Verwirrt nach Diagnostik. Ist das so üblich?

  • nach knapp einem Jahr hab ich jetzt erfahren, dass Autismus zu 100% ausgeschlossen werden kann.

    Dass man "Autismus zu 100%" ausschließen kann, halte ich für ein unbewiesenes Gerücht!

    Meine Meinung hilft dir zwar nicht konkret weiter, aber ich würde an deiner Stelle so ein "Totschlagargument" nie wieder akzeptieren.


    Beim ADOS eben das Problem, dass hier Dinge zB anders im Report stehen, als sie mir während der Testung mitgeteilt wurden, was ich auch als sehr komisch empfinde, aber als Laie das natürlich auch nicht wirklich bewerten kann.

    Ich bin mit Sicherheit kein Laie, aber so wie du es beschreibst, so geht es mir auch des Öfteren.... :evil:
    Meine professionelle Meinung dazu: Nichts während der Untersuchung äußern, was falsch verstanden werden könnte. Und auch nichts Beschwichtigendes sagen, nur weil man sich evtl. einer verbalen Auseinandersetzung nicht gewachsen fühlt.
    (Das wäre sonst in meinen Augen unredlich!)
    Diskrepanzen kann/sollte/muss man ansprechen, damit der oder die Probandin sich dazu äußern kann.
    Das ist gerade bei ASSlern wichtig.

    [spoiler]Beispiel: Eine Probandin sagt, sie telefoniere äußerst ungern. Der Untersucher konfrontiert sie damit, dass sie die Terminvereinbarung doch telefonisch sehr gut erledigt habe!
    Auf eine solche Bemerkung hin würde ich mich "vorgeführt" fühlen; ich würde mich danach nicht mehr trauen, irgendwas Persönliches zu sagen.
    Das "Können" und das "Nichtkönnen" liegen bei Autisten nun mal sehr dicht nebeneinander (oft jedenfalls). Neurotypische Menschen verstehen das nicht: Wieso kann er dieses, aber nicht jenes?!?
    Von einem Fachmenschen erwarte ich da mehr an Verständnis./spoiler]

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Dass man "Autismus zu 100%" ausschließen kann, halte ich für ein unbewiesenes Gerücht!
    Meine Meinung hilft dir zwar nicht konkret weiter, aber ich würde an deiner Stelle so ein "Totschlagargument" nie wieder akzeptieren.

    Danke für Dein Feedback. Noch schlimmer in dem Zusammenhang ist dann ja, dass im Gutachten u.a. steht, dass die "Zeugnisse unvereinbar mit einer ASS" wären.

    Was den folgenden Absatz betrifft war ich zunächst etwas verwirrt ("Nichts während der Untersuchung äußern") aber ich glaube Du beziehst Dich hier auf die Perspektive des Therapeuten/ Arztes, wenn ich das richtig verstehe.

    Wie gesagt, viele erscheint mir sehr widersprüchlich und zu Anfang sagte ich ihm auch, dass ich mich eben über das Thema etwas informiert hätte und vieles bei mir erkenne, aber eben auch zB nicht alles.

    Womit ich zB wenig "direkte" Probleme haben ist soziale Interaktion innerhalb eines gewissen Rahmens, zB Arztbesuche oder einkaufen im Supermarkt. Probleme bekomme ich dann, wenn Situation von *meinem* Skript abweichen, woraufhin er dann dies quasi für mir zum Vorwurf gemacht hat und sagte, das wäre mein eigentliches Problem, dass ich eben alles kontrollieren wollen.

    Natürlich geht es hier auch um Kontrolle, für mich machen sie Situationen aber in erster Linie planbar und vorhersehbar...nur kam ich gar nicht mehr dazu, dies zu ergänzen, da er mir diese "Skripte" dann direkt auf seine Diagnosen münzte, sagte es wären schlechte Bewältigungsstratgien und dass ich eben Situationen vermeiden würde bzw Angst bekäme, in denen die Skripte nicht greifen, was absolut nicht der Fall ist.

    Ja, ich bekomm massive Probleme wenn die Skripte nicht greifen, da meine Denkprozesse dann länger dauern als die Zeit, die mir in der Regel von meinem Gegenüber gewährt wird, um auf etwas zu antworten, und je mehr die Leute dann reden, desto mehr komm ich ins "straucheln", da der Input zu viel wird.

    Das Hauptproblem für mich ist aber, dass diese Dinge für mich so unglaublich anstrengend sind. Das hat daher auch nie ein Therapeut mitbekommen. Ich bin war meist "gut gelaunt" zu den Terminen, erzählte was ich für wichtig und relevant hielt und wenn ich dann wieder zuhause war und mit meinem Hund raus bin hatte ich zB keine Energie mehr mit den small-talk von anderen Hundebesitzern anzuhören und wenn ich mich dem dann aber nicht wirklich entziehen konnte und das dann durchgestanden hab, bin ich zuhause auf der couch direkt eingepennt, weil die Energie einfach weg war.


    ...und je gestresster, müde, ausgelaugter oder ausgebrannter ich bin, desto "harscher" meine Reaktion oder ich fahr komplett runter und kann mich gar nicht mehr mitteilen.

    Bei der ADOS Testung bin ich auch einmal lauter geworden und hab ihm gesagt wie bekackt ich den Test finde und eben etwas ganz anderes erwaret hatte.

    Spoiler anzeigen

    Ich war mega genervt von diesen "Kinderaufgaben" wie Zähne putzen vormachen, Bilder beschreiben, Bildergeschichten erklären oder mir Geschichten ausdenken müssen zu Gegenständen, die ich aus einem Säckchen ziehe. Genau bei der Gegenstände-Geschichte-Aufgabe konnt ich mich auch nicht mehr länger beherrschen.

    ...und es gibt nicht viele Menschen, die mich dazu treiben lauter oder ausfällig zu werden, da meine Erfahrung auch ist, dass es in der Regel absolut nichts bringt, außer mehr Votalität in Situationen zu bringen. Insofern bleib ich in der Regel in der Defensive bzw versuche, mit Logik und Argumenten eine Situation zu lösen, nicht mit Wut oder Lautstärke.


    Dann kam eben das Argument, dass meine "Erwartungshaltung" und meine Wunsch "alles kontrollieren zu wollen" das eigentliche Problem wäre, mit der Behauptung, das würde zu "Vermeidungsverhalten" führen, was -entschuldige bitte die Ausdrucksweise- absoluter Blödsinn ist und mich nur noch wütender gemacht hat.

    Ja, ich hatte bei der Diagnostik was anderes erwartet und vielleicht war das auch ein Fehler, aber ich denke aktuelle Probleme und Probleme der Kindkeit zu besprechen ist schon eine Erwartung, die man an solch eine Diagnostik haben darf...und das fand eben nicht statt....stattdessen machte ich eben diesen ADOS Test und wurd von Aufgabe zu Aufgabe genervter und gestresster und mir wird gesagt, dass meine Zeugnisse unauffällig wären, was die Tatsache, dass ich als "Mädchen" aufgewachsen bin komplett ignorierte.

    Ganz abgesehen davon, dass mein Vater Rektor der Schule war und meine Klasse in einigen Fächern unterrichtete....aber das zB zu erwähnen, dazu kam ich gar nicht, da über sowas gar nicht gesprochen wurde, dann hätt ich nämlich auch erwähnen können, dass mein Vater viele der ASS traits hat, teilweise noch extremer als ich.

    Diskrepanzen kann/sollte/muss man ansprechen, damit der oder die Probandin sich dazu äußern kann.

    da du das jetzt erwähnst: mein Eindruck war, dass ich nicht wirklich die Chance hatte. Wirkliche Erklärungen gab es ja auch keine, außer eben "Zeugnisse sind unauffällig" und eben die Behauptung ich hätte Dinge gesagt, die ich nicht gesagt hatte oder würde zB meine Ängste nicht realisieren, weil ich meine Gefühle unterdrücke etc.

    Von die "Diagnose besprechen" beim letzten Termin kann auch nicht wirklich die Rede gewesen sein, es war eher so ein "vor vollendete Tatsachen gestellt werden".

    Noch absurder ist eigentlich auch, dass ich die Hälfte der Diagnosen erst im Zug beim lesen des Gutachtens erfahren hab, die Agoraphobie und "aktuell schwere depressive Episode" hatte er bei unserem letzten Termin gar nicht erwähnt, lediglich meine "Ängste" und mein "Vermeidungsverhalten" und eben Cluster C PS.

    Zudem im Gutachten eben viele Dinge sind die anders passiert sind. Es kann ja zB durchaus sein, dass mein "gestresst sein" während der ADOS Testung auf Soziale Phobie zurückzuführen ist, aber warum sagt er mir das dann nicht und erklärt es mir, so dass ich mich -wie Du sagst- dazu äußern kann, sondern erwähnt das gar nicht bei dem Termin, sondern schreibt das ins Gutachten, aber ohne jegliche Erwähnung der ganzen Zugprobleme, über 2h Verspätung etc, die für mich absoluten Stress bedeutet haben...und für die er während des Termins sogar so viel Verständnis hatte, dass er mir anbot, den Termin zu verschieben.

    Einmal editiert, zuletzt von daisho (18. Mai 2022 um 18:37)

  • Hallo daisho zunächst einmal mach dir mal keine Gedanken darüber, das du im falschen Körper wieder geboren wurdest, das kommt heutiger vor als man so denkt!

    Aber deinen Betreuer, oder wenn du da hast da würde ich wirklich " Lebe wohl " sagen!

    Denk doch einmal an einem größeren Fußballspiel, und du sitzt\in der Masse.der Leute dort. Also ganz ehrlich, sollte der Gedanke daran auf kommen. Dann weiß ich schon das ich in dieser Nacht einfach nicht gut schlafen kann!

  • Was den folgenden Absatz betrifft war ich zunächst etwas verwirrt ("Nichts während der Untersuchung äußern") aber ich glaube Du beziehst Dich hier auf die Perspektive des Therapeuten/ Arztes, wenn ich das richtig verstehe.

    Ja, das meinte ich.
    Wenn ich das jetzt noch mal lese, fällt mir auf, dass ich nicht eindeutig in der Formulierung war.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

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