Aus jeder Klasse sind bei mir meist nur ein paar "nette" Freunde hängen geblieben, zu denen ich bis heute Kontakt habe.
Das finde ich eigentlich schon recht viel. Ich habe aus meiner Schulzeit inzwischen keine Kontakte mehr und bin daran auch nicht interessiert.
Die meisten Anderen braucht man nicht unbedingt wiedersehen. Meistens ist es dann eh nur ein abchecken, wer ist der Schöneste und Erfolgreichste, wer hat am meisten geleistet usw. Ich brauche das nicht...
Da ich da überhaupt nicht mithalten kann, ohne Partner, Kinder, "Karriere" im eigentlichen Sinne, Haus, Auto etc., wäre das für mich höchstens unangenehm. Zugleich war ich damals nicht besonders beliebt, war eine der besten Schülerinnen und galt als Streberin. Eventuell müsste ich sogar noch mit "Schadenfreude" der anderen rechnen (auch wenn die sicher nicht offen kommuniziert würde), im wohl besten Fall wäre es anstrengend und "awkward". Daher war es für mich noch nie eine Option, an einem Klassen- oder Jahrgangstreffen teilzunehmen.
Die Schule, wo ich Abi gemacht habe, hatte früher jährlich immer kurz vor den Sommerferien ein offenes Ehemaligentreffen, für alle ehemaligen Schüler, Lehrer und die aktuellen Lehrer (und natürlich auch die anderen aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter der Schule). Keine Ahnung, ob das heute noch existiert. Ich glaube, im ersten Jahr nach dem Abi war ich mal dort und habe mich hauptsächlich mit meinem früheren Leistungskurs-Lehrer unterhalten. Das war ganz nett. In späteren Jahren, als immer deutlicher wurde, dass es an der Uni und mit dem Leben in mancher Hinsicht "holprig" lief, war es für mich keine Option mehr, dort hinzugehen.
Ich könnte mir überhaupt nicht vorstellen mit diesen ganzen Leuten in irgendeiner Gaststätte zu hocken, vor allem noch mit deren Partnern und Kindern Nee, danke. Mich hat damals schon wenig mit denen verbunden, da kann ich mir nicht vorstellen, dass der Graben über die Jahre kleiner wurde. Wohl eher größer.
Absolut. Selbst, wenn ich zu meinem Leben stehen würde und "im Reinen" damit wäre, hätte ich wohl daran kein Interesse. Einfach, weil ich mir mit den Leuten bestimmt noch viel weniger zu sagen hätte als zu Schulzeiten.
Sinn hätte das höchstens als "Autismus-Aufklärungsveranstaltung". Warum war ich so "komisch", warum ist mein Weg trotz sehr guter Noten so merkwürdig und unbefriedigend verlaufen. Aber dazu hätte ich vermutlich selbst bei genügend Selbstbewusstsein, glaube ich, keine Lust.
Als ich durch Zufall von einem geplanten Klassentreffen erfuhr (sie haben offenbar versucht die Leute zusammen zu bekommen) habe ich abgesagt.
Das war bei mir beim Jubiläumstreffen vor ein paar Jahren genauso. Sie versuchten, alle einzuladen, eigentlich war die Anmeldefrist schon abgeschlossen, als ich auf einem "Umsonst und draußen"-Musikfestival zufällig zwei ehemalige Mitschülerinnen traf, die noch befreundet sind und gemeinsam im Orga-Team für das Treffen waren. Sie versuchten, mich zu überreden, mich nachzumelden, ich wich dann erst aus und sagte später schriftlich ab, da ich keine Lust auf eine Diskussion hatte.
Wenn man ernsthaft Interesse an Kontakten gehabt hätte wären sie bestehen geblieben.
Nicht unbedingt. Manchmal "verlaufen" sich Kontakte über die Jahre, obwohl man die entsprechenden Menschen noch mag. Aber wenn jemand wirklich Interesse an Kontakt hat, kann er oder sie einen normalerweise auch so finden und braucht kein Klassen- oder Jahrgangstreffen dazu. Bei diesen Treffen geht es meistens meinem Eindruck nach nur um Neugier und Vergleich. Neugier, was aus den anderen geworden ist. Und vielleicht noch mehr um Abgleich, wie man selbst im Verhältnis mit der Peer Group, mit der man gewissermaßen "ins richtige Leben startete", dasteht. Karriere, Partnerschaft, Familie, aber ganz wesentlich auch Aussehen, Figur, wie sehr oder wie wenig man sich im Vergleich zu den anderen verändert hat etc.