Emotionen und Interesse

  • Hallo zusammen,

    ich bin was meine eigene Gefühlswelt angeht sehr Emotional. Nach außen hin merkt man sie mir meist nicht an, mangels passenden Ausdruck oder durch die monotone Stimme. Dabei Platze ich (RW) innerlich teilweise vor Freude oder bin sehr aufgewühlt. Mich belastet Auch die intensivität der Gefühle. Habt ihr einen guten Weg gefunden damit umzugehen?

    Zusätzlich bin ich häufig anderen gegenüber „Gefühlskalt, Dh ich erkundige mich zwar nach deren befinden, aber in der Regel (RW) interessiert es mich nicht. Dafür Platze ich dann mit Themen raus die mich interessieren. Ich hab dann diesen Drang und innere Unruhe darüber zu sprechen. Ich kann das nicht wirklich zuordnen. Kennt das jemand?

    Einmal editiert, zuletzt von Alone (2. Juli 2022 um 15:48)

  • Ergänzend noch: ich bin ein schlechter Gastgeber bzgl Getränke anbieten. Ich habe gelernt dass es richtig ist es zu tun, aber früher hab ich nie was angeboten oder ausgegeben. Kam mir von alleine nicht in den Sinn.

  • Bzgl. meiner Gefühle führe ich sehr viele Selbstgespräche und betreibe sehr viel Selbstreflexion. Ich wüsste gar nicht, wo sonst mit mir hin. Ich entfalte mich auch schriftlich, in Form schriftlicher Reflexionen oder in Gedichten.

    Dieses Problem mit der "Gefühlskälte" habe ich eigentlich nur bei Menschen, welche sowieso nicht zu mir passen oder welche mir negativ gesonnen sind. Dieser Punkt wurde auch schon manipulativ gegen mich verwendet, da ich da halt verletzlich bin.

    Insofern würde ich auf Tipps anderer schon eingehen, wenn mir etwas nicht von selbst in den Sinn kommt. Es gilt aber zu beachten, dass es auch Grenzen gibt. So etwas geht dann auch schnell in Richtung der berühmten "Erziehungsversuche" und das ist dann grenzüberschreitend und missbrauchend.

    Man darf schon auch als Autist eine (autistische) Persönlichkeit haben. Man muss sich auch als Autist nicht alles gefallen lassen. Da gilt es dann halt Menschen zu finden, die damit zurecht kommen, die einen als Autist auch wertschätzen können.

    Insofern: Solange man niemanden zum Reden hat, redet man aus meiner Sicht am besten mit sich selbst. Das baut auch Bewusstsein für sein Selbst, eben Selbstbewusstsein, auf.

    Autisten entfalten ihre Gefühle halt vielleicht auf eine andere Art und Weise. Nur, weil andere Menschen diese Art nicht verstehen oder wertschätzen können, ist sie deswegen nicht von minderer Qualität. Da finde ich es sinnvoll, wenn man lernt, sich von der (Be-)wertung anderer innerlich zu distanzieren und einfach sein Ding zu machen. Sicher ist das schwierig, aber man kann es auch als Herausforderung sehen. :)

  • Ergänzend noch: ich bin ein schlechter Gastgeber bzgl Getränke anbieten. Ich habe gelernt dass es richtig ist es zu tun, aber früher hab ich nie was angeboten oder ausgegeben. Kam mir von alleine nicht in den Sinn.

    Ja und nein. Im Grunde geht es mir genauso. Ich habe nur recht früh im Rahmen meiner Erziehung/Sozialisierung gelernt, bestimmte Höflichkeitsriten abzuarbeiten. Dazu gehört die Frage nach der Befindlichkeit des Gegenübers und auch die Bewirtung von Gästen.

    Mir scheint, dass es nicht nur Autisten sind, die nicht wirklich daran interessiert sind wie es dem Anderen geht. Abgesehen von wirklich herzlichen, anteilnehmenden Menschen wird die Mehrheit auf dem Standpunkt stehen, dass jemand es von sich aus sagen wird, wenn es ihm so besonders gut oder schlecht geht, dass er dies mitteilen will. Manche klagen sowieso immer und man will sie nicht noch zusätzlich dazu ermuntern und andere klagen selbst dann nicht wenn es ihnen sehr schlecht geht.

    Wenn mir eine Person sehr am Herzen liegt und ich aus einem konkreten Anlass befürchte, dass es ihm/ihr nicht gut geht, dann frage ich mit ehrlicher Anteilnahme, aber sonst ist es einfach eine Floskel die zum Smalltalk gehört.

    Das mit dem Herausplatzen bei eigenem Mitteilungsdrang ist bei mir nicht so. Ich warte vielmehr darauf ob sich eine Gelegenheit ergibt das Gespräch auf das Thema meines Interesses zu bringen, was nicht immer der Fall ist. Ich gehe implizit davon aus, dass meine Spezialinteressen für andere so unbedeutend und langweilig sind wie für mich die Lieblingsthemen der Anderen. Da ich weiß wie ich mich dabei fühle, möchte ich nicht so unhöflich sein das Gleiche meinen Zuhörern zuzumuten.

  • ich bin was meine eigene Gefühlswelt angeht sehr Emotional. Nach außen hin merkt man sie mir meist nicht an, mangels passenden Ausdruck oder durch die monotone Stimme.

    Das ist bei mir auch so. Von meinen Gefühlen kriegen andere oft nur was mit, wenn ich die Beherrschung verliere (was ich gar nicht mag) oder wenn ich verbal etwas sage.

    Habt ihr einen guten Weg gefunden damit umzugehen?

    Es ist halt so, ich ändere es nicht.

    Zusätzlich bin ich häufig anderen gegenüber „Gefühlskalt, Dh ich erkundige mich zwar nach deren befinden, aber in der Regel (RW) interessiert es mich nicht.

    Das ist unterschiedlich. Meistens, wenn ich nachfrage, interessiert es mich auch irgendwo. Ansonsten frage ich gar nicht nach. Oft erzählen mir aber Leute ohne Nachfrage Dinge, die mich nicht besonders interessieren. Zum Beispiel hat mir meine Mutter früher lang und breit erzählt, was ihre Enkel (meine Neffen) in den letzten Wochen alles gemacht haben, und das fand ich ziemlich langweilig. Ich hätte lieber über andere Dinge geredet.

    Dafür Platze ich dann mit Themen raus die mich interessieren. Ich hab dann diesen Drang und innere Unruhe darüber zu sprechen. Ich kann das nicht wirklich zuordnen. Kennt das jemand?

    Rausplatzen tue ich selten. Ich überlege gut, wie ich etwas formulieren kann, und wenn ich eine gute Formulierung finde, dann sage ich es. Drang und innere Unruhe habe ich dabei eher nicht, aber man braucht ja ein Gesprächsthema, und warum soll man dann nicht über etwas reden, was für mich eine Bedeutung hat? Ich möchte auch nicht immer nur über die Themen der anderen reden. Ich finde, das ist normal.

    ich bin ein schlechter Gastgeber bzgl Getränke anbieten. Ich habe gelernt dass es richtig ist es zu tun, aber früher hab ich nie was angeboten oder ausgegeben. Kam mir von alleine nicht in den Sinn.

    Getränke anbieten vergesse ich auch dauernd. Und einmal habe ich doch welche hingestellt und sogar Kekse dazu, aber keiner hat was genommen. Ich habe vergessen zu sagen "da sind Getränke und Kekse, bedient euch." Zum Glück kommen zu mir nur ganz selten Gäste... aber deswegen fehlt mir wahrscheinlich auch die Übung.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich denke auch, dass ich einen schwachen Ausdruck von Gefühlen habe. Hinzu kommt, dass meine Gefühle für mich schwer einzuordnen sind, also ich fühle oft eine Unruhe, aber es ist schwer für mich zu unterscheiden, ob das aus Freude, Angst oder sonstwas ist. Ich erschließe mir das eher aus dem Kontext.

    Heutzutage habe ich sehr wenig Kontakt zu anderen, daher kommt das nicht mehr so vor, aber als Kind haben die anderen oft zu mir gesagt, ich sei gefühlskalt. Das sehe ich aber anders, ich habe manchmal sogar sehr starke Gefühle, aber ich kann sie nicht richtig ausdrücken.

    Die Modulation meiner Stimme ist auch nicht so ausgeprägt, wobei ich das schon manchmal versuche aktiv zu ändern in dem ich absichtlich moduliere. Ich weiß allerdings nicht wie erfolgreich ich damit bin.

    Ich habe überhaupt nicht gerne Gäste (da sind mir die Menschen grundsätzlich zu nah) und bin lieber Gast woanders. Ich denke, ich bin auch ein eher schlechter Gastgeber.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Jetzt wo ich bei diesem Thread darüber nachdenke, fällt mir folgendes auf:

    Ich selber zeige auch wenig Emotionen und von denen die ich zeige ist ein guter Teil noch vorgespielt, weil ich weiß dass man bestimmte Dinge mit sichtbarer Freude oder Bedauern sagen muss, damit sie glaubhaft wirken. Aber ich fühle nicht meinem Gesichtsausdruck oder meinem Tonfall entsprechend. Ich denke nicht, dass ich das besonders gut mache und ein guter Menschenkenner wird mich bestimmt leicht durchschauen, aber die meisten Menschen sind im täglichen Umgang eher oberflächlich und wenn man bei einer Beileidsbekundung nicht gerade schallend lacht, nehmen sie einem das Mitgefühl ab.

    Das für mich Merkwürdige ist dabei aber, dass ich so auf den Zusammenhang von Aussagen und emotionalen Signalen konditioniert bin, dass ich von meiner Umwelt auch diese emotionalen Botschaften erwarte und sehr verunsichert bin, wenn ich beispielsweise mit einem anderen Aspie rede, der seine Worte nicht mit gespielter Emotionalität "anreichert".

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