Wie schaffen NTs so viel?

  • Kollege hat ein Kind (gut, vielleicht macht das meiste die Frau) und fragt, er alt werde, weil er bei 40 (oder mehr h) Arbeit pro Woche keine Programmierprojekte mehr machen würde. Ich arbeite nur 28h pro Woche und finde ich 28h pro Woche Arbeit am Rechner (Programmieren) schon reichlich genug. Zudem hat er noch einen Stadtacker, wo man zumindest zeitweise viel Zeit investieren muss, und hat zumindest früher noch eigene Programmierprojekte gemacht und irgendwelche Basteleien. Anderer Kollege ebenso. Natürlich wird auch selbst gekocht, Hafermilch hergestellt usw. Natürlich treiben sie auch Sport.

    Dann fragen mich die Leute, was ich denn ohne Laptop zu Hause (hab ich ja i.d.R. nur an der Arbeit) und Smartphone machen würde, ich hätte ja so viel Zeit? Ich hab keine Kinder und trotzdem nicht das Gefühl, mega viel Zeit zu haben. Man trifft sich mit Freunden und Familie, damit geht ja schon mal Zeit drauf, dann Hausarbeit, Kochen, Lebensmittel "herstellen", Erledigungen (wie Streitereien mit dem Vermieter, klar, hätte ich mir vielleicht sparen sollen), Kaufentscheidungen, die wir (Partner und ich) treffen müssen. Schon mit dem Minibalkon bin ich mit den Pflanzen gut beschäftigt. Ansonsten lese ich sehr viele Bücher, mache Musik (aber jetzt halt auch nicht sooo intensiv, 1 mal pro Woche Bandworkshop und sonst nur zu Hause), sammle Kräuter, gehe einmal die Woche zum Aquafitness und der Rest der Zeit geht denke ich mit Schlafen drauf?

    Manchmal denke ich mir, dass mein Schlafverhalten extrem ist. Wenn ich nicht sehr früh am Abend Melatonin nehme, dann brauche ich teilweise 1 h oder mehr zum Einschlafen und das wird durch körperliche Ertüchtigung nicht besser. Dann brauche ich mindestens 7h Schlaf, idealerweise aber eher 9. Am Wochenende, wo ich nicht aufstehen muss, liege ich manchmal einfach bis 12 oder 13 Uhr im Bett, weil es so unangenehm ist, aufzustehen. Wenn ich unter der Woche den Wecker früher stelle, als ich eigentlich müsste, snooze ich trotzdem bis zum letzten Moment (sprich bis 10, denn um 11 muss ich an der Arbeit sein).

    Ich hatte schon immer - mein ganzes Leben lang - massive Probleme mit dem Einschlafen und Aufstehen.

    Mein Partner versteht erst recht nicht, wie Leute so viel schaffen können, er findet ja schon, dass ich viel zu viel mache, indem ich z.B. Sachen auf Ebay Kleinanzeigen stelle, anstatt sie einfach ins Kellerabteil zu packen.

    Manchmal frage ich mich auch, ob ich für Dinge einfach länger brauch im Alltag als andere? Das ist irritierend, weil ich im Job, in der Schule usw. immer sehr schnell war, ich konnte schnell lesen, schnell Texte schreiben, schnell Ideen finden, schnell programmieren, schnell Dinge verstehen. Aber im Alltag scheint es mir anders zu sein, da brauche ich extrem lange für Dinge, v.a. wenn ich nicht talentiert bin (kein räumliches Vorstellungsvermögen, kein visuelles Gedächtnis, handwerklich ungeschickt usw.). Manchmal brauche ich ewig für Kaufentscheidungen oder um zu telefonieren oder um einen Brief abzusenden. Dann frage ich mich, ob andere das schneller machen.

    Oder es liegt daran, dass ich zu viele Regeln versuche zu beachten, z.B. alles gebraucht, regional, saisonal, fairtrade, bio, aber dabei auch sehr günstig zu kaufen? Aber das tun meine Kollegen doch auch, denke ich. Manchmal denke ich mir, wie viel einfacher es wäre, wenn man z.B. den Plastikmüll einfach in den Restmüll wirft, anstatt ihn regelmäßig zur Wertstoffinsel zu bringen (nein, es gibt hier keinen gelben Sack), oder wenn es legitim wäre, ein Kleidungsstück im Laden zu kaufen, das nicht fairtrade ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von seven_of_nine (20. Mai 2022 um 12:32)

  • Wie schaffen NTs so viel?


    Hallo,

    meine Vermutung ist, das es auch mit der Wahrnehmung bzw. dem Ausblenden können von Umgebungsreizen zu tun hat, auch mit besserer/effizienterer Handlungsplanung, unrelevantes schneller "abhaken" (Redewendung) können, sich auf das Wesentliche konzentrieren können anstatt an Details "hängen zu bleiben" (Redewendung) usw.

    In meiner Wahrnehmung funktionieren NTs im Alltag wie Roboter, wenn da der Nachbar Rasen mäht hören NTs darüber hinweg, und machen trotzdem weiter. Sie können ihr "Programm" (Aufgaben, Erledigungen, etc.) abarbeiten wie Roboter, ohne sich von Lärm, Details, gedanklichen Sachen, Alltagsproblemen, etc. stören zu lassen. Als ob sie das alles einfach ignorieren würden.

    Aber ich finde auch, das sie nicht viel schaffen im Vergleich zu mir, sondern anderes. Wenn es darum geht, auf Details zu achten, über ein Thema zu recherchieren, ein fotografisches Gedächtnis zu haben, eine Tabelle abzuarbeiten, würden NTs vermutlich von mir denken "wie schafft die das" Aber das sind eben keine Fähigkeiten, die mir beim Haushalt, beim Überstehen des Einkaufs oder beim Erledigen von Alltagsangelegenheiten helfen.

    Ich gehe abends um 8 Uhr ins Bett, schlafe ca. 9 Stunden, habe nur 1 Haustier, keine Arbeit und schaffe den Tag über trotzdem nicht alles was nötig wäre. Jetzt habe ich in meinen Tag noch 30 min Sport eingefügt, mache danach eine Pause und gehe noch Duschen, dadurch habe ich am Tag dann 1 Stunde weniger für dieselben Aufgaben wie sonst. Als ich mal ein FSJ gemacht hatte, bestand mein Leben 1 Jahr lang nur aus arbeiten, Essen und schlafen weil ich keine Zeit und Kapazität mehr hatte, um mich zusätzlich noch ein Hobbie, Sport, Termine, etc. zu kümmern.

    er findet ja schon, dass ich viel zu viel mache, indem ich z.B. Sachen auf Ebay Kleinanzeigen stelle, anstatt sie einfach ins Kellerabteil zu packen.

    Das ist irritierend, weil ich im Job, in der Schule usw. immer sehr schnell war, ich konnte schnell lesen, schnell Texte schreiben, schnell Ideen finden, schnell programmieren, schnell Dinge verstehen. Aber im Alltag scheint es mir anders zu sein, da brauche ich extrem lange für Dinge, v.a. wenn ich nicht talentiert bin (kein räumliches Vorstellungsvermögen, kein visuelles Gedächtnis, handwerklich ungeschickt usw.)


    Bei manchen NTs stehen die Sachen stattdessen lange Zeit im Keller oder auf dem Dachboden, weil sie sich nicht darum kümmern. Das würde ich so begründen, das du andere Dinge gut kannst im Vergleich zu NTs. Es kann nicht jeder alles super, nur hilft schnell lesen können eben nicht dabei zum Beispiel den Haushalt erledigt zu bekommen. Andere Leute haben dafür vielleicht Schwierigkeiten, wenn sie was organisieren oder planen müssen.

    LG IceQueen.

  • Mir wird ständig von allen Seiten immer gesagt, ich würde so schnell denken und so schnell Dinge verstehen. An meinem Gehaltszettel (weil ich die Firma bisher nicht gewechselt habe) oder im Alltag merke ich das leider nicht. Das liegt u.a. auch am extrem schlechten räumlichen Denken und der exekutiven Dysfunktion.

    unrelevantes schneller "abhaken" (Redewendung) können, sich auf das Wesentliche konzentrieren können anstatt an Details "hängen zu bleiben" (Redewendung) usw.

    Ja, das scheint bei mir schon ein Thema zu sein, aber mir fällt es selbst oft gar nicht auf, andere sagen das. Gerade beim Aufräumen würde ich oft mit den unwichtigen Dingen anfangen wird mir gesagt oder mich zu sehr in Details verbeißen.

    Aber ich finde auch, das sie nicht viel schaffen im Vergleich zu mir, sondern anderes.

    Was hab ich davon, auf der Arbeit schneller zu sein als andere.. oder gut schreiben zu können...solange ich nicht wechsle und nicht Vollzeit arbeite, verdien ich nicht viel. Was hab ich von meiner Intelligenz? Nicht viel, außer häufig gelobt zu werden :?

    Aber das sind eben keine Fähigkeiten, die mir beim Haushalt, beim Überstehen des Einkaufs oder beim Erledigen von Alltagsangelegenheiten helfen.

    Ja, ganz genau...


    Bei manchen NTs stehen die Sachen stattdessen lange Zeit im Keller oder auf dem Dachboden

    Das geht halt unabhängig von Autismus oder NT schlecht, weil es ja nur ein winziges Kellerabteil ist, und man kann schon froh sein, sowas überhaupt zu machen in München. Das Kellerabteil ist halt sehr schnell vollgeräumt und dann findet man gar nichts mehr, daher stresst es mich auch, wenn mein Partner gedankenlos Sachen dort lagert. Ich kann Ordnung nicht von selbst, es ist ein ständiger Kampf.

  • Ich finde die Löffeltheorie ganz anschaulich, ein Nichtautist (aber ganz sicher auch nicht jeder) hat vielleicht 30 Löffel zur Verfügung und als Autist hat man vielleicht 10 oder wenn es hoch kommt 15 Löffel zur Verfügung. Ich kann also niemals so viel leisten wie ein Nichtautist und mich zu vergleichen, bringt nur unnötigen Frust.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Was hab ich davon,


    Das liegt aus meiner Sicht in der Gesellschaft in der man/ich/wir lebt. Was dort die Norm ist, was dort wichtig ist (Smalltalk, in die Augen gucken, etc.) das ist dort die Grundlage.

    In anderen Gesellschaften, Gemeinschaften, gelten auch widerum ganz andere Normen und Wichtigkeiten, im Vergleich zu Deutschland. Mit Sicherheit gäbe es Gesellschaften, wo ich vielleicht besser dazu passen würde, mich wohler fühlen würde, meine Defizite weniger ein Problem- und meine Stärken eher nützlich wären. Wenn ich mich trauen würde (was ich nicht tue) würde ich gerne wo hin auswandern, wo ich besser dazu passe.

    So lange ich hier in Deutschland lebe, ist eben das die Grundlage und der Standard wie hier die NTs sind. In Bereichen wo ich von der NT Norm abweiche und die Anforderungen nicht erfülle, gelte ich dann eben als krank/behindert/eingeschränkt/...

    LG IceQueen.

  • Dann fragen mich die Leute, was ich denn ohne Laptop zu Hause (hab ich ja i.d.R. nur an der Arbeit) und Smartphone machen würde, ich hätte ja so viel Zeit? Ich hab keine Kinder und trotzdem nicht das Gefühl, mega viel Zeit zu haben. Man trifft sich mit Freunden und Familie, damit geht ja schon mal Zeit drauf, dann Hausarbeit, Kochen, Lebensmittel "herstellen", Erledigungen (wie Streitereien mit dem Vermieter, klar, hätte ich mir vielleicht sparen sollen), Kaufentscheidungen, die wir (Partner und ich) treffen müssen. Schon mit dem Minibalkon bin ich mit den Pflanzen gut beschäftigt. Ansonsten lese ich sehr viele Bücher, mache Musik (aber jetzt halt auch nicht sooo intensiv, 1 mal pro Woche Bandworkshop und sonst nur zu Hause), sammle Kräuter, gehe einmal die Woche zum Aquafitness und der Rest der Zeit geht denke ich mit Schlafen drauf?

    Ich finde nicht, dass das wenig ist. Du bist halt nur ohne Kinder und Haustier und machst statt 40 Stunden zu arbeiten andere Sachen. Wenn ich dir erzählen würde, was ich mache, wäre es erst einmal scheinbar deutlich weniger. Aber ich denke, folgendes Zitat trifft den Nagel auf den Kopf:

    Aber ich finde auch, das sie nicht viel schaffen im Vergleich zu mir, sondern anderes

    Das denke ich nämlich auch. Ich habe zB 6 Haustiere (statt Kindern). Statt 40 Stunden für andere zu arbeiten (was ich bei meiner Tätigkeit eh nicht fertigbringen würde), beschäftige ich mich mit anderen Dingen, die mich wirklich befriedigen. (Ist nicht sexuell gemeint. :-p )
    Aber natürlich brauche ich mehr Auszeiten, also einfach mal auf dem Sofa liegen, lesen, eine Doku schauen.
    Andererseits ist die Glotze immer noch Freizeitbeschäftigung Nummer 1 für die allgemeine Bevölkerung, da verbringen also viele ihren Abend. Und was man nicht vergessen darf: Andere entspannen sich mit Drogen oder ähnlichen Dingen (zB Alkohol), was ich alles nicht konsumiere, auch eigentlich keinen Kaffee, da ich ihn leider nicht (gut) vertrage.
    Und bei Männern kommt sowieso hinzu, dass sie leicht eine Familie gründen können, da sich immer noch hauptsächlich Frauen um die Kinder kümmern und auch mehr um den Haushalt.
    Und Jobs sind auch sehr unterschiedlich. In meiner derzeitigen Tätigkeit arbeitet man wirklich jede Minute, wenn man arbeitet. Als ich an der Uni angestellt war, konnte ich während der Arbeitszeit auch Pausen machen. (Kann natürlich sein, dass das auch von Uni zu Uni unterschiedlich ist). Wenn man solch geruhsame Jobs hat, schafft man natürlich viel mehr. Das Lustige ist aber: Frag mal die Leute, die in solchen Jobs tätig sind. Die Mehrheit wird dir erzählen, wie anstrengend ihre Tätigkeit doch ist. :d

    Aber das Gefühl, weniger zu schaffen, kenne ich trotzdem auch.

  • Ich finde nicht, dass das wenig ist. Du bist halt nur ohne Kinder und Haustier und machst statt 40 Stunden zu arbeiten andere Sachen. Wenn ich dir erzählen würde, was ich mache, wäre es erst einmal scheinbar deutlich weniger. Aber ich denke, folgendes Zitat trifft den Nagel auf den Kopf:

    Naja, mit Kind hat man doch wesentlich weniger Zeit. Wenn man dann noch viel mehr arbeitet als ich (>40h), frag ich mich schon, wie man dann noch in der Freizeit so viel hinbekommt. Und dann ist es ja so, dass ich daheim quasi nicht online bin, dadurch hab ich ja viel mehr Zeit (eigentlich).

    Was die Programmierprojekte betrifft kann ich mich nur wundern, ich finde schon 28h vor dem Rechner (+ teilweise Freizeitgebrauch) viel, aber 40+ h arbeiten und dann noch in der Freizeit weiter coden, das ist für mich einfach extrem.... komischerweise gilt das ja als normal, obwohl es ja genau genommen ein krasses SI ist (vom Umfang her), wenn man ca. 50-60 h pro Woche codet.

  • Andere entspannen sich mit Drogen oder ähnlichen Dingen (zB Alkohol), was ich alles nicht konsumiere, auch eigentlich keinen Kaffee, da ich ihn leider nicht (gut) vertrage.

    Tu ich auch (also Drogen, nicht Alkohol). Regelmäßige Meditation wäre natürlich besser.

  • Das liegt aus meiner Sicht in der Gesellschaft in der man/ich/wir lebt. Was dort die Norm ist, was dort wichtig ist (Smalltalk, in die Augen gucken, etc.) das ist dort die Grundlage.

    In anderen Gesellschaften, Gemeinschaften, gelten auch widerum ganz andere Normen und Wichtigkeiten, im Vergleich zu Deutschland. Mit Sicherheit gäbe es Gesellschaften, wo ich vielleicht besser dazu passen würde, mich wohler fühlen würde, meine Defizite weniger ein Problem- und meine Stärken eher nützlich wären. Wenn ich mich trauen würde (was ich nicht tue) würde ich gerne wo hin auswandern, wo ich besser dazu passe.

    So lange ich hier in Deutschland lebe, ist eben das die Grundlage und der Standard wie hier die NTs sind. In Bereichen wo ich von der NT Norm abweiche und die Anforderungen nicht erfülle, gelte ich dann eben als krank/behindert/eingeschränkt/...

    Wenn ich die Firma wechseln würde, könnte ich mit der Intelligenz natürlich viel mehr Geld verdienen. Aber ich fühl mich halt auch so wohl hier und mag die Kollegen so gern, dass ich mich gar nicht dazu aufraffen kann.

  • Punkte, wo andere Zeit sparen (vermutlich):

    • nicht kochen oder wenig kochen
    • nicht alles gebraucht bei EK kaufen, denn das kostet Zeit, man muss irgendwo hinfahren usw. Wenn schon gebraucht, dann eher per ebay. Noch einfacher ist sicher amazon o.ä.
    • vernünftige Aufräumroutinen, alles direkt wegräumen
    • kaum schlafen
    • Dinge nicht liegen lassen, ewig suchen müssen
    • Nicht stundenlang abends im Bett liegen
    • Nicht stundenlang morgens im Bett liegen
    • Kaufentscheidungen schnell treffen, nicht 20 h auf EK verbringen wegen einer Lampe (bin halt auch nicht talentiert was Einrichtung betrifft)
    • Wesentlich bessere handwerkliche Fähigkeiten
    • Keine Telefonphobie

    Dinge, wo ich Zeit spare:

    • Schnelles Arbeiten, bringt mir aber nix, solang ich es nicht zu Geld mache
    • Ich schminke/style mich nicht
    • Ich nutze kein Smartphone
    • Ich kann halbwegs schnell Gerichte zubereiten
    • Ich lese kaum Nachrichten
  • Naja, mit Kind hat man doch wesentlich weniger Zeit. Wenn man dann noch viel mehr arbeitet als ich (>40h), frag ich mich schon, wie man dann noch in der Freizeit so viel hinbekommt. Und dann ist es ja so, dass ich daheim quasi nicht online bin, dadurch hab ich ja viel mehr Zeit (eigentlich).

    Also, laut einer Studie verbringen Männer entweder eine halbe Stunde ode eine Stunde pro Tag Zeit mit dem Nachwuchs. (Ganz genau weiß ich es nicht mehr).
    Ich verbringe mit meinen Tieren deutlich mehr.
    Weil du ja vor allem von männlichen Kollegen schriebst. Mütter arbeiten ja oft nicht Vollzeit, außer vielleicht, die Kinder sind relativ groß.
    Und dann verbringen Eltern halt wahrscheinlich weniger Zeit mit anderen Sozialkontakten (also weniger Zeit nur mit dem Partner oder mit Freunden, so wie es bei dir der Fall ist).
    Schlafen ist halt so eine Sache. Manche brauchen nur ganz wenig, andere sehr viel. Deshalb kannst du es nur ändern, sofern es dir nicht schadet.

    Wozu brauchst du eigentlich mehr Zeit? Also, was würdest du damit dann machen?

  • Also, laut einer Studie verbringen Männer entweder eine halbe Stunde ode eine Stunde pro Tag Zeit mit dem Nachwuchs. (Ganz genau weiß ich es nicht mehr).

    Puh, das ist krass...
    Da bleibt ja alles an den Frauen hängen!


    Zitat

    Wozu brauchst du eigentlich mehr Zeit? Also, was würdest du damit dann machen

    Ja, das ist eine gute Frage...

  • In meiner Wahrnehmung funktionieren NTs im Alltag wie Roboter (...). Sie können ihr "Programm" (...) abarbeiten wie Roboter, (...)

    Das ist ein interessanter Vergleich, weil man ja normalerweise Autisten roboterhafte Eigenschaften zuschreibt. Aber ich hatte auch schon häufiger das Gefühl, dass von einem oft erwartet wird, dass man sich je nach Bedarf einfach eine neue Software installieren kann.

  • Ich für meinen Teil stelle mir die Ausgangsfrage auch oft. Ich kann sie ansatzweise beantworten, wenn ich mir vor Augen führe wieviel ich "an guten Tagen" zu leisten im Stande bin. Dann komme ich vielleicht an einzelnen Tagen an das Leistungsvermögen mancher NT heran. Aber ich merke dann auch, dass das an den Ressourcen zehrt. Ein Tag Vollgas bedeutet dann zwei Tage Schongang zum regenerieren.

    Den Unterschied sehe ich an einem Jugendfreund, der mit einer eigenen Firma Karriere gemacht hat. Zehn Stunden Arbeit sind für ihn ein kurzer Arbeitstag. Dann noch Sport, Arbeitsessen, den Kontakt mit Freunden halten, ehrenamtliche Tätigkeiten und schließlich muss ja auch noch die Beziehungspartnerin zu Ihrem Recht kommen (die Kinder sind zum Glück schon aus dem Haus). Jede Minute seines Tages ist dicht an dicht durchgeplant. Ich bin dagegen froh KEINEN Tagesplan zu brauchen, weil ich das was ich tun will und muss gerade eben ohne hinbekomme.

    Ich beneide ihn für seinen Erfolg im Leben und für das was er zu leisten vermag, aber tauschen möchte ich eigentlich nicht mit ihm.

    Ich bin zwar in Vollzeit erwerbstätig, aber lange nicht so gestresst wie jemand mit eigener Firma. Es macht mir schon Mühe neben der Arbeit einen halbwegs ordentlichen Haushalt zu führen und nicht nur Junkfood zu essen. Was an Freizeit bleibt brauche ich fast immer zur Regeneration. Also bestenfalls ruhige Tätigkeiten die die Energiespeicher wieder füllen und keine zusätzliche Energie kosten.

    Manchmal nehme ich mir etwas vor und führe es dann doch nicht aus, weil es mir im entscheidenden Moment dann doch zu anstrengend ist. Leider gehört dazu auch oft alles was soziale Kontakte angeht. Bzw. zuerst einmal deren Initiierung.

    Allerdings muss ich zugeben, dass ich ohne Arbeit nicht glücklicher wäre. Ich habe einfach nichts mehr mit dem ich die frei werdende Zeit füllen könnte. Eine zeitliche Reduzierung wäre okay, aber ganz ohne nicht.

  • Allerdings muss ich zugeben, dass ich ohne Arbeit nicht glücklicher wäre. Ich habe einfach nichts mehr mit dem ich die frei werdende Zeit füllen könnte.

    Das geht mir auch so, aber ich denke mir, dass es daran liegt, dass ich zu lange zu viel Energie in die Arbeit gesteckt habe und deshalb keine Energie mehr für Freizeit hatte, dadurch habe ich alle Hobbies und Interessen im Lauf der Zeit verloren. Deshalb hoffe ich, dass mit mehr Freizeit diese Entwicklung wieder rückgängig zu machen ist. Daher habe ich schon länger meine Arbeitszeit reduziert.

    Ich glaube, Nichtautisten schaffen mehr, weil sie nicht alles so umständlich planen müssen, weil sie spontan Dinge erledigen können und weniger Regenerationszeit brauchen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das geht mir auch so, aber ich denke mir, dass es daran liegt, dass ich zu lange zu viel Energie in die Arbeit gesteckt habe und deshalb keine Energie mehr für Freizeit hatte, dadurch habe ich alle Hobbies und Interessen im Lauf der Zeit verloren. Deshalb hoffe ich, dass mit mehr Freizeit diese Entwicklung wieder rückgängig zu machen ist. Daher habe ich schon länger meine Arbeitszeit reduziert.
    Ich glaube, Nichtautisten schaffen mehr, weil sie nicht alles so umständlich planen müssen, weil sie spontan Dinge erledigen können und weniger Regenerationszeit brauchen.

    Ich habe noch nie Vollzeit gearbeitet, kann ich mir auch gar nicht vorstellen.

  • @seven_of_nine

    Klingt fast so, was Du da wie Schreibst, als wenn Du kurz vor einem Burnout stehst. Vielleicht bist Du aber auch schon drin. Dieses innere Vergleichen mit dem Zeit-und Energiemanagement von anderen und dem Bewerten der eigene Position.
    Der Begriff Zeit- und Energiemanagement kommt von meinem damaligen Therapeuten und ich mag diese Begrifflichkeit total. Denn es geht in unserem Leben um nichts anderes. Ein individuelles Arrangement von Maßnahmen um bei einer Leistung , die erbracht werden muss einen minimalen Energieeinsatz sicherzustellen, so das wir uns wieder wohl fühlen können beim Erleben unseres Alltags.
    Es ist nicht wichtig was NTs wieviel mehr können oder andere Autisten. Wichtig ist was Du für Dich wie machst , damit Du Dich wohler in Deinem Alltag fühlst.
    Manchmal kann man das alleine, manchmal braucht man einen Profiblick ( oft nur 10 Sitzungen bei einem der sich mit unserer Art und wie wir so gestrickt sind ( RW ) auskennt. Der von Außen drauf guckt und etwas anderes sehen kann als man selber , da man drin steckt und sich im Detail verliert. ( Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht ( RW ).
    Ich habe damals mit Entrümpel ( Ausmisten ) angefangen. Überall. Klamotten zur Altkleidersammlung . Küche viel zuviel Besteck oder Geschirr auch zur Awo oder anderen soziale Träger. Und jedes Mal habe ich mir, so wie beim Autogainen Training oder bei einer Meditation vorgestellt: ich werfe Ballast ab!
    Ich habe jetzt nicht verfolgt, ob Du mit deinem Partner zusammen lebst. Wenn ja und noch nicht ist, gemeinsames Wohnen so verändern, das jeder ein eigenes Zimmer hat mit eigener Ordnung und individuell eingerichtet .
    Trotzdem wird es aber bleiben das man schneller müde ist und länger Regenerieren muss, wie Deine Namensschwester eben. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von sydney (20. Mai 2022 um 19:07) aus folgendem Grund: Rechtschreibung verbessert

  • @seven_of_nine (Irgendwie ist dir etwas beim Zitieren durcheinander geraten, ein Zitat von Fidoline ist mit kim überschrieben.)

    Ich finde auch, dass du nicht gerade wenig machst. Soviel schaffe ich nicht. Ich arbeite auch Teilzeit. Einkaufen tu ich fast immer alles das Gleiche und esse wenig abwechslungsreich und auch nicht sehr gesund, würde ich regelmäßig kochen, würde mich das extrem viel extra Zeit kosten (Planung, Rezepte studieren, alles vorbereiten usw.)

    Ich finde gut, was @Fidoline schrieb: man schafft vielleicht nicht soviel, wie andere, aber man schafft eh anders (hab das noch etwas umgeändert bzw. ergänzt, was sie schrieb). Wenn andere Vollzeit arbeiten, privat vieles schaffen und dann auch noch täglich Zeit für einen 20:15 Uhr-Film haben, na gut, aber dafür habe ich, weil es mich interessiert, die gesamte Bibel (na gut, fast, die Offenbarung fehlt noch) gelesen, anhand eines Leseplans, den ich mir gemacht hatte. Jetzt bin ich schon beim zweiten Durchlauf. Da kommt ja dann noch viel dazu (Nebenstudien sag ich mal etwas protzig). Meine Pastorin sagte mir, dass die meisten Gemeindemitglieder, die sie kennt, nicht sehr viel in der Bibel lesen.

    Will sagen: Kochen, Gärtnern, Sport und was noch alles, das kostet Zeit, und ich könnte sagen, ich schaffe das alles nicht, aber tatsächlich verbringe ich meine Zeit lieber anders, hauptsächlich mit Lesen und Lernen, und das war schon immer so.

    Danke für den Perspektivwechsel, @Fidoline.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (20. Mai 2022 um 20:21)

  • er alt werde, weil er bei 40 (oder mehr h) Arbeit pro Woche keine Programmierprojekte mehr machen würde. Ich arbeite nur 28h pro Woche und finde ich 28h pro Woche Arbeit am Rechner (Programmieren) schon reichlich genug. Zudem hat er noch einen Stadtacker, wo man zumindest zeitweise viel Zeit investieren muss, und hat zumindest früher noch eigene Programmierprojekte gemacht und irgendwelche Basteleien. Anderer Kollege ebenso. Natürlich wird auch selbst gekocht, Hafermilch hergestellt usw. Natürlich treiben sie auch Sport.

    Bis auf Sporttreiben kann ich diese Beschreibung für mich auch in Anspruch nehmen. Diese Beschreibung relativiert sich meines Erachtens durch folgende Einwendungen:

    • ich betreibe nicht jeden Tag jede dieser Aktivitäten, dafür würde meine Zeit auch bei weitem nicht ausreichen. Wenn man in jeder Woche nur Sport treibt oder nur ackert oder nur bastelt, braucht man es seinem Gegenüber ja nicht so genau auf die Nase zu binden (RW)
    • "finde ich 28h pro Woche Arbeit am Rechner (Programmieren) schon reichlich genug" hängt meines Erachtens von den Umständen ab. Wenn es sich um eine Arbeit handelt, bei der ich mich richtig einbringen kann und in den flow gerate, dann habe ich keine Probleme, auch einmal in einer Woche 50h vor dem Rechner zu verbringen. Wenn mich das aktuelle Projekt aber gerade ank----, dann ist auch die übliche Arbeitszeit zuviel.
    • ich koche auch nicht streng jeden Tag selbst, sondern an manchen Tagen gibt es auch etwas einfaches/schnelles wie zum Beispiel Reis mit Fischstäbchen - oder auch mal eine Pizza. Nicht wegen der Zeitersparnis, sondern weil es mir schmeckt und damit die inneren Akkus wieder auflädt.

    Oder es liegt daran, dass ich zu viele Regeln versuche zu beachten, z.B. alles gebraucht, regional, saisonal, fairtrade, bio, aber dabei auch sehr günstig zu kaufen? Aber das tun meine Kollegen doch auch, denke ich.

    Dieser letztere Gedanke könnte eine Fehleinschätzung sein.

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