Vorwürfe von Arroganz und Überheblichkeit bei der Jobsuche

  • Mir wurde gerade von meine Sozialarbeiterin vorgeworfen, meine Einstellung bei der Jobsuche und bei Vorstellungsgespräche wäre überheblich und ich würde deswegen ständig scheitern.
    Ich verstehe das nicht:

    Hey, wie ist dein Mimikausdruck?
    Deine Gestik?
    Wenn für den anderen Menschen ein 'leeres Papier nur sichtbar ist', kann es vorkommen dass es so interpretiert wird.

    So was mache ich auch täglich mit, wobei richtiger Mimik Gestik, emotionaler Ausdruck erstmal ausgedrückt werden will.
    Alles Gute
    L.G. Daniel :thumbup: :thumbup:

  • Klar. Aber:
    1. Beim Vorstellungsgespräch sitzt man meistens vor etwa 5 Menschen, von denen nur einen technisches Verständnis hat.
    2. Über technische Fragen wird höchstens 10 Minuten, oder manchmal gar nicht geredet.

    Das ist sehr sehr unterschiedlich, ich hatte schon alles: 10 Leute, so um die 5 Leute und nur 1-2 Leute und alles auch in Besetzungen wo nur oder fast nur Fachleute dabei waren oder so gut wie keine Fachperson. Wobei ich es tatsächlich noch nie hatte, dass es bei einem 60 Minuten Vorstellungsgespräch nur 10 Minuten um Fachliches ging, das war immer weitaus länger.

  • a, da war er Anfang 20 und hatte noch nichts außergewöhnliches geleistet.

    Wenn ich richtig informiert bin, hat er in jenem Patentamt in der Schweiz, nebenbei die Relativitätstheorie entwickelt, da die Tätigkeit ihn dort nicht sonderlich in Anspruch genommen hat. Mathematische Unterstützung hat er sich meines Wissens nach bei Karl Schwarzschild geholt. Als genialer Maschinenbauer könntest du ja an einem energieeffizienten Antrieb/Motor arbeiten. Ist im Hinblick auf die Klimakrise auch gut für die Menschheit :irony:

  • Also wäre es kontraproduktiv die Kompetenz runterzureden.


    Kann sein dass ich da auch aspietypisch bin/denke, aber ich denke mir dass es nichts negatives ist zu sagen oder zu zeigen was man tatsächlich kann. Gerade wenn man zB als Aspie irgendwas besonders gut kann im Vergleich zu anderen, meine Güte das ist dann eben so..wenn sich davon der Gegenüber irgendwie in seinem Ego gekrängt fühlt, ist dass das Problem der Person. Für mich besteht ein Unterschied daran, ob weniger kann als man angibt (=überheblich) oder ob man eben einfach sagt was man für Fähigkeiten hat, als Fakt (= nicht überheblich) Manchmal wird einem auch Überheblichkeit vorgeworfen, wenn der Gegenüber sich zB eingeschüchtert fühlt oder sich dadurch klein fühlt dass man vermeintlich besser wäre und so ein Vorwurf ist dann eine Art Verteidigung der Person.

    Es heißt ja auch immer (zB im psychologischen Bereich) dass man sich nicht "unter Wert verkaufen" (RW) soll, also sich nicht selbst schlechter darstellen soll als man ist, und auf seine Leistung und sein Können stolz sein soll (Selbstwert) usw. Ich bin kein Typ wo sich verstellt und Chefs/Vorgesetzen in den allerwertesten kriecht nur um sich einzuschleimen oder einen bestimmten Job zu bekommen. Ich weiß was ich kann und was mich qualifiziert, und ich nenne das Selbstbewusstsein, der Gegenüber nennt es dann Überheblichkeit. Und ich muss auch sagen..wenn ich abgehoben/überheblich wirken sollte, ist auch das ein Teil von mir und wenn das vielleicht autismusbedingt ist dass ich so wirke, dann bin das ich. Irgendwo hat es für mich auch Grenzen mit dem sich für einen Job verstellen.

  • Ob jemand menschlich ins Team passt, lässt sich viel schwerer herausfinden. Und man kann jemanden später nicht wieder entlassen, weil er einem unsympathisch ist. Deshalb nimmt Small-Talk wahrscheinlich in Vorstellungsgesprächen so einen großen Raum ein.

    Das scheint so zu sein. War mir gar nicht so klar, aber ich hatte es auch mal, dass an meinem "Bewerbungstag" bei einem Gespräch gleich das ganze Team dabei war, und in diesem Gespräch stellten sie v.a. Fragen was ich denn gern in der Freizeit mache, was ich an Musik mag etc. und es wirkte irgendwie weniger förmlich als das normale Vorstellungsgespräch, also sie tranken Kaffee, saßen eher relaxt und redeten so, dass es spontan klang. Sie sagten auch, danach würden sie abstimmen, ob ich zu ihnen passe, da würden sie mit allen Bewerbern so machen. Wahrscheinlich war es mit den Qualifikationen schon so weit klar, dass es da passt, und zwischen allen Bewerbern, die inhaltlich passten, wollten sie schauen "wer ins Team passt".

  • (...) ich hatte es auch mal, dass an meinem "Bewerbungstag" bei einem Gespräch gleich das ganze Team dabei war, und in diesem Gespräch stellten sie v.a. Fragen was ich denn gern in der Freizeit mache, was ich an Musik mag etc. und es wirkte irgendwie weniger förmlich als das normale Vorstellungsgespräch, also sie tranken Kaffee, saßen eher relaxt und redeten so, dass es spontan klang.

    Ich hatte mal etwas, was Bewerberrunde genannt wurde. Da waren vielleicht so 20 Bewerber und fünf Leute von Unternehmensseite. Erst haben sich die Leute von der Firma vorgestellt, dann die Bewerber, dann wurden wir gefragt, wie wir auf bestimmte berufliche Situationen reagieren würde. Einen großen Teil hat aber eine Art Cocktailparty eingenommen, bei der wir uns alle zwanglos unterhalten sollten. Das fand ich insgesamt sehr irritierend.

  • Da waren vielleicht so 20 Bewerber und fünf Leute von Unternehmensseite. Erst haben sich die Leute von der Firma vorgestellt, dann die Bewerber, dann wurden wir gefragt, wie wir auf bestimmte berufliche Situationen reagieren würde. Einen großen Teil hat aber eine Art Cocktailparty eingenommen, bei der wir uns alle zwanglos unterhalten sollten. Das fand ich insgesamt sehr irritierend.

    Um Himmels willen, das klingt anstrengend.

    Bei Bewerbungenzu einem Studium der Studienstiftung des deutschen Volkes sind die Bewerber und Entscheider sogar 2 Tage lang zusammen in einer Jugendherberge und machen da alles mögliche zusammen. Wenn man glück hat und relativ nah wohnt, darf man wenigstens heim zum schlafen.

    Bei einer Bewerbung für einen Ausbildungsplatz hatte ich mal ein klassisches Assesment Center, neben einer Vorstellungsrunde mit "Erzählen Sie uns von sich" sollte man da unter anderem in einer 4er-Gruppe eine Diskussion schauspielern, mit vorgegebenem Thema und Meinung/Rolle. Dabei wurde man durch eine Spiegelscheibe beobachtet.
    Ich war aber - weil bekannt war, dass es nur 10 Plätze für die ca. 800 Bewerber gibt, und man daher ziemlich sicher eh nicht reinkommt, auch wenn man als noch relativ gut gesehen würde - relativ relaxt, also es war eh klar dass es ziemlich sicher nichts wird, und man das daher einfach als Übungsfeld sehen kann.

  • Bei Bewerbungenzu einem Studium der Studienstiftung des deutschen Volkes sind die Bewerber und Entscheider sogar 2 Tage lang zusammen in einer Jugendherberge und machen da alles mögliche zusammen. Wenn man glück hat und relativ nah wohnt, darf man wenigstens heim zum schlafen.

    Mach mir keine Angst, da bewerbe ich mich in ein paar Monaten als Stipendiatin 8o 8o 8o

    Beim Informationsgespräch meinten die aber zu mir, bei jemanden wie mir könne man bei entsprechender ärztlicher Attestierung darauf verzichten, ohne das sich das negativ auf die Chancen auswirkt :? aber ob das dann so stimmt :?

    Einmal editiert, zuletzt von Samtpfote (21. Januar 2022 um 23:20)

  • Bei einer Bewerbung für einen Ausbildungsplatz hatte ich mal ein klassisches Assesment Center (...) mit vorgegebenem Thema

    So etwas hatte ich nie. Das käme mir aber mehr entgegen. Einen Rahmen, an dem ich mich orientieren kann, finde ich immer ganz gut. Am schlimmsten finde ich ja in Vorstellungsgesprächen die Aufforderung, "etwas" von mir zu erzählen. Da weiß ich dann immer gar nicht, was gefordert ist.

    Einmal wurde ich sehr salopp aufgefordert: "Dann erzähl'n Se doch ma'!" Da habe ich dann versucht, ähnlich locker zurückzufragen, was genau sie denn wissen wolle. Da ist mir dann aber wohl etwas wie "Was wollen Sie denn hören?" herausgerutscht. Das fand die Frau dann wohl zu unhöflich, worauf sie mich umgehend rausgeschmissen hat. Damit wären wir dann wieder beim Thema des Threads.

  • Das fand die Frau dann wohl zu unhöflich

    Ähnliches ist mir schon ein Paar Male passiert.
    Z.B. jemand, der mich duzte und geschockt war das ich mit "Du" geantwortet habe.
    Ich vermute das hat mit eine überhöhte Sicht der eigene Status zu tun, und es ist öfter vorhanden bei Menschen dessen Status eigentlich gar nicht so hoch ist, aber in diesen Moment haben sie gerade Autorität (z.b Securityleuten, Feldwebel, Lehrer, Krankenschwester,...)

  • Am schlimmsten finde ich ja in Vorstellungsgesprächen die Aufforderung, "etwas" von mir zu erzählen. Da weiß ich dann immer gar nicht, was gefordert ist.

    Ich auch nicht. Ich erzähle dann meinen beruflichen Werdegang und nenne noch zusätzliche Details zu meinen Tätigkeiten bei vorherigen Arbeitgebern. Ich verbalisiere quasi den tabellarischen Lebenslauf.

    Z.B. jemand, der mich duzte und geschockt war das ich mit "Du" geantwortet habe.

    Ich hatte das mal anders. Mein Chef duzte mich. Für mich war das ok, aber ich hatte ihn lange Zeit weiter gesiezt und mich gewundert, wieso alle anderen den Chef auch duzten. Das hatte glaub ich Wochen oder Monate gedauert bis ich es verstanden hatte, dass das mich duzen ein Angebot war und ich ab da auch hätte duzen können. Habs halt ab diesem Zeitpunkt getan.

  • Ich hatte das mal anders. Mein Chef duzte mich. Für mich war das ok, aber ich hatte ihn lange Zeit weiter gesiezt und mich gewundert, wieso alle anderen den Chef auch duzten. Das hatte glaub ich Wochen oder Monate gedauert bis ich es verstanden hatte, dass das mich duzen ein Angebot war und ich ab da auch hätte duzen können. Habs halt ab diesem Zeitpunkt getan.

    Das ist aber auch ziemlich unüblich, einfach jemanden zu dutzen und es nicht anzubieten. Ich hab jetzt letzteres jahr ziemlich viele übergänge vom sie zum du gehabt und nur ein einziger hat mich einfach plötzlich angefangen zu dutzen, da hab ich dann auch erst 1-2 treffen lang gesiezt und dann gefragt, ob wir denn jetzt beim du sein, normalerweise würde das ja angeboten werden und er dann dann dem zustimmte ich vermute das kommt nur bei leuten vor, die hierarchich über einem stehen oer denken es zu tun). Ansonsten hab ich im beruflichen Kontext bisher zwei leute erlebt die einfach von Anfang an einen gedutz haben, die sind aber beide auch soweit ich sie einschätzen kann hemsärmelig und haben sich von unten hochgearbeitet.

  • Ich hatte das mal anders. Mein Chef duzte mich. Für mich war das ok, aber ich hatte ihn lange Zeit weiter gesiezt und mich gewundert, wieso alle anderen den Chef auch duzten. Das hatte glaub ich Wochen oder Monate gedauert bis ich es verstanden hatte, dass das mich duzen ein Angebot war und ich ab da auch hätte duzen können. Habs halt ab diesem Zeitpunkt getan.

    Ich kenne das nur, dass ich vom Chef/der Chefin gefragt werde und dann nehme ich auch an. Wenn mich jemand einfach duzen würde, würde ich es auch machen. Was ich irritiert ist, dass ich von fremden Personen manchmal geduzt werde. Vielleicht weil sie mich für viel jünger halten, vielleicht weil heutzutage für manche das Du normal ist?
    (Mit fremd meine ich in einem Geschäft oder auf der Straße).

  • Was ich irritiert ist, dass ich von fremden Personen manchmal geduzt werde. Vielleicht weil sie mich für viel jünger halten, vielleicht weil heutzutage für manche das Du normal ist?

    Ich würde sagen das hängt auch davon ab, in welchem Kontext bzw. Umgang man sich gerade befindet. Also es gibt Bereiche wo beispielsweise das Arbeitsdu total üblich ist und man dann bei Treffen etc. einfach alle duzt, weil man das da mit allen macht.

  • Vollkommen losgelöst von der Frage der Arroganz und Überheblichkeit kam mir gerade noch ein Gedanke:

    Wie viele Aspies bin ich auf einen Gebiet genial, aber ich begrenze mich darauf mich als "gut" oder "sehr gut" zu beschreiben und erzähle noch nüchtern über Dinge die ich schon gemacht habe. Also rede ich schon meine Kompetenz runter im Vergleich zu anderen Bewerber.

    Wenn ich Deine Einschätzung als genial so stehenlasse, bist Du möglicherweise für viele Arbeitsplätze schlicht überqualifiziert. Das wirkt in dreierlei Weise abschreckend:

    1. die Personalabteilung befürchtet, daß Du aufgrund Deiner Fähigkeiten und Kenntnisse auf lange Sicht horrende Gehaltsforderungen stellen wirst, die zu ihren Ansprüchen an Deine Leistung in keinem Verhältnis mehr stehen (Erklärung siehe unten)
    2. Kollegen und eventuell Vorgesetzte könnten sich minderwertig oder bedroht fühlen, wenn Du Leistungen produzierst, bei denen sie nicht mehr mithalten können und die eventuell dann auch noch zum allgemeinen Maßstab erklärt werden ("Normbrecher")
    3. ähnlich zu 2) bist Du mit Kollegen schwierig in ein Team zusammenzubringen, weil diese Deine Erläuterungen schlecht nachvollziehen können.

    Ich komme darauf, weil ich beim Berufseinstieg ähnliche Probleme hatte: ich hatte ein sehr gutes Diplomzeugnis - und dann bei Bewerbungen sehr oft Absagen erhalten mit Aussagen wie "Ihre Qualifikationen können wir uns finanziell nicht leisten". Später habe ich dann erfahren, daß es in meiner Branche (Software-Entwicklung Industrie) die zunehmende Tendenz gibt, "Experten" loszuwerden respektive darauf zu achten, daß Mitarbeiter jederzeit ersetzbar sind. Dafür werden auch geringere Effizienz oder Qualität bewußt in Kauf genommen, sprich, es werden ausdrücklich Durchschnittskräfte gewünscht und keine "Überflieger".

  • Es muss nicht unbedingt ein inhaltliches Problem sein, sondern vielleicht eher die Art und Weise, wie Du sprichst oder Dich ausdrückst. Das ist ja keine Seltenheit, dass Asperger auf andere Menschen so wirken.

    Geht mir auch so (von Menschen, die mich nicht gut kennen, werde ich oft als arrogant bezeichnet).

    Deshalb frage ich mich auch, woran das liegt, und werde beim nächsten Fall dieser Art nachfragen.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Geht mir auch so (von Menschen, die mich nicht gut kennen, werde ich oft als arrogant bezeichnet).
    Deshalb frage ich mich auch, woran das liegt, und werde beim nächsten Fall dieser Art nachfragen.

    Hmmm, bist Du in der "freien Wildbahn" anders als hier ?
    Dass Dich oft jemand als arrogant empfindet, überrascht mich.

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