Komorbidität ASS + ADHS

  • Da ich ja kürzlich mit ASS (Asperger) diagnostiziert wurde, steht aktuell laut Psychotherapeut noch ADHS im Raum.

    Begründung u.a. Schnell wechselnde Interessen, rasende Gedanken, unstrukturiert, impulsivität usw.

    Meine Frage an Leute hier welche ASS und ADHS haben:

    Wie kann das behandlet werden? Also ADHS?
    Verhaltenstherapie? Nehmt ihr Medikamente gegen das ADHS und falls ja, wie hilft es euch?

    Ich habe einmal in meinem Leben Antidepressiva genommen, das Zeug hat meine Wahrnehmung (Licht, Lärm) so krass verstärkt, zu heftig. Bin da eigentlich kein Fan von. Einmal und nie wieder. Aber wie schaut es mit ADHS Medikamente aus?

    Würde mich mal über Erfahrungen freuen :)

  • Da ich ja kürzlich mit ASS (Asperger) diagnostiziert wurde, steht aktuell laut Psychotherapeut noch ADHS im Raum.

    War bei mir genau umgekehrt. Es hieß, ADHS ist deutlich aber nicht der Kern des Problems....

    Wie kann das behandlet werden? Also ADHS?

    Nee, da hilft nur beiken und andere verrückte Sachen machen. :d
    Da ist schon eine gewisse Ernsthaftigkeit dran. Wenn man sich mal auspauert ist man nicht mehr so ... unausgepauert.
    Ich hatte es mal mit Ritalin versucht aber davon hatte ich vllt. 5-10 Minuten eine gute Stimmung und das war's. Später hieß es dann, dass Ritalin sowoeso nur bei 60% der Leuten hilft. Mit was anderem habe ich mich dann nicht weiter rumgeschlagen auch war die Motivation des Züchaters damals sehr gering.

    Medikinet

    Da war auch mal was mit oder ist das Ritalin? Aber das hat auch nix gebracht. Es soll ja noch was anderes geben, dass nicht so lange wirkt und man sich mehrmals pro Tag davon was einwirft, ich weiß nur gerade nicht, wie das Zeug heißt.

    Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit. Erasmus von Rotterdam (1465/1469 - 1536)

  • Bei mir kam auch erst die Autismus Diagnose und zwei Jahre später die ADHS Diagnose. Ich bin in einem Autismus Zentrum in Therapie, für ADHS speziell nehme ich nur Medikamente. Mit Antidepressiva habe ich ebenfalls keine guten Erfahrungen gemacht, aber Ritalin ist meine absolute Rettung. Klingt vielleicht übertrieben, aber es hilft mir enorm im Alltag. Meine Motorik wird damit besser, soziale Interaktion fällt leichter, ich kann Dinge einfacher tun, bin weniger Reizempfindlich und emotional viel gefasster. Es wirkt sich dadurch indirekt auch positiv auf den Autismus aus und generell auf meine psychische Gesundheit.

    Es braucht allerdings Zeit, bis man die richtige Dosis und die passenden Präparate findet. Bei mir reichen Kleinstdosen von 10 mg Ritalin/5 mg Medikinet um gut durch den Tag zu kommen.

    Ich hatte am Anfang auch meine Bedenken wegen Stimulanzien, aber der Vorteil ist, dass sich da meistens kein Spiegel aufbauen muss, wie bei vielen Antidepressiva. Ritalin wirkt (in richtiger Dosis) direkt und ich kann jeden Tag neu entscheiden, ob ich es nehme oder nicht. Wenn ichs weg lasse hab ich keine Absetzerscheinungen oder ähnliches. Man hat also eigentlich nicht so viel zu verlieren, wenn man es einfach ausprobiert.

  • Da war auch mal was mit oder ist das Ritalin? Aber das hat auch nix gebracht. Es soll ja noch was anderes geben, dass nicht so lange wirkt und man sich mehrmals pro Tag davon was einwirft, ich weiß nur gerade nicht, wie das Zeug heißt.

    Bei solchen oder ähnlichen Aussagen in Bezug auf ADHS, gehe ich immer von Fehldiagnosen aus. Für mich war Medikinet eine Offenbarung. Habe es mal bei einem Termin weg gelassen. Der Unterschied war gravierend. Ausprobieren, weg lassen kann man immer.

  • Bei solchen oder ähnlichen Aussagen in Bezug auf ADHS, gehe ich immer von Fehldiagnosen aus.

    Dann gehst du davon aus, dass alle Medikamente bei jedem gleich wirken. Das ist aber lange nicht der Fall. Wie ich schon oben schrieb, Ritalin wirkt nur bei 60% der Leute. Was ist mit den restlichen 40%? Jetzt komm mir nicht mit Fehldiagnosen.

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  • Ritalin hat den gleichen Wirkstoff wie Medikinet. Beides sind Methylphenidat Präparate. Es wird lediglich unterschieden, ob sie retardiert oder unretardiert sind.

    Bei unretardiertem MPH tritt die Wirkung schneller ein, aber ist auch schneller wieder weg. Inkl. Rebound Effekt. Es sind also mehrere Einnahmen über den Tag nötig.

    Bei retardiertem MPH ist die Wirkdauer länger und eine einmalige Einnahme kann für den Tag ausreichen.

    Elvanse hat eine Wirkdauer von bis zu 24 Stunden, bei einmaliger Einnahme am Morgen.

    Dann gibt es noch Atomoxetin als Medikament dritter Wahl. Atomoxetin ist kein Stimulant. Es ist ein Spiegelmedikament.

    Bei mir zeigt MPH keinerlei Wirkung. Von Atomoxetin hatte ich nur Nebenwirkungen, aber keine positive Wirkung.

    Ich bekomme Elvanse Adult 70mg. Davon nehme ich morgens eine Kapsel, habe 24 Stunden Wirkung und keinerlei Nebenwirkungen.

    Bei Erwachsenen ist Elvanse das Medikament erster Wahl, MPH zweite Wahl und Atomoxetin dritte Wahl.
    Bei Kindern ist MPH erste Wahl. Atomoxetin oder Elvanse ist glaub ich zweite oder dritte Wahl.

  • Ritalin hat den gleichen Wirkstoff wie Medikinet. Beides sind Methylphenidat Präparate. Es wird lediglich unterschieden, ob sie retardiert oder unretardiert sind.

    Ja, genau, das war der Unterschied. Jedenfalls hatte oder durfte ich nur diesen Wirkstoff mal probieren.

    Bei Kindern ist MPH erste Wahl.

    Und bei Studenten, erst recht, wenn es um Prüfungen geht.

    Aber ich meinte ein Zeug, dass wirkt nur relativ kurz und ist saubillig. Man wirft sich pro Tag so 4 bis 5 mal eine kleine Pille ein. Dieses Zeug wurde hier in NL bis Anfang vorletztes Jahr (??) von den Apotheken selbst hergestellt (ist einfach) aber aufgrund von irgendwelchen Rechten dürfen die das soweit ich weiß nicht mehr. Gekostet hat das Zeug ein paar Euro pro Monat.

    Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit. Erasmus von Rotterdam (1465/1469 - 1536)

  • Mal eine Frage: Gibt es hier Leute, die in einer Spezialambulanz einer psychiatrischen Klinik auf AD(H)S UND ASS diagnostiziert wurden?

    Ich frage, weil mich interessiert wie die "Leuchttürme" (RW) damit umgehen, dass diese Diagnosen sich nach ICD-10 (angeblich?) ausschließen.

    Surprised by the joy of life.

  • Ich sehe das nicht so, das mit der Medallie und den beiden Seiten.
    Für mich sind Menschen mit AS ( Asperger-Syndrom ) und Menschen mit AD(H)S ( Aufmerksamkeits.Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) Menschen mit gegensätzliche Erkrankungen. Die Unaufmerksamkeit, übermäßige Aktivität und Impulsivität von AD(H)S hat kein Asperger. Okay. Seit dem ich hier im Forum bin lerne ich wie viele unterschiedliche Spektrumsstörungen es bei Autismus gibt.
    Aber bei machen passt das für mich einfach nicht. Es mag damit zusammenhängen, das mein Cousin ADHS hat und ich AS. Ich fühle mich von seiner Art immer überfahren. Er ist für mich oft wie Flackerlicht in der Disco. Lange ertrage ich ihn nicht. Und für ihn bin ich zu verkopft zu langsam und langweilig.

    Eigentlich ist das ja wahrscheinlich eher ein Thema für die Kontroverse, aber ich denke in letzter Zeit öfter darüber nach warum das bei Autismus mittlerweile
    so wenig klar strukturiert ist im Diagnosekatalog. Tut niemandem gut. Und es wird ja immer konfuser. Wirkt jedenfalls so auf mich. Alles was nicht einsortiert werden kann kommt irgendwie in den Bereich Autismusspektrumstörung.

    Bei Epilepsie gibt es zwei Hauptformen epileptischer Anfälle, die generalisierten und die fokalen. Beide verlaufen bei jedem Menschen anders , aber das wars.
    Bei Diabetes gibt es auch zwei Hauptformen . Typ I und Typ II.
    Bei Autismus gab es die schwerwiegende Kanner-Form und den hochfunktionalen Autismus ( Asperger ) und es wurden von der Neurologie aus folgende Hauptmerkmale gesetzt .
    a) gestörte soziale Interaktion
    b) beeinträchtigte Kommunikation und Sprache
    c) und wiederholte stereotype Verhaltensweisen und Interessen
    Punkt.
    Warum ist das bei Autismus nicht auch einfach bei dieser klar Umrissenen Diagnose geblieben???

    Ich finde man überfrachtet eine Behinderung mittlerweile mit zusätzlichen Schwierigkeiten , die alles nicht klarer machen. Ob nun für die Diagnostiker oder die Betroffenen.
    Warum hat man zum Beispiel bei ADHS und Hochsensibel nicht einfach eine Empfindungsstörung daraus abgeleitet mir einem ' gewichtigen' neuen Namen ,
    denn beide haben zum Beispiel keine bzw. kaum Probleme mit der sozialen Interaktion. Im Gegenteil. Beide sind Kontaktstark im Gegensatz zu Autisten.

    Was ändert sich jetzt mit ISD-11 ? Wir haben jetzt alle ' nur ' irgendeine Entwicklungsstörung. Mich und Greta Thurnberg als Asperger gibt es nicht mehr. :fun:

  • Mal eine Frage: Gibt es hier Leute, die in einer Spezialambulanz einer psychiatrischen Klinik auf AD(H)S UND ASS diagnostiziert wurden?

    Ich habe eine ADHS und eine ASS Diagnose. Die Diagnosen wurden von zwei unterschiedlichen Spezialambulanzen gestellt.


    Ich frage, weil mich interessiert wie die "Leuchttürme" (RW) damit umgehen, dass diese Diagnosen sich nach ICD-10 (angeblich?) ausschließen.

    Im ICD-10 schließen sie sich nicht gegenseitig aus. Ich glaube im DSM IV, galt ADHS mal als Ausschlußdiagnose für ASS.


    ADHS und ASS teilen sich sehr viele Gene. Tebarz van Elst sagt, dass beide vergesellschaftet sind, weil sie sich die Gene teilen und bis zu 50% der Kinder mit ADHS auch eine ASS und 40-80% der Kinder mit einer ASS auch ein ADHS vorliegen haben.


    Für mich sind Menschen mit AS ( Asperger-Syndrom ) und Menschen mit AD(H)S ( Aufmerksamkeits.Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) Menschen mit gegensätzliche Erkrankungen. Die Unaufmerksamkeit, übermäßige Aktivität und Impulsivität von AD(H)S hat kein Asperger.

    Ich bin früher voller Elan in die Kindergartengruppe gegangen. Als ich wieder zu Hause war, musste ich mich erst mal zurück ziehen und von den Strapazen erholen.

    Wenn ein Kind mit ASS sich in der Schule ablenkt, z.B. malen oder verträumt aus dem Fenster sehen, dann sind die Kriterien für ein ADHS schnell erfüllt.

  • @Tux

    Okay. Ich verstehe was Du meinst. Aber ich kann es trotzdem nicht unter einen Hut (RW) bringen. Weil rein aus meiner Sicht als Pädagogin braucht ein Kind mit ADHS
    eine andere Unterstützung als ein Kind mit AS. Und das ist das was ich bemängle, weil es dem betroffenen Menschen nicht dienlich ist. Kann aber auch sein, das ich das zu sehr schwarz -weis sehe .
    Wenn Du von einem Kind in der Schule schreibst, das abgelenkt malt oder verträumt aus dem Fenster schaut, dann denke ich sofort: das kann auch ein ganz normal tickendes NT-Kind sein, das manchmal einfach überfordert ist mit dem ganzen Schulstress und dann als Selbstschutz dicht (RW) macht.
    Oder das Beispiel mit Dir selbst, das Du vom Kindergarten schreibst. Das haben auch ganz normal tickende NT- Kinder, das sie nach dem Morgen im Kindergarten erst einmal den Mittagsschlaf brauchen. So ein 'Spielevormittag' mit den anderen Kindern will ja auch verarbeitet werden ,bzw. muss verarbeitet werden.
    Die Betreuung während des Vormittags in der Spielgruppe ist doch für eine Erzieherin aber bei einem AS -Kind eine ganz andere, als wenn sie ( jetzt liebevoll gemeint) sich um einen kleinen Zappelphilipp kümmern muss, der entweder körperlich oder gedanklich nicht bei der Sache bleiben kann, die sie für alle vorbereitet hat. Ein ADHS- KInd kann Dir die ganze Gruppe sprengen. Ein AS -Kind geht im ganzen schnell unter, weil es eh lieber in einer Ecke für sich selber " rummuschelt".
    Und genau das ist es, was ich bemängle. Wenn man alles in einen Topf wirft braucht man sich von Seiten der " Fachspezialistengurus" auch keine Gedanken mehr machen über gezielte Unterstützung die beantragt und bewilligt werden muss.
    Und der , der an der Uni heute beginnt Psychologie zu studieren wird feststellen, das es für alles mögliche ,wie Gesprächsführung oder wie sieht welche Therapie aus und was wird da gemacht ( Verhaltenstherapie ,Gestalttherapie , Tiefensychologie nach Freud oder nach Jung ect.) Seminare belegen kann ,aber für Autismus , wie sieht der aus, worauf muss man achten als reine Behinderung , wie zum Beispiel über das Down- Syndrom und seine unterschiedlichen Daseinsformen gibt es nur als Randerscheinung.
    Jedenfalls ist mir nicht bekannt, das sich das mittlerweile geändert hat. Wer da was weiß? Ich lasse mich gerne auf den neuste Stand bringen :nod: .
    Alleine wenn sich da endlich mal was ändern sollte, dann müssten auch nicht mehr so viele von uns unter einer Odysee von fasch getroffenen Diagnosen leiden.

    @Tux ich höre jetzt hier auf, schreibe mich sonst in Rage und im Grunde wiederhole ich mich nur , indem ich mit anderen Worten das selbe ( oder gleiche) sage
    schreibe. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von sydney (30. Juni 2022 um 11:05)

  • Sicht als Pädagogin braucht ein Kind mit ADHS
    eine andere Unterstützung als ein Kind mit AS

    Da hast du recht. Mit einer auf ADHS ausglegten Psychotherapie kommt man bei einer Kombination nicht weit. Wird das ADHS medikamentös behandelt, dann ist es fast vollständig "ausgeschaltet" und in eine ASS- Therapie können Strukturierung, Planung usw. mit integriert werden, was dem ADHS auch zu gute kommt. :)


    ich höre jetzt hier auf, schreibe mich sonst in Rage und im Grunde wiederhole ich mich nur , indem ich mit anderen Worten das selbe ( oder gleiche) sage
    schreibe.

    Lass raus, was raus muss. ;) :)

  • Weil rein aus meiner Sicht als Pädagogin braucht ein Kind mit ADHS
    eine andere Unterstützung als ein Kind mit AS.

    Und ein Kind, dass beides hat, braucht nochmal was anderes.
    Außerdem hat nicht jedes Kind ADHS, ADS-Kinder sind keine störenden Zappelphillipps, sondern auch eher verträumt in ihrer eignen Welt (meinem Laieneindruck nach betrifft die genetische Überschneidung vermutlich auch eher das Aufmerksamkeitsdefizit und weniger die Hyperaktivität)

  • @Aldana

    Ich wollte damit sagen, das nach meiner Einschätzung ein Kind nicht Beides haben kann, da es sich widerspricht. Ich stelle damit die Vorgaben der Diagnostik, die zur Zeit
    existieren in Frage.
    Ein AS Kind ist in der Leistung sich lange hoch konzentriert mit etwas zu beschäftigen auch nicht mit einem ADS Kind zu vergleichen.

    2 Mal editiert, zuletzt von sydney (30. Juni 2022 um 15:56) aus folgendem Grund: verbesserung

  • In meiner Familie gibt es auch Fälle, wo beides irgendwie zutreffend ist. ADS (ohne Hyperaktivität zwar) und Autismus (bzw. Asperger)
    Wobei meist eine Sache etwas Dominator in der Ausprägung ist.
    Gibt aber auch den Fall von meinen Onkel, der nur Autist ist.

    Ich weiß bei mir noch nicht so recht, wo ich genau bin, aber ich vermute bei mir auch eine Art Mischform aus etwas :)

    Ich sage auch ja, das ist möglich.

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