Menschen mit Autismus haben eine Lebenserwartung die 16 Jahre unter dem durchschnitt liegt

  • Ich vermute, dass nicht nur häufiger Suizidversuche vorkommen, sondern auch Herzinfarkte oder Krebs ihr übriges tun. Der gesamte Stress meines Lebens hat mir vermutlich schon viele Jahre entzogen. Ich bin aktuell 35 Jahre und muss jetzt schon Ramipril (Blutdrucksenker) nehmen. Habe aktuell schon eine sehr hohe Dosis. Mein aktueller Schutz ist vermutlich, dass ich weiblich bin und noch keine Menopause habe. (Ja Frauen vor der Menopause sind hormonell geschützter vor Herzinfarkten... endlich hat mal die Menstruation auch Vorteile.. yay..... :nerved:)

    Ich weiß aber, dass wenn ich in meine Menopause gerate, dass dann das Herzinfarktrisiko bei mir richtig ballert.

    Viele nehmen vermutlich auch jahrelang Antidepressiva ein - bei mir seit 2011. Es gab mal Jahre wo ich auch keine nahm.. aber bestimmt sind gute 9 Jahre mit drin. Auch das wird sicherlich Effekte haben.

    Natürlich sind Statistiken keine Einzelschicksale, aber ich werde mir auch nicht zu viele Hoffnungen machen, dass ich alt werde. Ich wurde erst dieses Jahr diagnostiziert und die ganzen psychischen Krisen haben garantiert einen Effekt. Ich wäre naiv, wenn ich nicht auch Risikofaktoren als Fakten sehe.

    Es gibt vermutlich auch einige Autisten, die auch ähnlich wenig Bewegung haben wie ich. Auch das ist leider ein Risikofaktor und wird nochmal stärker in einem höheren Alter wirken.

    joa..

  • Zu dem erhöhten Suizidrisiko, das es bei Autisten ja geben soll, fällt mir noch etwas ein. Es gibt die sogenannte U-Kurve des Glücks, die auf die Mehrheit der Menschen zutrifft. Das bedeutet: Wenn Menschen jung sind, sind sie einigermaßen glücklich (viele Pläne, alle Türen stehen einem offen etc.), zwischen ca 40 und 50 erreichen sie einen Tiefpunkt (Scheidung, Job macht keinen Spaß mehr, erste Krankheiten, doch nicht alles erreicht) und ü 60 steigt das Glückslevel über das der Jugend und hält sich auch sehr lange (bei manchen für immer) auf einem hohen Niveau.

    Ein Hauptgrund dürfte einfach sein, dass man tendenziell gelassener wird und mit weniger zufrieden ist. Mit ü60 ist die Wahrscheinlichkeit eines Todes nicht mehr so gering, ergo ist man froh, noch da zu sein.

    Ich frage mich jedoch, ob diese U-Kurve auch bei den meisten Autisten zutrifft? Auf mich definitv nicht. Für mich war die meiste Zeit, als ich jung war, steinhart.

    Und auch mit ü60 dürfte zumindest ein Teil der Autisten benachteiligt sein und wenig zum Lachen haben, nämlich diejenigen, die sozial isoliert sind, wenig Geld haben und überdurchschnittlich viele gesundheitliche Probleme. Das trifft natürlich nicht auf alle zu. Es gibt hier im Forum auch etliche, die sehr aktiv sind, Kontakte haben, Vollzeit arbeiten etc. Aber ich denke eben nicht, dass das unbedingt repräsentativ für ASS ist (wenn ich es mal so ausdrücken darf).

    Ich kann mir schon vorstellen, dass mit steigendem Lebensalter der Frust derjenigen, die abgehängt sind, steigt, weil man ja berechtigterweise immer weniger Hoffnung hat, dass sich etwas ändern wird. Für manche sind vielleicht auch die Eltern ein Anker und die sterben dann ja auch.

  • Wenn Menschen jung sind, sind sie einigermaßen glücklich (viele Pläne, alle Türen stehen einem offen etc.), zwischen ca 40 und 50 erreichen sie einen Tiefpunkt (Scheidung, Job macht keinen Spaß mehr, erste Krankheiten, doch nicht alles erreicht) und ü 60 steigt das Glückslevel über das der Jugend und hält sich auch sehr lange (bei manchen für immer) auf einem hohen Niveau.

    Das ist bei mir genau umgekehrt, als junger Mensch war ich nicht glücklich, hatte viel zu viel zu kämpfen. Seit Anfang vierzig und jetzt schon ca. 8 Jahre geht es mir wesentlich besser. Außer, dass altersbedingt immer mehr körperliche Probleme auftauchen. Aber daran muss ich mich halt gewöhnen.

    Ich hoffe das bleibt bei mir ein umgedrehtes L und wird nicht zum umgedrehten U.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Ich frage mich jedoch, ob diese U-Kurve auch bei den meisten Autisten zutrifft? Auf mich definitv nicht. Für mich war die meiste Zeit, als ich jung war, steinhart.

    Bei mir auch nicht. Es ist eher eine unregelmäßige Sinuskurve. Aktuell bin ich in der 4. Hoch-Phase, die sich inzwischen deutlich länger hinzieht und nur ganz langsam abflacht. Ich hoffe, das bleibt nun auch so bis zur Rente.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Außer, dass altersbedingt immer mehr körperliche Probleme auftauchen. Aber daran muss ich mich halt gewöhnen.

    Da ich schon als ältere Jugendliche körperliche Probleme hatte, gibt es diesbezüglich bisher (Anfang 40) keine Veränderungen.

    Das ist bei mir genau umgekehrt, als junger Mensch war ich nicht glücklich, hatte viel zu viel zu kämpfen. Seit Anfang vierzig und jetzt schon ca. 8 Jahre geht es mir wesentlich besser.

    Mir geht es insgesamt auch besser als früher. Aber Hochebenen werde ich eher nicht erreichen und wenn ich irgendwann ganz alleine bin, freue ich mich vielleicht auch, wenn die Sterbehilferegelung einfacher geworden ist und man sich quasi einfach "einschläfern" lassen kann.

  • Mir geht es insgesamt auch besser als früher. Aber Hochebenen werde ich eher nicht erreichen und wenn ich irgendwann ganz alleine bin, freue ich mich vielleicht auch, wenn die Sterbehilferegelung einfacher geworden ist und man sich quasi einfach "einschläfern" lassen kann.

    Das hört sich doch gut an. Ich finde ein deutlicher Unterschied zu früher ist schon ziemlich gut, bin da eher bescheiden. Trotzdem ist das Leben ja nicht einfach.

    Ich hoffe auch auf eine gute Sterbehilferegelung später.

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    Glaub nicht alles, was du denkst.
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  • Es gibt die sogenannte U-Kurve des Glücks, die auf die Mehrheit der Menschen zutrifft. Das bedeutet: Wenn Menschen jung sind, sind sie einigermaßen glücklich (viele Pläne, alle Türen stehen einem offen etc.), zwischen ca 40 und 50 erreichen sie einen Tiefpunkt (Scheidung, Job macht keinen Spaß mehr, erste Krankheiten, doch nicht alles erreicht) und ü 60 steigt das Glückslevel über das der Jugend und hält sich auch sehr lange (bei manchen für immer) auf einem hohen Niveau.

    Ein Hauptgrund dürfte einfach sein, dass man tendenziell gelassener wird und mit weniger zufrieden ist. Mit ü60 ist die Wahrscheinlichkeit eines Todes nicht mehr so gering, ergo ist man froh, noch da zu sein.

    Ich frage mich jedoch, ob diese U-Kurve auch bei den meisten Autisten zutrifft?

    Ich halte das für eine Art "idealtypischen" Verlauf. Am ehesten trifft der meiner Einschätzung nach bei Menschen zu, die die "Meilensteine des Lebens" (Ausbildung, Beruf, Beziehung, Familie etc.) in den gesellschaftlich dafür typischen Zeiträumen nehmen, die in späteren Jahren einigermaßen finanziell abgesichert sind, und denen zumindest in ihren jüngeren Jahren keine schlimmen, einschneidenden Schicksalsschläge zustoßen. Bei denjenigen, die keinen solchen Verlauf haben, sind die Wege dafür, wie ich denke, zu unterschiedlich und individuell. Bei denjenigen, die wesentliche "Meilensteine" nicht erreichen und im Alter absehbar arm und/oder einsam sein werden, kann ich mir, egal, ob sie nun autistisch bzw. behindert sind oder nicht, kaum vorstellen, dass diese "U-Kurve" passt.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ich stimme dir nicht ganz zu, denn es ist wohl tatsächlich so, dass das, was am meisten für die spätere Zufriedenheit sorgt, ist wohl laut Untersuchungen das Alter an sich, nicht etwa Geld oder Ähnliches.

    Ich halte das für eine Art "idealtypischen" Verlauf.

    ie die "Meilensteine des Lebens" (Ausbildung, Beruf, Beziehung, Familie etc.) in den gesellschaftlich dafür typischen Zeiträumen nehmen, die in späteren Jahren einigermaßen finanziell abgesichert sind, und denen zumindest in ihren jüngeren Jahren keine schlimmen, einschneidenden Schicksalsschläge zustoßen.

    Auf wie viele Menschen soll das denn zutreffen? Zwar schaffen viele wohl die 4 Dinge, die du als Meilensteine herausgepickt hast, irgendwann zu verwirklichen, doch das hält ja nicht zwingend an. Schwere Schicksalsschläge erleiden mE nicht sehr wenige Menschen irgendwann.

    Ich persönlich sehe für mich zB andere Dinge als wichtiger an als das, was du in Klammern notiert hast. Daher denke ich, dass es auch Menschen gibt, die mit Beruf, Beziehung, Familie unzufrieden sind (Job macht keinen Spaß oder passt nicht, Beziehung dysfunktional oder gewaltvoll, Kinder krank/kriminell/haben den Kontakt abgebrochen etc.)

    r einsam sein werden,

    Das ist wohl ein wichtiger Punkt. Soziale Kontakte spielen für jeden Menschen irgendeine Rolle, wobei die Ausprägung sehr unterschiedlich ist.

    Es ist aber natürlich so, dass die U-Kurve nur für die Mehrheit zutrifft. Auf der anderen Seite gibt es ja auch eine stiegende Suizidrate. Ich glaube so um die 60 ist sie am höchsten.

  • Ich stimme dir nicht ganz zu, denn es ist wohl tatsächlich so, dass das, was am meisten für die spätere Zufriedenheit sorgt, ist wohl laut Untersuchungen das Alter an sich, nicht etwa Geld oder Ähnliches.

    Dass das Alter an sich, das Schwinden von Gesundheit, Attraktivität, Möglichkeiten im Leben und Lebenserwartung allgemein einen Menschen zufriedener machen soll, kann ich mir für die Mehrheit nicht vorstellen. Ich denke, hier wird von einer Art philosophischer "Idealpersönlichkeit" ausgegangen, die im Alter gleichmütig, weise und gelassen auf das Leben blickt. Das gibt es natürlich. Aber ob das wirklich der "Mainstream"-Verlauf ist, habe ich große Zweifel. Eher eine idealisierende Wunschvorstellung.

    Auf wie viele Menschen soll das denn zutreffen? Zwar schaffen viele wohl die 4 Dinge, die du als Meilensteine herausgepickt hast, irgendwann zu verwirklichen, doch das hält ja nicht zwingend an. Schwere Schicksalsschläge erleiden mE nicht sehr wenige Menschen irgendwann.

    Deswegen sprach ich ja vor allem von schweren Schicksalsschlägen in jüngeren Jahren. Eben Dingen, die die Mehrheit nicht betrifft. Wenn es um ältere Menschen geht, könnte man auch an "untypische" Schicksalsschläge denken, wie den Tod der eigenen Kinder.

    Ich persönlich sehe für mich zB andere Dinge als wichtiger an als das, was du in Klammern notiert hast. Daher denke ich, dass es auch Menschen gibt, die mit Beruf, Beziehung, Familie unzufrieden sind (Job macht keinen Spaß oder passt nicht, Beziehung dysfunktional oder gewaltvoll, Kinder krank/kriminell/haben den Kontakt abgebrochen etc.)

    Unzufriedenheit ist aber ein großes Spektrum. Das Typische in der "U-Kurve" wäre wohl eher, dass die Beziehung etwas "eingeschlafen" ist oder ähnliches. Wirklich gewaltvolle Beziehungen treffen wohl eher auf eine Minderheit zu. Und kriminelle Kinder oder Kinder, die den Kontakt ganz abbrechen, sind auch die Ausnahme.

    Es ist aber natürlich so, dass die U-Kurve nur für die Mehrheit zutrifft. Auf der anderen Seite gibt es ja auch eine stiegende Suizidrate. Ich glaube so um die 60 ist sie am höchsten.

    Ich las auch schon, dass sie entgegen der Klischees eher im höheren Alter hoch ist, und mich überrascht das nicht. Überhaupt bin ich eher skeptisch, ob diese "U-Kurve" überhaupt auf die Mehrheit passt. Hier ein kritischer Beitrag dazu.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • das, was am meisten für die spätere Zufriedenheit sorgt, ist wohl laut Untersuchungen das Alter an sich, nicht etwa Geld oder Ähnliches.

    In meinem Umfeld sehe ich zufrieden wirkende ältere Leute, die gesundheitlich noch fit sind und wo wohl auch in der Familie alles in friedlicher Ordnung ist. Aber wenn Leute im Alter krank werden, Schmerzen haben oder unselbstständiger werden, dann sieht das schon wieder ganz anders aus. Oder wenn sie einsam sind. Diese wirken griesgrämig oder traurig. Nur manche schaffen es, trotz Schmerzen und Krankheit noch zufrieden zu sein. Man kann auch Angst haben beim Älterwerden. Wenn man über 70 ist, muss man zwar im Leben keine großen Ziele mehr erreichen, aber es kann Angst machen, zu wissen, dass man krank oder gebrechlich werden kann und nicht weiß, was kommt. Gute Familienbeziehungen können dann eine Hilfe sein, aber wenn man keine hat, fällt das weg. Deshalb bin ich auch sehr für ein selbstbestimmtes Ende, und ich werde nicht ins Pflegeheim gehen, wenn ich es verhindern kann.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Dass das Alter an sich, das Schwinden von Gesundheit, Attraktivität, Möglichkeiten im Leben und Lebenserwartung allgemein einen Menschen zufriedener machen soll, kann ich mir für die Mehrheit nicht vorstellen.

    Musst du ja nicht. Studien belegen es jedoch. Übrigens auch die von dir verlinkte, aber dazu schreibe ich unten noch etwas.;)

    Ich persönlich kann es mir gut vorstellen und erlebe es ja bei mir (und auch bei manch anderem). Man wird gelassener, man weiß mehr, man schätzt einfache Dinge mehr.

    Deswegen sprach ich ja vor allem von schweren Schicksalsschlägen in jüngeren Jahren. Eben Dingen, die die Mehrheit nicht betrifft

    Das erscheint mir unlogisch. Wenn du in jungen Jahren einen schweren Schicksalschlag erleidest, warum solltest du dann in jungen Jahren glücklicher sein als später?

    Wirklich gewaltvolle Beziehungen treffen wohl eher auf eine Minderheit zu.

    Jede 4. Frau erlebt Gewalt in einer Beziehung, 7 % aller Fauen erleben massive Gewalt (zB Würgen) - in Deutschland. Wenn du das eine Minderheit nennst!

    r Kinder, die den Kontakt ganz abbrechen, sind auch die Ausnahme.

    Recherchiere das mal. Das sind mehr als man so gemeinhin denkt, aber ich weiß die Zahl nicht mehr. Hinzu kommen die ganzen dysfunktionalen Familienbeziehungen.

    Ich las auch schon, dass sie entgegen der Klischees eher im höheren Alter hoch ist, und mich überrascht das nicht. Überhaupt bin ich eher skeptisch, ob diese "U-Kurve" überhaupt auf die Mehrheit passt. Hier ein kritischer Beitrag dazu.

    Hast du den Beitrag wirklich gelesen? Hier wird ja bestätigt, dass ältere Menschen entweder glücklicher werden oder zumindest nicht unglücklicher - in Ländern, die mit Deutschland vergleichbar sind. Da dies ein deutsches Forum ist, kann man sich ja nur darauf beziehen. Zumindest bin ich nicht davon ausgegangen, dass die U-Kurve zwingend für die ganze Welt gilt. Hier ist man halt privilegiert, da man bei gesundheitlichen Problemen behandelt wird und es Grundsicherung gibt.

    In meinem Umfeld sehe ich zufrieden wirkende ältere Leute, die gesundheitlich noch fit sind und wo wohl auch in der Familie alles in friedlicher Ordnung ist.

    Achso, und du weißt genau, dass in deren Familien alles in "friedlicher" Ordnung ist?

    Deshalb bin ich auch sehr für ein selbstbestimmtes Ende, und ich werde nicht ins Pflegeheim gehen, wenn ich es verhindern kann.

    Dafür bin ich auch.

    Aber ich weiß auch, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass ich mit 60 oder 70 unglücklicher oder auch genauso unglücklich bin wie ich mit/ab Mitte 20 war (Anfang 20 war zum Teil noch ok und ich hatte ein paar sehr schöne Erlebnisse). Der Hauptgrund ist, dass ich mehr zu mir selbst gefunden habe und diese depressive Grundstimmung abgelegt habe. (Was nicht heißt, dass ich keine sehr schlechten Tage mehr habe).

    Und dass man als Hochbetagter irgendwann nicht mehr zufrieden oder glücklich ist, finde ich ok. Denn irgendwann muss jeder gehen, auch wenn es verdammt schwer sein wird, die Entscheidung zu treffen.

  • Achso, und du weißt genau, dass in deren Familien alles in "friedlicher" Ordnung ist?

    Soweit man das wissen kann. Unter mir wohnen z.B. Mutter und Tochter nebeneinander, da weiß ich dass die eine gute Verbindung haben, und die Mutter wirkt immer entspannt und sehr freundlich. Sie ist schon deutlich älter als ich, aber noch fit, sie geht z.B. regelmäßig zum Nordic Walking. Es gibt weitere ähnliche Konstellationen. Mein Ehrenamtlicher geht auf die 70 zu und hat in der Rente nochmal richtig durchgestartet, er hat Ehefrau und erwachsene Kinder und ist körperlich fit. Natürlich sind immer alles Einzelfälle, aber wenn man sich mit offenen Augen umschaut, dann sieht man schon, dass die älteren Menschen, die depressiv wirken, auch oft mehr Probleme haben (z.B. mit Einsamkeit oder Krankheiten, unsichere Lebensumstände) als die anderen, die entspannt und fröhlich wirken. In der Studie haben sie wohl nur Menschen genommen, die keine anderen Probleme (außer dem Alter) haben, um auszuschließen, dass andere Probleme der Grund für Unglücklichsein sind, aber das ist dann natürlich völlig unrealistisch und liefert ein verfälschtes Ergebnis.

    Der Hauptgrund ist, dass ich mehr zu mir selbst gefunden habe und diese depressive Grundstimmung abgelegt habe.

    Das ist schön, und ich wünsche dir, dass es so bleibt. Bei mir hat die Zufriedenheit im Lauf der Zeit eher abgenommen, aber das hatte verschiedene Gründe, die in den Lebensumständen liegen. Es hätte auch besser laufen können, dann wäre ich vielleicht auch heute zuversichtlicher.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • In der Studie haben sie wohl nur Menschen genommen, die keine anderen Probleme (außer dem Alter) haben, um auszuschließen, dass andere Probleme der Grund für Unglücklichsein sind, aber das ist dann natürlich völlig unrealistisch und liefert ein verfälschtes Ergebnis.

    Natürlich nicht, sonst ist eine Studie ja nicht gültig. Es gibt, wie gesagt, auch einen kleineren Teil, bei dem das nicht so ist, aber die Mehrheit ist nicht unzufriedener als früher oder sogar zufriedener.

    (Wobei der Großteil zB in einer Beziehung ist. Wenn man die schlechten Beziehungen abzieht, bleibt natürlich noch ein gewisser Teil zurück, der zB gar keine Einsamkeit kennt. Viele Menschen sind schon privilegiert, ohne es zu wissen, weil es für sie so normal ist .... .)

    In einem Buch habe ich gelesen, dass sich in jeder Generation ca 20 % der Menschen abgehängt fühlen. Trotzdem sind die auch nicht unbedingt unglücklicher als früher. Sie könnten auch genauso unglücklich sein.

    Das ist schön, und ich wünsche dir, dass es so bleibt. Bei mir hat die Zufriedenheit im Lauf der Zeit eher abgenommen, aber das hatte verschiedene Gründe, die in den Lebensumständen liegen. Es hätte auch besser laufen können, dann wäre ich vielleicht auch heute zuversichtlicher.

    Wenn bei mir die Zufriedenheit noch weiter abgenommen hätte, wäre ich nicht mehr hier. Wenn man ganz unten ist, kann es eigentlich nur bergauf gehen oder man ist halt tot. Ich konnte eigentlich nur zufriedener werden im Vergleich zu früher, was nicht bedeutet, dass es mir super geht. Ich denke einfach, ich hatte zwischen Mitte 20 und Ende 30 extrem ausgeprägte Probleme, während andere in dieser Zeit tolle Erfahrungen machen und weiterkommen.

    Meine Lebensumstände sind übrigens auch nicht so toll und ich habe jetzt schon diverse gesundheitliche Probleme. Aber ich versuche eben, zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann. Ich denke sogar manchmal, dass es, wenn ich mindestens ü50 bin, mehr Menschen gibt, die einsam sind als jetzt mit 42, wo viele noch mit Haus und Kind beschäftigt sind. Bei den Spieleabenden, die die Bib hier im Ort (als Treffpunkt) anbietet, sind die Menschen tendenziell auch älter als ich.

    Einmal editiert, zuletzt von Fidoline (24. Februar 2024 um 11:01)

  • Musst du ja nicht. Studien belegen es jedoch. Übrigens auch die von dir verlinkte, aber dazu schreibe ich unten noch etwas. ;)

    Ich schließe nicht aus, dass ich da etwas überlesen habe. Aber wo belegt die verlinkte Studie denn die These?

    Ich persönlich kann es mir gut vorstellen und erlebe es ja bei mir (und auch bei manch anderem). Man wird gelassener, man weiß mehr, man schätzt einfache Dinge mehr.

    Ich habe Zweifel, ob sich das so verallgemeinern lässt. Sicher werden manche Dinge mit zunehmender Reife weniger relevant. Ob sich das aber wirklich auch von "großen Lebensthemen" sagen lässt, die man loslassen muss, und das dann allgemein für die Mehrheit, da bin ich mir nicht sicher. Mir kommt das sehr normativ vor, auch sehr nach sozialer Erwünschtheit.

    Das erscheint mir unlogisch. Wenn du in jungen Jahren einen schweren Schicksalschlag erleidest, warum solltest du dann in jungen Jahren glücklicher sein als später?

    Das war ein Missverständnis. Ich meinte, wenn überhaupt, kann ich mir diesen idealtypischen Verlauf eben am ehesten bei Menschen vorstellen, die nicht schon früh einen Schicksalsschlag erlebt haben.

    Jede 4. Frau erlebt Gewalt in einer Beziehung, 7 % aller Fauen erleben massive Gewalt (zB Würgen) - in Deutschland. Wenn du das eine Minderheit nennst!

    Das ist definitiv zu viel, aber immer noch eine Minderheit. Es ist eine signifikante Gruppe, aber kein typischer Verlauf.

    Recherchiere das mal. Das sind mehr als man so gemeinhin denkt, aber ich weiß die Zahl nicht mehr. Hinzu kommen die ganzen dysfunktionalen Familienbeziehungen.

    Sicher, aber trotzdem nicht die Mehrheit. Die Mehrheit hat keine "perfekten", aber auch keine total dysfunktionalen, problematischen Familienbeziehungen. Insofern ist es im Vergleich mit den meisten Menschen ein riesiger Nachteil, eine Art soziale Behinderung, keine Familie zu haben. Obwohl es definitiv auch viele Familien gibt, die schlechter sind als gar keine.

    Hier wird ja bestätigt, dass ältere Menschen entweder glücklicher werden oder zumindest nicht unglücklicher - in Ländern, die mit Deutschland vergleichbar sind.

    Falls Du die Ergebnisse aus den Niederlanden und Finnland meinst, die sind unterschiedlich und bestätigen beide auch nicht die Theorie von der U-Kurve.

    Hier ist man halt privilegiert, da man bei gesundheitlichen Problemen behandelt wird und es Grundsicherung gibt.

    Natürlich sind Menschen bei existenzieller Armut und Hunger unglücklich. Sofern die Grundbedürfnisse gestillt sind, halte ich Menschen in westlichen Ländern aber nicht unbedingt per se für glücklicher. Gerade im Alter nicht. Schon allein, weil in vielen Ländern die Menschen wesentlich mehr Verwandte und ein besseres privates soziales Netzwerk haben dürften. Und klar, das deutsche Gesundheitssystem ist besser als das in vielen, wenn nicht den meisten anderen Ländern. So grundsätzlich kann man aber auch in Deutschland nicht sagen, dass man bei gesundheitlichen Problemen behandelt wird. Gerade im Alter. In der Theorie natürlich schon. In der Praxis wird oft nur oberflächlich untersucht und Probleme mit "das ist das Alter" abgetan.

    Hier führt der Autor für mich sehr nachvollziehbar aus, was bei der Theorie von der U-Kurve problematisch ist:

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ich schließe nicht aus, dass ich da etwas überlesen habe. Aber wo belegt die verlinkte Studie denn die These?

    Nicht direkt die U-Kurve- das schrieb ich doch. Aber, dass man im Alter in westlichen Ländern nicht unglücklicher ist.

    keine Familie zu haben.

    Falls du Kinder damit meinst, ich empfinde das als Glück und da 20 % bereuen, Kinder bekommen zu haben, sind wohl auch nicht alle Eltern happy.

    Falls Du die Ergebnisse aus den Niederlanden und Finnland meinst, die sind unterschiedlich und bestätigen beide auch nicht die Theorie von der U-Kurve.

    s.o.

    Schon allein, weil in vielen Ländern die Menschen wesentlich mehr Verwandte und ein besseres privates soziales Netzwerk haben dürften.

    Tatsächlich ist auch Einsamkeit signifikant verbreiteteter unter jungen Menschen als unter mittelalten und älteren. (Kein Wunder, denn die meisten leben quasi in sozialen Medien, dass das einem nicht gut tun kann, ist für ältere und reifere Menschen evident).

    Aber: Wer suchet, der findet. Wer unbedingt unglücklich und unzufrieden sein möchte, findet seine Gründe und seinen Weg. Ich persönlich habe es nicht vor, weshalb ich mich jetzt aus dieser Diskussion zurückziehe.

  • Tatsächlich ist auch Einsamkeit signifikant verbreiteteter unter jungen Menschen als unter mittelalten und älteren.

    Das kann nicht stimmen. Es gibt ja sogar in den meisten Städten extra Besuchsdienste für Ältere, die niemanden haben. Für jüngere gibt es das nicht, aus gutem Grund, weil die das in der Regel nicht brauchen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Hey ich bin einer der ersten, der sich dem Joch der körperlichen Arbeit und dem Militärdienst entziehen könnte/konnte. Und was mach ich besonders gern? Heimwerkeln unter regelmäßiger Vernachlässigung von Arbeitsschutzmaßnahmen und generell bevorzuge ich Drecksarbeit, um die sich andere nur notgedrungen kümmern. Hauptsache Ressourcen schonen - Menschen wachsen schon von alleine nach :m(:

    Wir könnten wohl eine SHG bilden und Nähübungen machen. So von Mc Gyver zu Mc Gyver. ;)
    Seit unser Krankenhaus geschlossen hat, gibt es hier keine Notaufnahme mehr- das war früher ganz praktisch.

    hier und jetzt hilft mir der gesunde Lebensstil mich besser zu fühlen, soll heißen ohne Bewegung und einigermaßen gesunde Ernährung hätte ich Schmerzen und andere physische und psychische Beschwerden. Ich finde, es lohnt sich schon dagegen etwas zu tun.

    Mir wird so langsam auch bewusst, dass ich besser auf mich achten sollte. Vor allem auf die Ernährung. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal Obst gegessen habe. Vermutlich war das letztes Jahr im Dezember, als ich mir Beeren aufgetaut habe.
    Mein Problem ist, dass Obst nicht vorhersehbar schmeckt und es mich Überwindung kostet das in den Tagesablauf ein zu bauen.

    Mehrere Jahre werktags nur Leberkässemmeln zu essen war dagegen ein beruhigender ein Genuss, bis ich die ersten Probleme mit Gicht-Gelenken bekam. Die kommen gelegentlich wieder, zu den anderen "Baustellen" dazu - da möchte ich nicht an die nächsten 40 Jahre denken.

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