Wie weit seit ihr durch euren Autismus abhângig von Menschen die eure Probleme nicht verstehen? Welche Lösungen habt ihr für euch deswegen gefunden?

  • Wie weit seit ihr durch euren Autismus abhângig

    Hey, dieses Thema nimmt ein grosses Thema bei mir im Leben ein. Nicht selten heisst es, nach es so, bei mir geht es such, wo ich erkenne, dass den Menschen die unterschiedlichen Stärken und Schwächen bei ihnen und mir nicht bewusst ist obwohl sie von meinem Autismus und meinen Themen wissen.

    Da es bei mir ein grosses Thema in meinem Leben einnimmt, gehe ich davon aus, dass ich nicht der einzigste bin.
    .Wie geht ihr damit um?
    Was macht ihr?

    Herzlichen Dank.
    L.G. Daniel :thumbup: :thumbup:

  • Bin VA...

    Erfahrungen solcher Art: Grade wieder heute. Mit einer anderen Mutti im Supermarkt, die mich da "überfallen" hat (sie hat mich entdeckt, ich renne immer ziemlich schnell durch den Supermarkt und schaue nicht nach links und rechts).

    Sie erzählte, dass ihre Tochter ja morgen Geburtstagsfete feiert und sie feiern die drin. Ich sagte, dass das für mich immer der totale Stress ist, weil das so laut ist und dass wir Kinderfeten eigentlich nur draußen feiern. Sie hat das dann gatnicht verstanden. und immer wieder gefragt:" wieso, die spielen doch nur, ist doch nur für 3 Stunden..." Äh ja. Aber ich kann diesen Lärm und dieses Gewusel halt nunmal nicht mal für 10 Minuten ertragen, zumindest nicht im Haus/ in der Wohnung.

    Ich sagte dann ": jeder ist anders." Sie hat sich dann schnell verabschiedet und ist gegangen.

    Ich weiß mit 43 Jahren immer noch nicht, Smalltalk zu führen oder wie ich bei solchen Dingen reagieren soll und habe es sicher wieder "verkackt" :| und weiß nicht mal wieso oder was ich hätte anders oder "besser" machen können-

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Zephyr (21. Januar 2022 um 13:24)

  • @Zephyr Ich würde es eher vermeiden in solchen Fällen über mich selbst zu sprechen, sondern nsch Möglichkeit so etwas zu sagen wie "Da freut sich deine Tochter bestimmt. Dann wünsche ich euch viel Spaß." Und dann am besten sich wieder dem Einkauf zuwenden.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • @Zephyr Ich würde es eher vermeiden in solchen Fällen über mich selbst zu sprechen, sondern nsch Möglichkeit so etwas zu sagen wie "Da freut sich deine Tochter bestimmt. Dann wünsche ich euch viel Spaß." Und dann am besten sich wieder dem Einkauf zuwenden.

    Womöglich ist das besser. Aber das fällt mir in dem Moment nicht ein. Vielleicht sollte ich mir so Sachen mal aufschreiben

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

  • Ich weiß mit 43 Jahren immer noch nicht, Smalltalk zu führen oder wie ich bei solchen Dingen reagieren soll und habe es sicher wieder "verkackt" :| und weiß nicht mal wieso oder was ich hätte anders oder "besser" machen können-

    @Kayts Tipp ist absolut empfehlenswert: Ich nenne das "das Ich rausnehmen", das heißt, ich lenke den Fokus auf den Gesprächspartner oder auf eine Sache. Übrigens: Über Dinge, die mich wirklich interessieren, kann ich auch mal smalltalkmäßig quatschen, es kommt also immer auch ein bisschen auf den Gegenstand an. Bin ich selbst der Gegenstand und will ich das nicht, dann zieh ich mich raus.

    "Verkackt" hast du gar nichts, denn das würde ja bedeuten, dass du es im Sinn der Frau besser machst. Man muss aber gar nichts besser machen wollen, nur um anderen damit gerecht zu werden.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • @Zephyr Das Problem des Nicht-Einfallens in solchen Momente habe ich auch oft. Ich habe in meiner Nachbarschaft Mutter und Sohn, die oft zusammen zu Fuß unterwegs sind und - aus welchen Gründen auch immer - mich verbal überfallen, wenn ich sie nicht schon hunderte Meter zuvor sehe und meinen weg ändern kann. Vor allem die Mutter ist sehr aufdringlich und distanzlos. Das erste Mal war ich nur auf dem Weg einem meiner besten Freunde die Sackkarre, die er mir lieh, wieder bringen zu wollen. Da sprach mich der Sohn an und plötzlich stand ich mit der Karre zwischen einer Haustür und Mülltonnen, davor Mutter und Sohn zwischen den parkenden Autos und beide quatschten unentwegt auf mich ein: Der Sohn von bedingungslosem Grundeinkommen und die Mutter von Grundsicherung im Alter und beide wollten Stellungnahmen von mir dazu haben. Die hatte ich ihnen auch tatsächlich so gut es ging, versucht zu geben [nachdem ich denen erstmal auseinander frickeln musste, dass die beiden von unterschiedlichen Konzepten sprachen] und wollte dann weg, aber die hörten nicht auf und als ich sagte, dass ich auch gar nichts verstehen könne, wenn beide gleichzeitig sprechen, sagte die Mutter zu ihrem Sohn: "Jetzt halt doch mal den Mund, jetzt bin ich mal dran".

    Naja, das war leider nicht das einzige Erlebnis. Das Problem ist, dass ich so "überfallen" werden, dass ich kaum etwas anderes kann als ehrlich und ernsthaft zu antworten. Dabei gab ich leider schon Informationen, die ich gar nicht geben will. Einmal kam ich aus der Haustür und da standen die beiden plötzlich und ich wurde sofort gefragt, ob ich da wohne etc. Ich wollte gar nicht, dass die das wissen, aber ich kann kaum/nicht spontan lügen.

    Im Supermarkt habe ich mich mal wie in einem Computerspiel von Regal zu Regal geschlichen, als ich entdeckte, dass die da waren und habe am Ende trotz Einkaufszettel mehrere Artikel vergessen. Ich versuche nun, bevor ich das Haus verlasse, mir folgenden Satz ins Gedächtnis zu rufen: "Ich möchte mich nicht unterhalten. Bitte akzeptieren Sie das." Ich hoffe dadurch, dass ich den Satz dann auch im Notfall präsent haben werde.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Bin VA...

    Erfahrungen solcher Art: Grade wieder heute. Mit einer anderen Mutti im Supermarkt, die mich da "überfallen" hat (sie hat mich entdeckt, ich renne immer ziemlich schnell durch den Supermarkt und schaue nicht nach links und rechts).

    Sie erzählte, dass ihre Tochter ja morgen Geburtstagsfete feiert und sie feiern die drin. Ich sagte, dass das für mich immer der totale Stress ist, weil das so laut ist und dass wir Kinderfeten eigentlich nur draußen feiern. Sie hat das dann gatnicht verstanden. und immer wieder gefragt:" wieso, die spielen doch nur, ist doch nur für 3 Stunden..." Äh ja. Aber ich kann diesen Lärm und dieses Gewusel halt nunmal nicht mal für 10 Minuten ertragen, zumindest nicht im Haus/ in der Wohnung.

    Ich sagte dann ": jeder ist anders." Sie hat sich dann schnell verabschiedet und ist gegangen.

    Hey liebe @Zephyr ,liebe/r @Kayt ,lieber @FrankMatz,
    jetzt gehen wir mal davon aus, dass wir von dieser Frau, welche offensichtlich keine Thematik mit der Reizüberflurung hat, im Leben abhângig sind, dann sind wir genau bei der Thematik dieses Threads, wobei dieses Beispiel super die Problematik darstellt.

    Liebe @Zephyr kann mir gut vorstellen, dass die dir viel Kraft kostet. Mich kotzt so was auch sehr an,da ich doch auch versuche, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen.
    Wenn diese Probleme bei Menschen sind wo man in ein oder mehreren Lebensbereichen abhângig ist geht es 'nicht weniger' 'an den Nerven' was für viele Autisten leider möglicherweise 'bitterer Alltag ist'.

    Für mich ist diese Thematik ein wichtiges Themenfeld in meinem Leben da ich als Autist gewisse Problem Bereiche habe und dadurch abhängig von fremden Menschen bin.

    Um Missverständnisse zu reduzieren kann man seine Eltern und Bezugspersonen vom Autismuszentrum in Sachen Autismus schulen lassen.
    Meine Eltern sind dafür bereit, genauso Schwester mit ihre Familie etc., was aber nicht für jeden bedeutet, von welchem ich im Leben ausserhalb meines Elternhauses abhängig bin.

    Darum geht es mir hier, da es für mich ein grosses schwieriges Thema darstellt
    L.G. Daniel :thumbup: :thumbup:

  • @Daniel1 Was heißt abhängig sein für dich konkret? Bzw. inwiefern meinst du abhängig von den Menschen zu sein und bist du es objektiv betrachtet oder hauptsächlich gefühlt? Ich würde überlegen, was ich tun könnte, um die Abhängigkeit auf das kleinstmögliche Maß zu kürzen. Bei sämtlichen Diensten z. B., die du in Anspruch nimmst, handelt es sich nämlich um bezahlte Dienstleistungen, die du unter Umständen auch wechseln kannst, wenn die Kommunikation dauerhaft so missglückt und du dich ständig unverstanden fühlst.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • @Kayt , stimmt.
    Es ist nicht leicht, sein Helfertesm in kürzester Zeit zu vergrössern was ich gerade merke, weshalb eine sachliche Abhângigkeit zu Menschen da ist, da ich in manchen Sachen auf Hilfen, Rahmenbedingungen angewiesen bin. Zusätzlich werde ich schnell emotional von Menschen abhängig, wenn die kurzfristig mal nett sind, 'da ich unbewusst irgendwie auf der suche nach Liebe bin welche ich mir selber nicht geben kann'.

    Wenn Menschen diese Abhângigkeiten spüren, nutzen sie es gerne aus, was sie wiederum automatisch tun, da die wenigsten Menschen ausreichen reflektiert sind.
    Es gibt super herzlich/kompetente Helfer, wenn ich da Nachfrage, höre ich gleich von riesigen Wartezeiten.
    :thumbup: :thumbup:

    2 Mal editiert, zuletzt von Daniel1 (21. Januar 2022 um 15:28)

  • Hey liebe @Zephyr ,liebe/r @Kayt ,lieber @FrankMatz,jetzt gehen wir mal davon aus, dass wir von dieser Frau, welche offensichtlich keine Thematik mit der Reizüberflurung hat, im Leben abhângig sind, dann sind wir genau bei der Thematik dieses Threads, wobei dieses Beispiel super die Problematik darstellt.

    Liebe @Zephyr kann mir gut vorstellen, dass die dir viel Kraft kostet. Mich kotzt so was auch sehr an,da ich doch auch versuche, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen.
    Wenn diese Probleme bei Menschen sind wo man in ein oder mehreren Lebensbereichen abhângig ist geht es 'nicht weniger' 'an den Nerven' was für viele Autisten leider möglicherweise 'bitterer Alltag ist'.

    Für mich ist diese Thematik ein wichtiges Themenfeld in meinem Leben da ich als Autist gewisse Problem Bereiche habe und dadurch abhängig von fremden Menschen bin.

    Um Missverständnisse zu reduzieren kann man seine Eltern und Bezugspersonen vom Autismuszentrum in Sachen Autismus schulen lassen.
    Meine Eltern sind dafür bereit, genauso Schwester mit ihre Familie etc., was aber nicht für jeden bedeutet, von welchem ich im Leben ausserhalb meines Elternhauses abhängig bin.

    Darum geht es mir hier, da es für mich ein grosses schwieriges Thema darstellt
    L.G. Daniel :thumbup: :thumbup:

    meinst du dann mit abhängig sein, dass du Hilfe bei Alltagsdingen benötigst? Natürlich ist es dann wichtig, dass man Helfer hat, die Autismus verstehen und die nicht hinterfragen und diskutieren, sondern einfach helfen. Zumindest in dem Moment.

    Zudem gibt es doch sicherlich autismusspezifische Therapien oder Selbsthilfe-Gruppen oder so wo man sich Strategien für bestimmte Alltagshürden zurecht legen kann, oder? Ich kenne mich da nicht so aus, da ich ja nicht diagnostiziert hin und mir so etwas verwehrt bleibt.

    Ich habe das größte Problem im sensorischen Bereich und der Interaktion/Kommunikation mit anderen Menschen (siehe Beispiel).

    Die sensorische Überreizung ist schon mein Leben lang ein Problem und meine Lösmg seit ein paar Jahren ist Vermeidungshaltung und Rückzug :| , da ich einen Burnout nach dem anderen hatte.

    Im privaten Bereich bin ich vor sensorischen „Fallen“ auch nicht gefeiht. Meine Kinderm sind z.B. unglaublich LAUT :nerved: . Da benutze ich dann meinen Lärmschutz oder Ohropax oder gehe in ein anderes Zimmer. Sensorisch betrachtet bin ich also eher abhängig von Dingen (Lärmschutz, MP3Player, Fidgetspielzeug, Sonnenbrille…), nicht von Menschen.

    Was die Kommunikation anbetrifft. Da bin ich ebenfalls auf mich gestellt.

    So Dinge wie Offizielle Termine, Behördengänge, Telefonate, da erledigt mein Mann vieles. Zum Glück. Auch übernimmt er den ganzen Rechnungskram, Steuern etc. da hab ich echt Probleme. Früher hat mir da meine Mutter geholfen, da sie sowas allen Ernstes gerne macht :nod: . Ich bin aber für die Kinder verantwortlich und da oft SEHR herausgefordert mit all den Terminen, Arztbesuchen, Schulgesprächen, Hausarbeit, einkaufen, Dingen an die man organisatorisch denken muss. Hier helfen mir Listen und Pläne, eine gute Vorbereitung eben. Dennoch bin ich damit sehr oft überfordert und oft vergesse ich auch was oder schaffe etwas nicht :m(: . Das ist mir dann immer sehr peinlich. Und ich werde auch oft krank, einfach weil diese chronisch hohe Belastung durch das Dasein als 3-fach Mutter und Familienmamager mich sehr auslauft. Nebenher noch arbeiten zu müssen wäre für mich undenkbar, aber irgendwie fehlt mir doch sehr der geistige Ausgleich.
    Aber ich schaffe das eben nicht beides zu machen (Mutter/Hausfrsu UND berufstätig sein). Für neurotypische Menschen scheint das machbar.

    Ich bräuchte Hilfe im Erlernen von mehr Strategien für den Alltag und beim Interagieren mit anderen Menschen und wie ich meinen doch eher sehr defizitären Blick auf mich selbst loswerden kann, also eigentlich eine Therapie: wie gehe ich gezielt Overloads aus dem Weg (RW) ohne das öffentliche Leben komplett zu meiden, Training/Hilfe bei Smalltalk, Kommunkation, Selbsteimschätzung, Reflektion…

    Ich bin abhängig von meinem Mann. Aber er auch von mir. Von daher ist das okay. Ich könnte mehr Hilfe brauchen, aber die habe ich nunmal nicht.

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Zephyr (21. Januar 2022 um 16:10)

  • Ich bin abhängig von meinem Mann. Aber er auch von mir.

    Ich denke das es keine Abhängigkeit ist. Ihr habt euch die Aufgaben geteilt unter Berücksichtigung der persönlichen Gegebenheiten.
    Dein Mann kann besser mit Behörden und Terminen, daher macht er das. Du machst Hausarbeit, weil du das besser kannst.
    Anders macht es ja auch wenig Sinn. Ihr habt euch abgesprochen und darauf geeinigt.

    Aufgabenteilung eben.


    Meine Kinderm sind z.B. unglaublich LAUT .

    Ich bin zwar jetzt kein Vater, aber wäre das nicht die Gelegenheit ihnen bei zu bringen, das LAUT bis zu einem gewissen Grad ok ist, aber darüber eben nicht mehr. Also Rücksichtnahme lernen?
    Oder hörst du mit Ohropax oder Lärmschutz noch die Klingel oder das Telefon. Kann ja mal sein, dass dein Mann von unterwegs anruft, weil er dich etwas fragen möchte und die Frage nicht warten kann bis er wieder zu hause ist. Oder der Postbote klingelt und will dir ein Paket zu stellen, du hörst die Klingel nicht, der Postbote hinterlegt das Paket in der nächstgelegenen Filiale und du musst hin fahren und es abholen.


    Steuern etc. da hab ich echt Probleme. Früher hat mir da meine Mutter geholfen, da sie sowas allen Ernstes gerne macht

    Ich mache die Steuer auch gerne und das Finanzamt ist meine Lieblingsbehörde. Ich habe ein Programm und verwende die Vorausgefüllte Steuererklärung und trage dann nur noch ein paar Kleinigkeiten ein und schicke sie Online ab. Wenn das Finanzamt sie dann prüft und es etwas zu beanstanden gibt rufen die an, fragen nach, erklären und nehmen ggf. etwas raus. Ich weiss dann für das nächste mal Bescheid und gut. Wenn ich eine Frage habe, z.B. wegen der GdB Eintragung, dann rufe ich an, erläutere kurz mein Problem und frage nach, welcher Nachweis nötig ist. Ich bekomme eine Erklärung und weiss was benötigt wird. :) Bei anderen Behörden brauche ich allerdings schon Unterstützung.


    einkaufen

    Hm, könnte dein Mann nach der Arbeit nicht einkaufen fahren und dich so ein wenig entlasten? Wäre zu mindest eine Möglichkeit.


    eher sehr defizitären Blick auf mich selbst loswerden kann

    Du könntest ihn mit einem "aber" versehen. Also quasi so: "Mir liegt xyz nicht und abc ist mir aufgrund von def nicht möglich, aber dafür bin ich in ijk und uvw echt klasse."
    Das ist die einfache Variante, aber negativ orientiert.
    Du akzeptierst so dein vermeindlichen Schwächen, relativierst sie mit dem "aber" und machst dir deine Stärken bewusst.

    Empfehlenswerter ist es den Fokus bzw. Blick von vornherein auf die Stärken und erst danach die Schwächen zu stehen. Das fördert die Selbstakzeptanz, Selbstwahrnehmung stärker, weil es positiv orientiert ist. Positives steigert ja das eigene Wohlbefinden.
    Erforderlich dafür ist ca. 30 Minuten Ruhe für dich allein, zwei Blatt Papier und einen Stift. Auf das erste Blatt Papier schreibst du deine Stärken und was dich ausmacht. So lenkst du deine Denkrichtung auf das positive.
    Mit der positiven Sichtweise schreibst du deine vermeidlichen Schwächen auf das zweite Blatt und fragst dich dabei selbst, ob es auch wirklich eine Schwäche ist.
    Die postive Sichtweise und das gleichzeitige hinterfragen, von negativ behafteten möglichen Schwächen, schärft den Blick aufs positive, schwächt das Negativ. Du sorgts dabei noch für positive AHA Momente, weil du feststellst, dass manche mögliche Schwächen eigentlich keine Schwächen sind.


    wie gehe ich gezielt Overloads aus dem Weg (RW) ohne das öffentliche Leben komplett zu meiden

    Auch dafür ist Zeit für dich alleine nötig.
    Schreibe die Stressoren auf, die dich Richtung Overload bringen.
    Schreibe auf, woran du einen ansteigenden Stresspegel erkennen kannst, z.B. körperliche Veränderungen, Anstieg der Frustration, usw.
    Schreibe auf, welche Gegenmaßnahmen dir zur Verfügung stehen.
    Schreibe auf welche externen Hilfen, dir zur Verfügung stehen, z.B. dein Mann.
    Schreibe auf was zu tun ist, wenn der Punkt erreicht ist, an dem Gegenmaßnahmen nicht mehr helfen und was du dann tun musst, damit der Overload nicht auftritt. Man nennt das auch radikale Akzeptanz.

    Ich habe eine Vorlage für Stressmanagement an meinen Post angehängt.

    Schreibe einen Notfallplan, den du in folgende Punkte untergliederst:

    1. Geh in Deckung
    Dazu gehört z.B. Reduktion sensorischer Reize, Rückzug. Ähnlich wie du es mit dem Lärmschutz bereits machst. Liste Maßnahmen für zu Hause und für Unterwegs auf.

    2. Stressoren reduzieren

    3. Regeneriere dich
    Nimm dir regelmäßig eine Auszeit, z.B. 1 o. 2 Stunden täglich, gehe deinen Interessen nach, bei denen du entspannen und abschalten kannst.

    4. Hol dir Verstärkung
    Deinen Mann

    5. Back to business
    - Wenn du wieder genug Energie hast, dann hast du es überstanden

    6. Strategische Analyse

    - Was war los?
    - Wie ging es dir dabei?
    - Hast du dich unnötig überlastet, wenn ja wo?
    - Wie kam es zur Überforderung?
    - Strategie, wie es nächstes mal besser funktionieren kann
    - Verbesserung am Notfallplan nötig?

    Der Notfallplan ist eher für Meltdowns gedacht, aber lässt sich auch gut für Overloads verwenden, damit es nicht zu einem Meltdown kommt.

    Die strategische Analyse ist quasi eine Selbstreflexion.

    Reflektion…

    Das ist eigentlich recht einfach. Du brauchst dafür Zeit und Ruhe. Du nimmst eine Situation, die vor min. 2 Stunden passiert ist, um den nötigen Abstand zu haben. Diese Situation analysierst du, ähnlich wie bei der vorher erwähnten strategischen Analyse.
    Frage dich, was in der Situation gut war.
    Frage dich was in der Situation nicht gut war und warum etwas nicht gut war und was du aus deiner Sicht hättest anders o. besser machen können.
    Schreibe deine Erkenntnis auf und mache daraus eine Art Handlungsplan. Wenn xyz passiert, verhalte ich mich zukünftig .....

    Du kannst auch deinen Mann mit einbeziehen. "Ich habe festgestellt, das xyz in der Situation von mir nicht so toll war. Sag mal, wie du es machen würdest oder ob abc in zukünftigen Situationen besser geignet sein könnte."
    Dann habt ihr beide etwas davon. ;)
    In einer Partnerschaft entwickelt man sich ja gemeinsam weiter. Oder liege ich da falsch?

    Ich hoffe, dass ich dir ein wenig Unterstützung und auch ein paar Tipps an die Hand geben kann, die dich weiter bringen.

  • @Tux in meiner Partnerschaft haben wir uns beide weiterentwickelt, nur in unterschiedliche Richtung. Aber deine Stressanalyse ist eine gute Basis.

    Es ist egal wer vor dir steht solange du weißt wer hinter dir steht.

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