Mir hat es sehr geholfen, eine Erklärung für mein Anderssein zu finden. Früher erklärte ich mir alle meine Auffälligkeiten damit (bzw. auch meine Familie hat es sich stets so erklärt), dass hochintelligente und kreative, künstlerisch begabte Menschen wie ich sowieso irgendeinen "Knall" haben.
Was einem aber den Bonus einer gewissen "Narrenfreiheit" verschafft. Noch dazu, wenn das Spektrum des Künstlers, der "in seiner eigenen Welt lebt" in Kombination mit AS auftritt.
Man übt deswegen etwas mehr Nachsicht mit mir
Ich breche in Tränen aus, wenn ich bei Filmen überlladen werde und die Emotionen der Filmfiguren mich durchfahren. Wenn ich einen Film z.B. nochmal anschaue, dort aber eine bestimmte Szene war, die mich emotional sehr mitgenommen hatte, überspringe ich sie konsequent. Ich kann mir das dann nicht noch ein zweites mal antun.
Vielleicht kennst du das auch?
Oh ja, mich hält es dann oft nicht mehr auf der Couch und ich flüchte weg vom TV, um die Details nicht mitzukriegen.
Meine Frau verkraftet so etwas ohne Probleme, flüchtet aber regelmäßig, wenn Szenen zu blutig werden
Bücher lese ich nur Fachbücher. Ich kann mit Romanen z.B. nichts anfangen, die reißen mich nie mit.
Aber in Fachbüchern kriege ich leckere Informationen
Ja, Fachliteratur ist toll.
Wegen meiner vielen Hobbys und Spezialinteressen trudelt jeden Monat ein Stapel davon ein und meist bin ich froh, den größten Teil davon auch nur grob sichten zu können.
Aber man will ja überall auf dem Laufenden bleiben
Also ich war immer das 'Sensibelchen' in der Familie.
Genau, das Sensibelchen in der Familie - wie wahr! Dazu kursieren die haarsträubendsten Geschichten, z. B.:
Als ich ein Kleinkind war, gab es noch die Amerikaner als Besatzungsmacht und ihre Luftwaffe.
Wenn dann wieder Tiefflieger unterwegs waren, musste man mich angeblich erst mal suchen. Und fand mich dann total geschockt von dem Lärm irgendwo verkrochen.
Aber! Wenn ich am Meer, See, Wald oder einfach irgendwie in der Natur bin, wo wenig los ist, dann bin ich tiefenenstpannt
Auch wieder eine Parallele bei mir: Entspannung und Glück pur beim Laufen oder Radeln im Wald.
Vorzugsweise, wenn außer uns keiner weit und breit zu sehen ist.
Dann ziehe ich mich in einen Raum alleine zurück, setze Kopfhörer auf und bewege mich lange zur Musik vor und zurück. Immer wieder vor und zurück.
Interessant, dieser "Bewegungsdrang" bei Musik.
Ich bin dabei so aufgedreht, dass ich Musizieren nicht still sitzend machen will. Daher spiele ich über Sender und laufe ruhelos durchs Haus.
Was schon mal für Irritationen sorgt, wenn ich mich in einem anderen Raum aufhalte, der Sound aber bei der Anlage bleibt. Wird aber mit zunehmender Entfernung schwieriger.
Denn die Schallgeschwindigkeit ist endlich und es ist nicht leicht, präzise zu greifen, wenn der Ton zeitversetzt an den Ohren ankommt. Gegenmittel: Monitoring über Funkkopfhörer.
Ich habe schon Tage gehabt, da habe ich 6 Stunden gespielt.
Sechs Stunden, Respekt! Wie hältst du das durch?
Nach ca. zwei Stunden E-Gitarre oder einer Stunde E-Bass (wegen der dickeren, rauen Saiten) fängt die Hornhaut an meinen Fingerkuppen an, aufzufransen.
Höre ich dann nicht auf, gibt es Blasen und eine längere Zwangspause
Ich kann mit Romanen z.B. nichts anfangen, die reißen mich nie mit.
Doch, Romane und Krimis, speziell "detective stories" mag ich unheimlich, nur steigere ich mich zu sehr rein.
Ich leide bei manchen dann extrem mit, muss mich manchmal nach Stunden zwingen, mit dem Lesen aufzuhören - total aufgedreht oder mit den Nerven fertig.
Viele gehen mir sogar so an die Nieren, dass ich nicht zu Ende lese. Oder sehr viel später.
Eine pädagogische Ausbildung ist natürlich klasse als Background zu der Veranlagung, so etwas habe ich nicht vorzuweisen.
Ich saß als Student nur in einigen Vorlesungen Psychologie, weil das meine damalige Freundin studierte und das war wirklich interessant.
Damals war mir allerdings noch nicht klar, "was ich für einer bin"
Überhaupt hätte ich gerne noch mehr verschiedene Fächer studiert, alles war irgendwie mega-interessant.
Aber irgendwann muss man ja mal finanziell auf eigenen Füßen stehen, dazu reichen auch diverse studentische Nebenjobs nicht.
Und so kam nach zwei Studiengängen der Start ins Berufsleben
K.