Mit unerwarteten Reaktionen umgehen

  • Wie geht man mit unerwarteten Reaktionen um? Insbesondere, wenn man selber nicht spontan reagieren kann.

    Folgende Situation:
    Mir wurde letzte Woche ein interner Stellenwechsel vorgeschlagen.
    In meinem aktuellen Job fühle ich mich nicht wohl. Dort bin ich seit August 2021. Anfangs hatte ich mit Burnout zu kämpfen, jetzt resigniere ich, ziehe mich so weit wie es geht zurück und versuche einfach nur meinen Job zu machen. Einige meine Kollegen wissen zumindest, dass ich mich in dem Bereich nicht so wirklich wohl fühle und das ich eben lieber in dem anderen Bereich arbeiten wollte.
    Die mir angebotene Stelle würde viele meiner Probleme ausschließen. Unter anderem hätte ich weniger Kontakt zu Kollegen und den wenigen Kontakt könnte ich selber regulieren, könnte selbst bestimmter arbeiten, alles selber planen und strukturieren und könnte mir sogar mehrere Pausen täglich in der Natur einplanen.
    Ich habe mich dafür entschieden. Ob ich die Stelle tatsächlich bekomme, steht aber noch nicht genau fest, ist aber sehr wahrscheinlich.

    Nun habe ich meinen Teamleiter direkt am Tag der Entscheidung über meinen möglichen Stellenwechsel informiert und mit ihm besprochen, dass ich es dem Team beim nächsten Meeting bekannt gebe.
    Dazu muss ich noch sagen, dass sowohl mein aktueller Bereich, als auch der potentielle neue Bereich unterbesetzt sind, bei dem neuen Bereich war die Personalfindung bisher aber ein größeres Problem (niemand will alleine arbeiten - mein Glück :lol: )
    Mein Team wollte ich jetzt schon informieren, damit sie sich auf die Mehrarbeit frühzeitig einstellen können und sich organisieren können. Außerdem dachte ich bisher, ich hätte ein nettes Team mit guten Kollegen.

    Besagtes Meeting war Anfang der Woche. Ich bin vorab verschiedene Situationen und Gesprächsverläufe durchgegangen und dachte ich wäre auf alles vorbereitet.
    Aber meine Kollegen haben sehr extrem auf die Neuigkeit reagiert. Sie taten sehr schockiert.
    Einer, der um mein Interesse an der mir angebotenen Stelle bzw. dem Bereich wusste, meinte sogar, dass er damit nie gerechnet hätte.
    Ein anderer sagte, hätte er das gewusst, hätte er sich nicht so viel Mühe gegeben mich einzuarbeiten.
    Dann haben sich mehrere darüber beklagt, ich würde sie im Stich lassen und sie hätten ja so schon so viel zu tun.

    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe dann versucht mich zu rechtfertigen, dass ich so früh selber nicht damit gerechnet habe und das ich mich doch in meinem aktuellen Job nicht so wohl fühle, aber sie haben sich weiter beklagt.
    Ich habe dann nichts mehr dazu gesagt, wusste auch nicht was ich noch hätte sagen können. Keiner hat sich für mich gefreut.

    Nun denke ich darüber seit Tagen nach. Wie hätte ich reagieren können? War die Reaktion meinen Teams in Ordnung? Reagiere ich nur über oder ist das wirklich ungerecht? Wieso haben sie so reagiert, obwohl einige bescheid wussten?
    Ich weiß einfach nicht, wie ich damit jetzt umgehen soll und vor allem wie ich mit meinen Kollegen jetzt umgehen soll.

    Hattet ihr schon mal so eine Situation oder habt sowas ähnliches erlebt?
    Wie seid ihr damit umgegangen oder wie würdet ihr an meiner Stelle damit umgehen?

    "Etwas ist nicht recht, weil es Gesetz ist, sondern es muss Gesetz sein, weil es recht ist." Charles de Montesquieu

  • Nach den Klassifizierungen von Mitarbeitern und deren Verhaltensweisen, die ich bei einer mehrtägigen Fortbildung gelernt habe, würde ich es folgendermaßen einschätzen:
    Deine Kollegen fühlen sich grundsätzlich überfordert wegen des Personalmangels, alleingelassen und haben evtl dafür noch kein Ventil gehabt. Nun „verschlimmerst“ du ihre Situation, also projizieren sie dies auf dich (daher lässt du sie angeblich im Stich). Ihre Reaktionen sind komplett emotional und im Bereich des „Opfers“. Diejenigen, die es wussten wollten sich wahrscheinlich nur der Mehrheit anpassen (Mitläufer). Keiner reagiert objektiv und professionell, entweder wegen der schwierigen Lage, oder rein wegen ihres Charakters. Wenn du dich rechtfertigst, lässt du dich auf ihre Schiene runter. Dann „haben“ sie dich. Sollte das nochmal vorkommen (egal in welchem Kontext) anstatt Rechtfertigung nur antworten „Das ist meine Entscheidung“ im Sinne von lebt damit, ihr könnt es eh nicht ändern. Rechtfertigen musst du dich nur, wenn du ein Verbrechen begangen hast.

  • Du bist für die Situation (zu wenig Personal) nicht verantwortlich. Das was deine Kollegen betreiben ist in meinen Augen an der Grenze zum Mobbing. Die können dir egal sein. Du hast keinen Grund dich zu rechtfertigen. Sch... auf die Kollegen.

  • Erklärung für Verständnisbildung ist etwas anderes als Rechtfertigung. Das wird leider auch häufig verwechselt bzw. anders aufgefasst.

    Wenn du ihnen mitgeteilt hättest, warum du dich in dem Job nicht wohlfühlst und das es nichts mit dem Team zu tun hat, ist das in meinen Augen eine Erklärung und keine Rechtfertigung. Ob es etwas geändert hätte, weiss ich allerdings nicht.

    Für sehr viele ist das bereits eine Rechtfertigung, allerdings kapiere ich nicht, wieso.

    Der Grad zwischen Erklärung der Hintergründe und Rechtfertigung ist schmal.

  • Für sehr viele ist das bereits eine Rechtfertigung, allerdings kapiere ich nicht, wieso.

    Der Grad zwischen Erklärung der Hintergründe und Rechtfertigung ist schmal.

    Ja, der Punkt ist aber, dass es für die Kollegen sehr wohl eine Rechtfertigung ist. Auch wenn es anders gemeint ist. Die werden sich das schon drehen wie sie wollen. Soviel Spielraum geben kann nach hinten los gehen.

  • Danke für die Antworten.

    Wenn du ihnen mitgeteilt hättest, warum du dich in dem Job nicht wohlfühlst und das es nichts mit dem Team zu tun hat, ist das in meinen Augen eine Erklärung und keine Rechtfertigung. Ob es etwas geändert hätte, weiss ich allerdings nicht.

    Es hat nichts geändert. Mein Team weiß, dass ich sie als Menschen und auch ihre Arbeitsweise bisher gut leiden konnte. Gerade mit dem einen Kollegen, der als erstes sehr extrem reagiert hat, habe ich mich bisher immer sehr gut verstanden. Ich habe auch meinem Team einige male gesagt, dass ich sehr froh war ausgerechnet in ihr Team zu kommen. Aber das hat sie nicht von ihrer Reaktion abgehalten.

    Hätte ich mehr darüber reden sollen, dass ich mich in dem aktuellen Job nicht wohl fühle? Hätte das nicht die Stimmung runter gezogen? Ich hatte ja nicht damit gerechnet so früh da weg zu kommen.


    Der Grad zwischen Erklärung der Hintergründe und Rechtfertigung ist schmal.

    Ich bin mir da auch zu oft nicht sicher, ob ich mich erkläre oder mich rechtfertige :nerved:


    Sollte das nochmal vorkommen (egal in welchem Kontext) anstatt Rechtfertigung nur antworten „Das ist meine Entscheidung“ im Sinne von lebt damit, ihr könnt es eh nicht ändern.

    Das werde ich mir auf jeden Fall merken. Ich befürchte aber, dass dann noch mehr negative Reaktionen folgen. Wie kann ich das vermeiden oder darauf reagieren?
    Manchmal glaube ich, ich bin für solche Situationen einfach zu nett und zu sensibel.

    "Etwas ist nicht recht, weil es Gesetz ist, sondern es muss Gesetz sein, weil es recht ist." Charles de Montesquieu

  • Ein anderer sagte, hätte er das gewusst, hätte er sich nicht so viel Mühe gegeben mich einzuarbeiten.
    Dann haben sich mehrere darüber beklagt, ich würde sie im Stich lassen und sie hätten ja so schon so viel zu tun.

    Ihr seid doch alle auf einer Ebene (Angestellte), von daher kann ich deren Reaktionen irgendwie nicht nachvollziehen. Euer Chef hat sowohl sie als auch dich irgendwann mal eingestellt. Sich jetzt bei dir zu beschweren, dass die Mühen deiner Einarbeit so hoch und jetzt teilweise umsonst waren macht irgendwie keinen Sinn. Das könnte höchstens ein Chef sagen, wenn du kündigst / oder ein Abteilugnschef, wenn du seine Abteilung verlässt. Denn die Mitarbeiter haben ja ganz normal Geld vom Unternehmen für die Zeit bekommen, in der sie dich eigearbeitet haben.

    Ich bin aber wohl kein Maßstab, denn ich habe mich schon dabei ertappt, wenn ich irgendwo in der Arbeitswelt neu bin und rumgeführt werde, und dabei wird extra bei Leuten an die Tür geklopft, um uns gegenseitig vorzustellen, dass ich dann dachte: Wozu dieser extra Aufwand, ist doch nicht so wichtig, den Namen vergesse ich leider eh sofort wieder; was für mich relevant wäre ist lediglich dass ich weiß, welche Funktion diese Person arbeitsmäßig für mich hat und wie ich sie erreichen kann, wenn es nötig ist. Nicht dass ich was dagegen habe, die Person zu sehen oder von ihr begrüßt zu werden, aber ich fand das relativ unnötig, in der Zeit hätte man schon Wichtiges zeigen und arbeiten können.

  • Ihr seid doch alle auf einer Ebene (Angestellte), von daher kann ich deren Reaktionen irgendwie nicht nachvollziehen.

    Aus dem Aspekt konnte ich das auch nicht nachvollziehen. Klar steht für die im schlimmsten Fall mehr Arbeit an, wenn ich weg bin, ggf. kann meine Arbeit auch auf ein anderes Team verteilt werden.
    Mein Teamleiter hat neutral reagiert, genau wie es sein sollte.
    Ich denke bei meinem Team liegt es einfach an ihrem Charakter. Die Teammitglieder sind zwar an sich relativ nett, aber haben aktuell wohl so eine Art Höhenflug (RW), da mein Team am besten und effektivsten arbeitet. Was jedoch keine Entschuldigung für so eine Reaktion sein kann.


    Wozu dieser extra Aufwand, ist doch nicht so wichtig, den Namen vergesse ich leider eh sofort wieder; was für mich relevant wäre ist lediglich dass ich weiß, welche Funktion diese Person arbeitsmäßig für mich hat und wie ich sie erreichen kann, wenn es nötig ist. Nicht dass ich was dagegen habe, die Person zu sehen oder von ihr begrüßt zu werden, aber ich fand das relativ unnötig, in der Zeit hätte man schon Wichtiges zeigen und arbeiten können.

    Das geht mir genauso. Namen kann ich mir nie merken. Aber bei uns ist es sogar so, dass Praktikanten rumgeführt und allen vorgestellt werden :nerved: Ich bin meinen Kollegen gegenüber einfach nett und freundlich aber distanziert.

    "Etwas ist nicht recht, weil es Gesetz ist, sondern es muss Gesetz sein, weil es recht ist." Charles de Montesquieu

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