Unsinn und Sinn einer Autismus-Diagnostik im Erwachsenenalter – soll ich oder soll ich nicht…

  • habe kein Falsches Bild. Mich nur eventuell nicht deutlich genug ausgedrückt. Ich schrieb:
    "...Bei ADHS ist das anders, da gibts eine Pille und schwupp, klappt alles besser (wenn man dann eingestellt ist und das Medikament wirkt). Ich glaube auch bei Borderline?..." Betonung sollte da auf WENN liegen. Mir ist durchaus bewusst, dass die Medis nicht bei allen wirken und es oft lange dauert bis man eingestellt ist.

    Nichtsdesto trotz wird ADHS wirklich oft überschnell diagnostiziert (auch bei uns war das so), weil die Medikamente den Ärzten auch Geld bringen und die Eltern oft froh sind, wenn das Kind durch eine Tablette plötzlich besser "funktioniert". Wir haben uns darauf nicht eingelassen, da uns die Diagnosestellung zu oberflächlich war und die KJP auch kein Aufklärungsgespräch bezüglich der Miedikamente führen wollte, was wir fast schon fahrlässig fanden. Immerhin haben diese Medikamente zum Teil wirklich unschöne Nebenwirkungen.

    Und mir persönlich liegt es fern zu bewerten was schlimmer ist und was nicht. Lumiyas tat das (sie sagte sie wolle kein Kind mit ADHS, was ich irgendwie etwas „verletzend“ fand, da mein Kimd mit ADHS diagnostiziert wurde) und darauf habe ich Bezug genommen.


    Gruß

    und noch ein Nachtrag zu meinem eigenen Beitrag :). Ich hab leider keine Vorschau-Funktion mehr, daher editiere ich so oft, was echt doof ist...

    Der Satzteil "da gibts ne Pille und schwupp"war sarkastisch gemeint. Ich persönlioch sehe das garnicht so, aber ich glaube viele Eltern stellen sich das so einfach vor. Und müssten dann doch eigentlich, wenn sie sich eine Diagnose "wünschen" (das war ja das Ausgangsthema) doch ADHS "besser" finden.

    Ich persönlich bewerte das wie gesagt garnicht und habe nur auf Lumiyas Wertung indem sie irgednwo schrieb, "schlimmere" Diagnosen, reagiert. DAraus entstand dann eine Sub-Diskussion.

    Meine Meinung: Jedes Phänomen hat seine Tücken, aber auch seine Stärken. Auch bei neurotypischen Menschen ist das so. Die haben ja auch ihre Schwächen und Stärken. Es sind nur andere als bei ADHSlern oder bei Autist*innen....

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

  • Dieses Aha-Erlebnis hatte ich letztes Frühjahr auch: Asperger-Syndrom plus typische Komorbiditäten. In dieser Erkenntnis lag eine so große Erleichterung nach all den Jahren des Gefühls anders zu sein und nach all den Quälereien, dass mir vor Freude die Tränen gekommen sind.
    Ich bin seit Sommer zur Diagnostik angemeldet und warte auf den Termin.

    Unterdessen nehme ich meine auftauchenden Zweifel ernst und versuche eine Differenzierung. Meine Gedanken teile ich auch der Klinik mit: Was sind bei mir Zwänge, was sind Steoreotypien? Handelt es sich um Spezialinteressen oder um Ausdruck einer eventuell vorliegenden Begabung? Habe ich als intelligentes Kind gut kompensiert oder sind Schwierigkeiten im sozialen Verständnis Folge von Vereinzelung wegen hoher Intelligenz? Sind Depressionen und Schafstörungen Ergebnis eines autistischen Burnouts oder Folge traumatischer Erlebnisse?

    Diesen Eindruck hatte ich hier nie. Was natürlich richtig ist, ist der Umstand, dass ich nicht überall qualifiziert mitreden kann. Zum einen bin ich in einem Lernprozess, den "dienstältere" User vielleicht schon abgeschlossen haben. Zum anderen gibt es Wahrnehmungen und Erlebnisse, die ich in der geschilderten Form oder in ihrer heftigen Intensität nicht kenne.
    Ich habe hier bisher eine große Hilfsbereitschaft erlebt, wenn ich etwa ein Problem schildere. Die Antworten helfen mir auch, mein Erleben besser zu deuten und einzuordnen.


    Ich möchte Klarheit. Bei aller Selbsterkenntnis und Gewissenhaftigkeit in der Wahrheitssuche bin ich am Ende nicht berechtigt und nicht qualifiziert, mich selbst zu diagnostizieren. Der Verdacht ist für mich wie eine wissenschaftliche These, die bestätigt oder verworfen werden kann. Außerdem ist es für eventuell sich anschließende therapeutische Maßnahmen (bezüglich der Komorbiditäten) wichtig zu wissen, ob Autismus als Basisstörung vorliegt oder nicht.
    Ich hatte mich mit dem Verdacht zuerst bei einem Psychotherapeuten vorgestellt, bei dem ich schon mal zu einer Gesprächstherapie war (wegen Depressionen und Zwängen). Der hat mir eine diagnostische Klärung empfohlen, was er selber nicht leisten kann. Ich habe dann über einen regionalen Ansprechpartner von Autismus Deutschland e.V. nach Kliniken gefragt, die das machen. Schließlich bin ich einem Hinweis hier im Forum gefolgt und habe mich angemeldet (Münster: bis 18 Monate Wartezeit). Eine parallel laufende Anmeldung (bis 3 Jahre Wartezeit) hatte ich zurückgezogen, um nicht unnötig einen Platz auf der langen Warteliste zu belegen.

    Ich war nach der "geplatzten Bombe" (der Erkenntnis, dass ich ins Spektrum fallen könnte) erstmal wie gelähmt. Da ging auch im Alltag plötzlich garncihts mehr. Meine Gedanken und Gefühle haben sich förmlich überschlagen (RW). Dann erst kam erst das Gefühl der Erleichterung, dann wieder Trauer (warum hat das niemand gesehen? Wieso war ich mit all dem Mist immer alleine?) und jetzt bin ich immer noch völlig hin und her gerissen zwischen:" endlich weiß ich was mit mir los ist" und "nein, das kann nicht sein, du bist doch viel zu sozial, einfühlsam, du bekommst doch alles "irgendwie" hin..." :m(: Furchtbar.

    Dein Beispiel mit der wissenschaftlichen These finde ich sehr treffend. Vielleicht sollte ich allein deswegen auch Klarheit schaffen, aber wie gesagt, bin ich von meinem Alltag und der aktuellen Diagnostik für meinen Sohn schon so "voll", da passt im Moment keine neue Aufgabe mehr rein. Ich muss mir klar werden, WIE wichtig das für mich, für mein Weiterkommen ist, um dann abwägen zu können ob es den Aufwand wert ist. ASS-Diagnostik für erwachsene FRAUEN ist ja so mit die schwierigste Sache überhaupt unter allen ASS-Diagnostiken, da sie oft so dermaßen gut "sozialisiert" sind, dass der Autismus nicht auffällt, da eben die Diagnostik auf Jungen, bzw. Männer ausgelegt ist.

    Wegen Forum: ich habe hier auch alle als sehr hilfsbereit erlebt :thumbup: . Niemand war respektlos oder unfreundlich oder hat MIR persönlich durch eine Aussage das Gefühl gegeben "du gehörst hier nicht her". Dieser Eindruck, dass man, um richtige Akzeptanz oder eine volle Zugehörigkeit zu fühlen, kam durch einen Beitrag, den ich hier gelesen habe.

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

  • Das mit der wissenschaftlichen These bin ich auch so angegangen. Nachdem ich mein Leben lang gedacht hatte, ich bin sehr gut in sozialer Interaktion, nur alle anderen halt nicht, vertraute ich meiner Selbstwahrnehmung nicht mehr. Ich begann mein Verhalten und meine Vergangenheit auf weitere Symptome abzuklopfen. Wenn die Theorie stimmte, müssten da weitere Punkt zu finden sein. Und so war es. Erschlagend viele Übereinstimmungen.
    Wobei ich mich da Frage, wieso eine offizielle Diagnose Klarheit bringen sollte. Dort klopft halt nur ein anderer Mensch die Symptome ab. Ein Mensch, der vielleicht mehr Ahnung hat. Wenn man Glück hat. Aber auch dieser Mensch kann falsch liegen.

  • Zitat von Src2K

    Wobei ich mich da Frage, wieso eine offizielle Diagnose Klarheit bringen sollte. Dort klopft halt nur ein anderer Mensch die Symptome ab. Ein Mensch, der vielleicht mehr Ahnung hat. Wenn man Glück hat. Aber auch dieser Mensch kann falsch liegen.

    1. Weil man sich selbst immer nur aus der Innensicht wahrnehmen kann, aber viele Symptome aus der Außensicht relevant sind: z. B. Gestik, Mimik, Prosodie.
    2. Weil Aspekte, die die Interaktion betreffen von der betroffenen Person anders gedeutet werden, z. B. Wechselseitigkeit der Interaktion.
    3. Weil ein Profi schon mit sehr vielen Autisten zu tun hatte, also eine Referenzgruppe hat.
    4. Weil man selbst i. d. R. nicht (genau) weiß, ab wann ein Verhalten so "normabweichend" ist, dass es auch diagnosewürdig abweichend ist.
    5. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Profi in seinem Bereich falsch liegt, ist geringer als die, dass man selbst als Laie (bei sich selbst) falsch liegt.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

    Einmal editiert, zuletzt von Kayt (22. Januar 2022 um 17:41) aus folgendem Grund: Sätze repariert

  • @Kayt: Danke, du hast natürlich recht. Die Berichte hier im Forum, wie häufig es vorkommt, dass unterschiedliche Profis zu -unterschiedlichen Ergebnissen kommen, verunsichern mich dann aber doch sehr. Daher würde es mir vermutlich schwer fallen, eine Diagnose als mehr als einen weiteren Anhaltspunkt zu sehen. Wobei das sicherlich auch vom Ablauf der Diagnose abhängt.

  • Das mit der wissenschaftlichen These bin ich auch so angegangen. Nachdem ich mein Leben lang gedacht hatte, ich bin sehr gut in sozialer Interaktion, nur alle anderen halt nicht, vertraute ich meiner Selbstwahrnehmung nicht mehr. Ich begann mein Verhalten und meine Vergangenheit auf weitere Symptome abzuklopfen. Wenn die Theorie stimmte, müssten da weitere Punkt zu finden sein. Und so war es. Erschlagend viele Übereinstimmungen.
    Wobei ich mich da Frage, wieso eine offizielle Diagnose Klarheit bringen sollte. Dort klopft halt nur ein anderer Mensch die Symptome ab. Ein Mensch, der vielleicht mehr Ahnung hat. Wenn man Glück hat. Aber auch dieser Mensch kann falsch liegen.

    Das mit dem " alle anderen sind schlecht in sozialer Interaktion, nur ich nicht" das habe ich auch immer so wahrgenommen. Und jetzt hinterfrage ich mich nur noch selbst :nerved: ... Gerade deswegen fände ich eine Diagnostik durch einen Fachmann (oder eine Fachfrau!) interessant, da ich festgestellt habe, dass ich mich oft schlecht einschätze. Ich dachte immer ich wäre super im Deuten von Mimik. Habe dann unterschiedliche Tests online gemacht und war erschüttert, wie daneben ich oft liege oder wie schwer es mir fällt, einem Gesichtsausdruck den richtigen "Namen" zu geben. Bei eindeutigen Gefühlen war ich gut, bei "Mischgefühlen" grottenschlecht :lol: ... Und geärgert habe ich mich schon immer über Menschen, die nicht einfach klar sagen, was sie denken und fühlen und "um den heißen Brei" herumreden. Subtext ist etwas, was mir völlig abgeht. Ich weiß, dass dieser oft vorhanden ist, vermutlich auch bie mir, ohne dass ich es beabsichtige, aber ich komme bei anderen mit Subtext überhaupt nicht klar. Siehe auch mein Beitrag zum Verständnis einer Aussage, den du auch kommentiert hast...

    1. Weil man sich selbst immer nur aus der Innensicht wahrnehmen kann, aber viele Symptome Außensicht relevant sind: z. B. Gestik, Mimik, Prosodie.2. Weil Aspekte, die die Interaktion betreffen von der betroffenen Person anders gedeutet werden, z. B. Wechselseitigkeit der Interaktion.
    3. Weil ein Profi schon mit sehr vielen Autisten zu hatte, also eine Referenzgruppe hat.
    4. Weil man selbst i. d. R. nicht (genau) weiß, ab wann ein Verhalten so "normanweichend" ist, dass es auch diagnosewürdig abweichend ist.
    5. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Profi in seinem Bereich falsch liegt, ist geringer als die, dass man selbst als Laie (bei sich selbst) falsch liegt.

    danke für diese rein logische Herangehensweise. Das hilft mir sehr. Ich kann grade diesbezüglich nicht mehr gut "logisch" denken.... :m(:

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Zephyr (22. Januar 2022 um 17:10)

  • Aber ich habe das Gefühl ich brauche sie für meine Außenwelt. Sowohl um endlich irgendwo „offiziell“ dazu zu gehören und mich zurecht unter Autist*innen heimisch zu fühlen (was ich tue)

    "sich unter Autisten heimisch fühlen": Also man bleibt auch nach der Diagnose Autist - damit will ich sagen: die autistischen Eigenschaften wirken auch in einem Kreis von anderen Autisten. Du beschreibst, du fühlst dich abgeschnitten von anderen Menschen, aber dies Gefühl wirst du dann auch gegenüber Autisten haben (und sie dir gegenüber). Denn dieses Abgeschnitten-Sein liegt in dem Menschen selbst und ist nicht die "Schuld" seiner Umgebung, es nutzt also nichts, die Umgebung auszutauschen. Bei Bekanntschaften mit anderen Autisten stellt man fest, dass da zwar (wenn man Glück hat!) ein Wieder-Erkennen von Symptomen ist, aber ein sich nahe-fühlen ist da nicht automatisch! Das hat man genauso viel oder genauso wenig wie mit NT.

    als auch um meinen Freunden, meiner Familie gegenüber offen darüber sprechen zu können und auch aufhören zu können zu masken und zu lügen ("ich hab Migräne und kann leider nicht zur Geburtstagsfeier kommen würde dann abgelöst durch:"mir ist das einfach zu viel, die ganzen fremden Menschen, die Lautstärke, dann muss ich auch noch Smalltalk halten und das kann ich einfach nicht. Ich fühle mich fehl am Platz bei sowas. Mir macht das Angst und es stresst mich!").

    Ich habe aber eigentlich garkeine Lust, jetzt bei jedem, der mir wichtig ist, Aufklärung zu betreiben. Ich möchte auf der einen Seite mit mir wichtigen Menschen TEILEN, was ich für mich weltbewegendes „entdeckt“ habe, da das auch mein neues Spezialinteresse ist, auf der anderen Seite wünsche ich mir aber, dass das nicht angezweifelt sondern einfach angenommen und akzeptiert wird, dass ich „angenommen“ werde so wie ich bin. Es kennt mich doch niemand besser als ich? Und wer sagt schon freiwillig: Ich bin Autistin! Wenn dies nicht begründet ist? Immerhin weckt das bei vielen Menschen nicht nur positive Assoziationen...
    Ich will mich nicht mehr verstecken und ständig vorgeben anders zu sein als ich es bin. Ich bin ausgelaugt, müde und erschöpft. Das frisst mich immer mehr auf. Soziale Interaktion wird für mich immer anstrengender. Ich habe dafür immer weniger Energie.

    Zu diesem Punkt kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen: eine Diagnose ändert da nichts. Du wirst es nicht glauben, ich verstehe auch wenn du es nicht glaubst, aber du wirst es erleben.
    "Ich bin Autist" erlärt den anderen Menschen nämlich erstmal gar nichts, oder es ihnen schlicht und ergreifend völlig egal. Du wirst allso weiterhin sagen "Ich habe Migräne".
    Mir ging es genauso, ich habe auch mehr erwartet, aber es ist so.
    Für die Außenwelt (außer Familie) bringt es nicht viel, zu sagen man ist Autist. Weil es kann gut sein man glaubt an eine Modediagnose, oder aber man weiß nichts über Autismus, oder aber jemand weiß was darüber allerdings ist das Feld inzwischen derart schwammig, dass die Aussage "Ich bin Autist" so gut wie keinen Informationsgehalt mehr hat außer "hat eine psychiatrische Diagnose".
    Einzig für medizinisches Personal bringt es was, eventuell. Die werden ihre Behandlung dann anpassen, falls sie können (was sie meist nicht können, was sie meistens nicht können wegen festgefahrener Abläufe) Immerhin schätzen sie einen dann nicht mehr ganz falsch ein.

    Kennt ihr solche Gedankengänge und Gefühle auch? Wenn ihr euch für eine Diagnose entschieden habt, WARUM?

    Ich habe mich dafür entschieden, weil mein Leben in einer Sackgasse war und ich hatte bereits sämtliche Tricks und Überlebenstaktiken ausgereizt. Ich merkte nach dem Abitur, dass ich arbeiten gehen irgendwie nicht packe (Erschöpfungsdepression), also ging ich studieren um mir Zeit zu erkaufen. Nach dem studieren fand ich keinen Anschluß in meinen Bereich (ist branchenüblich nur über Praktika möglich und das konnte ich mir finanziell nicht leisten, obwohl ich tolle Stellen ergattern konnte, ich konnte sie aber nicht überzeugen, mir ein Gehalt zu zahlen für eine Praktikantenstelle, also mussten sie ohne mich auskommen), also versuchte ich es in einer anderen Branche, aber dort kollabierte ich wegen meiner Behinderung (wieder Erschöpfungsdepression), machte wieder etwas anderes (wieder Erschöpfungsdepression)... soweit war ich gekommen, ohne dass mir jemand was anderes diagnostiziert hatte außer schwere Depression... aber das ging so nicht weiter. Das Arbeitsamt kann ein echtes Problem werden wenn man autistisch ist. Man muss von irgendwas leben und seine Miete bezahlen, man ist denen ausgeliefert.
    Außerdem hatte ich immer einen mords Stress mit meinem Partner, weil ich nicht gern rausgehe und nicht gern was unternehme. Mein Leben lang will ich zuhause bleiben in gewohnter Umgebung und jeder Tag soll gleich sein. Aber er wollte ab und zu was unternehmen, Ausflüge und so. Und ich wollte nie und das nahm er persönlich. Ich brauchte ihn aber. Die Autismus-Diagnose hat ihm immerhin erklärt, dass es wirklich nicht an ihm liegt, oder ich nicht einfach keine Lust habe oder faul bin, sondern da wirklich medizinisch was mit mir anders ist. Seitdem unternimmt er was ohne mich, ohne mir Druck zu machen.

  • Ich war nach der "geplatzten Bombe" (der Erkenntnis, dass ich ins Spektrum fallen könnte) erstmal wie gelähmt.

    Das war bei mir nicht so. Das ich anders bin oder "ein komischer Mensch" hatte ich schon in meiner Jugend des öfteren gehört. Als ich das Fachabi nachgeholt hatte, weiss ich noch was eine Klassenkameradin mir in der ersten Woche gesagt in der Pause gesagt hatte. Ich stand draußen, alleine und war am rauchen, sie sagte zu mir: "Hi, du kommst irgendwie als Einzelgänger und Außenseiter rüber, obwohl sie mich nicht so einschätzt. Es wäre besser, wenn ich mich mal zu den anderen dazu stelle." Nach einiger Zeit habe ich das dann auch. Meinem Soziologie Lehrer konnte ich bis zu Freudschen Theorie von ich-es und über ich, oder so ähnlich, noch Folgen. Danach hatte ich ihn innerlich fast für verrückt erklärt.

    Bei meiner ersten Arbeitsstelle habe ich nicht so recht verstanden, was mein Vorgesetzter bei manchen Aufgaben von mir wollte. Ich war dort 7 Jahre. Monate bevor ich gekündigt wurde hatte ich mich auf Ursachensuche begeben, weil es vermehrt zu "Katastrophen" gekommen ist. Nach dem ich dann mehre potentielle Ursachen ausgeschlossen hatte, weil sich die Symptomliste nicht wirklich mit meinen Problemen deckte, bin ich auf Autismus gestoßen. Ich hatte den Online AQ Test von Autismus aktuell gemacht und hatte mehr als 32 Punkte, also die Diagnose ist sehr wahrscheinlich. Kurz darauf wurde ich gekündigt und dann war das Thema Autismus vor erst wieder vom Tisch, aber nicht lange.

    4 Monate später, neuer Arbeitgeber, gleiche Verständnisprobleme, aber diesmal mit einem Arbeitskollegen und keinem Vorgesetzten. Dem Teamleiter, ein Kommunikationsgenie, war sehr schnell meine direkte Art aufgefallen und hatte mir dann einige Tipps gegeben, wie ich das "entschärfen" konnte. Manchmal hat das gut geklappt, aber sehr häufig nicht.
    Also fing ich wieder an Nachforschungen zu betreiben. Ich hatte ich mich an den Online-AQ Test erinnert und den hatte ich dann auch noch mal durchgeführt. Zack, wieder mehr als 32 Punkte. Ein paar Monate später, erneut durchgeführt. Bäm, wieder mehr als 32 Punkte. Also scheint da wohl was dran zu sein.
    Ich war weder geschockt noch gelähmt, sondern eher verwundert, weil ich nur das Autismusklischee, wippend, nicht sprechend, komische Laute von sich geben kannte.
    Daraufhin hatte ich mir das erste Fachbuch zu Autismus gekauft, von Tony Attwood. Beim lesen sind mir einige Sachen bekannt vor gekommen, weil sie in meiner Jugend genau so oder ähnlich abgelaufen sind. Interessant, faszinierend und ich war auf der richtigen Spur.
    Also kaufe ich mir noch ein Fachbuch und gehe der Sache mal weiter auf den Grund.
    Das Buch "Anders sein - Autismusspektrumstörungen im Erwachsenen Alter" von Prof. Dr. Vogeley. Ich musste nicht lange lesen, bis ich mich fragte, ob er das Buch über mich geschrieben hatte. Als ich das Buch durchgelesen hatte, hatte ich die Antworten auf so ziemlich jede Frage, die bis dato in meinem Leben unbeantwortet war. Ich hatte einen sehr sehr starken Verdacht, dass ich ein Autist bin und es diagnostisch abklären will. Ich hatte mir schnell die e-Mail Adresse von Herrn Vogeley heraus gesucht und ihm eine e-Mail geschrieben, in der ich meine Probleme erläuterte. Ein oder zwei Tage später bekam ich die Antwort: "Ich habe Sie auf die Warteliste setzen lassen. Bitte melden Sie sich noch telefonisch, damit wir Ihre Daten aufnehmen können."

    Ich lag mit meinem Verdacht also richtig. Der Professor setzt mich ja nicht aus Spass an der Freude auf die Warteliste.
    In Dortmund hatte ich schließlich früher einen Termin zur Diagnostik bekommen und bin auch diagnostiziert worden.

    Für mich war Diagnose eine Erleichterung. Ich bekam die Antwort auf viele Fragen und auf ein mal ergab alles irgendwie einen Sinn, was so passiert war.

  • @Kayt: Danke, du hast natürlich recht. Die Berichte hier im Forum, wie häufig es vorkommt, dass unterschiedliche Profis zu -unterschiedlichen Ergebnissen kommen, verunsichern mich dann aber doch sehr. Daher würde es mir vermutlich schwer fallen, eine Diagnose als mehr als einen weiteren Anhaltspunkt zu sehen. Wobei das sicherlich auch vom Ablauf der Diagnose abhängt.

    Um meine Antwort nochmal zu ergänzen: Rational gesehen wäre eine Abklärung (bei mir) sinnvoll, emotional gibt es da leider noch ein paar Ängste, die mich aktuell davon abhalten. Gepaart mit den Gedanken, dass es mir so schlecht nicht geht, und ich anderen, denen es schlechter geht, den Diagnose-Platz wegnehmen würde.

  • 1. Weil man sich selbst immer nur aus der Innensicht wahrnehmen kann, aber viele Symptome aus der Außensicht relevant sind: z. B. Gestik, Mimik, Prosodie.
    2. Weil Aspekte, die die Interaktion betreffen von der betroffenen Person anders gedeutet werden, z. B. Wechselseitigkeit der Interaktion.
    3. Weil ein Profi schon mit sehr vielen Autisten zu tun hatte, also eine Referenzgruppe hat.
    4. Weil man selbst i. d. R. nicht (genau) weiß, ab wann ein Verhalten so "normabweichend" ist, dass es auch diagnosewürdig abweichend ist.
    5. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Profi in seinem Bereich falsch liegt, ist geringer als die, dass man selbst als Laie (bei sich selbst) falsch liegt.

    Danke für die übersichtliche Auflistung. Die Punkte entsprechen exakt meinen Gedanken dazu. Ich kann alles aufschreiben und mitteilen, was mir an mir merkwürdig vorkommt. Ob es auch klinisch relevant ist, im Einzelnen oder im Gesamtbild, das wird die Diagnostik zeigen.

    Meinem Soziologie Lehrer konnte ich bis zu Freudschen Theorie von ich-es und über ich, oder so ähnlich, noch Folgen. Danach hatte ich ihn innerlich fast für verrückt erklärt.

    :lol: Das Modell der Instanzen hatte ich auch noch verstanden, aber nicht ohne Widerspruch. Ich hatte es dann als Metapher akzeptieren können. Zuletzt bin ich bei Jordan Peterson über die Psychoanalyse "gestolpert" und habe die Lektüre abgebrochen, weil mir das Gerede von den Archetypen (nach C.G. Jung) irgendwann zu viel wurde. Das erschien mir so irre, dass ich Peterson insgesamt verworfen habe.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (23. Januar 2022 um 10:15)

  • Kann man, sollte man sich z.B. als Psychologe richtig einschätzen, aufgrund der dazu benötigten Skills überhaupt ASSler sein?
    Weil es ja z. B. eine Psychologin gab, die nach einem Burnout diagnostiziert wurde.

    Wobei ich nicht mehr weiß, ob sie zuvor nen Eigenverdacht hatte, und ob sie sich überhaupt diagnostizieren ließ. Die hat ein Buch geschrieben. Ich las einen Artikel über sie.

    Und falls eine Psychologin das so selbst nicht kann, ist sie dann für ihren Beruf zu ungeeignet?

    Denn für den Beruf eines Psychologen braucht man ja eigentlich egal in welchem Themenfeld genügend Perspektivenwechsel, der bei manchen Laien in geringerer Ausprägung aber schon als alleinig untypisches Merkmal zum Ausschluss durch manche Diagnostiker führt.
    Und die übrigen Merkmale müssten dann so ausgeprägt sein oder mittels Burnout werden, dass das auffallen hätte, oder ein beruflich und privat lange Zeit homogenes Umfeld haben müssen. In dem Fall müsste es dann aber auch noch mehr ASSler unter den Kollegen geben.

    Ansonsten gibt es ja auch eine Diagnostikerin, die ASS hat (der ihr Buch beschreibt mich in der Leseprobe gefühlt 1 zu 1).

    Wenn sie beispielsweise in der Kindheit diagnositziert wurde, dann müsste sie ja, um den NT-Perspektivenwechsel betreiben zu können, geheilt sein, was ja nicht gehen soll. Also betreibt sie kognitiv antrainierten Perspektivenwechsel, egal wie gut er ist, in ASS-Form. Und darf so aber auch diagnostizieren.

    Demnach müsste es auch zugelassene Diagnostiker geben, die eigentlich gar nicht in der Lage sein dürften.
    Wo ich mich dann persönlich nebenbei Frage, wem glaub ich mehr? Und was glaub ich überhaupt noch.

  • Ganz viele die Psychologie studieren, lernen das abstrakt als Stoff, ohne einen Bezug zu sich selbst herzustellen.
    Ich habe auch darüber nachgedacht, über diese Person, da ich in meinem Studium im ersten Semester in der Einführung
    bereits so massive Unterschiede, und vor allem fehlende Entwicklungsschritte erkannt habe, zwischen dem wie es sein sollte
    und wie es bei mir ist.
    Kann sein dass ich den Stoff aber auch zu stark auf mich beziehe, ich studiere ja mit dem Wunsch das zu aufzuklären.
    Natürlich sind diese Modelle und Erklärungen alles Theorien, die sich ja auch ändern können, und es passte vielleicht deshalb nicht zu
    ihren Vorstellungen, sie hatte weniger Selbstreflexion oder das eben abstrakt gelernt.

  • Ansonsten gibt es ja auch eine Diagnostikerin, die ASS hat (der ihr Buch beschreibt mich in der Leseprobe gefühlt 1 zu 1).


    Wenn sie beispielsweise in der Kindheit diagnositziert wurde, dann müsste sie ja, um den NT-Perspektivenwechsel betreiben zu können, geheilt sein, was ja nicht gehen soll. Also betreibt sie kognitiv antrainierten Perspektivenwechsel, egal wie gut er ist, in ASS-Form. Und darf so aber auch diagnostizieren.

    Du redest von Christine Preißmann? Sie bekam ihre Diagnose erst als Erwachsene.

    Demnach müsste es auch zugelassene Diagnostiker geben, die eigentlich gar nicht in der Lage sein dürften.
    Wo ich mich dann persönlich nebenbei Frage, wem glaub ich mehr? Und was glaub ich überhaupt noch.

    Meine Erfahrung ist, dass es mir deutlich leichter fällt, andere analytisch einzuschätzen, als mich selbst. Ich denke, die Schwierigkeit im Perspektivwechsel besteht hauptsächlich in der unterschiedlichen Wahrnehmung. Wenn man sich darüber bewusst ist, wie unterschiedlich Wahrnehmung sein kann, und dass man selbst eher anders Wahrnimmt, dann wird der Perspektivwechsel schon leichter. Erfahrungen mit vielen verschiedenen Erlebnissen von anderen Menschen helfen zusätzlich weiter.
    Die größte Schwierigkeit beim Perspektivwechsel im Alltag ist, meiner Einschätzung nach, dass einem wichtige Punkte entgehen, um die Situation richtig einschätzen zu können. Als Psychologe ist man aber ohnehin nicht in der Position, wo man die Situation von außen beobachtet, sondern vom Patienten geschildert bekommt, und bei Unklarheiten auch nachfragen kann.

  • @Tux: Ja, ich glaub das ist die eine, die ich zuerst meinte. Sie hatte vorher weniger graue, und etwas längere Haare, aber der Rest passt.

    @Src2K Ja, Christine Preismann.


    Perspektivenwechsel spielt ja trotz Leitlinien eine Rolle, wenn auch keine große.
    Eigenamnamese verknüpfen. Angehörige analysieren. Bild zum großen Ganzen zusammenzufügen.
    Nichts geht von reiner Sachlichkeit aus.

    Wenn man als Autist so anders denkt, müsste man da eigentlich trotz aller Struktur-analytischen Künste, einen Supervisoren hinterm Rücken haben.

    Ansonsten ist man mega-hochfunktional.

    Aber das können dann theoretisch auch alle anderen Autisten sein (in verschiedener Art und Weise auf Basis ihrer Umstände und Startlaufbahn), und sich somit ggf. auch VA's teils richtig einschätzen können. Je nach antrainierten Perspektivenwechsel. Was nur klinisch und oder universitär anerkannt wird.
    Aber bis dato könnte sich auch ein VA genauso oder vielleicht besser als mancher NT einschätzen.

    Vielleicht liegen die Einschätzungen dann von einem guten NT Diagnostiker und einem guten ASS Diagnostiker in ihren Stärken und Schwächen gegenüber ausgeglichen. Ideal wäre vermutlich dann je so und je so eine Einschätzung.
    Im Bezug zu klinischer Diagnostik, von Leuten, die ihre Ausbildung überhaupt so weit erreichen konnten. Dazu braucht es schon auch etwas Halt im Leben vermute ich. Den hat ja nicht jeder Autist. Aber da würde ich nun wieder in ein anderes Thema abdriften.

    3 Mal editiert, zuletzt von Four (23. Januar 2022 um 11:41)

  • Die Diagnose muss und soll objektiv sein, obwohl das extrem schwierig ist.

    Es sollte also keinen Unterschied machen, bzw nur in der möglichen Objektivität der Person.

    Hier geht es darum, dass Gesunde, sich einweisen ließen, sich dann ganz normal verhielten und warteten, wie lange es
    dauerte bis heraus kam, dass Sie gesund waren.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenhan-Experiment
    Das Rosenhan-Experiment und die Folgerungen Rosenhans sind von verschiedenen Seiten insbesondere aufgrund methodischer Schwächen vielfach kritisiert worden. Da eine psychiatrische Diagnose in der Regel hauptsächlich auf Berichten der betroffenen Patienten oder von Personen aus deren Umwelt beruht, die sich auf das Verhalten und die Wahrnehmung der Patienten beziehen, deutet nach Ansicht der Kritiker eine auf unwahren Behauptungen basierende falsche Diagnose nicht auf Probleme bei der Präzision der Diagnose hin.
    Auf dieses Problem der Studie wies unter anderem Robert L. Spitzer, Professor für Psychiatrie an der Columbia University, in einer 1975 veröffentlichten Kritik hin.[5] Auch in anderen medizinischen Fachdisziplinen würde demnach die bewusste Vorspielung von falschen Symptomen zu fehlerhaften Diagnosen führen. Trotz dieser Kritik am Rosenhan-Experiment bemühte sich Spitzer in der Folgezeit um eine Verbesserung diagnostischer Standards in der Psychiatrie, so unter anderem durch eine Überarbeitung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen).

    Zum Beispiel das heimliche Anfertigen von Notizen (für diese Studie) wurde dann als Symptom für Schizophrenie gewertet.

    Wenn man sich selbst beobachtet treten viele ähnliche Effekte auf, man unterliegt dabei leicht einer Täuschung.

    Einmal editiert, zuletzt von Backnetmaster (23. Januar 2022 um 11:58)

  • Das war bei mir nicht so. Das ich anders bin oder "ein komischer Mensch" hatte ich schon in meiner Jugend des öfteren gehört.

    Für mich war Diagnose eine Erleichterung. Ich bekam die Antwort auf viele Fragen und auf ein mal ergab alles irgendwie einen Sinn, was so passiert war.

    ich hatte auch immer Probleme mit Sozialkontakten, in der Schule, auf Arbeit. Immer wieder. Bis heute.

    Das steht auch so in den frührern Zeugnissen, Freundschaften sind zerbrochen, mit Chefs oder Kollegen gab es Probleme (ich war fachlich immer überdurchschnittlich, aber das mit dem Sozialverhalten war halt schwierig). Dennoch hätte ich nie gedacht, dass ich Autistin sein könnte. Woher auch? Ich hatte ja damit keine Berührungspunkte. Ich hab früh gemerkt, ich bin anders als die anderen, habe aber, obwohl ich auch viel an MIR gezweifelt habe, dann immer wieder mir selbst gesagt, dass die "anderen" ja das Problem sind und nur nicht sozial "korrekt" handeln und agieren.

    Daher war es erst einmal eine schockierende Erkenntnis und erst DANN erleichternd (das habe ich danach geschrieben, hast du aber nicht kopiert als Zitat ;)). Zudem zweifle ich auch. Ich bin nicht SICHER. Ich vermute es nur, weil es alles erklären würde.

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Zephyr (24. Januar 2022 um 12:57)

  • Um meine Antwort nochmal zu ergänzen: Rational gesehen wäre eine Abklärung (bei mir) sinnvoll, emotional gibt es da leider noch ein paar Ängste, die mich aktuell davon abhalten. Gepaart mit den Gedanken, dass es mir so schlecht nicht geht, und ich anderen, denen es schlechter geht, den Diagnose-Platz wegnehmen würde.

    ja, da geht es mir sehr ähnlich. Und zusätzlich bedeutet für mich, das in Angriff zu nehmen eine große emotionale und auch organisatorische Herausforderung, vor der ich mich scheue.

    Da ich sehr oft vom Smartphone aus schreiben muss, gelingt es mir manchmal aus Zeitgründen nicht alle Tippfehler zu sehen und zu korrigieren, auch wenn es mich beim späteren nachlesen sofort sehr stört, dann aber nicht mehr zu korrigieren sind.

  • Hallo Ihr Lieben,
    Ich bin jetzt 61 und stecke mitten in der Diagnostik, hab noch einiges vor mir.

    Auch wenn ich schlecht schlafe, mein Blutdruck zu hoch ist,
    ich sehr gestresst bin, weil mich all die Fragen aufwühlen und die brodelnde Problematik unter der Kompensations-/Anpassungsdecke hervorbricht, bin ich doch froh, dass es so ist
    und bereue es nicht.

    Nach einem Flop in der Autismus-Sprechstunde habe ich nun eine kompetente, erfahrene Ärztin gefunden.

    Aber ich weine viel, weil mein Leben so verlaufen ist, wenn ich meine Zeugnisse, Tagebücher, Kinderfotos und meinen Lebenslauf anschaue...

    Dennoch war es eine richtige Entscheidung, die Diagnostik an zu gehen.

    Therapie/Coaching stehen auf einem anderen Blatt.

    Einmal editiert, zuletzt von Cordelia (4. Februar 2022 um 10:03)

  • Aber ich weine viel, weil mein Leben so verlaufen ist, wenn ich meine Zeugnisse, Tagebücher, Kinderfotos und meinen Lebenslauf anschaue...

    Das verstehe ich. Ich habe meine Diagnose zwar viel früher erhalten als du, aber auch ich war sehr traurig über vieles, was schlecht gelaufen ist vor allem in der Schule. Ich habe das aber intensiv versucht zu verarbeiten und nicht mehr die Schuld bei anderen zu suchen. Man kann es nicht mehr ungeschehen machen. Ich glaube ich habe alles in allem meinen Frieden damit geschlossen, wenn auch nicht zu 100% und nicht zu jedem Zeitpunkt.

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