Und ich habe keine Lust, irgendwelche Klischees zu erfüllen, wie man als Autist zu sein hat, auch nicht die von anderen Autisten.
Mit all den genannten Eigenschaften kann ich mich nicht identifizieren.
Ich habe den Fragebogen jetzt auch mal gemacht. Die von dir aufgezählten Punkte treffen auf mich zu.
Dafür gab es andere Punkte, die bei mir nicht passten.
Beim Ausfüllen entstand das Bild in meinem Kopf, dass 3-4 Autisten ihre individuellen Eigenschaften in den Fragebogen eingebracht haben, und von diesen 3-4 Leuten hat einer überhaupt keine Übereinstimmung mit mir, und ein anderer ist mir ziemlich ähnlich. Die anderen irgendwo dazwischen.
Aber das kann natürlich eine falsche Vorstellung sein, ich weiß nicht, wie die Aussagen zustande gekommen sind.
Manche Aussagen fand ich zu unpräzise, z.B. gleich am Anfang war die Aussage "ich gewöhne mich nur sehr langsam an Veränderungen" (oder so ähnlich). Das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Es gibt Veränderungen, die ich gar nicht akzeptieren kann, die ich dann auch boykottiere, es gibt Veränderungen, die ich zuerst schrecklich finde, dann aber (relativ schnell) doch nicht so schlimm, und Veränderungen, an die ich mich nur langsam gewöhne, und Veränderungen, an die ich mich relativ schnell anpassen kann. Kommt drauf an.
Es gab auch eine Aussage so ähnlich wie "als Kind war ich oft frustriert oder unglücklich". Das trifft zwar auf mich zu, aber ich finde es nicht spezifisch für Autismus. Frustriert und unglücklich waren wahrscheinlich als Kind auch alle die Menschen, die später eine Persönlichkeitsstörung entwickelt haben. Vielleicht sollte man eher schauen, was genau Kinder mit Autismus unglücklich macht, und diese einzelnen Gründe dann in Aussagen packen.
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(In meiner Kindheit fand ich hauptsächlich schwierig, dass ich zu Dingen gezwungen wurde, die ich gar nicht tun wollte, und das andere, dass Kontakte mit anderen Kindern (oder auch Erwachsenen) meistens anstrengend oder beängstigend waren. In der Schule fand ich den Unterricht oft langweilig und fand es eine Quälerei, so viele Stunden dort zu verbringen, und die Pausen waren keine Erholung, weil dann der Stress mit den anderen Kindern losging. Zunehmend ab dem Gymnasium hatte ich immer das Gefühl, dass ich Außenseiter bin und die meiste Zeit nicht weiß, wie ich mich verhalten muss. Im Kindergarten war das noch nicht so schlimm.)
Eine Frage zur Freizeitgestaltung wäre vielleicht auch noch sinnvoll gewesen. Ich finde, dass die Freizeitgestaltung von Autisten ziemlich anders ist als die von Normalen. Dass man z.B. weniger oft rausgeht, mehr Zeit allein zu Hause verbringt, nur ein wichtiges Hobby hat statt fünf, usw.
Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass eine einzelne Aussage praktisch nichts aussagt, und der Fragebogen nur einen Sinn hat, wenn man alle Fragen auswertet. Und dann ist es weiterhin nur ein Screening-Bogen und kein Diagnostikinstrument.
Aufgabe einer Studie ist es, herauszufinden wie oft es tatsächlich so ist.
Das tut sie ja: wenn du bei diesen Punkten überall "trifft überhaupt nicht zu" ankreuzt, und wenn das viele andere auch so machen, dann wird das Ergebnis sein, dass diese Punkte nicht für einen Screening-Fragebogen geeignet sind.