Apotheken-Umschau über Modediagnosen

  • https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-sy…uch-858969.html

    Der Artikel ist insgesamt gut, finde ich. Erst am Ende geht es um Autismus. Den Hinweis, dass die Medien mit ihrer oberflächlichen Darstellung von Autismus Schaden anrichten, ist richtig. Und dass für viele Menschen mit Persönlichkeitsstörung oder Schizophrenie eine Asperger-Diagnose attraktiver ist wird wohl auch richtig sein. Ansonsten übertreibt die Expertin aus Göttingen. Auch hätte man erwähnen müssen, dass Asperger immer noch unterdiagnostiziert ist, trotz des Modediagnoseneffekts.


    Zitat von Apotheken-Umschau

    Darüber hinaus darf ein Motor für Krankheitskarrieren nicht verschwiegen werden: die Medien. Nicht nur Zeitungen und Magazine, auch Filme und Serien fungieren als Trendsetter. Welcher Mensch mit sozialen Problemen möchte zum Beispiel nicht so genial sein wie „Sherlock“, die jüngste Inkarnation des berühmten Detektivs von Arthur Conan Doyle? In der gleichnamigen Serie nennt er sich selbst einen „hochfunktionalen Autisten“.

    Ist es wirklich Autismus?


    Die Folgen sieht Professorin Hannelore Ehrenreich in der Ambulanz für Autismus im Erwachsenenalter, die vom Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und der Uniklinik Göttingen betrieben wird. „Kann ich für eine zweite Meinung zu Ihnen kommen? Ich denke, ich habe Autismus.“ Erhält die Neurologin einen solchen Anruf, muss sie innerlich seufzen: schon wieder ein „Lifestyle-Autist“. „Wer wirklich an Autismus leidet, würde nie so einen Anruf tätigen“, sagt die Expertin. Wenn sie dann nach einer gründlichen Untersuchung feststellt, dass vermutlich eine andere psychische Störung dahintersteckt, hat sie es oft mit einem entrüsteten Gegenüber zu tun. „Manche versuchen sogar zu verhandeln“, erzählt sie.
    Auch bei Menschen, die für eine Zweitmeinung überwiesen werden, bestätigt sich in der Hälfte der Fälle der Autismus-Verdacht nicht. Oft stecken weniger populäre Erkrankungen wie Schizophrenie oder schwere Persönlichkeitsstörungen dahinter. Eine Ursache für falsche Befunde ist laut Ehrenreich auch ein anderes Leiden unserer Epoche: „Den Ärztinnen und Ärzten fehlt vor lauter Formularen und Fallpauschalen einfach die Zeit für eine gründliche Diagnose.“

    Es würde mich interessieren, ob das Ausschlusskriterium "Anruf zur Terminvereinbarung" wohl haltbar ist. Es soll ja Ambulanzen geben, wo man keine Mails schreiben kann. Als ich noch dachte, ich müsste für die Terminvereinbarung anrufen, habe ich es immer vor mir hergeschoben, bis ich herausfand, dass es auch per Mail geht. Aber vielleicht hätte ich mich ohne diese Möglichkeit doch irgendwann zu einem Anruf überwunden.
    Außerdem gibt es ja auch Autisten, für die das Telefonieren gar kein so großes Problem ist.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Zitat

    „Wer wirklich an Autismus leidet, würde nie so einen Anruf tätigen“,

    Was meint sie denn damit? Wie viele (natürlich nicht alle) Autisten hasse ich Anrufen und habe Angst davor, aber man kommt im Leben ja sowieso nicht drum herum in aller Regel. Wenn einem etwas wichtig ist, dann reißt man sich zusammen (manchmal kann das ja über Wochen gehen) und zieht das durch trotz klopfendem Herzen. Dass man zwischendrin mal allen Mut zusammennimmt, heißt ja gar nix. Menschen schlafen auch "zur Not" mal ein paar Tage lang nicht oder stehen Staatsexamina mit zig Prüfungen durch, weil es eben sein muss.

    Bei so einer Person weiß ich schon, da würde es zwischen ihr und mir krass eskalieren. Kann mir genau vorstellen, was das für eine Sorte Mensch ist. Schrecklich! Irgendwann würde ich vermutlich aus der Praxis geworfen.

    Zitat

    „Manche versuchen sogar zu verhandeln“, erzählt sie.

    Ist doch völlig nachvollziehbar, bestimmte Leistungen bekommt man halt (einfacher) mit Diagnose.

    Zitat

    Oft stecken weniger populäre Erkrankungen wie Schizophrenie

    ...schließt sich nicht aus, sogar häufig komorbid!

    Zitat

    schwere Persönlichkeitsstörungen dahinter.

    Die vergibt sie dann wahrscheinlich, wenn man sich gewehrt oder gar verhandelt hat :sarcasm:
    Da ist man dann direkt antisozial oder narzisstisch oder schizoid.

    3 Mal editiert, zuletzt von seven_of_nine (19. Mai 2022 um 12:41)

  • „Kann ich für eine zweite Meinung zu Ihnen kommen? Ich denke, ich habe Autismus.“ Erhält die Neurologin einen solchen Anruf, muss sie innerlich seufzen: schon wieder ein „Lifestyle-Autist“. „Wer wirklich an Autismus leidet, würde nie so einen Anruf tätigen“, sagt die Expertin.

    Vielleicht geht es ihr um die konkrete Formulierung. Autisten würden sich vielleicht anders ausdrücken. Ansonsten wäre das ja zynisch: Wenn man selber anrufen kann, ist das ein Ausschlusskriterium; wer überhaupt nicht anruft, wird auch nicht diagnostiziert. Wahrscheinlich hätte der dann auch eher eine Soziale Phobie.

  • Vielleicht geht es ihr um die konkrete Formulierung.

    Ach so, das könnte auch sein. Fragt sich nur, welche Formulierung dann okay wäre.
    Ich kann mich nicht mehr erinnern, was ich in meine Mail damals reingeschrieben hatte.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das mit der Formulierung verstehe ich auch nicht. Grundsätzlich wollen Ärzte ja nie, dass man irgendwelche eigenen Meinungen hat.

    Am liebsten wäre der Frau sicherlich: "Mein Betreuer/Psychiater/Therapeut hat gesagt, ich hätte Autismus"

  • Ich halte den Artikel und das gesamte Konzept der "Modediagnosen" für problematisch. Der Begriff bedeutet etwas ganz anderes als was, was meistens darunter beschrieben wird. Diagnosen, die eine gewisse mediale Bekanntheit erreicht haben, werden oft als "Modediagnosen" dargestellt. Aber die Bekanntheit in den Medien heißt entgegen des Klischees eben gerade nicht, dass man diese Diagnosen leicht bekommt. Auch im somatischen Bereich ist meistens sogar das Gegenteil der Fall. Die Medienpräsenz heißt doch überhaupt nicht, dass man einfach entsprechende ärztliche Expertise findet. Es kann schwer sein, mit einem Eigenverdacht ernst genommen zu werden. Wenn man die Beschwerden schon seit vielen Jahren hat (und auch früher schon keine Diagnose oder genauere Untersuchung bekam), wird es mit zunehmendem Alter erst recht schwierig, wenn nicht unmöglich. Und der Hinweis, wie lange es die Problematik schon gibt, wird frau dann meist erst recht nicht geglaubt, frau wird ja auch älter.

    Sicher, ein Eigenverdacht auf eine Diagnose, die als "Modediagnose" gilt, mag falsch sein, ist es wahrscheinlich sogar häufig. Schließlich ist es kein Zufall, dass da ein Mensch über die Medien gerade von dieser bekannten Diagnose und nicht von anderen, deutlich unbekannteren, erfahren hat, die vielleicht eher zutreffen. Aber so gut wie niemand, da bin ich sicher, will irgendeine Diagnose haben, weil er oder sie das "chic" findet, weil es "Mode" ist. Menschen kommen meist deshalb auf diese Diagnosen, weil sie mit ihren Beschwerden und Lebensschwierigkeiten eben kein Verständnis und keine passende Hilfe finden. Auch das trifft auf den psychischen ebenso wie auf den somatischen Bereich zu.

    Die Aussagen dieser Professorin aus Göttingen finde ich voll daneben. Schon der Begriff "Lifestyle"-Autist .... Da kommen Menschen, die schwerwiegende Probleme haben und sich vom Standard-Versorgungssystem nicht verstanden und abgeholt fühlen. Egal, ob sich Autismus dann als zutreffend herausstellt oder nicht. Auch sollte man nicht vergessen, dass die Differentialdiagnosen in weiten Teilen auch die häufigen Komorbiditäten sind. Bei einem Vortrag hat das eine Diagnostikerin kürzlich explizit gesagt und es als besondere Herausforderung in ihrer Arbeit beschrieben.

    Vielleicht geht es ihr um die konkrete Formulierung. Autisten würden sich vielleicht anders ausdrücken. Ansonsten wäre das ja zynisch: Wenn man selber anrufen kann, ist das ein Ausschlusskriterium; wer überhaupt nicht anruft, wird auch nicht diagnostiziert.

    Vielleicht denkt sie, ein Autist würde jemanden anderes für sich anrufen lassen. Was ist aber, wenn derjenige niemanden hat, der das für ihn tun könnte? Ist bei Autismus ja auch nicht selten. Zudem können die Hürden sehr unterschiedlich gelagert sein. Viele Autisten schieben Arztbesuche über Jahre vor sich her und vermeiden auch Telefonate. Wenn nötig, überwinden sie sich aber eben oft doch. Es gibt auch keine autistische "Standardformulierung", ebenso wenig eine Formulierung, die Autismus ausschließen würde. Autisten formulieren oft etwas ungeschickt, das kann sich in unterschiedlicher Weise äußern.

    Dass hinter einem Autismusverdacht "oft", wie sie behauptet, etwa eine Schizophrenie steckt, kann ich mir kaum vorstellen. Die Symptomatik ist eine ganz andere. Schizophrenie ohne Psychosen wird inzwischen als Diagnose teilweise sogar kritisch gesehen und in diesen Fällen etwa von Tebartz van Elst irgendwo empfohlen, diese Diagnose nicht zu verwenden.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ist doch völlig nachvollziehbar, bestimmte Leistungen bekommt man halt (einfacher) mit Diagnose.

    Ja, eben. Und nicht nur für Autisten kann es oft hilfreicher sein, sich selbst, so wie man ist, zu akzeptieren und dazu passende Wege zu suchen, statt sich immer wieder verbiegen zu müssen.

    Die vergibt sie dann wahrscheinlich, wenn man sich gewehrt oder gar verhandelt hat
    Da ist man dann direkt antisozial oder narzisstisch oder schizoid.

    Klar, diese Diagnosen haben ja die Eigenschaft, dass jeder Einwand dagegen sie für Experten nur bestätigt .....

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  • Zitat

    „Kann ich für eine zweite Meinung zu Ihnen kommen? Ich denke, ich habe Autismus.“ Erhält die Neurologin einen solchen Anruf, muss sie innerlich seufzen: schon wieder ein „Lifestyle-Autist“.


    Um mal genau so unreflektiert zu urteilen wie sie: Sie ist ungeeignet zur Diagnostik und "Experte" ist kein geschützter Begriff. Ich finde so einen Artikel fahrlässig, mancher hat vielleicht einen begründeten Eigenverdacht und denkt sich "mhh da ich telefonieren kann, trifft es vielleicht doch nicht zu" Ich finde sie stellt mit dem Artikel und ihren Aussagen darin selbst in "kein gutes Licht" (Redewendung) (https://de.wikipedia.org/wiki/Hannelore_Ehrenreich)

    Vielleicht geht es ihr um die konkrete Formulierung. Autisten würden sich vielleicht anders ausdrücken.


    Vielleicht bin ich ja kein autist...(Sarkasmus/Ironie) aber ich würde mich wahrscheinlich ähnlich formulieren. So eine Mischung aus direkt aber unbeholfen. Genau deswegen habe ich so viele Schwierigkeiten und Misserfolge bei Ärzten, Behörden, usw.

    Klar, diese Diagnosen haben ja die Eigenschaft, dass jeder Einwand dagegen sie für Experten nur bestätigt .....


    Vor so was habe ich Angst, das mir mal irgend ein Arzt so eine Diagnose unterstellt und das ich widerspreche für ihn der Beweis wäre, das es zutrifft.

    Erklärt aber vielleicht, das die ganze Welt in wirklichkeit schwer gestört ist. Die wo es abstreiten, bei denen weist es darauf hin. Und die wo es nicht abstreiten haben es auch. :sarcasm: :irony:

    LG IceQueen.

  • Ich halte den Artikel und das gesamte Konzept der "Modediagnosen" für problematisch. Der Begriff bedeutet etwas ganz anderes als was, was meistens darunter beschrieben wird. Diagnosen, die eine gewisse mediale Bekanntheit erreicht haben, werden oft als "Modediagnosen" dargestellt. Aber die Bekanntheit in den Medien heißt entgegen des Klischees eben gerade nicht, dass man diese Diagnosen leicht bekommt.

    Wenn Ärzte eine Diagnose häufiger stellen, dann ist diese Diagnose zu dem Zeitpunkt leichter zu bekommen als vorher. Und die Diagnose Autismus wird ja häufiger gestellt als früher.
    Lediglich, wenn das dann von den Medien als Modediagnose bezeichnet wird, dann könnte es wieder schwieriger werden, weil ein Arzt, der das Thema nur oberflächlich kennt, einen entsprechenden Verdacht dann nicht mehr ernst nimmt.

    Etwas fragwürdig fand ich, dass in dem Artikel Krankheiten, die nie existiert haben (wie Gebärmuttererstickung), vermischt werden mit Krankheiten, die tatsächlich existieren (wie ADHS, Autismus). Man könnte den Eindruck bekommen, als wären alle diese Krankheiten dann nur Einbildung oder eben eine Modeerscheinung. Aber so ist es ja nicht.

    Aber so gut wie niemand, da bin ich sicher, will irgendeine Diagnose haben, weil er oder sie das "chic" findet, weil es "Mode" ist. Menschen kommen meist deshalb auf diese Diagnosen, weil sie mit ihren Beschwerden und Lebensschwierigkeiten eben kein Verständnis und keine passende Hilfe finden. Auch das trifft auf den psychischen ebenso wie auf den somatischen Bereich zu.

    Ich vermute, sie denkt dabei an den Teil der Leute, die es doch irgendwie cool finden, sich mit einem besonderen Label zu schmücken, obwohl sie nicht wirklich Leidensdruck haben. Ihr gelegentliches Anecken ist normal und es macht ihnen eigentlich nichts aus. Das können Nerds oder auch Leute mit narzisstischen Zügen sein.

    Es gibt meiner Vermutung nach aber auch Leute, die sich mit dem Asperger-Label besser fühlen wollen, was ihnen dabei hilft, ihre eigentlichen Probleme weiter zu ignorieren, die durchaus ernst sein können.
    Ich glaube, dass es Menschen gibt, die vehement vor etwas weglaufen und dass ihnen eine Aspergerdiagnose dabei kein Stück weiterhilft. Es kann angenehmer sein, seine Schwierigkeiten als angeboren und nicht veränderbar anzusehen und sich selbst somit als "in Ordnung" zu bezeichnen. Autistic Pride gibt es ja auch vorrangig nur bei Autismus. Von Borderline Pride oder generell Persönlichkeitsstörung Pride habe ich noch nichts gehört.
    Die Alternative wäre, sich seinen Schwierigkeiten zu stellen, eine schmerzhafte Vergangenheit aufzuarbeiten und Aufwand zu investieren, um Verhalten oder Sichtweisen zu verändern. Gerade auch Bindungsstörungen können sehr schwer aufzuarbeiten sein, aber eine Asperger-Diagnose ist im Prinzip dann eine Kapitulation, wenn man völlig aufgibt, in dem vermeintlich von Asperger bestimmten Bereich noch etwas zu verändern, obwohl vielleicht etwas veränderbar wäre, wenn man es als Bindungsstörung sieht und nicht als Autismus. Deshalb sehe ich das Argument, dass man mit Diagnose besser Hilfe bekommt, nicht als zutreffend an, denn es muss ja auch die passende Hilfe sein. Was hilft mir eine Hilfe für Autismus, wenn ich gar keinen Autismus habe.
    Jede Therapie, auch für Bindungsstörungen, Borderline oder sonstwas beinhaltet den Aspekt, dass man sich selbst so annimmt, wie man ist, das gehört dazu. Das geht also nicht nur mit Autismus. Aber auch wenn man sich selbst so annimmt, wie man ist, ist es oft notwendig, an sich zu arbeiten, um belastende Verhaltensweisen zu verändern. Das wiederum gilt auch für alle Diagnosen, einschließlich Autismus.

    Langer Rede kurzer Sinn, ich glaube nicht, dass Menschen, die eine Autismusdiagnostik aufsuchen, das immer nur tun, weil sie sonst keine passende Hilfe finden. Einige brauchen gar keine Hilfe und für andere war die ihnen früher angebotene Hilfe vielleicht zu anstrengend oder belastend, was aber nicht heißt, dass Flucht in eine andere Diagnose dafür die Lösung wäre. Ich selbst würde es unbedingt wissen wollen, wenn ich keinen Autismus, sondern irgendetwas anderes hätte. Ich wäre echt sauer, wenn ich aus Leichtfertigkeit von Ärzten oder Zeitmangel eine falsche Diagnose bekommen hätte, und ich würde mir wünschen, dass mir ein Arzt das sagt, wenn er Zweifel hat.

    So wie die Expertin im Artikel es ausgedrückt hat, war es leider wieder suboptimal, flapsig und vereinfachend. Sicher ist es für uns nicht hilfreich, wenn durch Fachleute ein Begriff wie Lifestyle-Autist in Umlauf gebracht wird. Sowas dürfen nur Autisten selbst sagen, und da natürlich auch eher vorsichtig.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das können Nerds oder auch Leute mit narzisstischen Zügen sein.


    Oder mit Krankheitsgewinn. Bei Autismus könnte man im Vergleich zu einer psychischen Störung/Persönlichkeitsstörung dann auch mit "nicht heilbar/therapierbar" argumentieren und könnte quasi sein Leben Lang "Extrawürste" (Redewendung) und Sonderbehandlung bekommen/einfordern.

    Aber ich denke, das egal ob Krankheitsgewinn, narzisstisch, oder warum auch immer, bei der Diagnostik wird man das dann wahrscheinlich herausfinden. Unpassend finde ich nur, wenn man dann schon vorher urteilt ohne eine Person überhaupt untersucht zu haben, ihre Gründe und Lebensgeschichte und alles kennt. Selbst wenn bei so vielen stattdessen was rein psychisches dahinter stecken würde, werden genau so auch Autisten mit dabei sein denen sie mit ihrer Vorverurteilung Unrecht tut.

    Weiter oben schreibt der Artikel "Für die wirklich Erkrankten ist es Fluch und Segen, wenn ihr Leiden Karriere macht. ... Die Schattenseite: Die Patientinnen und Patienten werden oft nicht ernst genommen" und weiter unten ist es dann gerade Hannelore Ehrenreich die den Eindruck macht, als würde sie den anrufenden Patient mit Eigenverdacht nicht ernst nehmen.


    Zitat

    Auch bei Menschen, die für eine Zweitmeinung überwiesen werden, bestätigt sich in der Hälfte der Fälle der Autismus-Verdacht nicht. Oft stecken weniger populäre Erkrankungen wie Schizophrenie oder schwere Persönlichkeitsstörungen dahinter.


    Das finde ich sehr missverständlich formuliert, als ob man lieber eine Autismus Diagnose haben wollte weil es populärer ist. Wenn ein Patient überwiesen wird, schreibt der überweisende Arzt oft schon einen Verdacht auf die Überweisung. Da der überweisende Arzt aber selbst kein Autismus/Schizophrenie/... Facharzt sein wird, kann auch der überweisende Arzt sich mit einem Autismus Verdacht irren. Deswegen wird man ja zur Ambulanz überwiesen, und da steht nicht Autismus Verdacht auf der Überweisung, weil es populärer wäre sondern zur Abklärung.

    Ich denke in den seltensten Fällen kann sich der Patient selbst aussuchen, was auf der Überweisung als Verdacht steht. Wenn Autismus dann nicht das Ergebnis ist, kann es sein das der Patient das trotzdem akzeptiert.

    LG IceQueen.

  • Ich vermute, sie denkt dabei an den Teil der Leute, die es doch irgendwie cool finden, sich mit einem besonderen Label zu schmücken, obwohl sie nicht wirklich Leidensdruck haben. Ihr gelegentliches Anecken ist normal und es macht ihnen eigentlich nichts aus. Das können Nerds oder auch Leute mit narzisstischen Zügen sein.

    Wäre ein Nerd nicht ein Fall von subklinischem Autismus? Mich wundert es allerdings, dass jemand diesen ganzen Aufwand auf sich nehmen sollte, wenn überhaupt kein Leidensdruck vorliegt.
    Schwierig ist ja auch die Grenzziehung, ab wann denn subjektiv wahrgenommener ein Leidensdruck schlimm ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass man bei einer Person, die sozial gut integriert und im Job erfolgreich ist, davon ausgeht, dass diese Person ja eigentlich gar keine Probleme hat. Ich weiß von mir selbst, dass es eben nicht so einfach ist und zudem das gut integriert und erfolgreich im Job sein auch nur Momentaufnahmen sind...

    Ich weiß nicht, ob es Narzissten gibt, die sich eine Autismusdiagnose holen. Eine selbst zu fälschen oder einfach zu behaupten, man hätte eine, scheint mir doch bedeutend einfacher :d Außer, es ist eine Challenge, um rauszufinden, ob man den Diagnostiker täuschen kann. Irgendwie glaub ich nicht, dass sowas so häufig ist (wissen tut man's nicht, auch ich kenn mittlerweile ein paar pathologische Lügner).

    Ich kenne durchaus Leute, die sich ganz gerne als "ein bisschen autistisch" bezeichnen (ob berechtigt oder nicht ist immer schwer zu sagen). Die würden aber einen Teufel tun und eine offizielle Diagnostik machen. Ist ja auch nicht verboten, das über sich zu sagen, solange man keine unwahren Dinge behauptet.

  • Gerade auch Bindungsstörungen können sehr schwer aufzuarbeiten sein, aber eine Asperger-Diagnose ist im Prinzip dann eine Kapitulation, wenn man völlig aufgibt, in dem vermeintlich von Asperger bestimmten Bereich noch etwas zu verändern, obwohl vielleicht etwas veränderbar wäre, wenn man es als Bindungsstörung sieht und nicht als Autismus

    Das ist eine der größten Gefahren, die ich an Autismus-Diagnosen sehe, obwohl ich ja grundsätzlich eher dafür bin (bekanntlich), mehr als weniger Leute zu diagnostizieren...
    Aber es sollte nicht so sein, dass man sich plötzlich nichts mehr zutraut, nichts mehr kann, nichts mehr aushält, alles nur auf den Autismus schiebt.

  • Weiter oben schreibt der Artikel "Für die wirklich Erkrankten ist es Fluch und Segen, wenn ihr Leiden Karriere macht. ... Die Schattenseite: Die Patientinnen und Patienten werden oft nicht ernst genommen" und weiter unten ist es dann gerade Hannelore Ehrenreich die den Eindruck macht, als würde sie den anrufenden Patient mit Eigenverdacht nicht ernst nehmen.

    Aha, wo wird man denn nicht ernst genommen? Das wird ja immer behauptet, aber ich glaube es absolut nicht.

    Siehe z.B. "Modediagnose" ADHS, seit das auch bei Erwachsenen diagnostiziert und medial besprochen wird, habe ich das Gefühl, die Akzeptanz ist viel größer und man nimmt die Leute viel eher ernst.

  • Vielleicht bin ich ja kein autist...(Sarkasmus/Ironie) aber ich würde mich wahrscheinlich ähnlich formulieren. So eine Mischung aus direkt aber unbeholfen. Genau deswegen habe ich so viele Schwierigkeiten und Misserfolge bei Ärzten, Behörden, usw.

    Also ich würde erst gar nicht anrufen. Hätte ich eine Negativdiagnose bekommen hätte ich keine Zweitmeinung eingeholt. Warum auch. Ich bin nicht der Arzt...


    Etwas fragwürdig fand ich, dass in dem Artikel Krankheiten, die nie existiert haben (wie Gebärmuttererstickung), vermischt werden mit Krankheiten, die tatsächlich existieren (wie ADHS, Autismus). Man könnte den Eindruck bekommen, als wären alle diese Krankheiten dann nur Einbildung oder eben eine Modeerscheinung. Aber so ist es ja nicht.

    Gebärmuttererstickung war im 17ten Jahrhundert? Klar, da hatte keiner Ahnung und merkwürdige Vorstellungen.
    Wenn für die damaligen Ärzte das real war dann war das eben real. Medizin ist auch eine Wissenschaft die sich entwickelt. Das wurde damals ja nicht "nur so" diagnostiziert.
    Aufgeführt ist zb auch Laktoseintoleranz. Diese gibt es wirklich, aber erst in den letzten 20 Jahren wurde das durch die Industrie verbreitet und gepushed. Für mich, als echter Laktoseintoleranter, ist das natürlich super das es jetzt so viele laktosefreie Produkte gibt und ich nicht mehr Tabletten oder Flüssigenzym über die internationale Apotheke beziehen muss. Für normale Menschen ist es aber nur eins: Geldschneiderei.
    Oder Lipödem.. ist auch aufgeführt. Natürlich ist es schöner zu denken man hat sich nicht fett gefressen sondern kann nichts dafür.

    Weiter oben schreibt der Artikel "Für die wirklich Erkrankten ist es Fluch und Segen, wenn ihr Leiden Karriere macht. ... Die Schattenseite: Die Patientinnen und Patienten werden oft nicht ernst genommen" und weiter unten ist es dann gerade Hannelore Ehrenreich die den Eindruck macht, als würde sie den anrufenden Patient mit Eigenverdacht nicht ernst nehmen.

    Ich habe eher den Eindruck, dass sie den Patienten mit zweit-, dritt-, viert- oder acht-Meinung nicht ernst nehmen kann. Das Getingel von Arzt zu Arzt bis man endlich die gewünschte Diagnose hat kann ich auch nicht nachvollziehen. Und ja.. dann auch noch verhandeln um die Diagnose doch noch zu kriegen ist.. um es freundlich auszudrücken "schräg".

    Von Arzt zu Arzt tingeln bis man überhaupt eine Diagnose hat hingegen schon. Es gibt ja doch noch sehr seltene Erkrankungen wo einfach alle "im Dunkeln stochern".

    Der Artikel ist im Allgemeinen etwas reisserisch geschrieben, aber trifft das Problem durchaus.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ich bin nicht sicher wie sie das mit dem Anruf gemeint hat. Geht es ihr darum, dass man nicht anrufen würde? Das ist schon etwas stark verallgemeinert. Allerdings wenn man sich mal genau anguckt, wie meine Telefonate ablaufen... normal ist das vermutlich nicht.
    Oder geht es um die Zweitmeinung? Warum sollte man keine Zweitmeinung einholen, wenn man das erste Ergebnis nicht nachvollziehen kann? Klar ist man kein Arzt, aber dafür ist man mit dem eigenen Körper vertraut.

  • Unpassend finde ich nur, wenn man dann schon vorher urteilt ohne eine Person überhaupt untersucht zu haben, ihre Gründe und Lebensgeschichte und alles kennt.

    Das sollte nicht passieren, fände ich auch unschön, wenn Ärzte das so handhaben z.B. aufgrund eines ersten Eindrucks.

    Ich denke in den seltensten Fällen kann sich der Patient selbst aussuchen, was auf der Überweisung als Verdacht steht.

    Bei AS schon, denn wenn man zu einer Autismusambulanz geht, muss man sich ja vorher eine Überweisung holen, und da geht man dann ganz gezielt zu einem Psychiater und sagt, ich brauche eine Überweisung wegen Autismusverdacht. In der Regel wird sich ein Psychiater da nicht querstellen, selbst wenn er den Verdacht selbst gar nicht hat.

    Wäre ein Nerd nicht ein Fall von subklinischem Autismus? Mich wundert es allerdings, dass jemand diesen ganzen Aufwand auf sich nehmen sollte, wenn überhaupt kein Leidensdruck vorliegt.
    Schwierig ist ja auch die Grenzziehung, ab wann denn subjektiv wahrgenommener ein Leidensdruck schlimm ist.

    Ein Nerd muss mit Autismus gar nichts zu tun haben. Leute ganz ohne Leidensdruck werden vielleicht wirklich eher selten zur Diagnostik gehen, sie werden sich stattdessen selbst diagnostizieren und bei Youtube Videos einstellen oder ihr Umfeld damit nerven. ;) Aber tatsächlich könnten sie ja Leidensdruck wegen ihrer subjektiv wahrgenommenen Bedeutungslosigkeit haben und deshalb eine Diagnose anstreben. Der Leidensdruck hätte dann halt nichts mit Autismus zu tun.

    Ich weiß nicht, ob es Narzissten gibt, die sich eine Autismusdiagnose holen. Eine selbst zu fälschen oder einfach zu behaupten, man hätte eine, scheint mir doch bedeutend einfacher

    Im Fall von Narzissten wird es oft so sein, dass sie tatsächlich glauben, Autisten zu sein, und in diesem Glauben auch zur Diagnostik gehen. Als Narzissten wird es ihnen dann besonders schwer fallen, mit einer Nichtdiagnose umzugehen, schätze ich mal.

    Wenn für die damaligen Ärzte das real war dann war das eben real. Medizin ist auch eine Wissenschaft die sich entwickelt. Das wurde damals ja nicht "nur so" diagnostiziert.

    Das ist schon richtig. Es gab wohl eine Ursache, aber die Diagnose war falsch. Im Artikel stehen weitere Dinge wie Elektrosensibilität oder dass man krank vom Zugfahren war. Hübsch, dass auch Long Covid drin steht...

    Oder Lipödem.. ist auch aufgeführt.

    Das kann man aber gut von normaler Adipositas unterscheiden. Lipödem ist schmerzhaft, und die Fettpolster sind oft am Körper ungleich verteilt, sodass z.B. jemand kleine Größen für den Oberkörper braucht und drei Nummern größer für den Unterkörper. Würden Ärzte genau hinschauen und nachfragen, ließe sich die Diagnose leicht stellen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Das kann man aber gut von normaler Adipositas unterscheiden. Lipödem ist schmerzhaft, und die Fettpolster sind oft am Körper ungleich verteilt, sodass z.B. jemand kleine Größen für den Oberkörper braucht und drei Nummern größer für den Unterkörper. Würden Ärzte genau hinschauen und nachfragen, ließe sich die Diagnose leicht stellen.

    Nicht in jedem Fall, oder eher nicht bei jeder in jeder Lebensphase. Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit sind schon charakteristisch, ebenso wie dicke Beine, die relativ schnell beispielsweise in der Pubertät entstehen, obwohl der Oberkörper schlank bleibt. Den teilweise echt krassen Unterschied bei den Kleidergrößen behalten aber nicht alle Frauen langfristig, es gibt nicht wenige, die später, etwa im mittleren Alter und/oder mit den Wechseljahren auch insgesamt dick werden. Die Beine werden dann noch dicker, die Oberarme sind auch oft überproportional dick im Vergleich zum restlichen Oberkörper (und ebenfalls oft schmerzhaft). Aber einen auffälligen Gegensatz gibt es dann nicht mehr immer unbedingt.

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  • Das kann man aber gut von normaler Adipositas unterscheiden. Lipödem ist schmerzhaft, und die Fettpolster sind oft am Körper ungleich verteilt, sodass z.B. jemand kleine Größen für den Oberkörper braucht und drei Nummern größer für den Unterkörper. Würden Ärzte genau hinschauen und nachfragen, ließe sich die Diagnose leicht stellen.

    Ich weiß.. auch die Fettverteilung ist anders.
    Ich habe bis zu meiner Diagnose immer nur gehört ich würde zuviel fressen und soll endlich abnehmen, und das obwohl ein Lymphödem mit dabei ist, und es auch erblich ist.
    Theoretisch kann man das erkennen. Praktisch kennen es Ärzte aber noch nicht so lange. Bis vor ein paar Jahren kannten nur Gefäßspezialisten Lymph- und Lipödeme.
    Und für Allgemeinmediziner ist es natürlich viel einfacher "frisst zuviel" anzunehmen.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Zitat von Hannelore Ehrenreich

    „Kann ich für eine zweite Meinung zu Ihnen kommen? Ich denke, ich habe Autismus.“ Erhält die Neurologin einen solchen Anruf, muss sie innerlich seufzen: schon wieder ein „Lifestyle-Autist“. „Wer wirklich an Autismus leidet, würde nie so einen Anruf tätigen“, sagt die Expertin.

    Möglicherweise hat die betreffende Person sogar ihren - vielleicht einzigen - Freund oder einen anderen Arzt/Therapeuten gefragt, wie sie vorgehen soll und hat den Tipp erhalten, dort anzurufen und zu fragen, ob sie wegen einer zweiten Meinung einen Termin erhalten kann.

    Wenn sich Frau Ehrenreich nach einer einzigen Ein-Satz-Aktion so sicher im Diagnose-Ausschluss ist, dann hoffe ich, dass sie auch so fair ist, eine zweite Diagnostik direkt abzulehnen. Warum sollte sich da jemand "durchkämpfen" (eine Diagnostik ist ja auch sehr anstrengend!), wenn die Meinung des Diagnostikers sowieso bereits zuvor feststeht.


    Hätte ich eine Negativdiagnose bekommen hätte ich keine Zweitmeinung eingeholt.

    Es gibt ja aber auch Situationen, in denen man selbst und/oder ein (anderer) Facharzt der Ansicht ist, dass es Gründe gibt, die eine Zweitmeinung wichtig/nötig machen. Das Einholen von Zweitmeinungen ist ja so exotisch nicht. Einer meiner Freunde z. B. hat vor kurzem erfahren, dass ihm sein Arzt vor Jahren eine Schilddrüsenunter- statt -überfunktion fehldiagnostizierte. Kein Wunder, dass es ihm die Jahre immer schlechter ging. Leider holte er dazu keine Zweitmeinung ein. Der Fehler fiel erst durch eine andere Ursache auf. Meiner Mutter wurden einst von ihrem Zahnarzt zwei oder drei gesunde Zähne gezogen und die Schmerzen blieben gleich (bzw. wurden natürlich durch das Zähneziehen noch schlimmer), bis ihre Hausärztin auf die Idee kam, dass die Schmerzen von einem Gesichtsnerv herkamen, was dann auch korrekt war. Ich erhielt vor ein paar Jahren eine gynäkologische Fehldiagnose. Die Fehlbehandlung wäre verheerend gewesen. Zum "Glück" erhielt ich ein Medikament, dass laut Packungsbeilage gar nicht für diese vermeintliche Diagnose zugelassen war und die Ärztin verhielt sich so grässlich, als ich das aufklären wollte, dass ich mir einen neuen Arzt suchte und dieser die Fehldiagnose feststellte. Fehldiagnosen kommen immer wieder vor. Warum sollten Fehldiagnosen im psychiatrischen Bereich nicht vorkommen, wo die Diagnostik dort oft noch viel schwieriger und ungenauer ist?

    Natürlich sind nicht alle nicht-gestellten Autismus-Diagnosen falsch. Das wäre ja Unsinn. Die meisten (aber eben nicht alle) Ausschlüsse sind vermutlich korrekt, wenn eine ordentliche Diagnostik durchgeführt wurde. Wenn es aber gute Gründe für eine zweite Meinung gibt, finde ich, dass der Patient das Recht auf eine weitere unvoreingenommene Diagnostik hat. Dann wird sich ja zeigen, ob die Zweifel begründet oder unbegründet waren.

    Ich finde auch, dass man differenzieren sollte, zwischen dem Einholen einer Zweit(!)-Meinung und einem "Von Arzt zu Arzt tingeln, bis die Diagnose X gestellt wurde". Ich denke nämlich, dass das den meisten Menschen nicht gerecht wird.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

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