Autismus-Kein lebenslanges Schicksal

  • Hallo alle zusammen,

    Kurzes Update

    Spoiler anzeigen

    Mein Sohn ist jetzt in der KPU in Behandlung, gestern hatte er den WISC Tests, seine Ärztin hat mir angeraten mich "erneut diagnostizieren" zu lassen, da es damals keine Einstufungen gab

    Mein Vater hat sich nun endlich mal die Mühe gemacht sich mit dem Thema Autismus zu beschäftigen und hat natürlich sofort den passenden Artikel gefunden :sarcasm: https://www.deutschlandfunk.de/autismus-kein-…icksal-100.html

    Was haltet ihr davon?

    Ich bin ziemlich frustriert, da es von meinem Vater immer heißt, wir hätten ja nur keinen Bock, wir wären eben faul, ich würde meinem Sohn alle Möglichkeiten vorenthalten, ich bin schuld wenn aus ihm nichts wird usw. Dabei zwinge ich ihn einfach nicht dinge zutun, die er nicht tun möchte.

    Nun haben meine Eltern meine Diagnose damals ignoriert, mich zu allen möglichen sozialen Interaktionen gezwungen, (im Nachhinein betrachtet) stimming bestraft, Bedürfnisse usw ignoriert. Und ich bin dennoch nicht aus dem Autismus "raus gewachsen".

    Jedes Mal, wenn wir bei meinem Vater waren, hat mein Sohn einen meltdown, (und ich bin auch nervlich am Ende) aber von ihm heißt es nur, wir haben keinen Bock, oder eher, ich hätte keinen Bock und würde meinen Sohn damit anstecke. Wir sollten uns mehr Mühe geben, ich soll strenger sein, man kann ja nicht alles auf eine Diagnose schieben. (Bei letzterem stimme ich ihm teilweise zu)

    Wenn ich meinen Vater dann aber darauf anspreche, dass sie meine Diagnose damals ignoriert haben, heißt es immer nur, dass lag ja nicht an meiner Diagnose, das lag alles nur daran, dass ich einfach nur keinen Bock hatte :question:
    Dass mein Sohn aber teilweise 8 stunden am Tag Hausunterricht hat und Materialien aus zwei Schulzweigen problemlos bearbeiten kann, in der Schule aber nach 10 Minuten "keinen Bock mehr" hat, kann man wohl kaum behaupten, dass das an "keinen Bock haben" liegt...

    Auch meine Mutter versteht es nicht, sie sagt zwar, umso mehr sie über Autismus liest, umso mehr geht ihr ein Licht auf. Dann sagt sie aber, mein sohn hätte eine schwere Depression, weil ihm nichts mehr Freude bereitet, was nicht stimmt. Ihm machen sehr viele Dinge Freude, nur eben nicht das, was sie als Spaß versteht. Er könnte zb stundenlang Taboo, wer bin ich, oder einfache Wortrate Spiele spiele, das wiederum macht aber meiner Mutter keinen Spaß, daher können die beide mittlerweile recht wenig miteinander anfangen.


    Ich habe das Thema absichtlich nicht in die "Kinder" Rubrik gepackt, da ich denke, dass diese "Ignoranz gegenüber den Tatsachen" auch viele Erwachsene betrifft und es mich interessiert, wie ihr für euch damit umgeht.

    Wie habt ihr das euren Familie verständlich gemacht?
    Oder wie geht ihr damit um, wenn Freunde/Familie es nicht begreifen können oder wollen? Wie erklärt ihr "normalen Menschen" den Unterschied?

    Wie erkläre ich meinem Vater, dass seine Gegenwart so erschöpfend ist, dass ich danach kaum noch kraft zum Schuhe ausziehen habe/ oder mein Sohn in Tränen ausbricht und auf dem Boden einschläft, wenn ich nicht mal erklären kann warum?

  • Hallo!

    Ein sehr bedenklicher Artikel, mit bedenklich kleiner Stichprobe, ebenso bedenklichem „Forschungsdesign“ (absichtlich mit Anführungszeichen) und eigenartiger Argumentation.

    Zu eurem Fall:
    Ich kenne Verwandtschaft, die Autismus stets „unter den Teppich kehrt“. Meine Mutter ist ein Paradebeispiel.

    Ich hab auch schon so oft gehört:“ Stell dich nicht so an… übertreib nicht so… du bist so empfindlich… das bildest du dir nur ein…das haben andere auch…“ bla bla.
    Ich ruhe mich absolut nicht auf der Diagnose aus und arbeite sehr hart und viel an mir, damit ich ein gutes Leben habe.
    Neben der tatsächlichen Finanzen, kostet das auch psychisch sehr viel!

    Zum Thema Spaß: Jeder definiert ihn anders. Meine Dinge, die mir Freude machen, verstehen die wenigsten.
    Aber mir gehts gut damit und ich lerne auch immer wieder was Neues dazu. Autismus heißt eben nicht „kein Bock“ oder „will nichts dazulernen“.
    Es gibt aber Leute, die wollen es nicht verstehen. Vielleicht aus ihrer eigenen Problematik heraus.
    Das offensichtlich Andere beim Autismus macht ihnen Angst und außerdem können sie nicht so (frei) agieren.


    Lg Veronika.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Was ist falsch an sonderbar?"

    "Das Ende der Störung ist derzeit nicht absehbar."

  • Der Artikel offenbart schon im ersten Satz, dass er totaler Müll ist, insofern spare ich mir jegliche weitere Beschäftigung damit.
    Menschen, die nicht akzeptieren wollen, dass mein Gehirn nunmal anders funktioniert, verbanne ich soweit wie möglich aus meinem Leben. Diskussionen mit und Erklärungen gegenüber solchen Menschen bringen meiner Erfahrung nach schlichtweg gar nichts, denn die wollen/können nicht anerkennen, dass es Menschen gibt, die anders sind.

  • Was haltet ihr davon?

    Bei ADHS dachte man auch mal, dass sich das "verwächst", was nicht der Fall ist. Bei frühzeitiger therapeutischer Unterstützung kann sehr viel erreicht werden. Es hängt auch davon ab, wie stark die jeweilige Person betroffen ist.


    man kann ja nicht alles auf eine Diagnose schieben. (Bei letzterem stimme ich ihm teilweise zu)

    Dem Stimme ich zu. Die Diagnose ist keine Entschuldigung o. Rechtfertigung für alles. Dabei sollten allerdings die situativen Umstände beachtet werden.
    Beispielsweise ist ein verbal aggressives Verhalten während eines Meltdowns anders zu bewerten als in "normalen" Situationen, weil es meist die letzte Möglichkeit ist schlimmeres zu verhindern.
    Es ist in diesem Fall eine Erklärung und bedarf einer Änderung.


    Dass mein Sohn aber teilweise 8 stunden am Tag Hausunterricht hat und Materialien aus zwei Schulzweigen problemlos bearbeiten kann, in der Schule aber nach 10 Minuten "keinen Bock mehr" hat, kann man wohl kaum behaupten, dass das an "keinen Bock haben" liegt...

    Das unterschreibe ich dir sofort.


    Auch meine Mutter versteht es nicht, sie sagt zwar, umso mehr sie über Autismus liest, umso mehr geht ihr ein Licht auf.

    Das ist doch schon mal ein Anfang und geht in die richtige Richtung.


    Wie erkläre ich meinem Vater, dass seine Gegenwart so erschöpfend ist, dass ich danach kaum noch kraft zum Schuhe ausziehen habe/ oder mein Sohn in Tränen ausbricht und auf dem Boden einschläft, wenn ich nicht mal erklären kann warum?

    In der Autismustherapie ist mir folgendes gesagt worden und das stimmt so weit auch:

    Die Erklärung ist nicht das eigentliche Problem, sondern das das Gegenüber es sich nicht vorstellen kann und es nicht sichtbar ist. Bei einem gehbehinderten Menschen sieht man die Einschränkung ja mit unter deutlich und es fällt somit leichter es sich vorstellen zu können.

    Folgendes Video erklärt das wichtigste sehr sehr gut:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Sieh es dir erst mal alleine an und danach mit deinen Eltern zusammen.

    PS:

    Bei dem Bild der Supermarktregale inkl. Geräuschen musste ich mir die Ohren zu halten. Bei dem Knirps in der Shoppingmal wurde mir klar, warum ich Einkaufen als Kind gehasst habe und heute solche Gebäude nur zum Schuhe kaufen betrete.

    Damit eine mögliche Nummer in einer Umkleidekabine doch machbar ist, sollte das Geschäft besser nicht in einer Shoppingmal sein. :shake: :)

  • Es ist möglich, dass jemand durch ein Minimum an festgestellten Kriterien die Diagnose ASS erhält und anschließend durch minimale Veränderung diese Diagnose nicht erneut bekommen würde. Somit ist die Diagnose nicht immer lebenslänglich. Die Frage ist eher wie häufig das passiert.
    Für mich ist diese Frage aber eher nebensächlich. Wenn Autisten Unterstützung benötigen, dann sollten sie konkrete Hilfe für konkrete Probleme bekommen.

    Sowohl meine Eltern, als auch meine Geschwister und ich sind eher introvertiert und selbstbezogen. Als ich ein Kind beziehungsweise Jugendlicher war, gab es kaum Austausch, selbst über grundlegende Themen. Ich würde es rückblickend als psychische Vernachlässigung bezeichnen. Heute habe ich zu niemandem aus meiner Familie Kontakt, was ich auch gut finde.

  • Irgendwie wird in dem Artickel total viel durcheinandergworfen. Nur weil die Symptome abklingen oder zumindest nach außen hin nicht mehr sichtbar sind, heißt das nicht, das etwas weg ist. Als trockener Alkoholiker ist man immernoch ein Alkoholiker, auch wenn man 40 Jahre nichts mehr getrunken hat. Und die Kriterien sind halt vor allem äußere, also was man von außen sieht, aber nicht was in den Personen vor geht und wie viel Aufwand das bedeutet. Wenn die das dann 20 Jahre durchhalten und dann zusammenbrechen bringt einem das ja auch nichts. Und andere richtig zu interpretieren heißt nicht das man die störung überwunden hat und das einfach merkt, sondern das man es quasi auswendig gelernt hat.

    Wobei ich trotzdem der Meinung bin, dass man an Symptomen arbeiten kann. In dem Artikel klingt es ja so, als wäre ein Autist immer gleich und könnte nie erfolgreich an sich arbeiten.

  • Der Artikel ist von 2013, wird nächstes Jahr also 10 Jahre alt. Von der Studie, die dort beschrieben ist, hab ich bisher noch nichts gelesen. Sie scheint wohl nicht erfolgversprechend gewesen zu sein, sonst hätten sich die Ergebnisse inzwischen sicherlich durchgesetzt.

  • Schlimm fand ich auch, dass dort im weitesten Sinne Stimming als unerwünscht gesehen wurde und positiv bewertet wurde, wenn die Menschen das nicht mehr zeigen würden. Das Wort „schlecht“ fiel auch im Zusammenhang mit autistischen Verhaltensweisen.
    Das Jahr 2013 und der bedenkliche Titel entschuldigen trotzdem nicht das Unwissen, das da verbreitet wurde.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Was ist falsch an sonderbar?"

    "Das Ende der Störung ist derzeit nicht absehbar."

  • Ich denke schon, dass Autisten mit viel Unterstützung eine sehr viel bessere Entwicklung nehmen können als Autisten, die einfach nur ignoriert, isoliert oder sich selbst überlassen werden. Der Artikel ist leider extrem ungenau, wie genau die Unterstützung ausgesehen hat. Ich lese da allenfalls raus, dass die Entwicklung der Autisten, die anfangs ähnliche Probleme hatten, zum Schluss deutlich verschieden ablaufen kann und dass man wohl das Umfeld und die Unterstützung dafür verantwortlich macht.

    Nun haben meine Eltern meine Diagnose damals ignoriert, mich zu allen möglichen sozialen Interaktionen gezwungen, (im Nachhinein betrachtet) stimming bestraft, Bedürfnisse usw ignoriert. Und ich bin dennoch nicht aus dem Autismus "raus gewachsen".

    Naja, Ignorieren, Zwang und von selbst Herauswachsen ist genau das, was der Artikel eben nicht thematisiert und vermutlich auch gar nicht meint.
    Es ist schon ein himmelweiter Unterschied, ob man Kinder mit fragwürdigen Methoden wie Zwang und ABA umzupolen versucht, ob man sie einfach ignoriert - oder ob man sich eben täglich viele Stunden lang mit ihnen beschäftigt und behutsam schrittweise die Fähigkeiten trainiert. Immer nur so weit, dass es zu keiner negativer Reaktion kommt (bezogen auf solziale Interaktion - normale Erziehung für alle möglichen Dinge des Alltags mal außen vorgelassen)

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • da es von meinem Vater immer heißt, wir hätten ja nur keinen Bock, wir wären eben faul,


    Wie habt ihr das euren Familie verständlich gemacht?


    Hallo,

    das scheint irgendwie genereationsbedingt zu sein, ich bin derselbe Jahrgang wie du und habe mir von meinen Eltern dieselben Dinge anhören müssen.

    Mittlerweile vermute ich, das meine Eltern das vielleicht nicht verstehen können weil sie selbst nicht so erzogen wurden. In der Generation meiner Großeltern hatte man solches Verständnis eher nicht. Da hatte man nicht empfindlich zu sein, und da gab es keine Gründe warum man irgendwas nicht konnte oder Probleme hatte. Autismus oder ähnliches war da schon gar kein Thema, das kam meine ich erst später.

    Deswegen denke ich, das wenn meine Eltern so erzogen wurden das es außer kein Bock oder Faul kein Grund gibt, ist es vermutlich schwer das selbst anders zu machen wenn man es nicht anders kennt.

    Ich will das damit nicht rechtfertigen, es sind ja trotzdem denkende Menschen die reflektieren, ihre bisherigen Ansichten überdenken und umdenken könnten. Wie man selbst erzogen wurde muss nicht heißen, das man das nicht ändern kann. Aber ich denke trotzdem, das es für manche schwer ist da umzudenken und mit, keine Ahnung, um die 60 Jahre noch seine "alt eingesessenen" (Redewendung) Denkweisen und Weltsichten "über den Haufen zu werfen" (Redewendung).

    Vielleicht ist es auch schwer für sie, durch deine Diagnose indirekt zugeben zu müssen damals was "falsch" gemacht zu haben.

    Wenn ich meinen Vater dann aber darauf anspreche,


    Ich persönlich würde das lassen, weil ich denke dass das außer Frust bei dir sonst nichts bringt. Vielleicht kannst du ein Bisschen Verständnis aufbringen, aber mehr würde ich da nicht mehr machen.

    LG IceQueen.

  • @Dollloris89: ich nehme mir die Freiheit, nicht zu dem bewußten Artikel Stellung zu nehmen, sondern zu Deinem Beitrag. Ich habe ihn mir nach dem Durchlesen des Artikels auch nochmal durchgelesen und bei

    Ich bin ziemlich frustriert, da es von meinem Vater immer heißt, wir hätten ja nur keinen Bock, wir wären eben faul, ich würde meinem Sohn alle Möglichkeiten vorenthalten, ich bin schuld wenn aus ihm nichts wird usw. Dabei zwinge ich ihn einfach nicht dinge zutun, die er nicht tun möchte.

    Nun haben meine Eltern meine Diagnose damals ignoriert, mich zu allen möglichen sozialen Interaktionen gezwungen, (im Nachhinein betrachtet) stimming bestraft, Bedürfnisse usw ignoriert. Und ich bin dennoch nicht aus dem Autismus "raus gewachsen".

    dachte ich mir: auf Basis dieses Artikels würde sich Dein Vater in Bezug auf Dich kein gutes Zeugnis ausstellen, wenn Du noch nicht aus dem Autismus "rausgewachsen" bist. Ich könnte mir vorstellen, daß Deine Eltern Deine Diagnose nicht einfach ignoriert, sondern verdrängt/verleugnet haben im Sinne "es kann nicht sein, weil es nicht sein darf".

    Und folgend bei der Passage:

    Wie erkläre ich meinem Vater, dass seine Gegenwart so erschöpfend ist, dass ich danach kaum noch kraft zum Schuhe ausziehen habe/ oder mein Sohn in Tränen ausbricht und auf dem Boden einschläft, wenn ich nicht mal erklären kann warum?

    Meine persönliche Vermutung, die zugegebenermaßen von eigenem familiären Erleben geprägt ist, weicht etwas von @Tux ab, auch wenn wir ein ähnliches Ergebnis bekommen: ich sehe keine großen Erfolgsaussichten, Deinem Vater die Lage zu erklären. Nach Deiner Schilderung kann ich mir vorstellen, daß er sie nicht einfach "nicht versteht", sondern sie ganz einfach nicht akzeptieren wird. Darauf deuten mir speziell Sätze wie "wir hätten ja nur keinen Bock, wir wären eben faul", "ich bin schuld wenn aus ihm nichts wird usw": ich lese daraus, daß Dein Vater ganz konkrete Ansprüche an Euch hat, zum Beispiel familiären Kontakt oder "etwas aus Euch zu machen" (meist als RW für wirtschaftlich-/gesellschaftlichen Aufstieg). Im Extremfall kann das bis zu der Einstellung gehen: "das seid Ihr mir schuldig (dafür, daß ich Euch aufgezogen habe)". Falls meine Vermutung und mein geistiges Bild stimmen, wird er diese Ansprüche wohl nicht freiwillig aufgeben.

  • Nun haben meine Eltern meine Diagnose damals ignoriert, mich zu allen möglichen sozialen Interaktionen gezwungen, (im Nachhinein betrachtet) stimming bestraft, Bedürfnisse usw ignoriert. Und ich bin dennoch nicht aus dem Autismus "raus gewachsen".

    Ich bin irritiert... Du hast doch gar keine Diagnose?

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • dass diese "Ignoranz gegenüber den Tatsachen" auch viele Erwachsene betrifft und es mich interessiert, wie ihr für euch damit umgeht

    Ich für mich gehe damit so um, dass ich meinem Autismus nicht gestatte, die Kontrolle über mein Leben zu haben.
    Wenn mein Autismus schreit: "Das kannst Du nicht", dann schreie ich doppelt so laut zurück: "Doch!".
    Das ist anstrengend, aber es lohnt sich. Ich leben mein Leben so, wie ich es will und nicht das Leben, was mir mein Autismus aufdrängen will.

  • @Dollloris89, in dieser Studie wurde anscheinend herausgefunden, dass Autisten, wenn sie keine andere Wahl haben, lernen sich zu verstellen, um "normal" zu wirken. Der Fachbegriff ist "masking".

    "Maskieren" ist aber eine kognitive Leistung und kann für manche Autisten sehr anstrengend sein. Dann fallen sie weniger auf, sind aber trotzdem noch Autisten. Z.B. kann man lernen, auf gewisse Gesichtsmerkmale zu achten um dann den Gesichtsausdruck besser deuten zu können. Hierzu gibt es auch Verhaltenstherapien. Aber dennoch werden diese Autisten Gesichtsausdrücke nie von selbst erkennen, sondern sie müssen sich bewusst darauf fokussieren. Im besten Fall fokussieren sie sich aus Gewohnheit automatisch, aber es wird immer eine Kognitive Leistung bleiben und eine gewisse Anstrengung verlangen.

    Ich bin nicht als Autist aufgewachsen, da es damals keiner (er-)kannte. Heute würde das keiner von mir vermuten, der mich nicht sehr gut kennt. Die Diagnose wurde erst erstellt, als ich wegen Überlastung ins Burnout viel. Über die Jahre wurde mir alles zu viel, ohne dass ich es selbst mitbekommen habe. Wie ich heute vermute, nicht zuletzt wegen des AS.

    Diejenigen, die diese Studie durchführten, haben sich anscheinend vom "Masking" täuschen lassen. Das ist nicht wirklich professionell und eher peinlich.

    Es gibt Menschen, die schwimmen immer mit dem Strom. Andere schwimmen oft gegen den Strom. Und ich finde den verdammten Fluss nicht!

  • Wie habt ihr das euren Familie verständlich gemacht?
    Oder wie geht ihr damit um, wenn Freunde/Familie es nicht begreifen können oder wollen? Wie erklärt ihr "normalen Menschen" den Unterschied?

    Wie erkläre ich meinem Vater, dass seine Gegenwart so erschöpfend ist, dass ich danach kaum noch kraft zum Schuhe ausziehen habe/ oder mein Sohn in Tränen ausbricht und auf dem Boden einschläft, wenn ich nicht mal erklären kann warum?

    Sage doch deinem Vater, dass die Kinder aus dem Artikel, die Förderung durch ihre Familie bekommen haben, als sie noch kleiner waren, also bereits ab 2 bis 6 Jahre. Dein Sohn ist aber bereits über dieses Alter hinaus. Natürlich kann dein Son noch viel lernen, aber das Zeitfenster in dem aus einem Autisten ein Nicht-Autist werden kann, ist für ihn (wahrscheinlich) schon vorbei. Er kann vielleicht seine Fähigkeiten im sozialen Bereich verbessern aber Heilung wenn er jetzt bereits 10 Jahre (?) ist, das glaube ich nicht.

    Außerdem könntest du deinen Vater darauf hinweisen, dass in dem Artikel steht:

    "An ihrer aktuellen Testgruppe hat Deborah Fein auch Daten über deren Krankheiten und Hirnentwicklung erhoben. Sie werden gerade ausgewertet und könnten künftig noch weitere Hinweise liefern, wann Autismus kein lebenslanges Schicksal bleiben muss."
    --> Das bedeutet: Nicht jeder individuelle Autist hat die Chance auf Heilung. In dem Artikel steht, sie schätzen dass das 10-20% sind, aber nicht alle.
    Außerdem ist die Forschung noch nicht abgeschlossen, es wäre also etwas verfrüht jetzt schon knallharte Maßnahmen zu treffen...

    2 Mal editiert, zuletzt von Neoni (23. April 2022 um 00:36)

  • Erstmal Danke an die vielen Antworten.


    Zitat von Tux

    Dem Stimme ich zu. Die Diagnose ist keine Entschuldigung o. Rechtfertigung für alles.

    Das unterschreibe ich auch so. Aber es erklärt eben viel, vor allem Missverständnisse. Zum Beispiel hat mein Sohn an Ostern zu unserer Nachbarin gesagt, dass sie lacht wie ein Papagei... Sie fand das nicht so lustig und er verstand nicht was das Problem war, denn er findet Papageien lustig uns süß... :m(:

    Danke für das Video, das werde ich mir anschauen.


    @Veronika @Garfield ich habe eben noch mal ein bisschen recherchiert, Deborah Fein arbeitet mit ABA. Hätte ich vielleicht vorher machen sollen, dann hätte ich mir die Frage zu dem Artikel sparen können. Die Kinder werden nicht "geheilt" oder wachsen da raus, sie werden umerzogen :?

  • Zitat von Ice Queen

    Dollloris89 schrieb:
    Wenn ich meinen Vater dann aber darauf anspreche


    Ich persönlich würde das lassen, weil ich denke dass das außer Frust bei dir sonst nichts bringt. Vielleicht kannst du ein Bisschen Verständnis aufbringen, aber mehr würde ich da nicht mehr machen.


    Wenn er mich mit dieser Thematik in Ruhe lassen würde, dann würde ich auch gar nicht darüber reden. Aber er macht mir eben immer Vorwürfe, wie verkorkst ich bin, das ich mein Kind verkorkse, aber dass meine Eltern, also er, mich verkorkst haben, ignoriert er dabei gerne. Und das ich mein Kind nicht verkorkse, sondern entsprechend erziehe/ aufziehe, versteht er nicht. Dann jammert er immer rum, er versteht uns nicht, wenn ich aber versuche es ihm zu erklären, heißt es stimmt nicht, ihr habt nur keinen bock usw.

    Dieser Mensch ergibt keinen Sinn. Er hat mir heute vorgeworfen, dass ich ja gar nicht weiß was bei ihm privat los ist, aber immer wenn ich ihn frage sagt er nur alles gut. Wenn ich dann noch mal frage, sagt er Stress auf der Arbeit... So, dann habe ich ihm das gesagt und gefragt, warum er mir dann nicht einfach sagt was bei ihm los ist, wenn er so viel Wert darauf legt, dass ich es weiß.... Dann sagt er, er sagt nichts, denn er will mich damit nicht belasten :question: häh? Warum wirft er mir das dann vor?

    In welchen Universum ergibt das Sinn?

    2 Mal editiert, zuletzt von Dollloris89 (23. April 2022 um 01:35)

  • Zitat von Ginome

    Ich bin irritiert... Du hast doch gar keine Diagnose?

    Ich habe mich als Angehörige angemeldet, da ich mich ursprünglich nur wegen meinem Sohn angemeldet hatte, der zu diesem Zeitpunkt nur den Verdacht auf ass/Asperger hatte.

    Ich wurde mit 8 Jahren mit Asperger dijagnostiziert, hab letztes Jahr aber erst davon erfahren und der aktuelle Status meines Sohnes steht ja im Spoiler.

    Seine Ärztin meinte ich soll mich erneut, also noch mal diagnostizieren/ evaluieren lassen, wegen einer Einstufung :question: das wurde wohl damals nicht gemacht. Aber was mir das genau bringen soll weiß ich nicht, juckt mich auch nicht wirklich.

    * und mit 18 bin ich dann selbst zu einem Arzt gegangen, der hat ADHS diagnostiziert. Der wusste, so wie ich, aber nichts von der Autismus Diagnose, daher ist es fraglich, ob die richtig ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Dollloris89 (23. April 2022 um 01:39)

  • @Dollloris89

    Ich sehe das wie @Aldana . So etwas kann nicht jeder. Sag auch nicht, das das einfach ist. Aber für den eigenen Frieden.
    Ich habe es gemacht. Die psychologischen Mechanismen aufeinander zu reagieren waren so eingefleischt. Mir war als Erwachsene Person, die im
    Berufsleben ihre Wege gefunden hatte mit Situationen umzugehen tagelang schlecht, wenn ich wusste ein Besuch steht zu Hause an. Ich habe fast zwei Jahre lang meinen Vater ( ihm ging es gesundheitlich nicht so gut und er lies mir ohne zu bewerten meine ' Eigenarten ' ) hauptsächlich nur noch besucht, wenn meine Mutter nicht da war. Als er starb bin ich in eine andere Stadt gezogen , da das auch beruflich ging. Den Beruf habe ich dann als Erklärung für meine Mutter vorgeschoben. Dieses " Drumherumwinden " ihr zu begegnen hat mir unglaublich viel Kraft gekostet. Ihr ins Gesicht zu sagen : ich will Dich nie mehr sehen", habe ich nicht geschafft, weil ich ihr nicht weh tun wollte. Obwohl ich mir gar nicht sicher war, ob es ihr weh getan hätte. Aber so hatte ich die Besuche auf Geburtstage und Feiertage reduziert. Sie lebt nun auch nicht mehr.
    Meiner Schwester konnte ich es sagen, das ich den Kontakt nicht mehr will. War ihr ganz recht.
    Das kann nicht jeder. Aber vielleicht kannst Du ja für Dich reduzieren und aufhören zu erwarten, das sie sich an der ' richtigen' Stelle über Autismus und seine Einschränkungen informieren.

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