Sichtbar machen von Autismus?

  • müsste man das doch sichtbar machen können...

    Nicht auf individueller Ebene.
    Also auch nicht zur Diagnostik oder als "Beweis".

    In Messungen / bildgebenden Verfahren von großen Gruppen gibt es wohl Tendenzen zu sehen, im Vergleich zur Verteilung bei (ebenfalls große Anzahl Messdaten) Nichtautisten. Aber das macht eben keine Aussagen auf individueller Ebene. (D. h. an einem Scan EINER Person ist nicht ablesbar, in welche Gruppe er/sie gehören würde. - Aber auf die Masse Menschen gesehen gibt es leicht verschobene Cluster.)

  • Der eigentliche Anlass für meine Frage war allerdings diesmal nicht die Hoffnung auf ein eindeutigeres und schnelleres Diagnoseverfahren (schön wärs!) sondern vielmehr die Problematik, dass ich nicht weiß, wie ich irgendjemandem erklären sollte, dass im Gehirn von Autisten Dinge anders ablaufen bzw. ihr Gehirn teilweise anders strukturiert ist, ohne dass sich dies irgendwie nachweisen ließe.

    Vor mehreren Jahren bin ich in den Genuss eines Vortrags einer Genetikerin gekommen (Professorin Dr. Elke Holinski-Feder, siehe auch hier...).
    Sie war der Meinung, dass sich einige Autismusformen genetisch identifizieren und somit auch nachweisen lassen.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Der Hausarzt hat mir mal geraten, das machen zu lassen. LMU sagte er glaube ich...
    Ich habe wohl irgendwie eine Mutation an einigen Sorten von Kalziumkanälen. Das wirkt sich auf die Augen und aufs Hirn aus (betroffene Männer sind außerdem oft geistig behindert und farbenblind).
    Die Sache wird in meiner Familie schon länger durchgereicht, mütterlicherseits, hab da mindestens drei Verwandte (eine Großtante wie ich, verließ nie das Haus und schaute jeden Tag die selben Fernsehsendungen, sonst tat sie nichts mehr, die letzten 20 Jahre ihres Lebens; sowie deren Enkelsohn, der geht allerdings mehr in Richtung Asperger, also Probleme mit den exekutiven Funktionen), ja und halt meine Mutter, und ich.
    Da ich meine (riesige) Verwandschaft aber gar nicht kenne ist nicht auszuschließen dass in Polen oder USA noch mehr von meiner Sorte so oder ähnlich durchs Leben wandern wie ich.

  • Vor mehreren Jahren bin ich in den Genuss eines Vortrags einer Genetikerin gekommen (Professorin Dr. Elke Holinski-Feder, siehe auch hier...).
    Sie war der Meinung, dass sich einige Autismusformen genetisch identifizieren und somit auch nachweisen lassen.

    Danke. Das wird es sein.
    Geiles Bild wieder, sieht wieder so Postkartenmäßig so aus, als würden die Alpen direkt am Stadtrand von München beginnen, aber in Wahrheit sind das noch 100km oder so :D

  • Um nen genetischen Nachweis ging es mir jetzt eher weniger. Forschung in der Richtung wird leider vorrangig betrieben von Leuten, die das für vorgeburtliche Selektion benutzen wollen.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Forschung in der Richtung wird leider vorrangig betrieben von Leuten, die das für vorgeburtliche Selektion benutzen wollen.

    yep.
    Ich weiß auch nicht, ob ich da hingehen soll, denn was solls bringen.
    Irgendeine Art von Autismus wird mir auch auf "konventionellem" Wege diagnostiziert schon mehrmals (also "konventionell" soll heißen: Diagnose per psychiatrischem Untersuchungs-Gespräch); und dass ich stark kurzsichtig und nachtblind bin weiß ich auch so.... also ich weiß es ohne dass es mir ein Genetiker sagen müsste dass es mit den Kalziumkanälen der Zellen zusammenhängt...
    Und die Kalziumkanäle die den Blutdruck regeln scheinen bei mir in Ordnung zu sein, denn mein Blutdruck ist nach dem Psychiatrieaufenthalt jetzt wieder ok. Der war also nur wegen Stress zu hoch.
    Und schwanger bin ich nicht, also hoffe ich.
    Wozu also soll ich da in eine deren Filialen gehen (oder nach München rein fahren) und Genmaterial abgeben? Damit sie mir sagen was ich schon stark ahne? Hilft das irgendwie, bekommt man da Geld oder so?

    Einmal editiert, zuletzt von Neoni (13. Juli 2022 um 05:35)

  • Forschung in der Richtung wird leider vorrangig betrieben von Leuten, die das für vorgeburtliche Selektion benutzen wollen.

    Das wäre aber bei Autismus gar nicht möglich, weil es ja nicht ein einziges Gen ist, das ihn verursacht, sondern eine Kombination von mehreren, womöglich hunderten Genen. Daher glaube ich nicht, dass Abtreibung das Ziel ist, sondern einfach nur das bessere Verständnis der Ursachen. Vielleicht längerfristig sogar die Möglichkeit einer Beeinflussung, wenn es mal Gentherapie gibt.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Nein, die suchen wirklich nach einem Weg. Autism Speaks, die wollen Autismus auslöschen. Die stecken das ganze Geld da rein nicht nur für ein besseres Verständnis sondern um Autismus, den großen, Familien zerstörenden, Kinder raubenden Feind zu bekämpfen mit aller Macht. Und ja, es ist nicht ein einzelnes Gen. Wäre es einfach, würde es schon längst gemacht werden, so wie auch bei Down Syndrom (Trisomie21). Die werden ständig abgetrieben. Und auch entsprechende Vorselektion bei Invitrobefruchtungen wäre denkbar. Aber wir kommen ein wenig vom Thema ab. Mir geht es noch immer darum was genau da im Gehirn anders abläuft oder anders konstruiert ist und wieso das kaum ein bildgebendes Verfahren abbilden kann.

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  • Mir geht es noch immer darum was genau da im Gehirn anders abläuft oder anders konstruiert ist und wieso das kaum ein bildgebendes Verfahren abbilden kann.

    Soweit ich weiss hat man in dieser Richtung nicht wirklich was gefunden.
    Hast Du schon mal die Möglichkeit in Betracht gezogen daß sich in dieser Hinsicht auch in Zukunft nichts finden wird weil einfach nichts entsprechendes da ist?

  • Doch natürlich ist was da. Zumindest auf neuronaler Ebene. Die Verknüpfung der Synapsen ist anders und auch wie viel Aktivität in welcher Hirnregion in welcher Situation ist.

    Was ich meine ist z. B. : Wenn jemand Gesichter nicht gut wiedererkennen kann, kann es sein, dass beim Blick auf ein Gesicht nicht der Gesichtserkennungsbereich im Gehirn aktiviert wird sondern der zum Wiedererkennen von Gegenständen, der weniger präzise ist.

    Und auch die Reizüberflutung sollte sich auf neuronaler Ebene zeigen lassen, wenn zu viel gleichzeitig aktiviert wird.

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  • Doch natürlich ist was da. Zumindest auf neuronaler Ebene. Die Verknüpfung der Synapsen ist anders und auch wie viel Aktivität in welcher Hirnregion in welcher Situation ist.

    Da werfe ich die Frage in die Runde was zuerst da war:Die neuronalen "Geschichten" oder das Erleben und die "neuronalen" Reaktionen darauf.

    Was ich meine ist z. B. : Wenn jemand Gesichter nicht gut wiedererkennen kann, kann es sein, dass beim Blick auf ein Gesicht nicht der Gesichtserkennungsbereich im Gehirn aktiviert wird sondern der zum Wiedererkennen von Gegenständen, der weniger präzise ist.

    Ich kann jetzt nur von mir sprechen-früher konnte ich Gesichter auch nicht gut wieder erkennen.Heute weiss ich daß es daran lag daß Sprache UND Mimik UND Emotionalität UND UND UND einfach "zuviel" für mich waren.

  • Und auch die Reizüberflutung sollte sich auf neuronaler Ebene zeigen lassen, wenn zu viel gleichzeitig aktiviert wird.

    Es gab mittlerweiler so viele Mrt,FMrt und was-weiss-ich-wieviele bildgebende Untersuchungen zu diesem Thema.Klare oder gar eindeutige Ergebnisse gab es meiner Erinnerung nach nicht.

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