Arbeiten ohne Ausbildung

  • Hallo,

    mir ist aus mehreren Gründen keine Berufsausbildung möglich, also nicht diese Duale wo man ständig zwischen Betrieb und Schule hin und her wechselt. Ich habe es schon 3x versucht, es sind einfach die Wechsel die für mich zusätzliche Belastung sind. Ich brauche die Konstanz, am Besten zu den immer gleichen Tagen. Schon Feiertage oder Urlaub wäre für mich Durcheinander, weshalb auch noch Wechsel zwischen Schule und Betrieb zusätzlich zu viel für mich ist.

    Ich hatte aber zum Beispiel ein FSJ durchgehalten, weil es einfach täglich derselbe Ablauf war ohne Wechsel. Weshalb ich denke, das ich arbeiten könnte aber eine Ausbildung geht einfach nicht.

    Seit 6 Jahren bin ich berentet, weil meine Arbeitsversuche insgesamt gereicht haben für einen Rentenanspruch. Das wars dann aber auch, ich bekomme z.B. keine berufliche Reha weil die Rentenversicherung meint, das bringt nichts. Kann ich zum Teil auch verstehen, ohne Ausbildung und mit meinen Einschränkungen sind die Chancen nicht hoch, überhaupt einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden wo der Arbeitgeber mich dann überhaupt brauchen kann und einstellt. Da koste ich den Betrieb vermutlich mehr, als das ich ihm nutze.

    Wenn ich mich ohne Ausbildung irgendwo bewerbe, sollte ich zumindest dann mit anderen Dingen überzeugen können anstatt noch zusätzlich "Extrawürste" (Redewendung) und Sonderbehandlung zu brauchen. Ich sage es auch ganz deutlich, der Arbeitsmarkt brauch micht nicht.

    Aber ich wollte trotzdem mal fragen was ihr meint, in welchen Berufen man als Autist ohne Ausbildung überhaupt Arbeit bekommen könnte? Service/Gastro oder Erntehelfer sind ja auch nicht die Autismus-geeignetsten Arbeitsstellen. Postbote kann ich nicht, Fließbandarbeit wäre gut mit Monotonie aber vermutlich zu laut. Von Tür zu Tür gehen und Sachen verkaufen geht auch nicht. Geht aus meiner Sicht auch nicht nur darum was ich machen könnte, sondern mich müsste auch jemand "brauchen" (Redewendung) können und überhaupt einstellen.

    LG IceQueen.

  • Aber ich wollte trotzdem mal fragen was ihr meint, in welchen Berufen man als Autist ohne Ausbildung überhaupt Arbeit bekommen könnte?

    IT, wenn du wirklich was drauf hast, geht's auch autodidaktisch oder über Praktika. Quereinstiege sind da normal.

  • Hallo, nur, damit ich es richtig verstehe, Du bist bereits berentet, möchtest aber trotzdem arbeiten ? In welchem Zeitumfang möchtest Du das denn machen ? Kannst Du Dir vorstellen, für ein Call Center aus dem Home-Office heraus zu arbeiten ?

  • Ich bin ja nun auch schon ein paar Jahre aus dem Berufsleben raus. Ich habe mir jetzt überlegt in die Ernährungsberatung zu gehen. Es gibt da verschiedene Ausbildungen bzw. Lizenzen online und man kann ja dann hinterher stundenweise so viel machen wie man möchte. Würde das dann über Zoom oder so anbieten. Brauche aber das Geld nicht, es geht mir nur darum etwas sinnvolles zu machen.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Ja, warum denn nicht ? Sie soll es ja von Zuhause machen und das Feld ist sehr breit gefächert. Unsere Stadtwerke suchen zum Beispiel gerade Mitarbeiter, die ausschließlich aus dem Home Office heraus, Zählerstände erfassen. Die Kunden schreiben eine Mail oder rufen an, nennen die Kundenummer, die Zählernummer und den Zählerstand, das wird dann erfasst und das ist auch schon alles. Ich habe ja nicht vorgeschlagen, dass Jemand für O2 an der Kunden-Hotline arbeiten soll.

  • Call-center kann ich mich für die meisten Aspies auch nicht vorstellen. Und es ist eh nicht viel mehr Geld als Hartz4

    Die Fließbänder laufen jetzt in Asien - schlechte Chancen.

    Vielleicht Handwerk?
    Man hat Kundenkontakt, aber wenig, und es ist fachlich.
    In den meisten Branchen muß man nichts verkaufen können, die Kunden freuen sich schon wenn sie überhaupt einer finden.
    Es gibt auch Stellen ganz ohne Kundenkontakt.
    Man kann sich relativ leicht selbständig machen.
    Mansche Kompetenzen sind so gefragt, das es erstaunlich gut bezahlt sein kann.
    Leider kriegt man als Maschinenbauingenieur kein Job als Fahrradmechaniker, weil "Sie werden sich doch langweilen!" :m(:
    Vielleicht sollte ich nächstes mal verschweigen das ich Ingenieur bin? Aber dann hätte ich kein Diplom der beweist das ich der Job kann x(

    wichtig wäre erstmals herauszufinden, was Dir auf Dauer Spaß macht was Du auch gut kannst.
    Mach eine Liste.
    Wenn Du sie hier postest, hat vielleicht jemand eine Idee

    2 Mal editiert, zuletzt von On-Off (18. Mai 2022 um 01:10)

  • Hallo, nur, damit ich es richtig verstehe, Du bist bereits berentet, möchtest aber trotzdem arbeiten ? In welchem Zeitumfang möchtest Du das denn machen ? Kannst Du Dir vorstellen, für ein Call Center aus dem Home-Office heraus zu arbeiten ?

    Vom Callcenter würde ich stark abraten, vor allem, wenn man geräuschempfindlich ist. Ich habe 8 Monate in einem gearbeitet, hatte darauf eine depressive Phase und eine Hyperakusis entwickelt. Obwohl dass von Mensch/ Autist zu Autist bestimmt auch immer unterschiedlich ist.

  • Icequeen, was sind denn deine Stärken?

    Bist du wortgewandt, hast vielleicht eine Stärke für Sprachen? Es gibt eine Onlineausbildung zur Staatlich Geprüften Übersetzerin, die kostet allerdings mit Prüfungskosten 4000 Euro. Danach könntest du selbstständig und im Homeoffice arbeiten.

    https://www.dolmetscherschule-koeln.de/ausbildungen/u…bildung_Online_[p]&utm_matchtype=p&utm_network=g&utm_device=c&utm_devicemodel=&utm_creative=597421622780&utm_adposition=&utm_locphysical=1004812&gclid=Cj0KCQjwg_iTBhDrARIsAD3Ib5hyxOWAqOrSWt3ljywIj_WnAEYBghyvAwM5BUIsO0P16fqJTdqM8MEaAhmcEALw_wcB

    Wenn man gut schreiben kann, dann gibt es auch Möglichkeiten, als Autorin oder Lektorin freiberuflich zu arbeiten, viel verdient man da allerdings nicht.

    Ansonsten, wenn du eine logische Denkerin bist und/ oder mathematisch begabt, dann ist IT wahrscheinlich nicht schlecht. Softwaretesting soll ein gutes Feld für autistische Menschen sein, Programmiersprachen kannst du dir komplett selbst beibringen.

    Ich hatte schon viele Jobs und konnte es in den meisten nicht länger ausgehalten, entweder war der ständige Menschenkontakt zu viel oder die Geräusche z.B. in Großraumbüros.
    Zwei der Jobs, die aber gingen, waren im Nachtdienst: einmal die Betreuung von einem Jungen im Rollstuhl, das war Kontakt nur mit einer anderen Person und immer die gleichen Abläufe.

    Oder Nachtschichten im Altenheim. Das war körperlich sehr anstrengend und auch an die Nachtschicht muss man sich erst gewöhnen, aber es wurde echt nicht schlecht bezahlt, obwohl ich noch nicht einmal eine einjährige Ausbildung zur Pflegehelferin hatte. Kontakt zu den anderen im Team war nicht sehr intensiv, aber man hat auch nicht aufeinander herumgehackt, weil man in der Nachtschicht eben aufeinander angewiesen ist ( nur drei Pflegekräfte für ein ganzes Altenheim).
    In der Altenpflege kannst du problemlos auch ohne Ausbildung arbeiten, müsstest vielleicht Praktikas machen. Danach nehmen sie mit Handkuss (RW) jeden, der etwas Berufserfahrung hat und in der von den anderen gehassten Nachtschicht arbeiten möchte. Nach einiger Zeit könntest du dann auch für eine Zeitarbeitsfirma arbeiten, dann steigt dein Gehalt noch einmal und es gibt wohl Zeitarbeitsfirmen, die es zulassen, dass du z.B. 6 Monate sehr intensiv arbeitest und dann wieder 2 Monate gar nicht (aber das habe ich nur erzählt bekommen, also keine Gewähr).

  • @IceQueen: Geht es dir in erster Linie darum, Geld dazuzuverdienen, geht es dir eher darum, eine Beschäftigung und Struktur zu haben, oder möchtest du gebraucht werden?


    Es geht um eine Beschäftigung, bzw. auch einfach weil ich arbeiten möchte ich war und bin schon immer ein aktiver Mensch der gerne etwas macht. Aber eben im Rahmen meiner Leistungsfähigkeit, das war früher das Problem das es mich von den Anforderungen (unter Anderem 40h/Woche, Wechsel zw. Schule u. Betrieb, zu weite Entfernung bzw. Fahrzeit) überlastet hatte.

    Es war die letzen Jahre für mich erholsam zu Hause das gebe ich auch offen zu, um an mir zu arbeiten und mein Leben zu ordnen, wieder belastbarer zu werden. Aber berentet zu sein muss arbeiten nicht ausschließen, die festgestellte bis 3 Std./Tag Arbeitsfähigkeit finde ich zutreffend und möchte das schon probieren. Wenn es nach x Monaten auch wieder zu viel wäre würde ich es akzeptieren und lassen, aber ich möchte es versuchen ob es für mich nicht doch Möglichkeiten gibt.

    wichtig wäre erstmals herauszufinden, was Dir auf Dauer Spaß macht was Du auch gut kannst.Mach eine Liste.
    Wenn Du sie hier postest, hat vielleicht jemand eine Idee

    Icequeen, was sind denn deine Stärken?
    Bist du wortgewandt, hast vielleicht eine Stärke für Sprachen? Es gibt eine Onlineausbildung zur Staatlich Geprüften Übersetzerin, die kostet allerdings mit Prüfungskosten 4000 Euro. Danach könntest du selbstständig und im Homeoffice arbeiten.


    Was mir spontan einfällt (ich mache mir noch gründlicher Gedanken darüber) ist, das ich beispielsweise sehr lösungsorientiert bin, also Lösungen für Probleme zu finden. Das "Aspie-typische" Fehler erkennen kann ich gut, da bin ich sehr genau. Mir Regeln merken und auf die Einhaltung achten. Fragebögen (z.B. psychologische) auszuwerten und die Werte in Tabellen und Diagramme übertragen macht mir Spaß.

    Aber was ich nicht gut kann ist zum Beispiel eigenständig entscheiden. Ich finde da bin ich zu naiv und manchmal zu leichtsinnig, kann auch manchmal Folgen oder Auswirkungen nicht so abschätzen. Es müsste schon was sein, wo ich klare Anweisungen habe die ich dann abarbeite.

    Ergänzung: Leider bekomme ich keine berufliche Reha (müsste ich dann auch wieder einklagen) und dadurch keine Unterstützungen (zum Beispiel Arbeitsassistenz, Zuschüsse für den Betrieb der mich einstellen würde) die meine Chancen erhöhen würden, auf dem Arbeitsmarkt einen Job zu bekommen. Und durch angepasste Arbeitsbedingungen dann vielleicht auch durchhalten zu können.

    LG IceQueen.

    Einmal editiert, zuletzt von IceQueen (18. Mai 2022 um 09:49) aus folgendem Grund: Ergänzung.

  • Was mir spontan einfällt (ich mache mir noch gründlicher Gedanken darüber) ist, das ich beispielsweise sehr lösungsorientiert bin, also Lösungen für Probleme zu finden. Das "Aspie-typische" Fehler erkennen kann ich gut, da bin ich sehr genau. Mir Regeln merken und auf die Einhaltung achten. Fragebögen (z.B. psychologische) auszuwerten und die Werte in Tabellen und Diagramme übertragen macht mir Spaß.

    Hm, vielleicht Datenerfassung? Das kann man oft auch online machen.
    Spontan fällt mir noch das Korrektorat von Texten ein, wenn du Grammatik gut beherrschst. Das war auch immer eine von meinen Stärken.

  • Aber berentet zu sein muss arbeiten nicht ausschließen, die festgestellte bis 3 Std./Tag Arbeitsfähigkeit finde ich zutreffend und möchte das schon probieren. Wenn es nach x Monaten auch wieder zu viel wäre würde ich es akzeptieren und lassen, aber ich möchte es versuchen ob es für mich nicht doch Möglichkeiten gibt.

    Das klingt für mich jetzt so, dass die Rente deinen finanziellen Bedarf deckt. Vielleicht wäre dann eine ehrenamtliche Tätigkeit etwas für dich?

  • -Ehrenamt: Grundsätzlich ja, aber ist das nicht hauptsächlich was in sozialen Bereichen? Oder etwas wo man zumindest immer mit anderen Menschen zu tun hat?
    -Callcenter: Auch von zu Hause wäre das nichts für mich, da würde ich die ganze Zeit unter Dauerstress sein. Ich vermute, da wird man auch mal mit unfreundlicheren Anrufern umgehen können müssen und mit den verschiedensten Charakteren umgehen können müssen. Mir tun die Mitarbeiter schon leid, wenn ich als schwieriger Kunde mit einem Anliegen irgendwo anrufe.
    -Handwerk: Wüsste ich spontan nicht, was ich da ohne Vorerfahrung machen sollte. Ich bin eher jemand, wo Schäden schlimmer machen würde als sie vorher waren.
    -Postbote/Zeitung: Postboten stellen hier auch Pakete zu, das ist mir vom Gewicht zu schwer und sie haben viel Zeitdruck. Als Zeitungsausträger muss man sehr fit sein, man bekommt eine (unrealistische) Zeitvorgabe und wird bekommt nur das bezahlt. Wenn du 3 Studen länger dafür brauchst ist das dein Problem. Musst dann aber auch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt alles verteilt haben.
    -Datenerfassung: Meinst du Datenerfassung als Berufsbezeichnung oder Datenerhebung als Tätigkeit? Datenerfassung scheint mehr zu sein als (nach meinem Verständnis) Daten in ein Programm einzugeben.

    Durch die bisherigen Vorschläge sind mir auch noch Sachen eingefallen:

    -Spieletester/Softwaretester: Das soll ja wegen der Detail-/Fehlererkennung auch was "Aspie-typisches" sein. Mich nerven Fehler in Spielen oder Programmen zumindest immer ziemlich und ich frage mich, ob das vor Veröffentlichung denn nicht ausführlich getestet wurde. Aber ich vermute das ist mehr wie nur Spielen, vielleicht braucht es auch IT Kentnisse. Aber wenn ich das kostenlos machen würde, sind die Anforderungen vielleicht weniger streng?
    -Bei Onlineportalen die Einhaltung der Nutzungsbedingungen prüfen: Beispielsweise Inserate durchgehen ob alles den Regeln entspricht und Verstöße melden. Hatte ich mich auch schon mal initiativ beworben aber nicht Mal eine Antwort bekommen. Ich vermute, das sie meine Bewerbung vielleicht nicht ernst genommen hatten.
    -Testkäufer/Produkttester: Es werden einem Produkte zugeschickt, die man dann testen und anschließend bewerten muss.
    -Büro-/Schreibtätigkeiten: Inkassoschreiben verfassen, oder Schreiben an Kunden wo man in Textvorlagen die Daten eingibt und abarbeitet.

    Für mich ist es auch schwierig, das manche Berufe heutzutage irgendwelche moderne verenglischte Bezeichnungen haben. Der Kundenbetreuer ist dann der Accountmanger, ich dachte ein Accountmanager würde sich um Social Media Accounts kümmern. :m(:

    LG IceQueen.

  • -Spieletester/Softwaretester: Das soll ja wegen der Detail-/Fehlererkennung auch was "Aspie-typisches" sein. Mich nerven Fehler in Spielen oder Programmen zumindest immer ziemlich und ich frage mich, ob das vor Veröffentlichung denn nicht ausführlich getestet wurde. Aber ich vermute das ist mehr wie nur Spielen, vielleicht braucht es auch IT Kentnisse. Aber wenn ich das kostenlos machen würde, sind die Anforderungen vielleicht weniger streng?

    Du kannst ja erst mal damit anfangen:
    https://nest.testbirds.com/home/tester

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