Diagnostik auch ohne Verwandschaftsbefragung möglich?

  • Bei mir konnten meine Eltern wegen diverser Umstände auch nicht befragt werden. Daher wurde mein Ex-Ehemann (der derjenige war, der als erster den Verdacht hatte, dass ich auf dem aut. Spektrum sein könnte) befragt und das hat dann auch gereicht.

  • Nach den vielen tollen Tipps hier habe ich ganz viele Baby- bis Teeniefotos aufs Tablett geladen. Auf den allermeisten kann man gut erkennen, dass ich mich schon als Baby völlig zufrieden mit mir allein beschäftigt habe. Und ja, bei Gruppenfotos stehe ich auch am Rand oder immer mit Abstand. Bin mal gespannt auf die Diagnostik im Sommer, Vorgespräch habe ich schon überstanden - es wurde von der Psychiaterin sehr gut geführt (geführtes Interview statt Tonnen von Fragebögen).

    Freundschaften? Ich bin abends nur noch kaputt von den sozialen Notwendigkeiten im Beruf. Da bleibt nix mehr.

  • Also das mit den Fotos als Diagnosewerkzeug finde ich etwas seltsam. In einer Familie, in der immer viel fotografiert wurde, könnte man wahrscheinlich für jedes Familienmitglied einige Fotos zusammenstellen, auf denen es autistisch wirkt. Andererseits wird es von jemandem, der von früher Kindheit an schon immer viel alleine für sich war oder der immer geweint hat oder sich nicht dazustellen wollte, weil er nicht fotografiert werden wollte, insgesamt viel weniger Bilder geben. Und da würde man ja auch eher die Fotos aufheben, die "gelungen" sind. So etwas verfälscht doch den Gesamteindruck total.

  • Diese Frage nach Diagnostik ohne Elternberichte kommt immer wieder hoch.
    Wer Diagnostik für Erwachsene anbietet, sollte das auch tun können, wenn Eltern oder andere Menschen, die über die Kindheit berichten könnten, aus verschiedensten Gründen nicht zur Verfügung stehen.

    Dazu auch das hier.

  • Also das mit den Fotos als Diagnosewerkzeug finde ich etwas seltsam.

    Videos seien ideal sagte man mir damals, weil man so unverfälscht die Interaktion (oder deren fehlen) sehen kann. Vielleicht hat ja auch einer Super8-Filme. Bei Fotos wird auch nicht geschaut, wie man guckt, sondern ob da Interaktionen festgehalten wurden, die "verdächtig" sind.

    Es geht gerade bei Erwachsenen soweit ich weiß nur darum zu prüfen, ob die Auffälligkeiten auch in der Kindheit schon vorlagen. Da reichen Fragmente aus.

  • Danke für die tollen Hinweise. :thumbup: :)
    Ich habe nachher einen 1. Termin zwecks Diagnostik beim Psychiater.
    Befragt werden kann leider niemand mehr.
    Vater tot, keinen Kontakt mehr zur Alkoholiker-Mutter, die sich eher für sich interessiert als für ihr erstes Kind, vermutlich hat sie eh alles über mich vergessen im Suff. :roll:
    Aber Kinderfotos habe ich gefunden, die wohl nicht besonders aussagekräftig sein dürften, weil ich erstens ein sehr braves, unauffälliges angepasstes Kind war und die Fotos gestellt sind. :?
    Tagebücher habe ich noch viele, da werde ich das älteste (16 Jahre) mitnehmen.
    Ansonsten sind alle Grundschulzeugnisse im Fließtext vorhanden, die dürften aufschlussreich sein. :|
    Ich hoffe, daß ich gut vorbereitet bin und es nicht wieder so klischeehaft wie in der Tübinger Autismus-Sprechstunde beim Schulpsychologen abläuft :m(:

  • Tagebücher habe ich noch viele, da werde ich das älteste (16 Jahre) mitnehmen.
    Ansonsten sind alle Grundschulzeugnisse im Fließtext vorhanden, die dürften aufschlussreich sein.
    Ich hoffe, daß ich gut vorbereitet bin und es nicht wieder so klischeehaft wie in der Tübinger Autismus-Sprechstunde beim Schulpsychologen abläuft

    Hört sich gut an; wenn du damit nicht an einen unwilligen oder sonst wie desinteressierten Menschen gerätst, müsste doch alles gut gehen.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Zu meinem Termin gestern in Böblingen :

    als ich vor dem riesigen Ärztezentrum am Bahnhof stand, verließ mich der Mut und ich hätte den Termin am liebsten sausen lassen... :roll:

    Dann fragte mich die Dame an der Anmeldung, ob ich ein neurologische oder psychiatrische Problem hätte, obwohl ich bei "doctolib" (der Termin-App) angegeben hatte, dass es um ASS-Diagnostik geht... :m(:

    Da war mir wieder zum Gehen zumute...
    Ich wurde einer Ärztin zugeteilt und kam in einen Raum, der wie ein Impfzentrum mit abgeteilten Zellen aussah... 8o :m(:

    Mühsam konnte ich meinem Drang, zu gehen, standhalten und füllte einen Diagnosebogen aus, der nachher keine Sa... mehr interessierte... :?

    Dann wurde ich aufgerufen und war totel verkrampft und bereits fix und fertig... :nerved:

    ABER: die Ärztin war sehr freundlich und schrieb eine Stunde lang alles auf, was ich zu ihren Fragen sagte.

    Die Fragen waren recht differenziert und berücksichtigen mein Alter bzw. Lern-und Anpassungsprozesse.

    Nach 1 Std. meinte sie, daß Sie sich noch mehr Zeit für mich nehmen möchte bei einem 2.Termin, denn vieles würde auf eine ASS hinweisen und ich bekam einen 2.Termin für weitere Diagnostik (Grundlage für Feststellung des GdB und Er) anhand von Zeugnissen, weiteren Arztberichten und anderen Unterlagen...

    Ich hoffe, ich bin dann nicht mehr so schrecklich angespannt und kann präziser antworten. :|

    Es läuft besser als in Tübingen, viel besser.
    Die Ärztin würde ich auch generell weiterhin aufsuchen, wenn ich Hilfe brauche. :)
    Leider verläßt sie bald die Praxis, ich werde sie fragen, wohin sie wechselt. :)

    Danke fürs Lesen :)

  • @Cordelia Danke für deine Beschreibung. Ist das eine niedergelassene Ärztin in einer Praxis, die sich mit ASS auskennen aber auch andere psychiatrische Patienten haben? So klingt es, weil ja bisschen Chaos war bei deiner Anmeldung. Gut dass du es durchgezogen hast. Ich kenne das, dass man flüchten will, weil man kein gutes Gefühl hat. Umso besser wenn sich die Angst dann nicht bestätigt hat.

  • Wie lange musst du auf deinen 2. Termin oder insgesamt bis zum Ende der Diagnostik warten? Sind die Wartezeiten kürzer als in den meisten Ambulanzen, wo zwischen den Terminen manchmal Monate liegen?

  • Ich wurde einer Ärztin zugeteilt

    War das dann die, die mal in der Freiburger Autismusambulanz gearbeitet hat?
    Ich bin neugierig, kannst du ihren Namen sagen oder wenigstens den ersten Buchstaben?
    In der Praxis sind so viele Ärzte.... und ich wüsste auch gerne, welche das ist, die mal in Freiburg war.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • War das dann die, die mal in der Freiburger Autismusambulanz gearbeitet hat?Ich bin neugierig, kannst du ihren Namen sagen oder wenigstens den ersten Buchstaben?
    In der Praxis sind so viele Ärzte.... und ich wüsste auch gerne, welche das ist, die mal in Freiburg war.

    Dr. Radtke

  • Wenn du erfährst, wohin sie wechselt, könntest du es dann auch hier schreiben bitte?

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • :thumbup:
    Ich bin echt froh, dass Du mit Ihr eine andere Erfahrung machst. Es ist so wichtig ernst genommen und gesehen zu werden...

    Vor kurzem fragte mich jemand, wie es für mich wäre, wenn nach einer Diagnostik "Psycho" rauskommen würde und nicht ASS.
    Meine spontane Antwort "Ey es wäre für mich vollkommen okay, wenn ich den Eindruck habe das die Diagnostik gut (ausführlich, sachlich, professionell, glaubhaft) gelaufen ist!"...

    Ich weiß nicht ob es Dir ähnlich geht?

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