Kollege hat ein Kind (gut, vielleicht macht das meiste die Frau) und fragt, er alt werde, weil er bei 40 (oder mehr h) Arbeit pro Woche keine Programmierprojekte mehr machen würde. Ich arbeite nur 28h pro Woche und finde ich 28h pro Woche Arbeit am Rechner (Programmieren) schon reichlich genug. Zudem hat er noch einen Stadtacker, wo man zumindest zeitweise viel Zeit investieren muss, und hat zumindest früher noch eigene Programmierprojekte gemacht und irgendwelche Basteleien. Anderer Kollege ebenso. Natürlich wird auch selbst gekocht, Hafermilch hergestellt usw. Natürlich treiben sie auch Sport.
Dann fragen mich die Leute, was ich denn ohne Laptop zu Hause (hab ich ja i.d.R. nur an der Arbeit) und Smartphone machen würde, ich hätte ja so viel Zeit? Ich hab keine Kinder und trotzdem nicht das Gefühl, mega viel Zeit zu haben. Man trifft sich mit Freunden und Familie, damit geht ja schon mal Zeit drauf, dann Hausarbeit, Kochen, Lebensmittel "herstellen", Erledigungen (wie Streitereien mit dem Vermieter, klar, hätte ich mir vielleicht sparen sollen), Kaufentscheidungen, die wir (Partner und ich) treffen müssen. Schon mit dem Minibalkon bin ich mit den Pflanzen gut beschäftigt. Ansonsten lese ich sehr viele Bücher, mache Musik (aber jetzt halt auch nicht sooo intensiv, 1 mal pro Woche Bandworkshop und sonst nur zu Hause), sammle Kräuter, gehe einmal die Woche zum Aquafitness und der Rest der Zeit geht denke ich mit Schlafen drauf?
Manchmal denke ich mir, dass mein Schlafverhalten extrem ist. Wenn ich nicht sehr früh am Abend Melatonin nehme, dann brauche ich teilweise 1 h oder mehr zum Einschlafen und das wird durch körperliche Ertüchtigung nicht besser. Dann brauche ich mindestens 7h Schlaf, idealerweise aber eher 9. Am Wochenende, wo ich nicht aufstehen muss, liege ich manchmal einfach bis 12 oder 13 Uhr im Bett, weil es so unangenehm ist, aufzustehen. Wenn ich unter der Woche den Wecker früher stelle, als ich eigentlich müsste, snooze ich trotzdem bis zum letzten Moment (sprich bis 10, denn um 11 muss ich an der Arbeit sein).
Ich hatte schon immer - mein ganzes Leben lang - massive Probleme mit dem Einschlafen und Aufstehen.
Mein Partner versteht erst recht nicht, wie Leute so viel schaffen können, er findet ja schon, dass ich viel zu viel mache, indem ich z.B. Sachen auf Ebay Kleinanzeigen stelle, anstatt sie einfach ins Kellerabteil zu packen.
Manchmal frage ich mich auch, ob ich für Dinge einfach länger brauch im Alltag als andere? Das ist irritierend, weil ich im Job, in der Schule usw. immer sehr schnell war, ich konnte schnell lesen, schnell Texte schreiben, schnell Ideen finden, schnell programmieren, schnell Dinge verstehen. Aber im Alltag scheint es mir anders zu sein, da brauche ich extrem lange für Dinge, v.a. wenn ich nicht talentiert bin (kein räumliches Vorstellungsvermögen, kein visuelles Gedächtnis, handwerklich ungeschickt usw.). Manchmal brauche ich ewig für Kaufentscheidungen oder um zu telefonieren oder um einen Brief abzusenden. Dann frage ich mich, ob andere das schneller machen.
Oder es liegt daran, dass ich zu viele Regeln versuche zu beachten, z.B. alles gebraucht, regional, saisonal, fairtrade, bio, aber dabei auch sehr günstig zu kaufen? Aber das tun meine Kollegen doch auch, denke ich. Manchmal denke ich mir, wie viel einfacher es wäre, wenn man z.B. den Plastikmüll einfach in den Restmüll wirft, anstatt ihn regelmäßig zur Wertstoffinsel zu bringen (nein, es gibt hier keinen gelben Sack), oder wenn es legitim wäre, ein Kleidungsstück im Laden zu kaufen, das nicht fairtrade ist.