Autismus: Alle Fragen erlaubt! | Quarks

  • Zum Erscheinungsbild:

    Also was an ihm auffällt ist, dass er sich kaum „zurechtgemacht“ hat für die Kamera. Wirkt auf mich so, als wäre er vom Aufstehen direkt zur Aufnahme gegangen, vorher noch irgendwas halt aus dem Kleiderschrank gegriffen. Die Kollegin bildet da schon einen Kontrast, gepflegt und mit Anlage einer Kette, die so passend gewählt ist, dass er sie auch gleich lobend hervorhebt. Diese Aufmerksamkeit auf die Erscheinung kann bei der Dame ja ansozialisiert worden sein, gerade wegen der in der Gesellschaft ausgeprägteren weiblichen Verhaltens- und Pflegerwartungen. Aber diese Unterschiede in der Sozialisierung machen dann schonmal das "Outcome" aus und beeinflussen nicht nur NTs, sondern auch Aspies im Aspies-Forum ;) .


    Auch entsprechen autistische Männer oft nicht dem "Bild", dass man allgemein von einem Mann erwartet.


    Frauen haben aus evolutionsbiologischen Gründen halt sowas wie einen „Eigenwert“, sie werden begehrt, auch wenn die Betroffene Schwierigkeiten hat, weil „Fortpflanzungsoptionen“ eben aus männlicher Sicht begrenzt sind. Frauen haben unendliche Auswahl (an Spermien) und können aussieben, und da kommt sowas wie Autismus natürlich gleich weg. Wir haben ja auch die gegenwärtige Entwicklung, dass bzgl. hochwertiger Gene eher vermehrt geschaut wird, siehe Samenbanken. In keiner Samenbank der Welt wird ein (offen) autistischer Mann seine Gene einbringen können.

  • Also was an ihm auffällt ist, dass er sich kaum „zurechtgemacht“ hat für die Kamera. Wirkt auf mich so, als wäre er vom Aufstehen direkt zur Aufnahme gegangen, vorher noch irgendwas halt aus dem Kleiderschrank gegriffen. Die Kollegin bildet da schon einen Kontrast, gepflegt und mit Anlage einer Kette, die so passend gewählt ist, dass er sie auch gleich lobend hervorhebt. Diese Aufmerksamkeit auf die Erscheinung kann bei der Dame ja ansozialisiert worden sein, gerade wegen der in der Gesellschaft ausgeprägteren weiblichen Verhaltens- und Pflegerwartungen. Aber diese Unterschiede in der Sozialisierung machen dann schonmal das "Outcome" aus und beeinflussen nicht nur NTs, sondern auch Aspies im Aspies-Forum .

    Gut geschrieben. Ich habe das Problem, dass ich als Frau eher ungepflegt wirke, da ich mich nicht zurechtmache, keinen Wert auf Kleidung und äußere Erscheinung lege und auch mit Körperpflege Probleme habe.
    Im Arztbericht wurde das beschrieben als "Mäßig gepflegtes Erscheinungsbild".

  • Tatsächlich eines der besseren Videos zum Thema. Schön finde ich auch den Follow-Up-Charakter: Bei Frederick hatte ich gleich irgendwie den Eindruck, dass er mir bekannt vorkommt, und tatsächlich ist er der Junge aus dem Quarks-Video von 2008.

    Interessant finde ich seine Strategie bei Parties an der Bar zu stehen und die Leute zu versorgen. Damit schafft er sich eine Nische, die er kontrollieren kann. Als ich mich mit dem Versorgungskram beschäftigt habe, sagte man mir, ich solle das nicht tun, ich sei doch Gast. Das "ich helfe aber gerne" wurde gerade so akzeptiert.

  • Ich fand die Art wie die beiden miteinander geredet haben doch etwas "anders" als bei einem "normalen" Gespräch..

    Ich verstehe das ja nicht so ganz, was da anders gewesen sein soll als bei einem "normalen" Gespräch. Was wäre denn genau bei einem "normalen" Gespräch anders? Also, wenn mit "normalem Gespräch" eines unter NTs gemeint ist.

    Außerdem: Für das Gespräch gab es eine Dialogregie. Man sieht das an den Karten. Wenn man x-beliebige Menschen, egal ob Autisten oder NTs, vor eine Kamera setzt und sie über ein festgelegtes Thema reden lässt, wirkt das immer ein Stück unbeholfen, gestelzt, verkrampft. Bei Schauspielern ist das anders, aber die lernen das auch ein paar Jahre lang.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Ich verstehe das ja nicht so ganz, was da anders gewesen sein soll als bei einem "normalen" Gespräch. Was wäre denn genau bei einem "normalen" Gespräch anders?

    Ich fand das Gespräch irgendwie hölzern und hatte den Eindruck dass es eine kleinere Anzahl unnötiger aber das Gespräch ausfüllender Wörter beinhaltet als bei einem in meinem Sinne "normalen" Gespräch zwischen zwei nicht mit AS Diagnostizierten.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (22. Mai 2022 um 23:14)

  • Autistische Frauen bringen sich mehr um als NT-Frauen, aber weniger als Männer und erst recht Autistische Männer.
    Autisten bringen sich mehr um als NTs, aber der Mann/ Frau Verhältnis ist bei beide um die 4x mehr Männer.

    Soweit ich weiß, ist es bei Autisten eben umgekehrt als in der Gesamtbevölkerung. Du kannst aber auch gerne mal eine Studie verlinken, die das Gegenteil beweist.

    Ich finde übrigens auch, dass der Mann behindert aussieht. Aber geistig glaube ich nicht, denn auf der Aufnahme als er ein Kind war, wirkt er eher ganz pfiffig, finde ich.

    Aber sein Blick, seine Tics und seine Stimme zusammen wirken schon sehr "unnormal" und ich muss gestehen, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob ich mir jemanden, der so offensichtlich behindert wirkt, als Partner vorstellen könnte.
    Vom ersten Eindruck her würde ich ihn wahrscheinlich erst mal nicht auf Augenhöhe wahrnehmen, aber man muss den Menschen dahinter natürlich kennenlernen. Nur ergibt sich das dann halt wahrscheinlich meistens nicht, schon gar nicht,
    wenn er auf NT-Frauen trifft.
    Die Frau wirkt nicht behindert. Ihre Mimik ist halt steif.
    Und man muss auch berücksichtigen, dass der junge Mann ja schon einiges gelernt hat, da er in der Kindheit schon Hilfe erhalten hat. Er guckt sie nämlich auch nicht an, sondern auf die Kette (was so wirkt als ob).

  • Ich hatte den Eindruck, dass an manchen Stellen das Gespräch nicht "flüssig lief" (RW). Ich vermute, dass NTs es an dieser Stelle (tendentiell) besser hinbekommen hätten. Denn eben dieses "Gespräch in Gang halten" fällt fielen Autisten schwer. Ich kann mir vorstellen, dass somit der (NT-) Zuschauer indirekt schon einen Eindruck von den Problemen (bzw. diesem einen Problem) bekommen kann.

    Dass Klischee-Fragen genutzt werden finde ich logisch, denn es geht ja auch darum, ob diese Klisches denn stimmen. So kann man den Menschen dann verdeutlichen, wie die Sachlage einzuschätzen ist.

    Eigentlich wäre es doch sehr interessant, wenn man das gleiche Format mit verschiedenen AutistInnen filmen würde. Jeweils würde es vermutlich sehr unterschiedlich wirken.

  • Denn eben dieses "Gespräch in Gang halten" fällt fielen Autisten schwer. Ich kann mir vorstellen, dass somit der (NT-) Zuschauer indirekt schon einen Eindruck von den Problemen (bzw. diesem einen Problem) bekommen kann.

    Ja, das denke ich auch. Gut ausgedruckt.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Soweit ich weiß, ist es bei Autisten eben umgekehrt als in der Gesamtbevölkerung. Du kannst aber auch gerne mal eine Studie verlinken, die das Gegenteil beweist.

    Nicht nötig: die hier schon verlinkte Studie sagt 3x mehr bei Aspiefrauen als NtFrauen. Da Männer 4x mehr als Frauen, wäre das nur möglich wenn Aspiemänner sich viel weniger als NtMänner umbringen würden. Was nicht sein kann, weil die gesammte Aspiebevölkerung ein viel höheres Risiko als NTs hat.

    Der Artikel was ich verlinkt hatte sagt 2x mehr bei Aspiefrauen als Aspiemänner, aber die haben Selbstmordversuche gezählt, nicht Toten.
    Versuchen kann man öfter, Erfolg kann man aber nur ein Mal haben.
    Tatsächlich sterben viel mehr Männer, egal ob Aspie oder Nt, und es wird totgeschwiegen.

  • Ich fände es sehr interessant, aus der Erwachsenenperspektive heraus mich selbst dabei zu beobachten, wie ich damals als Kind so war, denn die große Diskrepanz zwischen Frühkindheit und Gegenwart löst bei mir Kopfschmerzen aus.

  • ich damals als Kind so war, denn die große Diskrepanz zwischen Frühkindheit und Gegenwart löst bei mir Kopfschmerzen aus.

    Sind wir nicht alle anders im Erwachsenenalter als im Kleinkindalter? 8o

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Sind wir nicht alle anders im Erwachsenenalter als im Kleinkindalter? 8o

    Bei mir ist es aber im Hinblick auf den Autismus extrem. Ich schrieb ja in einem anderen Thread, dass bei mir bereits in den frühen 90er Jahren im Vorschulalter der Frühkindliche Autismus diagnostiziert wurde, damit bin ich hier im Forum ein "Exot". Jetzt als "Beinahe-NT" ist es für mich sehr verwunderlich, dass ich damals so auffällig autistisch gewesen sein muss.

    Kopfschmerzen

    Ich wollte eigentlich "Kopfzerbrechen" schreiben.

  • Ich denke, für autistische Frauen ist es einfacher zu einer Beziehung zu kommen, weil ja oft die Initiative bei der Beziehungsanbahnung stärker von nicht-autistischen Männern ausgeht.Autistische Männer müssten die Initiative ergreifen und das können sie eben oft nicht so wie nicht-autistische Frauen es erwarten. Auch entsprechen autistische Männer oft nicht dem "Bild", dass man allgemein von einem Mann erwartet. Das ist nur eine allgemeine Einschätzung von mir und hat mit dem Einzelfall nichts zu tun, der natürlich ganz anders aussehen kann. Ich habe hier im Forum nicht den Eindruck, dass die Mehrheit der autistischen Frauen in einer Beziehung ist.

    Daher denke ich nicht, dass einer von beiden in dem Video stärker betroffen ist. Sie haben nur verschiedene Voraussetzungen in ihrem Leben.

    Ich denke, aus dem selben Grund, warum Frauen seltener bzw später diagnostiziert werden, da die traits einfach als weitestgehend "normales" weibliches Verhalten gesehen werden evtl.

    Bei Männern gibt es von den potentiellen Partnerinnern natürlich auch gewünschte Stereotype, die vorhanden sein müssen, vor allem in "jüngeren" Jahren. Ich denke, dass etwaiger Mangel an Erfahrungen dann für betroffene Autisten auch in fortgeschrittenem Alter zu Problemen führen kann, abseits der Probleme, die ohnehin schon vorhanden sind (Signale lesen, selber die Initiative ergreifen etc)

    Aufgrund der immer noch vorhandenen Rollenbilder ist es für Autistinnen denke ich "leichter", da evtl. eine gewisse "Passivität" in sozialen Situationen bei Frauen aufgrund der Rollenerwartung eher akzeptiert wird, als bei Männern, die "Macher" und "Beschützer" sein "müssen".


    Zitat von Ginome

    Autistische Frauen auch nicht, aber wenn sie hübsch anzuschauen sind ist das für das Gehirn des Mannes erstmal egal.

    Ich denke Frauen sind bei der Auswahl des Partners wählerischer, er muss nicht nur die Frau ernähren und beschützen, sondern auch den Nachwuchs. Männern gehen evtl. instinktiver vor und es geht primär um die Verbreitung des Erbgutes.

    Rein biologisch/ evolutionär betrachtet, hat der männliche Vertreter einer Spezies ja auch keine Nachteile, sein Erbgut an mehrere Partnerinnen weiterzugeben, bei Frauen sieht das allerdings anders aus, vor allem bei Spezies wie dem Menschen, wenn der Nachwuchs lange braucht um selbständig zu werden...und primär ist eben das Weitergeben der eigenen Gene erst einmal "wichtig". (disclaimer: mir ist klar, dass beim Menschen die Prozesse komplexer sind in der Regel, aber ich denke, man kann die Biologie hier auch nicht komplett ignorieren).


    Was die geringere Lebenserwartung betrifft:

    Ich denke, dass das auch viel mit komorbiden Diagnosen wie zB Depression zu tun hat, dazu kommen höhere Suizidraten, die ja das Durchschnittsalter erheblich reduzieren für eine diese bestimmte Bevölkerungsgruppe. Ein wichtiger Aspekt ist denke ich aber auch zB eine höhere Wahrscheinlichkeit von Arbeitslosigkeit, die Armut bedingt und dadurch eine ganze Reihe an Stressfaktoren (schlechtere Ernährung, schlechte Wohnlage mit evtl. viel Lärm/ Abgasen/ sonstigen Umweltbelastungen, geringere Soziale Teilhabe etc) begünstigen kann. ...und das eben zusätzlich zu den Problemen und "challenges" die ohnehin schon gegeben sind.

    In einem englischen Aspie-Forum las ich mal, dass 80% der Autisten arbeitslos wären. Arbeitslosigkeit führt zu Armut, Armut führt zu Krankheit, Krankheit begünstigt einen früheren Tod.

    Einmal editiert, zuletzt von daisho (23. Mai 2022 um 08:39)

  • Jetzt als "Beinahe-NT" ist es für mich sehr verwunderlich, dass ich damals so auffällig autistisch gewesen sein muss.

    Dann hast du dich gut entwickeln können, was ein Grund zur Freude ist :) . Man kann ja Defizite aufholen. In der Schule konnte ich keine Fremdsprachen lernen, weil ich keine Ahnung hatte wie das geht, aber als Erwachsener schon. Allerdings was den Autismus betrifft bin ich das ganze Leben mehr oder weniger gleich geblieben (das heißt etwas "komisch" oder "überfordert" aber nicht massiv behindert, der eigenen Einschätzung nach.)

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Tatsächlich sterben viel mehr Männer, egal ob Aspie oder Nt, und es wird totgeschwiegen.

    Es ist schon lange bekannt, dass Männer vor allem in einkommensstarken Ländern häufiger Selbstmord begehen, weil sie sich im Allgemeinen weniger oft helfen lassen. Der Grund ist, sie gehen seltener zum Arzt und seltener zu Therapien. Außerdem neigen sie stärker zu Alkoholismus und Drogenproblemen. Viele Selbstmorde werden in betrunkenem Zustand begangen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Viele Selbstmorde werden in betrunkenem Zustand begangen.

    Ich denke, so betrunken kann ich gar nicht werden, dass ich mich sowas jemals trauen würde. Ich vertrage ohnehin relativ viel von dem Zeug. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass viele Männer mit Selbstmordabsicht das so handhaben.

  • Ich vertrage ohnehin relativ viel von dem Zeug.

    Weißt du woran das liegt? Ich vertrage kaum einen Tropfen (und mag es auch überhaupt nicht). Ich reagiere da total empfindlich.

    Wahrscheinlich passieren viele Selbstmorde in betrunkenem Zustand zum einen, weil derjenige sich Mut antrinkt und zum anderen weil er sich da nicht mehr wirklich unter Kontrolle hat und eher Dummheiten macht.

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