Körperliche Symptome von sozialem Stress

  • Hallo,

    habt ihr auch manchmal sozial sehr stressige Zeiten, in denen ihr z.B. ganz viel und lange unter Leuten sein müsst?

    Habt ihr dann auch körperliche Stresssymptome während oder nach so einer anstrengenden Zeit?
    Gibt es typische Sachen, die bei euch dann
    auftreten?

    Mir merkt man Stress/Überforderung leider immer schnell an. Ich werde darauf angesprochen, dass ich um die Augen rum total kaputt/müde aussehe. Meine Haut/leichte Akne im Gesicht wird schlechter. Seit einigen Tagen habe ich Schmerzen in der Seite, leichte Schuppung/Ekzem über dem Auge.

    Alles fing in bzw. kurz nach einer extrem stressigen Arbeitswoche an, in der ich von morgens bis abends in Gruppen war, Smalltalk mit immer neuen Leuten halten und mich gleichzeitig in neue Konzepte einarbeiten musste.

    Da ich sehr perfektionistisch bin, kann ich Dinge auch nicht einfach mal locker angehen, sondern will alles ganz genau machen. Ich denke auch, dass ich meine soziale Ungeschicktheit durch eine präzise Arbeitsweise und Ausdauer kompensieren müsste. Aber dadurch wird dann alles stressig. Das Soziale bleibt stressig und dann noch mein Anspruch, alles bestmöglich zu machen.

    Kennt ihr das auch?
    Wie kommt ihr nach körperlichen Stresssymptomen wieder runter?

  • Bei mir zeigt sich sozialer Stress durch:
    - veränderten Schweißgeruch (der riecht dann echt scharf, ein wenig erinnert es an eine Mischung aus Bier und Katzenurin, das erhöht natürlich den Stress, weil ich Angst habe, dass andere das mitbekommen, diverse Deo-Konzepte erfolglos ausprobiert)
    - Reizdarm
    - Verspannungen am ganzen Körper
    - müde Augen
    - Ekzem am Haaransatz (wobei das wahrscheinlich eher durch das leichte Skinpicking verursacht wird, das sich bei Stress gerne einschleicht)
    - Gefühl, nicht mehr richtig zu hören
    - bei extremer Dauerbelastung führt die Verspannung zu funktionellen Problemen am Bewegungsapparat (ich kann die Hände nicht mehr richtig bewegen und belasten vor lauter Schmerzen)

    Meist merke ich viel zu spät, dass mein Körper mir diese "Gefahrensignale" sendet.

    Was ein bisschen hilft:
    - Massagen durch meinen Partner
    - duschen
    - zusmamengekauert unter schweren Decken liegen

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • In meinem alten Job, insbesondere während eines Projekts mit einer sehr cholerischen Person:

    • vermehrte Rückenschmerzen durch starke Anspannung, dahingehend, dass ich nicht mehr aufrecht stehen konnte und mich nur noch irgendwie von einer Position in die nächste gedreht habe
    • juckender Hautausschlag an den Unterarmen

    Als ich meinen neuen Job bekommen hatte und noch nicht wusste, dass ich mich auch mal kurz außerhalb der Pause ausruhen darf:

    • wochenlang: Blepharospasmus (Augenlidzucken)
    • extremes Schwitzen


    Mittlerweile allgemeine Symptome, die sich bei Stress verstärken:

    • Faszikulationssyndrom (feine Zuckungen von Muskeln am ganzen Körper in unterschiedlicher Intensität)
    • Tinnitus, teilweise mit Hörminderung (wie ein "Mini-Hörsturz)
    • teilweise Rückenschmerzen
    • erhöhte Ungeschicklichkeit durch Erschöpfung (heute z. B. nach der Arbeit beim Kochen zweimal mit dem Messer in einen Fingernagel geschnitten.)


    veränderten Schweißgeruch (der riecht dann echt scharf [...] das erhöht natürlich den Stress, weil ich Angst habe, dass andere das mitbekommen [...] )

    Das habe ich heute Morgen auch wieder festgestellt, als ich zu Beginn meines Kurses etwas allgemein Organisatorisches erläutern musste und es nicht verstanden wurde und mein Stresslevel sich erhöhte.


    Wie kommt ihr nach körperlichen Stresssymptomen wieder runter?

    Schlafen, etwas nicht zu Anstrengendes/Forderndes lesen, manchmal Spazieren (wenn draußen nicht mehr viel los ist.)
    Massagen wären insbesondere bei Rückenschmerzen bestimmt gut, aber dafür habe ich niemanden.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Bei mir nehmen bei Stress die Verspannungen extrem zu. Dabei ist es egal, ob der Stress sozial, beruflich oder sonst wie geartet ist.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Wenn sozial überfordert, z. B. durch Menschen die mir viel zu schnell und viel zu laut reden (auf der Arbeit leider auf Tagesordnung), bekomme ich selbst Sprach-Blockaden und blabbere nur so rum. Mit meinem eigenem Chef, der ganz ruhig und ausgeglichen ist, habe dagegen keine Sprach-Pannen bisher gehabt.

    Sonst:
    - Probleme mit hören, vllt. ähnlich wie beim @Kayt

    - Starkes Bedürfnis mit Haaren oder Fingern zu spielen, was ich durch diskretes Halten von meinem Rosenquarzstein in Hosentasche überspiele

    - Ich brauche viel mehr Luft und fühle mich wie hypoventiliert, teilweise mit leichtem Schwindel

    - Haut fühlt sich trocken, rau und angespannt. Sehr angespannte Nacken.

    -over is not over till it's over-

  • Bei sozialem Stress bin ich, von der Körperhaltung her, meistens doch ziemlich steif, auch in den Bewegungen. Dazu kommen oft noch (mehr oder weniger) starke Bauchschmerzen, Müdigkeit und ständiges Gähnen und starkes Schwitzen.

  • Bei mir mündete der Stress (soziale Überforderung im Job + Überforderung in der Beziehung) in einem Bandscheibenvorfall und in mehrfachen psychischen Zusammenbrüchen. Ok, ich habe zu der Zeit auch noch keinen Sport gemacht, aber man weiß auch, dass solche Rückenbeschwerden zu einem wesentlichen Teil durch Stress ausgelöst werden.

    Inzwischen habe ich einen Job, der stressarm für mich ist und zusätzlich darf ich auch noch 4 Tage die Woche im Homeoffice bleiben. Privat setze ich mich auch nicht mehr solchem sozialen Stress aus. Daher bin ich die meiste Zeit eigentlich ziemlich entspannt.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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    • Tinnitus, teilweise mit Hörminderung (wie ein "Mini-Hörsturz"

    Tinnitus ist mittlerweile chronisch. Aber stimmt. Der bekommt eine zweite Frequenz hinzu, wenn Stress herrscht.


    Aber wie bekommt ihr das mit, dass ihr unter Stress steht (bestenfalls bevor der Meltdown kommt)? Ich hab ja irgendwie immer was und ich kann nicht die Intensität körperlicher Empfindungen differenzieren. Dieses Einordnen, dass die körperlichen Symptome Stress anzeigen und mich ergo schützen könnten, schafft meine Wahrnehmung nicht. Entweder kommt direkt im Anschluss der Zusammenbruch oder (wie letzten Samstag beim Einkaufen) währenddessen in der Öffentlichkeit. Wie kann ich mich da besser wahrnehmen?

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Ich kenne das auch mit den Körperlichen Problemen durch sozialen Stress (und auch anderen Stress), aber konkret bezogen auf das Soziale ist es bei mir immer so, dass ich danach körperliche Schmerzen habe.
    Verstärkte Verspannungen, dadurch Schmerzen. Magen-und Darm Schmerzen und starke Müdigkeit. Auch Akne verstärkt sich bei mir durch Stress, aber das tritt nicht akut nach sozialen Situationen auf, sondern so generell.
    Schwitzen und Übelkeit, manchmal Zittern kommt bei mir auch dazu.

    Außerdem, was ja aber dann nichtmehr körperlich ist, ist dass ich durchaus Mutistisch werde, nichtmehr klar denken kann, schon voll im Overload hänge und mein Stimming immer extremer wird. Mir sieht man das auch an.

    Zu der Frage "wie kommt ihr nach körperlichen Stresssituationen wieder runter"
    - eigentlich hilft bei mir nur absoluter sozialer Rückzug, keine Gespräche mehr, nichtmehr kommunizieren.
    Manchmal hinlegen und die augen schließen, mit oder ohne Gewichtsdecke. Manchmal aber auch das Gegenteil: Bewegung durch Spaziergang, mit einem Ball spielen, Gymnastik machen.
    Aber ich bin leider auch noch nicht ganz so gut darin, das immer zu managen, aber das sind so meine Strategien.
    Plus wenn mein Körper zu arg wehtut hilft es mir auch manchmal wenn ich den massiere und mich irgendwo gegendrücke z.B gegen die wand und dazwischen nen Igelball klemme.

  • Aber wie bekommt ihr das mit, dass ihr unter Stress steht (bestenfalls bevor der Meltdown kommt)? Ich hab ja irgendwie immer was und ich kann nicht die Intensität körperlicher Empfindungen differenzieren. Dieses Einordnen, dass die körperlichen Symptome Stress anzeigen und mich ergo schützen könnten, schafft meine Wahrnehmung nicht. Entweder kommt direkt im Anschluss der Zusammenbruch oder (wie letzten Samstag beim Einkaufen) währenddessen in der Öffentlichkeit. Wie kann ich mich da besser wahrnehmen?

    Ich weiß nicht ob es dir hilft, aber ich kann dir sagen wie ich es mache/was ich diesbezüglich grade, auch durch meine Autismustherapie lerne, weil ich da auch große Probleme habe, es rechtzeitig einzuschätzen. (Ich übe das noch, merke aber einen Effekt durch dieses System das mir persönlich das hilft und ich deshalb nun besser einschätzen kann)

    Ich nehme mir bewusst regelmäßige Momente wo ich mal versuche nachzuspüren wie z.B gerade meine Atmung, mein Herzschlag ist und wie ich mich in meinem Körper insgesamt fühle, dh wie es mir geht. Ich habe vor einigen Jahren absolut nichts wahrnehmen können, kann das durch Übung aber immer besser.
    Dann habe ich zur Visualsierung ein Ampelsystem und schiebe die Ampel immer entsprechend meinem Eindruck wie es mir geht auf eine jeweilige Farbe. Diese Visualisierung hilft mir dabei sehr. Grün ist alles okay soweit und rot ist dann schon der Bereich wo Meltdown und Shutdown und sonstige Zusammenbrüche nichtmehr lange dauern, wenn ich nicht aufpasse.

    Ich merke es fällt mir schwer das zu erkklären und ich weiß nicht ob du damit was anfangen kannst so. Meine Erfahrung bei der Sache ist, es ist wichtig sich bewusste Zeite zu nehmen und sich das immer wieder abfragen und nicht zu viel von sich zu ewarten am Anfang, sondern langsam ein Gespür dafür entwickeln.

  • Faszikulationssyndrom (feine Zuckungen von Muskeln am ganzen Körper in unterschiedlicher Intensität)

    Tinnitus, teilweise mit Hörminderung (wie ein "Mini-Hörsturz)

    me too
    Die Ohrgeräusche tauchen immer auf einer Seite auf, die ich "mein Stress-Ohr" nenne.
    Neuerdings vermehrt Schluckauf (Singultus), mögl. wegen der muskulären Verspannung.
    Schlafstörungen als unspezifisches weiteres Symptom.

    Bei extremem Stress : Aufblühen der Akne inversa, sehr schmerzhafte Furunkel überall am Körper.
    Hatte mein Sohn in der Schulzeit auch eine Zeitlang. Furchtbar.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Verspannungen, Lidzucken , Piepen im Ohr, hektische Flecken im Gesicht, Kopfschmerzen, manchmal Migräne, Sehstörungen und ein wirklich komisches Gefühl im Kopf dass ich schlecht beschreiben kann sind bei mir die Folge von sozialem Stress.
    Ich muss immer darauf schauen nicht in einen Überforderungszustand zu geraten. Das ist , gerade wenn ich viel Energie habe und gut drauf bin nicht so einfach. Ich nutze ein Tagebuch und Kalender um den Überblick zu behalten.

  • Was ist das für ein Job, wo man sich sowas antun muss? Klingt ja grausam :?

    War ich gemeint?

    Ich habe bloß einen kaufmännischen Beruf gelernt ohne zu wissen, dass das nicht das Richtige für mich ist und die Arbeit für mich sogar schädlich sein kann.
    Das war halt lange vor meiner Autismus-Diagnose. Ich habe in jungen Jahren irgendwie immer versucht einigermaßen mitzuhalten. Der Beruf wurde mir empfohlen und da ich selber nicht so den Plan hatte, was ich machen will, habe ich die Ausbildung einfach gemacht.

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  • Alles fing in bzw. kurz nach einer extrem stressigen Arbeitswoche an, in der ich von morgens bis abends in Gruppen war, Smalltalk mit immer neuen Leuten halten und mich gleichzeitig in neue Konzepte einarbeiten musste.

    Das hier hatte ich gemeint @kim

    Ich hoffe jetzt mal, dass @Elenas Job nicht dauerhaft so beschaffen ist.

  • Ich hoffe jetzt mal, dass @Elenas Job nicht dauerhaft so beschaffen ist.

    Das hoffe ich auch für sie.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Danach:
    - Verdauungsprobleme
    - Migräne
    - Propriozeption & Interozeption noch weiter beschränkt --> mehr Schrammen, blaue Flecken und Kopfschmerzen plus Kreislauf.
    - Konzentrationsprobleme
    - körperlich und geistig erschöpft
    --> Shutdown

    Lösung: Ab ins Bett und ein paar Tage incommunicado sein, Reize vermeiden und sobald es geht sich mit SI beschäftigen.
    Darüber nachdenken, ob einem so ein absehbarer Zusammenbruch das Geschehen davor wert ist.
    Und entsprechend schon vorher die Pause hinterher einplanen und damit leben, dass ein Besuch im Discounter hinterher mindestens 2h unkommunikativ bedeutet.

    In der Situation:
    Panik, also Schweißausbrüche, Blutdruckschwankungen, Mutismus/Wortfindungsstörung (fällt das unter körperlich?), Grobmotorik wird noch grobmotorischer. erhöhte Reizempfindlichkeit bei gleichzeitiger Sehfeldeinschränkung. Wobei das dann schon kurz vorm Ende der Kräfte ist und ich mich dann dringend zurückziehen muss. IdR bin nach außen Funktional, Camouflage bleibt aktiviert. Nur sind das dann Löffel, die ich auf Kredit ausgebe.

  • Heute habe ich noch ein weiteres Symptom von Stress bemerkt: Ich denke immer langsamer, bis irgendwann das Denken komplett ausfällt. Dann kann ich vor lauter Input gar keine Entscheidungen mehr treffen und stresse mich dadurch selbst.
    Herausgekommen bin ich da nur, indem ich erst mal alles, was mir durch den Kopf geistert und noch gemacht werden muss, aufgeschrieben habe. Danach ging es wieder besser.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

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