Zusammensein mit anderen anstrengend - wie verhalten?

  • Mich ärgert es, dass mir sowas Offensichtliches nicht früher einfällt. Auf seine Kritik könnte ich nämlich erwidern „Dann hilf mir doch, am Ende die Schränke usw. abzuschließen, dann sehen und sprechen wir uns auch öfter“.

    Oder wäre das schon wieder zu unpassend/provozierend?

    Meiner Meinung nach ist da nichts unpassend daran.

  • Danke euch. Hat sich gerade erst mal erledigt, da ich jetzt wieder extra darauf achte, möglichst oft/lange bei anderen zu sitzen. Ich habe gerade auch öfter Überstunden, sodass ich eh länger dort bin.

    Weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Also mich anpassen und wieder gesellig tun, sobald mich jemand kritisiert.

    Bei dem Kollegen, der mich kritisiert hat, habe ich am wenigsten Lust und Ideen, was ich mit ihm reden könnte. (Mit anderen, die unkomplizierter sind, schon eher.)

    2 Mal editiert, zuletzt von Elena (19. Januar 2022 um 21:03)

  • @Elena Bitte verstehe ich nicht als Diagnose, aber hast du schon einmal mit einem Therapeuten an sozialphobischen Aspekten gearbeitet? Ich habe den Eindruck, dass du sehr stark darunter leidest, wie du möglicherweise von anderen Menschen bewertet wirst. Was andere über dich denken ist dir wichtiger als dein psychisches Wohlbefinden. Auf mich wirkt das sehr schädlich für dich und ich denke, dass das möglicherweise ein therapierbares Problem sein kann :)

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Einen Weg, es allen Menschen in deinem Umfeld recht zu machen, wirst du meiner Erfahrung nach nicht finden.
    Ich selbst habe mir angewöhnt, mir selbst Fragen zu stellen.
    Wenn 2 Arbeitskolleg*innen sich auf der Arbeit privat verabreden, fühle ich mich zunächst ausgeschlossen. Dann frage ich mich, ob ich das überhaupt wollen würde, denn meist kann ich mit den Freizeitaktivitäten und Gesprächsinhalten meiner Mitmenschen wenig anfangen. Also würde ich mich eher langweilen, mich aber dennoch anpassen. Vielleicht würde ich dann auch weiterhin eingeladen, was mir allerdings schnell zu viel würde und dann dauernd absagen würde. Dann hätte ich Konflikte auf der Arbeit mit diesen Personen , sodass ich es dann meist dabei belasse und meine Freizeitaktivitäten außerhalb suche.

    Es ergaben sich im Laufe meines Lebens immer mal Kontakte, die aber größtenteils versandeten, da ich immer diejenige war, die sich den Bedürfnissen des Anderen anpasste und sobald ich versuchte einen Schritt weniger zu gehen, die Konflikte begannen.
    Menschen, die mich lange und sehr gut kennen, akzeptieren meine Bedürfnisse und kennen meine Themen. Mein bester Freund weiß, dass unsere Freundschaft eher im 1:1 Kontakt funktioniert, bei einer anderen Freundin ist es 2:1, weil ich die andere Person genauso lange kenne.

    Mittlerweile denke ich mir, dass Personen, die echtes Interesse an mir als Mensch haben, nachfragen würden, warum ich mich so verhalte.

    "Du willst doch nur nicht normal sein, damit du dich nicht anstrengen musst."

  • So hart es auch klingt, es wird leider keinen Weg geben, es allen recht zu machen, denn dabei wirst du dich selbst so oder so vergessen. Zuallererst solltest du sicherstellen, ob du dich mit dem Gedanken an die Aktivität, zu der man dich einladen möchte, auch wirklich wohlfühlst. Es ist auch nichts falsches daran, eine Einladung abzusagen, weil es dir dabei zu viel werden würde, bei etwas mitzumachen, was dich auslaugt, oder bei etwas womit du dich nicht wohl fühlst. Es macht keinen Sinn, dich für deine Kollegen auf Kosten deiner Gesundheit zu verbiegen, nur um zu einer Gruppe zu gehören, in der du dich möglicherweise langfristig nicht wohlfühlst.

    In letzter Zeit habe ich mehr auf meine Bedürfnisse geachtet und nicht nur darauf, was andere von mir wollen oder erwarten oder normal ist. Ich habe mehrere Treffen abgelehnt (was ich sonst nie mache) und gesagt, dass mir gerade nicht danach zumute ist. Auf der Arbeit habe ich meine Aufgaben gemacht und mich weniger im Pausenraum gezeigt.

    Allerdings kommt direkt Kritik und Unverständnis. Es wird nachgehakt, warum ich kein Treffen will, Leute sind enttäuscht, werfen mir vor, dass sie mich gar nicht mehr sehen, oder fragen, was los ist.

    Ich weiß nicht, wie ich mich erklären soll. Verhalte ich mich nach außen gesehen wirklich unhöflich, wenn ich das mache, was mir guttut, und mich aus Sachen rausziehe? Sollte ich mich lieber wieder verbiegen und schauspielern? Die Kritik, die dann kommt, kann ich nämlich auch nicht ertragen und bin danach mehrere Tage deprimiert und habe Angst, dass ich wirklich unhöflich wirke und mir das selbst nicht auffällt.

    Auch wenn es sich für dich vielleicht komisch anfühlt, aber dass du auf deine eigenen Bedürfnisse achtest, ist sehr wichtig für dich. Ja, die Reise zur Selbstfürsorge ist lang und schwer, aber dass du deine Bedürfnisse priorisierst ist ein sehr wichtiger Schritt Richtung eigenem Wohlbefinden. Was bringt es dir, wenn du deine eigenen Bedürfnisse und deine Gesundheit aus den Augen verlierst? Nicht viel, im Gegenteil, es schadet dir. Hoffentlich verstehst du mich nicht falsch, aber vielleicht macht dir die damit verbundene Unsicherheit Angst. Für mich klingt das zwischen deinen Zeilen so, ich kann aber auch falsch liegen. Dass du deine eigenen Grenzen und Bedürfnisse kennst und kommunizierst, ist sehr wichtig, selbst wenn es sich für dich ungewohnt anfühlt oder du Angst hast unhöflich zu wirken. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, da ich mich gerade selbst intensiv mit Selbstfürsorge befasse, etwas was mir von früheren Mitschülern, früheren Freunden, und einigen Angehörigen jahrelang als egoistisch vorgegaukelt wurde, und wo sehr viele noch einen weiten Weg vor sich haben. Du bist damit also nicht allein und möglicherweise auch schon weiter als viele andere Leute.
    Der Ansatz von @Nenna , berufliches und privates voneinander zu trennen und proaktiv darüber nachzudenken, klingt für mich vernünftig, da es potentielle Konfliktherde nicht entstehen lässt und langfristig das Betriebsklima schont. Auch wenn es vielleicht unangenehm klingt, versuch dir mal vorzustellen, was passieren könnte wenn du zu einer für dich unangenehmen Aktivität mit deinen Kollegen mitkommst und es dir dabei zu viel wird. Diese Vorstellung wird dir wahrscheinlich Angst machen, aber sie könnte dir dabei helfen, dich besser zu fühlen wenn du deinen Kollegen absagst. Was bringt es dir, wenn du mitkommst und einen Overload bekommst weil es dir zu viel wird? Wahrscheinlich nicht viel gutes und möglicherweise Konflikte am Arbeitsplatz. Ich möchte meine Antwort nicht zu wertend schreiben, aber ich möchte dir dabei helfen, die Sache aus einem anderen Winkel zu beleuchten (RW). Hoffentlich konnte ich dir helfen und wünsche dir auf deiner Reise zur Selbstfürsorge das beste.

    Einmal editiert, zuletzt von Asesina (26. Januar 2022 um 16:59)

  • Ich kann das absolut nachvollziehen und ich habe oft das gleiche Problem. Besonders beruflich ist das manchmal sehr schwer. Im Moment habe ich für mich einen Weg gefunden. Ich nutze meinen Schreibtisch im Großraum-Lehrer*innenzimmer nur noch zum Ablegen meiner Fahrradsachen und verbringe Freistunden in der Physiksammlung. Dort habe ich einen Arbeitsbereich und kann Unterricht vorbereiten, Klausuren korrigieren, etc. Die Kolleg*innen wissen, dass sie mich dort finden, wenn etwas ist.
    Meine Begründung für diesen Rückzug ist coronabedingt durch die Lüftungssituation in dem LZ. Die an den Fenstern sitzenden Kolleg*innen schließenbei Außentemperaturen unter 20°C immer die Fenster, so dass die Luftqualität echt übel ist. Die Kinder sollen ruhig bei 5-15° im Klassenraum frieren, aber im LZ
    muss es schön warm sein. Wenn ich meinen CO2-Sensor mal dort einschalte, bin ich fast nie unter 1000 ppm. Für andere Arbeitnehmer in Großraumbüros gilt die hygienische Grenze von 800 ppm. Dort kann, soweit ich weiß, die Berufsgenossenschaft eingeschaltet, für Schulen gilt das aber leider nicht. Die Schulleitung kommt nur zwischendurch rein und sagt: "Macht mal ein Fenster auf." Selbst wenn es nach einer Minute wieder geschlossen wird, ohne dass die Luftqualität sich wesentlich ändert, kommt nichts weiter. Liegt dass nur an meinem Autismus, dass mich so etwas wahnsinnig macht?
    Es liefert mir auf jeden Fall ein gutes Argument, warum ich meine Pausenzeiten außerhalb des LZ verbringe und es wird akzeptiert. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie und was im Kollegium über mich erzählt wird.

  • Machst Du prima, Frischluft ist wichtig. Und meine Kinder frieren auch teilweise während des Unterrichtes, wobei die Lehrer das unterschiedlich handhaben. Manche machen Stoßlüften, andere lassen die ganze Zeit die Fenster geöffnet :nerved: !

  • Vermutlich sehen meine Schülerinnen und Schüler das nicht alle so. Da ich selbst quasi kein Kältempfinden habe, achte ich nicht auf die Temperatur. Ich habe meinen eigenen CO2-Sensor dabei und so lange die Konzentration gering genug ist, können die Kinder die Fenster einfach schließen. Das mache ich transparent, dadurch habe ich im Gegensatz zu einigen anderen Lehrkräften keinen Stress mit Diskussionen, es sei zu kalt zum Lüften.

    In einer Klasse habe ich auch das "Dauer-Kipplüften" auf deren Wunsch getestet und vermessen. Seitdem besteht die Klasse auch bei anderen Lehrer*innen darauf, das durchgelüftet werden muss und nicht dauergekühlt.

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