-Diagnostik" kam deshalb, weil ich denke, dass man sich im ganz normalen Alltag, wenn man sich unbeobachtet fühlt, eher authentisch zeigt. Ein Vier-Augen-Gespräch im Rahmen einer offiziellen Diagnostik ist eine künstlich herbeigeführte Situation. I

    diesen Gedanken habe ich auch öfter. wobei es auch drauf ankäme, spezielle Situationen zu erfassen, an denen Probleme sichtbar werden neben den ganz alltäglichen, die man durch Routine gut absolviert; wobei je nach Art der Routine das auch ein Indiz für eine ASS sein kann

  • Was hieltet ihr persönlich von einer "Undercover-Diagnostik" wie in meinem vorherigen Beitrag beschrieben, ungeachtet dessen, ob sowas in der Praxis überhaupt umsetzbar ist?

    An diese Art der Diagnostik hatte ich auch schon öfter gedacht. Das müsste dann aber wirklich so "extrem" sein wie "Die Truman Show" -> KLICK -> KLICK

    Und selbst dann bliebe noch Unsicherheit. Ich (VA) werde gelegentlich in Smalltalk verwickelt. Entweder labert mich mein direkter Nachbar voll, oder wenn ich an meinem Auto bin (steht gegenüber auf einem gemieteten Stellplatz), von dem Besitzer des angrenzenden Grundstückes. Ich versuche diesen Smalltalk möglichst mitzumachen. Aber es ist extrem anstrengend, kostet Zeit und ist seeeeehr langweilig. Am liebsten würde ich sagen: "Geh mir nicht auf die Nerven!! Es interessiert mich 0,nix (RW) was Du am Wochenende gemacht hast / wo Du im Urlaub warst..." Aber ich ertrage es und mache (innerhalb meiner Fähigkeiten) so halbwegs mit. Von außen würde es aussehen wie "normaler" Smalltalk. Was in mir vorgeht sieht man ja nicht. Ob einem erfahrenen (!) Diagnostiker auffällt, daß ich mich da "durchquäle" und die ganze Zeit angestrengt überlege was ich antworten könnte, kann ich natürlich nicht abschätzen.

    Oder beim Einkaufen. Ob man mir die "Panik" ansieht, wenn ich ein gesuchtes Produkt nicht finde, kann ich ebenfalls nicht einschätzen. Und wie groß mein "widerwille" gegen den Kauf eines alternativen Produktes ist, nur damit ich überhaupt etwas habe, sieht man wahrscheinlich auch nicht. Wenn ich in "meinem" Supermarkt ein mir wichtiges Produkt nicht finde, dann fahre ich schon mal in einen "alternativen" Markt. Daraus könnte auch der Eindruck entstehen, daß ich gerne einkaufe.

    So eine "Undercover-Diagnostik" könnte nur ein weiteres "Puzzleteil" einer Diagnostik sein.

  • Es gibt ein Foto wo ich als 4 jährige auf dem Strand sitze mit einer umgedrehten Pampas Pappkiste als Tisch und Sandförmchen und Stöckchen fein säuberlich auf den "Tisch" gestellt habe. Keine Ahnung was ich da gespielt habe aber aus Erinnerung habe ich mir in der Zeit immer Geschichten ausgedacht und Insekten und Tiere beobachtet.

    Das sorgfältige Aufreihen von Gegenständen, sortiert nach Größe, Form, Farbe oder was auch immer, gilt schon als autismustypisch. Insbesondere wenn die Förmchen eben nicht für ihre eigentliche Funktion eingesetzt werden.

    Wenn ich also in der ersten Klasse zu meiner Mutter gegangen bin und gesagt habe, dass ich eine Barbie brauche weil die Mädchen in meiner Klasse nicht im Kopf spielen können und wollen sondern immer nur langweilige Barbies an und ausziehen wollen... Dann hört sich das vielleicht an wie asperger, kann aber eben auch situationsbedingt sein.

    Soweit würde ich dir noch zustimmen.

    Jahrelanges selbstüberlassenes Spiel in der Natur, damit bin ich groß geworden. Ist ja klar daß Barbie im Vergleich uninteressant ist. Mein Kopf kann sich alles ausdenken aber Barbie kann man nur an und ausziehen.

    Hier finde ich die Aussage, dass man die Barbiepuppe nur an- und ausziehen kann, bemerkenswert. Ich glaube, 'normale' Kinder machen mit einer Barbiepuppe etwas mehr, als sie nur an- und auszuziehen: sie spielen irgendwelche soziale Situationen, für die die Barbiepuppe dann eben passend gekleidet sein muss. Und da gibt es ja dann auch allerlei Zubehör, um solche Situationen gestalten zu können. Und dann spielen die Kinder auch miteinander mit den barbies und denken sich gemeinsam irgendwelche Interaktionen für mehrerer Barbies aus.

    Wenn man als Einzelkind ohne viel Spielzeug im VW-Bus aufwächst hat man vielleicht nicht so oft Gelegenheit dazu, dieses Fantasiespiel mit anderen Kindern zusammen zu entwickeln. Aber man würde wohl trotzdem irgendwelche Gegenstände personifizieren und für "So-tun-als-ob"-Spiele zweckentfremden.

    Von einem guten Diagnostiker würde ich da erwarten, dass er genau nachfragt, wie denn die selbst ausgedachten Geschichten genau aussehen und wie weit sie soziale Interaktionen beinhalten.

    Wenn die Diagnostik auch den ADOS-Test erfasst, dann ist da z.B. auch eine Aufgabe dabei, wo man zu 5 willkürlich ausgesuchten Gegenständen aus einer Kiste eine Geschichte erfinden soll. Da kann man sich schon einen Eindruck machen, wie solche selbst ausgedachten Geschichten aussehen, obwohl das letztlich nicht die für die Diagnostik entscheidenden Punkte sind.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • @between both spectra

    Auch wenn Du das mit der ' Undercouverdiagnostik' wahrscheinlich scherzhaft gemeint hast. (Glaube ich jedenfalls) Denke ich das geht. Während eines Aufenthaltes in einer Klinik zum Beispiel. Rhea oder Ähnlichem . Da bist Du doch wochenlang unter Beobachtung. Bei allem was man so tut. Und es gibt einige an Therapeuten die da so ' rumlaufen' und mit denen man zu tun hat.
    Allerdings wird man für eine Diagnose keinen Klinikaufenthalt bekommen. Das ist der Haken :fun: !

  • Allerdings wird man für eine Diagnose keinen Klinikaufenthalt bekommen.

    Ich meine schon mehrfach hier gelesen zu haben, daß in Düsseldorf rel. "oft" der Vorschlag einer stationären Aufnahme gegeben wird, um die Diagnostik "richtig" durchführen zu können.

    Solch einen Vorschlag würde ich nicht annehmen (können). Alleine schon der Gedanke an die mir fremde Umgebung verursacht eine starke Abwehrhaltung.

  • Solch einen Vorschlag würde ich nicht annehmen (können). Alleine schon der Gedanke an die mir fremde Umgebung verursacht eine starke Abwehrhaltung.

    Es würde mich Überwindung kosten, weil ich sicher die ersten zwei Nächte kein Auge zutun könnte. Aber für eine Diagnostik, wenn es anders nicht möglich wäre, würde ich es wohl in Kauf nehmen. Danach am besten Urlaub nehmen, um sich zu erholen....

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Aber für eine Diagnostik, wenn es anders nicht möglich wäre, würde ich es wohl in Kauf nehmen.

    Ok, wenn es anders gar nicht ginge, dann wohl schon. Ich bin aber lieber auf der seeeeeehr langen Warteliste einer anderen Ambulanz geblieben, nur weil es da nicht zu solchen Angeboten (sationäre Aufnahme) kommt.

  • Ich habe gerade noch Mal in dem Thread über Düsseldorf geguckt. Es ist wohl keine stationäre Aufnahme, sondern "nur" die Tagesklinik. So etwas wäre für mich schon eher machbar, wenn auch weiterhin unangenehm.

  • Stationär gibt es das aber auch. Mindestens von Freiburg habe ich das schon mal gelesen, aber ich glaube auch von Düsseldorf und eventuell Köln (?).
    Das wird nur angeboten, wenn nach der ambulanten Diagnostik Unklarheiten bestehen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Hier finde ich die Aussage, dass man die Barbiepuppe nur an- und ausziehen kann, bemerkenswert. Ich glaube, 'normale' Kinder machen mit einer Barbiepuppe etwas mehr, als sie nur an- und auszuziehen: sie spielen irgendwelche soziale Situationen, für die die Barbiepuppe dann eben passend gekleidet sein muss. Und da gibt es ja dann auch allerlei Zubehör, um solche Situationen gestalten zu können. Und dann spielen die Kinder auch miteinander mit den barbies und denken sich gemeinsam irgendwelche Interaktionen für mehrerer Barbies aus.

    Hm. Ich erinnere mich nicht an Einzelheiten. Ich erinnere mich, dass ich Barbiespielen langweilig fand und die von mir bei meiner Mutter erbetene Barbie nie selber alleine angefasst habe. Kein Interesse. Ich habe sie nur mitgenommen wenn ich irgendwo hin sollte, Gruppenzeugs halt. Das gleiche galt für my little pony.
    Wie genau jetzt die anderen mit Barbie gespielt haben weiß ich nicht mehr.

  • Hier finde ich die Aussage, dass man die Barbiepuppe nur an- und ausziehen kann, bemerkenswert. Ich glaube, 'normale' Kinder machen mit einer Barbiepuppe etwas mehr, als sie nur an- und auszuziehen: sie spielen irgendwelche soziale Situationen, für die die Barbiepuppe dann eben passend gekleidet sein muss. Und da gibt es ja dann auch allerlei Zubehör, um solche Situationen gestalten zu können. Und dann spielen die Kinder auch miteinander mit den barbies und denken sich gemeinsam irgendwelche Interaktionen für mehrerer Barbies aus.

    Genau das habe ich bei anderen Kindern in der Grundschule beobachtet, wenn sie mit Barbies gespielt haben und kann mich noch gut erinnern, wie sehr mich das irritiert hat. Ich hab die nämlich tatsächlich nur "gestylt" und zusätzliche Kleidung für die genäht/gehäkelt.
    Bei den Babypuppen davor ähnlich, ich hab eher meine Fertigkeiten im Stoffwindeln anlegen perfektioniert als "Mama" gespielt.

  • Ich hatte auch Barbies und erinnere mich gerade, dass ich damit nichts anfangen konnte und deshalb meine Mutter gefragt habe, was man mit denen machen kann und sie antwortete: "Die kann man an- und ausziehen."
    Ich hab dann nur trocken und unbeeindruckt gesagt: "Aha, und dann?!" :lol:

    Zwei der Barbiekleider mochte ich, weil sie ein schönes Farbmuster hatten, das ich oft intensiv angeschaut habe und die Kleider dann deshalb ständig in den Fingern hatte und mit mir herumtrug. Sonst hab ich damit nichts gemacht.

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