Ständige Missverständnisse

  • Hallo,

    geht es nur mir so, oder habt ihr auch ständig Missverständnisse mit anderen Menschen in dem Sinne, dass ihr irgendetwas sagt und ihr meint das Ganze völlig sachlich und wertfrei und euer Gegenüber interpretiert in die Aussage irgendetwas rein und ist dann völlig überzeugt davon, dass ihr das auch so gemeint habt? Ich habe das Gefühl, dass mir das ständig passiert, weil Menschen scheinbar einfach nicht akzeptieren können, dass man auch etwas ohne Wertung sagen kann. Man muss das dann so gemeint haben, wie die anderen es aufgefasst haben (aus deren Sicht). Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, was beim anderen ankommt - kann ich auch gar nicht, sonst würde ich ja für jede Aussage Jahre überlegen müssen und dann am Ende trotzdem immer noch jemandem auf die Füße treten.
    Ich finde das ist so ein unnötiger Aspekt von Kommunikation. Es ist zeitraubend und anstrengend. Da verliert man bei einer gewissen Häufigkeit echt die Lust noch mit anderen ins Gespräch zu kommen.

    Musste das mal loswerden. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Viele Grüße

  • Ja, oft.

    Das vier-Ohren- oder vier-Seiten-Modell erklärt das recht gut, finde ich. Wobei ich schon denke, dass nicht jede Aussage auf allen vier Ebenen eine bestimmte Bedeutung haben muss oder diese die gleiche Gewichtung haben. Wenn zwei Leute also unterschiedliche Gewichtungen vornehmen, der eine auf der Sachebene, die andere auf der Beziehungsebene, dann wird gerne etwas unterstellt, was nicht gemeint war.

    Moderatorenbeiträge sind an der grünen und fetten Schrift erkennbar! Alles andere stellt meine persönliche Meinung als Forennutzerin dar.

  • Wobei ich schon denke, dass nicht jede Aussage auf allen vier Ebenen eine bestimmte Bedeutung haben muss oder diese die gleiche Gewichtung haben.

    Denke ich auch. Ich sage häufig Dinge einfach nur neutral und ohne irgendwelche Gefühlsregungen, einfach als Information an den anderen. Aber scheinbar kommt genau das oft so an, dass man da irgendetwas negatives reininterpretiert. Das ist so unglaublich anstrengend und energieraubend.

  • Jein.
    Ich habe Menschen in meinem Umfeld, die wirklich jedes Wörtchen auf die Goldwaage legen (RW). Da muss ich zum Teil Wochen danach noch und nöcher erklären, dass das anders gemeint war als die manifestierte Interpretation. So bin ich aufgewachsen und ist wohl mit ein Grund, warum ich mich irgendwann fast nicht mehr reden getraut habe. Evtl. hat das aber weniger mit mir, sondern mit Narzissmus bei diesen Personen zu tun.
    Mittlerweile entdecke ich, dass es doch viele coole Leute gibt. Allerdings sind Floskeln wie "mal ganz wertfrei gemeint", "ich will damit niemandem auf die Füße treten", "das geht jetzt nicht gegen dich" usw. aufgrund dieser Erfahrungen fester Bestandteil meines Repertoires, vielleicht trete ich damit "normalen" Leuten wirlich weniger auf die Füße...?

    Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, was beim anderen ankommt - kann ich auch gar nicht, sonst würde ich ja für jede Aussage Jahre überlegen müssen und dann am Ende trotzdem immer noch jemandem auf die Füße treten.

    Das kommt darauf an, was du mitteilen möchtest, würde ich sagen... Wenn man mit der Person auskommen muss, wäre meine Ansicht, dass man schon etwas auf die Komunikation achten sollte. Ansonsten kann man es sich ja aussuchen, ob das wirklich passt, da bin ich sehr rigide.
    Ich finde das Anpassen der Kommunikation auch unendlich anstrengend, aber hilft manchmal nix. Die anschließenden Konfrontationen und Diskussionen sind für mich sehr viel schlechter auszuhalten, da nehme ich lieber das kleinere Übel.

    "The universe is under no obligation to make sense to you" :prof: Neil DeGrasse Tyson

  • Das kommt darauf an, was du mitteilen möchtest, würde ich sagen...

    Ich möchte einfach nur eine Sachinformation mitteilen. Und das sind dann auch oft genau die Situationen, in denen dann wild interpretiert wird. Ich habe so die Theorie, dass viele Menschen einfach nicht verstehen können, dass es Leute gibt, die auch einfach nur Informationen weitergeben, ohne irgendwelche Unterschwelligkeiten.

  • Denke ich auch. Ich sage häufig Dinge einfach nur neutral und ohne irgendwelche Gefühlsregungen, einfach als Information an den anderen. Aber scheinbar kommt genau das oft so an, dass man da irgendetwas negatives reininterpretiert. Das ist so unglaublich anstrengend und energieraubend.

    Ich merke gerade, vielleicht habe ich die Fragestellung nicht ganz verstanden. Du meintest ungefähr eine solche Situation:

    X: Ich gehe heute Abend mit W wal wieder was essen, komme später heim.
    Y: Viel Spaß. Ist dein Leben mit mir etwa so langweilig geworden? Fehlt dir was?

    ?

    Oder so simple Feststellungen, wie z.B. "wir waren schon lange nicht mehr im Kino", Antwort, gereizt: "weil die Kinos erstens ewig zu waren, dann nur komische Filme kamen, du dann keinen Bock hattest rauszugehen und dann keine Zeit hattest"

    Solche Situationen kenne ich sehr gut...

    "The universe is under no obligation to make sense to you" :prof: Neil DeGrasse Tyson

  • Was wird denn reininterpretiert? Dass andere etwas tun sollen oder dass du sie für dumm/ungebildet/unaufmerksam hältst? Wenn es da insgesamt oder bei einzelnen Personen ein Muster gibt, kannst du dich eventuell da anpassen. Oder versuchen ein klärendes Gespräch zu führen und den Punkt ansprechen.

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  • habt ihr auch ständig Missverständnisse mit anderen Menschen in dem Sinne, dass ihr irgendetwas sagt und ihr meint das Ganze völlig sachlich und wertfrei und euer Gegenüber interpretiert in die Aussage irgendetwas rein und ist dann völlig überzeugt davon, dass ihr das auch so gemeint habt?

    Kenn ich nur mit einer ganz bestimmten Sorte Menschen und ich empfinde diese als toxisch. Deswegen verbanne ich solche Menschen im Privaten kategorisch aus meinem Leben und in den anderen Bereichen, wo ich das nicht kann (z. B. bei Kollegen), geh ich Kontakt mit diesen Menschen so gut wie möglich aus dem Weg und reduziere ihn auf das absolut Unvermeidbare.

  • Ich merke gerade, vielleicht habe ich die Fragestellung nicht ganz verstanden. Du meintest ungefähr eine solche Situation:

    X: Ich gehe heute Abend mit W wal wieder was essen, komme später heim.
    Y: Viel Spaß. Ist dein Leben mit mir etwa so langweilig geworden? Fehlt dir was?

    ?

    Oder so simple Feststellungen, wie z.B. "wir waren schon lange nicht mehr im Kino", Antwort, gereizt: "weil die Kinos erstens ewig zu waren, dann nur komische Filme kamen, du dann keinen Bock hattest rauszugehen und dann keine Zeit hattest"

    Solche Situationen kenne ich sehr gut...

    Zum Beispiel, ja. Nur dass dann danach noch endlose Diskussionen entstehen.

    Schön sind aber auch Situationen, in denen man irgendwas unterstellt bekommt, was man gar nicht gesagt hat, weil die Person sich dann irgendwelche Lückenfüllerwörter in die Aussage denkt, die dann natürlich eine Aussage verändern würden.

  • Ja, oft.

    Das vier-Ohren- oder vier-Seiten-Modell erklärt das recht gut, finde ich. Wobei ich schon denke, dass nicht jede Aussage auf allen vier Ebenen eine bestimmte Bedeutung haben muss oder diese die gleiche Gewichtung haben. Wenn zwei Leute also unterschiedliche Gewichtungen vornehmen, der eine auf der Sachebene, die andere auf der Beziehungsebene, dann wird gerne etwas unterstellt, was nicht gemeint war.

    Das hatte ich auch gerade in der Schule und ich war kurz davor dem Lehrer das Buch "wer ist hier eigentlich autistisch" auf den Tisch zu knallen. (RW) Konnte mich aber gerade noch zurückhalten. :roll: Gab da so eine Aufgabe wo ein Kunde sauer auf den Verkäufer war, weil er gesagt hat "das Hemd würde zu einer Jeans passen". Ich habe da gar nichts von dem Vier-Ohren-Modell, also die Ebenen, bzw. bis auf die wertfreie Sachebene, gesehen. Was die NTs da an Interpretation an den Haaren herbei gezogen haben (RW) war schon richtiger Unsinn. Von wegen der Verkäufer hätte sich erst vorstellen sollen usw.. Man kann doch nicht aus einer allgemeinen Aussage spezielle Interpretation als gültig betrachten, wenn die allgemeine, wertfreie, Antwort falsch ist. Hab da geschrieben, für die Deutung des Sachverhaltes fehlt der entsprechende Kontext. War falsch. Völlig bescheuert.. Da ist es doch keine Wunder, dass die NTs sich ständig falsch verstehen, weil jeder nur das hört bzw. hören will was ihm passt bzw. denen überhaupt ins Gehirn passt. Etwas wertfreies passt da gar nicht in das Gedankenkonzept. Für mich ist dieses System völlig bekloppt und fördert nur die Misskommunikation weil ständig eine Wertung einer Aussage zwingend notwendig ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von platzhalter (25. November 2021 um 22:29)

  • Hab da geschrieben, für die Deutung des Sachverhaltes fehlt der entsprechende Kontext. War falsch.

    Ist es auch, den mit den Bezeichnungen "Kunde" und "Verkäufer" ist das Grundbeziehungsverhältnis dieser beiden Personen zueinander beschrieben und damit ein Kontextteil, auf den du hättest eingehen können.

  • @Aldana Selbst auf der Beziehungsebene ergibt sich kein Kontext. Das Käufer/Verkäufer miteinander kommunizieren impliziert ja nicht die Qualität und in welcher Funktion der Verkäufer auftritt. Es ist weder klar, was vor dem Satz passiert ist, noch in welcher Absicht (Rolle) der Verkäufer auftritt. Muss bzw. will er verkaufen oder möchte nur nett sein?

  • Das Käufer/Verkäufer miteinander kommunizieren impliziert ja nicht die Qualität und in welcher Funktion der Verkäufer auftritt.

    Bei solchen Bezeichnungen in Aufgaben sind immer die Stereotypen gemeint. Soll man nicht vom Stereotyp ausgehen, wären weitere Erläuterungen dabei gewesen.

    Muss bzw. will er verkaufen oder möchte nur nett sein?

    Genau das wären zwei typische und schlüssige Deutungen. Variante 1 wird in der Aufgabenstellung die plausiblere sein, da eben vom Stereotyp der Personenbezeichnungen ausgegangen werden soll und in diesem Stereotyp hat der Verkäufer immer das Ziel zu verkaufen, denn das ist nunmal seine Aufgabe. Ungeachtet dessen ist er auch in diesem Fall "nett", nur eben mit einer zusätzlichen Absicht.

  • Ich möchte einfach nur eine Sachinformation mitteilen. Und das sind dann auch oft genau die Situationen, in denen dann wild interpretiert wird. Ich habe so die Theorie, dass viele Menschen einfach nicht verstehen können, dass es Leute gibt, die auch einfach nur Informationen weitergeben, ohne irgendwelche Unterschwelligkeiten.

    Genau den Konflikt habe/hatte ich auch immer wieder mit meiner Frau. Ich teile nur kurz eine Information mit, einfach weil ich das Bedürfnis habe, sie an meinem Leben und meinen Gedanken teilhaben zu lassen. Und sie unterstellt mir, ich würde ständig meckern.

    Auf der anderen Seite ist da mein Sohn, der sich regelmäßig über alle möglichen Kleinigkeiten beschwert und aus meiner Sicht viel zu negativ ist. Und da kam mir nun gestern zufällig der Gedanke: Ist das, was ich bei meinem Sohn als Nörgeln und Unzufriedenheit wahrnehme, möglicherweise genau das gleiche, wertfrei gemeinte Mitteilungsbedürfnis, dass ich auch habe?

    Wenn das so ist, dann gibt es da eine deutliche Differenz zwischen der Wahrnehmung, wie ich mich mitteile möchte und wie ich tatsächlich ausdrücke. Und dann bin es möglicherweise doch ich, der seine Stimme unbewusst so moduliert, dass beim Gegenüber die falsche Information ankommt.

  • Ich glaube, dass solche Situationen, wenn man in dem Moment (oder im Nachhinein) die Kapazitäten hat, sie auf die Art zu analysieren, sehr viele Infos über den Gesprächspartner mit sich bringen.


    Im Allgemeinen neigen Leute dazu, "leere Felder" mit etwas zu füllen, das sie gerade dabei haben. Als Metapher fiele mir ein, dass Jemand mit vollen Händen in einen Raum geht, in dem ein leerer Tisch steht. Der Impuls, zumindest einen Teil dessen, was man mit sich herumschleppt, auf diesen Tisch zu legen, ist groß. In einem Raum ohne Tisch oder mit vollem Tisch, ist es leichter, dem zu widerstehn. Trotzdem könnte man noch etwas auf den Tisch tun, wodurch der noch planloser würde.

    Der Raum ist daa Gespräch, der Tisch ist der Subtext oder die Beziehungs- Apell- und Selbstoffenbarungsebene.
    Einer sagt was, macht damit das Gespräch (Raum) auf, der andere antwortet, kommt also rein. Die meisten Menschen haben irgendwelche Gedanken, die sie gerade beschäftigen (die vollen Hände). Je weniger auf deinem Tisch (Subtext) schon liegt (weil du weitgehend auf der Sachebene operierst), desto leichter fällt es dem Gegenüber, seinen Ballast dort abzuladen.

    Was man also daraus lernen kann, ist, was den Anderen (ggf. Unterbewusst) beschäftigt.

    Beispiel (greife mal das von oben auf)
    A: wir waren schon lange nicht mehr im Kino
    B: (genervt) Ja weil ...

    A bietet einen Tisch, B leert aus: Unzufriedenheit mit den Möglichkeiten, etwas zu Unternehmen. Schlechtes Gewissen, selbst nicht schon längst etwas vorgeschlagen zu haben, Frust über Organisationsschwierigkeiten.

    A sieht seinen Tisch mit lauter Müll beladen, und denkt B erwartet, dass A das jetzt alles aufräumt (A fühlt sich angegriffen, interpretiert die Antwort als Kritik)

    A hat Optionen zu reagieren:
    - alles, was auf dem Tisch liegt, selber auf den Arm nehmen (ja, es tut mir leid, ich bin selbst Schuld daran, dass wir so lange nichtsmher gemacht haben..) und sich damit belasten.
    Meist eine doofe Idee

    - gemeinsam aufräumen, was jetz auf dem Tisch liegt (ja das ist schade, dass immer irgendwas dazwischen kommt. Wie wichtig ist uns das denn? Wie können wir es mal wieder möglich machen? Welche schönen Alternativen bieten sich an)
    Beste Option in >90% der Fälle

    - Tableflip (geh weg mit deinen Vorwürfen, ich habe nur wertfrei etwas gesagt, wollte gar keine Diskussion anfangen!) ist angemessen, wenn man keine Zeit oder Ressourcen hat, den selben Tisch schon x mal sortiert und keine Lust mehr, oder gerade selbst noch die Hände voll, nur noch nix auf den Tisch gestellt hatte.

    Kein Anspruch auf Vollständigkeit - man kann auch einen Teil des Tisches bearbeiten, einen Teil aufnhemen und einen Teil flippen. Außerdem kann man durch Ablenkung und Themenwechsel einfach vom Tisch weggehn. Allerdings wird meistens zumindest ein Teil wieder mitgenommen, die Probleme sind also nicht gelöst.


    Man kann sich auch merken, bei wem zu welchen Themen immer viel auf dem Tisch landet (wo viel reininterpretiert wird). Das heißt, dass demjenigen das Thema wichtig ist. Man kann dann versuchen, in einem ruhigen Moment das Thema nochmal aufzugreifen und (mit vorher zurechtgelegtem Plan), die belastenden Punkte anzugehen.
    Wird nicht immer und vor Allem nicht sofort klappen, auch weils ja oft unbewusste Probleme sind.

    Genauso ist es sinnvoll, zu analysieren, bei welchen Aussagen man selbst nörgeln rieninterpretiert, obwohl es vllt tatsächlich wertfrei hätte sein könnnen. Oft leigt z.B. ein schlechtes Gewissen zu Grunde. Man möchte selbst etwas anders machen, kriegt es aber (noch) nicht (so richtig) hin. Jenand spricht es an und man interpretiert die eigene Unzufriedenheit und Ansprüche rein.

  • Der Vergleich gefällt mir.
    Ich habe öfter das Problem, dass Aussagen von mir so interpretiert werden, als wäre ich wütend oder sehr negativ über etwas, obwohl ich aus meiner Sicht alles neutral gemeint habe.
    In Foren passiert mir das auch, aber da fehlt ja auch die begleitende Mimik und Körpersprache.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Bei solchen Bezeichnungen in Aufgaben sind immer die Stereotypen gemeint. Soll man nicht vom Stereotyp ausgehen, wären weitere Erläuterungen dabei gewesen.

    Ja, das ist ja das Problem mit dem Kontext. Selbst die Annahme, dass diese eine typische Interaktionen zwischen Stereotypen ist, ist ja eine Annahme ohne Belege aus dem Sachverhalt.

    Genau das wären zwei typische und schlüssige Deutungen. Variante 1 wird in der Aufgabenstellung die plausiblere sein, da eben vom Stereotyp der Personenbezeichnungen ausgegangen werden soll und in diesem Stereotyp hat der Verkäufer immer das Ziel zu verkaufen, denn das ist nunmal seine Aufgabe. Ungeachtet dessen ist er auch in diesem Fall "nett", nur eben mit einer zusätzlichen Absicht.

    Und das sind ja nur zwei von sehr vielen Deutungsmögchkeiten. Im Prinzip ist es hier eher angebracht, nach dem Wahrscheinlichsprinzip eine Erörterung über die Auslegung der Beziehung anzustellen. Also wenn das das das zutrifft, dann ist das das das möglich, aber aufgrund dem dem dem wahrscheinlich/unwahrscheinlich.
    Und da ist ja auch das Problem mit der Kommunikation über das Vier-Ohren-Modell. Die Meisten Menschen nehmen aus Intuition (Faulheit zum Denken) das erste was ihnen in den Kopf passt bzw. was ihnen am besten gefällt. Am besten zu sehen wenn sich Menschen in einer Beziehung aufgrund von Emotionalitäten streiten. Der andere ist halt nicht so wie man ihn haben will..
    Die wertungsfreie Aussage das Hemd passt zur Jeans als Tatsache, können/wollen die meisten nicht verstehen. Auch weil sie immer etwas von ihrem Gegenüber mit der Kommunikation über das Vier-Ohren-Modell erwarten. Ob das was ist oder nicht.

  • Ich sage häufig Dinge einfach nur neutral und ohne irgendwelche Gefühlsregungen, einfach als Information an den anderen. Aber scheinbar kommt genau das oft so an, dass man da irgendetwas negatives reininterpretiert.

    Ich bilde mir ein, dass ich dich verstehe. ;)
    Aber an diesem Beispiel (oben) möchte ich dir zeigen, dass da zwei unterschiedliche Dinge zusammen genannt wurden:

    Erster Satz: So empfindest du es als AbsenderIn deiner Botschaft/Information.

    Ganz subjektiv. Wie auch sonst. Du sagst das wahrscheinlich unverstellt und unmittelbar, überlegst nicht lange, um irgendwelche versteckten Botschaften mitzugeben.
    Aus deiner Sicht ist das Gesagte also neutral und ohne versteckte Schuldzuweisung oder Häme oder romantische Verklärung deines Gegenübers (welche Gefühle dir auch immer einfallen mögen, die kannst du in Gedanken hier einsetzen).

    Zweiter Satz: Hier kommt die Reaktion deines GesprächspartnerIns ins "Spiel" (als das kann ein Gespräch ja angesehen werden). Und zusätzlich wieder deine Aufnahme der geäußerten Information durch dein Gegenüber.
    Damit haben wir im zweiten Teil deines Zitats von oben schon drei Interpretationsfilter: deinen ersten, ursprünglichen, der dir so vertraut ist, dass du deine Subjektivität gar nicht mehr bemerkst.
    Dabei spielen zum Beispiel Sprachvorbilder oder deine Sprechweise oder dein bevorzugter Wortschatz oder deine unbewusste Mimik eine Rolle.

    Zweitens kommt das von dir Gesagte bei einer Person an, die wieder ihre eigenen "Filter" hat, für die zum Beispiel ihre persönlichen Gewohnheiten so selbstverständlich sind, dass sie unbewusst als allgemeingültig eingesetzt werden. Sie denkt dann vielleicht, dass sie ebenfalls neutral und ohne große Gefühle deine Äußerungen verstanden hat.
    Aber auch diese Person ist von ihren eigenen Erfahrungen im Umgang und in der Konversation mit Anderen geprägt und damit nicht automatisch "neutral".

    Drittens kommt dann wieder dein eigener Wahrnehmungsstil zum Tragen, wenn dieses Gegenüber dir eine weitere Aussage zukommen lässt, die ja schon durch zwei Filter gegangen ist.

    Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.

    Meine Meinung zu dem Gesamtproblem ist die, dass Kommunikation oft sehr schwierig und manchmal sogar "heikel" sein kann. ("Gefährlich" wäre mir jetzt ein zu heftiger Ausdruck...)

    Aber du solltest vielleicht nicht überreagieren, wenn dich jemand missversteht. Selten geschieht es (meine Erfahrung) aus einer miesen Absicht heraus, sondern oft aus der täglichen Überforderung und wasweißichsonstnoch!

    Manchmal hilft auch konkretes Nachfragen, was Autisten oft schwer fällt.
    Es ist und es bleibt nicht einfach, auch da gebe ich dir Recht.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • @Capricorn Ja, das kann sein, dass es so abläuft. Dennoch gibt es auch Beispiele, wo ich mir einfach nur an den Kopf fasse (RW). Zum Beispiel, wenn meine Mutter mich fragt, wie ich ihr neues Oberteil finde. Es kann dann sein, dass ich sage "ist ein bisschen eng". Ich meine dann lediglich, dass es ein bisschen eng ist, weder dass es hässlich ist oder dass sie dick ist, sondern nur dass das >Oberteil< etwas eng ist. Aber es wird dann eben oft daraus gemacht "ich bin dick". Und sowas finde ich einfach nur nervig, weil ich denke, wenn man keine ehrliche Meinung haben möchte, bzw. nicht versteht, dass das einfach eine wertfreie Meinung gegenüber meiner Mutter ist und sich nur auf das Oberteil bezieht, dann braucht man auch gar nicht erst fragen.

    Ich glaube aber, was bei uns Autisten sehr reinspielt, vor allem auch bei mir, ist dass wir oft eine reduzierte Mimik und Gestik haben. Bei mir kommt noch die sehr monotone Stimme dazu. Da wird halt gerne mal anders interpretiert, als es gemeint war.

  • Selbst die Annahme, dass diese eine typische Interaktionen zwischen Stereotypen ist, ist ja eine Annahme ohne Belege aus dem Sachverhalt.

    Ebenso falsch. Der Sachverhalt ist hier: es handelt sich um eine Sachaufgabe.
    Dass in Sachaufgaben vom Stereotyp auszugehen ist, wenn keine weiteren Erklärungen vorhanden sind, ist eine Gesetzmäßigkeit.

    Zum Beispiel, wenn meine Mutter mich fragt, wie ich ihr neues Oberteil finde. Es kann dann sein, dass ich sage "ist ein bisschen eng".

    Da hast du selber aber nicht sachlich geantwortet, denn sachlich wäre nur die Antwort gewesen, ob dir das Design gefällt oder nicht. Stattdessen hast du eine Antwort auf die Frage: "Sitzt das Oberteil gut an mir/Passt es mir." gegeben. Da ist es doch logisch, dass sich deine Mutter (unbewußt) fragt, wieso du inhaltlich umschwenkst. Solche inhaltlichen Schwenke innerhalb eines Themenkomplexes werden niemals ohne Grund gemacht. Ein häufiger Grund ist, dass jemand seinen Hauptstandpunkt unbedingt anbringen will, aber bisher keine Gelegenheit dazu hatte. Es ist also völlig logisch, dass deine Mutter aus deiner Antwort schließt, dass es dir wichtig war, ihr zu sagen, dass ihr das Oberteil zu eng ist. Sich dann zu fragen, wieso dir genau diese Aussage wichtig war, ist auch nicht weiter verwunderlich und wenn man es gewohnt ist, dass Menschen Meinungen "nett" verpacken ist die Schlußfolgerung, dass du ihre Figur damit kritisieren willst, sehr naheliegend.

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