Hallo zusammen,
Ich schreibe euch hier, weil ich irgendwie nicht ganz die typische Asperger Autistin bin, oder die klassische Hochsensible.
Irgendwie fühle ich mich wie eine Mischform aus beiden.
Um dies zu erläutern muss ich ein wenig ausholen:
Im Kindergarten bin ich z.B. aufgefallen, da ich nicht mir anderen Kindern gespielt habe, an keinem Gruppenaktivitäten teilgenommen habe, geschweige denn reagiert wenn man mich namentlich angesprochen hat.
Jedoch wollte ich eigentlich in Bindung treten, doch wusste ich nicht recht, wie ich in sozialen Situationen reagieren bzw. agieren sollte. Ich habe anderen Monologe gehalten, über das was mich interessiert hat. Das fanden andere Kinder natürlich potenzielle eher unspannend.
Ich bin ein sehr Feinfühliger und sensibler Mensch, spüre sofort wenn etwas nicht stimmt, jemand z.B. eine Abneigung mir gegenüber hat, oder andere Emotionen verspürt. Ich spüre es nach, als wären es meine eigenen Emotionen. Ich habe keine Probleme damit Emotionen in anderen Gesichtern zu erkennen.
Und doch, nehme ich Aussagen wörtlich und es fällt mir schwer Ironie/ Sarkasmus und andere Doppeldeutigkeiten zu verstehen. Ich wurde damit schon sehr oft in meinem Leben verarscht.
Meine eigenen Emotionen äußern sich sehr deutlich und überschwänglich, bei Freude quietsche ich, springe gerne und wedel auch mit den Händen ab und zu. Andere Emotionen wie Trauer und Wut kommen auch schwallartig und ich hatte schon richtige Ausbrüche in meinem Leben.
In meinen Grundschulzeugnissen steht, dass ich zwar an anderen Kindern interessiert war, jedoch die Regeln des sozialen Miteinander nicht verstanden oder richtig wahrgenommen hatte.
Ich habe früh sehr viel beobachtet und so konnte ich mir auch Verhaltensweisen aneignen, die mich sehr weitergebracht haben. Ich bin unsichtbar in der Grundschule mitgelaufen und habe auch eine sehr gute Freundin dort kennengelernt, die ebenfalls anders war.
In der weiterführenden Schule ändert sich jedoch vieles. Als die Mitschüler begannen beziehungen einzugehen, sich umarmten und küssten, da habe ich mich rausgezogen. Ich habe das nicht nachvollziehen können. Es hat mich geekelt. Ich war kein Fan von Körperkontakt.
Ich wurde zum Mobbingopfer. Dabei wollte ich in Bindung treten und ein paar wenige Freunde haben, die ich in der Zeit alle verloren hatte.
Ich habe Ticks, die mir helfen mit den vielen Reizen und Eindrücken um mich herum unzugehen. Ich habe meist Kopfhörer auf, um die vielen störenden Geräusche auszublenden und ziehe mich aus sozialen Situationen immer wieder zurück, um in einem Raum für mich alleine zu tanzen. Wenn ich trinke, dann schlucke ich im Takt und knete dabei den Deckel wie einen Antistressball.
Wenn bei einer Klausur irgendwo ein kleines Geräusch zu hören war, schnellte mein Kopf gleich hoch, während die anderen unbeeindruckt weitergeschrieben haben.
Tatsächlich habe ich nach der weiterführenden Schule gemerkt und durch neue, gute Freunde beigebracht bekommen, wie schön es sein kann jemanden zu umarmen, den man wirklich gerne hat.
Ich komme klar, spiele Klavier, komponiere eigene Musik und kann meine Gefühle dort am besten vermitteln. Ebenso in meinen Kunstwerken, Poesie und kreatives schreiben. Ich interessiere mich für allerlei Dinge und mir fällt es nicht schwer neue Sachen zu lernen.
Oft wurde ich als fanatisch oder exzentrisch bezeichnet, denn wenn ich Interesse an etwas gefasst habe, dann habe ich alles exzessiv eingesaugt. Dann wusste ich in kürzester Zeit was ich wissen oder können wollte und war zufrieden. Doch einiges mache ich wirklich seit Jahren, wie meine Musik, Kunst etc.
Meine Familie mütterlicherseits ist auffällig was Asperger, generell das Autismusspektrum, angeht, jedoch auch für eine hohe Sensibilität teilweise. Wenn ich verschiedene Familienmitglieder anschaue, ist mein Onkel atypischer Autist, mein großer Bruder als Asperger Autist mit ADS, meine Mutter ebenso Aspi mit ADS und ich? Ich steche mit meiner extremen Feinfühligkeit und Hochsensibilität dabei irgendwie heraus. In Familienrunden bin ich diejenige, die eingreift wenn mein Bruder nicht realisiert hat, das er mit seiner Aussagen jemanden verletzt hat. Mein Bruder kann nämlich nicht nachempfinden, was andere Menschen fühlen.
Genetik ist super interessant, mein Opa war Hochsensibel und hatte wie ich auch das absolute Gehör und war sehr musikalisch.
Irgendwie sehe ich mich als eine Art Mischtyp, zumindest habe ich von beiden Seiten Eigenschaften, oder ich bin Hochsensibel mit autistischen Zügen, ich weiß es nicht.
Mein IQ ist gemessen und überdurchschnittlich.
Ich komme mitlerweile sehr gut klar, ich habe die regeln des sozialen Miteinander fast perfektioniert und so empathisch wie ich bin, glaubt mir keiner was es für ein steiniger Weg war, dass es heute so ist wie es ist.
Ich reflektiere jedoch ständig, weil irgendwo ist eben nicht dieses intuitive, was Normalos im sozialen Miteinander haben, dass sie einfach wissen wie es besser funktioniert und ich mich immernoch dabei ertappe, wie ich über gesagtes und Handlungen intensiv nachdenke und reflektiere.
Was auch wieder paradox ist, weil Gefühle wahrnehmen stellt mich vor keine Herausforderung.
Ich habe ein paar Freunde, bzw. enge Bezugspersonen für mich gefunden, die mir unheimlich viel bedeuten.
Was meint ihr dazu?
oder zu dem Gedanken das ich ein wenig gemixt sein könnte?
Oder ob Aspis durchaus auch so feinfühlig sein können? (gegen das Klischee des unempathischen Autisten, was ich so nicht unterschreiben wollen würde)
oder ich eher Hochsensibel mit Autistischen Zügen bin?
In ein echtes Diagnostikverfahren mag ich mich nicht mehr begeben, ich habe da eine Geschichte hinter mir, die nicht schön war und in sowas kriegen mich keine zehn Pferde mehr.
LG Emma